Beiträge von Quintus Claudianus Anaxander

    Es dauerte nicht lange, bis sich das Gerede vom Forum herumgesprochen hatte. Von den Wahlergebnissen. Über die Reise vom Caesar. Bis hin zum Erben des Senators Annaeus Modestus - und dass der "frische" Waren anbot, die er nicht selbst produzierte.


    Logisch, dass sich da natürlich schnell Leute fanden, die nicht so viel Glück hatten und ein riesen Vermögen (der Marktschreier hatte von Reichtum gesprochen) erbten. Leute, die neidisch waren, wenn andere finanziell aufstiegen, ohne selbst etwas dafür getan zu haben. Leute, die sich ohne Umwege zu den Ädiln aufmachten, wenn sie von dem Verdacht hörten, dass sich Reiche durch zwielichtige Geschäfte noch reicher machen wollten. Auf Kosten der aller anderen. "Post für den Ädil..."


    Ein besorgter Bürger grüßt den plebejischen Ädil.


    Der Orator publicus hat auf dem Forum Romanum verbreitet, dass ein Mann mit Namen Sextus Annaeus Rufus seit kurzem offizieller Erbe des vor mehreren Monaten verstorbenen Senators Kaeso Annaeus Modestus ist.


    Genau dieser Sextus Annaeus Rufus bietet auf den Märkten jetzt mehrere Hundert Einheiten Obst, mehrere Hundert Einheiten Gemüse, mehrere Hundert Einheiten Garum an. Alles angeblich ganz frisch.


    ..frisch selbst produziert? Ich weiß es nicht. Denn einen offiziellen Gewürzhändler, Obst- oder Gemüsebauern, mit dem er legal produzieren könnte, hat er soweit ich weiß nicht.


    Vielleicht illegal (ohne behördliche Genehmigung) produziert? Oder vielleicht vom Senator Annaeus Modestus geerbt? - Aber dann hat er sich ja bestimmt erst die nötige Genehmigung von einem Ädil geholt, bevor er sein Erbe verkauft. Oder?


    Und wenn er das getan hat, dann werden die Ädiln ja bestimmt auch ein Auge darauf haben, dass hier nicht verderbliche Lebensmittel als Frischware ans Volk verkauft werden, die eigentlich schon mindestens mehrere Monate alt sind. Oder?



    Ich bitte dringend darum, dass dieser Fall von einem gewählten Ädil untersucht wird. Bevor sich halb Rom an vielleicht verdorbenen Lebensmitteln vergiftet.


    Mit Dank und Gruß. Vale.


    "Nennt dein Weib mich gerade fett, oder was..?"
    "Uuuh, das gibt Ärger..."
    "Das meint sie nicht so, Lucius."
    "Das meine ich genau so."
    "Sie meinte, du bist stattlich."
    "Ich meinte, er ist fett."
    "Sie meinte, du hast einen kleinen Wohlstandsbauch, weil du immer viel und fleißig schuftest."
    "Ich meinte, er ist fett. Weil er viel zu selten Sport treibt, viel zu oft nur zuguckt, wie sich andere vital halten."
    "Ich glaube, Lucius, sie findet dich ein bisschen pummelig. Hihihi."


    "Gaius, du solltest deinem Weib mal ein paar Manieren beibringen. Sie sollte sich weniger mit anderen Männern und ihrer Figur beschäftigen und sich lieber mehr um ihren eigenen Mann kümmern. Wie lange wartest du jetzt schon auf einen Stammhalter..?"
    "Ach, da spricht ja genau der richtige. Erinnere mich: Wie alt bist? ... Und du hast immer noch keine Frau."
    "Ich habe eben Ansprüche."
    "Weniger Busen, mehr im Schritt?"
    "Gaius?"
    "Diese Beleidigung nimmst du zurück!"
    "Bitte, bitte. Freunde..."
    "Hab ich da etwa einen wunden Punkt erwischt?"
    "Lucius, hör nicht auf die. Das ist nur eine Frau, die kann nicht rational denken. Die hat keine Ahnung."
    "Meine Liebe, du weißt doch, dass Lucius etwas empfindlich ist, was sein Äußeres angeht. Und wo er schon so von den Göttern gestraft ist mit seiner Fülle, da nimm doch bitte ein bisschen mehr Rücksicht... für mich, meine Columbula?"


    "Das ist ja mal wieder typisch. Drei Männer verbünden sich gegen eine Frau. Ihr solltet euch schämen."
    "Wir schämen uns auch ganz fürchterlich."
    "Wir schämen uns kein bisschen!"
    "Lass dich nicht von ihr provozieren, Lucius. Das ist eine Frau. Die ist emotional. Die kann nicht klar denken."
    "Vielleicht sollten wir uns ja trennen... Ich hab gehört, da gibts einen jungen, reichen, gut aussehenden Annaeus... Sextus Annaeus Rufus."
    "Mein Schatz, meine Liebe, mein Täubchen..."


    "Entschuldigung, die Dame.", mischte sich Anax ein, nachdem er vorher nur schweigend in der Nähe herumgestanden hatte. "Wer bist du denn?" Ein entschuldigendes Lächeln. "Quintus Anaxander. Ich stand in der Nähe und hab zufällig eure Unterhaltung gehört." Und jetzt hatte er sich also auch eingemischt. "Ich wollte eigentlich nur sagen: Der Annaeus Rufus... jung..? Kann sein... Reich..? Vielleicht... Gut aussehend..? Womöglich..." Er kannte den Typ ja nicht. "Aber: Ein bisschen zwielichtig? Auf jeden Fall." Der Freigelassene nickte. "Er verkauft Obst, Gemüse und Fisch auf den Märkten. Alles ganz frisch... angeblich. Dabei hat er selbst, soweit ich weiß, keinen Betrieb der Obst oder Gemüse oder Fisch herstellt." Petronilla zuckte mit den Schultern. "Na und? Vielleicht hat ers geerbt." Anax runzelte die Stirn. "Selbst dann darf er keine falschen Angaben über seine Waren machen..." Anaxander hatte immerhin mal für einen Anwalt gearbeitet und kannte das Marktrecht eigentlich ganz gut. "Und er müsste so einen Verkauf auch erst bei den Ädilen anmelden, BEVOR er etwas verkauft." "Da hat dein Frreund Recht... auch wenn ich natürlich nicht weiß, ob er das vielleicht sogar gemacht hat oder nicht." "Bestimmt nicht!" Anax lächelte dem verzweifelten Mann zu. "Für den solltest du mich nicht verlassen." "Eine Sternschnuppe: Sie kommt auf die Welt, leuchtet strahlend hell - und eh man sich verguckt, ist sie auch schon wieder zu Staub zerfallen und verglüht." Vier Männer, eine Frau. Alle Blicke ruhten auf ihr. "Wie poetisch. Wir werden sehn..."

    "Na, seit der alte Geizhals sich verdrückt hat, geht's scheins nur noch bergab mit denen..."
    "Den Soldaten?"
    "Was hattn dieser Avarus mit den Soldaten zu schaffen?"
    "Doch nicht mit den Soldaten. Bergab mit den Germanicern, meine süße Columbula."
    "Ich bin nicht dein Täubchen!"
    "Hört, hört. Da weißte, wer in der Beziehung die Toga an hat. Haha."
    "Der liebe Gaius sicherlich nicht. Hehehe."
    "Macht ihr euch nur lustig..."


    "Ach, hör nicht auf die. Die sind doch nur neidisch."
    "Auf Gaius?"
    "Auf den Claudius bin ich neidisch. Wenn der Senat mich zum Prätor gewählt hätte, dann würde ich nämlich erstmal den ollen Crassus verurteilen und verklagen und in die mauretanische Wüste verbannen!"
    "Und das nur weil seine Schenke so gut geht?"
    "Weil er die Rezeptbuchsammlung seiner Bücherei nicht in Ruhe "studieren" kann, wenn es nebenan so laut ist, meine Columbula."
    "Ich bin nicht dein Täubchen!"
    "Nee, ne. Aber weil er die Nutten im Lupanar gegenüber jetzt nicht mehr stöhnen hört, während er in Ovids Weltliteratur versinkt. Haha."
    "Ihr seid doof."


    "Komm. Immerhin bist du nicht wie dieser Flavier."
    "Stimmt! Kaum gewählt, hält der sich schon für nen amtierenden Ädil."
    "Während die anderen Ädile noch im Amt sind?"
    "Und vor allem: Ohne dass er vereidigt wurde oder irgendwas, meine Columbula."
    "Ich bin nicht dein Täubchen!"
    "Stimmt. Ich hab mich auch schon gefragt, was der Senat davon hält, dass der Flavier Spenden "vom Ädil Flavius Scato" verteiln lässt."
    "Is halt nen Patrizierschnösel, der Typ. Völlig abgehoben."
    "Keinen blassen davon, wie Rom wirklich ist."
    "Keinen Schimmer vom echten Leben."
    "Genau. Keine Ahnung."


    "Nicht so wie der Caesar."
    "Du?" "Kennst?" "Den Caesar?"
    "Klar. Was meinstn, wo ich immer bin, wenn du tagelang verschollen bist auf See, um deine Fische zu fangen?"
    "Haha. Na, Gaius?"
    "Hat echt die Toga an, deine Columbula, wa?"
    "Nenn sie nicht mein Täubchen!" "Genau.." "-.nur ich darf das."
    "Bääm! Auf die Zwölf."
    "Der hat gesessen."


    "Dünnes Eis."
    "Ouh, jetzt muss er aufpassen."
    "Sonst schläft er heute Nacht nicht daheim."
    "Ich hab gehört, in der Casa Sergia gibt's noch nen freies Zimmer."
    "Und ich hab gehört, du brauchst nur den Orientierungssinn eines Octaviers. Dann findest du hinter jeder Bäckerei-Pforte den Eingang in ein honigsüßes Traumland."
    "Haha. Mit vielen süßen Honigtöpfen aus denen man kosten kann."
    "Genau! Hihihihi...."
    "Tschuldige, meine.. tschuldige, Petronilla."
    "Wir sollten uns wirklich öfter hier treffen und dem Dicken zuhörn."
    "Ey, nix gegen stabil gebaute Leute."
    "Stabil..? Polster-weich triffts eher."
    "Der Stadtschreier?"
    "Ich rede von deinem Freund Lucius, mein kleines Dummerchen."

    Zitat

    Original von Marcus Artorius Rufinus


    Als der Mitarbeiter am Eingang wieder angesprochen wurde, guckte er erstmal wieder ein bisschen komisch und schwieg. Dann schüttelte er kurz seinen Kopf, um "aufzuwachen". Was war noch die Frage? Richtig: "Äh, noch ein neuer Laden für Keramikwaren?" Hatte er das richtig verstanden? "Oder meinst du diesen Laden hier?" Er zeigte hinter sich. "Der feierte nämlich heute seine Eröffnung." Der Mitarbeiter nickte.


    Dann erinnerte er sich daran, dass er zu allen freundlich sein sollte. Also fing er ganz plötzlich an zu lächeln. "Wenn du willst, kannst du auch gerne mal reinkommen und dich etwas umsehen." Und vielleicht etwas kaufen. "Dann kriegst du von mir sogar als kleines Eröffnungsgeschenk eine dieser hübschen Fingerschälchen hier aus meinem Korb." Klein aber fein, und in Marmoroptik. "Du darfst dir sogar eins aussuchen." Die waren sowieso alle die gleichen.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives


    Anaxanders Mitarbeiter guckte erstmal nur etwas komisch. Dann warf er einen Blick hinter sich, in den Laden, erinnerte er sich und nickte. "Richtig, richtig. Natürlich." Aber was genau der Ankündiger ihm damit nun sagen wollte, wusste der Mitarbeiter nicht. Oder doch? Er überlegte. "Ich hol mal den Chef." Der würde schon wissen, wie das hier jetzt weitergehen sollte.


    Kurz darauf war Anax vor der Tür. Der Mitarbeiter folgte ihm in seinem Schatten. "Senator Iulius, verehrter Aedilis Plebis!" Anaxander hatte kein Bild von dem Iulier. Darum redete er einfach schon mal aus kleiner Entfernung die ganze Gruppe der Leute so offen an. Seine Augen scannten die Reaktionen der Männer und versuchten zu schließen, wer von ihnen also der Iulius sein musste. "Welche Freude, einen so hohen Gast zur Eröffnung meines kleinen Ladens hier begrüßen zu können!" Gerade, wo er doch bestimmt viel zu tun hatte als Ädil. "Sei so freundlich, und nimm auch eins dieser kleinen Eröffnungsgeschenke an." Anax winkte den Mitarbeiter mit den Präsenten zu sich. "An die Begleiter des Ädils natürlich auch." Nicht dass der Mitarbeiter die vergaß.


    Für den Magistrat, der Anaxander die Betriebserlaubnis für diesen Laden ausgestellt hatte, gabs natürlich ein besonders schönes Fingerschälchen. Und während der Mitarbeiter dann auch den anderen jeweils so ein Schälchen verteilte, machte Anax schon mal weiter im Text. "Und dann kommt doch am besten mit rein in den Laden. Vielleicht findet ihr ja das eine oder andere, was ihr vielleicht sogar gleich noch dazu kaufen wollt. Denn auf einem Bein" oder Fingerschälchen "kann ja keiner stehen." Anax grinste einmal breit und winkte den Leuten der Gruppe dann, ihm nach drinnen zu folgen.

    Anaxander hatte einige zentrale Aushänge in der Stadt verteilt, um die Bevölkerung über seine Geschäftseröffnung zu informieren. Von dem kleinen Begrüßungspräsent stand natürlich nichts auf der Ankündigung. Denn er wollte ja nicht nur Bettler anziehen. Aber eine kleine Wegbeschreibung zu seinem Laden, die war am Ende noch jedem Aushang angefügt. Denn wer sich für Feinkeramik interessierte oder gerne Grobkeramik (zum Beispiel als Wein- oder Olivenbauer) regelmäßig kaufen wollte, der sollte die Officina Figulina Anaxandris natürlich auch finden....


    ~~~ +++ ~~~ GESCHÄFTSERÖFFNUNG ~~ +++ ~~~



    Keramikwaren der Officina Figulina Anaxandris


    Dein Nachbar hat einen Sprung in der Schüssel?
    Seine Frau nicht mehr alle Tassen im Schrank?
    Dann zögere nicht und hilf ihnen aus mit:


    Töpferei- und Keramikwaren
    der Officina Figulina Anaxandris


    Dort gibt es feine Keramiken für feine Leute!
    Grobe Keramiken für Öl- und Weinproduzenten!
    Eine regelmäßige Produktion, auf die man sich verlassen kann!



    ~~~ +++ ~~~ GESCHÄFTSERÖFFNUNG ~~ +++ ~~~

    Die Vorbereitungen waren abgeschlossen. Anaxander hatte Aushänge in der Stadt verteilt. Er hatte seinem Patron im letzten Gespräch von dieser Betriebseröffnung erzählt. (Und der ja vielleicht auch seinen Verwandten.) Und Anax hatte sogar den Ädil Iulius Dives persönlich eingeladen. Alles nur, damit seine Geschäftseröffnung heute nicht floppte.


    Etwa eine Stunde nach Sonnenaufgang öffnete Anaxander den Laden. Zwei Mitarbeiter standen hinter dem Tresen, um Verkäufe (oder vielleicht sogar einen lukrativen Liefervertrag mit einem Wein- oder Olivenbauern) abzuwickeln. Ein weiterer Mitarbeiter stand zusammen mit Anaxander bei den etlichen Tellern und Tassen, Schüsseln und Schalen, Bechern und Krügen, Kannen und sonstigen Feinkeramiken. Und dann war da natürlich noch der vierte Mitarbeiter direkt am Eingang, der heute jeden möglichen Kunden, der in den Laden kam, mit einem Lächeln und einem freundlichen "Salve" auf den Lippen und einem kleinen Präsent* zur Geschäftseröffnung begrüßte....


    Sim-Off:

    * Gibts auch als persönliches Angebot in der WiSim für alle, die sich zur Eröffnung hier blicken lassen. ;)


    Jeder bekam eine schicke, kleine Fingerschale in edlem Marmordekor. Sah aus wie aus teurem Marmor, war aber leicht wie Keramik (weil sie auch aus Keramik bestand) und war vor allem praktisch für jeden, der gerne Fingerfood servierte. Denn wo mit den Fingern gegessen wurde, da wurden die Finger schnell dreckig und jeder Tischgast brauchte eine kleine Fingerschale mit frischem Wasser, um sie sich trotzdem immer sauber zu halten.

    Anaxander hatte einige zentrale Aushänge in der Stadt verteilt, um die Bevölkerung über seine Geschäftseröffnung zu informieren. Von dem kleinen Begrüßungspräsent stand natürlich nichts auf der Ankündigung. Denn er wollte ja nicht nur Bettler anziehen. Aber eine kleine Wegbeschreibung zu seinem Laden, die war am Ende noch jedem Aushang angefügt. Denn wer sich für Feinkeramik interessierte oder gerne Grobkeramik (zum Beispiel als Wein- oder Olivenbauer) regelmäßig kaufen wollte, der sollte die Officina Figulina Anaxandris natürlich auch finden....


    ~~~ +++ ~~~ GESCHÄFTSERÖFFNUNG ~~ +++ ~~~



    Keramikwaren der Officina Figulina Anaxandris


    Dein Nachbar hat einen Sprung in der Schüssel?
    Seine Frau nicht mehr alle Tassen im Schrank?
    Dann zögere nicht und hilf ihnen aus mit:


    Töpferei- und Keramikwaren
    der Officina Figulina Anaxandris


    Dort gibt es feine Keramiken für feine Leute!
    Grobe Keramiken für Öl- und Weinproduzenten!
    Eine regelmäßige Produktion, auf die man sich verlassen kann!



    ~~~ +++ ~~~ GESCHÄFTSERÖFFNUNG ~~ +++ ~~~

    Anaxander hatte seinen neuen Betrieb für Keramiken und Töpferwaren in der Seitenstraße einer kleinen Einkaufsmeile eingerichtet. Rechts und links wurde der Laden flankiert von einer Taberna und einem beschaulichen, kleinen Frisör. Gegenüber hämmerte ein Schuster und verarbeitete Leder zu allerlei verschiedenen Sandalen und Schuhen. Das Geschäft selbst, das Anax bezogen hatte, bestand eigentlich nur aus einem großen Verkaufsraum, an den sich hinter einem Tresen eine kleine Werkstatt und ein mittleres Lager anschlossen. Das Brennen der Keramik musste leider außerhalb der Stadt passieren. Angeblich irgendwelche Brandschutzbestimmungen, hatte man dem neuen Eigentümer erzählt. Trotzdem, obwohl das Produzieren dadurch etwas umständlich wurde, war Anaxander ein bisschen stolz, als jetzt über dem Eingang zu lesen war:


    Keramikwaren der Officina Figulina Anaxandris


    Dein Nachbar hat einen Sprung in der Schüssel?
    Seine Frau nicht mehr alle Tassen im Schrank?
    Komm herein und hilf ihnen aus mit:


    Töpferei- und Keramikwaren
    der Officina Figulina Anaxandris


    (Nur Elefanten mussten draußen bleiben.)

    Anaxander hatte gewartet, gewartet und gewartet, dass dieser flavische Senator auf seinen Brief von vor einem Jahr reagierte. Aber von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, von Monat zu Monat (jap, genau) war es immer klarer geworden, dass dieser feine Patrizierschnösel sich einen feuchten Kehricht um Leute wie Anax scherte.


    Daraus zog der Freigelassene 3 Konsequenzen. Erstens: Er hatte (schon vor einer Weile) sich vorgenommen, diesem Flavius zu beweisen, dass so ein zur Schau gestellter Hochmut der erste Schritt vom tiefen Fall war. Zweitens: Er hatte in seiner Enttäuschung und Verärgerung über den einen Flavier mittlerweile eine Abneigung gegen die ganze flavische Familie entwickelt. Das brachte ihn als Freigelassenen eines Claudiers und Klient eines Claudiers natürlich manchmal in eine Zwickmühle. Aber was sollte er machen gegen seine Gefühle? Und drittens: Anaxander hatte beschlossen, dass er mit dem Gemüsebauern seines Patron immer noch nichts anfangen konnte. Und wenn sich das Teil nicht verkaufen ließ, dann musste man es eben (jetzt, wo er eine Investorin in seinem Rücken hatte) wieder zurückgeben....


    Q. Claudianus Anaxander Iulio Aedili Plebis s.d.


    Hiermit beantrage ich die Betriebserlaubnis für eine neue Töpferei mit dem Namen "Officina Figulina Anaxandris". Weil ich weiß, dass es durch die Lex Mercatus verboten ist, mehr als vier Betriebe zu besitzen, möchte ich für den Fall, dass ich die Betriebserlaubnis für einen Töpfer bekomme, meinen Gemüsebauern "Agriculae Olera Claudii Felicis" abgeben. Er soll kostenlos an Quintus Claudius Lepidus, zurück an die Gens von meinem Patron übertragen werden.


    Wenn alles soweit klappt, dann möchte ich meine Töpferei in einer Woche eröffnen, das bedeutet am ANTE DIEM IV KAL NOV DCCCLXVI A.U.C. (29.10.2016/113 n.Chr.). Ich würde mich freuen, wenn du es einrichten könntest, zu diesem Anlass* mit dabei zu sein.


    Vale.

    Q. C. Anaxander



    Sim-Off:

    * Quest

    Anaxander folgte seinem Patron zu der Sitzecke und nachdem der Patrizier sich gesetzt hatte, setzte auch Anax sich. Eine kleine Erleichterung sah man ihm dann an, als der Claudier über den Papyrus sprach. Denn glücklich über den Misserfolg sah der Senator zwar nicht aus. Aber richtig enttäuscht andererseits auch nicht.


    Doch kaum hatte sich das erste Feuer sozusagen von selbst gelöscht, flammte auch schon das nächste auf. "Naja." Anaxander zögerte. "So ganz einfach war das nicht. Weil die Sergia hat schon ziemlich deutlich gemacht, dass ihr Balsam ein sehr viel größeres Mangelprodukt ist als Blumen/Kräuter und dass sich sowas eben auch in den Preisen widerspiegelt." Und irgendwie ja auch widerspiegeln musste. Denn teuren Balsam kauften nur die, die ihn für ihre Produktionen auch wirklich brauchten. Balsam zum Standardpreis kauften hingegen auch andere (zum Beispiel der Claudius). Und das schadete rückwärts natürlich genau denen, die den Balsam dringend zum Produzieren brauchten. Das war dem Freigelassenen nach meinem Gespräch mit der Sergia klar geworden. (Immerhin gehörte er mit seinem Farbmischer ja jetzt auch zu genau den Leuten, die Balsam zum Produzieren brauchten.)


    Anax schluckte. "Nur kleine Mengen .. wie du gesagt hast .. nur sporadisch nachgefragt .. wie du gesagt hast .. kann ich bestimmt immer mal wieder organisieren." Hoffentlich. Aber da zeigte er sich jetzt einfach mal eingeschränkt optimistisch. "Mittlere oder größere Mengen .. jederzeit", wie sein Patron jetzt gerade meinte, "kann man von der Sergia aber eher nicht erwarten." Denn nach dem Gespräch mit ihr war sich Anaxander sicher: Da ließ sie ihn bestimmt eiskalt abblitzen, wenn er sie danach fragte.

    Er wusste nicht genau, was er erwartet hatte. Aber einen etwas freundlicheren Abschied hätte er sich nach dem Ende der Verhandlung schon gewünscht. "Nein, das war alles." Anaxander fühlte sich ein bisschen überfahren von diesem abrupten Ende. "Nochmals vielen Dank .. und einen schönen Abend wünsche ich noch." Anax lächelte und verließ kurze Zeit später mit einem "Vale, Eques Sergia." erst das Büro und dann das Anwesen.


    Für heute ging er dann erstmal nach Hause. Morgen wollte er sein Glück beim Anwesen der Iunier probieren. Danach wollte er sich um seine eigenen Geschäfte kümmern. Und dann musste er sich natürlich auch bei seinem Patron wieder blicken lassen, um ihm vom Ausgang der Balsam- und der Papyrus-Sache zu erzählen....

    Q. Claudianus Anaxander Administrationi Mantuensis s.d.


    Ich habe erfahren, dass die Stadt Mantua im Besitz einer Farbmischerei mit dem schönen Namen "Colore Artoria" ist. Diesen Betrieb würde ich gerne erwerben. Ich biete der Stadt 150 Sesterzen dafür an.


    Ich freue mich auf eine Antwort (Caelimontium, Rom: Insula C. Fundanii Vulsonis) auf mein Angebot und hoffe, dass der Vorschlag Gefallen findet.


    Vale.

    Q. C. Anaxander


    Q. Claudianus Anaxander Administrationi Imperialis s.d.


    Ich habe erfahren, dass der Pasceolus Imperialis im Besitz einer Jägerei mit dem schönen Namen "Sparus Tiberii" ist. Diesen Betrieb würde ich gerne erwerben. Ich biete der Kanzlei 750 Sesterzen dafür an.


    Ich freue mich auf eine Antwort (Caelimontium, Rom: Insula C. Fundanii Vulsonis) auf mein Angebot und hoffe, dass der Vorschlag Gefallen findet.


    Vale.

    Q. C. Anaxander


    Nach einem erfolgreichen Besuch bei der Sergia und einem erfolglosen Marsch zur Domus Iunia ließ sich Anaxander natürlich wieder bei seinem Patron blicken. Er hatte sich am Eingang ankündigen lassen und wartete jetzt im Atrium darauf, dass der claudische Senator einen kurzen Moment Zeit fand für Anax.


    Als es soweit war, fing er ohne Aufforderung an zu sprechen (damit nicht der Eindruck entstand, dass man ihm alles aus der Nase ziehen musste). "Sei gegrüßt, mein Patron.", lächelte er. "Ich habe gute und ich habe schlechte Nachrichten für dich. Die guten zuerst: Es ist mir gelungen, die Sergia davon zu überzeugen, dass sie dir die gewünschten 20 Portionen Balsam zur staatlichen Preisempfehlung verkauft.* Sie will sich darum kümmern, dass alles in den nächsten Tagen geliefert wird." Welchen Deal er dafür mit der unfreundlichen Ritterin eingegangen war, verschwieg Anaxander. "Und die schlechte Nachricht ist: Ich habe versucht, auch einen Lieferanten für Papyrus aufzutreiben. Leider hatte ich dabei kein großes Glück. Es schien, als wären die Buchhändler so sehr mit dem Produzieren beschäftigt, dass mir niemand eine Tür öffnen konnte, geschweige denn die Zeit hatte, mit mir zu sprechen." Anax guckte ein bisschen zerknirscht und hoffte, dass sein Patron ihn für diesen Misserfolg nicht gleich einen Kopf kürzte. "Es tut mir Leid."


    Sim-Off:

    * Angebot müsste demnächst in der WiSim auftauchen.

    Zitat

    Original von Quintus Claudianus Anaxander
    Nach dem Gespräch mit seinem Patron machte sich Anaxander gleich am nächsten Tag auf zur Domus der Iunier. Die Wachstafel mit seinen Notizen hatte er fest unter den linken Arm geklemmt. Mit der rechten Hand klopfte er an die Tür. Es pochte zweimal. Hoffentlich war um diese Zeit, es war kurz nach Mittag, überhaupt wer da.


    Anaxander hatte offensichtlich Pech. Um diese Zeit, kurz nach Mittag, war anscheinend niemand da, der ihm die Tür aufmachen konnte .. oder wollte. Wohl oder übel zog er also nach längerem Warten unverrichteter Dinge wieder ab.

    Erst waren Anaxanders Aussichten auf Erfolg nur nicht gut. Und dann wurden sie auch noch schlechter. Keine Investorin für seine Betriebe. Kein Balsam für seinen Patron. Und ohne den Balsam gabs für Anax wahrscheinlich auch schon bald keinen Job mehr. Wer brauchte schon einen Sekretär, der nichts gebacken bekam?


    Gerade wollte er geschlagen seine Segel streichen und den Rückzug antreten, da sah es so aus, als ob sich das Blatt dann aber doch nochmal wendete. Falls sie ihm unter die Arme griff und etwas finanzierte .. "Ja?" .. und seinem Patron die kleine Bitte erfüllte .. "Ja?" Anaxander war ganz Ohr und hörte aufmerksam zu. Als sie ausgeredet hatte, war er etwas enttäuscht. Nur ein Strohmann, der sich in seine Betriebe immer reinreden lassen musste, klang nicht gerade sehr traumhaft. Aber andererseits: Erstmal hätte er einen Investor. Und er könnte in Raten seine Schulden abbezahlen. Und er könnte die Gewinne später komplett behalten.... Und über das Mitspracherecht konnte man ja auch vielleicht nochmal reden, sobald Anax schuldenfrei war?


    Er streckte zögernd seine Hand aus. "Okay." In der Not durfte man nicht wählerisch sein. "Ich machs." Schlimmer als jetzt (arm, unversorgt und mit einem Job, der am seidenen Faden hing) konnte es ja eigentlich nicht werden, oder?

    Autsch. Das lief gerade .. nicht so ganz, wie geplant. Anaxander ließ die Belehrung über sich ergehen und bekam dabei nun einen ziemlich guten Eindruck davon, was er sich unter einer Karrierefrau vorstellen musste. Außen war sie schön, wie ein schmuckvoller Dolchgriff. Innen war sie hart wie die dazu passende Klinge. Keine ganz ungefährliche Kombination.


    Anax überlegte. "Ehm." Was konnte er ihr anbieten, damit er erreichte, was sein Patron von ihm wollte? "Ich.." Vielleicht ein Gespräch mit dem Senator Claudius persönlich? Aber das konnte sie sich sicher auch so irgendwie beschaffen. Wenn sie das wollte. Er überlegte weiter. "Ich ehm.." Ihm gingen die Ideen aus. Bis er plötzlich einen Geistesblitz hatte: Vielleicht konnte er ja nebenbei sein eigenes Dilemma hier lösen! Denn dieser Flavius Scato, dem er geschrieben hatte, hatte ja immer noch nicht auf Anaxanders Angebot geantwortet. Und nur die Götter wussten, ob er das je noch tun würde. (Wegen dieser Sache war der Freigelassene auch auf die Flavier allgemein nicht so gut zu sprechen. Und darum hatte er seinem Patron zum Beispiel auch nicht vorgeschlagen, dem Senator Flavius Furianus nach dem Tod seiner Claudia zu kondolieren.)


    Er räusperte sich. "Also im Namen meines Patrons kann ich dir nicht viel mehr sagen. Nur das, was ich dir schon gesagt habe." Für alles andere müsste er erstmal um Erlaubnis fragen. "Aber ich kann dir in meinem eigenen Namen anbieten, dass ich zum Beispiel eine Jägerei" Denn auf die war Anax immer noch scharf. "aufbaute und führe und dir regelmäßig einen Teil meiner Gewinne daraus abtrete .. vorausgesetzt, dass du mich bei der Finanzierung etwas unterstützt." Denn ohne Geld keine Betriebe, die Gewinn abwerfen konnten. Das war das leidige Problem am Anfang einer Betriebsgründung.

    Die Dame machte nicht den begeistertsten Eindruck. Anaxander warf einen Blick auf seine Notizen. "Das wäre doch nur fair, findest du nicht?", beantwortete Anax die Frage mit einer Gegenfrage. "Du kaufst die Blumen und Kräuter, aus denen du den Balsam machst, bei Senator Claudius ja auch genau zur staatlichen Preisempfehlung." Er sah sie überzeugt an und überlegte kurz. "Du willst die Blumen und Kräuter bei ihm auch weiter zu dieser staatlichen Preisempfehlung bekommen .. und er möchte jetzt gerne 20 Portionen Balsam zu dieser staatlichen Preisempfehlung bei dir kaufen." Anaxander bemühte sich, dass er ganz sachlich klang. Denn er wollte dieser arbeitenden Karrierefrau nicht mit irgendwas drohen. Sie sah ja schon jetzt nicht wirklich glücklich aus.