Beiträge von Decima Messalina

    Auch wenn Seiana ihre kalte Art aufrecht behielt, fühlte sie sich doch recht warm an somit Messalina noch fester an ihr schmiegte und dabei an ihre Mutter dachte, die ebenso körperliche Wärme ausstrahle. "Ja, alles ist in bester Ordnung. Bin doch bei dir.", erwiderte sie kichernd. "Ich lasse dich nie mehr los.", kicherte sie weiter und zappelte ein wenig mit ihren Beinen hin und her. Messalina wirkte äußerlich oft stark, aber es gab Momente in der sie einfach ein kleines Mädchen war, die Zuneigung und Liebe benötigte, um zu fühlen, dass sie gebraucht wird. Und Seiana war mehr als geeignet dafür, sie würde vorerst immer die Person sein, von der Messalina all diese Dinge erwartet. Allmählich löste sie sich mit ihrem Oberkörper von ihrer Tante, blieb aber weiterhin auf ihr sitzen. "Seiana, in der Casa Decima ist es schrecklich langweilig und vor allem so ruhig. Kann ich nicht bei dir wohnen?", neigte dabei ihren Kopf Richtung Boden. "Ich bin auch ganz lieb, versprochen."


    Nach dem letzten gesprochenen Wort sprang sie auf und begab sich zum Schreibtisch, und legte einige Papyri zurecht. "Schau, ich mache hier auch Ordnung." Damit brachte sie zum Ausdruck, dass sie sogar lieber Sklavenarbeit vollrichten würde, anstatt weiterhin in der Casa Decima wohnen zu müssen, da sie wusste, dass sie ihre Tante nur einige Male zu Gesicht bekommen würde.

    "Danke!" Erwiderte sie kurz. Sie hatte keine Zeit darüber nachzudenken, dass ihre Tante von einer Annahme eines Angebots sprach, es war eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es ist ihr auch nicht Aufgefallen, dass sie das nur annahm, weil Messalina gefragte hatte. Hätte sie das nicht getan, wäre ihre Tante wohl nicht selbst auf die Idee gekommen, zu sagen, dass sie mitmöchte. Die kalten Züge von Seiana gegenüber ihr hatte sie noch nicht registriert, das wäre auch zu viel des Guten, denn dann würde Messalina sich so sehr verletzt fühlen, dass sie gar Rom verlassen würde, um nie mir an diesen schrecklichen Ort sein zu müssen. Denn bisher hatte sie ausschließlich nur Schlechtes erfahren, abgesehen von der Bekanntschaft mit Axilla.


    Als der Kaiser erschien, der prachtvoll angezogen, sich im Lichte des Gottes Plutus befand und von einer Aura, eines starken Selbstüberzeugten, wenn auch leicht übertriebenen, umgeben war. Erschrak Messalina ein wenig zurück. Nicht nur, dass er keine Haare mehr trug, die er bestimmt durch Nervosität wegen seinen derzeitigen Gegner ausgefallen waren. Nein, er besaß auch die Frechheit eine Vestalin zu küssen. Messalina ekelte sich, dass sie sogar ihre Hand von Seiana löste, was sie eigentlich nie getan hätte und ihr überkam gleichzeitig ein kalter Schauer. Was für ein Schwein. Als er dann noch ihre Tante ansprach, hätte sie am Liebsten hineingeschrien, dass es ihre Tante sei und er sich zu Pluto begeben solle. So aber blieb sie still, immerhin war er der Mann, der sie zur Vestalin machte und sie nicht ihre Eltern enttäuschen wollte. Aber sie würde sich niemals von ihm küssen lassen, niemals – lieber lässt sie sich auspeitschen und lebendig in einem Grab begraben. Sie lächelte weiterhin, auch wenn es ihr schwer fiel.

    Im Atrium erschien ein kleiner Junge, sofort hörte Messalina auf zu singen und stand freundlicherweise auf. Bevor sie ihm aber antwortete, betrachtete sie ihn genau. Hm… knuffig ist er ja, dachte sie sich. Die Kälte die von ihm ausstrahlte, empfand sie nicht als störend, es war ihr sogar angenehm. Er schien nämlich nicht der typische Junge zu sein, der nur Spaß daran hatte kleine Mädchen zu ärgern. Er hätte es sowieso schwer gegen Sie gehabt, da sie wusste sich zu verteidigen, und er nicht besonders stark aussah.


    "Salve!", sagte sie etwas lauter. Damit gab sie ihm zu verstehen, dass sie nicht auf sich herumtanzen lassen würde, sollte er das beabsichtigen. Auf seine Frage hingegen, wusste sie im ersten Augenblick nicht, ob sie lügen oder raten soll. Er hätte jeder sein können, vielleicht sogar ein Junge von der Straße, der sich selbst Zutritt verschaffte, und dachte erwischt worden zu sein, um nun eine fremde Identität auszuleben, damit er nicht zu den Praetoriae gebracht werde. Die dann mit ihm Schlimmes anstellten. Nun gut, er hatte nicht die typische Kleidung eines Bettels an, eher eine sehr feine, die zum Ausdruck brach, dass er wer sei. Sie entschied sich für folgende Antwort:


    "Wenn du Milo bist. Bin ich Messalina, Tochter von Titus Decimus Varenus und Helvetia Esquilina.", sagte sie voller Stolz und blickte ihm dabei tief in seine Augen.

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    Amanirenas



    Amanirenas, schweigsam und arrogant. Natürlich hatte sie deshalb keine Freunde und ihre Herrin Messalina würde es auch nie werden, schon gar nicht, weil sie keine anstalten unternahm die Kleine zu helfen, stand nur herum und schaute sich nach Männern um. Würde sie nicht geschickt im Umgang mit Haaren sein, hätte Messalina sie schon längst aus ihrer Nähe entfernt. Die Dame hingegen, die als einzige hier am Stand, nach ihr Wohlbefinden fragte, war Messalina sehr sympathisch, auch wenn diese sehr unsicher herüberkam, als wäre es für sie eher ein Zwang, Drängen mit fremden Leuten Kontakt aufzunehmen. Anscheinend war sie - eine graue Maus, die Kinder hütete und stets kochte, kaum das Haus verließ, nur wenn wirklich sehr wichtige Dinge anstanden. Welcher Mann träumt nicht davon, eine Frau zu haben, die auf Schritt und Tritt folgt, ohne jedes Mal nachzufragen. Tja, da fiel ihr sofort ihre Tante ein, die das Gegenteil war, dominant, zielstrebig und intelligent, wäre sie als Mann geboren, würde sie einen guten Imperator abgeben.


    Erbost erwiderte sie. "Wie ein Sklave hat mich getreten? Wer?" Schaute sich geschwind um, Problem war nur, dass viele Sklaven sich auf dem Markt herumtrieben und sie nicht jeden bestrafen könnte. Also wandte sie sich wieder zu Axilla.
    Die Wahrheit würde sie nun verschweigen, da sie bestimmt nicht angetan wäre, wenn sie erfahren würde, dass ein Mädchen ihres Standes nach Geld fischte. "Öhm, meine calceus sind aufgegangen", sagte sie etwas stottern, aber ohne rot zu werden. Messalina hoffte, dass Axilla nicht auf die Idee kam, zu sagen, dass es doch die Aufgabe eine Sklavin wäre, die Schuhe zu binden. "Ich bin Messalina und du?", sagte sie schnell, um die Dame vom Nachdenken abzuhalten.

    Messalina war überrascht als eine ältere Frau, die anmutig aus dem Atrium Vestae trat, sie direkt ansprach. Sie konnte die Dame nicht wirklich zuordnen, nur dass es sich um eine Vestalin handelte, aber um welche? Sollte es eine Unterscheidung bei der Tracht geben, kannte sie diese bisher nicht. Sie war überglücklich, dass die Vestalinnen ihrer Meinung nach sehr freundlich war und dass nur Gutes bedeuten würde. Vor allem dass ihre Begleitung mit hineindürfte, war eine glatte Überraschung, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet, zumal das sehr außergewöhnlich war. Ihre Tante war bestimmt noch nie in dem Tempel, umso mehr freute es ihr, dass sie sehen konnte, wie Messalina wohnen und arbeiten werde. Und ihre Tante müsste nicht bis zum 9. Juni warten, um den Tempel, der einmal jährlich geöffnet war, zu betreten.


    "Ja, ich bin bereit", erwiderte sie freundlich und nickte leicht dabei. "Und meine Freunde werden bestimmt mitkommen."
    Sie wandte sich zu ihrer Tante, nahm ihre Hand und sagte zu ihr. "Bitte, komm mit." Dann sah sie zu Amanirenas, die eigentlich nicht als Freundin bezeichnet werden dürfte, aber da Messalina so überwältig war, hatte sie auch ihre Sklavin herbei gewunken.

    Immer noch gespannt wartete sie auf dem Imperator und seinem Gefolge, allmählich wurde sie nervös und zappelte deswegen ein wenig mit ihren Beinen. Messalina war sich unsicher, was sie eigentlich zum Kaiser sagten sollte. Ist es eigentlich angebracht etwas zu äußern oder ist es sinnvoller zu schweigen? Die 12-Jährige war ziemlich überfordert. Ihre Blicke konnten keinen fixierten Punkt finden, was sie etwas abgelenkt hätte sondern sie blickte wild um sich. Etwas später sah sie ihre Tante und war froh, dass sie gekommen war. Auch wenn es für die Familie Decimii ein Verlust war, da Messalina aus der Familie herausgerissen wird und dann auf sich selbst gestellt sein wird. Natürlich würde die Familie sie nicht allein lassen, zumindest hoffte sie es, sie hörte nämlich von ehemaligen Vestalinnen, die komplett ihre Familien verloren hatten, aber auch bei denen die Familie stolz war und der Kontakt nicht abbrach. Genau das wollte Messalina auch haben, nicht dass sie am Ende ganz allein wäre, auch wenn sie ihre Schwestern den Vestalinnen an ihrer Seite hätte.


    "Danke, Tante Seiana", sagte sie mit einem Lächeln. "Ich bin so froh, dass du gekommen bist, ich habe damit gar nicht gerechtet." Dass ihre Tante zur Captio anwesend war, bestätigte, dass die Familie weiterhin hinter ihr stand und sie nicht verlassen wird.

    Messalina wurde vorerst allein gelassen, sie setzte sich und verschränkte ihre Beine übereinander. Nach liegen war ihr nämlich nicht zu mute, zumal sie dann die Decke betrachten würde solange niemand anderes anwesend war. In Gedanken vertieft dachte sie nun daran, dass sie im Grunde hier niemanden kannte, jeder der durch die Tür kommen würde, könnte einer ihrer Verwandten sein. Sie wusste nur einige Namen und konnte ungefähr diese dem Stammbaum zuordnen. Ein wenig kam ihr also die Situation suspekt vor. Um ihre Unsicherheit zu unterdrücken, begann sie an zu singen.


    "Odi et amo. quare id faciam, fortasse requiris.
    nescio, sed fieri sentio et excrucior."


    Sim-Off:

    Ich hasse und liebe. Warum ich das tue, fragst du vielleicht.
    Ich weiss es nicht, aber ich fühle, dass es mir widerfährt und leide Qualen.


    Quelle: Carmen LXXXV, römische Dichter Gaius Valerius Catullus.

    Der Weg zur Casa war wirklich nicht sehr lang, trotzdem kam es ihr wie eine Ewigkeit vor, das Ganze unterstützt durch die Kälte der angebrochenen Nacht. Sie war froh als die beiden das Ziel erreicht hatten und jemand die Tür öffnete. An den Sklaven konnte sie sich aber nicht erinnern, ebenso wenig an die Umgebung, zu lange war es her gewesen als sie das letzte Mal hier gewesen war.

    "Salve, es freut mich auch und danke, dass du dir die Mühe gemacht hast." Álvaro war bestimmt erstaunt, wie nett Messalina sein konnte. Gezwungener Maßen, denn sie fror und sie mochte die Nacht nicht sonderlich, ebenso wurde sie von dem ihr Unbekannten getrieben, hinein zu gehen. Sie zitterte am ganzen Leib und ihre Zehen sind leicht bläulich gefärbt.
    "Lass uns reingehen, Álvaro."

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    Amanirenas


    Messalina wurde von Amanirenas begleitet, da sie bereits wusste, dass nach der vollzogenen Captio, Sie ins Atrium Vestae geführt werde und Männer keinen Zutritt gewährt wurden. Natürlich, stellte sie sich die Frage, wenn ein Sklave eine Sache ist, kann eine Sache ein Geschlecht haben? Na ja, sie war kein Praetor Urbanus der darüber zu urteilen vermochte. Somit vergaß sie geschwind den Gedanken.


    Die beiden zogen ihre schönsten Kleider an, Messalina ihre neugekauften calceus equester , die Haare wurden zu einer Hochsteck-Frisur frisiert und mit vielen kleinen Blüten verziert. Als sie nach drei Stunden fertig gerichtet waren, machten sich die beiden in Richtung Vesta Tempel auf. Da im Brief vom Imperator stand, sie solle sich am Atrium Vestae einfinden. Würde doch bedeuteten vor der Tür oder? Auf jeden Fall kam ihr nichts anderes in den Sinn.


    Als sie angekommen waren, sagte sie zu ihrer Sklavin, dass sie sich doch zurückhalten und abseits stehend sollte, damit der Imperator sich nicht gestört fühlte. Sie kannte ihn nämlich nicht und hatte bisher fast ausschließlich nur Schlechtes über ihm erfahren. Die Bürger redeten ständig über ihm, nun gut, über einem Imperator wurde ständig gesprochen, aber in diesen Fall nicht auf seinen ehrenhaften vollbrachten Taten. Messalina war das aber recht egal, über Männer konnte nur Schlechtes in Erfahrung gebracht werden, - Männer eben.

    Auf dem Weg zur Ihrer Tante, sah sie sich in der Casa genau um. Ihr gefiel der eingerichtete Stil, aber trotzdem fühlte sie sich bei den Decimii viel wohler. Auch deswegen, weil die Casa Terentia von ihrer Tante zusammen mit dem Ehemann bewohnt wurde und sie gar nicht wissen wollte, was die beiden den ganzen Tag so trieben. Zusammen Kreisel spielen bestimmt nicht. Sie hoffte zu mindestens, dass der Ehemann fort war, damit sie Seiana für sich alleine haben konnte. Schade, dass Ihre Tante das ebenso nicht sah und deswegen lieber bei Messalina wohnen möchte, wobei sich das sowieso in Bälde erledigen würde, wenn sie eventuell zur Vestalinnen beraubt werde. Der Ianitor öffnete die Tür zum Officium und kündigte die Kleine an. Als Messalina ihre Tante sah, war sie überglücklich und ihre Stimmung war außergewöhnlich heiter, sie lächelte und lies ihre Gefühlen freien Lauf. Sie rannte zu ihrer Tante und sprang sie förmlich an, ohne aber sie weh zu tun, dann umgriff sie mit beiden Armen um die Taille von Seiana. - Erst einmal wird geknuddelt, dachte sie sich.
    "Tantchen, ich habe dich sehr lieb." Sagte sie verzerrt, da ihre Lippen zur rechten Seite, am Bauch ihrer Tante, leicht gepresst waren. Sie wollte sich gar nicht mehr lösen und hatte es bisher auch nicht getan. So sehr angenehm war es für sie. Warum sie gekommen war, hatte sie in diesem Moment vergessen, dass sie die Frage vorerst nicht beantwortete.

    Das war der erste Ianitor, der ohne weiteres Fragen, ihre Anweisung ausübte. Als er dann ging und Messalina auf ihm wartete, sprang sie 2-mal in die Höhe und versuchte sich dabei zu drehen, so ungeschickt sie doch war, konnte es auch nichts werden. Gerade als sie anfingen wollte zu singen, kam der Ianitor wieder und gab ihr Bescheid zu folgen. Sofort eilte sie ihm hinterher.

    Der Schmerz war unerträglich für die Kleine, schlimmer als der vor Wochen in Ostia, als sie von einem Mann zu Boden gestoßen wurde. Sie hatte Glück, dass nur die Epidermis leicht eingerissen war und nicht die darunter befindlichen Kapillaren. Die Haut reagierte gereizt somit schimmerte ihre eigentliche blasse Farbe rötlich. Bevor sie eine geplante Handlung vollziehen konnte, fasste sie sich reflexartig mit der anderen Hand auf die verletzte. Dann begann sie an zu reiben, weil es anfing zusätzlich zu jucken. Die Umwelt um ihr herum bemerkte sie vorerst gar nicht, erst als sie sich langsam vom Schock erholte, hörte sie eine Stimme nachfragend. Sie drehte ihren Kopf in Richtung Axilla und sah eine wunderschöne Frau vor sich stehen. Im ersten Moment dachte sie, es wäre eine Göttin, weil das Sonnenlicht so sehr auf dem Markt schien, in einem Winkel direkt zu Messalina, dass die Frau leicht hell erleucht erschien. Deshalb musste sie ihre Augen ein wenig zudrücken, um nicht geblendet zu werden. Beim genaueren Betrachten verdunkelte sich allmählich das Licht, was sie umgeben hatte und sah eine Dame in einer ihr angemessenen Kleidung. Messalina stützte sich auf dem Boden ab, auch wenn es im Grunde keine gute Idee war und ihre Schmerzen dadurch nicht besser wurden und stand auf.


    "Ja, geht schon. Ich weiß gar nicht was direkt passiert ist. Nur das plötzlich meine Hand anfing zu schmerzen und danke dass du nachgefragt hast." Sagte sie, mit einer eher traurigen Stimme.


    Messalina hatte den Vorgang wirklich nicht mitbekommen, da sie zu sehr von den liegenden Münzen abgelenkt war und an ihrer zukünftigen neuen Tunika dachte.


    edit: habe 3 Wörter dazugefügt

    Ohne Schaden zu nehmen, fiel die Spinne zu Boden und krabbelte sofort in eine dunkle, muffige Ecke. Es war keine Masche von Messalina, um hereingelassen zu werden, ganz im Gegenteil, alles basierte auf zufällige Gegebenheiten. Bestimmt meinte es die Göttin Cardea gut mit ihr und gewährte ihr deshalb Zutritt zum Atrium der Casa Helvetia.


    "Dominus Faustus Helvetius Milo erwartet mich." Sagte sie, für ihre Verhältnisse, freundlicher Stimme.

    Messalina hätte ihm am Liebsten eine Kopfnuss verpasst, damit sein Hirn anfing zu rattern. "Natürlich! Oder denkst du wirklich, ich komme hier her, den ganzen langen Weg quer durch Roma, um zu fragen, ob es hier die Casa Helvetia ist, um anschließend wieder zu gehen?"
    Wenige Sekunden später, seilte sich eine winzige Spinne von der Dachrinne herunter, genau auf das Haar von Messalina. Als es ihr juckte, fasste sie sich an ihren Kopf. Als sie dann merkte es juckte gar nicht sondern es war eher ein Krabbeln. Wurde sie ganz nervös und senkte ihr Kopf herab. Ihhh, mach sie weg. Sogar das Wort… Bi-bi-bitte!…sprudelte plötzlich aus ihrem Munde.

    Messalina versuchte die beiden beiseite zu drücken, doch sie waren so sehr in ihren Kaufrausch versteift, das nicht einmal Hercules es geschafft hätte sie davon zu tragen. So blieb ihr nichts anderes übrig, als unten zwischen den Beinen hindurch zu krabbeln. Sie beugte sich also zu Boden und als sie gerade Schwung holen wollte, sah sie einige Sesterzen liegend, geschwind griff sie zu. Muss wohl einer der beiden Damen gehören, die ihr ganzes Erspartes auf dem Kopf kloppen wollten oder sie einfach wie Messalina einem wohlhabenden Stand angehörten. Apropos Stand, Messalina sollte sich wieder darauf konzentrieren anstatt den Leuten zwischen die Beine zu schauen, wer weiß was sie dort alles zu sehen bekam und was sie eventuell in ihrem weiteren Leben negativ geprägt hätte. Sie versucht an der Standkante Halt zu finden. Griff mit einer Hand zu und mit der anderen stütze sie sich auf dem Sand ab.


    In der Zwischenzeit wurde der Händler von einer recht hübschen, die im Ordo Equester war, angesprochen. Ob er schöne Kleider habe. Er betrachtete die Dame genau, ziemlich genau. Immer größer wurden seine Augen, runzelte mit der Stirn und fing bildlich an zu sabbern, als hätte seine Frau ihn wochenlang nicht herangelassen.


    "Du fragst, ob ich Kleider für dich habe? Du krängst mich. Ich habe für jede Frau schöne Kleider, schaue dort Seide, besonders zu empfehlen wären die Kleidungsstücke aus Kánnabis, soll der letzte Schrei in Thrakien sein, vor allem soll diese Wunder bewirken." Manch üppige Frau würde das nur zu gern tragen. "Moment, das wird dir bestimmt gefallen." Kramte dabei wild in einer geheimnisvollen Truhe herum, die Sachen flogen nur so durch die Lüfte. Als er das gesuchte Kleidungsstück endlich in seiner Hand hielt, blickte er zu Axilla und weiter, weiter ja und noch weiter nach unten, manche Stellen auf dem Weg dorthin besonders intensiv, bis er auf Augenhöhe ihrer Hüfte angelangt war. Hm... Wie sollte er ihr das nur vernünftig mitteilen, dass sie… "Ich habe mich geirrt, es ist leider schon verkauft worden." … für das Stück, nicht die benötigen Konturen abwärts Ihres Becken besaß. Das Kleid war auch recht eng geschnitten. Als Strafe gab er seinem Sklaven einen Klaps auf den Hinterkopf, damit es so wirkte, dass er die schuld trage. Der Sklave fasste sich umgehend an die Stelle, sie brannte fürchterlich somit er sich einige Schritte vom Händler fortbewegte, ohne sich umgesehen zu haben, und trat Messalina auf die eine Hand. Sie erschrak und schrie fürchterlich los. "AUA!"

    Messalina hatte ihren Großvater wirklich nicht fest in ihrem Herz schließen können. Sie weinte gerade deshalb, weil sie keine Möglichkeit mehr dazu hatte ihren Großvater besser kennenzulernen. Ihr Großvater hatte in seinen Briefen immer über Geschichten, die er erlebt hat, berichtet. Ganz Interessant fand sie immer seine Anekdote. Sie erinnerte sich wieder, dass sie immer dabei gelacht und vor Freude Tränen geheult hatte. Nun aber, waren es Tränen der Traurigkeit, einen Menschen nicht mehr kennen zu lernen. Als Álvaro sie wegen der Übernachtung ansprach, sagte sie wieder nur ein leises. "Ja." Und wich sich dabei die Träne von der Wange. Sie war so sehr in sich gekehrt, dass sie den Händedruck gar nicht spürte. Schade, das Verhältnis zwischen den beiden hätte sich bestimmt verbessern können. So blieb es bei der gleichen Ausgangslage und Messalina löste sich ein wenig von Álvaro. "Ja, das haben wir. Aber das geht dich nichts an." Sie versuchte den Schmerz zu überstehen, aber wieder einmal gelang es ihr nicht, sie hatte wirklich Probleme damit ihre Gefühle zu äußern und saugte alles in sich auf, irgendwann würde sie aber platzen. Bei den Göttern würde das dann schrecklich werden. Ihr war noch gar nicht bewusst was die beiden vor hatten, das Haus der Familie aufsuchen, das Haus indem die Familie wohnten. Würden ihre Erlebnisse verstärkt werden oder war es sogar eine gute Idee, sich direkt damit zu beschäftigen? Sie wartete nun darauf, dass Álvaro weiter schritt, der Weg war ihr nämlich nicht in Erinnerung geblieben.

    Allmählich war es ihr unheimlich, dass in letzter Zeit immer mehr Sklaven mit Bärten ihr begegneten. Waren Bärte tragen in Mode gekommen oder hatten die einfach nur keine Möglichkeit einen Barbier aufzusuchen? Auf jeden Fall plusterte sie sich auf, schwang mit ihrer rechten Hand hin- und her, deutete dabei auf die Tür, von rechts nach links, von oben nach unten. "…Du...", sagte sie schnell und betonte dabei den ersten Buchstaben… "Nein, nicht du." Meinte sie zu ihrem Leibsklaven und blickte zum Ianitor. "Du, genau du! Ich möchte meine Tante, Domina Seiana besuchen. Lass mich hinein, sie erwartet mich." Natürlich war das gelogen, ihre Tante wusste nichts vom ihrem Besuch, aber sie wollte ihren Willen damit mehr Ausdruck verhelfen. "Du! Nein, nicht wieder du." Diesmal meinte sie ihren Leibsklaven. "Du, wartest hier. Du kannst dich mit dem Sklaven amüsieren, ihr dürft auch miteinander sprechen." Würde echt ulkig wirken, da die beiden Sklaven anscheinend nicht besonders viel sagten, außer … ah, äh, hm…