"Ich arbeite mit meiner Centuria an einer größeren Sache zurzeit … wenn da alles glatt läuft, könnte ich durchaus auch den Praefectus um eine Empfehlung bitten. Er schätzt meine Arbeit ja, wie es scheint", schlug Avianus vor, "Einem Empfehlungsschreiben des Purgitius wäre ich aber auch nicht abgeneigt … wenn du denkst, es ist in Ordnung, wenn er die Wahrheit kennt. Ich meine, mit seiner Sklavin zu schlafen ist das eine, aber sie zu lieben und den Wunsch zu hegen, sie zu heiraten, das verstehen wohl die wenigsten." Verstehen … da musste er ja fast lachen. Es gab Leute die ihn dafür verachten würden. Mochte sein, dass er nicht der erste war, der sich in seine Sklavin verliebte, angesehen war es dennoch nicht. Da fragte er sich natürlich auch, ob er einem möglichen Patron davon erzählen sollte und vor allem, wer dann in Frage käme. Wie er das alles hasste. Wenigstens war Sibel heute nicht dabei. Sie hätte sicher nur wieder auf ihn eingeredet, er solle es sich einfach machen und sich von ihr verabschieden.
"Ich habe mit Seneca bereits über mögliche Patrone gesprochen und den Consular Purgitius sogar in betracht gezogen. Ihn oder auch Claudius Menecrates. Zu den Claudiern engere Kontakte zu knüpfen könnte nützlich sein dachte ich. Aber Seneca war lange nicht in Rom und ich halte mich für gewöhnlich aus der Politik raus, falls du also noch Ideen hast …"
Avianus hatte zwar nicht angenommen, dass Axilla ihm schlichtweg verbieten würde, Sibel in der Casa unterzubringen, dennoch fiel ihm einmal mehr ein kleiner Stein vom Herzen, als seine Verwandte sich nicht direkt daran störte. Seneca hatte es damals sicher nur gut gemeint, ihn dazu zu ermahnen, seiner Cousine nichts zu erzählen, hatte sich aber ganz offensichtlich geirrt. Lief doch alles einwandfrei.
"Ich behandle Sibel ja nicht wie meine Sklavin. Und ich würde auch nicht wollen, dass es hier in der Casa anders ist. Außerdem, sollte ich sie hier unterbringen, dann nur als Libertina. Natürlich würde ich mir also wünschen, dass sie ihr eigenes Zimmer bekommt, von mir aus auch meines." Er war ohnehin kaum da und wenn er dann einmal da wäre, würden sie die Nacht ganz bestimmt nicht in getrennten Zimmern verbringen, jedenfalls wenn Sibel nicht das Gegenteil wollte. Und die würde sehr viel eher wollen, dass er gar nicht wieder ging.
"Und nein … sie ist keine Christianerin, nichts dergleichen. Und sie hat schon ihre Kindheit bei einer römischen Familie verbracht." Vielleicht nicht bei der besten, aber immerhin. Und da konnte Sibel auch herzlich wenig dafür. "Ich bezweifle, dass es in der Hinsicht Probleme geben wird. Am besten lernst du sie aber persönlich kennen." Damit stand die Sache also mehr oder weniger. Er würde Sibel noch einmal herbringen müssen. Entweder das, oder sie würde früher oder später allein in einer Insula enden.