Beiträge von Lucius Petronius Crispus


    Der Cornicularius erriet offensichtlich schon sehr konkret, was Lucius vor hatte. Ihm gefiel es, dass der Octavier sofort alle Möglichkeiten durchspielte und seine Meinung offen widergab - zumal er in gewisser Weise Recht hatte: Der Kaiser hatte seines Wissens schon lange keine Frau mehr in einen wichtigen Posten gehievt! Und die Prätorianer waren eine gefährliche Truppe, keine Frage - trotzdem hielt er den Kaiser doch noch für mächtig genug, einen Geheimdienstchef abzusägen, wenn dieser ihn öffentlich (und eine hochkarätig besetzte Untersuchungskommission war sicherlich eine Form von Öffentlichkeit!) als traditionsvergessen und gefährlich beschimpfte! So etwas konnte ein Herrscher auf keinen Fall auf sich sitzen lassen!
    "Naja, aber der Consul und der Curator werden nicht leugnen können, dass Tiberius das gesagt hat. Und ich denke, es wird ihm auf jeden Fall schaden, wenn der Kaiser davon erfährt - meinst du nicht?"

    Der Petronier nahm sich einen Schluck und stellte den Becher dann ab. Irgendwie war er immer noch kein großer Wein-Fan - Bier schmeckte ihm einfach besser!


    Die Frage, die der Iunier dann stellte, war aber eine wesentlich größere Herausforderung: Was antwortete man auf so eine Frage? Der Iunier gehörte zum feindlichen Lager, aber er war noch ziemlich neu - was wusste er also schon über das Verhältnis der beiden Stammeinheiten? War die Frage vielleicht sogar eine Falle, um ihn später beim Kaiser oder sonstwo zu denunzieren? Oder war das die Gelegenheit, den Mann zu impfen, bevor es andere taten - vielleicht sogar einen Verbündeten zu gewinnen?


    "Na, im Alltag funktioniert eigentlich alles einigermaßen. § 56.1 regelt ja relativ klar, was in wem seine Zuständigkeit fällt."
    begann er deshalb zuerst etwas allgemein - und der Wahrheit entsprechend. Dann zögerte er - und entschied sich schließlich für volles Risiko:
    "Das Problem ist, dass ich den Eindruck habe, die Prätorianer wollen in letzter Zeit den Christen möglichst viele Verbrechen anhängen. Nicht, dass ich etwas für diese Sekte übrig hätte, aber dieses Vor-Urteil gefährdet die Qualität von Ermittlungsergebnissen. Dieser Trecenarius Tiberius - man kann sich schon fragen, warum er als Patrizier den Job eines einfachen Plebejers macht - scheint irgendwie daran zu arbeiten, die Christen für den Sklavenaufstand verantwortlich zu machen. Ich weiß nicht warum, aber mir ist nicht klar, wie das zur Sicherheit Roms beitragen soll."
    Das war nicht direkt ein Zuständigkeitskonflikt - eher ein Zielkonflikt. Aber vielleicht war es eine gute Idee, mit einem Prätorianer-Tribun darüber zu reden, bevor die Schwarzröcke ihn zu einem der ihren machten...

    Sim-Off:

    Nur, um das zeittechnisch zu klären - wir sind hier vor der Aufnahme von Livianus in die Kommission? Sonst würde ich ihn ja kennen...? -.^


    Der Senator war scheinbar ein Freund der Prätorianer - oder einfach ein Christenhasser. Das war irrational, denn wieso sollte man ein paar Spinner hassen, die im Grunde keiner Fliege etwas zuleide taten? Weil sie nicht die gleichen imaginären Götter anbeteten wie die Römer, sondern lieber ein noch viel lächerlicheres Exemplar? Lucius spürte Ärger über den Mann in sich aufkeimen.


    Auch Maro schien seiner Meinung zu sein - ein loyaler Verbündeter, wie es schien! Das musste er sich merken! Dem Antrag konnte er aber leider trotzdem nicht stattgeben - denn auch wenn es dem Tribun nicht gefiel, waren laut § 56.1 (1) die Prätorianer für staatsgefährdende Straftaten zuständig - und der Mord an einem Senator vor der Curia Iulia konnte wohl mit wenig Phantasie so definiert werden!


    Bevor er aber antworten konnte, kommentierte der Tiberier Maros Anmerkungen etwas wolkig - wir können nicht jeden Mord in dieser Stadt als religiösen Mord ausschließen? Was bedeutete dieser Satz? Dass religiöse Morde keine Straftaten waren? Oder dass Christen keine religiösen Morde verübten? In der Verwirrung über diese Aussage blieb dem Petronier die drohende Andeutung des Trecenarius verborgen - er hätte es sowieso für absurd gehalten, wenn man ausgerechnet ihn des christlichen Glaubens bezichtigt hätte!
    Die düsteren Spekulationen ergänzte er jedenfalls schnell mit einem
    "Zum Beispiel die, dass dieses Gekrakel rein zufällig am gleichen Tag angebracht wird wie der Mord."
    Er sah auf den blutüberströmten Toten - es war vielleicht besser, wenn man den armen Kerl ein bisschen abdeckte.
    "Das kannst du dem Kaiser vielleicht auch vorschlagen, Tiberius."
    Ihm leuchtete immer noch nicht so recht ein, warum die Prätorianer unbedingt die Christen für alles beschuldigen wollten - sie hatten davon doch keinen Vorteil!?!


    Die Gesamtsituation verärgerte ihn jedenfalls sehr - vor allem, dass er keine Chance hatte, diesen Quatsch, zu dem die Prätorianer sich anschickten, zu unterbinden.
    "Octavius, ich fürchte, dieser Fall ist etwas für die Spekulationen der Speculatores. Wir sollten uns vielleicht lieber Fällen zuwenden, bei denen man nach Fakten suchen muss."
    befahl er deshalb schließlich und drehte sich einfach weg. Er winkte den Burschen herbei, der sein Pferd am Zügel hielt.
    "Sammle unsere Männer ein! Wir ziehen ab!"
    sagte er zu dem Octavier - er konnte nicht genau überblicken, ob die Prätorianer genug Männer dabei hatten, um den Sicherheitsgürtel zu halten. Aber da der Trecenarius ja explizit übernommen hatte, konnte er ja zumindest insofern versuchen, die Ermittlungen zu torpedieren!


    Anders als von dem Tiberier musste er sich aber noch von dem Senator verabschieden - man wusste ja nie, ob man sich wieder sah!
    "Senator, ich danke dir für deine Mithilfe! Der Trecenarius wird sich dieses Sektenzeichen sicherlich ganz besonders intensiv ansehen! Aber ich warne vor allzu schnellen Schlüssen!"

    Ohne den Octavier eines Wortes zu würdigen, nahm Lucius den Becher und reichte ihn an den Iunier. Er selbst bevorzugte eigentlich Bier - noch aus seiner Kindheit - aber bevor er Essigwasser trank, nahm er lieber Wein - das wirkte auch ein bisschen römischer, was bei einem römischen Urgestein wie Silanus vielleicht eine rationale Wahl war.
    "Auf dich und deinen Dienstantritt, Iunius!"
    prostete er dem Prätorianer zu.

    Lucius fand die Arbeit der Ermittlungskommission sehr anstrengend - der Prätorianer dominierte die Veranstaltung in seinen Augen viel zu sehr und manche der Mitglieder gingen seinen plumpen Irreführungen auf den Leim. Auch wenn ihm Minerva herzlich egal war, freute er sich also, als die Sitzung früher endete und sie in den Garten gingen.


    Er ließ sich einen Becher Wein reichen und sah sich ein bisschen um - vielleicht war das ja die richtige Gelegenheit, endlich ein paar persönliche Kontakte in die Society Roms zu knüpfen! Bevor er aber jemanden ansprechen konnte, wurde auch schon ein Gladiatorenkampf angesagt. Der Tribun war begeistert - er liebte Gladiatorenkämpfe (und Kämpfe allgemein!). Dass diesmal eine Amazone mitkämpfte, erinnerte auch ihn an den Sklavenaufstand - vor allem, als sie sich gegen die Muskelpakete durchsetzte - aber er hatte keine Angst. Es wäre irrational gewesen, wegen einer durchgedrehten Gladiatorin vor allen weiblichen Kämpfern Angst zu haben!


    Er bemerkte aber auch nicht, wie die Siegerin diskret beiseite geschafft wurde - er hatte gerade eine hübsche Sklavin entdeckt und fragte sich, ob man das Ding vielleicht irgendwie ins Bett bekommen konnte...

    Sim-Off:

    Wer will, darf mich gern ansprechen ;)

    Zufrieden stellte der Petronier fest, dass er mit seinem Lacher den Prätorianer getroffen hatte - was diesen sogar zu einer sehr unvorsichtigen Aussage verleitete. Inhaltlich mochte der Tribun dem Trecenarius sogar zustimmen - er hasste Frauen genaugenommen und gerade so arrogante Schlampen wie dieser Sergierin machten ihn immer nervös, ja geradezu ängstlich. In jeder anderen Situation hätte er sich also an die Spitze derer gesetzt, die für die Beschränkung von Frauen auf den Haushalt und die Aufzucht von Kleinkindern beschränken wollten.


    Aber nach diesem unlogischen Quatsch, den Verus gerade noch verzapft hatte, war sein Hass auf den Prätorianer größer als der auf diese Frau, die man hier einerseits freisprach, andererseits wie eine Delinquentin behandelte. Nicht weil er sie mochte - nur weil er den Tiberier weniger mochte! Und der war gerade in eine ziemliche Falle getappt, wie der Petronier es sah - denn er hatte nichts anderes getan, als den Kaiser als inkompetent, ja sogar als Beleidiger der Götter zu beschimpfen!


    Wenn das dem Kaiser zu Ohren kam, würde Verus sicherlich nicht besonders gut dastehen - vielleicht kostete ihn das sogar seinen Posten!
    Lucius sagte aber nichts, sondern wartete weiter ab. Dem Gekeife der Sergierin und den etwas irrationalen Schlüsse des Claudiers hörte er gar nicht mehr richtig zu - er musste überlegen, wie er am besten vorging: Sollte er den Tiberier anonym denunzieren? Oder lieber persönlich? Zeugen gab es ja so oder so genug - der Consul selbst war ja Zeuge gewesen!


    Lucius konnte sich kaum ein Grinsen verkneifen, als er sich schließlich erhob und mit Maro im Schlepptau die Villa Claudia verließ...

    Offensichtlicher hätten die Prätorianer es wohl nicht machen können - als sie auftauchten, lachte der Petronier freudlos auf. Natürlich wusste Lucius nicht, wie sehr verstrickt die Prätorianer in den Mord waren - und er hätte es wohl auch nie für möglich gehalten, dass sie einen Senator ermordeten - aber das ganze waren ein paar Zufälle zu viel, um nicht argwöhnisch zu werden.
    "Na sowas, Tiberius."
    antwortete der Tribun auf die Krokodilstränen.
    "Ich nehme an, das hier ist wieder einmal ein Indiz dafür, dass sich jemand zum König ausrufen will."
    Der Tribun deutete auf das Fisch-Symbol im Stein und spielte natürlich auf die abstrusen Verdächtigungen der Schwarzröcke gegen die Sergia an. Er wusste nicht so genau, was hier vorging - aber dass etwas vorging, war klar!

    Ein bisschen fragte Lucius sich, was die Prätorianer mit der Gefangenen angestellt hatten - sie machte einen wirklich schwachen Eindruck. Trotz ihrer Eingebildetheit gegenüber der Kommission war sie körperlich doch quasi das Gegenteil von dem, was er auf dem "Schlachtfeld" in der Subura gesehen hatte - sie klappte ja nach nur ein paar Fragen direkt zusammen. Wahrscheinlich hatten die Prätorianer sie bearbeitet, damit sie nicht zu lange befragt werden konnte...


    Wenn das der Fall war, konnte man aber auch tatsächlich nicht davon ausgehen, dass andere Gefangene bessere Informationen lieferten. Der Tribun nickte also, als der Consul die Lage zusammenfasste.
    "Ausgesuchte Christen brauchen wir wirklich nicht."
    wiederholte er den letzten Satz und sah im Halbdunkel des Verließes hinüber zu dem Tiberier - offensichtlich hatte Verus es ein bisschen übertrieben mit seinen Manipulationsversuchen, sodass selbst der Claudier ihm nicht mehr traute. Eine ausgezeichnete Entwicklung!

    Die Christen - immer wieder die Christen! Seitdem die Prätorianer versuchten, dieser Sekte den Sklavenaufstand anzuhängen, stieß man scheinbar alle Nase lang auf sie - das konnte kein Zufall sein! Zwar hatte Lucius sich zuletzt auch ein bisschen über sie informiert, aber weder hatte er dabei erfahren, dass sie einen Fisch als Symbol hatten - seinen Informationen zufolge war der Gründer dieser Sekte ein Zimmermann gewesen - noch, dass sie von ihrem Aberglauben her einen Grund hatten, Rom zu vernichten.
    "Bei allem Respekt, aber glaubst du, der Mörder hat das Symbol seiner Sekte in den Stein gekratzt, bevor er den Senator ermordet hat?"
    fragte er nach kurzem Nachdenken zurück - er glaubte, dass diese Spur in die Irre führte. Und dazu war es unlogisch, dass ein Mörder, der heimlich mordete, ausgerechnet hier auf dem Präsentierteller der römischen Öffentlichkeit Zeit damit verlor, Hinweise auf sich zu verbreiten. Er wusste schon ziemlich sicher, was die Cohortes Praetoriae mit der Spur machen würden... auch wenn er genauso wusste, dass sich die Schwarzröcke einmischen würden. Der Mord an einem Senator war eindeutig das, was man als staatsgefährdendes Verbrechen interpretieren musste...

    Reinen Wein zu trinken war ein Zeichen dafür, dass man Trinker war - dass der Iunier aber Posca bevorzugte, war doch etwas überraschend. Lucius bevorzugte Wein, der nicht gekippt war - aber sein neuer Cornicularius würde sicherlich auch dieses Getränk inmitten eines Militärlagers auftreiben!


    "Octavius, Posca für meinen Gast!"
    rief der Petronier also in Richtung des Vorzimmers und lehnte sich dann zurück. Natürlich erinnerte er sich noch hervorragend, wie er damals in den Ritterstand gelangt war - leider hatte sein Patron seither keinen Finger mehr für ihn gerührt... es war vielleicht Zeit, sich einen neuen Fürsprecher zu suchen!
    "Doch, genau der war ich."
    antwortete er schließlich etwas unsicher - ob der Iunier jetzt eine Gegenleistung wollte? Ausgerechnet jetzt, wo er bei den Cohortes Praetoriae arbeitete?
    "Und ich bin dir immer noch dankbar - auch wenn ich inzwischen weiter aufgestiegen bin!"
    fügte er deshalb an und sah Silanus abwartend an. Was jetzt wohl kommen würde?

    Ich bin meine etwas schleppende Aktivität derzeit zu entschuldigen - wir ziehen im April, ich hatte letzte Woche Geburtstag und es gibt noch diverse andere RL-Baustellen. Wenn ich irgendwo was übersehen sollte, könnt ihr mir gerne eine PN schreiben!

    Ein bisschen verwirrt beugte der Tribun sich hinunter und kniff die Augen zusammen. Ein Fisch - er hatte keine Ahnung, worauf der Decimer damit anspielte. Die Stufen hier wurden zwar regelmäßig erneuert, aber es gab ständig irgendwelche Kritzeleien darauf. Und was genau ein Fisch bedeuten sollte, wusste er auch nicht. Etwas unsicher riet er daher ein bisschen:
    "Meinst du, die Zunft der Tiberfischer hat den Senator ermordet?"
    Eigentlich vermutete er, dass diese Collegia eher das Symbol einer Gottheit hatten - von Tiberinus vielleicht, oder von den Dreizack von Neptun... aber wer sonst sollte einen Fisch haben?

    Die Worte musste der Tribun tatsächlich überhört hatten - manchmal war er ein bisschen sehr in seine Unterlagen vertieft, wenn er nicht mit Besuch rechnete... Dass ihm das aber ausgerechnet beim ehemaligen Ab Epistulis passierte, war natürlich ziemlich peinlich!


    Er bekam also etwas rote Ohren und beeilte sich zu erklären:
    "Nein, nein, entschuldige! Nimm Platz! Willst du was zu trinken?"
    Dieser Mann war definitiv eine wichtige Persönlichkeit, die sicherlich sogar persönliche Kontakte zum Kaiser hatte - so jemanden musste man sich warmhalten, wenn man weiterkommen wollte!

    Die eingebildete Schreckschraube kam Lucius irgendwie bekannt vor - er konnte aber nicht so richtig einordnen, woher genau er sie kannte. Scheinbar spielte sie auf Duccius Vala an, was sie zwar irgendwie etwas sympathischer machte, dafür ging sie ihm von ihrer Art her irgendwie auf die Nerven - eine Empfindung, die er offensichtlich mit dem Consul teilte. Als der Tiberier dann plötzlich auf einen christlichen Ianitor zu sprechen kam und zuletzt auch noch eine mehr als abenteuerliche Geschichte über die Verdachtsmomente gegen die Sergia erzählte, musste er aber hönisch auflachen. Etwas unlogischeres hatte er in seiner ganzen Dienstzeit nicht gehört - nicht einmal von dem besoffensten Gefangenen, den sie in Alexandria jemals aufgegriffen hatten: Weil Sergia Fausta ein Amt als Procuratrix ausübte, herumhurte und einer mehr als konstruierten Verbindung, war sie verdächtig König werden zu wollen?
    "Mir wird langsam klar, warum die Prätorianer keine Hinweise auf den Aufstand bemerkt haben, wenn sie sich mit so abstrusen Verdächtigungen aufhalten!"
    bemerkte er schließlich, als er sich wieder beruhigt hatte - was nicht sehr lange dauerte, denn der Petronier war kein emotionaler Mensch.


    Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zurück.
    "Ich denke, wir können uns diese neue Christen-Komödie sparen. Wenn wir Tiberius noch ein paar Zeugen präsentieren lassen, stellt sich am Ende noch heraus, dass Varia selbst auch Christin war!"
    Er durchschaute, was hier geschah - und er hatte nicht vor, bei diesem Spielchen der Prätorianer mitzuspielen. Nicht, weil er die Christen mochte oder auch nur vor einem ungerechten Urteil bewahren wollte - er wollte sich einfach nicht so billig von den Prätorianern vorführen lassen!

    Mit verschränkten Armen hörte der Tribun dem Verhör zu. Dieser Gefangene war rotzfrech - eine Eigenschaft, die er mehr hasste als alles andere. Vor allem, wenn sie definitiv nicht in der Position dazu waren - und jemand, der mit einem Betrüger Wetten abschloss, gehörte ganz sicher zu dieser Kategorie!


    Trotzdem überließ er dem Optio vorerst das Feld. Der Octavier ließ sich nicht so leicht provozieren - dafür bekam er auch ein paar Antworten.
    "Ich würde die Störung unseres Opfers eher als Verstoß gegen § 68 betrachten."
    antwortete er schließlich auf seine Frage. Eigentlich hielt er die Götter und alles, was mit ihnen zusammenhing, ja für Humbug - aber um diesem Rotzlöffel einmal zu zeigen, wo er in der Hackordnung stand, war er sogar bereit, die Ehre der Götter und den göttlichen Schutz seiner Leute zu verteidigen!


    Dann drehte er sich zu dem Gefangenen um, der so herumsaß, als wäre das hier ein Treff von Jugendlichen. Langsam ging er auf den Ovinier zu. Dann plötzlich holte er mit dem Fuß aus und trat ihm mit voller Wucht ins Gesicht - wahrscheinlich brach er ihm damit die Nase.
    Mit eisiger Stimme sagte er dann:
    "Du solltest besser aufpassen, wie du mit uns redest, Gefangener!"
    Er drehte sich wieder zu Maro um:
    "Prügelt aus ihm heraus, wo dieser Saxafornius zu finden ist und nehmt ihn fest. Und dann bereitet dann eine Anzeige beim Praetor Urbanus vor."
    Er scharrte mit dem Fuß, der ein bisschen von dem Tritt gegen den Schädel schmerzte.
    "Wenn er nicht kooperiert, brecht ihm die Hände."
    Dann würde er auf jeden Fall niemanden mehr beklauen - und auch keine Möbel mehr ausliefern, falls er das wirklich tat...


    "Ich erwarte einen Bericht über diesen Zwischenfall."
    Mit diesen Worten drehte er sich um und verließ den Kerker - er hatte seinen Spaß gehabt und musste nun wirklich wieder an die Arbeit...

    Als der Tribun kam, ließ er sich direkt in das Verließ des Diebes führen. Der Bursche war doch ganz schön malträtiert worden, wie Lucius feststellen musste - oder durfte, denn verdient hatte er es allemal!


    Auf die unverschämte Äußerung erntete er nur einen Tritt des Tribuns.
    "Steh auf, Gefangener! Ich stelle hier die Fragen!"
    Er stemmte die Fäuste in die Seite und sah auf das Häufchen Elend herunter, das sich hoffentlich beeilte, sich aufzuraffen.
    "Wer bist du? Und was hat dich bewogen, unsere Zeremonie zu stören?"
    Die Sache mit dem Geldbeutel hatte der Petronier ja nur am Rande mitbekommen - viel schlimmer war, dass er das Opfer gestört hatte! Die ebenfalls anwesenden Soldaten würden aber hoffentlich von sich aus auf die Idee kommen, etwas zur Entstehung des Tumultes beizutragen - gegen sachdienliche Kommentare hatte Lucius ja nie etwas!

    Scheinbar fühlte sich erstmal niemand der Anwesenden angesprochen - der Decimer sah herum, dann schließlich meldete sich der Octavier.
    "Gut - kann mir jemand Genaueres zum Tathergang sagen?"
    Er sah zu dem Senator, der sich inzwischen auf den Boden gekniet hatte - warum, konnte der Petronier nicht so recht erkennen.
    "Senator, ist alles in Ordnung? Hast du gesehen, was genau passiert ist?"

    Zitat

    Original von Lucius Iunius Silanus
    Ganz in der Nähe seines eigenen Officiums lag auch das eines Tribuns der Urbaner. Silanus überlegte recht lange woher ihm der Name bekannt vorkam, der an der Türe stand bis ihm einfiel, dass er vor langer Zeit seinem Bekannten Tiberius Lepidus einen Gefallen erwiesen und einen seiner Klienten zu einem Posten bei der Classis verholfen hatte. Dieser Klient hieß Petronius Crispus. Neugierig geworden und da er ohnehin vor hatte sich bei den Nachbarofficien vorzustellen klopfte der Iunier an und trat ein.


    "Salve! Ich bin Tribun Iunius Silanus von den Prätorianern. Erster Tag heute. Mein Officium ist gleich den Gang hinunter und ich wollte mich kurz vorstellen kommen."


    Auch Lucius war der Name Iunius Silanus noch ein Begriff - die Erhebung in den Ritterstand war ja das Sprungbrett zu seiner Karriere gewesen! Allerdings war es nun doch schon ziemlich lange her, dass er den Mann zu Gesicht bekommen hatte und so erkannte er ihn nicht sofort, als er in sein Officium kam.


    Auch wenn der Petronier hereingebeten hatte, saß er gerade mit seinem neuen Cornicularius Octavius Maro bei der Bestellung mehrerer Rüstungen - ungebetener Besuch kam ihm also nicht unbedingt gelegen!
    "Wer bist du? Was willst du?"
    fragte er daher relativ schroff, obwohl er der Kleidung schon entnehmen konnte, dass ein Offizier vor ihm stand. Da der Iunier aber wohl nicht in voller Montur als Prätorianer-Tribun in sein Officium stiefelte, war die Zuordnung nicht ganz so einfach...

    Zitat

    Original von Marcus Octavius Maro
    "Irgendwelche Versäumnisse anhängen... schwieriger wird, dich anzuschwärzen... darauf achten werde, dass du einen ordentlichen Job machst." Interessant. Leiter des Officiums mocht vielleicht auf den ersten Blick wie eine Beförderung wirken. Doch in der Praxis war der Tribun offenbar vor allem darauf aus, Maro im Auge behalten zu können. Das gab Maro zu denken. Nun war der Optio kein Politiker. Im Gegenteil. Aber trotzdem fand er es aus der Sicht des Tribuns seltsam, sich den Optio, der Scherereien mit den Prätorianern verursachte auch noch ins Officium zu setzen. Wäre er Crispus, hätte Maro den notorischen Optio wahrscheinlich direkt nach Germania versetzt um ihn soweit wie möglich von seiner Karriere fern zu halten. Aber vielleicht war der Tribun ja ein besserer Stratege als er. Mal sehen.
    Einerlei. Er würde sich nicht darüber beschweren, nicht unauffällig an die kaledonische Grenze abgeschoben zu werden.


    "Jawohl Tribun. Vielen Dank. Wann soll ich beginnen und womit?"


    "Du sollst Octavius Frugi zuerst deine Centuria übergeben."
    erklärte der Petronier und blickte kurz zu der Tür, durch die der Genannte eben verschwunden war.
    "Du weißt ja, dass dein Centurio sich wenig um deine Männer gekümmert hat. Ich nehme nicht an, dass sich das ändern wird - also bereite Octavius Frugi darauf vor. Er bekommt wie du freie Hand im Tagesdienst."
    Das war die eine Sache - zwar misstraute Crispus dem neuen Mann aus Germania, aber wenn man ihn von vornherein gängelte, kostete das nur Energie - es war irrational, diesen Aufwand wegen eines einmaligen komischen Verhaltens zu investieren.
    "Dabei kannst du gleich für mich herausfinden, was an der Geschichte mit der Augusta dran ist - ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand so unbedeutendes wie dieser Optio von der Augusta persönlich eingeladen wird, um ein bisschen über Germania zu plaudern. Entweder er hat gelogen oder die Augusta hat irgendetwas Bestimmtes vor."
    Das war im Grunde gleich der erste Auftrag an seinen Cornicularius.
    "Sonst kannst du dich von Ulpius einweisen lassen. Deine Aufgabe wird vor allem die Leitung meines Officium sein, also die Regelung des Besucherverkehrs, die Veröffentlichung meiner Befehle und Anweisungen und hier und da vielleicht ein kleiner Sonderauftrag - so wie die Befragung von Octavius Frugi."
    Lucius hatte gewisse Sonderwünsche - so legte er großen Wert auf exakte Zahlen, auf die Einhaltung der Hierarchie und überhaupt die genaue Einhaltung von Regeln aller Art. Das würde Ulpius aber ausführlicher erklären können...