Beiträge von Petronia Romana

    Da Romana den Wortlaut des Briefes nicht mehr vollständig in Erinnerung trug, ließ sie sich von Nuha das Schreiben erneut reichen. Sie wollte nicht streiten und sie wollte Gaius nicht abschieben, sie wollte einfach, dass er verstand. Deshalb begann sie die Worte zu lesen, die er selbst ihr schrieb.
    … verzeiht die Belästigung doch ich bringe Nachricht und ein Geschenk das mein Herr Publius Valerius Secundus euch im Auftrag seines guten Geschäftsfreundes, eures Vaters, Faustus Petronius Romanus sendet. Da euer Vater sehr beschäftigt ist hat er es meinem Herren aufgetragen einen Leibdiener für euch zu organisieren, auf dass es euch in Rom an nichts mangeln soll. Ich wurde gesandt euch zu dienen und hoffe das ihr mich in euren Dienst aufnehmen werdet.
    Den letzten Satz betonte die Braunhaarige besonders deutlich und sah ihn danach lange schweigend an. Nun … begann sie leise … nun nehme ich dich in meinen Dienst und hoffe, du wirst gemäß meines Vaters Bitte mir ein guter Diener sein. Mir mangelt es an nichts und wirst du erst eine Zeit in Rom sein, wirst du es verstehen.
    Zögerlich fiel das Lächeln aus, als sie ihm das Schreiben gab und sich dann zu Meister Thales umsah. Ich bitte dich Thales, meinen neuen Diener mit Botengängen zu betrauen, die ihn auch zur Casa Decima Mercator führen werden. Und ich danke dir, dass du dich ihm annimmst und eine Bleibe zur Verfügung stellst.

    Entweder wollte Gaius sie nicht verstehen oder die Braunhaarige war in ihren Worten missverständlich. Deshalb sah auch sie nun hilflos aus und begann erneut zu erklären. Du wirst in meinem Dienst stehen, du wirst irgendwann mit mir nach Ostia reisen, du wirst dich genug beweisen können, allerdings … Damit entstand eine Pause und sie räusperte sich … allerdings wirst du nicht an meiner Seite leben und wohnen, nicht in nächster Zeit. Wenn ich dir vertrauen soll, dann versuche dich hier einzubringen, denn das ist mein Leben und nicht das Leben in Rom und das einer wohlhabenden Römerin. Er hatte wirklich keine Ahnung von ihr und das mit seinen Worten verdeutlicht. Wie sie das werten sollte und ob sie seinen Worten Glauben schenken konnte? Gedanken, die sich überschlugen und die selbst durch die Geräusche in der Werkstatt nicht verdrängt werden konnten.

    Das anfängliche Lächeln, verschwand mit jedem weiteren Wort des jungen Mannes und Romana begann die Unterlippe ein zu ziehen. Wer sie kannte wusste, sie musste nachdenken und vermied es damit, die falschen Worte zu finden. Eine Zeit lang wanderten ihre Blicke zwischen Thales und Gaius hin und her, bis ihre Hellblauen schließlich an einem neutralen Punkt im Raum haften blieben.
    Mit einem tiefen Atemzug beendete die Braunhaarige schließlich ihre Überlegungen und begann erst zögerlich … Du hast nichts von meinem Vater vorzuweisen und ich kann nur deinen Worten glauben. Danach entstand eine weitere kurze Pause und ihre Augen blieben erneut an ihm haften. Denkst du, ich nehme dich mit in eine Casa, wo ich Gast bin und präsentiere dich dort als Leibdiener? Selbst wenn ich das wöllte, würde der Präfekt das nicht dulden und ich in Misskredit geraten. Den Kopf leicht zur Seite neigend … willst du das? … kam die Frage leise und mit Traurigkeit in der Stimme … wollte das Romanus?

    Mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht, trat Romana neben den Meister, um zu sehen, womit er gerade beschäftigt war. Als sie sah, dass es einige ihrer Entwürfe waren, zog sich ihr Lippenpaar breiter und formte sich zu einem erfreuten Lächeln. Du zauberst den Glanz Meister Thales, du formst nach meinen Zeichnungen, wahre Schmuckstücke. Vielleicht hast du auch Verwendung für einen jungen Burschen, der eine Bleibe sucht.
    Dabei warf sie einen vielsagenden Blick über ihre Schulter und zwinkerte Gaius zu. Er wurde von meinem Vater nach Rom gesandt und soll mir zu Diensten sein. Sie ganz ihrem Begleiter zuwendend, der nicht ganz glücklich aussah … komm doch näher.

    Nachdem Gaius ihren Vorschlag nicht ablehnend gegenüber stand, war die Sänfte unterwegs zur Goldschmiedewerkstatt. Vom Treffpunkt bis zum Ziel waren es nur wenige Augenblicke und kaum saß die Braunhaarige einigermaßen bequem, war es Zeit, wieder aus zu steigen. Wie immer half ihr Nuha dabei und ging dann vor zur Tür, um sie zu öffnen. Nach einem kurzen Blick zu dem jungen Mann, in der Hoffnung er würde ihr folgen, ging sie hinein. Die Geräusche und der Duft waren ihr inzwischen so vertraut, dass sie ohne zu zögern nach hinten ging und dem Meister über die Schulter sah. Noch hatte er sie nicht bemerkt und war am Hantieren. Leise, um ihn nicht zu erschrecken flüsterte sie Salve Thales! und ergänzte etwas lauter, lass dich nicht stören.

    Nach einem kurzen Nachdenken, erschien nun endlich das erste, für Romana so eigene Lächeln. Ich denke, ich habe eine Möglichkeit, dich unterzubringen. Natürlich war ihr klar, dass er nicht in der Casa der Gens leben konnte und auch in ihrer Nähe wollte sie ihn vorerst nicht haben, gab es dort ausschließlich Nuha und das Geschenk von Serapio mit dem Namen Dahmat. Wie dir wahrscheinlich bekannt ist, wenn ich deinen Erzählungen glauben schenken darf, entwerfe ich Schmuck. Sie hob leicht das Kinn und sah ihn in die Augen, um dort nach der Antwort zu forschen. Deshalb werde ich dich mit Meister Thales bekannt machen und vielleicht hat er eine Anstellung für dich. Du folgst am besten meiner Sänfte und lernst ihn kennen. Das zuletzt Gesprochene waren ganz die Worte, die sie als Geschäftsfrau auszeichneten. Klar und deutlich, gemischt mit einem Unterton, der kaum Widerspruch zuließ.
    Obwohl er noch nicht geantwortet hatte, wendete sie sich an die Grauhaarige und gab ihr kurz und knapp die Anweisungen, die dem entsprachen, was sie soeben Gaius vorschlug.
    Auf seine Einwilligung hoffend, schob sie die Kapuze zurück auf ihr Haar und verbarg wieder einen Teil ihres Antlitzes.

    Die braunen Löckchen begannen zu wippen, je mehr Romana von ihrem Gegenüber zu hören bekam. Mit ihren durchdringenden Blicken zog sie seine Gesichtszüge nach, um Antworten zu finden, die auf seine Ehrlichkeit schließen ließen. 'Ob sie ihm Glauben schenken konnte, ob er die Wahrheit sprach?' Einiges deutete darauf hin und Anderes ließ sie wieder zweifeln. 'Nach seinen ersten Worten, kannte er ihren Vater nicht und jetzt, wusste er wie er aussah und dass sie seine Haare hatte. Natürlich war ihre Mutter tot und das war nicht unbekannt … woher wollte er das mit den Augen wissen?'
    Weshalb äußert mein Vater Bedenken, wenn er …? Die Braunhaarige vollendete die Frage nicht, sondern verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Es war seine Weisung und ich habe eine gehorsame Tochter zu sein. Begleitet von einem leisen Grummeln, kamen die Worte hervor gestoßen über ihre fast blutleeren Lippen. Die aufsteigende Wut war ihr anzusehen und auch der Kampf gegen die Gefühle, die in ihrem Bauch Wellen schlugen. Außerdem kümmert sich die Gens der Decimer genau so um mich, wie es mir zusteht. Der Praefectus Praetorio unterstützt mich und der Centurio Classicus schätzt mich als seine Cousine. Nur leise sprach sie die letzte Bemerkung, erinnerte sich an den Brief von Massa und an den Schmerz, der dabei ihr Herz ergriff. Ja, genau so ist es, er schätzt mich und ich bin dankbar dafür.
    Augenblicke der Sentimentalität brachten ihre Hellblauen zum Glänzen und ein Hauch von Traurigkeit huschte über ihr Antlitz. Ihr Blick fand den Weg zu den Fußspitzen ihres Gegenübers und kurz verschwammen die Konturen seiner Füße, als Zeichen aufkommender Tränen. Unwirsch schob sie sich eine Locke hinter das Ohr und seufzte innerlich. Als sie aufsah, war der Anflug ihres Gefühlschaos weg gewischt und durch wenige Wimpernschläge klärte sich ihre Sicht auf Gaius.
    Hast du eine Bleibe? Eine spontane Frage, die vom eigentlichen Thema ablenken sollte, für sie selbst überraschend über die Lippen perlte und ihr dann doch ein leichtes Lächeln entlockten.

    Nicht überzeugt von alle dem, vor allem nicht, weshalb ihr Vater das plötzlich tun sollte, fiel ihr Nicken nur zögerlich aus. Auch erinnerte sie sich an den letzten Brief von Crispus, der so gar nicht das wieder gab, was ihr Gegenüber ihr als Wahrheit verkaufen wollte. Wo ist die Nachricht von meinem Vater und wie viel zahlt er dir für deine Dienste?
    Irgend ein Gefühl in ihrem Bauch sprach von Vorsicht und auch der Blick zu Nuha, ließ sie an den Worten des jungen Burschen zweifeln. Die letzten Jahre überließ Romanus alle Entscheidungen seinem Cousin und ihr und jetzt, gerade jetzt, wo sie in Rom bei der Familie ihrer Mutter ihr Zuhause fand, jetzt erinnerte er sich daran? Kopfschüttelnd zog sie die Kapuze von ihrer Lockenpracht und gab damit unmissverständlich ihr Zweifeln preis. Überzeuge mich von der Wahrheit deiner Worte. Was weißt du über mich?

    Aufmerksam musterte Romana die Vorübergehenden, sah ihnen nach oder entgegen. Auch den jungen Burschen sah sie, nur ging dieser gezielt auf sie zu und blieb, sie mit seinen großen Augen ansehend, unweit von ihr stehen. Den Namen, die Unterschrift auf der Nachricht, hatte sie so oft gelesen, dass sie nicht zögerte und seine Frage nach einem leisen Salve! mit so ist mein Name beantwortete. Auch wenn er offenbar der Briefschreiber war, blieb die Braunhaarige zurückhaltend und verhalten in ihren Gesten und mit ihrem, sonst so offenen Lächeln. Auf den Brief deutend und in seinem Blick forschend, sind die Zeilen von dir?

    Die Verwunderung stand der Braunhaarigen immer noch in ihrem ebenmäßigen Gesicht geschrieben, selbst als die Sänfte sich schon dem angegebenen Treffpunkt näherte. In der Hand zitterte das Papyrus vor sich hin und in ihren Hellblauen standen die unbeantworteten Fragen, die sie seit Erhalt des Schreibens viele Male an Nuha gerichtet hatte.
    Lange vor Sonnenaufgang war Romana bereits auf den Beinen, nahm ihr morgendliches Bad eher als sonst. Auch war es nicht die übliche Verabredung, wo sie sich von der Grauhaarigen zurecht machen ließ, sondern es ging um ein Treffen mit einem ihr Unbekannten, dessen Name nicht römisch klang.
    Deshalb trug sie heute eine der weniger auffälligen Tuniken, gehalten von zwei schlichten, nicht goldenen Fibeln und einen einfachen feingliedrigen, dazu passenden kupfernen Gürtel. Für sie ungewöhnlich, verbarg sie ihre Figur unter einem Ricinium und ihre braunen Locken unter der Kapuze.
    Nach dem Halt und einen orientierenden Blick durch einen Spalt im Vorhang, ließ sie sich von ihrer Begleiterin hinaus helfen. Noch während Nuha mit den Trägern verhandelte, sah sich Romana nach dem Briefschreiber um, in der Hand die erhaltene Nachricht.

    Ernst nach dem dritten Mal lesen, ließ Romana die Tabula sinken und sah auf. In der Zwischenzeit war Nuha davon gegangen und die Braunhaarige fühlte sich verlassen und einsam. Die Zeilen von Massa beunruhigten sie. Er schrieb von Krieg und Sicherheit, wusste nicht, ob Rom oder Ostia … dabei wollte sie doch zu ihm reisen. Das Gefühl der Trauer, was plötzlich über ihren Rücken kroch, hinterließ ein Frösteln und der sonst so sonnige Platz neben Fortuna, fühlte sich schlagartig so eisig an.
    Du gehörst zur Familie und ich schätze dich sehr. Noch einmal las sie leise die Zeilen, wiederholte das fremd klingende Wort ...'schätze'. 'Was wollte er damit ausdrücken, ihr sagen?' In ihrem Kopf hämmerten die wilden Herzschläge. 'War das Gefühl der Vertrautheit ein Schätzen … für ihn eine Verpflichtung …?' Das heftige Kopfschütteln mündete in einen tiefen Seufzer und um nicht noch länger auf die tanzenden Worte starren zu müssen, erhob sie sich. 'Wenigstens steht Minerva ihm bei.' Der Gedanke daran beruhigte sie dann doch, als sie ihr Zeichenzeug über die Nachricht schob und beides unter den Arm klemmend, mit leicht gesenktem Kopf und zu Boden blickend den Hortus verließ.

    Verwirrt stieg die Braunhaarige die Stufen nach unten. Nach den Küssen von Serapio, der mit einer Anderen jetzt die Bühne verließ, dem Anblick des Jünglings, der nun als junge Frau neben dem Wallach stand und den Blick in Massas Augen, der ihr entgegen ging und sah, befanden sich ihre Emotionen auf Höhenflug. Zum Erstaunen in ihren Hellblauen mischten sich Freudentränen und zum brennenden Gefühl ihrer Wangen, eine Gänsehaut auf dem Rücken. Das Zittern in ihren Knien verstärkte sich mit jedem Schritt und wollte sie nicht ins Straucheln geraten, musste sie einen Halt finden. Unbewusst und wie eine Suchende streckte sie ihren Arm aus. Nicht fähig, die Erregung auch nur ansatzweise zu verbergen, fand sie schließlich den Halt und hakte sich bei dem Centurio unter. Selbst auf die Frage, fand sie nach anfänglicher Sprachlosigkeit, Augenblicke später eine Antwort und ihr selbstsicheres Lächeln kehrte auch ganz langsam auf ihre Lippen zurück. Wenige Wimpernschläge waren ihre Augen auf das rassige Pferd und seine blonde Begleiterin gerichtet, bevor sie leise ihre Worte formulierte und dabei in seinem Gesicht forschte. Besser kann der Tag nicht zu Ende gehen. Kam entgegen ihrer Gedanken, die sie hinter einer leicht gekrausten Stirn zu verbergen suchte und mit leichten Druck auf den Arm ihres Begleiters, ihre Bereitschaft signalisierte.

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    Nuha


    Seit Ephialtes der Grauhaarigen die Tabula übergeben hatte, war sie auf der Suche nach ihrer Domina. Sonst saß die Braunhaarige um die Zeit immer auf der Fensterbank und zeichnete an den Entwürfen, nur heute blieb der Platz unbesetzt. Auch im Tablinum war kein Hinweis auf Romana zu finden. Erst als ihr Weg von einem Sklaven gekreuzt wurde und sie die Möglichkeit bekam, nachzufragen, seufzte sie erleichtert auf und begab sich ohne Umweg in den Hortus. Einen Augenblick noch zögernd, um sie nicht bei Zeichnen zu stören, verharrte Nuha unweit der Bank. In ihren leicht trüben Blick mischte sich die Wärme einer mütterlichen Freundin und als sie auf die Jüngere zu trat, erschien ein warmes Lächeln auf ihrer faltigen Mundpartie. Ich wollte dich nicht stören, aber ich habe hier eine Nachricht aus Ostia. Dabei übergab sie Tabula und deutete auf die Unterschrift. Eine Nachricht vom Centurio.

    Ein Duftgemisch von Lavendel und Rosen lag in der Luft, als Romana sich der Bank näherte, neben der Fortuna auf ihrem Sockel stand. Fast täglich saß sie zur gleiche Zeit dort, um zu Zeichnen. Seit dem Augenblick, als Massa sie im Tablinum so fluchtartig verließ, hatte sie den Raum nicht mehr betreten. Er erinnerte sie zu sehr daran und hinderte sie, wie sonst dort, unbeschwert an ihren Entwürfen zu arbeiten. Wenn sie ihren Lieblingsplatz auf der Fensterbank verließ und sich dem Hortus näherte, durch das Peristylium lief, war es wie damals. Sie spürte seine Hand, roch seinen Duft, sah in sein lächelndes Gesicht und konnte für einen kurzen Moment seine Stimme hören. Trat sie hinaus in den Garten, übertönte das Plätschern des Brunnens die Erinnerungen und ein Schatten der Traurigkeit zog über ihr sonst so fröhliches Gesicht. Erst wenn sie saß, Fortuna einen Blick zu warf und mit den Fingerspitzen eine der Rosenblüten berührte, ging es ihr besser. In Gegenwart der Glücksgöttin mit ihrem Füllhorn ward alles leichter. In ihren Gedanken sprudelte ein Quell der Kreativität und wenig später fanden die ersten Striche den Weg auf das Papyrus.

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    Ephialtes, Ianitor


    Missmutig stand Ephialtes hinter der Tür und langweilte sich. Die Casa wirkte in den letzten Tagen ausgestorben und selbst die neuen Familienmitglieder bekam er kaum zu Gesicht. Unter den Sklaven herrschte zunehmend Aufregung wegen die Nachrichten, die sich über den möglichen Krieg verbreiteten. Noch wurde nicht von Aufbruch gesprochen und es gab keine Anweisung, einen Ortswechsel vorzubereiten. Die Lieferungen erfolgten weiter regelmäßig, auch wenn sie weniger wurden. Das letzte Festessen war lange vergessen und neue Feste standen nicht ins Haus.
    Plötzlich wurden seine Gedanken durch kräftiges TOCK, TOCK, TOCK.... unterbrochen. Sein Gesicht erhellte sich und ganz seiner Aufgabe gerecht werdend öffnete er und sah den Boten entgegen. Salve! Was wünschst du?

    Den Becher in der Hand, zog Romana die Unterlippe nach innen und wirkte nachdenklich. Maß nehmen und Anfassen, damit hatte die Braunhaarige nicht gerechnet. Bisher wurden ihre Garderobe von Nuha besorgt und nur diese bekam auch die Möglichkeit, sie zu berühren. Du nimmst sie selbst und an welche hast du gedacht? An ihrem Wein nippend und vor Aufregung kaum etwas schmeckend, verbarg sie ihre Unsicherheit mit leicht gesenkten Lidern. Nun bereute sie es sogar, selbst her gekommen zu sein. War sie doch nicht davon ausgegangen, hier einen Decimer zu treffen, der sie jetzt und hier anfassen wollte. Wenige Augenblicke später und etwas entschlossener wirkend, hob sie den Blick und wendete sich an die Grauhaarige. Lass seine Finger nicht aus den Augen. Der Ton klang eher scherzhaft als befehlend, war aber durchaus ernst gemeint, auch wenn sie dabei von einem zum anderen lächelte.

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    Nuha


    Flinker, als man es der Alten zugetraut hätte, nahm sie den Vertrag entgegen und warf einen Blick darauf. Damit ist alles wie abgesprochen und ich kann meiner Domina heute eine freudige Nachricht überbringen. Kommentierte die Grauhaarige die Übergabe und trat einen Schritt zurück. In den nächsten Tagen werde ich vorbei kommen und die ersten Stücke abholen. Mehr gab es ihrerseits nicht zu besprechen und es war nicht an ihr, übermäßige Freundlichkeiten auszutauschen. Nach einem kurzen und höflichen Vale Azar! fand die Tür von innen den Weg ins Schloss und Nuha ihren zurück.

    Um nicht unhöflich zu erscheinen, nippte Romana ein wiederholtes Mal ab Becher. Ihr Zufriedenheit über den Abschluss spiegelte sich in ihren Augen, während sie den Blick von Classicus zum Meister wechselte und mit sachtem Nicken ihre Zustimmung gab. Damit sind wir uns einig und ich freue mich auf die Zusammenarbeit.
    Um nicht länger zu stören und ihren Besuch nicht über das Maß auszudehnen, erhob sich die Braunhaarige, den restlichen Wein auf dem Tisch zurück lassend. Ich finde hinaus und hoffe, Fortuna wird ihr Füllhorn über unser Geschäft ausschütten. Mit einem Lächeln und einen Blick zu Naha, die bereits an der Tür stand, verabschiedete sie sich und verließ die Goldschmiede wenige Augenblicke später in deren Begleitung.

    Die eingezogene Unterlippe signalisierte, wie so oft, die Überforderung der Braunhaarigen. Im Mittelpunkt zu stehen, das war so gar nicht ihr Bestreben und nun auch noch von Massa und dem Jüngling bejubelt zu werden, überzog ihren Rücken mit einer Gänsehaut. Durch die Geschehnisse um sie herum, breitete sich ein Gefühl in ihr aus, was zwischen Erregung und Furcht wechselte und ihr Knie zittern ließ. Erst als sie ein zweites Los in die Hand gedrückt bekam und der Zuspruch ihrer beiden Begleiter kein Weglaufen zuließ, ging sie, mehr wankend als stolz wirkend, nach oben auf die Bühne.
    Zögerlich hielt sie der Gehilfin Fortunas die beiden Lose entgegen. 347 … das ist mein Gewinn und die 41 … der des Jünglings. Dabei deutete sie auf Lamy, der inzwischen den Fuchswallach entgegen genommen hatte und auf Massa zusteuerte. Und wieder folgte sie dem Geschehen mit leichter Traurigkeit im Blick, bis sie sich wiedergefunden und wieder ganz sie selbst, zu Serapio begab und zu ihm aufsah. Ich danke dir und ich danke Fortuna für die Gunst, diesen Preis … Das kurze Zögern und der Blick in Richtung Wallach war kaum zu Übersehen, dennoch beendete sie ihre Worte mit fester und entgegen ihrer Art, lauter Stimme. … dieses bronzene Abbild ihrer Schönheit in Empfang nehmen zu dürfen.
    Das nachfolgende Lächeln, vorrangig ihrem Cousin geschenkt, war eine Mischung aus Bewunderung und Ehrfurcht für den Pater Familias. Seit sie seiner Obhut übergeben wurde und wusste, er würde ihr Schicksal bestimmen durch seine Suche nach einem passenden Ehemann, gelang es ihr immer weniger, so offen zu lächeln, wie es sonst ihrer Art entsprach. Das Zucken der Augenlider erinnerte an einen scheuen Schmetterling und auch wenn ihre Hellblauen strahlten, waren sie nicht so klar wie in anderen Momenten. Sie wird den schönsten Platz im Hortus erhalten ...Leise und nur für den Präfekten bestimmt, sprach sie die letzten Worte dann weniger überzeugend. … bis ich die Casa Decima verlassen werde.

    Seine leichte Enttäuschen verbarg der Bote hinter dem Biss in den Pfannkuchen. Entging ihm doch damit eine nicht zu verachtende Entlohnung. Jeder Zeit wieder Centurio. Kam die Antwort schließlich zwischen Kauen und Schlucken, begleitet von einem Blick zum Schiff. Dann werde ich mir einen neuen Auftrag suchen und zurück kehren. Ein angedeutetes Nicken und ein freundliches Vale! schlossen sich den Worten an, bevor er sich mit großen Schritten wieder auf den Weg begab.