Beiträge von Lucius Petronius Crispus

    Ein Blick zur Seite zeigte, dass Octavena nicht so recht warm wurde mit der alten Frau - naja, er mochte auch keine Fremdsprachen. Schon diese gallischen und germanischen Dialekte hier in Mogontiacum verstand er kaum, Griechisch trotz allen Lernens noch viel weniger.


    Dann aber kam endlich sein Vater herein und mit ihm der Duumvir. Die Begrüßung war knapp, ebenso wie die der anderen Freunde seines Vaters, die nun alle eintröpfelten. So langsam wurde dem jungen Petronier klar, dass es doch eine ganze Menge Zuhörer für seine Rede geben würde. Sicherheitshalber hielt er vorerst die Klappe und versuchte, sich an alle Teile seines Vortrags zu erinnern - es würde sicherlich nicht mehr lange dauern, bis der Alte ihn zum Reden auffordern würde. Das war gar nicht so einfach und trieb ihm wieder ein wenig Schweiß auf die Stirn...

    Zitat

    Original von Mathayus Magonidas
    "Ja ganz recht. Allerdings für den Vicus Navaliorum. Ich wohne selber allerdings im Vicus Apollinensis und einem fähigen jungen Mann wie dir ist meine Stimme natürlich sicher. Ebenso wie die von denen aus meiner Familie die wählen dürfen." Die letzten Worte hatte Mathyus etwas lauter gesagt damit seine Postition deutlich war, auch wenn er natürlich davon ausging das niemand anwesend war der gegen die Petronier war. Wesentlich leiser fügte er dann noch an.
    "Erzähl uns doch ein bisschen von deinen Lehrmeistern und den Weisheiten die du bei Ihnen gelernt hast. Damit auch der unwissende ja fast halbblinde erkennt welchen Gewinn für die Stadt du als gewählter Magister Vici wärst."
    Mathayus meinte es nur gut und bemerkte die Unsicherheit vom jungen Petronier ebenfalls. Er hoffte dadurch das er Lucius aufforderte über etwas zu reden was er in den letzten Jahren wahrscheinlich sehr sehr oft gehört hatte sicherer wurde.


    Lucius nahm gar nicht wahr, was die Frau von Mathayus komisches mit Octavena redete, so sehr war er auf den Magoniden selbst konzentriert. Ein wenig erstaunt war er, als er erfuhr, dass er nicht im Vicus Navaliorum lebte. Bei dem Essen mit seinem Vater hatte ja gesagt, dass Mathayus wohl für dieses Vicus kandidierte und die Lektüre der Lex Civitatis - die hatten sie vor kurzem bei Eumenius durchgenommen - redete von Vicani, die aus ihrer Mitte den Magister bestimmten. Logisch musste dies eigentlich heißen, dass man nur für den Vicus kandidieren durfte, in dem man wohnte. Allerdings war dies wahrscheinlich nicht gerade die Art von Lehrinhalten, die er jetzt vortragen sollte.


    Was aber dann? Einen Moment musste er überlegen, dann begann er einfach mal loszuschießen:


    "Ich, äh, war bei Xanthi-, äh, Meister Xanthos in der Schule. Er hat uns Rechnen, Lesen, Schreiben, Griechisch und Geometire und sowas beigebracht. Und wir haben viel gelesen, zum Beispiel die Aeneis..."


    Ein bisschen verunsichert sah er zu Mathayus, der ihn so freundlich ansah. Dieses ganze Gelese und Geschreibe hatte ihm keinerlei Freude bereitet und sein Griechisch war nicht besonders - aber glücklicherweise würden die Schulnoten erst in ferner Zukunft erfunden werden...


    "Äh, dann war ich noch beim Rhetor Eumenius. Da haben wir eben Reden gelernt. Sowas wie Cicero und Seneca der Ältere, äh, und so weiter. Außerdem haben wir, äh, über Recht und Geschichte und Philosophie und, äh, Naturwissenschaften..."


    Letzteres war allerdings eher eine Fußnote gewesen, denn Plinius war nicht der größte Rhetor aller Zeiten gewesen - vielleicht würde er seinem Lehrer die Naturalis Historia ebenso stehlen wie er es mit Euklid und Xanthippus getan hatte...




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    Original von Petronia Octavena
    "'tschuldigung...", murmelte sie abwehrend und wandte sich dann ab, um ihren Blick ein wenig durch den Raum schweifen zu lassen.
    Sie ließ ihren Blick weiter über die Gäste gleiten. Der alte Crispus fehlte nach wie vor. Hoffentlich würde Lucius nicht mehr ganz so schlecht gelaunt sein, wenn sein Vater wieder da war und ihm den Rücken stärkte.
    Ansonsten konnte das noch ein heiterer Abend werden...


    Auch wenn er nicht mehr weiter mit Octavena diskutieren wollte, nagte die Kritik doch an ihm - bei seinem Vater hatte er ja meistens den Eindruck, er kritisiere ihn aus Gewohnheit. Dass jetzt eine scheinbar "unabhängige" Quelle auch noch kein gutes Haar an ihm ließ, machte ihn doch nachdenklich. Aber was sollte er machen? Er war eben nervös, daran konnte er nichts ändern...


    "Du... äh, kandidierst auch, Mathayus, oder?"


    versuchte er ein unverfängliches Gespräch anzustoßen, um das Schweigen zu beenden. Da suchte er sich lieber den Magoniden aus, der war ein Klient der Familie und würde ihn sowieso wählen, auch wenn er etwas Dummes sagte... wobei zu hoffen blieb, dass die Götter ihn zur Abwechslung mal davor bewahrten. Aber so wie er diese fiesen Kerle auf dem Olymp oder wo auch immer einschätzte, würden sie ihm gerade noch zusätzlich etwas reindrücken!




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    Original von Petronia Octavena
    Sie lächelte entschuldigend und erwiderte dann mit etwas gesenkter Stimme:
    "He... Ich wollte damit nur sagen, dass man dir das nur zu sehr ansieht und dass das vielleicht nicht allzugut ankommt. Nicht, dass ich etwas davon verstehen würde, aber ich würde mir drei Mal überlegen, ob ich jemanden wähle, der so unsicher aus der Wäsche schaut..."


    Der Beschwichtigungsversuch funktionierte nicht so ganz - Lucius verstand die Worte vielmehr so, als würde sie ihn auch noch zurechtweisen. Als ob sein Vater das nicht noch mehr als genug tun würde, schien jetzt noch ein Besserwisser mehr im Haus zu leben. Jetzt sah er etwas böse zu ihr hinüber und fand sie etwas lächelnd - sie schien ihn wirklich zu verspotten.


    Einen Moment rang er nach Worten - ihm lag schon eine unschöne Beleidigung auf der Zunge. Aber dann dachte er zum Glück daran, was sein Vater tun würde, wenn er hereinkam und seine Familie im Streit vor den Wählern vorfände. Mühsam presste er schließlich hervor:


    "Dann wähl doch, wen du willst!"


    Warum musste dieses dämliche Weibsstück ihm jetzt auch noch Steine in den Weg legen? Er war kurz davor, einfach davonzustürmen. Aber vielleicht würde sie ja den Rand halten, wenn der Alte wieder hier war...




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    Natürlich war Lucius nervös - aber warum musste Octavena das jetzt einfach so ansprechen, wo doch die anderen Gäste gerade mal eine Armlänge entfernt lagen. Verstohlen sah er zu ihnen hinüber, aber scheinbar hatte niemand etwas bemerkt - ein Glück, denn ihm fiel keine besonders intelligente Erwiderung ein. So murmelte er ohne sie anzusehen:


    "Kandidier' du 'mal für so'ne Wahl!"




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    Die anderen bestellten ebenfalls und fielen bald in das eine oder andere Gespräch. Antonius sah zu Lucius hinüber und sprach ihn dann an. Das war diesem eigentlich ganz recht, denn auch wenn Antonius ein bisschen naiv war, gab er ihm zumindest nicht dieses Gefühl von Unterlegenheit, das Caius und andere Gleichaltrige ihm ständig vermittelten.


    "Und du kandidierst jetzt tatsächlich?"


    "Ja, klar. Wird ja Zeit, dass ich aus dieser verdammten Schule rauskomme!"


    "Naja, traust du dich denn, da vor den ganzen Decurionen zu reden?"


    Wieder einmal musste Lucius an sein regelmäßiges Versagen als Redner denken. Die schlechten Gedanken projizierte er allerdings auf Antonius, der schon wieder den Finger in die Wunde legte - sollte der sich doch um seinen Kram kümmern!


    "Mehercle, das sind doch auch nur ein paar fette Barbaren und Veteranen."


    Das stimmte zwar irgendwo, spiegelte aber nicht seine eigentliche Einschätzung wider. In Wirklichkeit war er gestern Abend schon wach gelegen bei dem Gedanken, auch nur einen Mucks vor all diesen mächtigen, reichen Händlern und Beamten zu machen, deren Väter wahrscheinlich auch schon Decurionen gewesen waren und die ihre Kinder schon in die fetten Pfründen des Ritterstands bugsiert hatten.


    "Ja, so wie dein Vater, was?"


    warf Armin ein und grinste. Der Leibsklave von Lucius war ein kräftiger Bursche, hatte aber nicht mehr den Rhetor besuchen dürfen, sodass er ihm wenigstens nicht mehr auf der Redner-Ebene das Wasser reichen konnte. Das hatte sie einander etwas näher gebracht, selbst wenn Armin ihn trotzdem regelmäßig verspottete. Andererseits bezog er aber auch selbst oft genug Schläge vom Alten... Dass er allerdings vor den anderen schlecht von seinem Vater redete, gefiel Lucius heute mal nicht.


    "Naja, um deinem Vater den Arsch aufzureißen, hat's scheinbar gereicht."


    kommentierte er und erinnerte damit alle daran, dass Arminius ein Sklave und Quasi-Kriegsgefangener war - und es stimmte wahrscheinlich, denn der Alte hatte erzählt, dass er Armin mitgenommen hatte, weil er ein kleiner Waisenjunge gewesen war. Trotzdem starrte Armin seinen Herren wütend an - der Kommentar hatte ihn doch verletzt.


    "Ich reiß' dir gleich den Arsch auf!"


    kam deshalb zurück und die Faust des jungen Vangionen ballte sich.


    "Leute, bleibt ruhig! Wir wollen doch feiern!"


    versuchte Antonius, der Streit nicht ausstehen konnte, die Situation zu beruhigen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Lucius sich mit irgendwem prügelte - wobei er inzwischen nicht mehr ganz so oft unterlag wie früher, als er der Kleinste der Klasse gewesen war. Die Zeit auf dem Land hatte ihn zu einem guten Ringer gemacht...




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    Die Ratschläge waren ziemlich allgemein, sodass Lucius sich eigentlich nichts besonderes merken konnte. Die Augen offenzuhalten war sowieso das erste Gebot, das ihm der Alte eingetrichtert hatte - das konnte Leben retten, wenn man im Schlachtgetümmel bla bla bla...


    "Gut, dann, äh..."


    Er sah fragend zu seinem Vater und dann wieder zu Marsus. Wie sie ja schon vereinbart hatten, würde es ein kleines Essen geben, zu dem Lucius einladen sollte.


    "...dann lade ich dich gleich mal ein. Zum, äh, Essen. Mit anderen ANTE DIEM III NON MAR DCCCLXII A.U.C. (5.3.2012/109 n.Chr.), wenn das geht."




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    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    Auch dem Duumvir wurde geöffnet und Crispus, der auf halbem Weg zum Triclinium war, drehte schnell um - einen Duumvir konnte man schon mal an der Tür abholen.


    "Lucius, bring die Gäste schonmal weiter, ich hole den Duccier."


    Nachdem sein Vater noch einmal zur Tür zurück ging, blieb es an Lucius, die Tür zum Triclinium zu öffnen und die Gäste mit einer Geste hereinzubitten. Drinnen hatten sie ein bisschen umgeräumt: Statt der normalen drei Ein-Mann-Klinen hatten sie eine Konstruktion errichtet, die neun Personen tragen konnte. Die anderen standen dagegen gegenüber - mit ein bisschen Platz für die Diener, die die in der Mitte stehenden Tische füllen sollten. Außerdem standen alle petronischen Kohlebecken in den verschiedenen Ecken und der große Kandelaber brannte. Alles in allem war es eine festliche Atmosphäre.


    "Wenn, äh, ihr euch bitte hier niederlegen würdet."


    wies er dann die Plätze für Massula und die Magoniden zu. Ersterer erhielt den dritten Platz auf der obersten Kline, letztere die gesamte Gegenüberliegende. Offensichtlich wurden aber noch zwei höherrangige Gäste erwartet - sowie drei weitere. Zuletzt sah er zu seiner neuen Mitbewohnerin und deutete auf den äußersten Platz der Gastgeber-Kline.


    "Octavena, du kannst dich, äh, hier hinlegen."


    Manchmal erhielten Frauen auch Stühle zum Essen, aber da es genügend Liegeplätze gab, verzichteten die Petronier darauf. Nachdem dann alle Platz genommen hatten, sah der junge Petronier zu Gunda, die bereit stand um das Mulsum zu servieren.


    "Macht es, äh, macht es euch alle bequem. Gleich gibt es Mulsum."


    Das war das Stichwort, denn schon tauchte die Sklavin mit der großen Karaffe und ausreichend Bechern auf. Jeder erhielt etwas. Damit konnte Lucius sich wohl beruhigt auf seinen Platz neben Octavena legen, um sich ein bisschen nervös durchs Gesicht zu fahren. Hoffentlich kam sein Vater bald...

    Sim-Off:

    WiSim!




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    Zitat

    Original von Faustus Domitius Massula
    "Lass dich nicht ins Bockshorn jagen wegen deiner Wahl. Ich bin ja einer deiner Wähler und ich bin leicht zu überzeugen, wenn mir jemand gute Argumente bringt. Und ich verrate dir einen Trick: Wenn du dir von Anfang an sagst, dass es schief geht, dann geht's auch schief, garantiert. Also rede dir ein, dass du unschlagbar bist, dann hast du eine Chance, dass es auch klappt. Und das politische Gequatsche lernst du ganz nebenbei, wenn du die Ohren aufsperrst. Die klugen Wähler kannst du mit dem ethos und mit dem logos einfangen und die dummen Wähler gehen dir mit dem pathos auf den Leim. Das hast du doch in der Rethorik gelernt. Oder?"


    Offensichtlich war Massula eher der großväterliche Typ, der einem ein paar Ratschläge mit auf den Weg gab, ohne daraus gleich einen Befehl zu machen - allerdings wirkte es auf Lucius ein wenig wie leeres Gerede. Trotzdem nickte er nur eifrig. Rhetorik hatte er ja zum Erbrechen gelernt und an den Logos konnte er sich besonders gut erinnern.


    "Äh, ja."


    Zitat

    Original von Mathayus Magonidas
    "Das wird schon werden da bin ich mir sicher." gab Mathayus kurz zum jungen Petronier bevor er sich wieder an seinen Patron wandte.
    "Dann wären wir ja mit drei Stimmen schon von Gewicht. Wie ist es mit dir Patron kandidierst du für ein höheres Amt? Wenn dein Sohn und ich gewählt sind wären die zwei Stimmen ja schon mal sicher, zusätzlich zu deinen anderen Verbündeten."


    Schon jetzt hasste er sich wieder für seine Unsicherheit, mit der er hier auftrat wie ein kleiner Junge. Er würde bald die Toga virilis anlegen, da konnte er doch wohl nicht so herumstammeln - die fast ein bisschen mitleidigen Worte des Magoniden stimmten ihn da nicht fröhlicher.


    Allerdings überhörte der Alte offensichtlich die Frage und nachdem dieser schon zum Marsch bließ, beschloss er in Eigeninitiative etwas zu erwidern.


    "Nein, Vater kandidiert nicht. Wegen der Lex Municipalis, äh, glaub' ich."


    Warum sagte er nur immer "äh"?

    Zitat

    Original von Malchus Magonidas
    "Entschuldige das Schweigen meiner Mutter, sie ist sehr unsicher in der Aussprache der Sprache der Römer und schweigt daher lieber als durch ein falsches Wort Schande über sich zu bringen. Sie möchte dir aber ebenfalls danken und genauso wie ich wünscht sie dir viel Erfolg für die Wahl."


    "Kein, äh, Problem."


    erwiderte Lucius, wobei in ihm plötzlich die Frage aufkam, warum es eigentlich noch so viele verschiedene Sprachen gab - das war irgendwie unlogisch. Die Römer sprachen Latein und beherrschten die ganze Welt - wozu sollte man also andere Sprachen lernen? Es erschien ihm ja schon absurd, dass er Griechisch hatte lernen müssen, selbst wenn im Osten scheinbar sogar die römischen Beamten in der Sprache verhandelten...


    Bevor er diese Frage allerdings erörtern konnte, schloss er sich dem Trott an.




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    Der jüngere Petronier hatte diesen Tag mehr herbeigefürchtet als -gesehnt. Seit heute Morgen - das Auftauchen einer weiteren Petronierin hatte den gestrigen Abend voll für sich eingenommen - war er an seiner Begrüßungsrede gesessen, hatte über Formulierungen nachgedacht und verzweifelt versucht, sich den Text fehlerlos einzuprägen. Aber letztlich war es ein bisschen viel gewesen in der kurzen Zeit und schließlich hatte er beschlossen, die Rede nur auszuformulieren und sich ein paar Stichworte einzuprägen - die Stegreifrede hatte Eumenius ja auch durchgenommen. Aber so richtig glaubte er nicht daran, dass das alles gelingen würde...


    Dementsprechend nervös war er, als er in seiner gebleichten Toga candida, die der Alte extra bei Boduus bestellt hatte, auf die Gäste warten, doch da klopfte es auch schon:

    Zitat

    Original von Marcus Petronius Crispus
    "Wie gesagt, ganz frisch! Du bist der erste, dem ich sie zeige!"


    Der erste Besucher war ein bärtiger Decurio, den Lucius schnell erkannte (sein Vater hatte ihm alle Gäste kurz vorgestellt und beschrieben). Wie er sich erinnerte, wohnte der Mann sogar im Vicus und war damit ein potentieller Wähler. Also hieß es, besonders freundlich zu sein!


    "Salve, Domitius. Es freue mich sehr, Dich endlich kennen lernen zu dürfen."


    sagte er sein Sprüchlein auf, das der Alte ihm eingetrichtert hatte und versuchte, zu lächeln. Da er allerdings bisher selten ein Lächeln erzwungen hatte, musste es für den Betrachter aufgesetzter wirken als eine Schauspielermaske - fast, als würde ihm etwas wehtun.

    Zitat

    Original von Mathayus Magonidas
    "Ja natürlich kenn ich deinen Sohn Lucius. Auch dir ein Ave und so die Götter wollen sitzen wir bald gemeinsam als Magister Vici in der Curia."


    Als nächster kam der Klient der Familie an die Reihe, den Crispus kannte - wie auch den Sohn und die Frau. Etwas enttäuscht stellte er fest, dass Nicaea nicht mit von der Partie war - scheinbar krank. Dafür war aber auch Hamilkar nicht dabei, der noch immer etwas unheimlich auf den jungen Petronier wirkte.


    "Ave, Mathayus. Das...äh...hoffe ich auch."


    Er hatte noch gar nicht daran gedacht, dass der Magonide ebenfalls kandidierte - wenn auch zum Glück für einen anderen Vicus. Vielleicht würde Vaters Klient ihm ja ein bisschen helfen können, wenn es Probleme gab... - und die Gäste ein bisschen mit seinem eigenen Wahlkampf ablenken.


    "Salvete."


    begrüßte er dann auch die anderen beiden Magoniden per Handschlag. Die Frau erinnerte ihn ein bisschen an Nicaea, auch wenn sie beiweitem nicht mehr so knackig war. Der älteste Bruder hinterließ dagegen fast das Gefühl, der finstere Hamilkar stünde vor ihm.

    Während das Zwischenprogramm begann, schien Nicaea das Interesse an ihm zu verlieren und flüsterte ein bisschen mit ihrem Bruder herum. Lucius nutzte die Zeit, um betreten zu Boden zu gucken, damit sie nicht merkte, wie er versuchte zu lauschen. Die Worte, die er hörte, waren allerdings nicht besonders erfreulich - der junge Petronier interpretierte das ganze nämlich so, dass die hübsche Nachbarin nicht von den Spielen (das konnte er sich ja nicht vorstellen), sondern von ihm weg wollte.


    Dementsprechend starrte er noch konzentrierter auf seine Füße, die in wärmenden Schuhen steckten. Was sollte er jetzt machen? Am besten, sie ignorieren...




    Sim-Off:

    Hoppla, das ging ja schnell - mischen wir gleich beide Themen ;)


    Während Lucius noch auf weitere Befehle wartete, klopfte es plötzlich - sein Vater würde sehr begeistert sein, wenn dieses Gespräch gestört wurde. Doch Morag wollte nicht einmal selbst etwas, sondern führte ein Mädchen herein, das etwa so alt schien wie er selbst. Ihre wunderschöne Figur und das harmonische Gesicht warfen ihn ganz aus der Bahn. Wie er wohl aussah? Schweißperlen auf der Stirn, gehetzter Gesichtsausdruck - wahrscheinlich würde sie ihn auslachen!


    Aber dann gab es eine noch größere Überraschung - eine Petronia! Aber nicht nur ein möglicherweise unerwartete Verwandtschaftsbesuch - sie wollte offensichtlich gleich hier einziehen! Die Erwartung der Reaktion seines Vaters, die wohl darin bestehen würde, dass er seine quälende Aufmerksamkeit von ihm ab- und diesem ungebetenen Gast zuwenden würde, ließ ihn sogar erwartungsvoll dreinblicken. Es würde sicherlich sogar lustig werden...




    "Äh, ja."


    gab Lucius zurück und war sich ein bisschen unsicher, wie er es schaffen sollte, diese Krämer und Vereinsmeier für sich gewinnen sollte - er war doch quasi ein kleiner Junge für die... andererseits wäre er ja nicht der erste junge Magister Vici. Letztlich würde es wohl die Sache seines Vaters sein - der wollte ihn ja auch unbedingt in die Position hieven.


    Unsicher nahm er einen Schluck Bier.




    Die Aufgaben eines Magister Vici kannte er bereits - sein Vater hatte sie in den letzten Tagen etwa eintausend Mal aufgezählt. Das besondere Event hatte er aber tatsächlich noch nicht verraten. Brotspende - klang generell ja nicht schlecht. Andererseits hatte er wenig Lust, irgendwo seinen Tisch aufzubauen und jedem dahergelaufenen Penner (obwohl der Vicus Apollinensis wahrscheinlich der Nobelste von allen war). Er mochte es nicht, sich ständig allen möglichen Leuten anzubiedern. Aber er versuchte lieber gar nicht erst, die Befehle seines Vaters zu kritisieren - im besten Falle würden die Einwände einfach übergangen werden, im schlechtesten würde er sich eine Ohrfeige einfangen, weil er so respektlos gegenüber seinem Vater war.


    "Jawohl!"


    antwortete er deshalb und brach beim Gedanken daran, eine Kandidaturrede zu schreiben, in Schweiß aus. Er würde sich sowas von blamieren! Allerdings wusste er nicht, ob das schlimmer war als das, was ihm blühen würde, wenn die Gäste wieder weg waren...




    Inzwischen hatte Lucius sich dazu entschieden, dass die ganze Situation doch insgesamt eine Verschlimmerung seines Lebens war. Zwar würde ihm in Zukunft wohl die Demütigung durch Eumenius erspart bleiben (die sich jetzt, wo sich das Ende seiner Lehrzeit ankündigte, in puren Sadismus steigerte), doch wurde er dafür von seinem Vater nicht mehr in Ruhe gelassen. Er musste sich plötzlich jedem anbiedern, wurde hierhin und dorthin geschleift, hatte eine neue, unbequeme Toga bekommen, in der er nun täglich herumstolzieren sollte, wobei er sich fühlte wie eine zerbrechliche Tonstatue und entsprechend herumstakste. Dementsprechend konnten ihn die anfänglichen Belehrungen wenig treffen.


    Jetzt schien aber noch der Gipfel aller Zumutungen dazuzukommen: eine Rede! Normalerweise konnte er schon mit Leuten reden, aber diese geschwollenen Deklamationen bei Eumenius hatten ihm jegliche Lust an Vorträgen versaut. Warum musste man irgendwelche Stilfiguren oder sonst etwas verwenden, wenn man auch ganz nüchtern seinen Standpunkt darlegen konnte? Dass ausgerechnet sein Vater, der von so etwas sowieso keine Ahnung hatte, ihn jetzt auch noch vorzeigen wollte, war eine absolute Gemeinheit! Wahrscheinlich würde er wieder die Hälfte vergessen und überhaupt - wie sollte er das bis morgen bewerkstelligen? Er musste ja alles durchgehen, Inventio, Actio, ... - Moment, da fehlte was - er konnte ja immer noch nicht einmal alle Schritte auswendig!


    Abgesehen davon - welche Pläne?


    "Und was...äh...plane ich?"




    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    "Also Lucius," fuhr Witjon fort. "Hast du denn schon eine konkrete Vorstellung davon, was du als Magister Vici in Angriff nehmen möchtest? Irgendwelche Missstände in deinem Vicus, die es zu beheben gilt, oder ein bestimmtes Projekt?" Während sie sich unterhielten, kam Lathilda dann irgendwann wieder und brachte die gewünschten Getränke.


    Da hatte Lucius schon gehofft, dass das Gespräch nun weiter von den Männern geführt wurde, als Marsus sich wieder direkt an ihn wandte. Projekte? - was für Projekte sollte man denn als Vicomagister haben? Zwar wusste der junge Petronier inzwischen schon Bescheid über die Aufgaben dieses Amtes, aber es erschien ihm eher als Verwaltungssache...


    "Äh, alles... so machen, wie die Duumviri sagen, denke ich..."


    Darin war er gut, denn sein Vater gab ihm üblicherweise jedes Verhalten in der Öffentlichkeit vor....





    "Naja, man verpasst ein paar Kämpfe, aber - äh - sonst..."


    meinte Lucius ein wenig unsicher - er hatte ja tatsächlich noch nie Gladiatorenspiele erlebt und nach dem ersten Kampf war auch sonst noch niemand gegangen. Ein wenig später hätte er es vermutlich besser gewusst, denn viele der feinen Herren kamen sowieso nur, um sich kurz für den Pöbel zu präsentieren.

    Nachdem sein Vater ihm eröffnet hatte, dass er in Zukunft nicht mehr zu diesem verhassten Eumenius und er bald schon wieder als Magistrat kandidieren musste, hatte er beschlossen, die wenigen glücklichen Tage gebührend zu feiern. Gemeinsam mit Arminius, seinem einzigen echten Freund, und Rufus und Antonius, den beiden Bald-nicht-mehr-Mitschülern, war er daher in die Taberna gegangen.


    Zur Feier des Tages hatte der Alte ihm sogar ein paar Sesterzen gegeben, um einen auszugeben - was Lucius allerdings nicht vor hatte. Höchstens für Arminius, der ja kein eigenes Geld hatte.


    "Ich nehme eine Cervisia!"


    rief er der Schankmaid zu und fragte sich, ob er das gesparte Geld nicht in einem Lupanar ausgeben sollte - immerhin hatte er auch noch nie ein Mädchen gehabt und das sollte man als echter Mann wohl schon getan haben. Die anderen redeten zumindest gern von so etwas, während Lucius wie so oft schweigen musste, weil er schon kein Geld dafür hatte...

    Lucius hasste den Winter, er hasste ihn aus tiefstem Herzen. Was hatten sich die Götter nur dabei gedacht, ein viertel Jahr lang nur Kälte und Feuchtigkeit regieren zu lassen? Die Erklärung aus der Xanthos-Schule, dass Ceres trauerte, weil Proserpina in der Unterwelt war, erschien ihm nicht sonderlich logisch. Überhaupt fragte er sich, was all das mit den Göttern sollte! Gut, es donnerte und blitzte und auch der Olymp schien zu existieren - aber welches Interesse sollten die Götter daran haben, Opfer zu bekommen? Wenn sie Nektar und Ambrosia aßen, was wollten sie dann mit einer Ziege oder Getreidekörnern oder sonst etwas? Und warum wollten sie nur die Teile vom Tier, die sowieso nicht besonders schmeckten? Dieser ganze Kult war doch irgendwie fragwürdig...


    Dementsprechend war er nicht sonderlich davon begeistert, heute in der Kälte zu stehen, die langsam durch seine Schuhe die Füße hinauf kroch, und die Anrufungen des Duumvir zu hören. Wieder so eine Sache: Wie wurde aus einem Menschen, der der Kaiser zweifellos war, ein Gott?




    Zitat

    Original von Nicaea
    Nicaea rückte ein Stück vom jungen Petronier ab und schien etwas peinlich berührt ob ihrer Reaktion. Innerlich beschimpfte sie sich auch gerade nach außen ließ sie davon aber so gut wie nichts dringen. Vorsichtig schaute sie wie es in der Arena weiterging.


    "Kommen denn noch mehr Kämpfe?"


    Auch Lucius bemühte sich, das Stressgefühl in sich ein wenig zu bekämpfen. Warum hatte er bitte Angst vor der Berührung eines Mädchens? Das war bloß ein Mädchen, sie tat ihm nichts und selbst wenn, würde sie schneller in ihrem Blut liegen als jeder Gladiator, der hier noch auftauchen würde! Er konnte mit dem Gladius umgehen und hatte sich oft genug mit verschiedenen Mitschülern geprügelt, um selbst nachts im Hafen keine echte Angst haben zu müssen. Warum also vor einem wehrlosen Mädchen?


    "Äh, ja...ich glaub' schon..."


    Sicherheitshalber sah er zu seinem Vater hinüber, der scheinbar immer noch über langweilige Geschichtsschreibung redete. Caesar hatten sie auch lesen müssen - was für eine Zeitverschwendung!