Frohe Ostern allerseits!
Beiträge von Lucius Petronius Crispus
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Original von Marcus Petronius Crispus
So, ich verabschiede mich mal für die nächsten zwei Wochen und nehme meinen Jungen Lucius gleich mit! Lasst mir solange Mogontiacum stehen
Und damit melde ich mich mitsamt meinem Vater wieder an! -
"Aber das Forum ist doch wohl in unserem Vicus! Kannst du da nicht ein Machtwort sprechen, Petronius?"
antwortete der Töpfersprecher und verschränkte die Arme. Dieser Hohlkopf schien nicht zu verstehen, dass Lucius ihm sagen wollte, dass er keine Lust hatte, diese Dreckgräber irgendwie zu unterstützen. Andererseits hatten ihn alle gewarnt, es sich nicht mit den Handwerkern zu verscherzen. Aber die hier hatten ja ganz offensichtlich von gar nichts eine Ahnung - da war es wirklich schwer, die Fassung zu bewahren!
"Die Aedile sind für den Markt zuständig, nicht ich! Und das Forum ist das Forum der ganzen Civitas, nicht nur von uns. Stellt doch einfach bessere Ware her!"
Das war nicht gerade das, was die Töpfer hatten hören wollen. Deshalb schwallte sofort Gemurmel auf und der Magister der Töpfer presste die Kiefer aufeinander. Armin schien zu ahnen, dass hier etwas schief ging und beugte sich zu seinem Herrn vor
"Domine, du solltest deine Leute nicht verärgern. Du bist der Sprecher des Vicus, da musst du ihre Interessen berücksichtigen."
"Weiß ich selbst, Armin! Aber die nächsten Ämter werden von allen gewählt, nicht nur von diesen Stümpern."
gab Lucius zurück und man konnte meinen, dass einige der Töpfer etwas von dem Gespräch mitbekamen.
"Der Magister Vici von Vicus Novus wird auch nur die Interessen seiner Leute durchsetzen... so ist das Spiel!"
erwiderte wiederum Armin und diese Aussage packte den jungen Petronier besser. Sofort wurde ihm klar, dass man es als Schwäche auslegen würde, wenn er sich nicht gegen das Großmaul von Vicus Novus durchsetzen würde - dazu konnte er es keinesfalls kommen lassen! Er war immerhin ein Petronius!
Also seufzte er, räusperte sich und fragte etwas genervt
"Also gut, was wollt ihr genau?"
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Original von Marcus Petronius Crispus
"Naja, halten wir fest, dass du einem Germanen nie über den Weg trauen solltest, Lucius!"resümmierte er und zwinkerte seinem Sohn zu, um deutlich zu machen, dass dies ein Scherz war.
Die Fachsimpelei verunsicherte Lucius ein wenig - er hatte zwar schon gehört, dass die Germanen ein Stamm aus vielen Stämmen waren, aber irgendwie waren sie sehr viel unterschiedlicher als die römischen Gentes. Jeder schien mit jedem verfeindet, dazu gab es offensichtlich auch noch verschiedenste Gebräuche und Sitten - gut, dass Rom hier kam und ein wenig Einheitlichkeit verbreitete...Jedenfalls schien alles darauf hinzudeuten, dass seine Aufgabe noch viel schwieriger werden würde, als er es sich in seinen kühnsten Albträumen ausgemalt hatte - er würde garantiert versagen und dann gäbe es wieder Ärger zu Hause...
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Eigentlich verachtete Lucius die Handwerker aus dem Vicus - sie waren dreckig, grob und dumm und dazu üblicherweise Barbaren. Aber als Magister Vici musste er sich leider trotzdem um sie kümmern und deshalb musste er sich unter anderem mit den Sprechern der Töpfer aus der Wallgasse treffen, um sich ihre belanglosen Sorgen und Nöte anzuhören. Sein Vater war auch mitgekommen, selbst wenn der junge Petronier dies nur widerwillig angenommen hatte - er war jetzt ein Mann und konnte allein entscheiden! Wenn sein Vater Magister Vici spielen wollte, dann sollte er doch selbst kandidieren!
Aber nun saßen sie zusammen vor dem kleinen Schrein der Hludana, der germanischen Erdgöttin, die die Töpfer hier so verehrten. Seltsam eigentlich - Gaia hätte Lucius nie mit Töpfern in Verbindung gebracht, selbst wenn die Verbindung Ton - Erdgöttin gar nicht so abwegig war.
"Magister, schön, dass du gekommen bist."
begrüßte der älteste der Töpfer den jungen Ortsvorsteher mit einem Blick, der genau das Gegenteil sagte. Tatsächlich war das der Mann gewesen, der auch bei Lucius' Kandidaturrede dazwischengequatscht hatte. Jetzt konnte er endlich Klartext reden, ohne von den Töpfern aus Vicus Novus gestört zu werden. Und er begann sofort:
"Wir haben ein paar Probleme, die wir mit dir bereden wollten. Es geht vor allem um die Töpfer aus Vicus Novus. Denen ihre Stände auf dem Forum liegen viel besser als unsere. Bei uns kommt ja nie jemand vorbei, wenn das ganze Forum von den Pfuschern belagert wird! Du musst dafür sorgen, dass wir bessere Plätze kriegen, Petronius!"
Als Magister Vici hatte Lucius direkt neben dem Altar der Göttin Platz genommen, flankiert von zwei Veteranen, die sein Vater ihm besorgt hatte, um seiner Meinung Nachdruck zu verleihen. Außerdem war Arminius kurzerhand zum Sekretär gemacht worden und trug ein kleines Bündel Tabulae im Arm, die bei seiner Größe und Statur irgendwie lächerlich aussahen. Schließlich saß der alte Crispus zur Rechten seines Sohnes und machte das kleine Tribunal komplett.
"Die vom Vicus Novus sind auch viel mehr Töpfer als ihr - kein Wunder, dass sie mehr Stände auf dem Markt haben!"
gab Lucius zu bedenken - diese dämlichen Handwerker waren nur zu faul, bessere Arbeit zu leisten oder früher aufzustehen, damit sie einen besseren Platz auf dem Forum bekamen. Er hatte nicht die geringste Lust, da ihren Interessenvertreter zu spielen!
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Der junge Petronier sah zufrieden in die Menge der Schaulustigen und hörte auch den Zuruf von Massula. Er konnte sich fast an Beifall gewöhnen...
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Original von Petronia Octavena
Octavena grinste ein wenig in sich hinein. Ihre Mutter war tatsächlich nie einer der Menschen gewesen, mit denen man sich ungestraft anlegen konnte.
Sie schob sich einen Löffel Puls in den Mund bevor sie auf seine zweite Frage antwortete.
"Aber in Tarraco verläuft soweit alles in geordneten Bahnen. Meinem Vater geht es ganz gut und der Rest der Familie, die noch am Ort lebt, ist auch recht glücklich."
Sie zuckte mit den Achseln.
"Es leben alle wie überall. Meistens ohne größere Vorkommnisse."
Auch Lucius war zum Essen anwesend - selbst wenn er in Gedanken mehr damit beschäftigt war, was sein Vater ihm alles eingebläut hatte. Trotzdem versuchte er dem Gespräch zu folgen - diese Octavena war wirklich ausnehmend hübsch und er wollte dringend mehr über sie erfahren. Dass sie zu Hause eine eigene Köchin hatte, war tatsächlich schon einmal eine Überraschung. Die Vinicier mochten sowas haben, aber sonst wahrscheinlich nicht einmal besonders viele Decuriones..."Wie viele Sklaven hattet ihr denn dann?"
fragte er ein bisschen erstaunt in die Runde, blickte dann abschätzend zu seinem Vater, ob er etwas falsches gesagt hatte, und aß weiter an seinem Puls.
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Original von Faustus Domitius Massula
Ich wandte mich an Lucius Petronius Crispus: "Ich habe nicht ohne Grund gesagt, dass sich ein angehender Magister Vici auch um die Peregrinen kümmern sollte, denn ich habe lange Jahre selber als Peregrinus hier gelebt und gearbeitet. Die meisten Peregrini in Mogontiacum sind Germanen und Gallier. Auf das römische System der Klientschaften ist hier kein Verlass, glaub's mir. So etwas Ähnliches wie Klientschaften kennen sie zwar auch, aber wenn's ihnen gerade nicht in den Kram passt, dann pfeifen sie drauf. Oder sie sind notorische Dickschädel und lassen sich erst gar nicht auf eine Klientschaft ein."
Scheinbar wollten plötzlich alle das Thema wechseln - schon komisch, ausgerechnet da, wo er Kritik abbekam. Aber die Belehrungen des Domitiers waren nichts gegen die endlosen Vorträge seines Vaters - und über Germanen hatte er bisher überraschend wenig erfahren. Auch wenn er sich fragte, ob er gerade laut gedacht hatte..."Was ist dann diese... Gefolgschaft?"
Dass die Barbaren nicht einmal so etwas wie Treue zu einem Wohltäter kannten, war überraschend - aber nicht unbedingt absurd. Wer in Lehmhütten wohnte und mit Hosen durchs Land spazierte, der kannte eben auch keine Treue. Man musste nur an Varus denken, der gnadenlos niedergemetzelt worden war, obwohl er doch Zivilisation und Frieden verbreitet hatte...
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Nachdem Lucius sich nun dafür entschieden hatte, sich auf sein neues Amt zu freuen - allein, um es seinem Vater zu zeigen - hatte er den ganzen Wahltag auf dem Forum verbracht. Jeden Wähler aus dem Vicus Apollinensis begrüßte er und bat ihn noch einmal um seine Stimme - wenn auch widerwillig, denn einige der "Wähler" hätte der junge Petronier nicht einmal mit einer Pinzette angefasst.
Aber nach den ersten Auszählungen drang bereits durch, dass er seine Gegner besiegt hatte - welch ein Triumph! Die anderen Kandidaten, die zwar alle von Anfang an nicht besonders vielversprechend gewesen waren, hatten natürlich auch gewartet und die Petronier feindselig angesehen. Aber das machte Lucius nichts aus - denen würde er schon zeigen, warum er der Bessere war!
Und deshalb war er heute gekommen, um den Eid zu schwören, der ihn zum Vorsteher des Vicus machte. Praktischerweise lag das Forum, auf dem auch die anderen Magistrate vereidigt wurden, ja sogar in seinem Zuständigkeitsbereich!
"Ich, Lucius Petronius Marci Filius Crispus, schwöre bei Apollo Grannus Mogoun, Divus Augustus und allen Divi Augusti, bei und allen Göttern, das Amt des Magister Vici für den Vicus Apollensis entsprechend der Lex Civitatis, den Weisungen der Duumviri und den Decreta Decurionum zu führen. Ich schwöre, all dies jederzeit einzuhalten und gegen jeden vorzugehen, der gegen die Lex Civitatis oder die Decreta Decurionum zuwiderhandelt."
Damit war er Magister Vici!
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Trotz der drohenden Blicke von Hamilkar und Malchus ließ Caius sich nicht wirklich einschüchtern. Nachdem Lucius die Frage des Germanen so niedergebügelt hatte, rief er ebenfalls zur "Tribüne" vor - allerdings eine Frage, die den Petronier nur provozieren sollte:
"Bestrafst du dann auch jeden mit dem Vitis, wenn er nicht spurt?"
Die Bemerkung des Centurionenstabs rief bei Lucius eine unliebsame Erinnerung aus seiner Kindheit hervor, aber er erkannte diesen plumpen Versuch, ihn zu verärgern.
"Das hätte dein Vater mit dir vielleicht ein bisschen öfter machen sollen!"
antwortete er deshalb und wünschte sich insgeheim, dass die beiden Punier dies nachholten - Caius hatte garantiert viel zu wenig Prügel in seiner Kindheit bekommen! Aber dafür war jetzt vermutlich keine Zeit, denn schon kam eine andere Frage aus dem Publikum, diesmal einem Töpfer aus der Töpfergasse im äußersten Norden des umwallten Gebiets
"Und wirst du auch die Töpfer von Vicus Apollinensis verteidigen gegen die Pfuscher vom Vicus Novus?"
Dummerweise war gerade auch ein Töpfer von diesem Vicus anwesend, der dazwischenrief, bevor Lucius antworten konnte
"Pfuscher? Die einzigen Pfuscher in ganz Mogontiacum seid doch ihr, das weiß jeder! Ihr könnt eure Becher ja nicht einmal vernünftig versiegeln!"
Ein wenig ratlos betrachtete der junge Petronier den sich entwickelnden Streit. Er interessierte sich nicht im Geringsten für Töpfer, diese Handwerker, die mit beiden Armen im Dreck wühlten und von oben bis unten mit Lehm beschmiert waren. Abgesehen davon war es ihm egal, ob die in seinem Vicus oder in einem anderen bessere Schüsseln oder sonstwas produzierten - letztlich waren es doch alles die gleichen Primitiven, die da über ihre Scheiben gebückt werkelten!
Langsam wurde es ihm zu blöd!
"Ruhe! Als Magister Vici werde ich dafür sorgen, dass alle ihrem Handwerk nachgehen können! Und wenn jemand eine Beschwerde hat, werde ich das an den Ordo Decurionum weitergeben!"
Im Gegensatz zu gestern erschien es ihm jetzt auch gar nicht mehr so beängstigend, vor ein paar fetten Tattergreisen zu reden. Die meisten waren ja sowieso solche Leute wie Caius' Vater, die drin saßen, um ihre Denare zusammenzuhalten! Warum sollte er vor denen buckeln?
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Als Massula ihn anredete, konnte Lucius dann doch nicht mehr einfach beiseite sehen. Zuerst ein kleiner, mäßig lustiger Scherz - er würde sowieso nie den Mund aufmachen, wenn es sich vermeiden ließ. Genaugenommen würde er wahrscheinlich einfach nur dann die Hand heben, wenn sein Vater es tat. Das übrige stiftete dagegen nur Verwirrung - sein Vater hatte ihm erklärt, dass es auf die reichen Patrone ankam, denn die bestimmten auch, was ihre Klienten und Gefolgsleute wählten. Jetzt sollte er sich also doch bei den Germanen einschleimen? Oder doch nicht? Und was sollte er überhaupt mit Handwerkern reden?
Oder war dies nur eine blumige Umschreibung dafür, dass er mit seiner Rede keinen Quadrans gewinnen konnte? Das musste es sein - er kriegte einfach nichts Vernünftiges heraus, wenn er den Mund aufmachte. Wahrscheinlich würde er der schlechteste Magister Vici aller Zeiten werden...
"Ja."
antwortete er deshalb und sah wieder beiseite. Hoffentlich ging der Abend schnell vorbei!
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Original von Narrator Germaniae
"Und was bringt uns das, Civitas zu werden?" rief Goswin laut aus. "Haben wir auch was davon oder kostet uns das nur Geld?" Denn davon hatte Goswin nicht viel und wie alle Armen fürchtete er nichts mehr als eine Erhöhung der Steuern.
Einer der Bauerntölpel meldete sich tatsächlich zu Wort, allerdings hatte er - das hätte Lucius sich ja denken können - nicht richtig zugehört. Dass er sich versprochen hatte, kam ihm in seiner aktuellen Stimmung jedenfalls nicht in den Sinn. Trotzdem musste er wohl antworten - sein Vater hatte ihn ja schon vor den Idioten gewarnt, die versuchen würden, ihn mit dämlichen Fragen aus der Reserve zu locken!"Mogontiacum ist schon eine Civitas!"
antwortete er deshalb etwas genervt.
"Meine Familie arbeitet daran, dass ihr ein Municipium werdet! Damit müsst ihr nicht mehr Steuern zahlen, sondern weniger! Municipes sind fast römische Bürger und diejenigen, die sich für den Staat einsetzen, erhalten automatisch das römische Bürgerrecht! Als Municipium wird es viel leichter für alle, das römische Bürgerrecht zu bekommen!"
Das würde diesem Dummkopf hoffentlich das Maul stopfen! Er stellte auch schon fest, dass Mathayus' Jungs sich so positionierten, dass sie bei einer Schlägerei schnell bei der Hand waren - brave Jungs!
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Original von Marcus Petronius Crispus
"Mögen die Götter dich segnen!"beglückwünschte der Alte dann seinen Sohn und zeigte sogar sein seltenes Anerkennungs-Lächeln - Lucius sah hervorragend aus in der Toga Virilis! Wenn er jetzt noch lernte, wie ein Mann zu reden, stand seiner Karriere nichts im Wege! Er sah zu Octavena - auch ihr schien ihr Cousin zu gefallen, wenn er das richtig einschätzte...
ZitatOriginal von Nicaea
Nicaea lächelte schüchtern zurück als der neue Mann, nach dem Anlegen der neuen Tunika sich umdrehte und zu seiner "Gefolgschaft" blickte.
Das Lächeln auf den Lippen seines Vaters machte Lucius tatsächlich glücklich - was für eine absurde Fügung, dass der Alte ausgerechnet dann stolz auf ihn war, wenn er überhaupt nichts leistete. Die Liberalia waren ja nicht seine Entscheidung oder Leistung gewesen. Man wuchs und wurde erwachsen - selbst den Termin hatte ja der Alte selbst festgelegt.Dann ging sein Blick aber weiter zu den Klienten und er blieb an Nicaea hängen. Sie lächelte ihn beschämt an - das sollte sie auch! Als sie sich das letzte Mal gesehen hatten, hatte sie irgendetwas mit ihrem Bruder geflüstert, das wahrscheinlich nicht vorteilhaft für ihn gewesen war. Aber sie sah trotzdem wieder einmal verdammt gut aus - wahrscheinlich, um ihn zu ärgern. Erst verdrehte sie ihm den Kopf, dann ließ sie ihn einfach fallen wie eine heiße Kohle. Und obwohl er das durchschaute, fühlte er sich zu ihr hingezogen - verfluchte Gefühle!
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Original von Mathayus Magonidas
"Bravo", lobte Witjon noch, bevor Crispus das Essen ankündigte, welches auch sogleich serviert wurde. Witjon tat sich an der Fischsuppe gütlich, was er bald bereute, denn er war so scharf gewürztes Essen nicht gewöhnt. In seiner Familie wurde traditionell germanisch gekocht, was einem Römer geschmacklich meist fad vorkommen mochte, auch wenn die römische Kochkultur bereits hier und dort einzug in den duccischen Haushalt gefunden hatte. Während gegessen wurde, versuchte Witjon sich an ein wenig Kleinsprech:
"Petronius", womit er den Vater adressierte, aber auch einen Blick auf dessen Sohn warf, der sich durchaus angesprochen fühlen durfte, "das war eine gute Rede. Bei welchem Magister lernt man so gut?"ZitatOriginal von Mathayus Magonidas
Auch Mathayus und kurz danach sein Sohn und sogar seine Frau klatschten nach der Rede dem jungen Redner zu. Dabei hielten sie sich soweit zurück das man ihnen es gut abnehmen konnte das sie die Rede wirklich gut fanden und nicht nur so täten was bei einem ausschweifenden Loben der einzelnen Stellen vielleicht der Fall gewesen wäre.
Lucius starrte verlegen auf die Tischkante, als der Applaus losging - er konnte sich kaum vorstellen, dass das ernst gemeint war. Vielmehr schämte er sich für sein Herumgestammle, für das er sicher noch Ärger beziehen würde, was aber gar nicht nötig war, denn er wusste, wie schlecht er gewesen war. Warum zwang sein Vater ihn nur immer zu solchen Dingen? Er sollte viel lieber Scriba werden, am besten für den Quaestor oder einen Händler. Zahlenkolonnen, da konnte er etwas mit anfangen, aber Redestile?Aus diesen trüben Gedanken wurde er erst gerissen, als er etwas von einem Magister und Lernen hörte - ein guter Magister? Jetzt übertrieb der Duumvir aber - Eumenius war ein unerträglicher Besserwisser und er hatte ihm nicht einmal beigebracht, sich eine Rede vollständig zu merken. Obwohl er erstaunt feststellen musste, dass er alle geplanten Teile gebracht hatte - oder?
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Original von Marcus Petronius Crispus
Er musste zumindest noch ein paar Worte zu Lucius sagen, außerdem machte es keinen Sinn, wenn Octavena das letzte Tageslicht nicht ausnutzte - im Dunkeln verlor man bei dem ganzen Gepäck wahrscheinlich sowieso sofort den Überblick.
Die Unterhaltung amüsierte Lucius ein wenig - sein Vater erzählte wieder wilde Geschichten und diese Octavena ließ sich beeindrucken. Mädchen waren immer so leicht zu beeindrucken. Oder zu ängstigen - er musste nur an Nicaea bei den Spielen denken. Ob seine Verwandte auch so ängstlich war?Dann aber brach der Alte das Gespräch ab - was bedeutete, dass nun wieder Lucius in die Mangel genommen werden würde. Sofort bekam er wieder feuchte Hände, denn wenn er nicht alles, was sein Vater ihm sagte, berücksichtigte, würde es garantiert Ärger geben. Fast wünschte er sich, nicht gewählt zu werden - dann hatte er wenigstens wieder seine Ruhe...
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Der Befehl seines Vaters ließ ihn ein wenig zusammenzucken - sein alter Fehler, den er bei Eumenius ständig gemacht hatte. Kurz packte ihn der Gedanke, einfach davonzulaufen, dann zwang er sich aber zum Durchatmen. Wie hatte Eumenius immer gesagt? Der Atem ist der Stoff, aus dem gute Sprache besteht. Also atmete er lieber noch einmal durch.
Die Zuschauer schienen unterdessen schon ein bisschen nervös zu werden - er musste anfangen! Also noch einmal Räuspern und los ging es:
"Bewohner von Mogontiacum! Vicani des Vicus Apollinensis!
Heute ist der große Tag, an dem ich erstmals auf dem Forum - äh - auftrete. Ich - äh - bin Lucius...Petronius Crispus, Sohn des Marcus Petronius Crispus."
Eumenius sah ihn an wie ein hässliches Insekt, Caius in der letzten Reihe sagte etwas zu seinen Freunden und grinste ihn dann schadenfroh an. Wie sehr er diese Kerle hasste, die da standen und sich über ihn lustig machten! Was wollten die eigentlich von ihm? Sie hatten nie in ihrem Leben einen Pflug bedient! Die wussten wahrscheinlich nicht einmal, wie man ein Gladius hielt! Und was hatten ihre Väter schon geleistet, worauf man sich ausruhen konnte? Das waren doch alles Krämer, die mit ihrem fetten Wänsten in der Curia saßen und Römertum mit Eigennutz verwechselten! Er war der Sohn eines Veteranen und hatte auf die harte Tour gelernt, was es hieß, ein Römer zu sein! Er konnte mit einem Gladius umgehen und konnte sogar diesem dämlichen Caius die Fresse polieren, wenn er wollte und sein Papi ihn nicht mit ein paar von seinen großen Affen beschützte!
Sein Blick ging weiter zu den anderen Zuschauern: Eumenius, dieser Schmalspuradvokat. Der hatte es doch auch zu nichts gebracht, als in einem Provinznest ein paar Decurionensöhne das Reden beizubringen. Und überhaupt, was war das schon? Rhetorik war doch eine Pseudowissenschaft verglichen mit der Geometrie oder der Logik! Euklid hätte doch nur gelacht über diese Witzfigur! Also sollte er gefälligst nicht hier herumstehen und sich über ihn lustig machen, nur weil er unfähig war, jemandem vernünftig seine Kunst zu lehren!
Wieder ging es weiter zu den bärtigen Zivilisten, die ihn mit einer Mischung aus Verwirrung, Mitleid und Hohn anstarrten. Sollten sie nur gucken - die würden niemals die Toga Virilis tragen, die gehörten doch zu einem Volk, das bestenfalls als Leibwächter taugte, weil ihre Spatzenhirne nicht groß genug waren, um mehr zu bedenken als das, was sie gerade vor Augen hatten. Denen ihre Verwandten wohnten doch in Hütten, die armseliger waren als der Schuppen jedes römischen Bauern!
Er war Lucius Petronius Crispus, Sohn eines Decurio und Kandidat für den Vicomagistrat! Die sollten es nur wagen, über ihn zu lachen! Er würde sich jeden einzelnen merken und es eines Tages zurückzahlen! Er war zu viel größerem bestimmt als in diesem schäbigen Nest Streitigkeiten zwischen Anglern und Bauern zu schlichten! Er würde Eques werden und hoch hinaus kommen!
Scheiß auf irgendwelche Redemuster und sonstwas! Mit einem grimmigen Blitzen in den Augen fuhr er fort.
"Ich habe heute die Toga Virilis angelegt, die Toga eines römischen Vollbürgers. Meine Familie stammt aus Tarraco im fernen Hispania, doch meinen Vater brachte der Dienst für Rom hier her in den Norden. Er diente mehr als zwanzig Jahre in der Legion, um eure Grenzen zu sichern, jagte Banditen, die eure Straßen unsicher machten und baute mit an Bauwerken, die euch und euren Brüdern die Annehmlichkeiten Roms hier her nach Germania brachten.
Sein ganzes Leben stand im Dienst Roms und damit im Dienst eurer Sicherheit. Selbst jetzt, als alter Mann, setzt er sich weiter für unsere Stadt ein und arbeitet unermüdlich daran, dass ihr alle ein echtes Bürgerrecht erhaltet und diese Ansammlung von Vici zu einer Civitas aufsteigt!
Ich habe heute die Toga Virilis angelegt, damit ich ihm folgen und Rom und euch dienen kann! Ich kandidiere als Magister Vici für den Vicus Apollinensis, das Herz unserer Civitas! Das soll ein erster Schritt sein, damit ich Erfahrungen sammle und noch besser daran arbeiten kann, dass-"
Einen Moment stockte er. Woran arbeiten? Er wollte Rom dienen, aber der Tellerrand dieser tumben Bauern hörte wahrscheinlich hinter Bauconia Nova und Bingium auf. Ach, egal!
"...wir weiterkommen!
Ich schwöre, meine Pflicht zu tun, wie mein Vater seine Pflicht getan hat! Ich werde alles erledigen, was man als Magister Vici tun muss: Die Feste unserer Schutzgötter, Apollo Mogon und der Lares Vicani feiern, ein Auge auf die Händler und Handwerker in diesem Vicus haben, Ordnung schaffen und dafür sorgen, dass die Interessen dieses Vicus vor den Decuriones vertreten werden!
Ich werde das tun, wie ein Soldat seine Pflicht tut! Ohne wenn und aber! Ich werde die Gesetze und Decreta Decurionum durchsetzen wie ein Offizier die Befehle des Legaten! Ich bin ein römischer Bürger und ich werde die Gehorsamen schützen und die Hochmütigen unter das Gesetz zwingen!"
Die letzte Floskel war ihm gerade wieder eingefallen - Eumenius hatte mit ihnen die Rede Ciceros behandelt, in der es um einen armen Kerl gegangen war, den Verres hingerichtet hatte, obwohl er Bürger gewesen war. Und das andere war von Vergil, den sie bei Xanthippus gelesen hatten. "Parcere subiectis et debellare superbos" - das war ein gutes Motto für seinen Auftrag! Selbst, wenn es für eine Vicomagister, der nur so etwas die Feuerschutzverordnungen oder so durchsetzen musste, vielleicht etwas dick aufgetragen war. Aber es war einfach aus ihm herausgesprudelt!
Nun blickte er streitlustig in die Menge. Caius und seine Freunde starrten ihn an, Eumenius schnappte nach Luft. Denen hatte er es gezeigt! Allerdings schienen alle noch auf irgendetwas zu warten...
"Wenn ihr mich wählt, werde ich all das tun. Gebt mir die Chance, das zu beweisen!"
setzte er schließlich hinzu und stellte fest, dass er geradezu intuitiv seine Faust geballt und hielt sie vor sich - das war eine richtige Rednergeste, wie Eumenius versucht hatte, sie ihnen anzutrainieren. Na also, die Redekunst war doch gar nicht so schwierig!
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Nach der Feier im Kreise der Familie war es für Lucius an der Zeit, auf dem Forum der Öffentlichkeit präsentiert zu werden. Diesen Teil der Liberalia hatte der Junge nicht sehr intensiv herbeigesehnt - er hasste große Auftritte vor der Menge, vor allem, wenn er auch noch Reden halten musste. Aber es führte kein Weg daran vorbei - morgen würden die Wahlen stattfinden und er musste der Bevölkerung des wichtigsten Vicus von Mogontiacum ja noch mitteilen, warum sie ihn zu wählen hatten. Seine etwas verpatzte Rede während der Cena für die wichtigen Männer des Vicus hatte den Alten dazu veranlasst, noch einmal mit ihm ins Gericht zu gehen. Deshalb hatte er die Rede ein bisschen umgemodelt und weniger strikt an das Muster gebunden, das Eumenius ihnen eingebläut hatte. Trotzdem war er höchst nervös, als der kleine Zug aus Familiaren und Klienten das Forum erreichte.
Wieder einmal - wie so oft in den letzten Tagen, wenn er irgendwelche "Wahlkampfveranstaltungen" besuchte - wischte er sich den Angstschweiß aus dem Gesicht und schmierte ihn an seine niegelnagelneue Toga Virilis. Dann steuerte er mit etwas unsicheren Schritten den Platz an, von dem aus der Ausrufer die Decreta der Decurionen verkündete und der Duumvir Recht sprach. Wenn hier jemand stand, wusste man, dass er etwas für alle zu sagen hatte.
Er blickte in die Menge: neben der Familie und Freunden seines Vaters waren auch einige Schaulustige gekommen, darunter sein Redelehrer Eumenius, der ihn mit einem abschätzigen und zugleich neugierigen Blick ansah. In den hinteren Reihen konnte er außerdem seine Mitschüler entdecken - wenn er sich blamierte, würde er gnadenlosem Gelächter ausgesetzt sein, so viel war sicher!
Er räusperte sich und öffnete den Mund - aber irgendwie steckte in Knoten im Hals. Noch einmal fuhr er sich durch das Gesicht und räusperte sich erneut. Am liebsten hätte er einen Schluck Wasser gehabt.
"Bewohner von Mogontiacum! Vicani des Vicus Apollinensis!"
brachte er schließlich doch heraus.
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Endlich war das entscheidende Opfer an der Reihe. Lucius trat vor das Lararium und betrachtete es. Die Genius-Statuette seines Vaters, die Iuno seiner Mutter und die beiden tanzenden Laren standen da. Eines Tages würde auch sein Genius hier stehen und Opfer entgegennehmen! Nun waren aber erst einmal die Laren an der Reihe...
Lucius griff nach dem Lederband um seinen Hals und bekam den Anhänger mit Mühe - das Band war nicht mit seinem Kopf mitgewachsen - herunter. Noch einmal betrachtete er die lederne Bulla, auf der sein Name und eine magische Schutzformel einpunziert war. Irgendwie fühlte es sich jetzt schon seltsam an, nichts mehr um den Hals zu haben. Aber es war nur ein Stück Leder - was sollte es die Götter interessieren, ob er es trug oder nicht? Mit fast ein bisschen viel Schwung warf er seinen alten Begleiter auf den Altartisch des Lararium und sagte
"O Lares familiares! Ihr habt mich beschützt bis heute, deshalb bringe ich euch als Dank meine Bulla dar. Beschützt mich und die Familie auch in Zukunft!"
Dann kam das zweite Opfer, für das der junge Petronier schon etwas länger sparte: Natürlich hatte er nicht bis heute gewartet, um sich das erste Mal zu rasieren, denn sein Bart spross schon vor ein paar Jahren - wenn auch nicht sehr üppig. Trotzdem hatte es ausgereicht, die Rasurabfälle zu sammeln und in einer kleinen Schachtel aufzubewahren. Diese reichte nun Armin, dessen Bart, würde er sich nicht rasieren, wahrscheinlich schon bis über die Brust gehen würde. Als Lucius öffnete, musste er feststellen, dass sein Ergebnis etwas lächerlicher aussah - was offensichtlich auch Lucius bemerkte, denn er setzte ein schiefes Grinsen auf.
Aber es nützte nichts - Lucius nahm die zusammengesammelten Haare und warf sie in die kleine Feuerstelle des Lararium. Dabei staubten einige Bartstoppeln, die dem Widerstand der Frühlingsluft trotzten.
"O Lares familiares! Ihr habt mich beschützt bis heute, deshalb bringe ich euch als Dank meinen ersten Bart dar! Beschützt mich und die Familie auch in Zukunft!"
Einen Moment war er nun versucht, sich nach links zu wenden, aber das Zusammenzucken seines Vaters erinnerte ihn zum Glück, das Gebet mit der Wendung nach rechts zu beenden. Nun trat Morag heran, in seiner Hand die ersehnte Toga pura. Wenn er sie trug, war er ein Mann! So dauerte es nicht lange, bis Lucius die Toga mit dem billigen Purpurstreifen (es war natürlich eher rote Farbe als Purpur) heruntergezogen und an Armin weitergegeben hatte. Wahrscheinlich würde die pragmatische Gunda eine oder zwei Tunicae daraus nähen.
Dann ergriff er die Mannestracht und ließ sie sich anlegen. Morag hatte ein bisschen mehr Erfahrung damit als Armin, sodass letztlich ein noch besseres Ergebnis herauskam als am Morgen. Fast zärtlich strich Lucius über das Kleidungsstück - es fühlte sich kaum anders an als das Alte. Allerdings war sie ein bisschen länger (die alte Toga Praetexta hatte ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel, in denen Lucius gewachsen war). Mit einem zufriedenen Lächeln wandte er sich dann an die anderen.
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Endlich war der große Tag gekommen: Lucius würde seine Toga Praetexta ab- und die weiße Toga virilis anlegen dürfen. Drei Jahre kam dieses Fest seiner Meinung nach zu spät, denn er war der letzte seiner Schulkameraden, der in der Toga Praetexta und mit der Bulla um den Hals bei Eumenius aufgetaucht war - wieder ein Grund für die anderen, ihn zu verspotten. Doch all das war jetzt endlich vorbei. Dementsprechend gab er sich sogar richtig Mühe, an diesem Morgen die Toga Praetexta besonders ordentlich anzulegen. Die lederne Bulla trug er sowieso Tag und Nacht.
Dann trat er hinaus in den Porticus und blickte um sich. Die anderen Familienmitglieder warteten schon - bis auf Armin, der ihm beim Anlegen der Toga geholfen hatte und nun ebenfalls erschien. Sie alle warteten und zum ersten Mal hatte Lucius das Gefühl, dass sein Vater ein bisschen stolz auf ihn war.
"Salve, Mathayus. Ich freue mich, dass du gekommen bist."
begrüßte er den Klienten der Familie. Wenn er die versammelte Schar so betrachtete - die Sklaven hatten frische Tunicae bekommen, der Alte trug seine beste Toga und auch die Familie der Magoniden hatte sich hübsch gemacht - war er selbst ganz überwältigt.
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Original von Marcus Petronius Crispus
"Aber Lucius wird euch gleich selbst noch ein paar gute Gründe liefern, warum ihr ihn als euren Magister Vici unterstützen solltet. Ich habe mir gedacht, dass wir das gleich machen, bevor der Wein und das gute Essen eure Sinne vernebelt!"Damit sah er zu seinem Sohn hinüber, der jetzt an der Reihe war.
Es ging doch schneller, als Lucius erwartet - und erhofft hatte. Und dazu übernahm sein Vater gleich einige Punkte, die er selbst eigentlich ansprechen hatte wollen - das würde seine Rede sicherlich nicht besser wirken lassen.Aber es führte kein Weg vorbei - er musste anfangen. Also räusperte er sich umständlich, richtete sich ein wenig auf und begann dann.
"Verehrter Duumvir, verehrte Decuriones, liebe Freunde der Familie"
Aber immerhin hatte er schon einmal die richtige Reihenfolge der Würdenträger eingehalten. Nun sah er in die Runde und musste eine Sekunde überlegen, was genau sein Exordium war. Ach ja, die Captatio Benevolentiae!
"ich danke euch sehr, äh, für euer Erscheinen. Ihr zählt wohl, äh, zu den wichtigsten und einflussreichsten Männern dieses Vicus, der - äh - ja das Herz der Civitas darstellt, was man schon daran erkennt, dass sie bereits jetzt eine Ummauerung aufweist. Dieses Vicus schmückt sich nicht nur mit dem Tempel des Apollo Grannus Mogon, unserer Schutzgottheit, sondern auch dem Forum, dem Palast des Statthalters und den schönsten Häusern. Und ihr fragt euch vielleicht, warum ich schon in so jungen Jahren diesem Vicus als Magister vorstehen will. Das möchte ich euch kurz verraten."
Er biss sich auf die Unterlippe, um ein weiteres "Äh" zu vermeiden. Zwar hatte er irgendwie Captatio Benevolentiae, die Attentum Paratio und die Docilem Paratio vermischt, aber Eumenius hatte das auch manchmal gemacht. Also weiter zur Narratio...
"In einigen Tagen finden die Wahlen dieser - äh - Civitas statt, zu denen ich als Magister Vici kandidieren will. Dieses Amt ist sehr wichtig für den Vicus, denn er vertritt ihn vor den Decuriones. Außerdem ist er für die Sicherheit des Vicus zuständig, über... er überwacht die Collegia und Händler - äh - und Handwerker und hilft bei der Steuereintreibung in seinem Bezirk. Außerdem ist er für den Kult der Lares Compitales zuständig - äh - und des Genius Vici, in unserem Fall also auch des Apollo Mogon, der außerdem unser aller Schutzgott ist.
Ihr fragt euch - äh - also bestimmt, warum ihr so einen jungen Mann, der - äh - erst einen Tag vor der Wahl die Toga Praet... - äh - Virilis anlegt."
Verdammt, was für ein peinlicher Versprecher - warum wollte es Kalliope nur immer so schlecht mit ihm? Aber nun weiter zur Argumentatio, bei der er sich ein paar Gedanken gemacht hatte:
"Zum einen - äh - werde ich mich für den Vicus einsetzen, indem ich die Feier zu Ehren des Apollo im Maius organisiere und bezahle. Beispielsweise werde ich einen Ochsen für ihn kaufen und ihm opfern, damit er - äh - uns wohlwollend ist und der Vicus floriert.
Zum anderen werde ich eine Getreidespende für die Bedürftigen Bewohner des Vicus veranstalten, um ihre Not zu lindern. Das geschah früher nicht selten und ich habe mir überlegt, dass man vorher Marken austeilen könnte, sodass niemand zweimal kommt. Damit könnte es den Armen besser gehen und sie würden vielleicht weniger Verbrechen begehen, um ihr tägliches Brot zu sichern."
Hier hatte er nicht recht gewusst, was für ein Beispiel er bringen sollte - deshalb hatte er es einfach durch weitere Begründungen ersetzt. Er hoffte, dass das trotzdem beim Publikum ankam...
"Zum dritten kann ich, wenn ich - äh - in der Curia die Interessen des Vicus vertrete, auf die Hilfe meines Vaters zurückgreifen, was meinen Forderungen Nachdruck verleiht. Beispielsweise könnte er bei Abstimmungen seine Freunde mobilisieren, damit sie im Interesse unseres Vicus abstimmen, aber auch mit seiner Erfahrung - äh - als Magistratus Ratschläge erteilen, beispielsweise bei Fragen des Marktes, der öffentlichen Bauten und so weiter. Damit könnte ich meine Aufgaben besser wahrnehmen.
Zum vierten besteht aber - äh - auch nicht die Gefahr, dass ich mich bei Streitigkeiten zwischen Händlern oder Handwerkern selbst übervorteile, da die Geschäfte und Lagerhallen meines Vaters außerhalb des Vicus liegen. Beispielsweise gibt es damit keinen Interessenkonflikt zwischen dem Gemeinwohl und meinen Interessen, wenn es-"
Dem jungen Petronier schoss die Schamesröte ins Gesicht - was war noch gleich das Beispiel gewesen? Der Streit zweier Händler, von denen einer ein Konkurrent seines Vaters war? Nein, das war unlogisch, denn die Händler konkurrierten ja über die Vicus-Grenzen hinweg. Auch Grundstücksfragen waren Blödsinn, da sie ja auch im Vicus wohnten. Erst nach einer weiteren kurzen Pause fiel es ihm wieder ein und er fügte hastig an:
"...um Regulierungen für Handwerker geht, weil die Färber und Weber meines Vaters nicht in diesem Vicus arbeiten. Damit kann ich Neutralität wahren.
Zum letzten - äh - bin ich hervorragend ausgebildet, um als Magistrat oder Decurio zu arbeiten. Zum Beispiel habe ich - äh - auf der Villa Rustica meines Vaters die Arbeit der Landbevölkerung der Civitas kennen gelernt und kenne die Nöte der Bauern, aber ich kenne auch die Geschichte und die Redekunst durch meine Lehrer Xanthi - äh -os und Eumenius. Dadurch kenne ich die Nöte unserer Bevölkerung und bin fähig, sie an der Mos Maiorum zu messen und den Decuriones zu präsentieren.
Dies alles zeigt, dass ich trotz meiner Jugend gut geeignet bin, den Vicus Apollinensis als Magister Vici zu vertreten. Ich bitte euch also - äh - mir eure Stimme zu schenken zum Wohl des Vicus und der ganzen Civitas!"
Die letzten Worte hatte er wieder ziemlich schnell gesagt, dann atmete er die übrige Luft in seinen Lungen mit einem Seufzer aus - geschafft. Er war froh, keinen Punkt vergessen zu haben - das war seine größte Angst gewesen - aber der eine oder andere Patzer war doch dabei gewesen. Wie kam es nur, dass er immer so verflucht nervös war?
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