Unruhig zupfte Octavena ihre Palla ein weiteres Mal zurecht bevor sie neugierig kurz aus der Kutsche auf die Straße spähte. Mogontiacum schien nach allem, was sie bisher gesehen hatte -was zwar zugegebener Maßen nicht viel gewesen war, aber gut- ein nettes, wenn auch nicht mit größeren Städten zu vergleichendes, Städtchen.
Sie seufzte und strich sich eine Strähne ihrer dunklen Locken aus der Stirn.
Sie war froh gewesen, als ihr Vater ihr eröffnet hatte, sie zu seinem Cousin nach Mogontiacum zu schicken, allerdings erfasste sie nun doch eine gewisse Nervosität angesichts der Tatsache, dass sie nun tatsächlich ein neues Leben hier fernab von zu Hause beginnen würde...
Die Kutsche kam ruckartig zum Stehen und zögerlich ließ sich Octavena vom Kutscher heraus helfen, der danach auch sofort begann, ihre wenige Habe abzuladen. Noch immer Nervös betrachtete sie das Haus, das sich vor ihr auftat. Es war ein großes, rotbraun gestrichenes Domus mit roten Ziegeln auf dem Dach, dessen rechte Hälfte zur Straße hin zwei Läden beherbergte.
Zögerlich trat sie auf den Eingang zu und bedeutete dabei dem Kutscher, ihr ihre Sachen bis zur Tür zu tragen.
Sie klopfte. Die Tür wurde geöffnet und ein älterer Mann, offenbar der Türsteher, öffnete.
"Ich bin Petronia Octavena. Ich möchte zu Marcus Petronius Crispus."
Der Mann zögerte einen kurzen Augenblick bevor er schließlich sie herein bat und einen Sklaven anwies ihre Sachen nach drinnen zu tragen. Er führte sie ins Innere des Domus, wobei sie einen schönen Garten passierten bevor der Mann sie zu einem anderen Raum führte, kurz klopfte und sie dann herein führte.
Im Inneren erwarteten sie zwei Männer. Der eine, offenbar der Cousin ihres Vaters persönlich, war ein älterer Herr, vielleicht zwischen fünfzig und sechzig mit kurzem, grauen Haar und einem etwas streng wirkendem Gesicht. Der Jüngere war vielleicht so alt wie sie selbst, drahtig gebaut und mit schwarzem Haar.
Sie lächelte freundlich. "Marcus Petronius Crispus? Ich bin Petronia Octavena. Die Tochter von Lucius Petronius Bassus. Mein Vater schickt mich. Ich soll hier auf unbestimmte Zeit unterkommen."
Ihr Lächeln bekam etwas spöttisches.
"Und natürlich wäre es ihm am liebsten, wenn ich hier heirate und nie wieder komme.", dachte sie, sprach es aber nicht aus