Beiträge von Lucius Tiberius Lepidus

    Große Lust auf diese Res Gestae hatte er eigentlich nicht. Das Leben auf der untersten Stufe des Curus Honorum war für die meisten sicherlich so langweilig, wie Gras beim wachsen zuzuschauen. Das ganze war also letztlich weniger Vergnügen als Pflicht, obwohl der Tiberier immerhin die ihm eingeräumte Redezeit nutzen konnte, um seine Klagelieder zu singen – also doch ein klein bisschen Vergnügen.


    "Geschätzte Senatoren", begann er etwas ungewöhnlicher als mit der üblichen Standardformel. "Heute lege ich Rechenschaft über mein Amtsjahr bei den Tresviri Capitalis ab. Obwohl das Wort 'Jahr' hier angemessener Weise in der Pluralform dargebracht werden sollte. Ich glaube es waren mindestens zwei, wobei ich in Anbetracht der Unregelmäßigkeit der Wahlen nicht leugnen kann, das Zeitgefühl ein wenig verloren zu haben. Vielleicht dachten unsere Vorfahren ja auch ganz pragmatisch an unseren Hang zur Gewohnheit als sie die Amtszeiten auf ein Jahr begrenzten. Aber wer weiß heute schon noch wie lange eine Amtszeit vielleicht gehen mag. Vielleicht ein Jahr, vielleicht zwei oder fünf? Man weiß es nicht und man wird sich dessen in diesen Tagen auch nicht mehr sicher sein" Klagen, Klagen, Klagen. "Schweife ich bereits ab? Nein, nicht unbedingt, denn es gehört wohl auch zu berichten, dass sich gegen Ende der Amtszeit bei mir und einigen wenigen Magistraten, mit denen ich im Kollegium zu tun hatte (wobei ich nicht ausschließen möchte, dass dies auch auf andere zutraf), ein wenig Amtsmüdigkeit eingestellt hat. Daneben das ständige Schuldgefühl, dass man doch hier eigentlich auf einem Posten sitzt, der längst jemand anderem zugute hätte kommen müssen. Keine guten Arbeitsbedingungen, aber man musste es wohl irgendwie überstehen. Eine Lehre aus der vergangenen Amtszeit sollte es vielleicht in der Tat sein, ein Aussetzen der Wahlen nicht mehr in Betracht zu ziehen" Eine kurze Kunstpause und dann konnte es auch übergehen zu den etwas gewöhnlicheren Schilderungen der Tätigkeiten.


    "Selbstverständlich gab es auch unter den erschwerten Bedingungen viel zu tun. Mir oblagen während meiner Zeit bei den Tresviri im Schwerpunkt die Beaufsichtigung der Cacer Roms, die ich in Form von mehreren Inspektionsgängen wahrnahm sowie die Leitung von Hinrichtungen von Verurteilten niederen Standes. Zu den Inspektionen: Ich informierte mich ausführlich über den Zustand der Zellen, den Status der Gefangenen und der Auslastung der Gefängnisse. Dabei stand ich in engem Kontakt mit den Stadtwachen, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen. Der Status der Gefangenen, insbesondere ihrer Versorgungslage, ist vollständig gewährleistet. Das ist natürlich wichtig, damit dem Urteil der Gerichte auf Folge geleistet werden kann und Gefangene nicht frühzeitig vor ihrer Hinrichtung sterben oder eine Freiheitsstrafe durch Verhungern in ein faktisches Todesurteil umgewandelt wird. Es ist auch womöglich erfreulich mitzuteilen, dass die Auslastung der Zellen in einem normalen Bereich liegt, wie aus Erfahrungen der Stadtwachen hervorgeht. Die Zellen sind durchgehend etwa zur Hälfte belegt und die Konstanz weist darauf hin, dass wir es mit keiner ansteigenden Kriminalitätsrate zu tun haben, trotz der großen politischen Umbrüche, mit denen wir es zu tun hatten. Eine weitere Hauptaufgabe bestand in der Organisation und Leitung von Hinrichtungen, welche ich gemäß den von den Gerichten verhängten Strafen ausgeführt habe. Darunter waren mehrere Hinrichtungen, die durch das Schwert erfolgten sowie Hinrichtungen durch angeordneten Verbrennungstod. Das Volk wurde traditionell zu den Ereignissen herbeigerufen und die Strafen wurden vollzogen."


    "Der Rest der Amtszeit war Papierkram, bei dem ich zugeben muss, nicht immer allzu schnell und gut bei der Sache gewesen zu sein* sowie kleinere Anfragen und Informationsgesuche von Bürgern. Vielen Dank für euer Gehör und scheut euch nicht, eure Nachfragen zu stellen, wenn ihr sie denn habt."



    Sim-Off:

    *Bezieht sich hier auf die zusätzlichen Aufgaben der Decemviri stlitibus iudicandis, für die ich in Anbetracht von RL-Belastung keine Zeit hatte.

    Ein Bote brachte den entsprechenden Tätigkeitsbericht des Tiberius Lepidus zum Consul und richtete zugleich die Bitte aus einen Tagesordnungspunkt auf einer der nächsten Sitzungen des Senats für die Res Gestae zu reservieren.


    Ad
    Consul
    Publius Stertinius Quartus



    Tätigkeitsbericht des Tresvir Capitalis


    Als Teil des Kollegiums der Tresviri capitales lege ich Rechenschaft über meine vergangene Amtszeit ab, die sich aufgrund der unrühmlichen Umstände leider deutlich verlängerte. Zu Beginn verteilten wir die Schwerpunktaufgaben, die jeder innerhalb des Kollegiums zu erledigen hatte. Auf mich vielen in den vergangenen zwei Jahren insbesondere die Inspektionen der Cacer sowie die Leitung von Hinrichtungen. Darüber hinaus nahm ich einige beratende Gespräche mit Einwohnern Roms wahr, die meinen magistratischen Rat benötigten. [1].


    Insepktionen der Cacer


    Ich nahm einige Inspektionsgänge wahr, um mich über die Situation und die Verhältnisse in unseren Kerkern zu informieren. [2] Die Anzahl der Gefangenen und die Auslastung der Cacer war während meiner gesamten Dienstzeit im normalen Bereich [3], was darauf schließen ließ, dass wir es mit keiner steigenden Kriminalitätsrate zu tun haben. Die Versorgungslage der Gefangenen, die bis zum Eintreten der Verhandlung oder bis zur Hinrichtung sichergestellt werden muss, wird derzeit in vollem Umfang gewährleistet. [4]


    Leitung von Hinrichtungen


    Eine weitere Hauptaufgabe bestand in der Durchführung von Hinrichtungen. Ich führte die vom Gericht angeordneten Bestrafungsarten pflichtgemäß aus. Darunter waren mehrere Verurteilte, die durch das Schwert gerichtet werden sollten [5] sowie auch Verurteilte, die den Verbrennungstod sterben mussten. Alle wurden wie vom Gericht angeordnet ihrer gerechten Strafe in traditionellerweise unter den Augen des römischen Volkes durchgeführt.


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    Zitat

    Original von Iullus Helvetius Curio
    Bei der letzten Kaiserwahl gab es mindestens zwei Kandidaten (Vinicius Hungaricus und Flavius Gracchus) die das geboten hätten. Allerdings haben beide keine Mehrheit im Senat gefunden.


    Allerdings führt, wie ich glaube, kein Weg daran vorbei, dass der Kaiser letztlich in der Händen der SL liegt, um kaum vermeidbare RL-bedingte Inaktivitätsphasen ausgleichen zu können.


    Mit Flavius Gracchus und Vincius Hungaricus hätte sich nichts verändert. Die SL hat die zur Wahl stehenden tatsächlichen ID's darüber aufgeklärt, dass sie im Falle der Wahl die Verfügungsgewalt über ihre ID an die SL verlieren. Die ID hätte so oder so in den Händen der SL gelegen, wobei dies wohl nur im Falle von Flavius Gracchus relevant gewesen wäre, da hinter Vincius Hungaricus ja bekanntlich selbst ein SL-Mitglied steckt.

    Er stellte sich Flavius Aetius als überaus weisen Mann vor. Immerhin hatte er seine Tochter an den hoffnungsvollsten Junggesellen der Stadt gebunden - muhaha. Er zweifelte also nicht, dass die beiden sicherlich auf einer Wellenlänge liegen würden. Auch Lepidus hatte sich fein herausgeputzt - natürlich mit purpurenem Streifen seine ganze senatorische Eleganz zeigend. In der Villa Flavia wurde er sogleich ins Triclinium geführt, wo der Gastgeber bereits wartete. "Ich grüße dich, Flavius. Es ist mir eine große Ehre dir heute Gesellschaft leisten zu können. Vielen Dank für deine überaus freundliche Einladung."

    Es war bedauerlich, dass Lepidus noch nicht im Senat saß als es um dies Todeserklärung ging. Da hätte er den ungeliebten Duccier sogar einmal Recht geben können. Denn dies hätte er für ein deutlich sinnvolleres und weniger bürokratisches System gehalten. Der jetzige Vorschlag war dagegen so kompromissbehaftet und schwierig, dass sich Lepidus nur schwer damit anfreunden konnte. Aber mal sehen, ob sich hier vielleicht doch noch Besserung einstellen könnte. "Das Problem der lange Abwesenden Römer ist in der Tat ein großes Problem und ich denke wir müssen bei diesem schwierigen Thema alle einen kühlen Kopf bewahren und sämtliche Möglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen sorgsam abwägen" So der einführende Allgemeinplatz.


    "Mir scheint dies ein sehr umfangreicher und sicherlich gut durchdachter Gesetzesentwurf zu sein. Doch ich frage mich, ob dies mit Ausnahme der Todeserklärung die einzige Möglichkeit sein muss. Ich denke, es ist allgemein schwer zu vermitteln, dass wir aus der Staatskasse das Vermögen von einigen Wohlhabenden Römern kompensieren. Selbst wenn die Staatskasse dieses Geld irgendwann zurück erhält, so ist es ihr doch erst einmal entzogen und es steht leider auch nie wirklich fest, ob sie überhaupt etwas zurückerhalten wird. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der gemeine Römer dem Steuereintreiber deutlich häufiger ins Gesicht spuckt, wenn wir so offen viel Geld an Personen verteilen, deren Verwandte nur mal irgendwo verschwunden sind."


    "Ich frage mich deshalb, warum wir ein Gesetz zur Kompensation anstrengen müssen und nicht vielmehr ein Gesetz zur Enteignung? Sicher mag nicht das gesamte Vermögen eines Verschwundenen immer bekannt sein, doch die Möglichkeiten an sein Geld heranzukommen stufe ich durch unsere fähigen Beamten dennoch optimistisch ein. Wenn nicht, dann sind doch zumindest die Lagen der Grundstücke des Betreffenden bekannt und die ließen sich ganz sicher enteignen und gesetzlich auf den entsprechenden Verwandten übertragen. Zumal diese wohl der entscheidende Besitz sein werden, der wieder in die Hände von tätigen Römern gehört."


    "So frage ich also: Warum Kompensation und nicht vielmehr Enteignung von Personen, die mehr als 10 Jahre (eine beträchtliche Zeit) dem öffentlichen Leben ferngeblieben sind und zu denen kein Kontakt mehr besteht? Mir scheint ein solches Gesetz ließe sich auch deutlich einfacher formulieren als das nun vorliegende. Man könnte eventuell noch hinzusetzen, dass derjenige, der tatsächlich irgendwann einmal zurückkehrt vom Staat für die Enteignung kompensiert wird. Meines Erachtens werden diese Fälle seltener und damit für die Staatskasse leichter zu tragen sein."

    "Sicherheitshalber und in der Erfahrung kürzlich stattgefundener Senatssitzungen frage ich doch lieber noch einmal nach: Wünscht der Consul hierzu eine Diksussion oder lediglich Akklamation?" Die häufig eher genervten wirkenden Reaktionen in vergangenen Senatssitzungen - insbesondere solchen, wo es ebenfalls um Auszeichnungen ging - ließen den Tiberier hier doch nicht sofort in die Rede einsteigen. Immerhin konnte man hier auch sehr viel Luft verschwenden. Die Tatsache, dass der Duccier auch keinerlei Diskussionsfragen in den Raum warf und sich auch über die Auswertung seiner Archivarbeiten überhaupt nicht ausbreitete, womit er die Senatoren ziemlich im Dunkeln ließ, konnten jedenfalls dazu verleiten, dass es hier eigentlich nur um ein 'Friss oder stirb' ging. "Nur für den Fall, dass um ersteres geht, fange ich jetzt schon einmal an zu nerven: Es wäre hilfreich zu wissen, was in Bezug auf die herausragenden Leistungen der Magistrate herausgearbeitet wurde. Die Amtszeiten sind teilweise so lange her, wie soll sich denn ein Senator hier ein vernünftiges Urteil bilden können, ob die Auszeichnungen berechtigt sind? Ich bin durchaus der Meinung, dass wir Leistung honorieren sollten und es ist bedauerlich, wenn jene Männer sich hervorgetan haben, ohne dass der Senat sich in all der Zeit ihrer angenommen hätte."


    "Ich würde jedoch vielleicht eine andere Herangehensweise vorschlagen, bevor wir dazu übergehen Auszeichnungen zu verteilen. Sollten wir nicht vielleicht erst einmal grundlegend darüber sprechen, wann der Senat ehemalige Magistrate auszeichen soll? Die automatischen Ornamenta nach Ablauf der Amtszeit wurden bekanntlich abgeschafft und bisher wurden Auszeichnungen in der Form vergeben, wie sie von einzelnen Senatoren vorgeschlagen wurden oder in wie weit einzelne Magistrate aufgefallen sind. Wenn wir mit dieser jetzigen etwas willkürlichen Form nicht zufrieden sind, und ich selbst gehöre durchaus dazu, dann sollten wir vielleicht erst einmal über unsere Methodik reden. Haben wir feststehende Kriterien für eine Auszeichnung? Wenn nein, sollten wir sie vielleicht entwerfen? Sollte es bei jeder Res Gestae auch immer die Auszeichnungswürdigkeit des Kandidaten auf der Tagesordnung stehen oder nicht? Gäbe es andere Möglichkeiten die Auszeichnung von Magistraten zu handhaben? Dies wären fragen, die mich zuallererst beschäftigen würden, bevor wir jetzt neue Auszeichnungen verteilen und in Zukunft dann wieder Personen unter den Tisch fallen, die es eigentlich verdient hätten ebenfalls belohnt zu werden."

    Ad
    Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus
    Palatium Augusti, Roma


    Mein Kaiser,


    ich grüße dich als loyaler Senator und Pontifex Roms. Ich hoffe, dass du dich an dein neues Amt bereits gewöhnt hast. Ich bin mir sicher, dass du mit großem Eifer ans Werk gehst und das römische Volk durch deine Taten zufriedenstellen wirst.


    Noch so frisch im Amt habe ich sogleich eine Anfrage an dich zu richten. Ich werde ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLXV A.U.C..(21.6.2015/112 n.Chr.) heiraten. Meine Angetraute ist die ebenso patrizische Flavia Domitilla der Flavia Felix. Die Ehe soll traditionell nach Art der Confarreatio stattfinden. Dies sieht das Beisein des Pontifex Maximus vor. Ich würde es außerordentlich begrüßen, wenn du persönlich an den Ritualen der Hochzeit und als höchster Ehrengast teilnehmen kannst, zumal eine solche Eheschließung in unseren Tagen selten geworden ist. Sollte es dir jedoch bedingt durch deine anderen Pflichten gegenüber dem Reich nicht möglich sein, dein Amt als Pontifex Maximus in dieser Angelegenheit auszuüben, so habe ich natürlich Verständnis dafür. In diesem Falle würdest du die Aufgabe an deinen Stellvertreter Manius Flavius Gracchus in seiner Funktion als Pontifex Pro Magistro delegieren müssen, damit die Ehe nach Confarreatio geschlossen werden kann.


    Bitte unterrichte mich und gegebenfalls Flavius Gracchus über deine Entscheidung.


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    Verdammt nochmal, wovon redete Dives nun schon wieder? Das fragte sich der Tiberier als er die neuerliche Korrespondenz seines Verbündeten las und wurde einfach nicht schlau daraus. Dass er zur Hochzeit zusagt, ja, das ist sehr nett, auch wenn er bei jenem Iulier natürlich annahm, dass er unter allen Umständen kommen würde und er somit der sicherste Gast auf der Liste war.


    Aber was hatten diese rätselhaften Worte zu einer Ernennung zum Pontifex pro magistro zu bedeuten? Und wie bitte? Auf der Einladung wollte er das gelesen haben? Das konnte doch kaum sein, dass sowas da drauf stand. Also entweder hatte der Iulier zu viel Wein getrunken oder vielleicht auch aus irgendeinem Grund Wein im Auge als er das gelesen hatte. Das schien ihm doch nur allzu merkwürdig. Selbst an eine verstreckte Botschaft wollte der Tiberier glauben. Wollte der Iulier hier vielleicht auf irgendetwas anspielen? Irgendeine Verschlüsselung, die in Anbetracht der Gefahr, dass Dritte dieses Schreiben lesen konnten bestand und er einfach nur nicht klug genug war, diese Verschlüsselung zu verstehen? Aber wir lebten auch nicht mehr in Zeiten des Vesculariers. Vor welcher Gefahr sollte man sich durch so etwas schützen? Der Tiberier schüttelte mit dem Kopf und es dauerte eine Weile bis er die wohl naheliegendste Lösung in Betracht zog, nämlich, dass auf der Einladung tatsächlich von einem Ponitfex pro magistro die Rede gewesen sein könnte.

    Doch wie sollte das passiert sein? Und welche Ironie steckte dahiner, wo doch gerade der eigentliche Pro Magistro Flavius Gracchus Teil jener Familie der Flavia Felix war, in die er sich einheiratete. Als wenn Gracchus Amt gleich die entsprechende Mitgift sein würde. Ein netter Gedanke, doch leider ein sehr gefährlicher. Schließlich musste das so wirken, als wenn der Tiberier dem genannten Gracchus den Rang ablaufen wolle. Für Gracchus selbst musste das ein Affront sondergleichen sein. Vielleicht wurden die Einladungen ganz bewusst dahingehend verfälscht? Flavia war für die Einladungen verantwortlich, aber würde sie ihm eine solche Falle stellen, als seine Zukünftige? Oder, was vielleicht wahrscheinlicher war, hatte einer ihrer sklavischen Schreiberlinge Mist gebaut? Vielleicht nur den Titel des Gracchus aus dem eigenen Hause kennend und somit dem Unterschied nicht gewahr seiend, dass es einfache Pontifices und einen Pontifex Pro Magistro gab? Das alles würde noch zu klären sein. Bis dahin musste er erstmal dem Iulier selbst erklären, dass dies alles nicht der Wirklichkeit entsprach, was er da auf der Einladung gelesen hatte.


    Ad
    Quaestor Urbanus
    Marcus Iulius Dives
    Casa Iulia, Roma



    Salve geschätzter Freund,


    vielen Dank für deine schnelle Zusage. Ich fiebere dem Tag der Hochzeit schon sehr entgegen und da tut es gut zu wissen, dass ich dich als Freund und Verbündeten an meiner Seite weiß, auch wenn du natürlich der allersicherste Kandidat warst.


    Insbesondere schreibe ich dir jedoch um im Vorfeld ein Missverständnis auszuräumen, was mir im Übrigen noch gegenüber zahlreichen anderen Hochzeitsgästen nicht erspart bleiben wird. Selbstverständlich wurde ich nicht zum Pontifex Pro Magistro ernannt. Ich habe erst überhaupt nicht verstanden, was du damit meintest und konnte mir auch kaum vorstellen, dass dies den Weg auf unsere Einladungen gefunden hat. Doch offensichtlich hat sich hier ein sklavischer Schreiberling in übelster Weise vertan. Da er der Villa Flavia angehört, über welche ironischweise die Einladungen hinausgingen, muss ich ihn erst noch ausfindig machen und dann ist Auspeitschen wohl noch die geringste Strafe, die er zu erwarten hat. Ich selbst, so möchte ich betonen, habe mit dieser Betitelung in der Einladung nicht das Geringste zu tun.


    Ich brauche wohl kaum erwähnen, dass dieses Missgeschick Leute dazu veranlassen könnte zu denken, dass ich die Position des Flavius Gracchus herausfordern möchte - ein Eindruck, den ich gerne vermeiden würde. Schließlich verbinden sich unsere Familien gerade erst und da wäre es überaus ungünstig, wenn Flavius Gracchus mich nur noch als jemanden wahrnimmt, der ihm den Dolch an die Kehle hält. Nun würde ich mich freuen, wenn du über dieses Thema stillschweigen bewahrst. Je weniger darüber gesprochen wird, desto eher fällt es unter den Tisch. Wollen wir hoffen, dass sich Flavius Gracchus sich von mir überzeugen lässt, dass dies nur ein Missgeschick war und die Hochzeit nicht mit negativen Gefühlen ihren Lauf nimmt.


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    Alles reine Formsache. Die Akklamation erfolgte wie gewohnt. Da brauchte der Tiberier nur noch mit einzustimmen. "Wie im Senat, so auch hier: Ich stimme der Wahl zu." Das sollte den Aquilius gleich noch genauer in den Kopf einbrennen lassen, wem er unter anderem seine Kaiserwürde und nun auch das pontificale Amt zu verdanken hatte.

    "Ja, na klar, das passt schon" Immerhin hatte er ja bereits ausreichend Erfahrung darin, seiner Schwester vor den Kopf zu stoßen. Da wäre diese Angelegenheit noch die geringste Sorge. Anschließend beobachtete Lepidus wie die wohlvorbreitete Flavia ihren Sklavenstab hineinschickte, um die Dekoration zu präsentieren. Lepidus konnte sich kaum etwas langweiligeres vorstellen und war froh, dass sie seine Verlobte damit beschäftigte. Er versuchte alles genau zu betrachten und möglichst kenntnisreich auszusehen, was er freilich nicht war. "Rot und Gold sind schöne Farben und ich sehe keinen Grund diese Tradition der Gens Flavia in irgendeiner Weise durch eine andere Farbgebung zu untergraben", gab er in schlichten Worten von sich. "Also können wir das ohne Probleme so machen" Was soviel hieß wie: er hatte sowieso keine anderen Ideen. Und seine eigene Familie legte eigentlich keinen Wert auf eine besondere Farbe. Das Gold würde noch ganz gut zu seiner Factio-Mitgliedschaft bei der Aurata passen. Das war irgendwie alles, was ihm zu Farbgebungen durch den Kopf ging. Eher verhalten blickte er auf die verschiedenen Stoffmuster. "Ja, das ist wirklich alles sehr schön".


    Ad
    Marcus Petronius Crispus
    Germania Superior
    Domus Petronia, Mogontiacum


    Salve geschätzter Klient,


    hab vielen Dank für deine ausführliche Berichterstattung. Es freut mich, dass dein Amt als Duumvir dich so gut ausfüllt und du offenbar mit vollem Herzen deinen Aufgaben nachgehst. Mogontiacum wird es dir sicherlich danken. Es freut mich auch sehr von deinem Neffen zu hören. Er scheint ja recht vielversprechend zu sein und ich werde mich bemühen sobald sich einmal die Gelegenheit bietet, seinen Namen fallen zu lassen. Ich denke, dass ich mich auf dein Urteil verlassen kann und er sicher einen guten Ritter abgeben würde. Nur der Grundbesitz könnte sich als größeres Hindernis erweisen. Ich selbst besitze leider nicht genug, um etwas weggeben zu können und ansonsten hocken die alten Leute auf ihrem Besitz und hüten ihn wie ihren Augapfel. Vielleicht wird Titus Petronius Marcellus einmal selbst den Weg nach Rom antreten müssen, um bei dem ein oder anderen vorstellig zu werden. Als Ritter muss er wahrscheinlich ohnehin vom Palast seine neuen Aufgaben empfangen, wenn es erst einmal so weit ist.


    Hier in Rom ist derweil alles wieder etwas ruhiger seit die Kaiserwahl durch ist. Ich habe mich für Tiberius Aquilius Severus stark gemacht und bin froh, dass dieser es auch geworden ist, der den Zuspruch des restlichen Senats erhalten hat. Hoffentlich wird er auch eurer Provinz ein wenig Aufmerksamkeit schenken.


    Im Übrigen möchte ich dir herzlich für die Sendung der Kräuter danken. Sie haben ein wahres Wunder gewirkt und mir besseren Schlaf beschert als dies diese minderwertigen Mischungen vermochten, die ich hier in Rom erstand. Die Medica, an die du dich gewandt hast, scheint ein außerordentliches Talent zu haben. Teile ihr mit, dass ich mir wohl auch in Zukunft gern ihre Waren liefern lassen möchte und wenn sie vielleicht die ein oder andere finanzielle Investition in ihr Geschäft benötigt, stehe ich gern zur Verfügung. Du kannst dich ja einmal bei der Medica informieren, ob sie derartige Hilfe benötigt.


    Soweit aus Rom.


    Lucius Tiberius Lepidus
    Villa Tiberia
    Italia, Roma


    Sim-Off:

    Wertkarte der Gens Tiberia

    "Mindestens letzteres sollte getan werden! Wie sähe es denn aus, wenn Germanicus Avarus als einziger nicht für seine Zeit als Rector ausgezeichnet wird und in der Reihe völlig fehlt? Um die Argumentation von Consular Purgitius aufzunehmen: warum sollten wir verschweigen, dass es einmal einen Rector Germanicus Avarus gab, insbesondere wenn alle anderen gewürdigt werden? Ich möchte hier nur die Konsistenz des Vorschlages sichern, alles andere erscheint mir fadenscheinig. Und ganz abgesehen davon: heute diskutieren wir doch wieder über einen völlig anderen Hintergrund der Auszeichnung. Damals gab es andere Gründe für eine Auszeichnung, als die, die wir heute diskutieren. Von daher sehe ich wenig Probleme, Germanicus Avarus sowohl seine Auszeichung als Praeceptor zu lassen, als auch eine neue hinzuzufügen. Vielleicht gab es damals ja in der Tat gesonderte gewichtige Gründe, die für eine Inscriptio sprachen, denn nur weil dir 'ein sinnvoller Grund' nicht bekannt ist, heißt es nicht, dass es diesen nicht für die erste Auszeichnung gegeben hat. Ich möchte das jedenfalls nicht von vornherein auf Basis von Vermutungen ausschließen." Und konsequenterweise: "Diese weitere Recherche mag sich problemlos an die ohnehin noch ausstehenden Aufgaben anreihen, denen du gern nachkommen kannst." So denn nicht Germanicus Avarus gleich für sich selbst sprach, was natürlich bedauerlich wäre, weil es dem Duccier Arbeit abnehmen würde.

    "Tja, nichts erteile ich lieber als Rat", gab doch nichts schöneres als sich als großen Besserwisser zu präsentieren und zum Glück hatte er ja durch seine verlängerte Amtszeit nicht mehr allzu viel Lust auf das übliche Tagesgeschäft. Da war so eine kleine Abwechslung schon ganz. "Übrigens, bestell deinem Herren schöne Grüße von mir und sag ihm, wenn er zufällig etwas Geld braucht: Ich biete ihm 3000 Sesterzen für dich. Eine pflichtbewusste Sklaven wie du, würde sich in meiner Villa recht gut machen. Er soll sich bei Gelegenheit bei mir melden. Vale."

    Die Serie an Kränkungen, die Lepidus seiner Schwester bereitete wollte und wollte nicht abreißen. Selbst ein doch so freudiges Ereignis wie eine Hochzeit konnte der Tiberier nicht noch ohne die ein oder andere Breitseite über die Bühne bringen.


    Ad
    Tiberia Lucia
    Casa Accia Ducciaque,
    Roma


    Liebes Schwesterherz,


    ich darf dir mit Freude verkündigen, dass ich und meine zukünftige Frau nun einen neuen Hochzeitstermin gefunden haben. Ich lade dich also herzlich ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLXV A.U.C.. (21.6.2015/112 n.Chr.) in die Villa Flavia Felix ein, wo die Feierlichkeiten ihren Lauf nehmen werden. Wie ich hörte hat dich Flavia auch fest als ihre Trauzeugin eingeplant. Eine große Ehre für dich und ich bin überzeugt, dass du dieser Aufgabe über die Maßen gerecht wirst. Endlich wird der Name unserer Familie mitsamt ihrer Heiratspolitik wieder in einem guten Licht erscheinen.


    Das bringt mich natürlich gleich zu einem Hinweis, der so selbstverständlich ist, dass ich es kaum erwähnen brauche: Ausschließlich du bist zur Hochzeit eingeladen. Erscheine ohne Ehemann oder sonstige unehrenhafte Personen bzw. Menschen, die gern Consul auf Lebenszeit geworden wären. Senator Duccius Vala erhält weder Eintritt in die Villa Flavia noch in die Villa Tiberia. Ich bin mir sicher, du wirst auch alleine eine gute (wenn nicht gar viel bessere) Figur machen.



    Auf bald, mein Schwesterherz,
    dein Bruder Lucius.


    Villa Tiberia
    Italia, Roma

    Wenn niemand wollte. "Ich bin dafür, dass der Wunsch des Marcus Helvetius Commodus erfüllt wird und wir ihn in das Kollegium der Tresviri Capitales entsenden. Er hat sich bei seiner Kandidatur gut präsentiert und seine Präferenz für dieses Kollegium begründet. Ich sehe keinen Anlass, ihn woanders hinzuschicken."

    "Natürlich werden hier keine Räder neu erfunden", ging es schnippisch in Richtung des Duccius. "Aber es mag doch nur allzu schön sein, dass wir wenigstens auch noch ein wenig diskutieren können, bevor der Senat einfach alles durchwinkt, was ihm vorgesetzt wird". Manchmal wusste er wirklich nicht ganz, was einige Senatoren sich dabei dachten, wenn sie hier Anträge einbrachten und Tagesordnungspunkte aufriefen, aber dann am besten keine Diskussion darüber wollten. Noch paradoxer war es, wenn man einerseits keine Diskussion wollte und sich andererseits vielleicht noch beschwerte, dass niemand etwas sagte. Lepidus würde wohl noch Jahre brauchen bis er verstanden hatte, wie die Senatoren eigentlich ihre Rolle betrachteten. Bis dahin musste er wohl weiter aus der Reihe tanzen.


    "Ein Dankeschön gebührt Consular Purgitius, der zeigt, dass es tatsächlich noch jemanden gibt, der sich für Pro-Argumente nicht zu schade ist und somit auch mir die Möglichkeit gibt, einen Sinn in den vorgeschlagenen Auszeichnungen zu sehen. Nun ist also der Vorschlag im Raume für alle ehemaligen Rectores eine große Inscriptio und allen ehemalischen Praeceptores eine kleine Inscriptio zu gewähren. Sei es so. Ich möchte jedoch bemerken, dass Medicus Germanicus Avarus ebenfalls Rector der Schola Atheniensis war und in der Aufzählung von Senator Duccius bedauerlicherweise vergessen wurde. Es scheint sicherlich keinen Grund zu geben ihn von einer Auszeichnung auszuschließen. Bei den Praeceptores sollten wohl nicht nur die in jüngerer Vergangenheit tätigen ausgezeichnet werden. Das erscheint mir willkürlich, wenn überhaupt Auszeichnungen verteilt werden sollen. Ich schlage vor, dass hier noch entsprechende Recherchen vorgenommen werden, um alle zu erfassen, die auf einer Stufe mit den bisher genannten stehen. Diesen Arbeitsauftrag sollte bestenfalls gleich der Antragsteller selbst, Senator Duccius, ausführen damit die Namen pünktlich zur Abstimmung über die Auszeichnungen vorliegen"

    "Naja, die 'Ausladung' kann ich natürlich noch selbst übernehmen", reagierte Lepidus auf die etwas zögerliche Antwort seiner Angetrauten. "Aber dir wird es dann nur obliegen, Lucia zu überzeugen, dennoch zu kommen", wenn sie diese denn tatsächlich dabei haben wollte. Gedanklich ging Lepidus noch einmal seine Aufgaben-Liste durch und machte Haken um Haken. "Also der neue Termin steht und um die Einladungen kümmerst du dich. Gibt es sonst noch etwas, was wir bezüglich der Hochzeit besprechen müssten?"

    Zitat

    Original von Medicus Germanicus Avarus


    Grundsätzlich kann ich sagen, dass ich diese pessimistische Einstellung teile.


    Aber dann geht es dir ja auch nicht primär um die WiSim, sondern um etwas viel Größeres. Ich, du und viele andere könnten sich sicherlich so einiges vorstellen, aber mir scheint auch, dass es größere Änderungen im IR nicht mehr geben wird. Wie Macer schon allein anhand der WiSim zeigte, fehlt Personal und Zeit. Also selbst wenn man irgendwie zu dem Ergebnis kommt das IR in irgendeiner Weise umzugestalten, dann wird es wohl immer noch an der Umsetzung scheitern. Deshalb können wenn dann überhaupt nur Details in Angriff genommen werden. Etwas, was sich mit den menschlichen Kapazitäten, die zur Verfügung stehen, irgendwie noch machen lässt. Wäre natürlich schön, wenn es anders wäre, aber das ist wohl die realistischste Aussicht.