Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Dass der Petronier den Eindruck erweckte, nicht gerne hier zu sein, entsprach nicht seiner wahren Haltung - er hatte aber auch nicht darüber nachgedacht, wie seine Antwort wirken würde (zumal er solche Subtexte schwer vorhersagen konnte).
    "Ich habe eine juristische Ausbildung."
    antwortete er nun ein wenig mechanisch - wenn er an die Rhetorenschule bei Eumenius dachte, rief das nicht unbedingt angenehme Erinnerungen wach.
    "Aber vor die Wahl gestellt würde ich lieber die Wachabteilung übernehmen. Oder Logistik."
    Verwaltung an sich störte ihn ja nicht - nur dieses unpräzise Gequassel der Juristen! Und die Organisation der Getreideflotte hatte ihm in gewisser Weise sogar Spaß gemacht - falls es sowas ähnliches bei den Cohortes Urbanae überhaupt gab. Der Kampf faszinierte ihn auch immer wieder, aber der war in Rom ja auch eher selten...

    Sim-Off:

    Wenn ein Jurist gebraucht wird, kann man mich auch einsetzen. ;)

    Obwohl die Castra Praetoria ihre Spezialitäten hatte, konnte Lucius sich mit seiner Kenntnis des Castellum von Mogontiacum ganz gut zurechtfinden - irgendwie waren ja alle Militärlager gleich. In der Principia war das allerdings nicht so einfach. Sie schien zwar von außen analog zu der der Classis aufgebaut zu sein, aber bei zwei eigenständigen Einheiten unter einem Dach konnte sie logisch ja innerlich nicht kongruent besetzt sein.


    Also musste er doch einen Scriba fragen, wo es zu Tribun Iunius ging, bevor er sein Ziel erreichte. Er ließ sich anmelden und trat dann ein.
    "Ave. Ich bin Tribun Lucius Petronius Crispus und trete heute meinen Dienst hier an."
    stellte er sich ungefragt vor.

    Nachdem Lucius beim Stadtpräfekten vorgesprochen hatte, machte er sich auf den Weg zu seinem neuen Dienstort. Wieder ging er zu Fuß - einerseits, um die Umgebung der Castra Praetoria etwas zu erkunden, andererseits aus Sparsamkeit (und weil er hier kein eigenes Pferd hatte). Allerdings brauchte er vom Forum Traiani bis an den Rand der Stadt doch deutlich länger, als er vermutet hatte, sodass er doch ziemlich froh war, als er die Porta Praetoria sah.


    Mit seinem Sklaven Armin im Gefolge marschierte er direkt zur Wache.
    "Ave, ich bin Tribunus Lucius Petronius Crispus und trete heute meinen Dienst bei den Cohortes Urbanae an. Ich verlange mit dem diensthabenden Tribun zu sprechen!"
    erklärte er militärisch knapp.

    Lucius zuckte mit den Schultern. Er hasste die Flotte auch. Aber er fand, dass sie auch keine schlechtere Einheit war als die Kavallerie oder irgendwelche Auxiliareinheiten in den Provinzen. Vielleicht wären die Vigiles hier in Rom etwas prestigeträchtiger gewesen. Aber man suchte es sich eben nicht aus.
    "Ich - äh - wurde nicht gefragt, Praefectus."
    antwortete er deshalb etwas unsicher auf die abschließende Frage des Stertiniers nach all den Vorschusslorbeeren. Er wunderte sich sogar ein bisschen, wie er überhaupt zu einer Beförderung gekommen war - der Praefectus Aegypti hatte ihn ja nicht sonderlich gemocht!

    Dicht hinter dem Stertinier kam der Petronier ins Officium und setzte sich, da er keine genaueren Befehle bekam, auf den weniger bequemen Stuhl. Natürlich - auch hier wurde Hierarchie demonstriert!


    "Ja, Praefectus."
    bestätigte er dann die Feststellung, ehe er die ersten Fragen abarbeitete, die er in die Kategorie "Smalltalk" einordnete:
    "Ich habe die Überfahrt zusammen mit der Getreideflotte durchgeführt. Ich habe die Getreideflotte genaugenommen kommandiert und es ist mir gelungen, sie ohne weitere Verluste hierher zu bringen. Davor habe ich einige Jahre bei der Classis Alexandrina Dienst getan, davor war ich Sekretär des Senators und damaligen Quaestor Principis Lucius Tiberius Lepidus."
    Er nahm die weiteren Fragen nach seiner Biographie gleich vorweg - wobei er die Episode in Mogontiacum lieber ausließ. Was interessierte es einen Consular schon, was ein junger Eques in seiner Jugend in irgendeinem Provinznest getan hatte?

    Als die Tür sich öffnete, sprang Lucius auf und vergas dabei ganz, welche Zahl er als letztes ausprobiert hatte. Die Männer schienen recht entspannt - natürlich, sie konnten es sich ja leisten, einen Eques warten zu lassen! Trotzdem verkniff der Petronier sich natürlich einen Kommentar, sondern antwortete erst, als er gefragt wurde:
    "Ja - äh - nein, eigentlich nicht. Ich bin Lucius Petronius Crispus, Subpraefectus Classis der Classis Augusta Alexandrina. Ich wurde zu den Cohortes Urbanae versetzt und - äh - wollte mich vorstellen!"
    Eigentlich konnte er ja froh sein, wenn der Präfekt ihn zwischenrein schob - wenn man ehrlich war...

    "Ich wurde zu den Cohortes Urbanae versetzt, Praefectus!"
    antwortete Lucius wahrheitsgemäß.
    "Ich werde also gleich hier bleiben und meine neue Arbeit aufnehmen."
    Womöglich sah man sich dann öfter - wobei der Petronier keine Ahnung hatte, wie intensiv die Urbaner mit der Getreideverwaltung zusammenarbeiteten...


    Da die Wahrscheinlichkeiten ihm aber zu unsicher waren, hielt er es für sinnlos, Zeit in mehr Smalltalk zu investieren. Deshalb salutierte er und machte sich auf den Weg zu seinem neuen Arbeitgeber - da würde es sich auf jeden Fall lohnen, sich einzuschleimen. Er wollte es sich ja nicht wieder so verderben wie bei Minidius Geminus!
    "Vale, Praefectus!"

    Nachdem Lucius dem Praefectus Annonae die Ankunft der Getreideflotte gemeldet hatte, beschloss er, sich bei seinem neuen Kommandeur zu melden. Praktischerweise war die Praefectura Urbis ja nicht sehr weit vom Forum entfernt, sodass er nicht sehr weit gehen musste - er hatte ja kein Pferd mitgenommen und für eine Sänfte war er (noch) zu geizig.


    Kurz darauf stand er also im Vorzimmer des Präfekten und sprach den Optio an.
    "Ave! Ich bin Lucius Petronius Crispus, Subpraefectus Classis Alexandrinae. Ich wurde zu den Cohortes Urbanae versetzt und will mich dem Praefectus Urbi vorstellen!"
    Hoffentlich hatte der Präfekt Zeit - er war ja ein vielbeschäftigter Mann mit quasi unbegrenztem Aufgabengebiet!

    Natürlich schmeichelte das Lob des Präfekten dem Petronier - vielleicht war der Mann doch nicht so inkompetent, wie er dachte. Immerhin erkannte er einen fähigen Mann!
    "Nein, Praefectus."
    antwortete er schließlich wahrheitsgemäß. Die Flotte war da, das Getreide im Abladen begriffen, der Praefectus Annonae informiert - im Grunde war sein Auftrag erledigt und er konnte sich bei seinem neuen Chef melden. Flotte ade!

    Während der Procurator Annonae begann, das Löschen der Ladung zu koordinieren, ließ Lucius sich einige Zeit entschuldigen - nachdem er seinen ersten Deal mit dem a gezwackten Getreide eingefädelt hatte, wollte er noch den Rest in trockene Tücher bringen. Also suchte er gemeinsam mit Armin nach einem Lagerhaus, das er für seine privaten Getreidevorräte anmieten konnte, was nicht übermäßig kompliziert war. Also dauerte es nicht lange, bis er ein paar Matrosen abkommandieren konnte, einige Säcke Korn statt in die öffentlichen Horrea in ein etwas entlegenes Lager im Westen des Hafens. Die trotteligen Nautae bemerkten das sowieso kaum - immerhin waren die staatlichen Magazine auch etwas verteilt - und der Procurator Annonae hatte alle Hände voll zu tun, um die auf seiner Liste verzeichneten Mengen in die dafür vorgesehenen Orte zu dirigieren. Die letzte Lieferung überwachte Armin dann auch alleine, damit es nicht zu sehr auffiel, dassder leitende Offizier der Classis allzu lange fehlte.


    Als der Sklave dann endlich kam undseinem Herrn zunickte, grinste Lucius zufrieden - durch Korrektheit, Gerissenheit und Geschick hatte er sich völlig unauffällig eine ordentliche Menge Weizen verdient, die durch Messungenauigkeit nach Alexandria geliefert worden waren. Jetzt würde sie unauffällig in seine Bäckerei wandern - der wollte er sowieso mal wieder einen Besuch abstatten, wenn er schonmal in Ostia war!

    Ob Neptun daran großen Anteil hatte, wusste Lucius nicht - natürlich hatte es nach der Ankunft gestern auch schon ein großes Dankopfer gegeben, aber ihm war es gelungen, sich davonzustehlen. Er hatte zwar gelernt, dass man sich davor nicht immer drücken konnte, da die meisten Soldaten doch abergläubisch waren und einem gottlosen Kommandeur nicht vertrauten, aber gestern war es ihm doch zu viel geworden - nach Wochen auf See mit immer den gleichen Leuten um sich herum, war er lieber in die Therme gegangen. Abgesehen davon musste er den Soldaten der Classis ja nichts mehr vormachen - er würde sie wahrscheinlich niewieder sehen!


    Zum Entladen konnte er da schon mehr sagen:
    "Wir sind schon gestern angekommen und der Procurator Annonae hat uns in Empfang genommen. Wir haben natürlich schon mit dem Entladen begonnen."
    Der Petronier hatte natürlich nicht kontrolliert, was der Procurator befohlen hatte - aber es war doch recht wahrscheinlich, dass er vernünftige Anweisungen gegeben hatte.
    "Zur Unterstützung haben wir außerdem 500 Soldaten der Classis dabei, die von der Alexandrina zur Misenensis verlegt werden sollten. Ich habe veranlasst, sie zuerst hierher nach Ostia zu bringen, damit sie beim Löschen der Getreidelieferungen helfen, bevor sie nach Misenum gehen."
    Auf diesen Gedanken war der Subpräfekt sogar ein bisschen stolz - das sparte der Cura Annonae die Anwerbung zusätzlicher Hafenarbeiter und die Classis würde schon ein paar Tage auf die neuen Matrosen warten können.

    "Natürlich."
    antwortete der Subpräfekt und drehte sich seinerseits zu seinem Scriba, der zuerst etwas ertappt wirkte, dann aber eine Papyrusrolle heraussuchte und dem Diener des Präfekten gab.


    Lucius wandte sich dagegen der nächsten Frage zu:
    "Die Schiffe sind in gutem Zustand. An der Westküste von Cyprus gerieten wir zwar in ein Unwetter-"
    Bei dem Gedanken daran wurde Lucius beinahe wieder schlecht, so gut erinnerte er sich noch an das Geschaukel - gut, dass er nicht der einzige Offizier in der Flotte gewesen war!
    "und es wurden einige Schiffe beschädigt, allerdings konnten sie in den Häfen weitgehend repariert werden. Die Styx und die Castor - beides gecharterte Frachter - waren als einzige schwerer getroffen und mussten zurückbleiben. Ich habe als Ersatz zwei andere Reeder unter Vertrag genommen, die die Ladung weiter transportiert haben."
    Es war erstaunlicherweise viel einfacher gewesen als in Aegyptus, wo es neben den traditionell verpflichteten Reedern einen eher überschaubaren Markt gab - zumindest im Frühling...
    "Glücklicherweise ist diesmal kein Schiff gesunken."
    Das war nicht ungewöhnlich, wie der Petronier bei seinen Jahren in Alexandria gelernt hatte!

    Der Präfekt wirkte ein bisschen außer Atem - was wohl daran lag, dass Sesselfurzer wie er keinen Sport machten. Mit diesem Gedanken folgte er ihm in das Officium und setzte sich. Der Raum war recht geräumig - viel besser als das Kabuff, das er bei der Classis gehabt hatte. Er fragte sich, ob die Größe des Officium proportional zum Rang im ritterlichen Cursus Honorum war...


    Auf die Frage antwortete er schließlich sehe genau - er gab das Ergebnis der letzten Prüfung in Brundisium auf die Artabe genau an und rechnete die Zahl sicherheitshalber gleich auch in Modii um, falls der Präfekt die Umrechnung des ägyptischen ins römische Maß unerwarteterweise nicht im Kopf hatte. Dann begann er von sich aus mit dem Bericht über die Überfahrt:
    "Wir haben die Nordroute genommen. In Caesarea Maritima mussten wir feststellen, dass einige Kapitäne die Ladung schlecht verladen hatten, sodass 213 Modii Getreide schlecht geworden waren. Das war mit ein Grund, warum ich in den größeren Häfen eine Prüfung der gesamten Ladung vornehmen ließ. Ich dachte, es ist besser, wenn mehr Korn ein paar Tage später ankommt, als wenn allzu viel verdirbt."
    Die Kontrolle des Korns bei einer ganzen Flotte dauerte immerhin seine Zeit.
    "Dafür kann ich dir mitteilen, dass wir 9% mehr Korn in gutem Zustand dabei haben als im letzten Jahr. Die Ernte fiel dieses Jahr zwar ein bisschen schlechter aus, aber die Einbußen von 6% konnten wir dadurch mehr als wett machen."
    Was ein bisschen Penibilität so alles bringen konnte - der Subpräfekt war schon ein bisschen stolz!

    Lucius wusste nicht recht, ob der Nauarchus es ernst meinte oder nicht - jedenfalls hatte er recht, denn der Petronier hatte viel zu viele Jahre in diesem Griechenmoloch Alexandria verbracht.
    "Allerdings."
    antwortete er schließlich neutral.
    "Der Nauarchus, der mit uns unterwegs war, klärt noch was mit dem Procurator Annonae. Danach sollte er auch hierher kommen. Am besten du sorgst auch für eine Unterkunft für ihn und für mich."
    "So schnell bist du also doch nicht raus!"
    stellte der Nauarchus fest und grinste wieder. Auch diese Aussage war korrekt - nominell war er ja noch nicht zum Tribun ernannt, also wollte er zumindest diese Übernachtung bei der Classis mitnehmen. Da sparte er sich gleich ein bisschen Geld!
    "Morgen fahre ich dann nach Roma und melde dem Praefectus Annonae die Ankunft der Flotte."
    Für das Getreide fühlte er sich seltsamerweise mehr verantwortlich als für die Menschen, die er mitgebracht hatte - aber die Körner waren auch berechenbarer als die eigensinnigen Nautae!
    Der Nauarchus schien dazu nichts mehr zu sagen zuhaben. Das Gespräch war damit für denPetronier beendet:
    "Dann übergebe ich dir hiermit das Kommando über die Männer der Classis Alexandrina. Ich gehe mal in die Thermae."
    Der Tag war heiß gewesen und am Pier gab es kaum Schatten. Lucius sehnte sich nach dem kühlen Frigidarium - die Alexandriner hatten irgendwie nie das original-römische Bade-Flair erzeugen können...
    Der Nauarchus zuckte mit den Schultern und Lucius salutierte und ging ab. In Ostia gab es bestimmt hervorragende Bäder!

    Das Kommando in der Castra führte ein Nauarchus - wie in Alexandria ein alter Haudegen, der es jedoch noch nicht in den Ritterstand geschafft hatte. Während der Subpräfekt, der ihm hier zur Hand ging, schon am Nachmittag mit einer Abordnung Flottensoldaten im Hafen erschienen war, um die Löschung der Ladung zu unterstützen, hatte Lucius diesen Kerl noch nicht gesehen.
    "Ave, Nauarchus!"
    grüßte er ihn und salutierte zackig.
    "Ich melde 500 Soldaten der Classis Alexandrina, bereit zur Überstellung an die Classis Misensis. Und diesen Brief des Praefectus Aegypti."
    Er reichte den Nauarchus einen Brief, den Minidius Geminus ihm mitgegeben hatte - er enthielt auch eine Liste der überstellten Soldaten, die Lucius selbst zusammengestellt hatte. Der Nauarchus nickte.
    "500 Mann - das sind mehr, als hier regulär auf dem Stützpunkt stationiert sind! Wo soll ich die alle unterbringen?"
    Lucius zuckte mit den Schultern. Er war es langsam eilig, diese Waffengattung zu verlassen - also hatte er eigentlich keine Lust, sich für diesen Typen noch den Kopf zu zerbrechen. Allerdings lag es eigentlich auf der Hand:
    "Vielleicht in den Zelten deiner Männer?"
    Sie hatten zwar auch Zelte an Bord der Transportschiffe, allerdings hatte der Petronier keine Befehle, Material an die Classis Misenensis zu übergeben - also würde sie auch nichts bekommen!
    Aber der Nauarchus schien sowieso leicht zufrieden zu stellen. Er runzelte kurz die Stirn und sagte dann:
    "Das wäre eine Möglichkeit. Außerdem sollen sie ja sowieso weitgehend nach Misenum geschickt werden - vielleicht könnte die Getreideflotte sie wieder ein Stück mitnehmen?"
    Wieder zuckte Lucius mit den Schultern. Zwar war es wahrscheinlich, dass die Romflotte noch eine Überfahrt zurück nach Aegyptus wagte - ein bisschen Zeit blieb ihr ja noch - aber er würde damit nichts mehr zu tun haben!
    "Das solltest du mit dem zuständigen Nauarchus klären."
    antwortete er deshalb schließlich.
    "Ich wurde zu den Cohortes Urbanae versetzt."
    Der Nauarchus grinste.
    "Oh, endlich die ersehnte Beförderung!"

    Der Scriba versuchte ihn zu beschwichtigen, doch der Subpräfekt wurde zunehmends unwilliger, während er auf den Präfekten warten musste - dieser Kerl bekam ein Vielfaches seiner Besoldung und hatte offenbar mitten am Tag besseres zu tun, als an seinem Posten zu sein! Dummerweise bekam er aber nicht nur viel mehr Geld, sondern war auch viel mächtiger und angesehener - weshalb Lucius auf Vorhaltungen verzichtete, als Gabinius Auruncus mit schlecht sitzender Toga eintraf.


    "Ave, Gabinius!"
    begrüßte er ihn vielmehr und salutierte.
    "Ich bin hier um dir zu melden, dass die Getreideflotte eingetroffen ist. Soweit es bisher aussieht, ist praktisch kein Getreide verdorben, sodass wir die Horrea Roms wieder wie vorgesehen füllen können."
    Ein bisschen stolz war der Petronier schon, dass unterdurchschnittlich viel Getreide in den feuchten Schiffsbäuchen verdorben war - das lag nicht zuletzt an seiner Unerbittlichkeit, in allen größeren Häfen die Ladung lüften zu lassen! Die Kapitäne hatten ihn bekniet, das zu lassen - dadurch hatten sie manchen Tag verloren - doch am Ende würde es sich auszahlen.

    Nachdem die Getreideflotte angekommen war, hatte Subpraefectus Petronius sich noch um die Übergabe der 500 Soldaten zu kümmern, die von der Classis Alexandrina zur Classis Misenensis verlegt worden waren. Als kommandierender Offizier der Flottille hatte er beschlossen, sie nicht beim Passieren Misenums abzugeben, sondern hier in Ostia - dann konnten sie noch beim Löschen der Ladung der Getreideflotte helfen.


    Trotzdem mussten sie irgendwie untergebracht werden - und wo war das besser möglich, als im Flottenstützpunkt in Ostia? Also ließ er die Männer gegen Abend antreten und marschierte mitsamt der Kolonne zum Stützpunkt...

    Als Tribunus der Cohortes Urbanae hatte Lucius keine eigene Unterkunft wie in Alexandria. Das bedeutete, dass er sich auf Wohnungssuche begeben musste - was in Rom bekanntlich gar nicht so einfach war. Zwar hatte der Petronier im Gegensatz zu seiner ersten Ankunft in Rom vergleichsweise viel Geld und einen eindrucksvollen Rang zu bieten, jedoch sah er es eigentlich nicht ein, dieses viele Geld für so etwas Nutzloses wie ein repräsentatives Anwesen zu verpulvern. Eigentlich war er mit der Wohnung in Trans Tiberim immer ganz zufrieden gewesen und so hatte er sich entschieden, einfach zuerst einmal dorthin zurückzukehren. Die Insula gehörte noch immer Atilius Pansa und gegen eine kleine Prämie war dieser gerne bereit, den "Zwischenmieter" seiner Wohnung und dessen Nachbarn - ein bisschen mehr Platz wollte Lucius ja schon - umgehend hinauszuwerfen.


    Und so konnte Lucius kurz darauf mit seinem Vermieter die vertraute Treppe zu seiner alten, neuen Wohnung hinaufstapfen.
    "Ich denke, die Wohnung ist noch immer in einwandfreiem Zustand, Petronius."
    erklärte Atilius, während er heftig schnaufend die letzten Stufen zum dritten Stock zurücklegte.
    "Und die Wohnung nebenan ist frei?"
    "Genau, genau. Wenn du es wünscht, können wir auch eine Tür durchbrechen, sodass du nicht über den Flur in deine neuen Zimmer gehen musst!"
    Lucius war zufrieden - doppelt so viel Platz wie früher war zwar immer noch ein bisschen weniger als in seiner Casa in Alexandria, aber mehr als genug Platz - irgendjemand würde seine Wohnung ja auch sauber halten müssen! So reichte vielleicht ein zusätzlicher Sklave...
    "Und der aktuelle Mieter in meiner Wohnung wird einfach gehen?"
    "Sicher, sicher. Es ist eine Familie von Habenichtsen, die ich sowieso loswerden wollte."
    Atilius lächelte etwas unbeholfen und spielte ein bisschen mit dem Geldsäckchen, das die Anzahlung für Lucius' erste Miete samt der Prämie enthielt. Er hatte sich auf dem Weg von Ostia nach Rom genau überlegt, dass diese Variante die rationalste war - bei dieser Insula wusste er, was er bekommen würde, und die Miete war akzeptabel. Diese Sicherheit war auch die kleine Prämie wert! Außerdem erregte ihn der Gedanke irgendwie, diese Nutte Apolonia wiederzusehen...
    Er hatte auch darauf bestanden, seine alte Wohnung zu bekommen - dort war die Sicherheit immerhin am größten und er mochte es, wenn ihm seine Umgebung vertraut war...


    "Da wären wir also..."
    stellte Atilius schließlich fest und klopfte kräftig an seiner alten Haustür. Es sah nicht so aus, als hätte er auch nur das Schloss geölt, seit Lucius vor einigen Jahren ausgezogen war.
    Die Tür öffnete sich und eine trübäugige, verhärmte junge Frau blickte verwundert in die Augen ihres Vermieters udn des schneidigen Eques.
    "Salve. Ich bin hier, weil ihr meine Wohnung verlassen müsst!"
    erklärte er - was das Mädchen natürlich ziemlich irritiert dreinschauen ließ.
    "Was? Warum?"
    "Dein Mann ist mir seit zwei Monaten die Miete schuldig! Ich verlange, dass ihr sofort hier verschwindet - sonst muss ich die Vigiles holen!"
    erklärte Atilius mit schneidender Stimme, bei der sich selbst Lucius' Nackenhaare aufstellten.
    "Aber wir haben drei Kinder! Wo sollen wir denn hin?"
    "Ist mir egal! Sucht euch eine Wohnung, die ihr euch leisten könnt!"
    Die Frau war immer noch ganz verdutzt - scheinbar verstand sie nicht, obwohl Atilius eigentlich keinen Zweifel daran ließ, dass er es ernst meinte.