Nicht lange hatte Caenis warten müssen, bis eine handvoll Frauen auf sie zugeschritten kam. Klar zu erkennen war hier, wer die ehrenwerte Vestalin war, nicht nur an der typischen Gewandung und Frisur, auch Ausstrahlung der Decima verriet ihre höhe Stellung.
[Blockierte Grafik: http://img94.imageshack.us/img94/8262/xerxesu.jpg]|Azar
Der aemilische Maiordomus hatte das Atrium Vestae schon häufiger von außen gesehen, aber noch nie einen Anlass gehabt, hineinzutreten. Ehrlich gesagt war ihm alles, was mit den Vestalinnen zu tun hatte, suspekt und er blieb davon lieber fern. So stellte er sich auch wieder etwas in den Hintergrund und senkte schweigend den Blick.
Die junge Aemilia lächelte die Decima scheu an und neigte ihren Kopf, als sie zurückgrüßte. "Salve, Vestalin Decima!"
Sie war tatsächlich etwas nervös, was sich aber legte, als Messalina sie anlächelte.
"Ich hatte keinen allzu weiten Weg, die Casa Aemilia liegt auf dem Mons Esquilinus. Aber ja, die Reise war angenehm.", beantwortete sie die Frage der Decima und nickte freudig und interessiert zu den beiden Frauen, die die Vestalin ihr vorstellte. "Salve Nysa, Salve Menopora!", grüßte sie die beiden und hoffte, bei einem eventuellen nächsten Treffen die Gesichter zu den Namen zuordnen zu können.
"Mein Begleiter hier ist der aemilische Sklave Azar. Ich wohne noch nicht sehr lange hier in Roma, deshalb hat er sich von seinen Pflichten als Maiordomus der Casa Aemilia für einen Tag zurückgezogen und mich hierher geleitet." Der genannte Sklave neigte ehrfurchtsvoll seinen Kopf, blieb aber weiterhin still.
Jetzt, wo das erste Eis gebrochen zu sein schien, atmete Caenis noch einmal tief ein und aus, legte sich die Worte zurecht und formulierte den Grund ihres Besuches. "Ich bin davon unterrichtet worden, dass du eine Scriba suchst und... interessiere mich für die Stelle. Ich weiß, ich habe nicht studiert und auch noch nicht als Scriba gearbeitet, aber...", bei Isis. Warum hatte sie sich hierher gewagt? Warum war sie nur hierher gekommen? Natürlich würde sie abgewiesen werden. Ohne Berufserfahrung und ohne ein Studium... Aber gut, jetzt war sie hier, jetzt gab es nur noch das Vorwärts!
"Mein Vater war mehrere Jahrzehnte Scriba in der Bibliothek von Alexandria. Er hat für mich und meine Geschwister nur die beste Schulbildung gewollt und so hatte ich von sehr klein auf Unterricht bei einem griechischen Philosophen. Ich... kann auch sehr gut schreiben, schnell, mit einer schönen Schrift. Und traue es mir zu, als Scriba personalis zu arbeiten."