Beiträge von Tiberius Iulius Crassus

    Nachdem der Bote aus der kaiserlichen Kanzlei in der Casa angekommen war, hatte man Crassus direkt informiert.


    Am darauf folgendem Tag, dem Tag des Termins, ging Crassus, in seine schönste Toga gewandet, durch Rom in Richtung des Palatium Augusti. Das Schreiben des Iulius Potitus hatte er ebenfalls dabei, da sich dieses an den Pompeier richtet und dieser ihn nun zum Termin geladen hatte. Ein wenig wunderte sich Crassus schon darüber, er hatte erwartet von dem Procurator a Rationibus eingeladen zu werden. Aber vielleicht ist er zur Zeit nicht zu gegen.


    Am Tor zum kaiserlichen Palast wurde Crassus sofort von einem Soldaten der Prätorianergarde aufgehalten.
    ,,Mein Name ist Tiberius Iulius Crassus und ich habe einen Termin beim Procurator a Libellis, Gaius Pompeius Imperiosus.", den letzten Teil betonte er besonders, damit der Gardist direkt wusste, wohin es gehen sollte.

    Der nächste Sklave, der ihn zurecht wies. Ruhig hörte Crassus den Aussagen und Erklärungen des Maiordomus zu, während er sich noch einen Kelch des verdünnten Weins genehmigte. Der war wirklich gut, also für einen der nicht aus Hispania kam.

    ,,In Ordnung.", sprach Crassus kurz und knapp, nachdem er den Becher wieder von seinem Mund abgesetzt hatte und willigte so in den angedeuteten Kompromiss ein. Weniger, weil er die Handhabe mit den Sklaven in der Casa guthieß, sondern mehr weil er dann dieses leidliche Thema wieder beenden könnte, und vor allem auch, weil er dem Hausherrn sicher nicht auf die Füße treten wollte, denn ihm hatte er den Aufenthalt in der Casa Iulia indirekt zu verdanken und Crassus wollte sich sicher nicht direkt bei seinem Gönner unbeliebt machen. Aber eines war ihm klar, wenn er der Hausherr wäre, dann würde hier so einiges anders laufen, doch dies behielt er lieber für sich und einigte sich trotzdem mit Phocylides.


    Es dauerte einen kleinen Augenblick, bis das Schweigen wieder gebrochen wurde.
    ,,Eine Frage habe ich tatsächlich über den Stammbaum. Welche genaue Bedeutung hat diese leichte graue Linie?", wechselte er das Thema und knüpfte so wieder an die anfängliche Frage des Maiordomus an.

    Die Überraschung, über den Besuch des Maiordomus, in Crassus Gesicht wich einem leicht genervtem Gesichtsausdruck, als dieser mit seinem eigentlichem Anliegen raus rückte. Jetzt musste sich Crassus nicht nur mit den niederen Sklaven herumärgern, sondern dann kam auch noch der "Obermufti" des Sklaven Haushalts zum schnüffeln.


    ,,Also. Ich weiss nicht, wie das hier üblich ist, aber da wo ich herkomme, haben Sklaven das zu tun, was man ihnen aufträgt.", reagierte sich Crassus erst einmal etwas an dem eigentlich unschuldigen Phocylides ab.


    Nachdem er sich etwas Luft gemacht hatte und einen Schluck von dem wirklich köstlichen verdünntem Misener genommen hatte, sprach er in einem angemessenerem Ton weiter.
    ,,Du sprichst von dem Cellarius, der eben noch hier war, und von dieser jungen Ägypterin.", vermutete Crassus mal ganz ins Blaue, da dies die beiden einzigen Sklaven waren, die einen gewissen Eindruck bei ihm hinterlassen hatten. Ob dies nun an ihrem Aussehen, oder ihren Widerworten lag.
    ,,Und dazu kann ich dir nur eines Sagen. Das Verhalten der Ägypterin. Suniro, heisst sie glaub ich. War in keiner Hinsicht akzeptabel. Und als ich ihr einen Auftrag gab, hat sie sich pekiert und ist rauschend abgedampft. Kein Funken Anstand oder Respekt!", ließ er sich doch tatsächlich in seiner kleinen Rage dazu hinreissen einen Kommentar über die Sklavin abzugeben, wie als wenn er sich wirklich rechtfertigen müsste. Doch da sich Crassus gerade in diesem Redefluss befand und ihm auch der Wein ein wenig zu Kopf stieg, sprach er weiter.
    ,,Über den Cellarius, kann ich im Prinzip nicht viel sagen, ausser das ich ihm die Aufgabe gab, mir genau diesen Wein, den nun du mir brachtest, her zu bringen. Scheinbar, sonst ständest nun nicht du vor mir, war dies schon zu viel.
    Leicht genervt, beendete Crassus diesen Satz und wunderte sich dann im Nachhinein doch ein wenig, wieso er das Gefühl hatte, sich rechtfertigen zu müssen. servorum servi - cives civibus, hallte es plötzlich durch seinen Kopf.

    Es dauerte eine Weile, bis es wieder an der Tür klopfte. Crassus bat die Person auf der anderen Seite herein und war nicht schlecht erstaunt, als sich dann plötzlich Phocylides vor ihm befand. Der Maiordomus höchstpersönlich brachte ihm den geforderten Wein in sein Cubiculum.


    ,,Stell ihn hier her.", antwortete Crassus freundlich, aber nicht ohne seine Überraschung zu verbergen.
    ,,Ich kann ja nachvollziehen, dass der Cellarius mir nicht selbst den Wein bringt, sondern dies delegiert. Doch wieso kommst dann gerade du her? Hast du als Maiordomus nicht wichtigere Sachen zu tun, als mich mit Wein zu versorgen?", sprach Crassus dann seine Gedanken laut aus, ehe er sie gänzlich zu Ende gedacht hatte.
    ,,Und ja. Ich habe bereits einen Blick drauf geworfen.", bemerkte Crassus kurz am Rande.


    Gespannt, warum jetzt ausgerechnet der Maiordomus ihn in seinem Cubiculum besuchte, goß er sich den so hochgelobten Wein in einen Kelch und verdünnte diesen mit etwas Wasser, bevor er einen Schluck nahm. Es war ein wirklich guter Wein, dieser Misener von Onkel Proximus.

    Ein Misener ... Gut. Mit Sicherheit nicht so gut, wie den hispanischen Wein, den Crassus aus seiner Heimat gewohnt war, doch würde dieser seinen Zweck sicherlich auch erfüllen.
    Ach ja ... seine schöne Heimat. Rom war so voll und laut, dagegen glich die Gegend um Osca einem Paradies der Stille. In dem Moment fiel dem Iulier ein, er wollte noch seiner Mutter einen Brief schreiben, dass er auch gut angekommen sei. Aber das könnte noch einen Augenblick warten, immerhin stand ihm hier nun stets etwas Papyrus und Schreibzeug zur Verfügung.
    Wo waren wir noch gleich? Genau ...


    ,,Sehr gut.", lobte er die Auswahl des Cellarius. ,,Dann besorg mir eine Kanne des Miseners, sowie eine Kanne frischen Wassers.", wiederholte Crassus seine Anweisung von vorhin. Danach drehte er sich wieder zu der großen Stammbaumrolle aus Papyrus zurück und fuhr mit dem Studium fort.
    Noch ehe der Sklave eine Reaktion zeigen konnte, sprach Crassus in seinem gewohnt leicht sarkastischem Unterton, in Richtung der Papyrusrolle: ,,Du weisst ja wo der Weinkeller ist."


    Und wollte der Makedone seine Stellung als Cellarius behalten, die ja für einen Sklaven bereits einige Stufen der Karriereleiter höher lag - Man nehme nur an, er wäre als Ruderer auf einer Galeere oder als Einheizer in einer der Thermen, wo die meisten Sklaven recht schnell an einer Rauchvergiftung dahin rafften, tätig. So eine Arbeit als Cellarius war sicherlich eine der Angenehmeren, mit denen man einen Sklaven beschäftigen konnte. - dann sollte er am Besten zusehen, dass er sich auf den Weg machte, ohne viel Widerworte oder Gezeter. Crassus war es ziemlich egal, ob er den Auftrag selbst ausführte oder bloss weitergab, so lange er seinen verdammten Wein noch heute bekommen würde. Was maßen sich die Sklaven in dieser Casa eigentlich alles an.
    Oh! Sieh mal da!, wechselten seine Gedanken plötzlich das Thema, als er bemerkte, dass er ja sogar der der Neffe, mütterlicherseits, des großen Maximus Decimus Meridius war. Ein legendärer Feldherr, von dem er schon viel gehört hatte.

    Als der Sklave den Namen des Iuliers in einem eher freundlichem Tonfall aussprach, nickte er bloß kurz, ehe er dem Sklaven sagte, wohin er mit den Schriftstücken sollte.


    Crassus hatte bereits einen Blick auf die kleine Übersicht geworfen, die auf die Tabula gekritzelt wurde, als sich der von ihm nicht mehr beachtete Sklave hinter ihm erneut meldete: Er sei der Cellarius.
    Kurz dachte der Iulier nach, ehe er ein Kommentar dazu abgab, ohne sich erneut umzudrehen.
    ,,Ach ... Du bist der Cellarius.", kam es in einem leicht sarkastischem Unterton über seine Lippen. Sein Blick überflog die Tabula, bis er unten bei der Auflistung der Sklaven an kam.
    ,,Sag mal, Alexander.", begann er, ihn mit seinem Namen, den er der Tabula entnahm, anzusprechen. ,,Ich nehme an, dann hast du doch einen enormen Kenntnisstand, über die verschiedenen Sorten, die sich momentan in der Casa befinden, oder?", versuchte er den Cellarius ein wenig zu locken, in dem er ihn auf seine Kompetenz in genau seinem Aufgabengebiet ansprach. ,,Welchen Wein könntest du mir denn dann besonders empfehlen?", fragte er in einem ernsten Tonfall und drehte sich dabei zu dem Makedonier um, ohne sich von seiner Sitzgelegenheit zu erheben.

    Es war bereits später am Abend und gegessen hatte Crassus selbstverständlich auch schon, als er es sich gerade mit der Lektüre des Buches "De Bello Gallico", verfasst von Gaius Iulius Caesar höchstpersönlich, dass Crassus in der Bibliotheca der Casa Iulia gefunden hatte.
    Da klopfte es an der Tür. Crassus richtete sich auf und legte die Lektüre auf den kleinen Beistelltisch neben seiner Liege, stand auf und bat den Klopfenden herein.
    ,,Herein!"


    Die Tür öffnete sich und ein Sklave betrat den Raum. Er war bereits mittlerem Alters und trug eine besonders große Papyrusrolle sowie eine Tabula. Dabei musste es sich ganz offensichtlich um den Stammbaum der gens handeln.
    ,,Ist das der Stammbaum, um den ich gebeten habe?", stellte Crassus diese rhetorische Frage dennoch. ,,Leg die Sachen einfach dorthin.", sprach er weiter und zeigte dabei auf den runden Tisch, der in einer der Ecken des Cubiculum stand.


    Nachdem der Sklave seine Anweisungen befolgt hatte, schickte er ihn auch gleich wieder los.
    ,,Du kannst gehen, aber bring mir noch eine Kanne mit verdünntem Wein.", sprach Crassus und setzte sich an den Tisch um sich einen Überblick über die abgegebenen Sachen zu verschaffen und beachtete dabei den Sklaven nicht weiter.

    ,,Es würde mich freuen, ihm mal zu begegnen.", entgegnete Crassus, als Potitus von den Jüngeren Mitgliedern der Familie sprach. Da er sich ja nun erstmal für einige Zeit in der Casa aufhielt, würde er den nächsten Besuch des Iulius Dives sicherlich mitbekommen.


    Ebenso Proximus und Centho würde er gerne mal kennen lernen. Er war schon sehr gespannt, dem Tribun der Cohortes Urbanae höchstpersönlich zu begegnen.


    Aber all dies hatte noch Zeit, er wollte jetzt nichts überstürzen.
    ,,Ich danke dir, für den herzlichen Empfang und alles Weitere. Ich werde mich nun in mein Cubiculum zurückziehen.", sagte Crassus noch zu Iulius Potitus, ehe er das Atrium verließ und sich auf den Weg zu seinem Cubiculum machte.

    Ob der Maiordomus Phocylides noch etwas für Crassus tun konnte?
    ,,Nein, erstmal nicht.", bemerkte er knapp, ehe er sich Potitus wieder zuwandte.


    Kurz bevor Phocylides ging, fiel ihm doch noch etwas ein.
    ,,Eine Sache wäre da doch noch.", hielt er den Maiordomus auf. ,,Kannst du mir einen Stammbaum der gens in mein Cubiculum legen lassen?"


    Danach wandte er sich wieder Potitus zu.
    ,,Sag, Potitus, welche anderen Iulier sind im Moment in der Casa ansässig? Die würde ich gerne kennen lernen.", kurz gähnte Crassus, ehe er weitersprach. ,,Entschuldigt. Allerdings würde ich dies dann gerne auf die kommenden Tage verschieben. Die Reise war lang und strapaziös. Ich würde mich erstmal gerne zurückziehen und bis morgen ausruhen."

    Nun war der genannte Tag schon bereits angebrochen und Crassus machte sich ein paar Stunden nach Sonnenaufgang auf den Weg zur Casa Pompeia. Gehüllt in eine schicke Tunika und bewaffnet mit dem Schreiben des Potitus und seinem neuen Siegelring am Finger machte er sich auf den Weg. Er hoffte die gewünschte Person auch dort anzutreffen.


    Der Weg war nicht allzu weit, so dass der Iulier nicht lange brauchte um sich bis zum pompeiischen Wohnsitz durchzuschlagen.
    An der Casa angekommen, ging er zu der großen Eingangstür, der Porta, und schlug zweimal feste mit seiner Handfläche dagegen, dass man ihn auf der anderen Seite auch nicht überhören könne.


    BUMM BUMM
    machte es dabei. Crassus ging einen Schritt zurück und wartete ab, bis ihm jemand öffnete.

    Zornig ist sie sogar noch hübscher...
    Mit einem Mordskrach verliess die aufgebrachte Sklavin sein Cubiculum. Dabei hatte sie es sich selbst zuzuschreiben, immerhin wollte sie mit ihm Spielchen treiben, doch Crassus hatte es durchschaut, den Spieß umgedreht und ihr eine vernichtende Niederlage zugefügt. Es hatte ihm sogar ziemlichen Spaß gemacht.
    Vermutlich wird sie nun nicht mehr gut auf ihn zu sprechen sein, allerdings war sie ja auch bloss eine Sklavin.


    Gerade hatte es sich Crassus auf seiner Liege gemütlich gemacht, da klopfte es an der Tür.
    ,,Ohje. Was will sie denn noch ...?", murmelte Crassus vor sich hin, ehe er aufstand und die Person vor der Tür herein bat.
    Es handelte sich dabei aber nicht um die bezaubernde Tsuniro, sondern bloss um einen weiteren Sklaven, der ihm ein Schreiben überreichte und dann wieder verschwand.


    Mit einem kurzen Blick erkannte er, dass es sich dabei um das Schreiben des Iulius Potitus handelte, dass er bei Gaius Pompeius Imperiosus abgeben soll, wenn er ihn besuchte.
    Doch die Strapazen der Reise, der Unterhaltung mit Potitus und dem Maiordomus, sowie das nette kleine Geplänkel mit Tsuniro forderten nun ihren Tribut. Außerdem war der Mond draussen bereits aufgegangen. Schläfrig löschte er das Licht, machte es sich wieder auf seiner Liege gemütlich und schlief langsam ein.
    Der Besuch sollte bis zum nächsten Tag warten können...

    Diese verführerische kleine Schlange, ging es Crassus durch den Kopf, als sie auf seine Frage geantwortet hatte. Einen leisen Verdacht hatte er bereits, als sie ihm den Ring überbrachte, doch jetzt hatte er es geschafft, die schöne Ägypterin aus der Reserve zu locken, denn alte Gewohnheiten legt man nur schwer ab und er war sich sicher. Beinahe wäre es ihm entgangen, denn kaum einen Augenblick später legte sie ihre sanfte Hand an seinen Hals und fing erneut an ihn zu verführen.


    Als sie sich aufmachte sein Cubiculum zu verlassen, ... Ihre Rückenpartie war mindestens genauso hinreissend wie ihre Front. Diese wohlgeformten Kurven. ... dauerte es einen Atemzug, bis er seine Gedanken wieder ordnen konnte.
    ,,Tsuniro. Warte!", sagte er in einem leicht herrischen Tonfall. ,,Du hast mir einen großen Gefallen getan, indem du mir diesen Ring gegeben hast. Nun möchte ich mich dir auch etwas geben."


    Kurz wartete er, bis sich die liebreizende Schönheit wieder umdrehte und ihn ansah. Daraufhin drehte er sich ebenfalls um und trat an seinen Tisch heran. Ein kleines bereitgelegtes Stück Wachs, wurde von Crassus in die kleine Kelle gelegt, welche er dann über die brennende Kerze hielt. Es dauerte nicht lange, da war der Wachs auch schon geschmolzen und der Iulier träufelte etwas davon auf das Papyrus, drückte seinen neuen Siegelring hinein und unterschrieb mit einer in Reichweite liegenden Schreibfeder. Danach rollte er den Brief zusammen und drehte sich mit ihm in der Hand zu Tsuniro um.
    Diese stand noch immer etwas verdutzt vor ihm und wartete auf das was passieren würde. Zumindest hoffte Crassus insgeheim, dass sie etwas verwirrt war und seinen Plan noch nicht durchschaut hatte.


    ,,Hier nimm dies und bring es zum Palatin, Servus!", sagte er in einem Befehlston, von dem er selbst überrascht war, besonders betonte er das letzte Wort. Doch wollte man, das Sklaven etwas tun, musste man es ihnen befehlen.


    Ad
    Procurator a rationibus
    Potitus Plennius Flamininus
    Administratio Imperatoris
    Roma, Italia



    Salve Procuratore!


    Mit diesem Schreiben ersuche ich, Tiberius Iulius Crassus, Sohn des Titus Iulius Rufus, um eine Einladung in dein Officium zu einem Gespräch. Ich würde gerne in der Finanzabteilung der kaiserlichen Administration als Notarius meinen Beitrag zum Wohle Romas leisten. Erfahrungen in der Verwaltung und mit Finanzen habe ich bereits sammeln können und würde diese nun gerne als Notarius einbringen.


    Ich verbleibe in Erwartung deiner Antwort in die Casa Iulia zu Roma. Mögen die Götter eine schützende Hand über dich und die Deinen legen.


    Vale bene,


    http://imperiumromanum.net/ima…el_gens_Iulia_Papyrus.png
    SCITUM PER SIGNUM


    Tiberius Iulius Crassus



    Mit einem sehr ernstem Gesichtsausdruck drückte Crassus ihr den Brief in die Hand, doch hinter seinen Augen tanzte der kleine Iulier in ihm wie verrückt, aufgrund der Tatsache, dass er sie entlarvt hatte.

    ,,Der Siegelring meines Vaters ist bei seinem Tode abhanden gekommen. Wir vermuten, er wurde während der Schlacht geraubt."
    Nervös zuckte Crassus mit seinem rechten Bein. Die Situation war ihm sichtlich unwohl, obwohl er an sich nichts zu verbergen hatte. Es handelte sich dabei bloß um ein wahrlich unangenehmes Verhältnis, in dem er sich befand.
    ,,Es soll nun keine Entschuldigung sein, aber ich bin in meinem bisherigen Leben nie wirklich von dem Weingut fortgegangen. Es war nie nötig mich "auszuweisen"." ,versuchte Crassus die Fragen an ihn wahrheitsgemäß zu beantworten. "Und ... uns fehlten auch die entsprechenden Sesterzen. Ich habe meine ganzen Ersparnisse für die Reise hierher aufgebraucht."


    Dankend blickte Crassus seinen Verwandten Potitus an und stimmte ihm zu, ihm die Aufwendungen für den Ring sobald es geht zu begleichen. Sobald er den Ring in seinen Händen hielt, würde er sich endlich als richtiger Römer fühlen und sein eigentliches Leben könne beginnen.

    Tsuniro hieß die exotische Schönheit also, oder zumindest sollte Crassus sie so nennen, denn so wie sie überlegt hatte, ehe sie ihm ihren Namen genannt hatte, konnte es sich eben so um einen erdachten Namen handeln.
    Was hatte sie zu verbergen, ging es Crassus kurz durch den Kopf, ehe er wieder von etwas Wichtigerem abgelenkt wurde.
    Die Ägypterin streckte ihm einen Ring entgegen. Es handelte sich um den Siegelring, der für Crassus selbst angefertigt wurde. Seinen eigenen Siegelring. Er konnte es kaum fassen. Er blickte auf die langen feingliedrigen Finger, die ihm den Ring vor die Nase hielten. Er erkannte gut das Emblem der gens Iulia, die fliegende Taube, auf dem Siegelring.
    Gerade als Tsuniro ihn fragte, ob sie ihm den Ring anstecken solle, griff Crassus bereits nach ihrer Hand, also nach dem Ring und striff ihre Hand bloß rein zufällig. Die zarte und weiche Haut Tsuniros gefiel ihm.


    ,,Danke.", bemerkte er, während er seine Aufmerksamkeit erstmal dem Ring zuwandte. Er steckte ihn sich auf den Finger und betrachtete seine Hand ausführlich. Kurz darauf wandte er sich von Tsuniro ab und näherte sich dem runden Tisch, auf dem noch immer das Schreiben an den Procurator lag. Er sah es sich kurz an und machte eine kurze Trockenübung mit dem Ring, indem er ihn langsam auf das Papyrus drückte, ungefähr dort wo er auch unterzeichnen wollte.


    Kurz hatte er beinahe Tsuniro in seinem Rücken vergessen. Langsam drehte er sich wieder zu ihr um, trat ein paar Schritte auf sie zu und blieb erst kurz vor ihr stehen. Er konnte ihren Atem auf seinem Kinn spüren, so nah war er ihr gekommen.
    ,,Sag, in welchem Verhältnis stehst du zum Hausherrn Iulius Centho?", fragte er plötzlich und versuchte damit noch mehr aus der Ägypterin heraus zu bekommen, die so mysteriös tat.

    Na das verlief doch etwas anders, als Crassus zunächst erwartet hatte. Kaum hatte er die junge Dame angesprochen, da schob sie ihn bereits in sein Cubiculum hinein und schloss die Tür hinter sich mit dem Fuß.


    Völlig überrumpelt stand er nun in seiner neuen Unterkunft in der Casa Iulia. Ihm gegenüber stand diese junge makellose Schönheit, die Crassus ihren Namen noch nicht offenbart hatte.
    ,,Gerade diese Schönheit, erweckt in mir ein sehr großes Interesse an deinem Namen.", konterte er auf ihren Versuch, hinter ihrem Schild der Anonymität zu bleiben.


    Der Iulier trat einen Schritt von ihr zurück und blickte sich in seinem neuen Zuhause um, stets ohne die Exotin aus seinem Blickwinkel zu entlassen. Das Cubiculum war wirklich schön eingerichtet. Es besaß alles was sein Herz begehrte. Eine große Truhe für Kleidung, eine breite Liege zum Sitzen und Schlafen, sowie eine kleine Sitzecke, mit zwei Stühlen und einem runden Tisch, auf dessen Oberfläche Schreibzeug sowie ein ausgerolltes Schriftstück aus Papyrus lag, dessen Inhalt von Crassus Position nicht zu erkennen war, wobei es sich allerdings um sein Bewerbungsschreiben handeln musste.
    Als sich sein Blick wieder auf die Frau, die noch immer in der Nähe der Tür stand, fokussierte, fiel ihm wieder ein, was sie gesagt hatte.
    ,,Du sagtest, du hättest etwas für mich, das du mir geben solltest?, fragte er in einem leicht neckischen Tonfall, behielt dabei aber den einen Schritt Entfernung zu seinem Gegenüber bei.

    Nachdem Gespräch mit Iulius Potitus und dem Maiordomus, wollte Crassus sich erst einmal in sein eigenes Cubiculum zurückziehen. Es war schon spät geworden und das ausführliche Gespräch, während der Begrüßung hatte ihn ganz schön geschlaucht. Nun brauchte er etwas Ruhe und Zeit für sich selbst. Ausserdem sollte doch der Brief an den procurator a rationibus für ihn bereitliegen. Diesen wollte er noch einmal ausführlich studieren und dann unterzeichnen.


    So führten ihn seine Füße entsprechend der Beschreibung des Phocylides durch die Casa Iulia bis zu der hölzernen Tür, die sein Cubiculum von den langen Gängen abgrenzte. Die Casa war ein sehr luxuriös ausgestatter Familiensitz.
    Hier könnte es mir wirklich gefallen... ,dachte Crassus, als er einen der Gänge durchschritt.


    Kurz bevor er sein Cubiculum erreichte, bemerkte er eine junge Frau, die am anderen Ende des Ganges in seine Richtung ging. Eine bemerkenswerte Schönheit. Ein dunkler Teint, gepaart mit braunen Augen und langem dunklem Haar. Das makellose Gesicht wurde durch eine kleine spitze Nase gekrönt.
    Ägyptisch!, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf.


    Er wartete einige Augenblicke vor der Tür seines Cubiculum, während diese exotische Schönheit sich ihren Weg zu ihm bahnte. Crassus stellte sich ein wenig in ihren Weg und sprach sie an.
    ,,Salve! Mein Name ist Tiberius Iulius Crassus.", er deutete eine kleine Verbeugung an, man konnte ja nie wissen wer hier vor ihm stand, und da wollte er äußerst höflich wirken.
    ,,Dürfte ich auch deinen erfahren?", fragte er, als sich ihre Blicke wieder trafen.

    Ein eigenes Cubiculum hier in Rom? Bisher konnte Crassus wirklich nichts Schlechtes über seine Entscheidung nach Rom zu kommen berichten. Immerhin wurde er herzlich von seinen Verwandten und deren Sklaven empfangen und nun bekam er sogar seine eigene Unterkunft in der Casa Iulia. Selbst auf dem Weingut in Hispania bewohnte er bloß ein kleineres Bettenlager, das er sich mit zwei weiteren Arbeitern teilte.


    ,,Es ist mir sogar sehr Recht.", antwortete er auf Phocylides Frage, immer noch mit einem leichten Grinsen im Gesicht, das von der Freude über sein eigenes Cubiculum kam.
    ,,Ein Problem sehe ich da allerdings noch., Crassus räusperte sich kurz, denn was jetzt kommen musste, war ihm ein klein wenig peinlich. ,,Nun ... Ich besitze leider keinen eigenen Siegelring. Meine Mutter hatte bloss einen, der selbstverständlich bei ihr verblieben ist.
    Mit einem Blick auf den Ring an Potitus Finger, fing Crassus beinahe an leicht zu erröten. Für ein Mitglied einer angesehenen Gens, war es nur gängig einen Eigenen zu besitzen, weshalb er sich ein wenig schämte, das ihr Geld nie ausgereicht hatte, einen zweiten Siegelring für Crassus anfertigen zu lassen.
    Doch möglicherweise würde sich dies nun ändern - so die Hoffnung des jungen Iuliers.
    Ein wenig beschämt aufgrund seiner bisherigen Armut fing sein rechtes Bein leicht an nervös zu zittern, während er nach dem Becher Wein griff um seine erneut vertrocknende Kehle zu befeuchten.

    Geduldig hörte Crassus den Beiden zu und verstand die Notwendigkeit, der kleinen Änderungen in den Schriftstücken sehr gut. Daran hatte er selbst nicht direkt gedacht.
    ,,Ergänze die genannten Stellen, also um meinen Vater und die Einladung in sein Officium und lasse eine Abschrift auf Papyrus anfertigen, die ich dann unterzeichnen kann.", sagte Crassus zu Phocylides. Ganz gewiss, würde dieser es nicht selbst machen, sondern an einem ihm unterstellten Sklaven weiterreichen, denn ein Maiordomus, war ja sowas wie ein ranghöherer Sklave, innerhalb der Casa.


    ,,Es wäre natürlich Schade, solltest du mich nicht begleiten können.", richtete er das Wort an Potitus, in Bezug auf dessen Bemerkung mit seinem Medicus. ,,Aber deine Gesundheit geht natürlich vor."
    Mit einem kleinen Seitenblick auf den Fuß des Iulius Potitus, beendete Crassus seinen Satz.


    Er fragte sich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis er den Brief an den Plennier auf Papyrus, unterzeichnet und abgeschickt hatte. Damit er sich mit dem anderen Brief in der Hand auf den Weg zur Casa Pompeia machen konnte, um Gaius Pompeius Imperiosus zu besuchen. Würde sein Anliegen beim Pompeier auf Wohlgefallen stoßen?

    ,,Dann schreib bitte mit.", richtete Crassus die Anweisung an Phocylides und quittierte Potitus Aussage mit einem dankbaren Nicken.


    ,,An Potitus Plennius Flamininus ... Procurator a-ach ... die entsprechenden Titel und Anreden, setzt du bitte entsprechend der gängigen Gepflogenheiten ein."
    Kurz dachte er nach, darüber, wie er den Brief formulieren könnte, ehe er weitersprach.


    ,,Mit diesem Schreiben ersuche ich, Tiberius Iulius Crassus, um eine Einladung zu einem Gespräch. Ich würde gerne in der Finanzabteilung als Notarius meinen Beitrag zum Wohle Roms leisten. Erfahrungen in der Verwaltung und den Finanzen habe ich bereits sammeln können und würde diese gerne als Notarius nutzen können., diktierte er den Inhalt des Briefes dem Maiordomus zur Abschrift. ,,Weitere Einzelheiten lassen sich sicherlich in einem persönlichen Gespräch erörtern."


    Eine kurzer Augenblick der Stille folgte, indem Crassus das Schreiben nochmal durch den Kopf ging und er überlegte, ob man dies so schreiben könnte. Nachdem er das Diktat beendet hatte, führte er das Gespräch mit dem ungleichem Paar, das ihn hier in der Casa Iulia empfangen hatte, fort.


    ,,Entsprechend dem abschliessendem Satz, bin ich der Meinung, wenn Plennius Flamininus mich zu einem Gespräch auf den Palatin einlädt, ich alles noch Wichtige mit ihm selbst klären kann. Was meinst du dazu?"

    ,,Ein gewisses Empfehlungsschreiben von Pompeius Imperiosus, kann sicher nicht schaden, könntest du das für mich einleiten?", stellte Crassus die Bitte an Potitus. Dieser kannte ihn ja scheinbar, bzw. er wäre sicherlich derjenige mit den entsprechenden Beziehungen, vor allem eher als Crassus selbst.


    ,,Dann werde ich wohl beim procurator a rationibus vorsprechen." , äusserte er, um sein Interesse an der Finanzabteilung weiter zu untermauern.


    ,,Haben wir möglicherweise Schreibzeug und etwas Papyrus in der Nähe? Dann könnte ich gleich einen Brief an den procurator aufsetzen. Damit ich mich schonmal auf dem Palatin anmelden kann"
    Crassus fing bereits an zu überlegen, wie er den Brief formulieren sollte. Welche Informationen hinein gehörten und wie er den procurator wohl überzeugen könnte ihn einzustellen.