Den ganzen Tag über hatte Avianus sich wie ein kleines Kind auf den Abend gefreut und gleichzeitig fast schon darauf gewartet, dass ihm wie so oft irgendein Stein in den Weg gelegt wurde. Doch es war nicht geschehen, nicht heute, sodass er tatsächlich wieder im Lupanar stand, um Sibel zu treffen. Einem der Mädchen hatte er bereits gesagt, dass er zu der Lykierin wollte, sodass er vorerst abwartete. Wer wusste schon, wie lange es dauern würde. Dass sie vielleicht schon einen Gast bei sich hatte, war ja gar nicht so unwahrscheinlich, und der Gedanke daran wollte ihm ein unangenehmes Gefühl bescheren, kam aber nicht vollkommen gegen die Freude an, die sich schon sehr viel früher in ihm breit gemacht hatte.
In der einen Hand hielt er ein Bündel, das kleine Geschenk, welches eigentlich zu den Saturnalien gedacht gewesen wäre, wenn es auch kein traditionelles Saturnaliengeschenk war - ein eckiges, in Leder eingeschlagenes etwas. Dann würden sie eben heute ihre Saturnalien feiern. Als verliefe auch nur das geringste bisschen zwischen ihm und Sibel nach Tradition oder Standard, hatte er sich doch bereits auf dem Markt gedacht.
Beiträge von Aulus Iunius Avianus
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Avianus war den drei anderen Männern gefolgt, hatte zwar aufmerksam zugehört, ansonsten aber nicht sonderlich begeistert vor sich hin geschwiegen. Der Cluvius machte seine Arbeit in Gegenwart seines Optios und des Magistrats wie gewohnt gut. Bisher hatte er also keinen zwingenden Grund gesehen, sich bemerkbar zu machen, wenn es nicht eine Stellungnahme zu den Zuständen direkt von ihm gefordert wurde. Allerdings, so bekam er langsam das Gefühl, hätte er auch gleich im Officium bleiben können, wenn er nur vor hatte missmutig hinterher zu trotten, mal ganz abgesehen davon, dass er sich langsam etwas blöd vorkam.
"Viele werden auch einfach wegen vergleichsweise kleiner Verbrechen festgenommen... Diebstahl, Betrug ... dass wir solche Leute - natürlich je nach Ausmaß ihres Vergehens - nicht über Monate hinweg einsperren, dürfte verständlich sein. Luxus wird hier zwar keiner geboten, aber verpflegt werden müssen die Gefangenen dennoch", machte er sich schließluch bemerkbar und warf selbst einen Blick in eine der Zellen. Länger als nötig wurde hier für gewöhnlich niemand festgesetzt, und die richtig üblen Fälle erwartete ohnehin nicht selten gleich der Strick, wie Sulca bereits erklärt hatte.
"Brot, Wasser und Stroh", kommentierte er den Anblick der sich ihm in der Zelle bot. Man wollte ja nicht, dass irgendwer vom Fleisch fiel. Aber eine Sau zu schlachten wäre absoluter Irrsinn, und die wäre ihm für einige der Inhaftierten ohnehin zu schade. -
Kaum hatten seine Soldaten den eingefangenen Schläger nach draußen gestopft, wurde Avianus vom Tribunus wieder herbeizitiert. Der verlangte glücklicherweise nicht die lange Version, denn die hätte man wahrscheinlich genausogut zur Szene eines billigen Theaterstücks umfunktionieren können.
"In der Taberna lagen zwei Bewusstlose. Dieser Mann hier ..." Er deutete flüchtig zu dem Kerl hinüber, den sie zuvor nach draußen geschoben hatten. "... war der einzige, der noch in deren Nähe saß und hat auf die Aufforderung, die Situation zu erklären nicht reagiert. Im Anschluss hat er den Miles Sabidius angegriffen." Dass Sagitta etwas abbekommen hatte, ließ sich nur schwer leugnen. Der Rest der Soldaten hatte sich inzwischen hoffentlich die Ausrüstung zurechtgerückt und stellte sich trotz der paar Schläge gerade hin, denn er wollte von der Prügelei nicht mehr reden, als es unbedingt nötig war und seine Leute waren mit seiner Einstellung sicherlich auch einverstanden.
"Schließlich konnten wir ihn überwältigen. Ich würde vorschlagen, ihn vorerst in den Carcer zu schaffen", endete er schließlich. Ein Lob erwartete er für diesen missratenen Versuch einer Festnahme nicht unbedingt - und brauchte er auch gar nicht. Lediglich eventuell aufkommende unangenehme Fragen des Tribunus würde er verständlicherweise umschiffen wollen. -
Optio Valetudinarii
Die Zahlen las der Probatus ebenfalls ohne Schwierigkeiten korrekt vor.
"Na gut. Das Gras hörst du zwar nicht wachsen, aber taub bist du wohl nicht ...", bemerkte der Optio etwas skeptisch und reichte dem Helvetius die inzwischen ausgefüllte Tabula. "Bring das hier zurück ins Rekrutierungsbüro."
Tauglichkeitsprüfung von Aulus Helvetius Agrippa.Alter: 17
Vorerkrankungen: keine
Körperlicher Zustand: gut
Gehör: gut
Augen: gut
Sonstiges: –
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Sim-Off: Ich bediene mich mal eben des bereits etablierten NPCs, hoffe das passt so.
[Blockierte Grafik: http://i662.photobucket.com/albums/uu347/Kaysepunkt/urbaner.png]
Decimus Patrobius ProximusDer diensthabende Optio hörte wie sich die Tür öffnete, während er gerade mit seinen Schreibarbeiten beschäftigt war. Als er von der eingetretenen Person zunächst nichts zu hören bekam, sah er auf, um den Neuankömmling für einen Augenblick zu mustern.
"Salve. Dein Name? Weshalb bist du hier?", fragte er ihn dann gerade heraus. -
"Red' keinen Unsinn", entgegnete Avianus gleich darauf, "Seh' ich so aus, als könnte ich Tote zurückholen?"
Es reichte ihm. Irgendwo würden sich die Informationen, die er benötigte bestimmt auftreiben lassen, ohne dass er sich auf der Nase herumtanzen lassen musste. Er stand auf, machte zwei, drei Schritte durch den Schankraum, wollte bereits seine Soldaten zu sich pfeifen, und den Befehl geben, den verrückten Fast-Messerstecher mitzunehmen...
Doch andere, die eigentlich tot sein sollten, leben noch, kam es ihm im selben Moment. Wenn er auch absolut keine Ahnung hatte, was dazu geführt hatte. Und Mirjam wollte ihre Tochter, wie schon damals, als er nach seiner Rückkehr aus Germanien mit ihr gesprochen hatte. Ihre Tochter und ihr Mann waren alles, worum sie jemals gebeten hatte.
"Wenn ich noch einmal alle Aufzeichnungen durchsehe… und die Kerkerzellen überprüfe, ob dort noch etwas von ihr zu finden ist…" Er glaubte nicht daran, dass sie noch dort war. Und Dokumente über die damaligen Geschehnisse existierten nicht. Es war viel Zeit vergangen, seit man den Keller, in dem die Christianerversammlung stattgefunden hatte, gestürmt hatte. Nach so langer Zeit hatte man sich der Gefangenen zumeist schon auf die eine oder andere Weise entledigt. Aber was wusste schon die Wirtin. Was wusste schon irgendwer, der nicht selbst Zugang zu allen Unterlagen und den Zellen hatte. Die Frage war nur, ob er so weit gehen wollte, der gebrochenen Frau Hoffnungen zu machen, wo praktisch keine mehr waren, lediglich für ein paar Informationen. Oder auch nicht. Denn er hatte ihr den Vorschlag bereits gemacht, für Rückzieher war es zu spät.Seit der grimmige Christianer mit dem naiven Mädchen die Taberna verlassen hatte, war der Rubrius mehr oder weniger überflüssig. Man konnte nicht behaupten, ihn würde das sonderlich stören. Der heutige Tag war für seinen Geschmack bereits schräg genug gewesen, da konnte er eine kleine Pause durchaus gebrauchen.
"Glaubst du, das hier wird nochmal was?", murmelte Pennus zu dem Tiro hinüber, von dem wohl irgendwer weiter oben entschieden hatte, dass er mehr auf dem Kasten hatte als seine Anfänger-Kameraden. Zumindest hatte er sich nicht bei der erstbesten Gelegenheit abstechen lassen. Eine Herausforderung, der bei weitem nicht alle Tirones gewachsen waren.[Blockierte Grafik: http://i60.tinypic.com/30jiss6.jpg]
Narseh"Du trägst die Schuld, Sarah. Wenn etwas geschieht, bist du dafür verantwortlich", knurrte Narseh zurück. "Die brauchen wir von nichts mehr zu überzeugen, diese Leute haben sich ihre Meinung schon gebildet, lange bevor sie hier angetanzt sind." Aber was auch geschah, er würde vorbereitet sein und sich ganz bestimmt nicht so einfach geschlagen geben. Verdammt nochmal, wenn selbst dieses halbe Hemd von einem Kerl - Elias - den Mumm dazu gehabt hatte, sich den Urbanern entgegenzustellen, dann doch er erst recht. Ganz bestimmt nicht würde er seine Brüder, Schwestern und sich selbst in irgendeinen Carcer stecken lassen. Für heute hatte er genug. Ein grimmiges Schnauben, dann stapfte er weiter.
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"Ja, wir sehen uns", stimmte er ihr zu und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Denn so sehr sie auch versuchte zu verstecken, wie schwer ihr der Abschied fiel, ihre Stimme verriet sie. Er konnte nicht leugnen, dass auch er nur ungern ging. Unzählige Male hatte er bereits dasselbe gesagt... bis bald, vale, pass auf dich auf, mach dir keine Sorgen... nie hatte es auch nur im geringsten geholfen. Aber er glaubte daran, dass sie da sein würde, wenn er wiederkam. Was sollte er auch sonst tun.
Er stand auf, ging - wenn auch etwas widerwillig - zur Tür und ließ sie alleine im dämmrigen Zimmer zurück. Sie würde hier bleiben, sie würde keinen Mist bauen, er würde nicht weg müssen aus Rom und vor allem würde er wieder kommen. Und was auch immer die Zukunft sonst so mit sich brachte... sie würden sehen. Allerdings, wenn sie bisher alles durchgestanden hatten, was ihnen das Schicksal an unglücklichen Umständen zugespielt hatte, was könnte ihnen jetzt noch passieren. Oder vielleicht würden die Götter zur Abwechslung endlich einmal gnädig mit ihnen sein, so hoffte er. -
Zitat
Original von Flavia Domitilla
... „Ich bitte, die Vermessenheit meiner Sklavin zu entschuldigen und danke dir, für deine ehrliche Einschätzung, dieses sogenannten Liebestranks betreffend.“ Dabei warf sie dem Quacksalber einen bitterbösen Blick zu.Dann hatte der Sergius wohl tatsächlich richtig gelegen, als er angenommen hatte, die junge Frau gehöre zu der Dame in der Sänfte. Doch dass der Klotz von einem Leibwächter ebenfalls zu der Truppe gehörte, hatte er zuerst wohl übersehen. Zumindest war er aber klug genug gewesen, sich mit dem Typen nicht anzulegen.
Der Iunius war nicht sicher, was er auf ihren Dank antworten sollte. "Keine Ursache", antwortete er am Ende schlicht. Zu gerne hätte er natürlich gefragt, wozu eine Frau wie sie einen solchen Trank brauchen sollte, doch in Hinblick auf den Custos, der sie begleitete und anscheinend keinen Spaß verstand, ließ er es lieber bleiben.
Da richtete er seine Aufmerksamkeit doch lieber wieder auf das Gespräch mit den beiden jungen Damen, von denen auch Pina sich endlich wieder zu Wort gemeldet hatte. Allerdings mindestens so garstig, wie beim letzten Mal, sodass er leicht verwundert die Brauen in die Höhe zog.
"Ich meinte nicht, dass ihr unfähig seid etwas einzukaufen... aber gut, wenn du dabei bist, legt sich mit euch bestimmt niemand an", antwortete er ruhig, wenn auch mit leicht bissigem Unterton.
"Natürlich suche ich nach etwas bestimmtem ..." Denn erstens lebte er nicht auf großem Fuß, und zweitens könnte er es gar nicht, selbst wenn er es wollte. "Ich wollte nur mal eben ..." Na mach schon, denk nach... "... eine neue... Tabula... kaufen." Perfekt. Genial. Einmalig. Eine Tabula. Weshalb war er nicht schon viel früher darauf gekommen?Der Quacksalber starrte unterdessen mindestens so böse zurück, wie die Blicke, mit welchen er bedacht wurde. Kein Wunder, wenn heute jeder darauf aus zu sein schien, ihm das Geschäft zu vermiesen.
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Er hasste den Carcer. Ganz offiziell. Nicht weil es stickig und dunkel war, dass war es auch in vielen anderen Ecken Roms. Nicht wegen der mehr oder weniger zwielichtigen Gestalten, die in den Zellen kauerten. Von denen gab es in den Gassen der Subura noch sehr viel mehr. Sondern eher wegen der unangenehmen Erinnerungen, die Avianus mit den finsteren Fluren verband, und die waren auf jeden Fall genug, um ihm die Schicht zu vermiesen. Aber da musste er wohl durch, vor allem als Sulca mit dem Magistrat und dessen Scriba antanzte. Cluvius Sulca, der der immer sauber salutierte und schön seine Arbeit machte... solange ein Vorgesetzter hinsah. So wie jetzt. Den Auftritt des Miles beantwortete er mit einem kurzen Nicken. Und Tiberius Lepidus... na sowas. Der Bruder seiner liebreizenden Brieffreundin. Zumindest Höflichkeit und Anstand gegenüber dem Senator würde er zeigen müssen, selbst wenn ihm die Arbeit selbst im Carcer herzlich wenig Spaß bereitete.
"Salve, Magistrat Tiberius", grüßte er schlicht. "Gibt es noch etwas wichtiges zu besprechen, bevor ich dich und deinen Begleiter zu den Zellen führe?" -
Von Pina kam kein Laut mehr, nur ein leichtes Nicken.
"Dacht' ich's mir", kommentierte Avianus schlicht, nicht ohne ein leichtes Lächeln, bei dem Gedanken daran, wie die nun verlegen und schweigend dastehende Quintilia sich gerade eben noch vor dem Sergius aufgebaut hatte, als hätte sie ihn im Ernstfall mit einem Tritt nach Ägyptus befördern können. Dabei fragte er sich natürlich schon, woher die plötzliche Verlegenheit kam. Er führte sich schließlich nicht wirklich anders auf als sonst, mal davon abgesehen, dass ihm der Händler mit seinem Liebestrunk leicht auf den Sack ging. Bevor er aber weiter nachbohren und das Mädchen vermutlich noch unsicherer machen konnte, kam ihm Sila mit einer Frage zuvor.
"Die genießen ihren freien Nachmittag hoffentlich genauso wie ich", antwortete er ihr. Die meisten von ihnen wurden vermutlich ihren Sold in billigen Tabernae wieder los, oder wie er an irgendwelchen Marktständen. Wobei von genießen bisher noch nicht wirklich die Rede sein konnte.
"Was ist mit euch? Seid ihr etwa alleine unterwegs?" Es wurde langsam wohl mehr zur Regel als zur Ausnahme, dass gut gestellte junge Frauen und Mädchen ohne Begleitung durch die Straßen spazierten. Die beiden, die er nun vor sich hatte, marschierten zumindest zu zweit durch die Märkte.
"Kauft zwei Fläschchen, und ihr kriegt eines gratis dazu!", verkündete der Quacksalber daraufhin, und zum ersten Mal ermahnte sich der Iunius, einfach den Mund zu halten. -
Die Leute vor der Tür hatten wieder einmal nicht aufgepasst, sodass ein weiterer Mann in die Taberna trat, hoffentlich nur ein Gast. Jedenfalls sah es danach aus. Avianus' verärgerter Blick zur Tür bekam nur einen mindestens so entschuldigenden Blick Masos zur Antwort, der dem fremden Kerl hinterhergesprungen war und praktisch im selben Augenblick den Kopf durch die Tür steckte, sich allerdings wieder nach draußen zum Tribunus zurückzog, als Antias Entwarnung gab - nicht, ohne leicht verwundert den leicht malträtierten Sagitta und seine restlichen Kameraden zu mustern.
"Kein Getrödel mehr, verstanden?", sagte Avianus schließlich ernst, und beobachtete dabei vor allem den Germanicus. Die kurze, vermutlich private Unterhaltung mit dem Gast war ihm natürlich nicht entgangen. Sowas hatte in einer solchen Situation nichts verloren. In einer anderen wäre es ihm womöglich vollkommen egal gewesen, jetzt war er aber ohnehin schon merklich genervt.
"Schafft ihn nach draußen. Wenn er noch gehen kann, lasst ihn seine eigenen Beine benutzen." Dann wandte er sich um, schritt zur Tür und nach draußen. So wie der Klotz inzwischen zugerichtet war, würden die Milites hoffentlich mit ihm fertig werden. Und Sagitta? Der hielt den anderen am besten die Tür auf, während die den Brocken von einem Mann nach draußen brachten, denn die Dinge, die der Sabidius heute richtig gemacht hatte, ließen sich an einer Hand abzählen. Als Türstopper war er wahrscheinlich hilfreicher.
"Wenn wir jetzt auch noch einen Karren besorgen müssen, sind wir morgen noch hier", sagte er dabei deutlich hörbar, wenn auch mehr zu sich selbst. Und sollte wirklich ein Karren nötig sein, würde in sicherlich der Tribunus daran erinnern. -
Avianus verkniff sich ein leises Seufzen, als die junge Frau von vorhin ihn erneut ansprach, und wollte sie mit einem schlichten Nein abwimmeln, doch bei ihrer zweiten Frage stockte er.
"Ich… ? Bei mir haben mal ein kräftiger Schlag auf den Kopf und ein Becher Honigwein geholfen", gab er keine richtige Antwort, und versuchte zu überspielen, wie unangenehm ihm die Frage war. Sein Privatleben ging schließlich nur ihn was an. "Hör' mal, wenn du von mir einen Rat willst: Such' dir wen, bei dem du keinen Trank brauchst."
Dann konnte er endlich das Gespräch mit den beiden fortsetzen, die sich zuvor als Quintiliae vorgestellt hatten, wobei er allerdings nicht zu hoffen wagte, dass sich die junge Frau mit seiner halben Antwort zufriedengab und sich wieder verzog.
"Da hast du vermutlich recht… und mich freut es ebenso, mit euch Bekanntschaft zu machen"
"Du bist nicht besonders gesprächig, oder?", machte er an Pina gewandt einen kleinen Scherz. Er hatte nichts mehr von ihr gehört, seit sie den Sergius angefaucht hatte, und auch davor war sie still gewesen. Andererseits konnte sie es sich leisten, ihre Schwester redete ganz im Gegensatz zu ihr immerhin für zwei. -
"Nun, wenn es euch so wichtig ist… ich bin…" Avianus brach ab, als die einzige der anwesenden, bei der der Trank wahres Interesse geweckt hatte, plötzlich ihn ansprach. Dabei hatte er zuvor doch gar nicht sie gemeint, sondern vielmehr die sich streitenden, die er noch immer um sich stehen hatte, damit sich die Situation beruhigte und alle wieder ihrer Wege gingen.
"Wie …?", richtete er sich also erst leicht verpeilt an die junge Frau und runzelte die Stirn, weil er gar nicht wirklich daran gedacht hatte, dass inzwischen die Hälfte der Schaulustigen mehr auf sie achtete als auf den alten Quacksalber. "Das Zeug braucht doch kein Mensch. Mit einem Becher Wein hast du wahrscheinlich mehr Glück, und da weißt du dann auch, was drin ist."
"Mein Wundermittel ist gesundheitlich völlig unbedenklich, junger Mann!!!", machte sich der Quacksalber erneut bemerkbar, der die kleine Gruppe von Kritikern, die ihm ganz eindeutig das Geschäft vermiesen wollten, nicht mehr aus den Augen ließ.
"Ach und du bist vermutlich Medicus, was?!"
Der alte Händler schluckte seinen Ärger hinunter und nahm sich vor, lieber wieder die junge Frau von seinem Produkt zu überzeugen.
"Junge Dame, die Wirkung schnöden Weines hält doch sicherlich kein Leben lang… und einen Versuch ist es doch wert, nicht wahr? Um der wahren Liebe willen … und für nur 25 läppische Sesterzen", versuchte der Händler seine Überredungskünste zum Besten zu geben."Äh, ja… Aulus Iunius Avianus, Optio der Cohortes Urbanae", setzte er endlich fort, während er die kleine Auseinandersetzung zwischen dem Sergius und dem Brocken von einem Leibwächter beobachtete. Der Kerl eckte scheinbar bei so ziemlich jedem an. Sein Blick wanderte wieder zu den beiden Mädchen. "Die einzigen Identitäten, die jetzt noch geheim sind, sind dann wohl eure", stellte er schlussendlich trocken fest.
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"Ich hab' eine Genehmigung!!!", rief der Händler verärgert dem Kerl zu, der ihn zuvor zum Schweigen aufgefordert hatte, und wandte sich dann an die junge Frau, die sich zu ihm durchgedrängt hatte. Offensichtlich war sie interessiert an seiner zweifellos hochwertigen Ware.
Der Quacksalber nickte hastig und hielt der Sklavin bereits ein Tonfläschchen entgegen, dessen bernsteinfarbener Inhalt auf den ersten Blick in seiner tatsächlich kaum von Garum zu unterscheiden wäre, wenn auch die Zusammensetzung recht wenig mit Fischsoße gemein hatte. Vermutlich wusste jedoch nicht einmal der Quacksalber selbst, was genau er in seinem Topf verrührt hatte, und es interessierte ihn auch nicht sonderlich, solange es nicht wie Garum roch.
"Natürlich, wer auch immer davon trinkt und bis zu dem Augenblick, an dem sich die Wirkung entfaltet, an deiner Seite bleibt, wird sich nicht mehr von dir lösen wollen", säuselte der alte Mann und wedelte mit dem Fläschchen.Avianus verfolgte unterdessen die kleine Auseinandersetzung zwischen dem kleinen Mädchen und dem Typen, den er zuvor weggestoßen hatte. Sein Grinsen hatte sich vollends verflüchtigt und einem unschlüssigen Ausdruck Platz gemacht. Am einfachsten wäre es natürlich einfach zu verschwinden. War ja nicht seine Cervisia, schließlich hatte er frei und irgendwelche Streitereien auf dem Markt brauchten ihn solange nicht zu interessieren. Dafür würden seine Kollegen wieder für Ruhe sorgen müssen. Es regte sich der verantwortungsbewusste Teil in ihm, vermutlich derselbe, der vor Jahren den Eid geleistet hatte, und seine Beine täglich dazu brachte, sich aus dem warmen Bett zu erheben, um sich über den taufeuchten Exerzierplatz oder in die dämmrigen Straßen zu bewegen, und zwang ihn dazu sich einzumischen.
"Wir brauchen doch sicher alle keinen Liebestrank, warum gehen wir also nicht einfach wieder unseren Geschäften nach?", warf er ein, ohne für eine Seite Partei zu ergreifen. Dann stünde er nämlich vor der nächsten schwierigen Entscheidung. Der gehässige Typ, der einfach so tat, als wäre er seiner Meinung, oder die tratschenden kleinen Mädchen, von denen sich zumindest eine für eine ganz große hielt... ? -
Alexandria. Gut, das war weit her, Durus hatte nicht gelogen. Und außerdem machte es ihn noch ein wenig mehr neugierig. Avianus selbst hatte Italia bis auf seinen kurzen Abstecher nach Germania nie verlassen. Doch anstatt weiter wegen Durus' Herkunft nachzuhaken, entschloss er sich, dessen Frage zu beantworten. Die Gründe dafür lagen mehr oder weniger auf der Hand. Beim Essen wollte er das Essen riechen, nicht Durus, wenn er auch so einiges gewohnt war.
"Da gibt es einige Möglichkeiten. Die einfachsten wären wohl, sich bei den Cohortes Urbanae oder bei der Legio I in Mantua zu melden. Bei ersteren diene ich selbst, und ein weiterer Verwandter von uns bei der letzteren als Tribunus." Wobei er von Seneca schon länger nichts mehr gehört hatte. Wie es dem wohl so ging? Vermutlich blendend, wenn er seine Arbeit nicht schlechter machte als zu seiner Zeit als Centurio. Er schrieb ohnehin ständig Briefe, vielleicht sollte er einmal einen nach Mantua schicken. Aber er schweifte wieder einmal ab… ein kurzes Räuspern folgte, dann setzte er fort:
"Wofür du dich auch entscheidest, für die nächsten Tage lässt sich hier bestimmt ein Zimmer für dich vorbereiten. Und ein Bad." -
So langsam ging Avianus das Gebrüll des Verkäufers auf den Keks, und ausgerechnet denjenigen der Schaulustigen, der sich bemerkbar machte und seine Meinung zu dem Gepansche kundtat, stieß er versehentlich beiseite. Was standen da auch so viele Leute rum... die konnten doch unmöglich alle irgendwen verführen wollen.
"Da muss ich nichts verbessern! Die ist schon Weltklasse!", rief noch der Quacksalber dezent gereizt zurück, als sich Avianus zu demselben Mann umwandte, doch der kam ihm zuvor, als er sich entschuldigen wollte. Leicht verdutzt blickte er den Typen an, den er zuvor angerempelt hatte. Was? Liebestränke? Er? Er brauchte einen Moment, bis er verstand, worauf der junge Mann hinaus wollte, und gleich darauf lachte er laut auf. Das wär's noch. Ein Liebestrank von irgendeinem zwielichtigen Quacksalber als Geschenk. Perfekt.
"Ach das? Das hab' ich gar nicht nötig …", meinte er breit grinsend, "Und wer weiß schon, was in dem Gesöff so drin ist. Ich will nur nach da hinten zum alten Cresperius." Er deutete flüchtig zu einer nahe gelegenen Straße. "Äh... und entschuldigung. War keine Absicht, das Schubsen ..."
"Und einmalig schnell geht das! Mit Garantie! Ein paar Tropfen, und schon gehört sie euch... oder er!"
"Halt mal den Rand!" -
Einfach mal die Castra hinter sich zu lassen und sich unters Volk zu mischen war an manchen Tagen eine nette Abwechslung. Die vielen Leute, deren reges Treiben, die Gerüche...
Die Ablenkung vom hin und wieder tristen Alltag war aber nur ein angenehmer Nebeneffekt, es gab noch andere Gründe weshalb es Avianus an diesem Tag zu den Märkten zog. Doch nicht weil er irgendetwas brauchte, jedenfalls nichts für sich selbst. Ein Geschenk. Er brauchte ein Geschenk. Ein besonderes noch dazu. Natürlich könnte er ihr auch irgendetwas schenken, aber welchen Sinn hätte das? Außerdem hatte er ihr noch nie etwas geschenkt… jedenfalls nichts, das greifbar wäre. Unmöglich, wenn er daran dachte, wie lange sie sich bereits kannten. Und dann waren da noch die Saturnalien. Die traditionellen Geschenke hatte er schon gleich zu Beginn verworfen. Wachs- und Tonfiguren oder Kerzen waren nicht … besonders genug. Abgesehen davon, dass Traditionen zwischen ihm und Sibel ohnehin keine Rolle spielten.
Er schlenderte an den Marktständen vorbei und ließ seinen Blick über die angebotenen Waren schweifen. Krimskrams, Essen, Stoffe... und irgendwo im Hintergrund pries ein Quacksalber seinen Liebestrank an: "Sagitta Cupidinis! DER Liebestrank schlechthin! Du bist ein einfacher Germane? Bauer? Die Tochter eines Bauern?"
Schöne, besondere Geschenke waren immer so kompliziert. Wenn es nicht eines dieser Standardgeschenke sein sollte, die immer halbwegs in Ordnung waren, völlig egal wem man sie überreichte, blieb einem nichts anderes übrig, als sich ewig den Kopf zu zerbrechen, bis einem etwas Besseres einfiel. Avianus kam vor allem eines in den Sinn: Er hätte Torquata gebrauchen können.
"Angle dir deine Traumfrau… oder deinen Traummann! Mit Sagitta Cupidinis!"
Dieses Mal blieb ihm jedoch nur der Händler Casperius Verus, ein Krämer, der so ziemlich alles verkaufte, was in eine Tasche passte, und auf dessen Laden er nun zusteuerte.
"Funktioniert sogar bei eitlen Patrizierinnen!"Sim-Off: Wer auch immer mag sei herzlich eingeladen
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Paullus Ovidius MentoDem Optio schliefen zwar langsam die Füße ein, während er den Tirones dabei zusah, wie sie ihre Runden um den Platz drehten, zumindest beobachtete er aber, dass sie die Übungen nicht umsonst machten. Die Rekruten wurden stetig besser. Der Ovidius ließ seine Frischlinge noch etwas marschieren, bis er fürs erste zufrieden war.
"Das sieht ja schon halbwegs akzeptabel aus... gut!", versuchte sich Mento zur Abwechslung an einer Art Lob, und wäre er mit seinem Kopf nicht schon wieder ganz wo anders, wäre er darüber ebenso überrascht wie vermutlich einige der Tirones. Gedanklich war er nämlich schon in seiner Mittagspause und ganz nebenbei zählte er schon jetzt die Stunden bis zum Feierabend.
"Ihr könnt aufhören, macht eine Pause, Tirones. Abite. -
Ad Tiberia Lucia
Casa Accia Ducciaque
RomaA. Iunius Avianus Tiberiae Luciae s.p.d
Lucia, geschätzte Tiberia, wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?
Zuallererst ist es aber an mir, mich für meine verspätete Antwort zu entschuldigen. Doch mit Sicherheit verzeihst du mir ebenso wie ich dir letztens verziehen habe. Manchmal wünschte ich, ich könnte meine gesamte Zeit mit dem Lesen und Verfassen unserer Briefe verbringen, dann würdest du allerdings nicht in den Geschmack des fragwürdigen Vergnügens kommen, das ich dir dieses Mal zuteilwerden lasse:
Bisher hatte ich gedacht, feine Damen, wie du mit Sicherheit eine bist, würden sich davor scheuen, Geschichten über den rauen Soldatenalltag zu lesen und darüber, was sich täglich in düsteren Seitengassen und zwielichtigen Tabernae abspielt. Da du mich nun aber ausdrücklich darum gebeten hast, kann ich dir ein paar Geschichten über meine Arbeit wohl kaum verwehren.Hast du etwa schon von diesem wuchernden Geschwür einer Christianersekte in Trans Tiberim gehört? Vor einer Weile hatte ich den Befehl, mit einer kleinen Truppe mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Ich und meine Männer versuchten, die Ermittlungen friedlich durchzuführen und vorerst keine Gefangenen zu machen, dennoch ließ es sich eines dieser verrückten Sektenmitglieder nicht nehmen, mit einem seiner Freunde unsere Ermittlungen zu behindern und einen meiner Soldaten mit einem Messer zu bedrohen. Belohnt wurde seine Dummheit im Anschluss mit einer Gehirnerschütterung, denn selbstverständlich sind die Soldaten der Cohortes Urbanae allemal dazu fähig, einen dürren Wicht mit einem Küchenmesser zu überwältigen.
Dennoch ist es immer wieder überraschend, mit welcher Selbstsicherheit sich aufmüpfige Zivilisten voll ausgerüsteten und ausgebildeten Soldaten der Stadtwache in den Weg stellen. Erst letztens musste ich gemeinsam mit einer Handvoll Männer in einer Taverne eine Schlägerei mit einem Kerl über mich ergehen lassen, der sich in meinen Augen vollkommen grundlos gegen uns gestellt hat. Der Mann war ein Riese, zweifellos dazu in der Lage einen in einem Moment der Unachtsamkeit quer durch den Raum zu werfen, und zäh wie ein Ochse noch dazu. Die Zahl an Schlägen, die wir aufbringen mussten, um ihn auf die Knie zu zwingen, hätten so manchen anderen bestimmt in die Bewusstlosigkeit oder gleich ins Jenseits befördert.
Und dann wäre da noch der Mord, der sich damals am helllichten Tag auf offener Straße ereignet hat. Irgendein armer Hund hat einfach einen syrischen Händler direkt an seinem Marktstand abgestochen und kurz darauf sich selbst. Als ich mit einer kleinen Truppe dort ankam, hatten sie bereits die halbe Straße in ihr Blut getränkt und ihr Anblick ein ganzes Viertel an Schaulustigen angezogen. Zwischen all den Leuten war es unsere Aufgabe, die Sauerei wieder aufzuräumen und im Anschluss noch zu versuchen, irgendetwas über den Vorfall in Erfahrung zu bringen. Alles, was wir jedoch über die beiden herausfinden konnten, war, dass der Händler Gerüchte über eine Iulia verbreitet hat. Was der Mörder damit zu tun haben könnte, erschließt sich mit allerdings noch nicht. und zu allem Überfluss war noch ein lästiger Dieb schneller als wir und hat dem Mörder die Taschen geleert, bevor wir dort waren.Liebend gerne erzähle ich dir natürlich auch von dem Tratsch der einfachen Leute, der für gewöhnlich mit Sicherheit nicht bis zu dir durchdringt, wenn sich für mich auch nichts davon nach der Wahrheit anhört.
Ein paar hoffnungslose Romantiker meinten, ihr hättet euch Hals über Kopf in einander verliebt, und trotz eures unterschiedlichen Standes und der Erwartungen, die deine Familie sicherlich an dich stellt, geheiratet, andere wiederum meinen, du hättest den Verstand verloren. Und dann wäre da noch die Handvoll Leute, die glaubt, entweder dein germanischer Ehemann hätte etwas eingefädelt oder dein Bruder führe etwas im Schilde.
Nicht zu vergessen, ich habe von einem Quacksalber gehört, der auf den Märkten einen Liebestrank verscherbeln soll, der selbst die schönste Patrizierin dazu bringen soll, sich in mich zu verlieben. Vielleicht hast du vor deiner Hochzeit ja von seltsam schmeckendem Wein gekostet?Gut, das Papyrus wird knapp, wenn es auch noch für ein paar abschließende Worte reichen wird. Ich hoffe, mit diesem Brief ist deine Neugier ein wenig gestillt, und dass mir bald wieder eine Nachricht von dir überbracht wird. Denn nachwievor ist kein Briefwechsel unterhaltsamer als der diese.
Fac valeas.
Avianus -
Avianus nickte leicht, als sie ihm antwortete und streifte sich die Tunika über. Dann wusste er zumindest, wo er sie finden konnte.
Ihre sehnsuchtsvoll gestellte Frage brachte allerdings leichte Sorgenfalten zum Vorschein. Es schien wieder genauso wie früher zu sein. Sie beide würden die Zeit totschlagen, die zwischen ihren Treffen lag, sich schier endlos anfühlende Tage, für ein paar gemeinsame Stunden. Aber das war es wert, sagte er sich. Und zumindest würde er dieses Jahr den Winter in Roma verbringen, was ja schon mal ein Fortschritt war. Er stand vom Bett auf, tappte durchs Halbdunkel und bückte sich nach seinem Gürtel.
"Ich weiß es nicht. Jedenfalls nicht genau", antwortete er, während er den Cingulum anlegte. Eigentlich hatte er ja auch geplant, dieses Treffen früher stattfinden zu lassen.
"Aber wenn ich das nächste mal frei habe, werde ich von der Zeit etwas für dich reservieren. Und wenn länger keinen freien Tag habe, lege ich die Schichten meiner Leute einfach so, dass ich mal für ein paar Stunden nichts zu tun habe", meinte er schließlich mit einem Grinsen, überspielte so gekonnt seine Sorge und trat er wieder ans Bett, um sich auf den Rand zu setzen und die Caligae zu verschnüren.
"Dann muss ich nur noch hoffen, dass die keinen Mist bauen, solange ich weg bin", fügte er murmelnd hinzu, mehr zu sich selbst und noch immer ein leichtes Lächeln in den Zügen, bevor er sich wieder Sibel zuwandte. "Mach dir keine Sorgen. Man wird mich nicht bis ans Ende aller Tage in der Castra einsperren. Erst recht nicht die ganzen Saturnalien über."
Für einen letzten flüchtigen Kuss lehnte er sich zu ihr hinüber.
"Und du passt solange einfach auf dich auf."