Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    "Ich habe mal versucht auf die schnelle etwas auf die Tabula zu bringen" Der Vorschlag wurde sogleich verlesen. "Dieser Vorschlag hätte die von mir angesprochenen Vorteile. Dass sich der Besitz nicht verdoppelt ist natürlich etwas, was wir bedenken müssen" stimmte er dem Duccius zu." Deshalb habe ich auch hier eine Rückgabe-Regelung eingebaut, wie es ja auch im vorheringen Vorschlag bedacht wurde. Auf diese Weise kann eine Generierung von Gewinnen verhindert werden. Eine Compensatio ist nur noch vorgesehen, wenn die rückkehrende Person umgehend den früheren Vermögensstand wiederherstellen möchte. Sowohl die Rückgabe der Besitztümer als auch eine Compensatio würde die absolute Ausnahme werden, da bekanntlich Menschen, die so lange verschwunden sind nur in den allerseltensten Fällen wieder auftauche. Und selbst dann würde die Staatskasse in diesem Fall nur temporär belastet werden."



    Expropriatio


    §1 Allgemeines
    (1) Die Res Publica ermöglicht eine Enteignung und Übertragung von Besitzungen, auf welche Familienangehörige keinen Zugriff haben.
    (2) Geprüft und bewilligt wird die Übertragung durch einen Praetor Roms oder einen provinziellen Statthalter.
    (3) Die Dauer und Rückgabe der übertragenden Besitztümer wird durch die Decimviri Litibus Iudicandis überwacht.


    §2 Antragsberechtigung
    (1) Berechtigt sind ausschließlich Bürger Roms
    (2) Berechtigt sind Familien, deren betroffenes Mitglied mindestens 10 Jahre (2,5 RL-Jahre) dem öffentlichen Leben entschwunden ist und zu denen der Kontakt nachweislich nicht wiederherzustellen ist.
    (3) Berechtigt sind Familienmitglieder, die mindestens fünf Grade mit dem Betroffenen verwandt sind


    §3 Umfang
    (1) Die enteigneten Besitztümer werden in gleichen Teilen an sämtliche lebenden Familienmitglieder ausgegeben, die die Bedingungen in §2 Abs. 3 erfüllen und erwachsenen Alters sind.
    (2) Übertragen wird der zuletzt bekannte Besitz des Betroffenen, worunter Geld, Land und Waren zählen soweit diese durch die Behörden ausfindig gemacht werden können.


    §4 Rückgabe
    (1) Besitzer der Güter bleibt die enteignende Res Publica.
    (2) Im Falle einer Rückkehr des dem öffentlichen Leben Fergebliebenen sind die von der Res Publica übertragenden Besitztümer durch die Familie innerhalb von vier Jahren (1 RL-Jahr) zurückzugeben.
    (3) Die Res Publica führt die Besitztümer innerhalb von vier Jahren (1 RL-Jahr) an den früheren Besitzer zurück oder stellt eine umgehende Kompensation in Aussicht (Siehe §5 Compensatio).
    (4) Im Falle des Todes eines mit einer Übertragung bedachten Familienmitglieds gehen die übertragenden Besitztümer mit den entsprechenden Pflichten auf die Erben über.


    §5 Compensatio
    (1) Die Res Publica stellt dem Rückkehrer eine umgehende und vollständige Compensation seiner Besitztümer in Aussicht.
    (2) Der Rückkehrer hat die Wahl auf die Rückgabe seiner eigenen Besitztümer zu warten, die nach spätestens vier Jahren fällig werden oder eine umgehende Compensatio in Anspruch zu nehmen, in der Waren durch Geldmittel ersetzt und andere (aber gleichwertige) Ländereien zur Verfügung gestellt werden.
    (3) Der durch Compensatio Begünstigte verliert das Recht auf seine früheren Besitztümer, die bei der Res Publica verbleiben.
    (4) Die Compensatio ist nicht zurückzuzahlen.




    Allerdings konnte man das ganze vielleicht sogar noch einfacher haben, aber da wusste der Tiberier nicht in wie weit dies im Senat Zuspruch finden würde. "Im Moment sehe ich den einzigen wirklich großen Nachteil (den es aber auch schon im vorherigen Vorschlag gab), dass diejenigen, die Besitztümer erhalten nur sehr unfrei mit ihnen verfahren können. Sie müssen stetig darauf bedacht sein, dass sie nicht alles verlieren, weil sie sonst im Falle der Rückkehr eines lang Verschollenen die entsprechenden Güter nicht zurückzahlen können. Vielleicht wäre es ja hilfreich eine zeitliche Regelung einzubauen, die in etwa besagt: Nach 4 Jahren fällt der Besitz vollständig an den neuen Besitzer, während der frühere Eigentümer sein Recht darauf verliert, selbst wenn er noch einmal zurückkehren sollte. Das wäre dann schlicht der Preis für eine lange Abwesenheit"

    Eigentlich war das viele Hände schütteln und Begrüßen ja so etwas wie eine Pflichtaufgabe - manchmal auch eine sehr lästige. Er spürte jetzt schon wie er immer müder wurde. Wie sollte er nun die ganze Hochzeitsfeier noch überstehen, die doch gerade erst begonnen hatte? Doch es gibt den ein oder anderen Menschen, der wieder die nötige Energie verleihen konnte, denn als er die Ankunft seines Verbündeten Dives sah, so konnte er aus der Zuverlässigkeit des nun inzwischen schon recht lange Befreundeten selbst Kraft schöpfen.


    Während er die Schlange an Gästen weiter abarbeitete, konnte er dann auch endlich Dives und seine etwas weniger herbeigesehnte Ehefrau vor sich begrüßen. Ihr Auftreten hatte es insoweit in sich, dass es ihr tatsächlich gelang des Tiberiers Aufmerksamkeit noch vor den Iulier auf sich zu ziehen. Denn während er eingangs nur die Augenbrauen hochziehen wollte, um zu denken: 'Über was hatte sie sich denn nun schon wieder zu beklagen?' Oder einfach anzuklagen, denn das tat sie ja in der Tat sehr gern, wie Dives peinlicherweise erfahren musste, als Fausta seinen Freund Germanicus anzeigte. Doch der verhaltene Einstieg entpuppte sich sogleich als lässiges Stilmittel, um das anschließende Lob sogleich imposant und überraschender erscheinen zu lassen. Sie war nun schon die zweite, die von seiner Hinrichtung gehört hatte. Er konnte nicht leugnen, dass ihm dies schmeichelte. "Sei mir gegrüßt Sergia", sprach er in dem selbstsicheren Ton von jemandem, dem gerade das Ego gestreichelt wurde. "Es freut mich, dass dir davon erzählt wurde. Erstaunlich wie weit es sich schon herumgesprochen hat. Sogar die Augusta sprach vorhin bereits positiv von meinen 'großen Inszenierungen'. Und sei versichert: Es wird nicht die letztere Chance gewesen sein, dass du einem solchen Ereignis beiwohnen kannst. Rom wird wohl stetig Menschen hervorbringen, die sich als 'Thema' eines solchen 'Events' eignen." Wobei es sicher auch wieder genau dieselben treffen konnte. Sowohl als Aedil als auch als Praetor hätte er in Zukunft bestimmt wieder die Möglichkeit ein paar ungeliebte Leute schlecht aussehen zu lassen. "Dafür sende ich dir dann auch gern eine persönliche Einladung. Heute wird es wohl nicht ganz so grob, aber dafür hoffentlich nicht weniger unterhaltsam zugehen. Genieß in jedem Fall unsere Gastfreundschaft"


    Während er glaubte, dass Sergia und Flavia wohl eher noch über ihr jeweiliges 'Dress' sprechen und sicherlich Stunden füllen konnten, musste er natürlich seinem Verbündeten nun erst recht die nötige Aufmerksamkeit schenken. "Dives! Du ahnst nicht, welche Freude es mir bereitet dich zu sehen- Die Anwesenheit der Kaiserfamilie ist sicherlich großartig, aber unter uns" so wandte er sich scherzhafter Weise etwas leiser an ihn "Selbst die größte Prominenz vermag doch keinen wahren Freund ersetzen" . Blumige Worte waren das eine, aber es gäbe wohl keinen Zweifel, dass wenn der Kaiser rufen würde, er Dives wohl unumwunden sitzen lassen müsste. "Im Übrigen: Hast du dir extra für heute eine neue Frisur zugelegt? Das wäre doch nicht nötig gewesen." In der Tat hatte Lepidus den Eindruck, dass sich Dives seit ihrem letzten Aufeinandertreffen ein wenig verändert hatte. War es das Alter? Oder etwas anderes? Am ehesten doch wohl die Haare, die er irgendwie länger in Erinnerung hatte.

    Ich muss mich leider für das komplette Wochenende verabschieden und bin wahrscheinlich erst Montag wieder da. Ich entschuldige mich vor allem bei den Hochzeitsgästen, die eventuell etwas länger warten müssen, aber Flavia kümmert sich sicherlich auch allein sehr gut um euch. :D Bis dann!

    Es war gut zu sehen, dass seine Frau ihm in Sachen Charme in nichts nachstand - ja, der Tiberier dachte tatsächlich welchen zu haben! Das kam auch daher, dass ihm nie jemand richtig beibringen konnte, zwischen übertrieben kriecherischer Freundlichkeit und wahrhaft charismatischem Auftreten zu unterscheiden. Aber für den Moment fühlte er sich erst einmal bestätigt durch die Reaktionen des Kaiserhauses. Er konnte nur spekulieren, auf welche Inszenierungen die Augusta anspielte. Hatte sie vielleicht einst die von ihm organisierte Prozession zu Ehren des Apollo gesehen? Oder vielleicht eines seiner anderen zahlreichen Opfer? Die wirklich erstklassige Hinrichtung war natürlich auch eine Möglichkeit. Aber vielleicht hatte ihm all dies zusammen auch den Ruf eines "Freundes großer Inszenierungen" eingebracht. Umso großartiger, wenn dieser Ruf sich bis zur Augusta durchgesprochen hatte. Während jene Augusta von Flavia gleich mal für ein paar "Frauengespräche" in Beschlag genommen wurde, konnte er dem jungen Caesar Bala sogleich für seine gute Sklavenwahl gratulieren. "Eine ausgezeichnete Entscheidung. Sie wird dir gute Dienste leisten. Und ich bitte dich, nicht zu viel des Lobes, das ist doch alles selbstverständlich. Als Patrizier muss man eben zeigen, was man zu bieten hat. Unser Stand verpflichtet uns nur das Beste zu bieten und zu verlangen."


    Glücklicherweise schien auch der Kaiser absolut selbstsicher zu sein, so dass keinerlei weitere Absprache erforderlich war. Etwas anderes war auch nicht zu erwarten. "Nein, es sind keinerlei Abweichungen geplant. Ich nehme an, der Flamen Dialis wird ebenfalls bald hier eintreffen. Ich werde ihn dir dann umgehend zuführen, so dass ihr es gemeinsam angehen könnt." Lepidus hielt derweil Ausschau nach dem guten Mann. Hoffentlich hatten wir alle leicht berührbaren Knoten entfernt, mit denen der gute Priester auf keinen Fall in Kontakt kommen konnte - leider nur eine von vielen Einschränkungen, mit denen er zu kämpfen hatte.

    Lepidus hatte sich eine Zeit lang mit einem Wortbeitrag ganz bewusst zurückgehalten. Er betrachtete die Reihen des Senats und wartete darauf, dass jemand zuerst das Wort ergreifen würde. Immerhin war es sicher nicht mehr ganz unbekannt, dass der Iulier und der Tiberier ein Bündnis hegten, Lepidus nicht zuletzt der Trauzeuge auf der Hochzeit seines engen Freundes war. Deshalb hätte jedes sofortige Lob wohl nicht den Stempel der Aufrichtigkeit getragen. Von daher war es durchaus angemessen, sich lieber später unter die Redner zu mischen und die sicherlich positiven Reaktionen nur noch hier und da zu verstärken. Doch er wartete, und wartete, und wartete und befand sich damit immer mehr in der Zwickmühle, bis er sich dann letztlich doch entschloss aufzustehen und das Wort zu ergreifen. Sicher, die Worte eines offensichtlich gutgestellten Verbündeten würden vielleicht für den Rest der Senatorenschaft nicht so viel wiegen, aber es war sicherlich immer noch besser, als wenn diese Amtszeit lediglich mit Stille gewürdigt wurde. "Mitsenatoren, ich kann die Worte des Iulius Dives nur bestätigen. Selbst konnte ich mir bereits ein umfangreiches Bild von der nun sehr viel einheitlicheren und um sehr viele wichtige Punkte ergänzten Chronicusa Romana machen. Ein wahrer Beweis für detailliertes und strebsames Arbeiten. Hier wurde wahrlich sehr viel Mühe und Sorgfalt investiert, welche der ehemalige Quaestor auch in Bezug auf die Senatsarchive aufgewendet hat." Dass sich der Tiberier das natürlich nur so im Vorbeigehen angesehen hatte, war natürlich klar, aber da konnte er sicher auf den Iulier vertrauen, dass dies tatsächlich auch so war. "Ebenso konnte ich mich davon überzeugen, dass die von ihm mitorganisierten Spiele viel Anklang in der Bevölkerung gefunden haben und es somit auch mit sein Verdienst ist, dass unser verstorbener Kaiser die angemessene Ehre erhielt, die ihm zustand. Gerade mit welchem Eifer sich Iulius Dives auch Aufgaben gestellt hat, die weit über das standardmäßige hinausgingen, sollte allen Magistraten zum Vorbild gereichen" Und sicher konnte man das Ganze auch noch entsprechend Krönen. "Demzufolge bin ich guter Dinge, dass man den Namen Marcus Iulius Dives auf dem Palatin bedenkenlos empfehlen kann, auf dass wir ihn mitsamt seinen Fähigkeiten vielleicht schon in naher Zukunft an unserer Seite hier im Senat begrüßen dürfen."

    "Oh ja, dieser Titus Duccius Vala hat das Vigintivirat geradezu revolutioniert. Noch heute höre ich darüber Geschichten auf den Straßen, die nicht weniger Anklang finden als Caesars Eroberung Galliens". Diesen ironischen Kommentar konnte sich der Tiberier wahrlich nicht verkneifen, wenn der Beinahe-Consul-auf-Lebenszeit von sich in der dritten Person sprach und seine Verdienste höchst selbst lobte, als wenn er überhaupt nicht in eigener Person im Raume wäre. Zu witzig. Da konnte sich der Tiberier mit seinem Schmunzeln nicht hinterm Berg halten.


    Gleichsam nahm er davon Abstand noch hervorzuheben, welch grandioses Consulat Manius Tiberius Durus absolviert hatte. Familienlob war ja fast auch schon Eigenlob und dass ließ er dann besser stecken. "Aber zum Vorschlag: Das bedeutet wir antworten auf die Willkür der Vergangenheit mit Willkür in der Gegenwart? Ich kann nicht behaupten, dass mir dabei sehr wohl ist. Nun gut, ich sehe das Dilemma, was wir hier vor uns haben. Einige hatten Glück zur rechten Gelegenheit im rechten Jahr ihr Amt zu bekleiden. Andere hatten weniger Glück und wurden nicht gewürdigt. Da wir wohl den bereits Ausgezeichneten ihre Diplomae nicht mehr wegnehmen können, um Gerechtigkeit walten zu lassen, ist wohl das beste was wir tun können, eine leistungsorientierte nachträgliche Würdigung derjenigen vorzunehmen, die nicht berücksichtigt wurden. Ich würde dem soweit zustimmen unter der Bedingung, dass wir schon bald in einer der kommenden Sitzungen über die Praxis der Magistratsauszeichnungen diskutieren und eine Regelung finden, an die wir uns in Zukunft halten. Dies hier sollte dann am besten die letzte nachträgliche 'Massenverleihung' sein, die wir vornehmen."

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Was die Akzeptanz in der Bevölkerung angeht, sollten wir uns keine so großen Gedanken machen: immerhin geht es um Familienvermögen die bereits erwirtschaftet wurden... und diese werden nicht einmal vollständig kompensiert. Zudem ist dieses Projekt ja durchaus aus einem Bedürfnis der Bevölkerung erwachsen, hunderte Hängepartien endlich zu einem für römische Familien vorteilhaften Ende zu bringen.


    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Was die Enteignung anging, durfte ich nach der Sitzung zur Todeserklärung erfahren, dass genau das ein Problem für viele in der Bevölkerung und auch im Senat ist. Eine Umsetzung einer Enteignung halte ich daher nicht für praktikabel... zumindest nicht für die Fälle der Vergangenheit. Möglicherweise ließe sich das ganze kombinieren... ein Gesetz zur Kompensation ungreifbarer Vermögen aus Fällen der Vergangenheit. Und die Todeserklärung für Fälle der Zukunft." [/b][/color], dachte Vala laut nach, weil er in dieser Angelegenheit tatsächlich nicht zu einem schlüssigen Ende gekommen war und die Arbeit daher noch im Entstehen begriffen war.


    "Mir scheint, du hältst Todeserklärung und Enteignung für zwei unmittelbar zusammenhängende Vorgänge. Das sehe ich aber nicht so. Ich denke wir müssten nie wieder von Todeserklärungen sprechen, wenn wir uns schlicht auf eine Enteignung einigen würden. Enteignet werden können auch lebende Personen. Und weshalb sollte eine solche für jetzige oder vergangene Fälle nicht ebenso praktikabel sein, wie für Zukünftige? Ich denke die Kompensation im allgemeinen wird nicht viel praktikabler sein als die Enteignung, egal ob jetzt oder in Zukunft." Da wollte der Tiberier einfach etwas Klarheit in der Argumentation des Ducciers.


    "Ich wüsste auch spontan nicht, wo das Problem in der Bevölkerung aufkommen sollte, wenn das Gesetz klar formuliert wird: Enteignung nur unter ganz bestimmten Bedingungen und dazu auch noch die Garantie, dass Rom die Enteignung kompensiert, sollte der verschwundene Bürger sich irgendwann wieder zurückmelden. Nur dann müsste Rom eine Kompensation leisten. Während nach dieser Variante die Staatskasse nur in sehr seltenen Fällen herangezogen werden muss, wird es im jetzigen Kompensations-Vorschlag die Regel sein"


    "Auch wenn ich respektiere, dass dieses Gesetz sicher wohlbedacht ausgearbeitet wurde, so möchte ich dennoch sagen, dass ich es für ein bürokratisches Monster halte. Allein die Abstufungsregelung bezüglich der Menge des zu kompensierenden scheint mir unnötig. Ich sehe durchaus die Bewandtnis, denn immerhin würde eine vollständige Kompensation von mehr als 30.000 unsere Staatskasse durchaus leiden lassen. Doch dieses Problem würde sich gar nicht stellen, wenn wir die Lösung der Enteignung heranziehen würden. Wir könnten es uns sogar leisten - im Falle der erwähnten Rückkehr eines Enteigneten - die Summe vollständig zu kompensieren, da sie eben selten bis gar nicht in Anspruch genommen werden würde. Tja, und wo nehmen wir eigentlich im jetzigen Vorschlag die zusätzlichen Grundstücke her? Die alten bleiben ja offenbar im Besitz des Verschwundenen. Wenn wir diese nicht enteignen, wie viel können wir dann einfach so zur Kompensation übergeben? Auch das wird sicher seine Grenzen haben und du sprichst ja im anderen Zusammenhang bereits selbst vom akquirieren, warum dann nicht gleich enteignen, was wir viel besser handhaben könnten?"

    "Wenn wir uns auf diesen Vorschlag einigen, so scheint mir das angemessen. Da er alle wesentlichen Hinweise und Diskussionspunkte berücksichtigt wurden, würde dies meine Unterstützung finden" Immerhin wurden die Gründe der Auszeichnungen geklärt, ein Unterschied mit großer und kleiner Inscriptio und damit eine Abstufung gerechtfertigt sowie alle Rectores in eine Reihe gesetzt, ohne jemanden willkürlich außen vor zu lassen. Der Tiberier sah somit die wesentlichen Probleme beseitigt, die er angemahnt hatte. Noch dazu würde mit Dives einer seiner engsten Verbündeten ausgezeichnet, weshalb selbst Lepidus jetzt nicht mehr viel zu meckern hatte.

    Hände schüttelnd begrüßte er einen Gast nach dem anderen. Hatten sich in erster Linie die flavische Familie und ansonsten Außenstehende unter diesem Dach versammelt, so sah es mit den tiberischen Gästen natürlich etwas Mau aus. Zu viele Verschollene und dann noch die Dezimierung aus den Kriegszeiten, da blieben nicht viele übrig. Auf eine Person war allerdings verlass, auch wenn sie in letzter Zeit eher so etwas wie das enfant terrible der Familie darstellte. Aber Lepidus zeigte sich sehr erfreut, dass Lucia offenbar nicht versucht hatte ihren Möchtegern-Consul-auf-Lebenszeit doch noch irgendwie auf die Hochzeit zu schmuggeln. Naja, immerhin trug sie ja auch dessen Erben schon sichtbar vor sich hin, aber das war nun wirklich etwas, was er seiner Schwester nicht auch noch ankreiden musste. Ihren guten Willen hatte sie damit seiner Ansicht nach ausreichend gezeigt.


    Als seine Schwester näher kam, suchte Lepidus dennoch instinktiv besonders stark die Nähe zu seiner zukünftigen Frau. Sie würde hoffentlich potenzielle Giftpfeile aus den Augen seiner Schwester rechtzeitig abfangen - so eine Art emotionaler Schutzschild. "Sei gegrüßt Schwesterherz. Wie schön, dass du es geschafft hast, obwohl es sicher nicht einfach für dich ist, dich in diesen Zeiten allzu viel zu bewegen . Umso größer wiegt die Freude, dich heute hier zu wissen an diesem Tage, der für mich und Flavia von so großer Bedeutung ist". Ein breites Lächeln begleitete seine Worte durchgehend. "Wir werden dir am besten eine Sitzgelegenheit schaffen, die ausreichend gepolstert ist, damit du es die ganze Zeit über bequem hast. Unser Sklavenpersonal wird ganz besonders um dein - ja man muss ja schon fast sagen 'eurer' - Wohlbefinden kümmern". Wohl das Mindeste, was man für eine Hochschwangere tun konnte - so viel verstand sogar Lepidus.

    Die Glückwünsche von Scato nahm er überaus positiv auf. Er war ein Mann, den der Tiberier in Zukunft unterstützen würde, wo es ihm möglich war. Er reichte ihm ebenso die Hand. "Vielen Dank Flavius, es ist schön, dich unter uns zu haben. Nicht zuletzt weil es wohl mit dein Verdienst ist, dass es zu dieser Hochzeit gekommen ist." Er konnte sich noch gut erinnern, wie Flavius und er ein Arrangement getroffen hatten, was letztlich zur Verlobung mit Flavia führte. Man sollte nicht vergessen, dass der junge Flavius hier einen gewissen Anteil hatte. Dass Scato seine Verlobte mit Helena verglich, fand der Tiberier überaus amüsant. Er nahm es zum Anlass Domitilla gleich selbst passend dazu zu fragen: "Wenn du der Helena gleichst, vermag ich dann mehr einem Menelaos oder einem Paris zu entsprechen?" Der Tiberier lachte. Natürlich hatte er hier eine eindeutige Präferenz.

    Nach etlichen Terminverschiebungen in Anbetracht der politischen Lage, die (wieder einmal) durch einen verstorbenen Kaiser ausgelöst wurde, war es schon fast ein wenig merkwürdig, dass diese Hochzeit nun tatsächlich stattfinden würde. Nervosität war deshalb beim Tiberier eher weniger zu spüren. Es war mehr ein "bringen wir das endlich hinter uns" und in Anbetracht der Tatsache, dass er das alles mehr als politische Notwendigkeit, denn als eine persönliche Angelegenheit betrachtete, konnte er ohnehin nicht viel Aufregung verspüren.


    Wenn die eigentliche eheliche Verbindung seinen Blutdruck nicht ansteigen ließ, so war es aber sicherlich die Ankunft der kaiserlichen Familie. Dass Aquilius seine Pflichten als Pontifex Maximus persönlich wahrnehmen würde, war ein weiteres gutes Zeichen, welches Lepidus in seiner kaiserlichen Wahl bestätigte. Als sie zusammen mit ihrem Hofstab ankamen, wurden sie sogleich an allen übrigen Gästen vorbeigeschleust, so dass sich ein kleiner Korridor bis zum Ende des Atriums bildete, wo bereits Lepidus und seine Verlobte Flavia erwartungsvoll bereit standen. "Da kommen sie, jetzt bloß nicht die Nerven verlieren" flüsterte er seiner Angetrauten neben sich zu. "Ich werd dann mal die ersten Begrüßungsworte übernehmen, wenn sie hier sind." Die vielen Begleiterinnen und Begleiter fanden hoffentlich Platz. Die Villa Flavia war zwar keineswegs klein, aber bei vielen Gästen, Liktoren, Praetorianern und Sklaven, bedurfte es schon ein wenig Koordination, diese alle unterzubringen. Das sollte aber die Sorge der eifrigen Gehilfen sein, während sich das Brautpaar ganz auf die kaiserliche Familie konzentrierte.


    "Mein Imperator Caesar Augustus, ich und meine teure Angetraute, Flavia Domitilla, heißen dich auf unseren Feierlichkeiten herzlich Willkommen", begrüßte er den Kaiser mit dem unterwürfigen Wortschwall. "Mit großer Freude haben wir es aufgenommen, dass du den ehelichen Ritualen heute persönlich als Pontifex Maximus beiwohnen wirst. Ich bin mir sicher nicht nur wir, sondern auch alle römischen Bürger, die heute zu Gast sind, empfinden es als ausgesprochen erbauend, mit welcher Sorgfalt du dich den kultischen Angelegenheiten widmest" Kurz darauf wandte er sich der Kaiser-Frau zu. "Ehrwürdige Augusta, ich denke, ich bin nicht der einzige, der dies bemerkt, doch der Glanz des Kaiserhauses wurde wohl selten in so stilsicherer Form repräsentiert wie durch dich" Das hätte der Tiberier ganz sicher auch gesagt, egal, was die Kaiserin heute an hatte, obwohl das blaugoldene Gewand, Schmuck und Frisur natürlich ein Hingucker waren. "Und du musst Caesar Aquilius Bala sein. Sei auch du mir gegrüßt. Die meisten Römer werden mit großem Interesse deinen zukünftigen Lebensweg verfolgen und wir freuen uns heute einen ersten Vorgeschmack von der Persönlichkeit es Mannes zu erhalten, der so großes Potenzial in sich trägt" Als Kaisersohn war er zumindest prädestiniert eines Tages selbst das Ruder zu übernehmen. 'Zukünftiger Thronfolger' wäre auch wohl für lange Zeit alles, was man mit Bala assoziieren würde. "Genießt die Feierlichkeiten. An Speis und Trank soll es euch nicht mangeln, ebenso nicht an guter Unterhaltung. Meine liebreizende Flavia hat in der Organisation keine Kosten und Mühen gescheut. Ich habe auch drei Sklaven extra für euch abgestellt." Lepidus machte eine kurze Handbewegung und es traten eine Nubierin, die mit feinen schmuckhaften Verzierungen bestückt war, eine Ägypterin, die einen Hauch aus seidigem Nichts trug und damit ein echter Hingucker für Freunde des attraktiven Äußeren war sowie einen männlichen Daker, der wohl eher für die pragmatischen Dinge zuständig war. "Zwar habt ihr euren eigenen Sklavenstab, doch diese hier kennen sich in der Villa Flavia bestens aus und wissen, wo alles steht und wie ihr am schnellsten versorgt werdet. Sie werden euch in angemessener Weise kaiserlich bedienen"


    Zum Schluss wandte er sich noch einmal an den Kaiser persönlich. "Mein Kaiser, wünscht du noch eine persönliche Unterredung bezüglich des Ablaufs des Hochzeitsrituals?" Der Tiberier nahm zwar an, dass der Kaiser schon einmal einer confarreatio beigewohnt hatte - nicht zuletzt wohl seiner eigenen - so dass er wahrscheinlich über alles relativ gut Bescheid wusste. Aber es konnte ja dennoch nicht schaden, sich noch einmal rückzuversichern, sollte dies denn notwendig sein.

    Dass der nächste Kaiser ein etwas längeres Leben haben würde, blieb in der Tat zu hoffen. Die Kaiser starben ja in den letzten Jahren wie die Fliegen. Nicht zuletzt hatte Lepidus auch deshalb für einen möglichst jungen Kandidaten gestimmt. "Es wird dich vielleicht auch freuen, dass du den Kaiser bald in natura erleben wirst. Ich erhielt gerade erst ein Schreiben, dass er in seiner Funktion als Pontifex Maximus der traditionellen Hochzeit beiwohnen wird" Tja, wenn das mal kein Schwiegersohn war, der gleich den Kaiser persönlich ins Haus brachte. Was konnte man noch mehr wollen? Aber natürlich waren die Fragen zu seiner Zukunft als Vater der Braut angemessen. Darauf hatte Lepidus eine relativ klare Antwort: "Die Pläne sind relativ einfach: Durchschreiten des Cursus Honorum und der Aufstieg in die Nobilität. Alles andere wäre zu tief gestapelt, obwohl ich in den Jahren der Amtspausen mich um mein Fortkommen im Cultus Deorum kümmern werde. Der Posten des Flamen Martialis wäre eine erstrebenswerte Angelegenheit. Ebenso wäre es möglich, dass ich für den Kaiser noch einmal in diplomatischer Mission in den Osten des Reiches gehe. Eine hervorragende Gelegenheit mich auch auf diesem Felde zu beweisen. Du siehst also, es mangelt mir nicht an Plänen"

    Gerade bekam er noch mit wie einige Frauen aus dem Raum verschwanden. Der Mann ließ es sich hier offenbar gut gehen lassen. Und wie erwartet war der Empfang ausgesprochen herzlich. "Die Freud liegt ganz auf meiner Seite. Selbstverständlich wollte ich einen Mann von so großer Weisheit so schnell es nur geht kennenlernen." Lepidus nahm die angebotene Sitzgelegenheit sogleich wahr und griff ebenfalls nach dem Becher. "So sei es! Und auch auf dich und unsere beiden Familien", schloss er sich an beim munteren Aussprechen eines Trinkspruches. "Ich hoffe, es ist dir seit deiner Anreise in Rom gut ergangen? Du hattest ja einige Schwierigkeiten durch die Stadttore zu kommen nach dem Todes des Kaisers. Zum Glück hat sich das schnell erledigt und inzwischen haben wir ja bekanntlich auch einen hervorragenden neuen Imperator. Auch darauf sollten wir trinken!"

    Kristallgläser mit Gravuren. Auf so etwas wäre der Tiberier nie gekommen. Da konnte die Zeit seit Gründung der Stadt gleich noch einmal vergehen und er würde dennoch überhaupt kein Feingefühl für so etwas besitzen, was ihn natürlich nicht an entsprechender Heuchelei hinderte. "Das ist eine wahrhaft großartige Idee. Den Gästen wird das sicher über die Maßen gefallen" Es sei denn sie hatten vielleicht einen Lepidus zu Gast. Denn er selbst würde so etwas gleich in den nächsten Garten schmeißen oder im besten Falle irgendwo in einer Kammer verstauben lassen. Zum Glück wurde sein Rat nicht noch in weiteren Angelegenheiten benötigt, wo er dann ebenfalls nur stoisch alles abnicken musste. "Ach, was heißt denn Unwichtigkeiten, das gehört schließlich dazu" ...irgendwie. Leider passe ihm die nächste Frage auch nicht so richtig ins Konzept. Ob er sich freute? So sehr wie man sich über eine Zweckehe eben freuen konnte. Naja, es gab schon Anlass gut gestimmt zu sein. Wachsendes Prestige war eine hervorragende Voraussetzung, um wiederum Dinge zu erreichen, die wiederum tatsächlich Freude bereiten konnten. Ja, von daher konnte man sich sicherlich schon irgendwie freuen. "Aber natürlich freue ich mich. Fortuna scheint es ja immerhin nicht schlecht mit mir gemeint zu haben, als sie mir diese vortreffliche Frau geschickt hat. Nein, ähm, ich wüsste tatsächlich nicht, wie es mir gerade besser gehen sollte und die Hochzeit wird sicher ganz großartig." Da hatte er jetzt hoffentlich nicht allzu sehr verunsichert dirck aufgetragen. "Tja und äh, du so? Bist du schon ein wenig... nervös?" Frauen waren das ja durchaus vor Hochzeiten, das hatte er zumindest schon einmal irgendwie aufgeschnappt.