Einmal Exil bitte. Besten Dank!
Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus
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Zitat
Original von Herius Claudius Menecrates
Gerade schnitt Tiberius das gleiche Thema an und Menecrates hörte zu. Als die Worte verstummten und eine Pause entstand, ergriff er wieder das Wort.
"Ich werde deine Kandidatur unterstützen und glaube, dass wir einen sehr aktiven Aedil bekommen werden. Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Amtszeit." Ein Lächeln breite sich auf seinem Gesicht aus.Der Tiberier zeigte sich erfreut über die Unterstützung des Claudius. "Vielen Dank, es tut gut einen Mann mit einem so guten Namen hinter sich zu wissen". Das alles wog Lepidus in bester Sicherheit. Was hätte denn nun ernsthaft schief gehen können? Anlass zur Sorge hatte er in diesem Moment ganz sicherlich nicht.
ZitatOriginal von VETURIA SERENA
Ach ja eine so kleine unscheinbare Frage und man erntete eine ganze Rede. Nun ja Politiker halt. Sie machten immer viele Worte um nicht, das würde sich im Laufen der Jahrtausende auch nicht ändern. Aber natürlich ließ sich die Kaiserin nichts anmerken. Aber bei den Straßen wurde sie hellhörig. „Ja Tibierius, da sprichst du mir aus dem Herzen. Die Straßen bedürfen wirklich der Aufsicht. Nun ich muss sagen, du hast dir hohe Ziele gesetzt. Ich bin gespannt auf die Wahl und die darauf folgenden Amtszeiten."Nun war aber rückte die Claudia wieder in ihren Fokus. „Einen Freund der Familie?“ Die Augusta lehnte sich weiter zu der Claudia und schob sie genüsslich eine Weintraube in den Mund. „Na dann erzähl mal wie war das Treffen? Uuuuuuuuunnnd was mich ja noch viel mehr interessiert, wer ist der Auserwählte, der noch nicht unter der Haube ist?“ Im Geiste genug die Augusta die möglichen Kandidaten durch, so viele blieben da ja nicht übrig.
Die Augusta war eine bessere Kennerin des Senats und der Politik als der Tiberier selbst jemals hätte annehmen können. Ja, ganz überrascht stelle er sogar fest, dass sie sich die Verhaltensweise eines gewöhnlichen Senators unserer Zeit angewöhnt hatte. Wahrhaft erstaunlich, wie der Tiberier fand. So hätte ihre Antwort auch die eines jeden anderen mit purpurenem Streifen sein können: Am besten keine Nachfragen stellen, auf kritische Kommentare gänzlich verzichten und das gründliche nachhaken tunlichst vermeiden. Lepidus fühlte sich in der Tat an diverse Senatssitzungen erinnert Aber zum Glück war sie eine Frau und zum Glück war dies nicht der Senat, so dass man das Thema natürlich ganz schnell überfliegen und einen neuen Fokus suchen konnte. Was quatschte er sich auch immer den Mund fusselig? Was das anging fiel der Tiberier wohl einfach aus der Zeit. "Schön, dass du es ebenso siehst. Wir alle dürfen wohl gleichermaßen gespannt sein", sprach er dann nur noch einstimmend, dass sie seinem Programm wohl irgendetwas abgewinnen konnte. Als sie sich abwandte, konnte er sich wiederum ganz auf den Kaiser konzentrieren, der ebenfalls mit einem ganz neuen Thema aufwartete.
ZitatOriginal von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
Dann wandte Menecrates sich aber schon den Bemerkungen seiner Nichte zu, sodass der Aquilier nun wieder Zeit für den zweiten Gast der Cena hatte. "Die Straßenreinigung ist eine undankbare Aufgabe, doch höchst wichtig für unsere Stadt. Für Spiele erntet man Beifall, eine funktionierende Kanalisation wird nur dann geschätzt, wenn sie fehlt." Es war wie so oft in der Verwaltung. Da er selbst allerdings ebenfalls kein derartiges Amt bekleidet hatte, wandte er sich lieber einem der als populär gegeißelten Themen zu: "Ich erinnere mich auch noch an die Spiele zu Ehren deines berühmten Verwandten, Tiberius Durus. Ist sein Adoptivsohn eigentlich noch in Rom? Wie hieß er noch gleich... Tiberius Ahala? Ich habe seit längerer Zeit nichts mehr von ihm gehört."Was konnte er über seinen verschollenen Verwandten sagen? Eigentlich nicht so viel? Sie hatten sich kaum kennengelernt. Einmal hatte sich Ahala wieder blicken lassen, um sein Erbe von Durus zu empfangen. Danach fehlanzeige. Doch dies dem Kaiser genau so zu vermitteln, das konnte schon irgendwie schlecht aussehen. "Die Spiele waren in der Tat ein würdiger Abschied für Tiberius Durus. Ich hoffe, ich konnte ihm mit meiner damaligen Rede die angemessene Ehre zuteil werden lassen" , sprach er insbesondere als er sich zurückerinnerte, dass er diese Spiele einst in Kooperation mit seinem früheren Patron Aurelius Lupus organisiert hatte. Was die Organisation von Spielen anging, konnte der Tiberier schon auf einen gewissen Erfahrungsschatz zurückgreifen. "Nun, sein Adoptivsohn Aulus Tiberius Ahala hat es nach dem Empfang des üppigen Erbes durch seinen Vater vorgezogen, sich ein wenig zurüchzuziehen und den öffentlichen Auftritt bis auf Weiteres zu meiden. Wer vermag es ihm verdenken nach alle, was er im Bürgerkrieg durchgemacht hatte? Nicht alle fanden leider wieder so nahtlos zurück ins Leben, wie dies wohl auf uns hier Anwesende zutrifft. Ich würde mir wünschen, dass er es irgendwann wagt wieder selbstbewusst hervorzutreten und vielleicht den Cursus Honorum weiter zu bestreiten. Doch ob dies je geschehen wird, wissen wohl nur er und die Götter" In der Tat hatte Lepidus nicht die geringste Ahnung. Irgendwann musste er zu Ahala mal wieder einen näheren Kontakt suchen, aber ob er wirklich etwas bewegen konnte war eher ungewiss.
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Der Tiberier gewann langsam tatsächlich den Eindruck, dass ihn diese Frau nun wirklich verstanden hatte. Ja, es hatte schon ein bisschen was gekostet, das jetzt so alles offenzulegen, aber was nützte es auch? Sie war einfach zu widerspenstig, um einfach das zu tun, was er ihr sagte ohne große Fragen zu stellen. Immerhin hatte sie nun endlich den richtigen Pfad eingeschlagen. Ganz gerissen, wie man eben in einer solchen Situation sein sollte, versuchte sie das Beste für sich herauszuschlagen. Verhandlungen waren doch in der Tat noch die akzeptabelsten zwischenmenschlichen Beziehungen, die man haben konnte.
"Nun, ich sehe, du hast verstanden und ich kann deine Intention möglichst viel zu deinem Vorteil herauszuschlagen nur zu gut verstehen. Ja, ich bin sogar ein kleines bisschen beeindruckt" Ja, auf so einer Basis ließe sich eine Zweckehe doch bestens führen. "Dein Wille in der Repräsentation nach außen eine bestmögliche Figur zu machen ist überaus löblich. Ich denke, dass uns dies letztlich beiden zugute kommen wird. Auch wenn du gern bereit bist Skandale zu riskieren, so nehme ich an, dass du dem skandal- und tratschfreien Leben doch den Vorzug gibst" Im Übrigen bezweifelte der Tiberier doch stark daran, was diese 'Verbindungen' denn sein sollten. Da stappelte sie ganz sicher viel zu hoch, war sie doch nach seinem Eindruck eher eine typisch verwöhnte Patrizierin, die die Villa selten von außen sah. Aber solange sie sich arrangierten, musste er sich auch um die 'Verbindungen' erstmal keine Gedanken machen. "Nun zu deinen Bedingungen: Ich gebe dir Freiheiten. Du kannst gern tun, was du für richtig hältst, aber es müssen natürlich richtig verstandene Freiheiten sein. Wenn du diese schließlich nur nutzen würdest, um mir zu schaden, dann erscheint mir dies nicht sinnvoll. Ich nenne mal ein Beispiel um es plastischer zu machen: Ein guter Freund von mir musste es sich vor nicht allzu langer Zeit gefallen lassen, dass seine eigene Frau einem seiner senatorischen Verbündeten eine Straftat unterstellte und ihn vor den Gerichten anzeigte. Du kannst dir vorstellen, dass so etwas sehr belastend und politisch schädlich für ihn war. Nicht zuletzt kann so etwas tiefere Bündnis-Beziehungen stören, die mühsam aufgebaut wurde" Dass es sich bei den Genannten um Iulius Dives und seine Frau Sergia Fausta handelte, die wiederum den Freund von Dives mit Namen Germanicus Sedulus anzeigte, ließ er unerwähnt. Es ging ja ums Prinzip und nicht um den speziellen Einzelfall. "So muss ich denn zumindest darauf bestehen, dass wenn du öffentliche Akte vollziehst, wie etwa eine Anzeige vorzubringen, es mir mit vorher absprichst, auf dass kein politischer Schaden entsteht. Was du ansonsten treibst, soll mich nicht weiter angehen" Soweit kam er ihr gern entgegen. Es gefiel ihm zwar nicht unbedingt, dass er keine vollständige Kontrolle hatte, aber in Anbetracht dieser doch etwas hartnäckigen Flavia, die er sich da ins Haus geholt hatte, konnte er wohl nichts anderes mehr verlangen. Hauptsache es herrschte Ruhe.
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Oho, was hatte er nicht für glückliches Händchen! Eigentlich hätte er gedacht, dass er noch mehr heuchlerisches Süßholz raspeln musste bis sie sich anschickte sich endlich zu beruhigen. Aber da warf man einmal ein bisschen Zucker hin und schon kam die Liebenswürdigkeit zum Vorschein. Oder halt moment... das ging doch nun wirklich etwas schnell. Verdächtig schnell. Ein bisschen Charme hatte er ja wohl, das war nicht zu leugnen, aber das ging selbst für des Tiberiers Geschmack etwas zu hurtig. Aber hey, diese Stimmungsschwankungen bei Frauen waren ja allgemein bekannt und wenn man bedachte, dass seine Frau, wie er zuvor ganz sicher festgestellt hatte, auch ein bisschen umnachtet war in Anbetracht der aufregenden Zeit, die auf ihr Gemüt schlug, dann ließ sich das sicher ganz einfach erklären.
Wie dem auch sein mochte. Die Sklaven vor der Tür konnten wohl wieder ihre Hände von den Ohren nehmen, denn großartiges Gebrüll war aus dem Officium erst einmal nicht zu hören. "Schön, dass du Einsicht zeigst", sprach er ganz gönnerhaft in Anbetracht der Tatsache, dass sie wirklich bemerkte welch unangemessene Wortwahl sie verwendete. "Nennen wir es einen nicht weiter zu beanstandenden Ausrutscher" Was sie dann aber im Folgenden sagte, ließ seine Augenbraue bis zum Anschlag nach oben wandern. Er sollte sich Sklavinnen nehmen? Was redete sie da bloß? Haben diese Frauen denn nur das eine im Kopf? "Meine liebe, ich denke du missverstehst hier einige Sachen recht grundlegend". Dabei erschrak der Tiberier förmlich, als sie nun näher kam und seine Hand mit der ihrigen wohl in zärtlicher Absicht berührte. Blitzschnell zog er sie weg, ohne dass er die Berührung noch verhindern konnte. Er lehnte sich weit zurück, damit er wieder etwas Abstand von ihr gewinnen konnte. "Sicherlich werde ich mir keine Sklavinnen zuführen lassen! Ob ich nun mit jungen hübschen Frauen schlafe oder mit dir..." war das jetzt eine unabsichtliche Beleidigung? "...ist mir völlig gleichgültig." Und so erklärte der Tiberier dann auch worum es in der Hochzeitsnach ging. "Nein, ich finde körperliche 'Nähe' in allen Formen höchst unangenehm und belanglos" Ja, vielleicht sogar widerwärtig. "Tja, meine liebe Flavia, mich hat sowas noch nie wirklich gereizt. Das alles erscheint mir doch eine große Zeitverschwendung zu sein. Venus hat ihren lüsternen Zauber über mich nicht ausgesprochen und das tat sie sicherlich aus gutem Grunde. Ich bin zu mehr bestimmt, als dass ich mich mit solchen Dingen ernsthaft beschäftigen könnte." Ob die göttliche Erklärung hier die angemessenste war, blieb sicherlich zu hinterfragen. Ebenso die Schlussfolgerung, dass er ja zu ach so viel mehr bestimmt wäre. Bestenfalls war der Tiberier doch einfach nur gestört, was aber dann sicherlich auch wieder irgendetwas mit den Göttern zu tun haben musste. Welches Spiel mochten sie treiben? Wie dem auch sei. Lepidus erkannte die Problematik darin keineswegs. Es war einfach so für ihn und er hatte auch eine passende Rechtfertigung, weshalb das so sein musste. Mehr blieb nicht zu sagen. "Wie dem auch sei. Ich werde gern davon ablassen mit dir irgendwelche Spielchen zu treiben, die dich verunsichern und dir unbehaglich sind. Ich hoffe, dass ich damit einer entsprechenden Erwartung von dir entgegenkomme" Auch wenn dies ein Aspekt war, der ihm in der Hochzeitsnacht wenigstens Spaß gemacht hatte, wenn auch in keiner Weise in sexueller Hinsicht. Schon schade, dass er nun seine eigene Frau nicht mehr quälen konnte. Verdammt, dabei waren sie doch erst sooo kurz zusammen, das wäre noch verdammt witzig geworden. Ebenso bedauerlich, dass seine Frau nicht den geringsten Humor hatte. "Dafür bedränge du mich nicht mit deinem 'Körper'. Ich denke, dies ist eine faire Vereinbarung. Das Bett werden wir nur in regelmäßigen Abständen zum Zwecke der Kindeszeugung teilen, so wie es unsere Pflicht ist. Nicht mehr, nicht weniger." Mal sehen, ob sie ihr 'Dauergrinsen' noch aufrechterhalten konnte.
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Die Worte des Claudius klangen in den Ohren von Lepidus schon ein wenig schwermütig. Wie ein älterer Greis, der nicht weiß, was aus seinem Lebenswerk einmal werden würde und womöglich auch nicht ob sein Geschlecht überhaupt die Zeiten überdauerte. Fast schon ein bisschen tragisch, dass der alte Menecrates alleine noch die Fahne oben halten musste für so eine edle Patrizierfamilie. Bedauerlich und Lepidus fragte sich, ob er ähnliche Reden halten müsste, wenn er erst einmal das stolze Alter des Menecrates erreicht hatte. Müsste er sich ebenso an das Leben klammern? Allein aus dem Umstand heraus, dass für die Zukunft noch nicht ausreichend gesorgt war? Ein wenig driftete der Blick des Lepidus ab. Vielleicht sah er in Menecrates seine eigene Zukunft, sein eigenes Alter. Ihm selbst würde es wahrscheinlich nicht vergönnt sein so viele Kinder in die Welt zu setzen, was die Aufgabe sogar noch schwieriger werden lassen konnte. Was, wenn es gar niemanden geben würde, der die eigene Familienlinie fortsetzen konnte? "Mögen Apollo und sein Sohn" womit Aesculapius gemeint war "auch weiterhin ihre schützende Hand auf dein gesundheitliches Wohlergehen richten. Ich werde sie darum in meinen nächsten Gebeten bitten. Ich bin zuversichtlich, dass dir noch viele gute Jahre bevorstehen", sprach der Pontifex gegenüber dem Claudier. In diesem Augenblick hielt er es einfach für eine nette Geste den göttlichen Beistand zu beschwören und die durchaus ernsten Worte des verdienten Mannes in ein optimistisches Licht zu brinen. Ohnehin musste Lepidus seine Verbindung zu Appolo bald wieder erneuern. Einst hatte er ihm eine ganze Prozession gewidmet. Doch die Götter waren begierig nach Aufmerksamkeit, weshalb sich ja auch die Pax Deorum also stetige und durchaus schwierige Aufgabe erweisen konnte.
Auch Lepidus nahm seinen Platz auf den Clinen ein. Während er noch ganz in Gedanken an die Zukunft und das Alter war, riss ihn die Augusta schnell zurück in die Gegenwart. Einen Augenblick musste er sich sammeln, wofür er sich zur zeitlichen Überbrückung ein wenig räusperte, ordnete ein paar Gedanken und ging dann gern auf die Fragen ein: "So ist es, Augusta. Du bist wohl eine wache und interessierte Beobachterin der politischen Vorgänge und im Besonderen des Cursus Honorum?" Selbstverständlich war das zweifellos nicht. Es gab sicher auch genug Frauen an der Seite verschiedenster Kaiser, die es nicht unbedingt interessant fanden, wenn jemand für die gerade mal dritte Stufe einer Laufbahn kandidierte, die ihren Glanz aus republikanischen Zeiten ein wenig verloren hatte. "Ich kandidiere für das Amt des Aediles Curules und man kann sagen, dass ich durchaus ein ambitioniertes Programm verfolge. Ich möchte das Aedilat wieder in seiner ganzen Breite zur Geltung kommen lassen. Mir scheint, meine Beobachtungen liegen richtig, dass vergangene Amtsträger vor allem zwei Schwerpunkte besonders betonten: Das Ausrichten von Spielen sowie die Marktaufsicht. Zweifellos wichtige Aspekte, die keine Vernachlässigung dulden. Doch wie sieht es eigentlich mit unseren Straßen aus? Seit jeher sollen die Aedile in Abstimmung mit den Quattuorviri viis in urbe purgandis die Straßenreinigung mit organisieren und dafür sorgen, dass der Verkehr innerhalb der Stadt reibungslos funktionieren kann. Dem wurde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt... weshalb wir an vielen Orten, wenn wir so durch die Straßen gehen, nicht nur die Augen verdrehen, sondern auch die Nase rümpfen müssen", scherzte der Tiberier ein wenig. "Als ehemaliger Quattuorviri kenne ich die problematische organisatorischen Abläufe. Ich denke da gibt es einiges was man verbessern könnte, wie etwa zu festen Zeiten im Jahr stattfindende Straßenspülungen oder vermehrte Kontrollen der Bürger, die verpflichtet sind vor ihren Grundstücken Sauberkeitsstandards einzuhalten" Der Tiberier bemerkte, dass er dann doch - ganz politisch - schon wieder etwas zu viel geschwafelt hatte. Immerhin musste er ja hier keine Wahlkampfrede halten. "Auch bezüglich der Verwaltung und Aufsicht über die Tempel habe ich einige Pläne, wie etwa einen bestimmten Verteilungsschlüssel für die einzusetzenden Aeditui sowie regelmäßige Termine für die bauliche Überprüfung der Tempelanlagen, doch ich möchte dich natürlich nicht mit allzu vielen Details langweilen" Obwohl es der Tiberier natürlich liebend gern tun würde und innerlich schon wieder bereit war den nächsten Schwall an Worten folgen zu lassen. Im Angesicht der Augusta ziemt es sicher aber, diese ebenfalls zu Wort kommen zu lassen oder ihr auch die Gelegenheit zu geben, ihr Desinteresse zu bekunden.
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Kopfschüttelnd saß der Tiberier nun da über so viel Sturheit und Uneinsichtigkeit. Diese Frau hatte ja noch größere Probleme als er selbst, stellte er belustigt fest. Hatte er vielleicht eine Wahnsinnige geheiratet? Ja, so oder so ähnlich musste es sich verhalten, stellte der Tiberier selbstgewiss fest. Ganz genau, ein bisschen verrückt war sie. Hoffentlich ging das vorüber. Der Tiberier legte beide Hände auf den Tisch, offen ausgebreitet, bevor er seine Miene in ein sanftes Lächeln verwandelte. "Aber, aber, meine Liebe, du bist ja ganz verwirrt" Sprach der Verwirrte "Ich glaube deine Sinne spielen dir einen Streich" Sagte der, dessen Sinne kreuz und quer tanzten. "Manchmal ist der Verstand etwas widerspenstig" Sprach der, dessen Verstand über das Mittelmeer entflohen ist.
"Ja, ich sehe doch wohl sehr gut", sprach er merkwürdig liebreizend "Du bist etwas instabil. Zweifellos nach einer so anstrengenden Hochzeit, der neuen Umgebung etc., das kann schon einmal aufs Gemüt schlagen. Meine Menschenkenntnis hält sich in Grenzen, aber ein bisschen weiß ich doch Bescheid" Es folgte ein Augenzwinkern mit Lächeln. "Deine psychische Kondition mag angeschlagen sein, doch ich versuche das selbstverständlich zu berücksichtigen, deshalb rede ich jetzt einmal ganz entspannt und ohne Druck mit dir. Ja, siehst du meine liebe, ich kann meine Stimme gaaaanz sachte herunterschrauben, keine Wut, kein Gehetze. So lässt es sich doch reden, nicht wahr? So nimmt ein Ehemann Rücksicht und für deine etwas weit hergeholten Gedanken musst du dich natürlich nicht entschuldigen" Erneutes Augenzwinkern. "Aaaalso, sehen wir doch mal die Fakten: Ich habe mich dir gegenüber offenbar bisher EIN EINZIGES MAL nicht so gebärdet, wie du es vielleicht erwartet hattest - sehr hochgesteckte Erwartungen muss man dazu sagen. Und ich würde nicht sagen als 'Ekel', denn wie gesagt, es hat doch wohl eher etwas mit falsch gestellten Erwartungen zu tun" Ohja, ganz sicher. Er wusste ja nicht, was diese Frau so alles vorher gelesen hatte. Eine wahrhaft fantasievolle Frau musste er da haben. "Seitdem habe ich mich dir gegenüber im Grunde 'gar nicht' verhalten bis zum heutigen Tage, ergo konnte ich mich auch gar nicht wie ein angebliches 'Ekel' verhalten. Heute komme ich nun von einem äußerst gestressten Senatstag nach Hause und das erste, was mir von dir entgegenschlägt ist diese "Subura-Sprache". Du musst zugeben, dass das eher für mich als für dich verstörend ist. Wer ist hier also das 'Ekel', so frage ich mich?" Ja, ja, so verhält es sich wohl. Auf sie traf dieser Ausdruck ja wohl tausend Mal mehr zu und außerdem projizierte sie ja so unheimlich viel überall hinein, dachte der Tiberier, fest in dem Glauben hier in diesem Raum tatsächlich über den klarsten Verstand zu verfügen.
Der Tiberier stand nun wieder von seinem Stuhl auf, ging um seinen Schreibtisch herum und setzte sich an die Kante - seiner Frau gegenüber. "Ich bin ein gnädiger Mensch, man glaubt es kaum. Ich verzeihe und ich bin gewillt mich mit deinen sonstigen Erwartungen, die du noch so hegst, auseinanderzusetzen. Ich gönne dir auch gern die Ruhe, die du benötigst, um deine Gedanken zu sammeln. Ich weiß ja, wie das manchmal so bei dem ein oder anderen sein kann: Man bringt so vieles durcheinander" Nein, er selbst dagegen natürlich nicht. "Ich sehe das mal so ganz pragmatisch, meine liebe: Wir haben hier eine bestimmte Situation und in der hängen wir irgendwie beide drin, also müssen wir irgendwie das Beste daraus machen und na klar, ich bin nun wirklich nicht befreit von gutem Willen" Ein abschließendes Zwinkern. Nur die Götter wussten, warum er das überhaupt tat.
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War es Frauenlogik? War es eine völlig unbekannte Form des Denkens, mit der er es hier zu tun hatte und die ihm beim besten Wille nicht einleuchten konnte? So oder ähnlich musste es sich verhalten. Schon bei seiner Schwester Lucia ist es ihm nie wirklich gelungen aus Worten, die sie sprach oder aus Entscheidungen, die sie traf, wirklich schlau zu werden. Bis heute konnte sie eine so simple Frage, wie diejenige, warum sie sich dem Germanen an den Hals werfen musste, nicht beantworten. Nun stellte ihn seine eigene Frau vor ähnliche Herausforderungen.
Er wartete ab bis sie sich endlich hingesetzt hatte. Ach, wie ihm dieses Widerstreben zuwider war! Halbwegs ruhig versuchte er die erste Merkwürdigkeit in den Worten seiner Frau zu entlarven! "Meine liebe", sprach er ohne die Liebenswürdigkeit, die solche Worte normalerweise beinhalten. "Was bei den Göttern bringt dich nur auf den abstrusen Gedanken, ich könne dich schlagen? Ich glaube kaum, dass ich dir zu so einem Gedanken Anlass gegeben habe, so dir doch spätestens seit unserer Hochzeitsnacht bekannt sein sollte, dass ich in keiner Hinsicht vor habe sehr viel Hand an dich zu legen". Sicher, der Tiberier war vielleicht im Ansatz ein Soziopath erster Güte, doch ein primitiver gewaltversessener Rüpel war er nicht. "Ich hab wirklich besseres zu tun als wehrlose Frauen zu verprügeln! Sieh doch nur wie gut du es hier hast! Du hast Freiheiten, lebst immer noch in einer fantastischen Villa und anstatt es zu würdigen, dass du mit mir eine so hervorragende senatorische Partie gemacht hast, bist du die ganze Zeit nur am wehklagen!" Da drehte er den Spieß fast um, denn während Lepidus sich mit seiner politischen Situation keineswegs abfinden konnte, fand sich Flavia wohl offenbar mit dieser Ehe einfach nicht ab.
Und wie war das? In Selbstmitleid würde er verfallen? Tz, er zeigte nur eine angemessene Reaktion auf einen völlig unmöglichen Vorgang. Ja, mit den anderen konnte man Mitleid haben! Mit dem Senat vielleicht, wenn man nicht gleichsam seinen Zorn über ihn ausschütten müsste. Diese läppsische Kinderstimme, mit dem sie ihn jetzt auch not maltretieren wollte, zeigt ihm nur, was er ohnehin schon wusste. Sie hatte doch nicht die leisteste Ahnung! "ICH soll der Grund sein?" Lepidus stand auf und ging nun in seinem Officium herum, wie jemand der erst einmal einen Vortrag hielt und seiner Schülerin etwas vermitteln wollte. "ICH? Das ist ja wohl völlig lächerlich! Du brauchst wohl ein bisschen Nachhilfe. Ich bin hier das OPFER und zwar jenes einer gemeinen niederträchtigen Intrige! Einer Verschwörung sondergleichen! Geboren aus der geballten Kraft jener frühern Vescularier-Anhänger, die Tiberius Durus in den Tod trieben und nun ihr Werk an den Tiberiern vollenden wollen. Sie sinnen nach Rache und können nur weiter wirken, weil niemand daran dachte sie endgültig aus dem Verkehr zu ziehen. Verbündet haben sie sich nun ganz offenbar mit jenen, die sich einen Consul auf Lebenszeit mit Namen Duccius Vala gewünscht haben. Ja, alle meine Feinde arbeiten zusammen und haben dieses machtvolle Netzwerk geschmiedet, welche nur dazu da ist um MICH in den Ruin zu treiben" Also wenn das nicht der Wahrheit entsprach, dann konnte man auch gleich bezweifeln, dass die Sonne am nächsten Tag aufgeht, so die feste Überzeugung des paranoiden Tiberiers. "Natürlich hast du von Politik keine Ahnung, deshalb fallen dir selbst solche offensichtlichen und keinesfalls bezweifelbaren Tatsachenbestände überhaupt nicht auf", sprach er sogar recht gutmütig, als wenn er seine Frau für ihre offensichtliche Unwissenheit gar nicht tadeln konnte.
Lepidus beendete seine kleine Verschwörungs-Epidsode und nahm wieder Platz in dem festen Glauben jetzt seiner Frau die nötige Erleuchtung gebracht zu haben. "Als meine Frau bist du verpflichtet an meiner Seite zu stehen und ich erwarte ein entsprechendes Verhalten von dir. Ich erwarte bedingungslosen Rückhalt in dieser Krise, die von außen an mich herangetragen wird!" So die Forderung eines Bekenntnisses seiner Frau und mit dem letzten Halbsatz unterstrich er noch einmal seine Uneinsichtigkeit. Flavia musste darüber hinaus endlich begreifen, was ihr Platz war und sich am besten auch den vorlauten Ton und die unstandesgemäße Sprache ihm gegenüber abgewöhnen. Aber gut, ein Schritt nach dem anderen, dachte sich der Tiberier.
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Lepidus wollte eigentlich gerade dazu ansetzen, seine Briefe zu verfassen. Fast hätte sich sein Pulsschlag wieder auf ein Normalniveau heruntergefahren und seine verschwitzte Stirn hätte Zeit gehabt sich abzukühlen, doch genau im Moment der abflachenden Zorneskurve musste er nun die Stimme seiner Frau vernehmen, die offenbar schon einige Zeit im Türrahmen verweilte, so sie ihm überhaupt nicht aufgefallen war. Jetzt dagegen machte sie sich lautstark bemerkbar. Und wie! Das hatte ihm gerade noch gefehlt! Da kommt man aus dem Senat und hat schon genug Ärger bei sich und dann bildet sich die eigene Ehefrau auch noch ein, man könne jetzt noch in irgendeiner Weise Rücksicht auf sie nehmen. Und in welchem Ton sie sich hier auch noch anmaßte. Das Herz von Lepidus raste wieder und der Puls zersprang in seinen Adern. Gesund war das alles sicherlich nicht. "Bleib bloß stehen!" rief er von seinem Schreibtisch aus, um sie anzuhalten als sie sich gerade wieder zum Gehen aufmachen wollte. Kommentarlos würde er diese Unverfrorenheit sicherlich nicht stehen lassen. "Frau, in welchem Teil der Subura hast du dir ein solches Vokabular angeeignet!?!", warf er ihr entgegen, weil es sich seiner Ansicht nach für das weibliche Geschlecht auch keineswegs ziemte. "Ich hab allen Grund mich aufzuregen, also entschuldige wenn ich deine ach so kostbare Ruhe gestört habe! Offensichtlich kannst du ernsthafte nicht von belanglosen Problemen unterscheiden!". Er wedelte erbost mit seinen Armen, während er das sagte. "Komm hierher und setz dich hin!" sprach er befehlend und deutete mit dem Zeigefinger bestimmend auf einen der beiden Stühle, die vor seinem Schreibtisch standen.
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"Aber, aber, meine liebe", erwiderte er auf ihr giften und zischen. "Wir werden die Gegenwart des anderen ab heute noch sehr oft 'ertragen' müssen. Wir sind doch jetzt ein wundervolles und stolzes Ehepaar". Erfolgreiche Provokationen konnten in den Augen des Tiberiers manchmal mehr Befriedigung schaffen, als jede Art von sexuellem Akt. Widerwärtig nannte sie ihn also. Dabei hatte er sich doch überaus charmant gezeigt. In seinen Aufgen forderte er ja nicht sehr viel von ihr, nur dass sie nicht ganz so wehklagend war und gefälligst ruhig tat was er sagte. Also bitte, wenn das zu viel verlangt war, dann wusste er auch nicht. Er machte hier ja immerhin keine Szene und zögerte das Unvermeidliche so lange heraus. Diese Frau musste noch früh genug lernen, dass das hier nicht die Villa Flavia war.
Als der Stoff endlich von ihrer Haut fiel, konnte die Sache nun auch endlich hinter sich gebracht werden. Nur kurz ließ der Tiberier einen Blick über ihren Körper schweifen. Viele Frauenkörper hatte er in seinem Leben ja in der Tat noch nicht gesehen. Trotz der Hautfarbe und der Tatsache, dass er keine widerwärtigen Muttermale entdecken konnte, zeigte er sich überaus unbeeindruckt. Es war lediglich zu registrieren, dass er hier kein kaputtes Modell gekauft... oder geheiratet hatte. Endlich legte sie sich genauso hin, wie er es ihr gesagt hatte. Wurde auch langsam Zeit! Diese ganzen Spielchen bezüglich ihrer Kleidung und ihre Launen nur weil sie keine leidenschaftliche Liebesnacht bekommen würde, waren völlig unnötig, auch wenn er durch ihre Gereiztheit noch ein bisschen boshafte Freude empfinden konnte. Nun lag sie da, flach auf dem Rücken, ohne große Pose. Tja, sie mochte sich vielleicht gewünscht haben, nicht wie ein Brett dazuliegen. Welch Ironie, dass sie aber genau das tun sollte. Der Tiberier musste ein bisschen nachhelfen, damit es bei ihm überhaupt losgehen konnte, aber dann war es schließlich so weit und nachdem er auch etwas umständlich den Eingang gefunden hatte, folgte auch schon die üblichen Bewegungen, anfangs langsam und irgendwann etwas schneller. Der Tiberier sah seine Frau dabei nicht ein einziges Mal an und starrte lieber auf das Ende des Bettes. Nach vielleicht nicht einmal fünf Minuten war alles vorbei, leider noch viel zu langsam, denn Lepidus musste dann doch noch ein bisschen seinen Kopf frei bekommen und nicht die ganze Zeit denken, dass er hier möglichst schnell fertig werden wollte. Mit einem boshaften Lächeln sah er seine Frau dann am Ende doch noch an, versuchte in ihren Augen die Enttäuschung zu lesen, die Zerstörung all ihrer wunderschönen Träume von liebsamer Zweisamkeit. Anschließend stieg er kühl und unsanft von ihr herunter, setze sich an den Bettrand und begann sich seine Tunika überzustreifen. Natürlich hatte er nicht vor, die ganze Nacht bei ihr zu liegen.
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Auch ich würde mich über die Abhaltung eines solchen Kurses in Rom sehr freuen. Großartige Idee!
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"Ruhig, ruhig", sprach der Tiberier manchmal vor sich hin, aber das war eher die Ausnahme. Dazwischen entglitten ihm die Worte, die man teilweise durch das ganze Haus hören konnte. Wut durchschoss seine Adern und Verschwörung ging ihm durch den Kopf. "Ja, sie hatten etwas ausgeheckt, ganz sicher!" Er diese unbestimmten "sie" sein sollten, darüber konnte der Tiberier lange sinnieren. Da fiel ihm natürlich das erste Mal dieser verfluchte Germane ein. Ja, er hatte die anderen sicher dazu bewogen, Lepidus die Unterstützung zu entziehen... ach, was! Er hatte sie bestimmt schlichtweg bezahlt! Ganz sicher, das war eine lang geplante Hinterlist, ausgesprochen gegen den einzigen im Senat, der ihm offen Paroli bot!
Lepidus schlug auf seinen Schreibtisch, seine Hand schmerzte. Wo ist Iusititia, wenn man sie mal brauchte? "Verloren, alles verloren!" rief er vor sich hin, obwohl ihn wohl gerade einmal ein paar Sklaven hören konnten, die sich aber wahrscheinlich schon seit längerem zum eigenen Schutz die Ohren zuhielten. Im Haus ging einzig die Sorge seiner Bediensteten, dass Lepidus seine Anfälle nun auch zunehmend in der Öffentlichkeit preisgeben würde, dass sie nicht mehr nur auf die Villa Tiberia beschränkt sein würden und die Abstände zwischen klarem Verstand und merkwürdigen Anwandlungen des irrsinnigen Denkens immer kürzer wurden.
Schlimmer als sein Gekreische war natürlich nur sein Anblick. Ein absolut armseliger Mann, gekränkt wie ein kleines Mädchen, aber mit weit aufgerissenen Augen wie einer dieser Schwachsinnigen, die nicht einmal klug genug waren einen Becher Wein zu halten. Anstatt den politischen Kampf anzunehmen, versank er in seinen jämmerlichen Gedanken und den Paranoia. Überall suchte er den Fehler, doch ganz sicher nicht bei sich selbst! Er würde nach Verschwörern suchen, er würde sich an Leuten rächen, von denen nur seine Gedanken ihm sagten, dass sie ihm was Böses wollten. Er würde wie immer einer Erklärung den Vorzug geben, die am wenigsten etwas mit ihm zu tun hatte. Einsicht war eben noch nie des Tiberiers stärke. Ein bisschen mehr Diplomatie vielleicht, ein bisschen weniger Streitsucht, ja, das wäre das gewesen, was ein vernünftiger und tugendhafter Römer wohl erwogen hätte. Doch bis dies in seine grauen Zellen vorgedrungen war, hätte man Pompeij zweimal zerstören und wieder aufbauen können. Und so landete er in der Sackgasse, aus der er wohl nie mehr so einfach rauskommen würde. Menschen ändern sich eben nicht so leicht. Da hätte man viel Stein weghauen müssen, um wieder eine makellose Figur zu erhalten. Doch ein Bildhauer war bei weitem nicht in Sicht und von daher würde der Charakter des Tiberiers so unförmig bleiben wie eh und je.
Doch was nun tun? Wem konnte man überhaupt noch trauen? Natürlich niemandem sagte die Logik der Paranoia. Doch mit irgendwem musste er natürlich Kontakt aufnehmen und sei es nur um herauszufinden, wer ihn betrogen hatte. Die Patrizier waren eine sichere Bank. Gracchus hatte ihn bei der Wahl offen unterstützt und ja auch Flavius Scato, den Lepidus mit Lobeshymnen bei seiner Kandidatur überschüttet hatte und der letztlich dieses phänomenale Ergebnis erzielte. Da wird doch wohl noch etwas Verlässlichkeit zu finden sein. Wozu hatte er denn sonst auch eine Flavia geheiratet? Ja, er würde Scato einige Glückwünsche zukommen lassen. Ebenso wie vielleicht diesem Annaeus. Trotz seiner späten Rückkehr in das öffentliche Leben, hatte dieser einen beachtlichen Rückhalt im Senat. Immerhin war dieser sich auch nicht zu schade eine Wortmeldung zur Kandidatur des Tiberiers zum Besten zu geben - besser als alle die nur feige geschwiegen haben. Auch hier sollte ein Glückwunschschreiben nicht fehlen und aus einer eventuellen Antwort ließe sich die Gesinnung des Annaeus sicherlich ganz schnell herauslesen. Heuchler erkannter der Tiberier sofort, er selbst war doch schließlich bestens darin geübt.
Tja, politisch starb es sich langsam und Lepidus war auf dem besten Wege herauszufinden, wie qualvoll dies sein konnte.
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Der Tiberier stand in der Tat auf und machte Anstalten ihr zu helfen. Bevor er jedoch irgendetwas tat, streifte er ihr Ohr und flüsterte leise: "Sieh an, du scheinst es auf einmal gar nicht mehr so eilig zu haben." Die Tatsache, dass sie nun erst wirklich wütend wurde, amüsierte den Tiberier umso mehr. Manchmal führt der Weg zur Einsicht über das Gefühl des Zorns. Er konnte ja gar nicht ahnen, dass diese Patrizierin doch so verweichlicht war. Was hatte sie denn erwartet? Zärtlichkeit? Liebe? Zum Totlachen. Er ließ davon ab, seine Schwäche im Zerreißen von Kleidern zu demonstrieren. Außerdem hätte sie das sonst vielleicht noch für "Leidenschaft" gehalten. Nein, das sollten wir doch lieber schon im Keim ersticken. Er griff sich einen Teil ihrer Palla und begann damit sie ihr abzustreifen. "Schau, ich helfe dir sogar. Was für ein netter Kerl ich doch bin, nicht wahr?"
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Über eines konnte sich Lepidus in der Tat sicher sein. Diese Frau würde ihm noch genug Unterhaltung bescheren. "Ich glaube ich habe meine Arbeit bereits getan", so konnte er unter Verweis auf die Loslösung des Knotens locker behaupten. Anschließend setzte er sich auf das Ehebett und beobachtete genüsslich das Schauspiel. Gern hätte er einen sklavischen Bediensteten gebeten ihr zu helfen, doch die Tradition verlangt nun einmal, dass sie beide hier allein waren. In der Zukunft konnte dies natürlich anders aussehen. "Versuchs mal, ausziehen ist deutlich einfacher als anziehen - von besonderer Ästhetik kannst du immerhin absehen" Was für eine Szene! "Mir kam noch keine Geschichte eines Menschen zu Ohren, welcher - einmal nett angekleidet - nie wieder aus seinen Sachen fand" Aber der Tiberier konnte natürlich schon helfen, nur vielleicht nicht so, wie es Flavia erwarten würde. "Ich reiß dir dein Kleid auch gern einfach vom Leib. Mit Ende des heutigen Tages ist es ohnehin zu nichts mehr nutze" Damit würde der Tiberier natürlich seine Schwierigkeiten haben, denn diese Stoffe konnte schon sehr fest sein und er selbst war nun nicht gerade ein kräftiger Soldat. Aber als amüsante Drohung taugte es allemal, vor allem weil diese Frauen ja irgendeinen emotionalen Wert mit ihrer Kleidung verbanden, wobei Lepidus in der Tat nicht wusste, ob Flavia ihr Kleid sogar selbst gewebt hatte.
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Ein sanftes, durch den Wein geformtes, Lächeln spielte sich auf seine Lippen. "Nun, du bist wohl schon sehr ungeduldig" Wie sie sich wahrscheinlich schon seit Ewigkeiten Gedanken um diese eine Nacht machte, dachte sich Lepidus und konnte gegenüber der Belanglosigkeit mit der sich Frauen den lieben langen Tag so beschäftigten, nur staunen. Was für kostbare Lebenszeit durch jene Sorgen und Nöte nicht hinweggeflossen sein mag. "Alles zu seiner Zeit, meine liebe. Es gibt nicht den geringsten Anlass in großartige Sehnsucht und Erwartung zu verfallen", sprach er, während er gleichsam entgegengesetzt seiner Worte, ihren verknoteten Gürtel griff und ihn mit mechanischer Gleichgültigkeit langsam löste. Anschließend flüsterte er ihr ins Ohr: "Denn glaube mir, keiner von uns beiden wird das hier sonderlich genießen". Der Tiberier lachte kurz etwas schauderhaft. Irgendwie hatte er seinen Spaß daran, seiner Frau ein bisschen Angst einzujagen, aber für ihn war dies hier in der Tat nur eine Pflichtaufgabe, das sollte sie noch früh genug lernen. Daraus sollten einmal Kinder entstehen, Kinder, welche die Linie der Tiberia weiterführen würden. Ansonsten empfand er das alles mehr lästig als in irgendeiner Weise anregend. Hatte er zuvor noch in einem leicht angetrunkenen Ton gesprochen, immer mit diesem heimtückischen Schmunzeln auf den Lippen, so wurde seine Stimme nun fühlbar grober: "Zieh den Rest aus und leg dich gerade auf den Rücken" Unterdessen entledigte er sich seines eigenen Gewandes.
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Ihr grinsen deutete darauf hin, dass Falvia diese ganze Szenerie immerhin doch ganz gut überstanden hatte. Der Tiberier kam ihr daraufhin ein bisschen näher. Fast hätte man denken können, er würde sich bereits dem Gürtel zuwenden, doch der Tiberier griff erst einmal nur zu seinem Becher Wein, den er kurz nach dem hereinkommen auf dem kleinen Tischchen abgestellt hatte. Er nahm einen Schluck und begann dann erst einmal zu reden. "Aber all das war die Mühe absolut Wert!", knüpfte er an die Worte der geschundenen Kräfte an. "Allein die Kaiserfamilie auf unserer Hochzeit! Ich meine, wie unvorstellbar ist das denn? Nun, natürlich nicht unvorstellbar in dem Sinne, dass ich... ich meine natürlich wir.. das nicht verdient hätten. Nein, Nein, ganz im Gegenteil. Menschen wie wir von so hohem Stand verdienen es so geachtet zu werden, nicht wahr? Ich meine nur unvorstellbar im Vergleich zurzeit vor einigen Jahren. Ja, als dieser verfluchte Vescularier noch an der Macht war, als meine und deine Familie den schlechtesten Ruf hatten. Ja, welche Hochzeiten hätte man wohl damals feiern können? Ich sage dir, dies heute ist ein Triumph sondergleichen im Vergleich zu dem, was einmal war. Endlich bekomme ich ... ich meine natürlich wir... die Anerkennung, die wir verdienen!" Lepidus hatte geradezu ein Funkeln in den Augen. "Meinst du sie habe sich gut amüsiert? Ich meine natürlich der Augustus und seine Frau. Die Augusta hat ja sogar ziemlich lange mit meiner Schwester geschwafelt. Über was die wohl geredet haben? Ach, hoffentlich hat sie mir nicht wieder Ärger gemacht. Aber selbst sie kann nicht so einfältig sein, unplatzierte Worte auf meiner eigenen Hochzeit zu gebrauchen. Da stellt sie sich hin und wieder schonmal klug an." Und noch einen Schluck vom Wein. "Ach, wenn diese Plebejer mich heute sehen könnten, die damals dafür sorgten, dass ich als einfacher Aedituus arbeiten musste. Das würden sie kaum aushalten. Haha! Nagut, die haben eigentlich auch so schon genug ausgehalten" Und der Tiberier schwafelte als hätte er es sich vom Flamen Dialis persönlich abgeguckt. Man könnte glauben, dass dies aus Nervosität geschah, aber eigentlich fand sich Lepidus in diesem Augenblick einfach viel zu toll und wenn er dann noch ein bisschen Wein getrunken hatte, dann beweihräucherte er sich auch mal ganz gern - und das bedauerlicherweise nicht zu knapp, wo er das doch ohnehin schon ganz gerne im nüchternen Zustand tat. Das waren wohl die schlechten Seiten, welche Flavia erst noch an ihm kennenlernen musste, so wenig wie sie bisher überhaupt miteinander gesprochen hatten.
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Die Feierlichkeiten hatten sich schier endlos hingezogen (was nicht zuletzt am Flamen Dialis lag). Auf dem Zug zur Villa Tiberia sind die Beine von Lepidus schon überaus müde geworden, doch damit war ja noch lange nicht alles geregelt. Auch hier hatten sie noch alle möglichen Bräuche zu vollziehen, bevor Flavia und Lepidus das erste Mal ungestört waren. Unter Gesängen wurden sie in das Cubiculum geführt, welches einst von der letzten Frau von Manius Tiberius Durus mit Namen Aurelia Flora bewohnt wurde. Nichts erinnerte mehr an diese Frau, welche er nie kennengelernt hatte. Stattdessen war hier nun das Brautbett aufgestellt und zukünftig würde es Domitilla als Schlafgemach dienen. Von einem gemeinsamen Gemach hielt der Tiberier indes nichts, wie sie später noch feststellen sollte.
Nachdem die Tür endlich geschlossen war, herrschte zwar immer noch keine Stille (denn die Gäste feierten ja noch im Rest der Villa weiter), aber es hatte zumindest einen Hauch von Ungestörtheit. "Nun, eine recht kräftezehrende Hochzeit, nicht wahr?", brachte er etwas gezwungen hervor. Gleich würde er wohl diesen komisch geknoteten Gürtel an ihr lösen müssen.
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Lepidus hatte gleich einen Tag nach dem Erhalt der Nachricht seine Antwort losgeschickt. Der Bote wurde angewiesen, sie möglichst im Eilschritt zu überbringen, auf dass sie seine Schwester noch rechtzeitig erreichen würde. Wieder einmal deutete der Tiberier die Situation ganz in seinem Sinne oder wie es seine verquere Weltsicht und Wahrnehmung es ihm weiß machten. Und doch empfand er beim Schreiben seit langem tatsächlich wieder so etwas wie brüderliche Gefühle in Anbetracht der furchtbaren Leiden, die er sich ausmalte, die seine Schwester wohl durchleben musste. Das ist sicherlich kein einfaches Schicksal für ein Mädchen, welches mit ganz anderen Standards aufgewachsen war.
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Tiberia Lucia
Casa Accia Ducciaque, RomaMeine liebe Schwester,
was für eine Überraschung! Oder sollte ich besser sagen Enttäuschung? Überraschende Enttäuschung wäre wohl die richtige Verbindung der Worte. Erst reißt er dich an sich und nun entführt er dich auch noch! Ich bin schockiert wie spät ich davon erfahre. In zwei Tagen! Ich musste ja meine ganzen Korrespondenzpflichten nach hinten schieben, um dir noch eine Nachricht zu senden. Erzähl mir bloß nicht, dass du das nicht auch schon früher gewusst hättest! Dass der Germane allerdings so schnell wie möglich Rom verlassen würde, dass hätte ich in der Tat auch absehen können, fällt mir doch letztlich ein großer Anteil daran zu. Ja, es ist in der Tat sehr befriedigend zu sehen, dass meine Bemühungen von Erfolg gekrönt waren, dem Germanen so viel Angst zu machen, dass er beim Kaiser sicherlich heulend auf die Knie gegangen ist, um von hier fortgehen zu können. Sein Glück, dass dieser gerade für ihn so einen netten Posten frei hatte, so kann er den Leuten doch wahrlich weiß machen, dass er freiwillig und ehrenvoll seinen Abgang aus Rom nimmt. Zum Glück kennen wir ja alle die Wahrheit!
Weißt du Schwester, lange Zeit empfand ich sehr viel Wut auf dich und dein Verhalten, doch nun tust du mir fast schon ein bisschen leid. Wie du frieren wirst da oben im Norden, mit welch rauen Sitten du dich herumschlagen musst, in welche Orte es dich ziehen wird, die Rom an Pracht und Glanz so weit unterschreiten werden, dass du glauben wirst, du seist in einer ganz anderen Welt gefangen. Wahrhaft bemitleidenswert. Sieh nur welches Los du dir freiwillig erwählt hast! In altkluger Manier möchte ich fast aussprechen: Ich hab‘s dir ja gesagt!
Und nun werden wir uns nicht einmal sehen, bevor du diese Reise antrittst. Bleibt zu hoffen, dass du den Weg eines Tages zurückfindest und nicht an irgendeiner seltsamen Krankheit dahinsiechst, welche es dort oben geben soll. Bleibt nur zu hoffen, dass die Götter dir eines Tages wieder wohlgesonnen sein werden. Ich werde wohl für die Opfer darbringen und für die Beten müssen. Wie gesagt, ich habe ja leider einen gewissen Anteil an deiner Abreise, deshalb werde ich die Götter für dich wohlstimmen.
Mir scheint es gibt kaum angemessene Worte in Anbetracht eines solchen Abschieds, der so unpersönlich daherkommen muss. So bleibt mir nur zu sagen: Viel Glück und bleib am Leben.
Lucius Tiberius Lepidus
Villa Tiberia
Italia, Roma -
"Eine ungewöhnliche Vorgehensweise", brachte der Tiberier zumindest im Ansatz seine Zweifel zum Ausdruck, nur um sie dann wieder zu zerstreuen. "Allerdings sind es ja auch ungewöhnliche Zeiten für die Sodalität. Einen Interims-Magister zu haben ist sicherlich ein Vorteil gegenüber der Tatsache keinen zu haben. Von daher habe ich keine Einwände und selbstverständlich werde ich dir meine Unterstützung zusichern, wo immer dies nötig sein sollte"
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Zitat
Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
"Dann richte ihr bitte unsere besten Grüße aus! Womöglich hat ihr Unwohlsein ja einen erfreulichen Grund." erwiderte der Kaiser mit einem süffisanten Lächeln. Er wusste noch von seiner ersten Frau, dass eine beginnende Schwangerschaft sich mit solchen Zeichen andeuten konnte.ZitatOriginal von VETURIA SERENA
„Oh das ist wirklich sehr schade. Richte ihr doch bitte meine besten Wünsche aus. Und ich werde dann wohl einen späteren Termin finden müssen um deine Frau kennenzulernen. Aber auch wenn du sie sicher vermisst, hoffe ich, dass du die Cena hier und heute genießen kannst.“"Ich werde ihr eure Worte ausrichten. Vielleicht gibt es in der Tat bald entsprechend gute Nachrichten, das wäre doch sehr wünschenswert" Das solle schließlich die oberste Pflicht einer Frau sein - ein paar Erben zu gebären. Ob er seine Frau aber vermisste? Das hätte Lepidus glatt verneinen müssen. Arrangierte Hochzeiten hatten es an sich, dass man die entsprechende Person überhaupt noch nicht lange genug kannte, um mehr in ihr zu sehen, als ein gebärfreudiges Becken. Nein, der Tiberier würde heute sicherlich nicht viele Gedanken verschwenden oder die Abwesenheit von Flavia auch nur im geringsten auf sein Gemüt schlagen lassen.
ZitatOriginal von APPIUS AQUILIUS BALA
"Schade, Senator Tiberius, dass deine Gattin verhindert ist. Eure Hochzeitsfeier hat mich so begeistert, dass ich ihr doch noch einmal persönlich zum gelungenen Programm gratulieren wollte. Sei doch bitte so gut und richte ihr meine Empfehlung aus.""Sei gegrüßt, Caesar. Vielen Dank, es freut immer, wenn Gäste einer Feierlichkeit gute Erinnerungen mitnehmen" Der Aquilier hätte ihm am besten gleich zuzwinkern sollen, denn Lepidus wusste in der Tat nicht, was an der Hochzeit allzu große Stürme der "Begeisterung" hätte auslösen sollen. Aber der Mann war diplomatisch und sicher auch ein guter Heuchler. Eigenschaften, die einen weit bringen können - zweifellos.
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Als das Wahlergebnis verkündet wurde, brodelte die Diva wie ein Feuerkessel. So schnell und fast schon bipolar wandelte sich die Stimmung des Tiberiers. "Elende Hinterbänkler! Nicht einmal den Mut habt ihr den Mund aufzumachen!" Lepidus stand auf und marschierte zielstrebig in Richtung Ausgang, derweil er wie ihm Wahn halblaut Wort vor sich hin sprach. "Verschwörung... alle gegen mich... das werden sie bezahlen... Feiglinge, elende Feiglinge!". Seine Hände machten komische nervöse Bewegungen, ein Zucken machte sich wieder und wieder an seinem rechten Mundwinkel bemerkbar und seine Augen trugen diese besondere Mischung aus armseliger Weinerlichkeit und Hass. Und das würde sich auch noch den ganzen Heimweg über so hinziehen, was seine Entourage aus Leibwächtern und Sänftenträgern nur mit einem Augenrollen kommentieren konnten, waren diese Zustände für sie doch schon bestens bekannt, so dass sie weniger überrascht oder mitleidserfüllt als vielmehr wieder einmal genervt von den jämmerlichen Angewohnheiten ihres Herrn waren.