Beiträge von Petronia Octavena

    Überrascht sah Octavena ihren Onkel an.
    "Wirklich? Wen?"
    Ein aufgeregtes Kribbeln breitete sich in ihrer Magengegend aus. Die Suche nach einem passenden Mann für sie hatte sich schließlich ganz schön in die Länge gezogen und so sprühte sie nun natürlich vor Neugierde.

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    Original von Lucius Petronius Crispus
    Aber anstatt auf ihre Plattitüden zu antworten, gähnte er nur demonstrativ - diese Geste hatte er in der Schule gelernt und er wusste, dass sie einen gereizten Gegner - im damaligen Falle etwa ihn selbst - zur Weißglut trieb. Nach einigem Überlegen hatte er auch den Grund erkannt - sie machte den Eindruck, das Gehörte sein so langweilig, dass man davon müde wurde!


    Lucius' Reaktion verfehlte nicht ihre Wirkung. Octavena lag gerade schon wieder eine zickige Bemerkung auf der Zunge, um ihrer Wut über seine Arroganz Luft zu machen, als ihr Onkel beschwichtigend einschritt. Sie schluckte die Worte wieder herunter und presste stattdessen verärgert die Lippen aufeinander. Lucius tat gerade so, als wäre sie nur eine dumme Gans, die tatsächlich nicht mehr konnte, als nett zu lächeln! Sie warf ihrem Vetter noch einen giftigen Blick zu, riss sich dann aber tatsächlich zusammen. Jetzt vor ihrem Onkel trotzdem anzufangen zu zanken, darauf hatte sie weder Lust noch erschien es ihr die Sache wert.
    "Du hast wohl recht, Onkel. Das war nicht ganz gerecht von mir. Entschuldige, Lucius", sagte sie zwar mit einem ein klein wenig spöttischen Unterton, aber so würde sie zumindest ihren guten Willen zeigen können und diese kleine Keilerei vom Tisch haben.

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    Original von Lucius Petronius Crispus
    "Dann müssen wir ihr einen richtig reichen Sack suchen, bei dem sie nichts zu tun hat als gut auszusehen."


    Octavena bedachte Lucius mit einem giftigen Blick. Dass er nichts von ihr hielt, wusste sie ja schon, aber diese Bemerkung war nun wirklich unnötig gewesen.
    "Im Gegensatz zu anderen kann ich wenigstens mit einem guten Aussehen punkten", zischte sie verärgert und nun wieder völlig sicher. Das hier war Terrain, mit dem sie keine Probleme hatte. Streiten hatte sie schon immer gut gekonnt. "Mal ganz davon abgesehen, dass ich davon überzeugt bin, dass ich nicht die Einzige mit ihren kleinen Schwächen bin."

    "Gut."
    Sie lächelte und verschränkte wartend die Arme vor der Brust. Wie lange brauchte Lucius da drinnen eigentlich? Denn sie bezweifelte, dass Armin gehen würde, wenn ihr Cousin noch nicht wieder zurück war. Außerdem hatte sie selbst ja gerade beschlossen, mit Lucius auf eine Basis zu kommen, auf der sie sich einfach ignorieren konnten, und da war es wahrscheinlich unklug, ihm sozusagen unter der Nase abzuhauen, zumindest konnte sie sich vorstellen, dass er das so sehen würde.

    Octavena lachte leise.
    "Na ja, ganz so schlimm bin ich vielleicht nicht, aber viel fehlt glaube ich nicht." Sie lächelte ein wenig schief und trank eilig einen Schluck, um etwas zu tun zu haben. Sie gab einfach nur sehr ungern zu, dass sie etwas nicht konnte. Das war einfach nicht ihr Ding.

    Sie rollte mit den Augen.
    "Mir ist klar, dass du schonmal auf dem Forum gewesen bist", erwiderte sie und präzisierte ihre vorherige Aussage, "Ich war bisher einmal allein da, hätte aber auch nichts dagegen, nochmal hinzugehen und vielleicht auch das ein oder andere zu erfahren, wenn du irgendetwas interessantes weißt."

    Froh über den Themenwechsel lächelte Octavena.
    "Auf dem Forum war ich zwar schon mal, aber mir macht's nichts aus, nochmal hinzugehen."
    Das meinte sie auch wirklich so. Obwohl sie vermutlich zu fast allem ja gesagt hätte, um sich nicht doch wieder im leidigen Thema "Lucius" im Kreis zu drehen.

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    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Wenn du magst, kannst du Gunda ein bisschen was von der hispanischen Küche beibringen - ich würde auch gern 'mal wieder wie in meiner Kindheit essen..."


    schlug der alte Petronier deshalb vor - bei ihm war Heimat vor allem mit Essen verbunden. Aber er wusste natürlich gar nicht, ob Octavena kochen konnte und ob es die Zutaten für die hispanisch-römische Küche hier zu kaufen gab...


    "Ähm..." Octavena zögerte. Ihre Kochkünste waren nicht wirklich nennenswert. Und dem, was ihrem Onkel vorschwebte, konnte sie wahrscheinlich nicht gerecht werden.
    "Mal sehen... Ich bin nicht wirklich eine sagenhafte Köchin...", erwiderte sie ein wenig ausweichend

    Octavena seufzte.
    "Ach, im Grunde ist es doch auch egal. Lucius mag mich nicht, ich mag ihn nicht. Was er in seiner Freizeit macht, muss mich nicht kümmern solange er mich damit in Ruhe lässt", erwiderte sie schließlich und wollte damit das Thema abschließen. Sie wollte sich nicht mehr groß den Kopf über ihren nervigen Vetter zerbrechen. Vielleicht würden sie es ja schaffen, einfach einander zu ignorieren.

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    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Naja, so kompliziert ist's ja nicht. Mein Haushalt is' ja ganz überschaubar..."


    bemerkte Crispus zufrieden - obwohl er keine wirkliche Ahnung davon hatte, was in seinem Haus so alles anfiel. Den einzigen Haushalt, den er jemals ohne fremde Hilfe geführt hatte, war der eines Contubernium gewesen. Als Centurio hatte er dann schon einen Burschen gehabt und seit er raus war, kümmerte sich Gunda um alles.


    Octavena bemühte sich um ein unbeschwertes Lächeln, auch wenn die Bemerkung sie ein wenig ärgerte.
    Sie war nicht gerade der leicht zu verunsichernde Typ, aber trotzdem war ihr Umzug von Tarraco nach Mogontiacum ziemlich viel für sie gewesen. Und dafür, dass sich in recht kurzer Zeit so viel für sie geändert hatte, hatte sie sich ihrer Meinung nach sowieso sehr gut geschlagen. Unabhängig davon wie überschaubar der Haushalt ihres Onkels nun war.
    "Mir war vor allem zu Beginn einfach alles hier in Mogontiacum sehr fremd."

    Wenn Octavena ehrlich war, konnte sie ihren Onkel da nur zu gut verstehen.
    So etwas war doch vor allem Theorie. Etwas, worüber man sich zwar den Kopf zerbrechen konnte, was einem aber wenig brachte. Sie hatte lieber etwas greifbareres, wobei sie einen Nutzen daraus ziehen konnte.
    "Kann ich nachvollziehen...", murmelte sie mit gerunzelter Stirn und schnaubte leise bevor sie eine Braue hoch zog und noch einmal nachfragte: "Und jetzt konstruiert er also nicht mehr zu Hause herum? Oder nur dann, wenn er seinem Vater aus dem Weg gehen kann?"
    Beide Möglichkeiten steigerten nicht gerade ihre Meinung über Lucius. Sie hatte sich selten gefügt, wenn ihr Vater etwas gegen Dinge hatte, die sie tat oder auch nicht tat, sondern war eher auf Konfrontationskurs gegangen. So lange bis er sie nach Mogontiacum geschickt hatte.

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    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Hast du dich dann bei der Haushaltsführung auch ein bisschen eingearbeitet?"


    Diese Frage hatte schon wieder etwas mehr Bedeutung, denn wenn er einen Bräutigam suchte, interessierte sich dieser sicherlich für ihre Haushaltungstalente.


    Octavena nickte. "Ja. Ich bin zwar noch nicht völlig bei der Routine angelangt, komme aber ganz gut zurecht."
    Gundas Rat hatte ihr dabei viel geholfen, denn zu allererst hatte sie einmal schmerzlich feststellen müssen, dass es doch etwas anderes war, ob sie wie im Haushalt ihres Vaters nur um ein wenig zu lernen ein Auge auf alles haben oder sich wirklich um alles kümmern sollte.
    Aber inzwischen ging es wirklich ganz gut.

    "Ich hoffe, du hast damit recht sonst endet das Ganze noch in so etwas wie einen Blutbad!", erwiderte Octaven anun langsam wieder munter genug, um von Zorn auf Sarkasmus zu wechseln. Vielleicht hatte er ja wirklich recht und sie würde sich so weit an Lucius und seine merkwürdigen Anwandlungen gewöhnen, als dass sie sie ignorieren konnte ohne dabei an die Decke zu gehen...
    Armins nächste Worte ließen sie an diesem Gedanken schon wieder zweifeln. Octavena selbst verstand nicht wirklich etwas von Zahlen und Geometrie. Und wenn das Lucius' Welt war, würde er sich sicher schrecklich viel darauf einbilden, wobei sie bestimmt wieder zu viel bekommen würde.
    In Gedanken nahm sie sich vor, dieses Thema in Gegenwart ihres Vetters nicht anzuschneiden, und erwiderte gleichzeitig an Armin gewandt: "Tatsächlich?"

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    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Gehst du eigentlich immer selbst auf den Markt oder kauft Gunda allein ein?"
    fragte er dann - für ihn war dies eine Sache, die so selbstständig ablief, dass er nicht darauf achtete.


    Octavena runzelte kurz ein wenig die Stirn. Der Themenwechsel irritierte sie ein wenig. Wie kam ihr Onkel jetzt darauf?
    "Bisher bin ich meistens mit ihr gemeinsam gegangen. Wieso fragst du?", erwiderte sie und sah ihn fragend an.

    Sie überlegte einen Moment. So genau hatte sie darüber noch nicht nachgedacht. So etwas entschied sie gerne aus dem Bauch heraus, danach, was ihr nun gerade einmal gut gefiel.
    "Grundsätzlich habe ich Rottöne sehr gerne. Die passen meistens sehr gut zu meinen Haaren", erwiderte sie dann, "Rot ist allgemein meine Lieblingsfarbe."

    Octavena bemerkte zuerst gar nicht, wie Armin sich wand, sie schimpfte nur weiter.
    "Schwierig?! Lucius ist vor allem unausstehlich!", giftete sie und ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. "Und dafür, dass die Logik wie du sagst sein Ding sein soll, ist er selbst ziemlich unlogisch!"
    Erst da wurde ihr wirklich bewusst, wie sehr sie gerade die Fassung verloren hatte, und mit einem Blick auf Armin bemerkte sie nun doch, dass der sich wohl auch nicht wirklich wohl bei diesem Gespräch fühlte.
    Kurz zwang sie sich zur Ruhe, schloss für einen Moment die Augen und atmete einmal tief durch.
    Diese alberne Streiterei war ihren Zorn doch eigentlich gar nicht wert. Sie verschwendete damit nur Zeit und führte sich auf, wie ein dummes, kleines Kind.
    Als sie sich dann wieder halbwegs unter Kontrolle hatte, seufzte sie schließlich und sah Armin mit einem schwachen, wenn auch immer noch etwas säuerlichen Lächeln an.
    "So wie's aussieht werde ich mit Lucius in absehbarer Zeit nicht auf einen grünen Zweig kommen."

    Unwillkürlich funkelte Octavena Armin schlecht gelaunt an und bemerkte erst jetzt, wie verärgert sie selbst eigentlich war.
    "Bis auf die Tatsache, dass mein herzallerliebster Vetter unfähig ist, eine Diskussion zu führen und mich dann auch noch als die Dumme dabei hinstellt? Ja", gab sie zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, "Mir vorwerfen unlogisch zu sein, aber selbst ist er auch nicht besser! Und diese Arroganz erst!"
    Sie kam gerade erst richtig in Fahrt. Nun, da Lucius gerade einmal weg war, konnte sie ihrem Ärger ein wenig Luft machen ohne, dass der wieder einen Wutanfall auf offener Straße bekam.

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    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Ich weiß ja nicht, was ihr jungen Dinger heutzutage so tragt, aber generell macht er eine solide Arbeit, würd' ich sagen."


    Octavena lächelte gelassen.
    "Solide Arbeit klingt gut", erwiderte sie, der es ja grundsätzlich sowieso wichtiger war, dass ihre Kleidung ordnetlich und elegant wirkte, als dass sie dem nacheiferte, was im Moment in Mode war, "Ich werde mich schon mit ihm arrangieren können."

    Sie verkniff sich ein sarkastisches Schnauben. Er hatte mal wieder nicht bemerkt, dass sie sich eigentlich über ihn amüsiert hatte, aber wahrscheinlich war das im Moment auch besser so. Die Stimmung war angespannt genug.
    Deshalb hielt sie sich auch erst einmal brav im Hintergrund, während Armin die Erklärungen gegenüber dem Mann, der die Tür geöffnet hatte, übernahm. Sie würde sich benehmen. Jedenfalls so lange, wie sie ihrerseits auch angemessen behandelt wurde.