Beiträge von Cnaeus Decimus Casca

    Es war schon ein Moment des puren, strahlenden Glücks, den ich hier nun am Tiber erleben durfte. Nach meinen weihevollen Worten fühlte sich die Quintilia nicht brüskiert, sondern erschien ebenso selig wie ich selbst es war. Oh, holde Götter! Was für ein Tag! Dabei war es eine salbungsvolle Wonne, die sich über mein geschundenes emotional aufgewühltes Sein legte wie eine Salbe aus Aloe. Kühlend, frisch und wohl duftend. So wie es Valentina tat, die ich nun nicht mit Worten, sondern auch noch mit meinen Armen umgeben durfte, sodass sie fest an meiner erfreuten Brust ruhte und ganz mir allein gehörte. Für den nächsten Moment. Für die nächste Stunde. Vielleicht für immer. Am liebsten hätte ich es hervor geseufzt, dass ich der unbeschwerteste Mann im ganzen Imperium war mit einer Dame wie dieser so nahe bei mir. Gerne hätte ich ihr nun noch ein wenig mehr Worte gegönnt, während meine Handflächen sich sachte an ihren zarten Rücken legten, ihre Wärme erspürten und am liebsten damit begonnen hätten, mehr zu ertasten als nur die Schulterblätter. Doch Muckels Aufschrei ließ herum fahren und meine schönen Reden blieben mir dabei schier im Halse stecken.


    Eine böse Ermahnung an meinen Sklaven lag mir schon auf der Zunge und ich hätte sie auch ausgesprochen, hätte Valentina nicht so herzlich aufgelacht und hätten uns die Insekten nicht bereits selbst so zahlreich umschwebt. Anstatt mich also an Muckel zu wenden, lächelte ich meiner Dame entgegen und nickte auf ihre Worte hin. “Wir sollten uns wirklich einen anderen Platz suchen. Du hast recht.“ Der Arm meines Sklaven war mir dabei allerdings herzlich egal. Nur die kleinen Stiche nicht, die ich nun an Beinen und im Nacken spürte. “Ah!“, stieß ich hervor und entließ Valentina aus meiner Umarmung, um eine der Mücken an meinem Hals in die Unterwelt zu befördern. Inzwischen war Muckel nur noch wenige Schritte von uns entfernt. “Casca! Ich meine… Dominus…. Lass uns machen, dass wir wegkommen, das ist ja nicht mehr auszuhalten!“, erklärte er beinahe empört und machte sich ohne ein Antwort abzuwarten bereits daran, die kulinarischen Habseligkeiten wieder im Korb zu verstauen. “Ja… ja...“ Ich blickte Valentina entgegen, ehe ich in die Verlegenheit kam, den Fuß von der Decke nehmen zu müssen, die Muckel nun fort zog und halbherzig ausschüttelte. “Vielleicht finden wir eine kleine Taverne oder eine gute Garküche,“ sagte ich dann, noch immer fest entschlossen diesen Ausflug aus der festgefahrenen Normalität des Alltags zu beenden. “Was meinst du?“ Mein Blick glitt wieder auf Valentina und ihr schönes Antlitz.

    Mir selbst entging unter meinen Worten natürlich der sehnsüchtig schmachtende Blick, mit dem ich Valentina nun fixiert hielt. Kaum waren meine Gedanken sanft über meine Lippen gekommen, weigerte sich mein Mund sich wieder zu schließen und ich musste für jedermann wirken wie ein Hirsch, der unter der Brunft das Äsen vollkommen vergaß. Aber das hier war mir wichtig und tief im Inneren wusste ich, dass ich genau das, was ich soeben gesagt hatte, dieser wundervollen Frau auch wirklich übermitteln wollte. Ich hatte es mir zunächst nicht eingestehen wollen, doch Valtentina hatte sich durch die Hintertür meines Herzens geschlichen und gab mir an diesem Ort den Takt für meine Wünsche, unter denen ich mir mein zukünftiges Leben ausmalte. Schon oft hatte Liebreiz mich betört. Schon oft hatte Charme mich bestochen. Schon oft hat mein Herz dem Subjekt meinen Begierde einen wilden Rhythmus entgegen geklopft. Doch noch nie hatte ich eine so gute Zuhörerin. Noch nie eine so gute Begleiterin. Noch nie einen Menschen, vor dem ich mich nicht schämen musste mein zerrüttetes Inneres zu offenbaren.


    Noch während ich Valentina beobachtete und ihre Reaktion auf meine Worte in mich aufnahm, seufzte ich laut. Schließlich hatte ich ihre Augen gesehen, ihre Haltung und ihre Lippen, zwischen denen nicht der leiseste Laut hervor kam. Hatte ich es nun doch auf die Spitze getrieben? War ich zu weit gegangen? Nervös wischte ich meine Hand an meinem Gewand ab und konzentrierte mich für einen Atemzug auf die Luft, die zwar noch immer eine leicht miefige Note in sich trug, aber mein Innenleben ein wenig besänftigte, während der Moment des Schweigens sich unangenehm ausbreitete. Und dann regte sich Valentina, die auf mich wirkte, als wäre sie aus einer Gedankenstarre erwacht. Ja?. Schon der nächste Atem hob mir ein Strahlen ins Gesicht, welches noch heller leuchtete, als sie ihren Satz zur Gänze aussprach. Sie wollte an meiner Seite sein! Ob in dieser Stadt oder in Mantua! Jubel erfasste meine Gedanken und einen Augenblick meinte ich, vor lauter plötzlichem Glück vollkommen trunken zu sein.


    Kaum einen Lidschlag später erfasste mich die reine Euphorie und es hielt mich nicht mehr auf meinem Sitz auf dem Stein. Einen Schritt nur und ich stand direkt vor der Frau, die mir (MIR!!!) ein Jawort entgegen gebracht hat, um ein wenig unbeholfen nach ihrer Hand zu fassen und diese an meine verzückte Brust zu zerren. “Oh! Oh Valentina, ich… ich bin...hach...“ Vor lauter freudvoller Rührung kam ich gar nicht dazu die rechten Worte zu finden. Diese waren irgendwo verschollen und ließen sich kaum aus dem Chaos hinter meiner glückseligen Stirn hervorziehen. “Dass du das sagst, das macht mich froh!“, erklärte ich feierlich und in männlicher Manier nahm ich ein wenig mehr Haltung an. “Dann werden wir reisen… wir werden… leben… und...wir werden die Fülle, welche die Götter für uns vorgesehen haben kosten und… und...“ Mit meiner freien Hand leicht wedelnd versuchte ich weitere Gedanken auszusprechen, doch ich wurde jäh unterbrochen. “GÖTTER! NEIN! So geht doch weg!“ Ein aufgebrachter Muckel stiefelte direkt in unsere Richtung, wobei er eines der Küchentücher um seinen Kopf herum schwang, welcher von einem garstigen Mückenschwarm umgeben war. Überhaupt schienen diese Insekten sich rasant vermehrt zu haben seit unserer Ankunft. Auch um Valentina und mich bildeten sie bereits eine lebende Aurora. “Ahm...“, entfuhr es mir und schaute entschuldigend der Quintilia entgegen.

    Aufgrund eines vollkommen überraschenden Todesfalles in der engsten Familie möchte ich alle meine IDs (der Spielleitung bekannt) bis auf Casca ersteinmal ins Exil stellen. Ich hoffe auf das Verständnis meiner Schreibpartner, aber das muss erstmal verkraftet werden...


    Liebe Grüße,
    der Casca

    Guten Abend!^^


    Ich muss vermelden, dass Casca und seine Alter Egos im Moment im absoluten Prüfungsstress versunken sind. Ist schon ein Spagat, wenn man auf der einen Seite Prüfling und auf der anderen Seite der Prüfer ist. Joa... Wie auch immer. Ich brauche noch einen Moment, um wieder oben von unten unterscheiden zu können und melde mich noch ein wenig (ca. 2 Wochen) abwesend. Komme neben dem ganzen Kram im Moment zu leider gar nichts. -.-

    Vielleicht war es wirklich vermessen meine Begleiterin nach ihren Reisen zu fragen oder mir überhaupt Hoffnungen zu machen, dass sie es eventuell sein könnte, an deren Seite ich altern und nach Herzenlust ergrauen konnte. Und dann, eines Tages würde ich dann an einem Feuer sitzen, mit meinen Enkeln auf den Knien und es würde mir nichts mehr ausmachen, dass jedwedes Glück nur ein äußerst zeitliches war, denn dann hätte ich mein Leben erfüllt und mein Herz genug bereichert. Dann konnte es mir egal sein, dass die Moira meinen Lebensfaden kappt und mich der Vollendung meines Weges auf dieser schönen Erde entgegen führen würde. Hach! Mir entfuhr ein Seufzen, während ich noch auf Valentinas Wort hin hinüber zu meinem Sklaven blickte, der nun die Position wechselte, um den Mücken zu entkommen. Dann allerdings war meine Aufmerksamkeit wieder bei Valenina, die erklärte schon einmal nach Aegyptus gereist zu sein.


    Ich nickte verstehend, als sie anfügte, dass es eine beschwerliche Reise gewesen war und niemand konnte das besser verstehen als ich. Meine eigenen Reisen nach Piräus erlebe ich noch heute in meinen Gedanken als Schrecken. Dennoch war es auch etwas Schönes, die Welt zu sehen und sich an ihren optischen Eindrücken zu laben. “Ja, zu zweit wäre eine Reise gewiss etwas Wunderbares,“ sagte ich dann versonnen und schaute wieder auf den Tiber hinaus, der träge an uns vorüber floss. “Ich denke, ich würde einmal nach Hispania reisen wollen. Allein um die Wurzeln meiner Gens mit eigenen Augen zu sehen.“ In der Tat war ich noch niemals dort gewesen. “Aber auch Aegyptus könnte ich mir gut vorstellen. Alexandria und dann die Pyramiden.“ Nun blickte ich Valentina wieder direkt an.


    “Die Pharaonen sollen mächtige Herrscher gewesen sein… fast so mächtig wie unser Kaiser.“ Ich verzog den Mund. “Aber wahrscheinlich wäre es dort zu warm und vielleicht wäre es doch besser in der Nähe zu bleiben. Eine kleine Reise nach Baiae oder Puteoli… Das wäre durchaus machbar. Aber ich denke, zunächst würde ich nach Mantua reisen müssen, um endlich einmal mein Sägewerk zu inspizieren. Aber...“ Ich unterbracht mich kurz. “Das wäre wirklich nicht romantisch.“ Unter einem leichten Lächeln sah ich Valentina erneut entgegen. “Und mit der richtigen Person an meiner Seite, würde ich es durchaus auch noch über Jahre hinweg in Rom aushalten.“ Nun musste ich mih doch noch einmal räuspern und mir schnell überlegen, ob ich das, was mir bereits auf der Zunge lag, wirklich über die Lippen bringen wollte. “Ich meine, mit einer Person wie dir!“ Da war es also doch hervor gekommen.

    Was sich vor meinen Augen abspielte konnte ich kaum glauben. Da warf doch der Dieb eine Geldbörse von sich, nachdem er versucht hatte, die Opfertiere scheu zu machen. Mit offenem Mund stand ich da und wusste einen Moment lang nicht mehr, was ich denken sollte. War das meine Geldbörse? Es kam mir fast so vor. Ereignislos schloss ich meinen Mund wieder und trug eine biestige Miene zur Schau, während der Verbrecher versuchte Haken zu schlagen und den Urbanern zu entkommen, die nun die Verfolgung aufgenommen hatten. Vorsichtshalber trat ich einen Schritt zurück, damit man mich nicht umrannte und dann, endlich, wurde der gemeine Schuft gestellt.
    “Muckel, komm!“, befahl ich und trat auf die Szene zu. “Der hat meinen Geldbeutel einfach davon geworfen!“, begann ich vor der Urbaner zu lamentieren, doch hinter stand schon mein Muckel und ergriff mich bei der Schulter, um mich aufzuhalten.
    “Lass gut sein, Casca,“ wisperte er mir ins Ohr. “Das klärt sich bestimmt später auf.“
    Also verstummte ich wieder und sah, dass der Tribun und auch ein Optio sich näherten. Gut, dann würde meine Beschwerde also bis nach dem Opfer warten, zwischen dem nun meine schwer erarbeiteten Münzen mit aller Wahrscheinlichkeit lagen. Noch immer stand ich da mit einem finsteren Gesicht und kam nicht umhin zu registrieren, dass sich der Regen verstärkte. Gewiss waren die Götter nun genauso zornig wie ich, auch wenn man auf Iuppiters Wohlwollen eigentlich bauen konnte.

    Es war wirklich ein schönes Bild, welches Valentina bot, nun da sie lächelte und sich ihre Wangen färbten. Offenbar fühlte sie sich hier wohl und das war mir eine Wohltat, denn schließlich hatte sich mein Herz für sie erwärmt und nichts war mir lieber, als ihr nun ein Schälchen mit den decimischen Kostbarkeiten zu reichen. Darüber hinaus fühlte ich mich geschmeichelt, da sie meine Gabe Worte schön für mich zu nutzen bewunderte. Das war mir natürlich ein großes Kompliment, besonders da ich noch gut die Meinung meines Vaters dazu im Hinterkopf mit mir herum trug. Für ihn hatte ich viel zu viele Worte, die ich stets dazu nutzen würde, die Realitäten des Lebens hinfort zu schwadronieren. Nun. Bisher war mir das ja auch trefflich gelungen, auch wenn es nicht unbedingt ein Kompliment war. Aber es war schön, dass Valentina es nun so meinte und das machte doch vieles wieder wett. Dass sie es ehrlich meinte, konnte ich an ihrem Lächeln durchaus erkennen. Und was es für ein Lächeln war!


    Selig lächelte ich zurück und ignorierte die nächste Mücke, die sich in meinen Kragen eingenistet hatte und sich sogleich mit Herzenslust an meinem Blut labte. Ich folgte Valentinas Worten, welche besagten, dass sie schon einmal die Köstlichkeiten im Hause der Decima hatte probieren können. Hach ja. Die Ziegenjagd. Ihr beherztes Eingreifen. Ihre tatkräftigen Hände, welche doch so zart und weiblich waren. Und gepflegt! Solche Hände hatte nicht jede Frau, stellte ich fest, während ich sie nun betrachtete, als sie nach den Oliven griff. Doch dann wurde ich von dem lieblichen Anblick gänzlich abgelenkt, denn eine Olive wurde mir nun an die Lippen gehalten. Leise lachte ich auf fasste vorsichtig danach, ganz so, als würde ich die Frucht der Quintilia aus der Hand küssen wollen. Sie liebte Käse! Das machte sie nur umso sympathischer. Genüsslich zerkaute ich die Olive und blickte meiner Begleiterin geradezu verliebt entgegen. “Es ist schön, dass wir das gemeinsam haben,“ erklärte ich aufrichtig. Dann nahm ich eine besonders prall gefüllte Olive zwischen meinen Finger und tat es Valentina nach. Ich hielt sie vorsichtig an ihre Lippen und hoffte, dass sie sie nun genauso nehmen würde wie ich zuvor.


    “Ich bin mir sicher, wo diese Gemeinsamkeit ist, werden sich noch viel mehr finden lassen.“ Ob sie Pferde mochte oder gar Münzen? Münzen sicherlich. Jede Frau liebte Münzen. Besonders dann, wenn sie zu ihren Gunsten den Besitzer wechselten. Aber die Quintilia war nicht so, dessen war ich mir sicher. “Ich schätze auch sehr die Natur!“, sagte ich schnell. “An das Meer müsste man mal reisen.“ Leise ließ ich ein Seufzen ertönen und kratzte mich dann im Nacken, wo die Mücke ihr Werk nun offenbar beendet hatte. “Bist du schon einmal gereist?“ Noch weitere Insekten umflogen mich nun, doch ich schenkte ihnen keinen Beachtung. Vom Ufer ertönte nun ein gedämpfter Fluch. Auch Muckel hatte wohl eines der Insekten erwischt, denn er fuchtelte mit den Händen herum, nur um sich dann an der Schulter zu kratzen. Wie unpassend! Ich beschloss ihn einfach zu ignorieren.

    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/silasxlspt.jpg]| Silas


    Silas beeilte sich, um schnell zum Officium des Hausherrn zu gelangen. Dort klopfte er an, wartete aber nicht auf eine Antwort. Stattdessen öffnete er die Tür und rief: “Ein claudischer Gast ist angekommen. Ein Claudius Gallus. Ephialtes hat ihn bereits ins Atrium gebeten!“ Es war ungewohnt für die Sklavenschaft, dass Lavianus wieder zuhause war. Unter dem Regiment von Dominus Casca hatte es sich eigentlich ganz trefflich für die Dienerschaft gelebt, da dieser es nicht immer ganz so krumm nahm, wenn man einfach eintrat oder einfach nur ganz Mensch war.

    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/18.09.15/ybv2kdx5kten.jpg]|Ephialtes


    Nachdem er ein Klopfen gehört hatte, erhob sich Ephialtes von seinem Hocker und öffnete die Tür. Das Ganze nur, um einen Sklaven zu erblicken, hinter dem noch weitere um eine Sänfte versammelt waren. Der Ianator stutzte kurz, denn hoher Besuch war in der letzten Zeit selten gewesen. Doch eigentlich hätte er mit einem solchen rechnen müssen, seit der Hausherr wieder in Rom weilte. “Claudius Gallus?“, hakte er dann nach und nickte schließlich. Ein Claudier also. Ephialtes mutmaßte, dass das wohl in Ordnung gehen würde, wenn er ihn herein bäte. “Sag deinem Dominus, er kann eintreten.“ Unter diesen Worten öffnete er die Tür nun zur Gänze und machte eine einladende Geste, die ins Atrium deutete. Dann rief er nach Silas, damit dieser den Hausherrn von dem Besuch unterrichten konnte.

    Vielleicht war ich zu direkt gewesen und ich hätte mir wenigstens die letzte meiner Aussagen verkneifen können, auch wenn sie durchaus der Wahrheit entsprach. Valentina übertraf wirklich jeden Wein und darüber hinaus auch die Reben der zukünftigen Jahrgänge an Qualität. Doch was für ein hinkender Vergleich war das? Nun, immerhin war ich Liebhaber des vergorenen Saftes und mir war einfach kein anderer Vergleich eingefallen, der besser in mein Leben gepasst hätte. Bei genauerer Betrachtung würde auch die Quintilia gut in dieses hinein passen, aber bestimmt hatte ich sie nun verschreckt. Ein weiteres Mal. Umso erstaunter war ich, als sie mir schließlich recht gab und den schönen Moment hervor hob, in welchem wir die Unbill des verwüsteten Gartens der Decimer ertragen hatten. Ja, die lieben Ziegen. Der liebe Paulus. Allein bei dem Gedanken schmunzelte ich leicht, doch blickte sich schnell wieder ernst drein, als Valentina nun meinte, wie freudvoll es wäre, noch weitere Moment wie diesen miteinander verbringen zu können. Ich regte mich auf meinem Stein und ein überraschtes Lächeln war in meine Gesichtszüge getreten. War das nicht wunderbar? Valentina wollte noch mehr Zeit mit mir verbringen! “Oh nein, Valentina!“, sagte ich relativ entschieden und hob die Hand. “Sag nicht ‚vielleicht‘. Wir werden noch viele Augenblicke gemeinsam genießen und so lange ich Cnaeus Decimus Casca heiße, soll mir nichts wichtiger sein als diese Zweisamkeit.“ Ich wagte mich also unter großen Worten an den nächsten Schritt. Doch wer nichts wagte, der würde auch nichts gewinnen.


    Muckel war inzwischen davon geschlurft und hatte sich ein wenig weiter am Ufer des Flusses nieder gelassen und kramte dabei im Korb. Dennoch konnte er den Drang nicht zurückhalten, dann und wann über seine Schulter zu schauen, um zu uns hinüber zu blicken. “Doch nun lass uns ein wenig essen.“ Beinahe verliebt schaute ich der Quintilia entgegen, während ich eine lästige Mücke erlegte, die sich seitlich an meinem Hals nieder gelassen hatte. Es klatschte flüchtig, als meine Hand auf die Stelle traf und ich beäugte gleich darauf das infame, erfolgreich erlegte Insekt auf meinem Handteller. Doch auch das sollte nicht stören. Ich rieb mir die Hand an meiner Kleidung ab und deutete dann auf die ausgebreiteten Kostbarkeiten. “Ich weiß nicht recht, was deine Lieblingsspeise ist, deshalb habe ich meine mitgebracht!“, erklärte ich nun doch ein wenig peinlich berührt. “Ich liebe Käse und diese kleinen Oliven, die du siehst, sind damit gefüllt. Unsere Köchin experimentiert gerne mit den verschiedensten Mischungen.“ Dass ich ihr dabei ein sehr dankbares Opfer war, ließ ich an dieser Stelle einmal weg. Ich neigte mich vor, angelte ein wenig ungeschickt nach einem Oliven-Schälchen und hielt es Valentina entgegen.

    Ich war außer mir! Noch nie hatte es jemand gewagt mich zu bestehlen und nun war es doch geschehen. Mitten in einer heiligen Handlung und derartig dreist, dass es mir die Sprache verschlug! Nichts desto trotz rief ich noch immer: “SO HALTET IHN DOCH!“ und wühlte mich so behände es mir möglich war durch die Reihen der Zuschauer. Mein Sklave war direkt hinter mir. Dass es vielleicht helfende Hände gab, die in Bälde eingreifen würden war mir nicht bewusst, denn ich war voll und ganz auf den Dieb fixiert, der sich nun seinen Weg auf die freie Fläche hinaus bahnte, um zu den Opfertieren zu gelangen.
    “Casca!“, sagte Muckel warnend und er legte mir die Hand auf die Schulter, als ich gerade im Begriff war ebenfalls auf die freie Fläche hinaus zu treten. Hinter mir wurde weiterhin gedrängelt und geschubst. Ich stand schwer atmend da und traute meinen Augen kaum. Was machte der Kerl da bei den Opfertieren? “Sei verflucht!“, grollte ich. Zum Einen wegen des Geldes und des eben nicht unerhebliches Betrages, der sich in meinem Geldbeutel befand, zum Anderen weil dieser Verbrecher sich offenbar gar nichts aus den Göttern machte. “TUT DOCH ETWAS!“, forderte ich vernehmlich und starrte dann fassungslos auf die Szenerie, die sich mir dank des Diebes bot. Das war die pure Blasphemie und eindeutig verdammungswürdig!

    Während ich noch meine Gedanken verbalisierte, hatte sich Muckel daran gemacht die kleinen Schalen mit den Kostbarkeiten auf die Decke zu stellen. Natürlich war auch etwas für ihn dabei, auch wenn ich ihn bitten würde für den Fortgang dieser Unterhaltung ein wenig Abstand zu nehmen. Zwar war ich es schon lange gewohnt, dass mein Leibsklave mich in jeder Lebenslage kannte und betreute, doch einen winzig kleinen intimen Moment hätte ich mit Valentina schon ganz gerne. Meine Begleiterin war meinem Trinkspruch gefolgt und es war ein herrliches Bild gewesen, wie ihre Wangen sich gerötet hatten. Und das, noch ehe er sie überhaupt an dem rassigen Faustianer genippt hatte. Natürlich hatte ich ihr entgegen gelächelt und in Gedanken noch einen kleinen persönlichen Trinkspruch an die Götter hinterher gegeben. Eines Tages hätte ich gerne eine Frau wie die Quintila, wenn nicht gleich ganz und gar Valentina selbst. Nur allzu schnell wollte ich nicht vorpreschen, denn Eile in Liebesdingen könnte durchaus auch unbekömmliche Züge annehmen. Dennoch wusste ich auch, dass Amor mich mit seinen Pfeilen recht schnell und zielsicher zu treffen vermochte. Aber das hier war anders. Ernster, tiefgründiger und viel erstrebenswerter als ein flüchtiges Techtelmechtel, welches ich ansonsten nur mit Sklavinnen einging.


    Vielleicht aber war ich schon viel zu weit gegangen, indem ich das gedankliche Bild, welches das Ochsengespann in mir provoziert hatte, einfach laut ausgesprochen hatte. Etwas besorgt war deshalb meine Miene gewesen, mit der ich Valentina denn wieder betrachtet hatte. Sie hatte nicht wirklich zu mir geschaut, sondern vor sich auf den Boden, wobei sie sachte genickt hatte. War ich ihr nun zu nahe getreten? Hatte ich etwas gesagt, was sie betroffen machte? War ich vollkommen unbewusst ein Trampeltier gewesen, welches in schwerem Wiegeschritt in ihre Gefühlswelt getreten war? Ich schwieg einen Moment und war letzten Endes erleichtert, als sie aus ihren eigenen Gedanken erwachte und meine Worte bestätigte. Doch ich erkannte recht schnell, dass Tränen in ihre Augen getreten waren, die sie nun schnell fortwischte. Ich regte mich auf meinem steineren Sitz und schaute ihr zu, wie sie nun wieder den Becher hob und mit etwas mehr Frohmut bekundete, dass der Wein ein köstlicher war.


    “Ich… ich hoffe nicht, dass ich dir zu nahe getreten bin,“ sagte ich vorsichtig und wagte mich ein weiteres scheues Lächeln. “Derartiges lag keineswegs in meiner Absicht.“ Muckel hatte nun die letzte Schale auf der Decke drappiert und schaute zu mir empor. Ich streifte flüchtig seinen Blick, der in der Tat eine Spur von Tadel enthielt. Schnell hob ich meinen Blick wieder und räusperte mich. “Was ich damit ausdrücken wollte war, dass er wunderbar ist jemanden zu haben, mit dem man wertvolle Momente teilen kann. Egal wo man sich befindet...“ Auch ich erhob nun meinen Becher. “Das kann überall sein… Auf einem Markt, in einem von Ziegen verwüsteten Garten, bei einem Essen… es gibt da viele Momente. Manchmal sind diese auch… am Tiber, auf einer bezaubernden Wiese mit… nun ja… einer bezaubernden Frau, die den besten Wein bei Weitem übertrifft.“ Nun wagte ich mich wirklich weit vor, denn eindeutiger hätte ich es nun nicht mehr formulieren können. Einen Augenblick war ich über mich selbst erschrocken. Auch Muckel erhob sich rasch, räusperte sich ebenfalls und griff nach dem Korb, in welchem er wohl noch etwas Speise für sich zurück gehalten hatte. Mein Augenmerk jedoch lag weiterhin auf meiner entzückenden Begleiterin und ein Strahlen stand in meinen Blicken, während ich mir wie nebensächlich drei Mücken aus Gesichtsfeld schlug, welche mich auf Schläfenhöhe umflogen hatten.

    Gerade tönte die Stimme des Tribunen, der das Gebet an die Götter vor dem blutigen Opfer sprach, über den Platz, als mir etwas sonderbar vorkam. So weit vorne herrschte natürlich einiges an Gedrängel, weil sich immer wieder irgendwelche Leute ihren Weg für eine besser Sicht bahnen wollten. Gerade wurde ich erneut von schräg hinter mir angestoßen und ich verzog mürrisch das Gesicht. Es war wirklich ärgerlich und ich war ob des Wetters schon unleidlich genug. Meine Tunika, die ich unter dem Umhang und dem Mantel trug war schon feucht geworden und ich strich nun noch einmal über ihren wollenen Stoff hinweg, als mir etwas auffiel.
    “Muckel? Hast du meinen Geldbeutel?“, wollte ich von meinem Sklaven wissen, der beide Hände unter die Achselhöhlen geklemmt hatte und mit verzogenem Gesicht da stand. Die Zöpfchen in seinem schwarzen Haar hatte sich ob der Nässe zu wirren Kringeln verzogen und es war offensichtlich, dass er gehörig durchgefroren war.
    “Was? Nein!“, erklärte er. “Ich hatte sie heute den ganzen Tag noch nicht in der Hand gehabt.“
    Ich stutze und tastete noch mal in Hüfthöhe über meinen ledernen, formschönen Gurt, an welchem das Beutelchen normalerweise hing.
    “Muckel!“, stieß ich aus und sah ihm erschrocken entgegen. Dann fuhr ich herum und sah mich um. Auch mein Sklave spähte nun hinter sich und offenbar erblickte er genau dasselbe wie ich. Ein junger Mann bahnte sich seinen Weg durch die Menge und ich war mir sicher, dass es genau der Mann war, der mich zuvor noch angestoßen hatte.
    “HALT DU BEUTELSCHNEIDER!“, krakeelte ich ihm hinterher und fuhr nun zur Gänze herum, um ihm zu folgen. Ruppig stieß nun auch ich einige Leute beiseite, wobei mir Muckel auf dem Fuß folgte. “DAS IST EIN DIEB, HALTET IHN FEST!“, forderte ich lautstark mit ausgestrecktem Arm und eindeutig zeigendem Finger die Umstehenden auf, was einige Unruhe in die Reihen um mich herum brachte.

    Räume dekorieren. Mit Blumen und Pflanzen. Das war doch etwas für Valentina, die insbesondere Rosen so liebte. Ich neigte mein Haupt und betrachtete mir die Sklavin etwas genauer. Ganz dünn war sie, um nicht zu sagen hager. So sehr, dass sich die Rippen sehr deutlich abzeichneten. Man würde sie gehörig aufpäppeln müssen. Ich war unschlüssig und seufzte leicht, während mein Sklave mir entgegen schaute und einen fragenden Ausdruck im Gesicht trug.
    “Das klingt doch gut!“, äußerte auch dann seine Meinung und ich ließ ein nachdenkliches “Hm..hm...hm...“ ertönen. Tief in mir drin wusste ich, dass dieses Geschöpf mir sehr leid tat und dass vielleicht gerade Valentina eine wunderbare Herrin für sie wäre, denn sie behandelte sogar Sklaven zuvorkommend und sie hatte ein gutes Herz. Gerade wollte ich meine Hand heben und ein Gebot abgeben, als dieses auch schon ungehört überstimmt wurde. 600 Sesterzen bot eine junge Frau. Offenbar eine Sklavin, denn gleich darauf bestätigte das Gebot auch ihr Herr. Oder waren die beiden anderes verbandelt? Wie auch immer.
    Ich rang flüchtig mit mir und holte neuerlich Luft, als sich noch jemand zu Wort meldete. 800 Sesterzen. Von einem weiteren Sklaven, der im Auftrag eines Flaviers handelte.
    Ich ließ resignierend die Hand sinken.
    “Was ist?“, wollte Muckel wissen.
    Ich schüttelte den Kopf. “Wenn das so weiter geht, wird das Gebot die 1000 Sesterzen überschreiten,“ erklärte ich und mein Sklave nickte wissend.
    In meinem Holzgeschäft war im Augenblick buchstäblich der Wurm drin und ich musste meine Ausgaben gut kalkulieren. Immerhin hatte ich vor meine Tonstrina weiter auszubauen und dafür brauchte ich natürlich mindestens zwei gute Sklaven, die sich mit der Materie auskannten. Auch diese würden zunächst einmal ins Geld gehen. Nicht, dass mir Valentina keine tausend Sesterzen und mehr wert gewesen wäre, doch ich musste auch sehen wo ich blieb. Doch es war abzusehen gewesen, das so viel Exotik, wie sie gerade auf dem Podest stand – auch wenn sie mangelernährt und irgendwie sehr erschöpft und verzagt schien – einen hohen Preis fordern würde.
    “Da kann man nichts machen,“ erklärte ich tapfer, während ich mich aber auf jeden Fall dazu entschloss noch zu bleiben, um zu erfahren wer denn die Sklavin letzten Endes erwerben würde.

    “Hui!“, entfuhr es meinem Sklaven, als eine Scherge des Händler die Hülle, welche die Sklavin bedeckte von deren Schultern schob. Dann schaute er verlegen und zu Boden und kratzte sich am Hinterkopf, während ich den Kopf schüttelte. Rein zur Prophylaxe, denn gleich würde er gewiss fragen, ob ich nicht vielleicht die schöne, wenn nunmehr auch entblößte Blume, zu pflücken gedachte. Das hatte ich eigentlich nicht vor, auch wenn ich mich sogleich bei dem neben mir stehenden Mann erkundigte, was Tranquillus zuvor über diese exotische Schönheit gesagt hatte. Doch außer dass die Latein sprechen konnte und von weit entfernt kam, hatte er noch keine Informationen preisgegeben. Nur dass sie wohl Schjuh hieß oder so ähnlich. Was für ein sonderbarer Name! Überhaupt kam es nicht infrage eine Sklavin zu erwerben, denn im Grunde gab es in der decimischen Villa auch überhaupt keinen Bedarf.
    “Wäre das nicht ein schönes Geschenkt für Valentina?“, fragte Muckel nun für ihn untypischerweise ein wenig zaghaft. “Ich meine, das wäre doch besser als ein Ring oder ein Stück Stoff...“
    “Hm,“ entfuhr es mir und griff mir nachdenklich ans Kinn.
    Es stimmte schon. Im quintilischen Haushalt würde sich eine weitere Sklavin sicherlich gut machen. Eine, die Valentina umsorgte und ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. Dennoch war zu überlegen, ob ich mir eine solche Exotik überhaupt leisten konnte. Mein Blick schwenkte zu der Sänfte, aus der das erste Gebot gekommen war. Dann hin zu dem Mann, welcher das zweite abgegeben hatte. 550 Sesterzen waren nicht sonderlich viel. Zumindest nicht für eine gut ausgebildete Sklavin ohne besondere Ansprüche. Nur was konnte sie?
    “IST SIE GUT IM HAUSHALT?“, wollte ich dann lautstark wissen, damit meine Stimme über das Gemurmel der Menge hinweg kam. “WAS KANN SIE DENN AUßER LATEIN?“ Immerhin konnte ich davon ausgehen, dass Valentina nicht an ihrer Oberweite interessiert sein würde, sondern an ihren Fähigkeiten im Umgang mit einer lieben Herrschaft, wie sie die Quintilia darstellen würde.

    An diesem Tag sah ich es als meine Aufgabe an, bei dem Opfer anlässlich der Entlassung bei den Cohortes Urbanae dabei zu sein. Nicht dass ich als Aedituus im Tempel der Minerva dazu verpflichtet gewesen wäre, doch interessierte es mich brennend, wie die Retter Roms, welche die Urbaner und auch die Prätorianer in meinen Augen zweifelsohne waren, ihr Opfer zelebrierten. Bestimmt waren die Götter gnädig und die prächtigen Tiere, welche sie sich erwählt hatten, würden guten Anklang bei den mächtigen Unsterblichen finden. Allerdings kam ich reichlich spät am Ort des Geschehens an, denn das Wetter tat meinem Knie nicht sonderlich gut und alles in allem fühlte ich mich aufgrund dessen seit gestern wie ein alter Mann, der nur noch schwer lahmend überhaupt vom Fleck kam. Außerdem fröstelte ich sehr, selbst unter meinem robusten Mantel, der meine lange Wolltunika verdeckte und mich vor der gröbsten Nässe schützte. Etwas auf meinen Sklaven gestützt kam ich also gerade rechtzeitig an, um das Gebet des Tribunen zu vernehmen. So gut es ging drängte ich mich durch die Menge der Zuschauer nun nach vorn und konnte einen Blick auf das Geschehen erhaschen. Die Widder sahen wirklich hervorragend aus. Gut genährt und gesund schienen sie zu sein und die Männer der Truppe gingen mit angemessener Würde zu Werke, auch wenn der Weihrauch nicht recht aufsteigen wollte, so war ich mir sicher, dass der geschuldete Dank sehr wohl die höchsten Höhen erreichen würde.
    Neben mir raunte Muckel: “Mir ist kalt!“, doch ich achtete nicht weiter auf sein Maulen, mit welchem er mich schon auf dem ganzen Weg hierher beglückt hatte. Stattdessen rückte ich mir den Stoff meines Mantels zurecht und hoffte, dass ich mich im Nieselregen nicht auch noch erkältete.

    Eigentlich war ich an diesem Tag auf den Markt gekommen, um ein kleines Präsent für Valentina zu erwerben. Ich hatte sie nämlich zu mir in die Villa eingeladen. Zum Essen und zum Reden und vielleicht würde sich Anschluss auch noch die Möglichkeit für ein kleines Würfelspielchen ergeben. Diese hatte ich nämlich in letzter Zeit für mich entdeckt und hatte meine helle Freude an ihnen. In Begleitung meines Sklaven Muckel war ich dabei gewesen die Marktstände nach etwas Brauchbarem abzusuchen, was sich für eine Frau eignen würde. Dabei habe ich gleich noch für mich selbst eine kleine Reiterfigur erstanden, an der ich natürlich nicht hatte vorbei gehen können ohne sie zu erwerben. Meine Sammlung wuchs also noch immer und war stolz auf meine Figurinen, welche einen beträchtlichen Teil meiner Regale im Raum für sich beanspruchten. Nun hielt ich also ein weiteres Exemplar in meinen Händen.
    “Oh Casca, schau doch hier. Das Tuch. Es ist so schön grün!“, erklärte Nepomuk und fummelte auch sogleich an dem besagten Stoff herum.
    Ich jedoch winkte ab.
    “Ich hatte eher an so etwas wie Schmuck gedacht. Vielleicht eine Kette oder einen Ring.“
    “Einen Ring?“, hakte mein Sklave nach und neigte dabei sein Haupt. “Das wäre viel zu offensichtlich!“
    “MUCKEL!“, hob ich ermahnend meine Stimme. “Es geht ja nicht um eine Verlobung oder dergleichen. Ein schlichter kleiner Ring ist vollkommen harmlos!“
    Mein Sklave zuckte mit den Schultern und wir gingen unverrichteter Dinge weiter. Allerdings konnte ich nicht verhehlen, dass ab und an meine Fantasie mit mir durchging und ich mir schon bisweilen imaginierte, wie es wäre Valentina eines Tages als Verlobte mein eigen nennen zu dürfen. Wie es sich wohl anfühlen würde eine Frau zu haben und eine Familie zu gründen?
    Noch vollkommen in Gedanken gelangten wir auf den Sklavenmarkt, wo der gute alte Tranquillus wieder seine Waren feil bot. Mein Bedarf an Sklaven war eigentlich gedeckt und seit der Aufstände war ich sowieso froh, dass die Unfreien im Hause Decima fast alle treu ergeben waren und das schlimmste was dort passiert war mal ein kleiner Mundraub in der Küche war, welchen die Coqua natürlich sofort geahndet hatte.
    “Du schau mal!“
    Muckel deutete auf die Bühne, zu der ich nun schaute und eine wirkliche kleine Besonderheit entdeckte. Die Sklavin hatte wirklich außergewöhnliche Gesichtszüge und kam angeblich von so weit her, dass der Ursprungsort wohl auf keiner mir bekannten Karte zu finden war.
    Das interessierte mich nun doch.
    Mit meinem Sklaven an meiner Seite bahnte ich mir meinen Weg durch die Menge, wobei ich mir nicht zu fein war dann und wann meine Ellenbogen zu gebrauchen. Dann hatte ich mich nach vorne geschoben, wo ich einen guten Blick auf das Geschehen hatte. Offenbar war das erste Gebot schon gefallen. Fünfhundert Sesterzen. Doch es würde wohl nicht das einzige Gebot bleiben. Nicht für eine derartig exotische Frau. Gedankenverloren befingerte ich meine Reiterstatuette und blickte gen Podium.

    Ich lächelte Valentina entgegen, als ich ihr den Becher reichte. Inzwischen hatte Muckel auch die Decke ausgebreitet und machte sich im Anschluss am Korb zu schaffen, in welchem eine kleine Amphore meines Lieblingsweins deponiert war. Es war ein feuriger Faustianer, der nunmehr bereits einige Jährchen alt, aber dank eines Harzes gut konserviert, uns wunderbar munden würde. “Aber nein! Ich habe mich zu bedanken. Ich habe mich schon sehr auf unseren Ausflug gefreut.“ Das leichte Schaudern meiner Begleiterin ob meiner Bemerkung des Ertrunkenen hatte ich natürlich nicht wahrgenommen. Viel zu sehr war ich mit der Freude über unsere gemeinsame Zeit befasst. “Ich habe eine kleine Kostbarkeit mitgebracht. Einen Faustianer eines guten Jahrgangs,“, erklärte ich, während Muckel die kleine Terrakottamaphore entkorkte. “Er ist ein wenig temperamentvoll, aber genau das passende für diese Jahreszeit.“ Natürlich klang Stolz in meiner Stimme mit und ich hielt meinem Sklaven den Becher hin, damit er gut einschenken konnte. Dasselbe tat er im Anschluss bei Valentina und ich hob ein wenig den Kelch zu einem Spruch. “Mögen die Götter diesen Tag segnen und mit Wohlwollen auf uns herab schauen!“ Dann vergoss ich einige gute Tropfen auf dem Boden, wo diese sogleich im Gras versickerten. Offenbar hatten die Unsterblichen heute ein geneigtes Ohr. Ich stieß mit Valentina an und trank einen kleinen Schluck. Wunderbar. Muckel breitete das Essen aus, welches ebenso köstlich aussah. Schinken, Schafskäse und eine ganze Schale eingelegter Oliven, Brot und Eier, dazu natürlich meinen unverzichtbaren Garum, auch etwas Gebratenes war dabei: Vier kleine Täubchen und etwas Haselmaus.
    Mit strahlenden Blicken schaute ich meiner Begleiterin entgegen. Wie glücklich Faustus gewesen sein musste mit ihr verlobt zu sein. Für mich war dies, seit sich sie besser kennen gelernt hatte ein wahrer Traum. Was für eine wundervolle Ehe man wohl mit ihr führen könnte. Bestimmt wäre sie auch eine gute, fürsorgliche Mutter. Eine Zierde war sie immerhin jetzt schon. Ich seufzte unter diesen Gedanken, doch ich riss mich dann von ihnen los und schwenkte meine Blicke auf den Tiber, wo gerade zwei Schiffe von Ochsengespannen den Fluss hinauf gezogen wurden. “Ich denke, in einem Gespann fällt einem alles leichter,“ begann ich daraufhin zu sinnieren. “Alle Schwere dieser Welt kann man frohen Mutes angehen, wenn man weiß, dass es jemanden gibt, der das gleiche Schicksal teilt...“ Dann sah ich wieder zu Valentina. Im sanften Licht des inzwischen älter gewordenen Tages schaute sie wirklich bezaubernd aus.

    Ich musste es mir einfach eingestehen: Ich war entzückt von meiner Begleiterin, die sich nicht nur als eine gute Zuhörerin entpuppte, sondern auch als Schmeichlerin. Und schmeicheln ließ ich mir natürlich überaus gern, zumal ich nach den vielen Geschichten, die ich zum Besten gab, auch ein wenig recherchiert hatte. Doch nun waren wir am Ort des Geschehens, von dem ich mir erhoffte, dass es ein höchst Erfreuliches werden würde, angekommen. Immerhin bestätigte mir Valentina, dass dieses Plätzchen ein recht lauschiges war. Nun gut, wenn man einmal von dem etwas unangenehmen Brodem absah, der die Szenerie überlagerte. Dennoch war ich mir sicher, dieses Manko auf Dauer gewiss ignorieren zu können, um mir den Duft der zarten Blüten, welche es hier ja schließlich auch gab, zu imaginieren. Dass meine Begleiterin Hunger hatte, passte sich hervorragend, denn auch in meiner Magengrube murmelte es bereits.


    Doch zunächst ließ ich es mit Freuden zu, dass Valentina meine Hand ergriff und mich zu den Steinen am Ufer hinüber führte. Dabei lächelte ich ihr freudestrahlend entgegen. “Du wirst den Käse lieben!“, lenkte ich dann das Gespräch zum Essen hinüber. Danach setzte ich mich seufzend und gab Muckel ein Zeichen, dass er nun die mitgebrachte Decke ausbreiten konnte. Mein Sklave drückte mir daraufhin den Korb in die Arme und schickte sich an, den Stoffuntergrund zu entfalten und noch einmal auszuschütteln. “Dem Tiber so nah!“, gab ich unter einem weiteren wohligen Seufzen von mir. “Wenn man hier so sitzt, dann kann man sich gar nicht mehr vorstellen, dass der große Tiberinus Silvius hier irgendwo ertrunken sein muss.“ Die Decke fand nun auf den Boden zwischen den Steinen und ich angelte nebenbei zwei Becher aus dem Korb. Einen davon reichte ich Valentina an. “Wir sollten gleich ein wenig anstoßen, denn ich bin mir sicher, dies wird ein hervorragender Tag werden.“ Meine Blicke schwenkten noch einmal über die Landschaft und das Blütenmeer, über dem hier und da einige Mückenschwärme tanzten. Wie idyllisch!