Beiträge von Aemilia Caenis

    "Ja, das klingt gut. Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich begleitest. Und wenn dann wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, lade ich dich zum Essen ein und stelle dich meinem Cousin vor, wenn er wieder in der Stadt ist. Was hältst du davon?", antwortete Caenis freudig und erleichtert, dass Crassus nicht weiter auf eine gemeinsame Nacht beharrt hatte. Sie löste sich von ihm und merkte verwundert, wie sehr ihr seine Wärme plötzlich fehlte. Jetzt gab es wirklich kein zurück mehr. Sie wollte ihn nie wieder missen müssen.
    Ein letztes Mal für den Abend, vielleicht sogar die nächsten Tage, legte sie eine Hand auf seine Schulter und gab ihm einen kleinen und zärtlichen Kuss.


    Dann drehte sie sich in Richtung des Eingangs zur Casa, ging darauf zu und betrat zum zweiten Mal an diesem Abend das Innere. Sie wollte auf direktem Wege zur Petilia, um ihr zu sagen, dass sie nicht mit Crassus ein Zimmer, sondern, wie vom Hausherren vorgeschlagen, mit dessen Tochter zusammen ein Cubiculum teilen wollte.

    Puh. Also keine besondere Gefahr... Zumindest nicht mehr, als die junge Aemilia jetzt bereits hatte. Sie lächelte erleichtert.
    Sie prägte sich den Namen "Hostia Sidicina" gut ein, würde sie ihn doch sicher bald schon brauchen. Und die anderen Personen und ihre Ämter hier im Atrium Vestae würde sie sicher bald schon alle persönlich kennen lernen.


    Als Messalina ihre Hand ergriff, zuckte Caenis überrascht zusammen und starrte mit großen Augen auf die Berührung. Man sagte, für Männer galt bei einer Berühung der Vestalinnen die Todesstrafe. Gab es da Ausnahmen bei Frauen? Oder, wenn die Vestalin sie von sich aus berührte? Nun, dann würde sie es doch nicht einfach tun... Caenis schaute wieder hoch und direkt in die Augen von der Decima. Du bist für mich da. Ja, das wollte sie und würde sie versuchen so gut wie nur möglich zu schaffen. Nicht nur, weil sie jetzt für Messalina angestellt war oder diese eine Vestalin war- sondern auch, weil sie... sie mochte. Aber die Frage, die sie ihr stellte, löste einige ungewollte Reaktionen in Caenis aus.


    Sie errötete, sog schnell einiges an Luft ein, ihre Kehle fühlte sich plötzlich ganz trocken, kratzig und wie zugeschnürt an... "Ich... ich...", stotterte sie und wusste nicht, wie lange sie noch Augenkontakt halten konnte. Aber- sie wollte nicht lügen. Nicht vor ihr. Das durfte sie nicht, auch wenn es bisher... außer ihr und Crassus... niemand wusste. "Nicht... direkt. Also... platonisch ja." Eine bessere Beschreibung war ihr nicht so schnell eingefallen. "Und- ich... ich will ihn heiraten. Aber mein Vater will sicher... sicher einen...", einen mit mehr Ansehen. Mehr Geld. Einer militärischen Karriere. Oder einem hohen politischen Amt. Mit Ruhm. Eigenem Haus. Genügend Sklaven. Einer Villa. "anderen."


    "Aber... aber... ich bin... noch unberührt.", rasselte es aus ihr heraus. Sie wusste nicht, ob das einer Vestalin wichtig war... für ihre eigene Scriba. Aber Caenis hatte gelernt, dass es die Ehre einer Frau gebietete, vor der Ehe Abstand von den körperlichen Anzüglichkeiten der Männer zu nehmen.


    "Das weiß aber... außer dir... noch niemand", sagte sie aufrichtig. Sogar Crassus wusste noch nicht, dass ihr der Wunsch nach einer Heirat war. Und vor ihrem Cousin, einem Optio, einen Mann zu erwähnen, der keine militärische Laufbahn hatte... aussichtslos. Dann würde ihr Vater erst recht "Nein" sagen.

    In aller Munde? Die Bürger würden sie auf Schritt und Tritt verfolgen? Das hatte sich die junge Aemilia gar nicht so vorgestellt. Würde sie wirklich bekannt werden, weil sie einer prominenten Person als Scriba personalis diente?


    "Verstanden, ja. Das ist selbstverständlich, werte Decima", bestätigte Caenis, nachdem ihr die Verhaltensregeln in der Öffentlichkeit erläutert wurden. Das meiste davon war ihr schließlich wirklich schon bekannt.
    "Aber- was meinst du mit 'sie werden dir auf Schritt und Tritt folgen', was wollen sie denn dann von mir? Dass ich ihnen erzähle, was ich für dich schreibe? Es ist doch selbstredend, dass ich zu Schweigsamkeit verpflichtet bin und das mir anvertraute Wissen so heilig und unantastbar ist wie deine Person als Vestalin. Oder wollen sie mir böses, eben weil ich deine Scriba bin?", hakte sie nach. Hoffentlich nicht letzteres, dachte sie sich. Wie sollte sie denn dann noch das Atrium Vestae verlassen können?


    "In Ordnung. Was allerdings ist, wenn du nach einem Testament aus der Bibliothek verlangst? An wen darf ich mich dann wenden, damit ich nicht die Bibliothek benutzen muss?", fragte sie neugierig.

    "Ich nehme an, dass es noch mehr Regeln gibt, wie die unter den Bürgern allgemein bekannten. Und ich bin bereit, mich darin unterweisen zu lassen, damit ich nichts falsch mache", sagte Caenis und sah sich wieder etwas im Atrium um, bevor ihre Aufmerksamkeit wieder ganz Messalina galt. "Kannst du mir dann bitte die wichtigsten Regeln nennen oder mir jemanden empfehlen, an den ich mich für diese Formalitäten wenden darf?"


    Und hoffentlich, so schallte es in ihrem Kopf, hieß das nicht, dass sie nicht außerhalb des Forums weiter mit Crassus zu tun haben dürfte. Natürlich nicht hier... aber... sie war doch nicht etwa auch zu vollständiger Enthaltsamkeit verpflichtet, oder etwa doch?

    "Was sie tun wollen... Was sie...", wiederholte Caenis mit bebender Stimme. "Crassus, ich bitte dich. Wir können nicht. Wir dürfen nicht. Du weißt das. - Und wenn du das nicht einsiehst- Dann... dann muss ich es eben alleine durchsetzen. Irgendwann wirst du es schon verstehen!", die letzten Worte hatte sie lauter gesagt, als sie eigentlich wollte, aber auch sie konnte sich leicht in so etwas hineinsteigern. Und ruhig bleiben, jetzt, das konnte sie nicht.


    "Ich werde nicht mit dir die Nacht verbringen. Ich werde in einem anderen Cubiculum schlafen als du. Und ich werde morgen früh in die Casa Aemilia zurückkehren. Ohne dich."


    Das war viel zu hart. Das hatte sie nicht sagen wollen. Er würde... Würde er sie jetzt von sich stoßen, nur weil sie ihm nicht mehr geben konnte? Er dürfte nicht! "Ich liebe dich. Bitte Crassus. Bitte! Denk an deine Ehre. Denk an meine Ehre.", flehte sie und klammerte sich fester an seine Brust.
    Sie spürte seine Wärme auf ihrer Wange, hörte den schnellen Herzschlag. Jetzt war es wieder um sie geschehen. Jetzt war ihre ganze Stärke... weggeweht. Wenn er ihr jetzt weiter widersprechen würde, dann würde sie alles machen, was er von ihr wollte. Und wenn er mehr wollte, als bei ihr zu schlafen, sollte es eben so sein. "Ich liebe dich so sehr...", hauchte sie in seine Tunika und wollte nichts sehnlicher, als mehr von ihm zu fühlen...

    Sim-Off:

    Kein Problem :) Anfrage ist bestätigt! Vielen Dank


    So einfach? War sie jetzt... Tatsächlich... angestellt?
    "Vielen Dank! Ich werde mein Allerbestes geben und dich nicht enttäuschen. Sicher nicht!", sagte sie strahlend und - auch wenn es eine ausgelutschte Floskel war - ganz von sich aus und aufrichtig.


    Ein großes Zimmer im Atrium Vestae. Ihre Anstellung. Scriba personalis. Wie das ihrem Stolz schmeichelte! Jetzt, wo es sicher war, dass sie die Stelle hatte, stellte sich das Thema "Umzug" von ganz alleine in ein anderes Licht: Natürlich würde sie ins Atrium Vestae ziehen. Schließlich musste sie sich auch einarbeiten! Und immer wieder Abends nach Hause zu müssen... Das würde ihr Cousin schon einsehen.


    "Werte Decima, dann möchte ich dein Angebot mit dem Zimmer im Atrium Vestae doch gerne annehmen."


    Wie glücklich sie war. Es hatte geklappt. Sie musste es umbedingt Crassus erzählen. Und ihrem Cousin! Und ihren Eltern schreiben. Wie stolz sie sein werden... Wenn sie zwar noch nicht verheiratet war, ein eigener Beruf war doch auch schon viel wert, oder?

    "Aber... du musst.", sagte sie traurig und sprach damit aus, was er in den letzten Augenblicken gedacht hatte. "Wir müssen wieder nach drinnen. Ich bin sehr müde, Crassus. Aber...", jetzt senkte sie den Blick, weil sie ihm einfach nicht länger in die Augen lügen konnte. Entsprach doch das, was sie sagen musste- verpflichtet war, zu tun, absolut nicht ihrem inneren Verlangen nach seiner Zärtlichkeit und Nähe.


    "Ich möchte nicht mit dir... in einem... Raum schlafen, Crassus. Das gehört sich nicht. Wir sind nicht verheiratet.", flüsterte sie mit zittriger Stimme. Noch nicht, vielleicht? Sie musste umbedingt ihren Cousin dazu bringen, einer Ehe zuzustimmen.


    "Wir... sollten das nicht tun. Irgendwer wird es herausfinden, und dann?"

    "Ja werde ich, Classicus", nickte Caenis und nahm noch einen tiefen Schluck des Weines, bevor sie den Becher abstellte und sich aufrichtete. "Wenn ihr mich entschuldigt, es ist schon spät und ich möchte noch ein paar Dinge erledigen, bevor ich mich schlafen lege. Es war sehr nett euch kennen zu lernen, Aemilius Nicanor, Aemilius Marcellus. Es sind für euch beide Schlafquatiere eingerichtet worden. Eine gute Nacht!"


    Anschließend stand sie auf und trat um die Klinen herum zur Tür des Tricliniums und ging auf ihr Zimmer.

    "Es ist wesentlich wärmer als hier in Rom. Aber ich weiß kaum, was man sich erzählt, da ich selbst dort groß geworden bin- Ich habe eher immer Geschichten über die Schönheit Roms gehört und bin, als ich hierher gezogen bin, absolut nicht enttäuscht worden!", antwortete Caenis auf die Frage der Decima. "Sie haben mehr Rechte als in Rom, aber bei Weitem nicht so viele Rechte wie die Vestalinnen, Vestalin Decima.", fügte die junge Aemilia noch hinzu und ließ sich durch den Kopf gehen, ob sie denn bereit wäre, in das Atrium Vestae zu ziehen. Für die ganze Zeit sicher nicht! Aber Messalina hatte schon recht. Spätabends noch in Roma unterwegs- selbst wenn sie dann einen Sklaven als Geleit mitnehmen könnte...


    "Ich danke dir für das großzügige Angebot, eine Kammer im Atrium Vestae beziehen zu dürfen. Allerdings würde ich wirklich gerne ein paar Nächte die Woche in der Casa Aemilia übernachten, einfach um meinem Cousin bei der Führung des Haushaltes etwas unter die Arme greifen zu können. Er war lange Zeit mit den Cohortes Urbanae unterwegs und ist erst vor kurzer Zeit wieder nach Hause gekommen, weißt du", meinte sie dann und blinzelte verwirrt. Warum sprach die Vestalin gleich das Thema der Übernachtung an? Hatte sie denn... bereits eine Zusage?


    Etwas nervös entschloss sich Caenis ihre Frage in Worte zu fassen: "Sag bitte, was muss ich tun, um für die Stelle genommen zu werden? Ich habe noch nie vorher eine Arbeitsstelle gehabt, ich kenne mich nicht so gut mit den Formalitäten aus, verzeih mir, werte Vestalin Decima"

    Ohweh, Classicus hatte es ihr angesehen... Was sollte sie jetzt sagen? Die Wahrheit? Das konnte sie doch nicht... Er würde ihr böse sein, bestimmt. Sie tadeln vielleicht? Aber gut, sie musste ihm sowieso davon in Kenntnis setzen, dass sie beabsichtigte, Crassus zu einem Abendessen in die Casa Aemilia einzuladen, also konnte sie das jetzt hiermit tun.


    "Ich habe mir Azar heute einen Sklaven kaufen lassen. Als mein Vater von den Unruhen hörte, war er sehr besorgt um meine Sicherheit und schrieb mir, ich solle mir einen Custos Corporis zulegen. Azar hat mir gesagt, dass er einen sehr vielversprechenden Kauf gemacht hat. Das wollte ich dir noch erzählen.
    Jetzt ist er aber noch nicht wieder hier, ich habe ihn mit einer Einladung in die Casa Iulia geschickt- ich möchte gerne... ich würde gerne... den Iulier Tiberius Iulius Crassus zu einem Abendessen hier einladen. Er war unter anderem dafür verantwortlich, dass ich, als die Casa Iulia überrannt wurde, sicher und unverletzt fliehen konnte und ich... wollte mich dafür bei ihm bedanken."


    Ohweh. Ob ihr Cousin bemerkte, dass... sie ... zu ihm...?


    "Und... und... natürlich möchte ich auch, dass du ihn kennen lernst, Cousin!"

    Nicht lange hatte Caenis warten müssen, bis eine handvoll Frauen auf sie zugeschritten kam. Klar zu erkennen war hier, wer die ehrenwerte Vestalin war, nicht nur an der typischen Gewandung und Frisur, auch Ausstrahlung der Decima verriet ihre höhe Stellung.


    [Blockierte Grafik: http://img94.imageshack.us/img94/8262/xerxesu.jpg]|Azar
    Der aemilische Maiordomus hatte das Atrium Vestae schon häufiger von außen gesehen, aber noch nie einen Anlass gehabt, hineinzutreten. Ehrlich gesagt war ihm alles, was mit den Vestalinnen zu tun hatte, suspekt und er blieb davon lieber fern. So stellte er sich auch wieder etwas in den Hintergrund und senkte schweigend den Blick.


    Die junge Aemilia lächelte die Decima scheu an und neigte ihren Kopf, als sie zurückgrüßte. "Salve, Vestalin Decima!"
    Sie war tatsächlich etwas nervös, was sich aber legte, als Messalina sie anlächelte.
    "Ich hatte keinen allzu weiten Weg, die Casa Aemilia liegt auf dem Mons Esquilinus. Aber ja, die Reise war angenehm.", beantwortete sie die Frage der Decima und nickte freudig und interessiert zu den beiden Frauen, die die Vestalin ihr vorstellte. "Salve Nysa, Salve Menopora!", grüßte sie die beiden und hoffte, bei einem eventuellen nächsten Treffen die Gesichter zu den Namen zuordnen zu können.


    "Mein Begleiter hier ist der aemilische Sklave Azar. Ich wohne noch nicht sehr lange hier in Roma, deshalb hat er sich von seinen Pflichten als Maiordomus der Casa Aemilia für einen Tag zurückgezogen und mich hierher geleitet." Der genannte Sklave neigte ehrfurchtsvoll seinen Kopf, blieb aber weiterhin still.


    Jetzt, wo das erste Eis gebrochen zu sein schien, atmete Caenis noch einmal tief ein und aus, legte sich die Worte zurecht und formulierte den Grund ihres Besuches. "Ich bin davon unterrichtet worden, dass du eine Scriba suchst und... interessiere mich für die Stelle. Ich weiß, ich habe nicht studiert und auch noch nicht als Scriba gearbeitet, aber...", bei Isis. Warum hatte sie sich hierher gewagt? Warum war sie nur hierher gekommen? Natürlich würde sie abgewiesen werden. Ohne Berufserfahrung und ohne ein Studium... Aber gut, jetzt war sie hier, jetzt gab es nur noch das Vorwärts!


    "Mein Vater war mehrere Jahrzehnte Scriba in der Bibliothek von Alexandria. Er hat für mich und meine Geschwister nur die beste Schulbildung gewollt und so hatte ich von sehr klein auf Unterricht bei einem griechischen Philosophen. Ich... kann auch sehr gut schreiben, schnell, mit einer schönen Schrift. Und traue es mir zu, als Scriba personalis zu arbeiten."

    Es war wirklich faszinierend, dass gleich zwei Aemilier nacheinander in der Casa Aemilia in Roma auftauchten und ihren werten Cousin Classicus nach Aufnahme und einer Karriere im Militär fragten, fand Caenis, während sie stillschweigend der Unterhaltung zuhörte und an ihrem Wein nippte.


    Ab und an schweiften ihre Gedanken ab und führten sie zu einem gewissen Iulier, dem sie am Nachmittag eine Nachricht geschickt hatte mit einer Einladung zum Abendessen. Ob er sie genau in diesem Augenblick las? Oder schon gelesen hatte, vielleicht dachte er gerade darüber nach, was er ihr zurückschreiben würde?
    Caenis ging davon aus, dass er zusagen würde. Natürlich, schließlich war da ein gewisses Band, nach...


    Besonnen lächelnd kehrte ihr Geist wieder in die Wirklichkeit zurück. Sie nahm noch einen tiefen Schluck Wein, knippte sich ein paar Trauben ab und ließ ihren glücklichen Blick von einem der drei Aemilier zum anderen schweifen. Wahrscheinlich würde sie nicht lange wieder komplett alleine in der Casa Aemilia sein. Schließlich hatten Soldaten in der Kaserne ihre Stuben, oder nicht?

    Ziegenmilch? Sah sie so aus als hätte sie... Ziegenmilch dabei und hätte damit vor die ehrenhaften Vestalinnen bekleckern? Ernsthaft? - Ja, die Aemilia, die gerade mit dem großen und dunkelhäutigen Sklaven Azar den Innenhof betrat, war jung, aber wie eine Sklavin, die Ziegenmilch in das Balneum bringen wollte, sah sie wirklich nicht aus! Mit ihren 16 Jahren und den elegant hoch gebundenen blonden Haaren sah Caenis eher aus wie ein unschuldiger Engel als eine tollpatschige Dienerin.


    Voller Ehrfurcht und mit vor Aufregung heftig pochenden Herzen blieb sie anschließend etwas verloren in der Mitte des Peristyliums stehen und wartete wie geheißen darauf, dass die Vestalin Decima zu ihr kam.

    Bei der tiefen Stimme fröstelte es Caenis, jedoch drückte sie ihren Rücken gerade und deutete Azar für sie Platz zu machen, um dem Mann hinter der Tür direkt ansprechen zu können. "Salve, mein Name ist Aemilia Caenis und ich möchte mit Decima Messalina sprechen bezüglich der Arbeitsstelle als Scriba, die sie ausgeschrieben hat.", sprach sie nervös und versuchte, den Augenkontakt zu dem Mann zu halten, waren seine Augen und ein kleiner Abschnitt seines Kopfes doch das einzige, was sie von ihm durch den Türspion sehen konnte.
    "Ist die Vestalin Decima derzeit anwesend?", setzte die junge Aemila zögerlich nach und fragte, was sie machen sollte, wenn sie nicht da war. Nach einem Termin fragen, wann sie wiederkommen sollte vielleicht? Warum hatte sie sich eigentlich nicht früher Gedanken darum gemacht?

    Mit flatterndem Herzen und schweißnassen Händen trat die junge Aemilia in Begleitung des dunkelhäutigen Sklaven Azar vor das Atrium Vestae und atmete tief ein und aus. Sie hatte sich von ihm hierher führen lassen- hatte er doch den Aushang gesehen, in dem eine gewisse Decima Messalina nach einer Scriba suchte. Schreiben, ja das konnte sie und mochte sie sehr! Und auch wenn sie nicht - so wie ihre Brüder - studiert hatte, war ihrem Vater, der immerhin fast drei Jahrzehnte in der Bibliothek von Alexandria angestellt war, die Bildung seiner Kinder so sehr am Herzen gelegen, dass er keine Mühen und Kosten gescheut hatte, einen der besten griechischen Philosophen als Lehrer für seine Kinder einzustellen.


    Ob das wohl reichen würde? Was erwartete man dort von ihr? War sie tatsächlich... möglicherweise... in der Lage...?


    Während Azar gegen die Tür klopfte versuchte Caenis nervös, ihre Hände an ihren hellblauen Gewändern zu trocknen.

    Und er war ihrer Bitte nachgekommen. Ganz vorsichtig hatte er seine Lippen auf ihre gedrückt und sie in dem Moment zur wahrscheinlich glücklichsten Frau der Welt gemacht. Als er sich von ihr löste und doch noch ganz nah, vielleicht sogar noch näher als vor dem Kuss, bei ihr stand, konnte sie nichts anderes tun als ihn glücklich anzustrahlen.
    Schon ab dem ersten Treffen mit dem Iulier hatte sie davon geträumt, wie es wohl wäre, wenn er sie küssen würde, wenn er sie lieben würde. Wenn sie nur ganz sein sein könnte. Und bei jedem Treffen mit ihm, bei jedem Blick, jedem Wort aus seinem Mund- war ihr Verlangen danach, es wirklich zu erleben, so sehr gestiegen...


    Ich liebe dich auch, ja!, dachte Caenis und fühlte, wie sich ein Knoten aus Selbstbeherrschung in ihr anfing zu lösen. Die Tränen, die sie vorhin noch aus Verzweiflung geweint hatte, waren nun Freudentränen; sie japste nach Luft, um sich endlich ganz zu erlösen, endlich zu sagen:
    "Ich liebe dich auch, Crassus, ja, ich liebe dich auch!"
    Dann zog sie sich an den Schultern des Iuliers hoch um ihm noch einen Kuss zu entlocken, einen innigen Kuss, voller Liebe und Bestätigung ihrer beider Gefühle...


    In dem Moment schien ihr tatsächlich komplett egal, ob nicht vielleicht ein iulischer oder petilischer Sklave oder irgendjemand anderes heimlich oder auch nicht so heimlich bei diesen innigen Bekenntnissen mithörte...

    Sim-Off:

    Dives, dein Stichwort? Oder hast du schon genug Informationen und Beweise für diverse Komplotte gegen die beiden? ;)

    Kurz vor dem aemilischen Gast betrat Caenis das Triclinium und ging zu ihrem Cousin, legte ihm eine Hand auf die Schulter und versuchte so seine Aufmerksamkeit zu erlangen. "Classicus- wir haben noch einen aemilischen Gast, darf ich dir vorstellen-", leitete sie ein, obwohl das sicherlich schon Rhamphias getan hatte, als sie noch weg war.


    "Faustus Aemilius Nicanor aus Attika.", stellte sie ihn den beiden Männern vor und ging anschließend zu ihrer Kline, um Platz zu nehmen, jedoch nicht ohne Marcellus noch ein Lächeln zu zuwerfen.


    Während sie darauf wartete, dass Classicus den Neuankömmling ebenfalls begrüßte, winkte sie Rhamphias zu sich und gab ihm flüsternd die Anweisung, ein Gästequartier für Nicanor herzurichten. Nachdem der Sklave sich nickend in den Hintergrund verabschiedete, nahm Caenis sich eines der mit einer rötlichen Creme gefüllten Eier und kostete herzhaft. Sie hatte heute früh das letzte Mal gegessen und hatte wirklich großen Appetit.

    "Aus Attika! Das ist wirklich ein weiter Weg.", sagte sie zustimmend und deutete einladend den Weg entlang zum Triclinium, den sie erst vor ein paar Augenblicken gekommen war.


    "Dann sind wir ja auch verwandt! Bitte folge mir ins Triclinium, der Dominus Marcus Aemilius Classicus und ein aemilischer Gast Lucius Aemilius Marcellus sitzen bereits zum Abendessen. Du wirst bereits erwartet!"