Beiträge von Petronia Romana

    Auf dem Gesicht des Boten erschien ein heiteres Lächeln, als der Centurio ihn ansprach und sofort von Tauschen sprach. Ich nehme den Tausch an Centurio. Kam die Antwort ohne große Überlegung und er hielt ihn auch prompt die Nachricht entgegen. Er war deswegen in Ostia und er war bereit zu warten und wieder eine Botschaft mit nach Rom zu nehmen. Wenn es dir Recht ist, setzte ich mich auf die Planken und genieße die Zeit bis zur Rückkehr. Seine Worte kamen etwas zögerlich, er wollte nicht voraussetzen, dass er eine Antwort mitbekam, war jedoch nicht abgeneigt darauf zu warten. Natürlich das duftende Essen. Deutete er auf den Pfannkuchen und schob ein Grinsen nach. Der reicht mir.

    Nachdem er sie zu kennen schien und sein Lächeln an Freundlichkeit kaum zu überbieten war, lächelte auch Romana mit leicht geöffneten Lippen. Für Nuha ein Wasser und für mich einen verdünnten Wein. Gab sie schnell Antwort, um nicht vom eigentlichen Besuch abzulenken und deutete dann auf den mitgebrachten Baumwollstoff. Daraus hätte ich gerne einen knöchellangen Peplos. Leicht verträumt strich sie mit den Fingerspitzen über das weiche Material und sah dabei den Decimer an. Die benötigten Fibeln sind in Arbeit und er soll mit zwei Gürtel drapiert werden. Mit flinken Handgriffen löste sie den Getragenen von der Taille und führte ihm vor, wie sie es sich vorstellte. Einmal schlang sie ihn sich unter die Brüste und einmal etwas unterhalb der Taille. Dabei zog sie ihre graue Tunika leicht nach oben und schoppte den Stoff lose darüber. So sollte es werden. Vor Begeisterung hatte sie nicht einmal bemerkt, dass sie mehr Bein entblößte, als es schicklich war und erst als sie das Räuspern von der Grauhaarigen vernahm, wurde sie darauf aufmerksam und errötete. Ihr Gewand zurecht schiebend, lächelte sie verlegen und gurtete sich den Schmuck zurück um die Taille.

    Enttäuscht starrte Romana auf ihr Los, als die Nummer für das stolze Ross laut ausgerufen wurde. Auch wenn die Freude über Massa in ihren Hellblauen stand, er ein sanftes Lächeln bekam, als er von der Bühne stieg, spürte sie ein dumpfes Gefühl im Bauch. Es breitete sich über ihren Rücken aus und ließ sie frösteln. Aus den Wangen wich das Rot und sie wirkte für einen Moment blass und kränklich. Von der Stimmung bekam sie kaum mehr etwas mit und so blieb ihr auch die Euphorie verborgen, als das Los 347 ausgerufen wurde.
    Erst als die Umstehenden zu applaudieren begannen und die Braunhaarige einen Stoß in den Rücken bekam, erwachte sie aus ihrer Lethargie und sah zu Serapio. Unzählige Male hatte sie ihre Losnummer gelesen, immer gehofft den Wallach zu gewinnen und jetzt nannte der Präfekt diese im Zusammenhang mit Fortuna Fausta. 347 … kam es zuerst flüsternd über ihr Lippenpaar … 347 … ich habe die 347 zuletzt dann doch laut und für die Umstehenden hörbar. Dabei hielt sie den Arm ausgestreckt nach oben und sah etwas hilflos zu Massa.

    Zielgerichtet steuerte der Bote aus Rom den Kai an, wo er vor Tagen den Centurio fand. Er trug erneut eine Papyrusrolle in der Hand und ein kleines Säckchen Sesterzen in der Tasche. Wieder war er von der Casa Decima in Rom gestartet und die Alte hatte ihn zur Eile ermahnt. Als er sich dem Schiff näherte, auf dem er den Gesuchten vermutete, zog er noch einmal seine Tunika stramm und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Heho Centurio! Vorsichtshalber rief er, bevor er die Planken betrat. Er wollte nicht ungefragt die Xenophon betreten und es konnte doch auch die Möglichkeit bestehen, dass der Gesuchte sich nicht an Bord befand.

    Schnell war Romana eingetreten und im gleichen Augenblick erblickte sie den benannten Dominus, der nach vorn kam und zu sprechen begann. Noch während er sprach, keimten Gedanken im braunhaarigen Köpfchen und das Mustern mit ihren Hellblauen wurde intensiver. Bevor sie sich auf die Frage einließ, kam spontan ihre und sie klang ähnlich einer Feststellung. Du bist ein Decimer!? Um ihn Zeit zu lassen, das Gesprochene einzuordnen, nahm sie Nuha das Paket ab und begann es auszupacken. Dabei sah sie ihn weiter an und lächelte.


    Lieber Appius,


    es gibt noch keinen Heiratskandidaten und auch Serapio habe ich seit etlicher Zeit nicht zu Gesicht bekommen. Was ich täglich bewundern kann, ist Fortuna. Sie steht im Hortus neben dem duftenden Rosenbusch und wacht über mein Glück. Sehr gerne würde ich sie zu dir schicken, damit sie dir zur Seite steht und dich beschützt, wenn ich lese, was du zu berichten hast.
    Bis zu mir dringen kaum Nachrichten, nur Nuha erfährt ab und an etwas und erzählt es mir dann in abgeschwächter Form. In ihren Augen lese ich Anderes, wenn sie mit den Sklaven die Köpfe zusammen steckt und sie hinter meinem Rücken flüstern. Von ihr habe ich erfahren, dass neue Gensmitglieder erwartet werden oder auch bereits eingetroffen sind. Wer sie sind und woher sie kommen, konnte ich bisher nicht in Erfahrung bringen und ein Essen zu ihrer Begrüßung gab es bis heute ebenfalls nicht.
    Meine Tage vergehen und ich zeichne meine Entwürfe. Dabei hoffe ich sehr, dass sie dir gefallen werden und kann es kaum noch erwarten, dir in meinem neuen Peplos und den dazu passenden Schmuck gegenüber zu stehen. Ich habe versucht etwas von der Stimmung einzufangen, die ich empfinde, wenn ich deine Beschreibung lese. Den Sternenhimmel und das Plätschern der Wellen, wenn sie an den Bug deines Schiffes schlagen und du ihnen zuhörst, was sie zu erzählen haben. Es ist noch nicht ganz, wie ich es mir vorstelle, aber es ist noch etwas Zeit und wenn ich deine Zeilen noch mehrfach lese, werden sie mir mit Leichtigkeit von der Hand gehen. Durch deine Worte neugierig geworden, möchte ich am liebsten nach Ostia kommen und nicht nach Misenum reisen. Ich weiß, der Wunsch ist vermessen und ich sollte weniger neugierig sein, aber ich kann es kaum abwarten und meine Gedanken reisen mir im Augenblick voraus.
    Minerva hat hoffentlich dein Opfer angenommen und wird schützend ihre Hand über dich halten, wenn es sollte zu Unruhen oder gar zu Kämpfen kommen. Auch Fortuna werde ich fortan bitten, dir beizustehen und dich huldvoll mit Gaben aus ihrem Füllhorn zu bedenken.


    Vale Romana


    Nach der Unterschrift erschien ein zartes Lächeln, auf dem vorher so konzentriert wirkenden Gesicht der Braunhaarigen. Die ganze Zeit waren ihre Finger am Zittern gewesen und sie bemüht, es nicht merken zu lassen. Massa würde sich Gedanken machen und ihre Angst spüren, die Angst, dass Serapio sie nicht reisen lässt oder bis dahin einen Heiratskandidaten für sie gefunden hat. Sie war noch nicht bereit und auch wenn sie eine gehorsame Tochter sein wollte, sah es in ihrem Herzen anders aus. Es schlug schneller in Erinnerung an die Gespräche mit dem Centurio und sie ertappte sich dabei neidvolle Gefühle zu haben, wenn sie an die dachte, für der sein Herz schlug. Auch wenn sie nicht wusste wer sie war, trieb es Romana an und bereitete ihr Bauchschmerzen.


    Als Nuha das Zimmer betrat, war die Rolle verschlossen und bereit für den Boten. Sie übergab sie der Grauhaarigen mit einem Kuss auf die Wange. Seit Langem das erste Mal wieder und von Herzen kommend. Die Alte strich ihr behutsam eine Locke hinter das Ohr und noch während sie flüsterte, entfernte sie sich, um ihre Tränen zu verbergen. Es wird alles gut.

    Als sich die Tür öffnete, trat Romana neben Nuha und betrachtete das junge Ding ungeniert. Die Anrede deutete auf eine Sklavin hin, die offenbar dem Meister zur Hand ging. Während sie auf das Paket wies, was die Grauhaarige in den Händen hielt, warf sie einen neugierigen Blick ins Innere. Mir ist die Schneiderei aufgefallen und ich habe einen Auftrag zur Fertigung eines Peplos. Bemüht nicht gleich hinein zu stürmen, trat sie einen weiteren Schritt nach vorn. Bist du die Schneiderin? Ihr fragender Blick wanderte über sie ins Innere, in der Hoffnung etwas zu erkennen, was die Frage bereits im Voraus mit 'nein' beantworten würde. Den feinen Stoff ihr anzuvertrauen, war der Braunhaarigen nicht ganz geheuer und deshalb beließ sie ihn erst einmal bei ihrer Begleiterin und wartete auf Einlass.

    Als die Braunhaarige die Augen aufschlug, war das Blatt zu Boden gesegelt. Ihre Hellblauen leuchteten und in ihnen lag ein Hauch von Verträumtheit. Beim Blick in den Hortus, hafteten für wenige Wimpernschläge ihre Augen auf dem kleinen Brunnen und sie erinnerte sich an das sanfte Kneifen von Masse. Noch jetzt spürte sie in Erinnerung an ihn, den leichten Schmerz und ein Lächeln formte sich auf ihrem zartroten Lippenpaar. Die vielen Worte die er ihr schrieb tanzten durch ihre Gedanken und das Klopfen im Herzen verdrängte das Bild sehr schnell wieder. Bald würde sie ihn wiedersehen, bald zu ihm reisen und bis dahin mussten die neuen Schmuckstücke fertig sein. Bis dahin galt es Vieles zu organisieren und ein Gespräch mit Serapio zu suchen. Seit Tagen traf sie kaum auf Mitglieder der Gens. Auch ihn sah sie das letzte Mal auf dem Fest zu Ehren Fortunas, wo ausgerechnet sie den Hauptpreis gewann. Nun stand die Statue gut sichtbar neben einem Busch duftender Rosen und wachte über ihr Glück.
    'Genug mit Träumen!' Die Stimme, die sich zwischen ihre Gedanken drängte, war nicht zu überhören. Mit Bestimmtheit forderte sie Romana auf, ließ wenig Raum für Widerspruch. Es waren die Worte ihres Vaters, wenn er sie aus ihren Tagträumen riss und zum Lernen antrieb. In letzter Zeit musste sie des Öfteren an ihn denken und daran, dass er dafür gesorgt hatte, dass sie nun hier saß.
    Gehorsam wie eine liebende Tochter rutschte sie vom Fensterbrett und hob den Brief des Centurio vom Boden auf. Zu aller erst wollte sie ihn antworten, dann an ihren Entwürfen weiter arbeiten und ganz zuletzt einen Termin beim Präfekten erbitten. Allein der Gedanke trieb ihr die Röte ins Gesicht. 'Was, wenn er sie nicht reisen ließ, was wenn es …?' Unwirsch schob sie mit einer Handbewegung die aufkommenden Fragen aus ihrem Köpfchen und ließ sich am kleinen Tisch nieder. Konzentriere dich auf das Beantworten! Jetzt war es ihre Stimme, die sie aufforderte und die duldete keinen Aufschub.

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    Nuha


    Wie die letzten Tage mehrfach, war auch heute Nuha unterwegs, um nach den zu erwartenden Vertrag zu sehen. Als sie wieder unverrichteter Dinge gehen wollte, hielt sie ein Klopfen an der Tür zurück. Inzwischen mit den Gepflogenheiten der Casa vertraut, öffnete sie erst einen Spalt, um hinauszusehen. Als sie jedoch den schmuckbehangenen Sklaven des Marcus Aemilius Classicus erkannte, schob sich ein Schmunzeln über ihr faltiges Lippenpaar und sie öffnete die Tür ganz. Ich nehme an, du bringst den erwarteten Vertrag, Azar? Sprach die Alte ihn ohne Umschweife an und hielt ihm die Hand entgegen.

    Mit der Blüte zwischen ihren braunen Löckchen sah Romana jetzt zwar aus wie eine Gehilfin Fortunas, war es aber nicht. Der schwebenden Grazie zusehend, wie sie zu Serapio empor stieg, kam weder Neid noch besondere Bewunderung auf. Ihr Blick galt danach zielsicher erneut dem stolzen Fuchswallach und dessen hispanischer Schönheit.
    Inzwischen hatte sie sich fast bis ganz nach vorn gearbeitet und konnte ihre Bewunderung für das edle Tier kaum verbergen. Aus ihren Hellblauen strahlte und funkelte es und ihre Zartroten formten abwechselnd ein 'a' und ein 'o'. Mit einem Seitenblick zu Nuha, deutete sie dieser, näher zu kommen und streckte ihr, mit den Fingern wackelnd, die Hand entgegen. Das Los war dabei ihr Begehr und das hielt sich wenig später auch endlich in ihrer zarten Faust verborgen. Nun musste nur noch Fortuna auf ihrer Seite sein und die blonde Frau die richtige Nummer ziehen. Um die Zeit der Aufregung zu überbrücken, wendete die Braunhaarige ihr Köpfchen auf der Suche nach Massa und dem Jüngling. Obwohl sie nicht wirklich etwas erkennen konnte, war sie von Wuchs doch viel kleiner als die Umstehenden, nahm sie die Blume aus ihrem Haar und hob damit den Arm zum Winken.

    Auf den Zartroten von Romana formten sich die Worte parallel zu ihrem fragenden Blick. Blieben in gleichen Augenblick jedoch unausgesprochen, als sie das Kopfschütteln von Nuhe sah, die ihr eine Papyrusrolle entgegen hielt. Ein kurzer Blick darauf genügte um zu wissen, wer der Absender war und das Leuchten in ihren Augen, war das Zeichen für die Grauhaarige, sich zu entfernen.
    So leise, wie sie eingetreten war, entfernte sie sich wieder und überließ ihre junge Herrin ganz sich selbst. Die jedoch, war ganz und gar nicht mehr sie selbst, sondern ein aufgeregtes junges Ding, was durch ihr Zimmer sprang, wie auf einer Blumenwiese im Frühling. Dabei zerrte sie an der Nachricht und versuchte sie zu lesen. Seit dem Erkennen der Handschrift tanzte das Gesicht von Massa vor ihren Augen und in ihrem Bauch flatterte es aufgeregt.
    Nachdem es ihr gelang, die Rolle zu entwirren und aus ihren Fingern das Zittern wich, überschlug sich ihre Stimme beim leisen Lesen. Ihr hüpfendes Herz schlug gegen das Brustbein und durch die Unregelmäßigkeit des Atmens hörte es sich fast bedrohlich an, wären da nicht die strahlenden Hellblauen und das Erdbeerrot auf ihren Wangen gewesen.
    Zuerst überflog sie die Zeilen, ohne sie gedanklich wirklich zu erfassen. Nach Aufsuchen ihres Lieblingsplatzes auf der Fensterbank, begann sie erneut und während sie las, tanzten die Buchstaben vor ihren Augen und irgendwann, begleitet von einem tiefen Seufzer, schloss sie beide.

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    Nuha


    Zu den Aufgaben von Nuha gehörte es, ihrer jungen Herrin mehrfach am Tag über Neuigkeiten zu berichten und Nachrichten zu überbringen. Zurzeit trafen fast stündlich Botschaften in der Casa ein, die teils zu Aufregungen unter den Sklaven führten und auch die Grauhaarige beunruhigten. Jetzt jedoch trug sie eine Nachricht zum Cubiculum von Romana, welche aus Ostia kam und der selbst sie mit Vorfreude entgegen sah. Auch wenn der erwartete Vertrag aus der Goldschmiede wieder nicht eingetroffen war, würde diese Nachricht hoffentlich über die Unruhe der letzten Tage hinweg helfen.
    Nach einen kurzen Klopfen trat sie ein und blieb an der Tür stehen. Die Braunhaarige saß am Tisch und war in ihre Entwürfe vertieft. Seit dem Präsent des Centurio zeichnete sie und entwarf ein Schmuckstück nach dem anderen, was sie wieder verwarf und von neuem begann. Als sie die Alte bemerkte sah sie in ihre Richtung und kräuselte die Stirn.

    Nicht sonderlich ausgeschlafen, aber gesättigt und einige Sesterzen reicher, verließ der Bote wenig später das Schiff über eben diese Planken, über die er es betreten hatte. Genau so schnell und mit großen ausladenden Stritten entfernte er sich, um seinen Auftrag zur Zufriedenheit des Centurios zu erledigen. Immerhin bestand die Aussicht auf ein weiteres Säckchen, zumal sich die Alte in Rom ebenso spendabel erwiesen hatte.

    Die Ereignisse überschlugen sich und Romana stand wieder einmal einen kurzen Moment mit eingezogener Unterlippe und beobachtete. Eine Hand durch die Sprungeinlage von Massa frei gegeben, begann sie ihre braunen Locken zu kringeln und etwas verspätet in das 'Bravo!' der Umstehenden einzustimmen. Sie kam weder dazu, noch einmal auf die Worte des Jünglings zu antworten, noch auf den Spagat der Tänzerin einzugehen. Ihre Hellblauen ruhten verzückt in dem Gesicht des Centurio und es war nicht zu übersehen, dass ihre Beifallsbezeugung mehr im galt, als der Vorstellung auf dem Podium. Nein, nein … ich habe ein Los … Sie sah sich dabei suchend nach Nuha um und bemerkte deren beruhigenden Blick ganz in ihrer Nähe. Ich begnüge mich mit der Blüte. Den Arm ausstreckend, deutete die 'anmutige Grazie' darauf und bekundete ihr Interesse mit einem deutlichen Augenaufschlag.
    Erst der Auftritt und die Worte von Serapio rissen sie zurück aus ihrer Faszination und lenkten ihre Konzentration auf dessen Person. Aufmerksam lauschend, hing sie mit ihren Blicken an seinen Lippen, um nichts zu verpassen bis … War die Braunhaarige sonst sehr bedacht und wirkte in der Öffentlichkeit zurückhaltend mit ihren Gefühlsausbrüchen, begann ihr Herz aufs Heftigste zu rasen und Spuren der Begeisterung zierten ihre geröteten Wangen. Der stolze Fuchswallach entwickelte sich in ihren funkelnden Augen zum Objekt der Begierde und unbeachtet der wartenden Menge, drängte sie sich weiter nach vorn in Richtung Bühne.

    Mit großen ausladenden Schritten lief der Bote, die Schriftrolle immer noch hoch haltend, über die Planken. Den Abstand zum Centuro wahrend, beäugter er ihn und zollte ihm mit einer leichte Verbeugung den erforderlichen Respekt.
    Dein Angebot nehme ich dankend an. Etwas zu Essen und eine Mütze Schlaf und dann zurück nach Rom. Nun war bereits ausgesprochen, von wo er kam und jetzt lag es an ihm, seinen Auftrag auszuführen. Die Nachricht ist aus der Casa Decima und persönlich an dich zu übergeben. Er schob ihn die Schriftrolle zu und einen vielsagenden Blick nach.

    Wenn du der Centurio Decimus bist habe ich eine Nachricht zu überbringen, wenn nicht ... sag mir, wo ich ihn finde und ich schulde dir einen Dank.
    Der Bote hielt die Schriftrolle in die Höhe und wartete, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Auch verschwieg er nach wie vor, wo er her kam und wer ihn den Auftrag gab.
    Es ist dringend und ich soll es persönlich übergeben, außerdem bin ich hungrig und suche etwas Erholung, bis ich zurück kehre.

    Der Bote mit der Nachricht für den Centurio der Classis wusste nur, dass sich dieser in Ostia aufhalten sollte. Mehr Informationen konnte ihm die grauhaarige Sklavin nicht liefern, als sie ihn reichlich entlohnte und ihm den Brief ihrer Herrin übergab. Da er sich mehrfach auf der Strecke zwischen den beiden Orten aufhielt und ihm der Hafen nicht unbekannt war, steuerte er zuerst den Portus und dort die Hafenverwaltung an. Sich dort durchfragend, wo er Appius Decimus Massa finden könnte, landete er schließlich am Kai, wo dessen Schiff 'Xenophon' vor Anker lag und rief dort laut dessen Namen in den Wind.

    Auf dem Weg zur Goldschmiede vor Tagen war Romana eine Schneiderei aufgefallen, an die sie sich erinnerte, nachdem der Brief an Massa auf den Weg gebracht war. Kurz beriet sie sich mit Nuha und wenig später waren beide Frauen in einer Sänfte unterwegs zu selbiger Werkstatt. Der weiche Baumwollstoff lag zwischen der Alten und ihrer jungen Herrin, war eingeschlagen in eine ältere, ausgediente Tunika.
    Bei der Schneiderei angekommen, hielt es die Braunhaarige nicht auf ihrem Platz und nachdem die Grauhaarige ausgestiegen war, stand sie bereits neben ihr und übergab ihr das Paket.
    Während Nuha voraus ging, ordnete Romana noch einmal kurz ihre knöchellange hellgraue Tunika und ging ihr dann nach bis zur Tür, in der Hoffnung, sie würde auf deren Klopfen geöffnet werden.

    Der leichte Schmollmund stand Romana gut zu Gesicht und ihre braunen Löckchen begannen erneut zu wippen, als sie mit Nicken auf das Gesagte von Massa reagierte. Gleichzeitig löste sie ihre Wange von seiner Hand und schob die andere erneut unter seinen Arm, bereit zum Weitergehen. In ihrem Köpfchen gingen die Gedanken gerade seltsame Wege und zogen sich mit Herzklopfen, Bauchgrummeln und Kribbeln über ihren ganzen Körper. Ihre Lippen fühlten sich trocken an und das Anfeuchten gelang nicht wirklich. Ich werde dich nicht enttäuschen. Ihre Stimme klang belegt und der süßliche Weingeschmack lag wie eine Last auf ihrer Zunge.
    Über Nuha wollte sie nicht wirklich reden. Es stand immer noch die Tatsache zwischen ihnen, dass sie ahnungslos nach Rom kam und von Serapio erfuhr, weshalb sie eigentlich hergeschickt wurde. Doch wiederum sah sie es als Vorbestimmung an, hier war sie auf den Centurio getroffen und dessen Gegenwart genoss sie im Augenblick mit Anlehnen ihres Kopfes an seiner Schulter. Das Gefühl, sie könnte bei ihm Schutz suchen, egal was passieren würde, beseelte die Braunhaarige und ließ sie ganz leise aufseufzen.

    Mit träumerischen Blick sah Romana hinaus in den Hortus. In ihren Augen spiegelte sich die Farbe des neben ihr liegenden Baumwollstoffes, auf dem die Sonne funkelnde Kreise zeichnete. Mit beiden Händen hielt sie eine Papyrusrolle und dachte über die Worte von Massa nach. Allein die Anrede versetzte ihr Herz in Unruhe. So lange sie denken konnte, schrieb ihr kein Mann einen solchen Brief und sprach sie gar mit 'liebe Romana' an. Bisher war sie meinst die Schenkende und nicht die Beschenkte. Mit seinem Geschenk traf er nicht nur ihren Geschmack sondern zu tiefst ihr Wesen und versetzte es in Unruhe, sobald sie mit den Fingern darüber fuhr und sich einen Peplos daraus vorstellte. Sie sah sich darin und sah seine braunen Augen, verlor sich darin und begann zu zeichnen. Nicht die ersten Worte fanden den Weg auf das Blatt, sondern das Abbild des Mannes, der diesen Brief bekommen sollte. Erst als das Gesehene abgebildet war, begann die Braunhaarige zu schreiben und es formte sich Zeile um Zeile vor ihren leuchtenden Hellblauen, geschrieben mit zitternder Hand.



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    Lieber Appius,


    wo anfangen und wo aufhören? Vielleicht zuerst bei einem Danke oder lieber beim Beantworten deiner Fragen. Oder gleich selbst eine Frage stellen? Ich bin verwirrt und schreibe dir in einem Zustand von Traum und Wirklichkeit.
    Mein Lieblingsplatz ist heute die Fensterbank und der Blick geht hinaus in den Hortus. Nicht wie sonst zeichne ich im Tablinum, sondern in meinem Zimmer ohne die Störung anderer Bewohner. Es ist keine sehr schöne Abbildung eines wundervollen Menschen, aber es ist was ich sehe und wie ich dich sehe.
    Meine Entwürfe werden in die Wirklichkeit umgesetzt und mein Traum beginnt sich zu erfüllen. Den Vertrag habe ich unterschrieben und bei meinem Besuch in Misenum werde ich nicht nur dein Geschenk tragen, sondern es auch mit neuen Schmuckstücken schmücken können. Erste Zeichen des Herbstes sehe ich bereits und bald wird die Zeit heran sein und ich mich auf die Reise begeben. Wahrscheinlich ist es ein ungewöhnlicher Dank für ein so besonderes Geschenk, aber welche Worte könnten ausreichen, um meine Gefühle auszudrücken, wenn ich darüber streiche und die Freude mich lächeln lässt.
    Erinnerst du dich an das gegebene Versprechen? Fast täglich lenkt Minerva meine Schritte in den Ara und ich halte Zwiesprache mit meiner Mama. Ich habe ihr von dir erzählt und von dem Besuch, auf den ich mir so sehr freue. Bevor ich reise, werde ich noch in den Tempel gehen und zur Huldigung ein unblutiges Opfer bringen. Bis dahin weiter darum bitten, dass du dein Glück findest und nicht abgewiesen wirst.


    Hoffentlich wird der Bote den Weg zu dir finden, wenn du dich in Ostia aufhältst.
    Minerva wird auch seine und deine Schritte lenken


    Vale Romana



    Nur mühsam gelang ihr das Aufrollen und erst als sein Name in deutlichen Lettern darauf zu lesen war, gab sie sich zufrieden und atmete aus. Schnell erhob sie sich vom schönsten Platz in ihrem Zimmer und tapste barfuß zur Tür.