Na gut, Taira fand diesen Einstieg zwar etwas seltsam, aber wenn Hamilkar es so wollte ... bitte .. also begann sie aufzuzählen: "Alle Zahlen, ja, nein, Herr, haben, noch, Wunsch, komm, geh, halt, bleib, rechts, links, oben, unten, Haus, Praetorium, culina, cella, balneum, peristylium, triclinum, atrium, tablinum, cubiculum, servitriciuum, officium, ara, tunika, Sandale, Schuh, Kleidung, Tasche, Gürtel, Kamm, Spiegel, Feile, Raspel, Haarband, Wasser, warm, kalt, waschen, Schmutz, Öl, Seife, Rose, lesen, schreiben, rechnen, Mann, Frau, Kind, Arm, Bein, Kopf, Hals, Entzündung, Schwanz, abschneiden, Stechen, Schmerz, Leben, Tod, Amaranth, Weizen, Ei, Wein, Essig, Posca, Garum, Honig, Obst, Apfel, Weintraube, Dattel, jetzt, gleich, nachher, morgens, mittags, abends, Tablett, Amphore, Krug, Becher, Schale, Messer, Löffel, Topf, Pfanne, Tiegel, Lampe, Sieb, Schöpfer, Herd, Feuer, Eimer, Sand" Taira holte tief Luft, "rot, blau, weiß, schwarz, gelb, grün, alt, neu, weich, hart, gut, schlecht, Stein, Holz, Ton ... " Langsam gingen Taira die Worte aus. Sie überlegte einige Augenblicke und sagte dann auf Griechisch: "Und sicher noch das eine oder andere, welches ich mit meinem schlechten Gedächtnis jetzt vergessen habe."
Beiträge von Thaiis
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Taira klopfte an die Tür und trat - sie wurde ja erwartet - ohne eine Antwort abzuwarten ein. Zu ihrer durchaus freudigen Überraschung sah sie Victor bereits bei Menecrates.
"Der Wein, Herr." wandt sich Taira an Menecrates.
Taira stellte das Silbertablett auf einem der Tischchen ab, füllte die Becher mit Wein, verzichte aber auf das Mischen mit Wasser oder Gewürzen, so wie Morrigan es ihr gesagt hatte. Dann nahm sie das ihr schon bekannte kleine Bronzetablett, stellte die Becher darauf und bot zuerst Menecrates, dann Victor die Becher an.
Mit einer kleinen Verbeugung gen Menecrates fragte Taira diesen: "Hast Du noch weitere Wünsche, Herr?"
Als Menecrates dies verneinte, verlies Taira leise den Raum und schloß die Tür. Im Atrium stellte sie sich neben den Eingang zum Triclinum, lehnte sich an die Wand und faltete ihre Hände unter dem Kinn. Sie dachte nach.
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"Morrigan! Hilfe!", mit diesen Worten kam Taira in die Küche gelaufen. "Ich habe mal wieder nur die Hälfte verstanden. Sag' mir, was ich tun soll! Menecrates will einen besonders guten Schluck haben. Was meint er denn nur damit?"
Morrigan lächelte. "Wein. Und zwar den Besten, den wir haben. Ungewürzt. Unverdünnt. In der Cella die zweite Amphore vor der Luke. Nimm eine Lampe mit, dort ist es dunkel. Ist er allein und will er, dass Du ihn bedienst?" "Davon hat er nichts gesagt. Und ich soll Victor zu ihm rufen." "Oha, dann liegt eine wichtige Besprechung an. Dann brauchst Du Dich auch nicht umzuziehen. Schade, was?" Morrigan schmunzelte. "Hole erst einmal den Wein!" Taira nahm sich ein Hakenmesser und eine Öllampe, die sie am Feuer des Herdes entzündete. Dann griff sie einen Krug und ging in den Lagerraum.
Die zweite Amphore war schnell gefunden. Mit dem Messer trennte Taira das Wachs von der Öffnung der Amphore und schöpfte mit einer der Kellen des Lagers den Krug voll. Dann knetete sie das Wachs so lange bis es weich war, formte es zu einem Fladen und presste diesen wieder auf den Amphorenmund. Mit den Fingern fuhr sie den Aussenrand der Öffnung entlang, damit auch nicht der kleinste Lufthauch an den Wein gelangen und ihn in Essig verwandeln könnte.
Nachdem Taira das Lager verlassen hatte, löschte sie die Lampe und ging zurück zur Küche. Sie stellte den Krug auf ein silbernes Tablett und einen zweiten, den sie mit Wasser füllte daneben. Messer und Öllämpchen kamen wieder auf ihren Platz am Herd. Dann noch zwei der dunkelroten Becher, immerhin war der Gast Victor. Kurz entschlossen griff sie noch ein Messer und schnitt zwei Äpfel auf, die in ein kleines Schälchen kamen. Dazu Trauben, Feigen ... Alles etwas nett drapiert und auf zu Menecrates!
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Jetzt sah Victor wieder aus, wie es sein Name versprach. Gerne hätte Taira ihm geantwortet, aber was sollte sie denn sagen? Lektion eins - äußerer Aufbau einer Sklavin? So schaute sie ihn nur fragend an und zuckte ratlos mit den Schultern.
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Taira schaute in die Richtung, aus der die beiden angesprochen wurden und ein erleichtertes und dankbares Lächeln huschte über ihr Gesicht. Dort stand ... Victor! Taira hätte ihn fast nicht wiedererkannt. Er sah aus, als wäre er von einer Probierstunde von einem Creme- und Salbenhändler gekommen. Und seine Stimme ... nunja. Jeder mochte etwas anderes. Das war Taira schon klar. Aber falls Victor wirklich wie es jetzt aussah lieber mit Knaben ... nun, solange es ihm Spass machte. Und für einwas war Taira Victor ausgesprochen dankbar – er war da! Und solange er, der Neffe des Legaten, hier war, würde dieser Ägypter es nicht wagen ...
"Das ist Hamilkar, Victor. Er soll mich im Latein unterrichten." antwortete Taira auf Victors Frage.
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Siculus schaute dem Ägypter nach. Er fragte sich, ob er aus diesem Gespräch irgendwann einen Profit herausschlagen konnte. 1720 Denare .. eigentlich konnte er zufrieden sein.
In diesem Augenblick kamen auch die beiden Maultiertreiber und der Botenjunge. Siculus drückte dem Jungen einen Sesterz in die Hand und schickte den älteren der beiden Treiber in die Curia seine knapp 70 Denare Steuern zu zahlen. Er selbst machte sich mit dem zweiten Treiber und den beiden Germanen auf in Richtung Stadttor.
Etwa eine Stunde vor der Stadt in Richtung Nordwesten erreichte der zweite Treiber wieder die Gruppe. Und gemeinsam gingen sie in Richtung Confluentes, wo sie nie ankamen.
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Als Morrigan das Tablinum betrat, standen dort der Punier von gestern sowie ein ihr fremder Mann. Hatte Menecrates nicht gesagt, das der Punier allein kommen sollte? Nunja, Morrigan würde sehen, wer der war und was er wollte.
"Salve!" begrüßte Morrigan den Händler. Hier im Tablinum, unter den steinernen Augen von Attius Clauses und der Kaiser Tiberius, Claudius und Nero kam sie sich immer vor wie in einem Heiligtum. Es war beachtlich, dass Menecrates sie hierherbeordert hatte, während er selbst – wohl aus Bequemlichkeit – das Atrium bevporzugte.
Morrigan schaute dem Händler in die Augen. "Wer ist das?" Dabei deutete sie auf dem mann neben dem Händler. "Und was hast Du mitgebracht?"
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Taira fragte sich inzwischen, ob dieser "Lehrer" wirklich wegen ihres Lateins hier war oder ob er Menecrates Praetorium nicht mit einem anderen Etablissement verwechselt hatte, welches den Soldaten in der Stadt sicher gern seine Dienste anbot. Taira hatte wirklich nicht vor, sich selbst als Preis für – wie sie inzwischen fand – äußerst zweifelhaften Unterricht anzubieten. Lieber würde sie jede Nacht zu Menecrates .. sie schluckte ... Aber keinesfalls mit diesem Bübchen, dass seine Säfte nicht unter Kontrolle hatte! Wie oft waren im Asklepieion Männer erschienen, die sich ein kleines Andenken an ein paar schöne Stunden mit einer gar zu willigen Frau mitgebracht hatten. Taira stellte sich jedes einzelne dieser Andenken jetzt an Hamilkar vor. Das gab ihr wieder Sicherheit.
Sie setzte sich auf die Bank gegenüber Hamilkar, schaute ihm mit eisigem Blick in die Augen und sagte: "Ich bin bereit. Du kannst beginnen!"
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Irgendetwas lief jetzt falsch. Oder gar nicht. Selbst Menecrates stand nun unschlüssig da, nachdem er einige Sätze an Taira gerichtet hatte. Taira hatte folgendes verstanden: Tunika Nacht Bett. Na immerhin. Vielleicht lag sie ja jetzt völlig falsch, aber Menecrates war ... nuja ... nicht mehr jung. Vielleicht frohr er ja nachts genau so wie ihr Vater und wollte etwas zum überziehen für die Nacht haben. Zumal hier in Germanien sicher nicht unvernünftig. Nur sah Taira nichts dergleichen als sie sich suchend umschaute. Wo waren zu Hause die Tuniken gewesen? Ganz klar ... warum sollte es hier anders sein? Taira lief auf eine der Truhen in der Nähe des Bettes zu. Da war alles mögliche drin, nur keine Tunika. In der zweiten Truhe hatte sie mehr Glück und fand einige lange, wollene Tuniken. Sie nahm die oberste davon aus der Truhe, fasste sie an den Schultern und hielt sie vor sich hoch. Auf Latein fragte sie: "Diese, Herr?" Menecrates schien damit nicht unzufrieden zu sein und so raffte Taira die Tunika zusammen und ließ sie über Menecrates Kopf gleiten. Während sie den linken Ärmel anhob, führte sie behutsam seine Hand in Richtung der Ärmelöffnung und durch den Ärmel hindurch. Das schien richtig gewesen zu sein. Als Taira es jetzt mit dem zweiten Arm und dem zweiten Ärmel genau so versuchte, merkte sie, dass sie dabei wesentlich mehr Mühe hatte. Menecrates rechte Schulter widersetzte sich. So vorsichtig es ging, führt sie die Bewegung zu Ende, griff stützend unter Menecrates Ellenbogen und führte diese und seine Hand nach unten. Dann trat sie wieder zwei Schritte zurück.
In Tairas Kopf arbeitete es. Aus der Bewegung seines Armes heraus war klar zu sehen, dass der Muskel, der zwischen Hals und Schulter verlief, hart wie ein Stock sein musste. Und wer weiß, welche anderen Muskeln da noch mit dabei waren. Es musste Menecrates Schmerzen bereiten, den Arm nach vorn vor die Brust zu führen. Mindestens. Und beim Schlafen störte es mit Sicherheit. Vielleicht hiessen die seltsamen Handbewegungen vorhin ja so etwas, wie das sie diesen Stock zerhacken sollte? Massieren eben. Taira hasste massieren! Es war so sinnlos, weil kurze Zeit später alles wieder war wie zuvor. Da gab es doch Besseres. Allerdings war Menecrates ihr Herr, sie seine Sklavin. Es wäre mehr als anmaßend, etwas zu tun, was er nicht wollte. Aber vielleicht wollte er ja auch etwas ganz anderes und sie lag völlig falsch. Was sollte Taira nur tun? Sie entschloss sich, egal was kommen sollte, Menecrates zu fragen. Morrigan hatte gesagt er wäre ein guter Mensch. So schlimm würde eine Strafe also vielleicht nicht sein.
Taira schaute Menecrates an, legte ihre linke Hand auf die rechte Schulter und sagte: "Schmerzen da, Herr?" und dachte: "Isis, steh mir bei!"
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Taira ging zu Morrigans und ihrer Schlafkammer und betrat sie gespannt. Sie hatte ja eine Idee was hier ... und wirklich, auf ihrem Bett lag ein rotes Päckchen – Ihre neuen Kleider! Sie ging mit schnellem Schritt auf ihr Bett zu, kniete davor nieder und strich vorsichtig über die Oberfläche der Seide. Dann nahm sie die zu oberst liegende Tunika und legte sie an ihre Wange. So weich! So schön! Taira war glücklich, richtig glücklich. Schnell legte sie die oberste Tunika zur Seite und schaute sich die anderen an. Zwei Tuniken, zwei Chitons, vier Bänder, vier veschiedene Rottöne. Taira löste ihren Pferdeschwanz und nahm ihre Haare nach vorn. Eine Strähne davon legte sie auf die Stoffe, ihre Hand jeweils daneben. Es passte, alles passte perfekt zusammen. Morrigan hatte wirklich ein Auge für Farben. Stoffe, Haar und Haut würden immer zusammenspielen und gefällig sein. Und auch die beiden Kupferfiebeln waren so gewählt, dass sie und nur sie die Richtigen zu sein schienen. Taira hatte noch nie so schöne Kleider besessen. Eigentlich musst sie ihrem Schicksal dankbar sein, in Menecrates Haus Sklavin sein zu dürfen. Nicht nur wegen der Kleider.
Schnell fasste sie ihre Haare und band sie im Nacken zum Pferdeschwanz. Dann legte sie die Kleider zusammen und räumte sie in das Regal. Noch einmal kurz zurückgeschaut, und dann halb tanzend auf zur Küche. Die Welt ist schön!
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Taira betrat die Küche und warf die alten Kleider Victors und Agrippas in das Feuer. Beißender Rauch stieg auf, als sich die Flammen in den Stoff und das Leder fraßen. "Puh!" Taira wedelte mit der Hand vor der Nase herum, was aber auch keine Besserung brachte. Sie floh von dem Herd in die Mitte des Raumes zum Tisch. Dort stibitze sie einen Apfel, biss hinein und fragte Morrigan, die gerade aus der cella kam: "Kann ich Dir helfen?" Morrigan grinste. "Ja, indem Du mir nicht im Wege rumstehst!" "Bäh!" "Nee, setz' Dich einfach."
Taira nahm am Tisch platz und biss erneut in den Apfel. Mit vollem Mund sagte sie: "Die Zwei hat es ganz schön erwischt, was? Deinen noch mehr als meinen. Wie heissen die beiden eigentlich?" "Menecrates Neffe heisst Lucius Claudius Victor. Der andere Manius Gallonius Agrippa." "Hmm. Der Apfel ist lecker!" Morrigan grinste erneut. "Nur der Apfel?" Tairas Mundwinkel verzogen sich ebenfalls in Richtung ihrer Ohren. "Wie ich schon sagte: BÄH! Ausserdem hättest Du mal seine Augen sehen sollen, als Du hereinkamst. Ist Agrippas Halswunde so übel wie sie aussieht?" "Er wird es überleben. Mal sehen wie sie heilt." "Wenn sie gut geblutet hat wird es wohl werden." "Sein Verband sah zumindest so aus. Ich habe Dich übrigens beobachtet. Du scheinst das auch schon ein paar mal gemacht zu haben, oder?" Taira zuckte mit den Achseln. "Hin und wieder. Wunden waren bei uns eher selten. Es gab genug mit 'richtigen' Krankheiten zu tun."
Taira biss das letzte Stück des Apfels vom Stiel. "So, und jetzt sage schon, wie kann ich helfen?" Morrigan überlegte kurz. "Indem Du in unsere Kammer gehst und dort schaust, was da für Dich liegt. Und danach ... halt! ich sagte danach! ... kommst Du wieder her und hilfst Gemüse putzen." Taira nickte. "Was ist den da für mich?" "Schau selbst!"
Als Taira zurück in die Küche kam, schlang sie ihre Arme um Morrigan und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Danach begann sie, das Gemüse zu putzen. Noch nie hatte sie es so freudig getan wie heute.
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Taira machte eine Kopfbewegung, die man sowohl als Nicken als auch als angedeutete Verbeugung hätte sehen können und verliess Victor. Sie ging zurück zum Balneum, trat ein und kniete sich neben Morrigan nieder. "Kann ich Dir helfen oder soll ich Dich ablösen?" fragte Taira Morrigan. Die schaute Taira an und meinte "Ich bin gerade fertig. Was hattest Du mit dem Öl gemacht?" "Dadurch heilen die Narben besser. Soll ich?" Morrigan nickte, stand auf, schaute Taira und flüsterte: "Wenn ich Deinen Rücken auch damit einreiben soll, sag' es einfach, ja?". Dann verließ sie das Balneum.
Als Agrippa aufstehen wollte um ins Bad zu gehen hielt Taira ihn auf seiner Liege zurück. "Nicht Bad! Wasser schlecht Hals. Ich machen!" Taira holte Wasser, Tücher und Seife und begann, ohne groß auf Agrippas Befindlichkeiten Rücksicht zu nehmen, ihn abzuseifen. Als er wieder in einem leidlich sauberen Zustand war, holte sie das Rosenöl und versorgte Agrippas Wunden ebenso wie die Victors.
"Hals nicht Seife. Macht Feuer. Wasser. Anders Seife." Taira fragte sich zwar, ob sie selbst das, was sie hier versuchte auf Lateinisch zu sagen, verstehen würde, aber schlechter konnte es davon ja kaum werden. Und Agrippa hatte ja selbst bemerkt, dass sie seine Wunden nur mit Wasser ausgewaschen hatte.
"Warten!" Taira stand auf und brachte Agrippa die gleichen Kleider wie Victor. Es fiel ihm schwer seinen Arm zu bewegen, so dass sie ihm beim Ankleiden behilflich war. "Herr warten Cubiculum. Ich bringen, ja?"
Agrippa schien zu verstehen und erhob sich schwerfällig. Taira begleitete ihn zu Victors Cubiculum und kam danach noch einmal ins balneum, um die Sachen der beiden einzusammeln und in die Küche zu bringen.
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Taira hatte sich inzwischen wieder so weit im Griff, dass sie wieder Lächeln konnte. "Folge mir bitte!"
Taira öffnete die Tür des Balneums und lies Victor hinaustreten. Sie schloß die Tür und ging voran. Sie führte Victor vorbei am compluvium und den Statuen zu einer der Türen, die sie öffnete. Das Weiß seiner Tunika schimmerte in den schräg einfallenden Sonnestrahlen und Taira hoffte, dass ihre neuen Kleider bald fertiggenäht wären. Nicht dass sie etwas gegen ihre Leinentunika hätte, aber diese Seide ... Victors Schritte klappten auf den Mosaiken des Fußbodens als hätte er immernoch seine Stiefel an. Sandalen, schien es Taira, war er schon lange nicht mehr gewohnt.
"Bitte! Dein cubiculum! Vor der Tür wird ab sofort ein Sklave bereit stehen um Deine Wünsche zu erfüllen. Ich wünsche Dir einen angenehmen Schlaf. Brauchst Du noch etwas? Möchtest Du geweckt werden?"
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Während Taira Victors Rücken trocknete schluckte sie innerlich. Das Bewusstsein ihrer Stellung verhinderte, dass sie einen wütenden Gesichtsausdruck annahm. Mama! Er hatte sie Mama genannt! Sie wollte ihm etwas Gutes tun und er machte sich dafür über sie lustig. Deutlich abgekühlt bat Taira Victor erneut auf der Bank Platz zu nehmen.
Das Rosenöl stand immernoch auf seinem Platz. Taira öffnete die Flasche, griff Victors rechten Arm und winkelt ihn seitlich an. Dann ließ sie einige Tropfen auf Victors Oberarm fallen. Das Öl war duch die Hitze des balneums warm und schön flüssig. Sachlich erlärte sie: "Das ist Rosenöl. Es macht die Haut weich und geschmeidig, so dass sie besser verheilen kann. Ausserdem wird es damit keine Entzündungen geben." Während Taira das Öl verrieb dachte sie kurz nach. Eigentlich hatte Victor es ja gar nicht verdient, dass "Mama" ihm half .. aber ... Taira flüsterte "Mit Aeskleipios Hilfe!" und strich mit sachten Auf- und Abbewegungen ihrer Finger entlang der Schnitte. Die Gleiche Prozedur widerholte sie auf Victors Schulter und an seiner Schläfe.
Als sie damit fertig war, war ihre Verstimmung schon so gut wie verraucht. Taira stand auf und sagte, trotzdem immernoch sehr sachlich: "Bitte verzeih, Herr, dass ich mich kurz entferne!" und ging zum Eingang des Balneums, wo die Kleiderbündel für die beiden Ankömmlinge lagen. Mit einer seidenen, weißen Tunika und einem paar Sandalen kam sie zurück, legte die Tunika neben Victor und stellte die Sandalen vor ihm auf den Boden. "Bitte, Herr! Um Deine Sachen werde ich mich kümmern und sie reinigen."
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Taira unterdrückte einen erschrockenen Aufschrei, fuhr leicht zusammen und verspannte sich blitzartig, als Hamilkars Hand sie berührte. Hätte er sie wirklich nur vorwärts schieben wollen, hätte das anders besser gehen können. Und sein erster Ausruf, den Taira als "Dung" verstand, klang auch eher wie ein Fluch und nicht wie eine Freudenbekundung.
Schnell schritt sie zu dem näherstehenden Steintisch und stellte sich an seine banklose Schmalseite. Sie deudete auf eine der beiden Bänke und sagte: "Bitte nimm Platz, Hamilkar!"
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Taira spürte, wie Menecrates von hinten an sie herantrat und sich niederbeugte. Weiter nichts. Nichts! Dann sagte er einen Satz, von dem Taira "Geh voran!" verstand. Sie ging weiter in Richtung Menecrates Bett und sah, wie er selbst dort stehenblieb und leicht die Arme abspreizte. So ähnlich hatte auch Taira immer dagestanden, wenn sie sich entkleiden lassen wollte. Also war das sicher auch Menecrates Wunsch.
Taira trat seitlich an Menecrates heran. Sie griff den Stoff mit der linken und löste gleichzeitig die Fibel auf seiner Schulter mit der rechten Hand. Der Stoff löste sich von der Schulter und Taira fing ihn auf, um ihn nicht zu Boden gleiten zu lassen. Taira griff die Enden des Tuches mit der Linken und ging um Menecrates Rücken herum auf seine andere Seite. Mit der Rechten, die immernoch die Fibel hielt, fuhr Taira einige Finger breit vor Menecrates Schlüsselbein entlang und nahm sich wieder die vordere Ecke des Tuches. Jetzt konnte sie beide Seiten zu sich herüberziehen, wieder mit einer Hand greifen und die zweite Fibel lösen. Der Stoff fiel von Menecrates Schulter und Taira zog ihn ihn unter seinem Arm und nahm ihn auf. Sie ließ den Stoff und die beiden Fibeln neben sich fallen. Die Fibeln waren sehr einfach gestaltet, klare, gerade Bänder mit zwei erhabenen Streifen über ihre gesamte Länge. Menecrates hätte sicher goldene Punkstücke tragen können, wieso dann diese einfachen Stücke, wo er doch sonst so auf Äußeres bedacht war? Dann ging sie wieder einen kleinen Schritt hinter Menecrates und dort leicht in die Hocke. Taira griff Menecrates Tunika kurz über deren unterem Saum. Im Aufstehen hob sie ihre Arme nach oben und zog Menecrates Tunika damit über dessen Kopf.
Jetzt stand sie hinter dem bis auf seine Sandalen nackten Menecrates. Sie ging zwei Schritte rückwärts um abzuwarten, was er jetzt von ihr verlangen würde. Ihr Blick glitt über Menecrates Rücken und Beine. Er schien erstaunlich gut erhalten für sein Alter. Die Haut noch ziemlich straff, keine Fettwülste oder schlaff herabhängende Hautfalten. Seine Waden konnten sicher noch manchen Tausendschritt hinter sich bringen. Taira konnte eine gewisse Achtung vor Menecrates nicht verhelen.
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Nachdem Taira auch die Wunde auf dem Schulterblatt gesäubert hatte, packte sie die Tücher und die Kosmetikutensilien zusammen, während sich Victor etwas schwerfällig erhob und in die bereitstehende Wanne stieg. Der große tapfere Held und Narbenträger gab sich reichlich Mühe nicht zu zeigen, dass seine Wunden doch lebendes und empfindendes Fleisch waren. Darin waren sich wohl alle Männer der Welt gleich, dachte Taira, die genau das schon so oft zu Hause erlebt hatte.
Nachdem sie auch die Fetzen des Verbandes aufgesammelt hatte, schaute sie zu Morrigan und sah, dass sie sich um Agrippa kümmerte und ihrer Hilfe im Moment wohl nicht bedurfte. Auch Victor lag im Wasser und schien sich gerade sehr wohl zu fühlen und ihrer Dienste nicht zu bedürfen. Taira entschied, dass sie die drei für einige Augenblicke allen lassen konnte. Sie schlich zur Tür, trat heraus und drückte dem dort stehenden Sklaven den Korb in die Hand. "In Küche!" Taira zeigte auf die Verbandsreste im Korb. "Verbrennen! Viel Wasser warm hier! Schnell!" In der Hoffnung, dass die Wache sie genau so gut verstanden hätte wie vorhin huschte sie wieder in das balneum. Gerade rechtzeitig um zu sehen, wie Victor versuchte seine Waschung zu beenden und nach frischem Wasser verlangte. Puh! Da hatte Taira Glück gehabt. Anscheinend hatte er nicht bemerkt wie sie sich entfernt hatte. Sie nahm sich eines der größeren Tücher und legte es ihm um die Schultern. Während sie ihn vorsichtig abrieb um den immernoch tropfenden Victor weiter abzutrocknen, hielt sie kurz inne und fragte: "Möchtest Du, dass ich hier noch einmal nach Deinen Wunden schaue oder möchtest Du lieber gleich auf Dein Zimmer gehen? Und wenn ja, soll ich Dich dahin begleiten? Wenn Du müde bist und während ich mich um Deine Verletzungen kümmere erschöpft von Deiner langen Reise einschläfst, wäre es dort bequemer für Dich und Du müsstest nicht noch einmal aufwachen, um auf Dein Zimmer zu gehen."
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Taira nahm eines der Handtücher, faltete es zusammen und legte es als Stütze unter Victors Kopf. Er hatte auch noch eine oberflächliche Wunde auf dem Schulterblatt, die Taira bis jetzt entgangen war. Nun, auch um die würde sie sich zu gegebener Zeit kümmern. Ein zweites Handtuch deckte sie ihm über Beine um Lenden um ihn vor der Kälte zu schützen. Sie fragte sich zwar, was hier in dieser Schwüle kalt sein sollte, aber wenn er es wünschte, bitte. Sein Begleiter hatte ja auch irgendetwas in dieser Richtung gesagt.
Dann nahm Taira den Korb mit den Badeutensilien und stellte ihn neben die Bank, auf der der Neffe des Legaten lag. "Erlaubst Du mir bitte, dass ich mich neben Dich setze?" Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten hob Taira Victors rechten Arm etwas an und legte ihn auf seinem Bauch wieder ab. Auf dem freigewordenen Streifen Bank versuchte sie sich seitlich zu setzen und mit zumindest einem Oberschenkel genug Halt zu finden um nicht abzurutschen. Bei dem, was sie vor hatte wäre es fatal, wenn sie zittern oder gar wackeln würde.
Gerade als Taira eine Schere aus dem Korb nahm, kam Morrigan in das balneum. Sie hatte zwei Körbe und zwei Krüge Posca dabei. Einen der Krüge und einen Korb stellte sie vor Taira neben die Bank. Taira lächelte Morrigan an und sagte leise auf Griechisch: "Danke Morrigan!" Aus den Augenwinkeln versuchte sie schmunzelnd das Gesicht des Neffen zu sehen, als sie Morrigans Namen nannte. Sicher würde Morrigan Eindruck auf ihn machen. Morrigan nickte Taira zu und ging mit dem zweiten Korb und dem zweiten Krug zu Agrippa um sich um dessen Wunden zu kümmern.
Taira löste die Windungen des Verbandes von Victors Kopf und begann, mit der Schere die freien Teile des Verbandes wegzuschneiden. "Das war übrigens Morrigan." meinte sie zu Victor, während sie die Verbandschnipsel zu Boden warf. "Sie führt das Haus und meine Aufgabe ist es unter anderem, ihr zur Hand zu gehen." Als sie das sagte, schaute Taira Victor in die Augen. Als sie sich dieser Vermessenheit bewusst wurde, wand sie sich schnell ab und holte ein kleines Rasiermesser aus dem Korb. Der vergoldete Griff hatte die Form eines Widders und die Klinge konnte um eine kleine Achse durch den Hals des Tieres auf und zugeklappt werden. Taira klappte die Klinge aus und mit einem leisen Klicken arretierte sie im Griff des Messers.
Taira legte das Messer neben Victors Hals und nahm sich den Krug mit Wasser und eines der Tücher. Sie feuchtete das Tuch an und begann, die Stelle um die Wunde und das geronnene Blut damit abzutupfen. "Du wirst wohl ein paar Haare verlieren, die mit dem Grind verbacken sind." meinte sie zu Victor. Als sich der Grind das erste kleine Stückchen von der Haut löste, legte Taira den Lappen beiseite und nahm das Rasiermesser. Sie beugte sich vor und zog vorsichtig mit der Linken den Klumpen aus Haar, Stoff und geronnenem Blut etwas von Victors Kopf weg. Die eingeschlossenen Haare spannten sich und Taira setzte knapp über Victors Kopfhaut das Rasiermesser an. Sie durchtrennte Stückchen für Stückchen Victors verklebte Haare, so dass sich der Klumpen jetzt schon etwas weiter löste. Diese Prozedur aus anfeuchten, vorsichtig anheben und abschneiden wiederholte sie so lange, bis sie die Reste des Verbandes vollständig abgelöst hatte.
Dank der abgeschnittenen Haare lag die Wunde jetzt gut sichtbar vor ihr. Sie tauchte einen Schwamm in den Posca und strich damit über die Wundfläche. Der Klumpen geronnenen Blutes schien gute Arbeit geleistet zu haben. Frische, rote Haut hatte die Wunde fast vollständig überzogen und sie schien auf einem guten Wege der Heilung zu sein. Als Taira sich nah über die Wunde beugte um deren noch nicht verwachsenen Teil genauer zu betrachten, entdeckte sie in dem noch offenen Teil einige Härchen, die sie mit einer Pinzette entfernte. Vicors Atem neben ihrem Ohr machte sie nervös und sie musste sich mehr als so schon zusammenreissen, um nicht zu zittern und um mit der Pinzette sicher zuzugreifen. Taira setzte sich wieder auf und betrachte zufrieden ihr Werk. Sie befeuchtete den Schwamm erneut mit Posca und wusch die Schnitte auf Victors Oberarm vorsichtig ab. Die sahen so aus, als wäre Zeit alles, was hier für eine gute Heilung noch nötig wäre. Jetzt müsste sie sich noch Victors Schulterblatt ansehen. Taira wand sich an Victor: "Posca ist gut und hat sicher schon vielen Soldaten geholfen. Aber nur mit Posca werden Narben bleiben. Erlaubst Du, dass ich noch die Wunde auf Deinem Rücken anschaue? Wenn Du ins Wasser gehst, so wird das Wasser mehr helfen als schaden. Versuche jedoch bitte, keine Seife auf die offenen Stellen kommen zu lassen. Und wenn Du wünschst, dass ich nach dem Bad noch etwas gegen die Narben tun soll, sage es mir bitte."
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"Eine Kammer habe ich nicht, Herr." antwortete Taira. "Mein Herr wünscht, dass wir hier bleiben, damit ich jederzeit gesehen und erreichbar sein kann. Tische und Bänke gibt es diese hier" Taira zeigte auf die steinernen Tische und Bänke im Innenhof des Peristyliums "und ausser den Wachen wird uns kaum jemand stören. Wenn Dir das nicht recht ist, werde ich natürlich sofort fragen, ob der Legat seine Meinung ändern würde."