Beiträge von Titus Helvetius Ocella

    Es wurde Zeit, dass Ocella sich wieder öfter in den Thermen und vor allem der Palaestra sehen ließ. Zuletzt hatte er das regelmäßige Training schleifen lassen und sich lieber mit einem guten Buch in den Hortus der Casa Helvetia gesetzt. Doch dem wollte Ocella jetzt ein Ende setzen. Mindestens zweimal die Woche, so sein Plan, wollte er auf der Palaestra etwas für seine Ausdauer und Fitness tun. Danach stünde dann noch ein Besuch in den Themen an, denn wer Sport trieb, durfte sich danach auch bei einer guten Massage entspannen.


    Nachdem er sich für die sportliche Betätigung umgezogen und präpariert hatte, trat der Helvetier auf die Palaestra hinaus. Natürlich er dort nicht alleine. Mehrere andere Bürger, die ihn natürlich erkannten, waren bereits dort und betrieben ihre Sportarten. Lansam trabend begann Ocella dann sein Lauftraining. Die anfängliche Anstrengung wich schnell einer einer vollständigen Leere im Kopf des Helvetiers, die dieser genoss. Es war das erste Mal, dass er vollständig abschalten konnte, nachdem er die letzten Monate quasi immer vollfokussiert war.

    Die Theatertruppe des Manius Turius Tugio war bereits in vielen Städten Italias aktiv gewesen. Ihr Repertoire umfasste vor allem die Stück des altehrwürdigen Titus Maccius Plautus. Ocella war - wie sollte es auch anders sein - durch seinen guten Freund Marcus Lutatius Frugi auf die Gruppe aufmerksam gemacht worden. Für ein erstes Treffen hatte sich Ocella mit dem Turier im Theater getroffen, damit sich der Gruppenleiter einerseits ein Bild von den Gegebenheiten in Ostia machen, andererseits dem Helvetier aber auch die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen festzuzurren. Natürlich hatten sie bereits Vorabsprachen getroffen, doch gakt es jetzt, die Abmachungen und festzuhalten.


    Nach einem ersten Rundgang durch das Theater und der Prüfung der vorhandenen bühnenmöglichkeiten begaben sich die beiden auf die Tribüne und begannen das Gespräch.


    Ein schönes Theater hast du hier in Ostia, Duumvir Helvetius. Es wird eine Freude für uns sein, hier aufzutreten.


    begann der Turier freundlich und öffnete dann die mitgebrachten Tabulae.


    Was kommt also nun auf dich zu: Du hast dir den "Mercator" von Plautus als Stück ausgesucht. Dieses Stück ist für zehn Schauspieler ausgelegt. Hinzukommen die Bühnenaufbauten, nach den Plänen, die du von mir bereits erhalten hast. Diese sind von dir zu organisieren. Normalerweise sind sie innerhalb von ein bis zwei Tagen abgeschlossen, je nachdem, auf welche Arbeiter du zurückgreifen kannst.


    Ocella unterbrach ihn schnell.


    Das wird kein Problem sein. Als Duumvir hat man da gewisse Kontakte.


    Der Turier nickte und fuhr dann fort.


    Masken und Kostüme bringen wir mit. Ebenso die Requisiten. Je nachdem, ob du noch selbst Ideen miteinfließen lassen willst, kommen dann noch Material- und Einkaufskosten dazu. Alke künstlerischen Fragen werden durch uns gelöst. Alle organisatorischen Dinge, also Einlasskontrollen, Verkauf von Lebensmitteln, Sicherheitsaspekte, sind durch dich zu regeln.


    Der Turier machte eine kurze Pause. Ocella nickte daraufhin nur.


    Finanziell liegt unser Standardtarif für einen Theaterabend bei 1200 Sesterzen*. Da du aufgrund einer Empfehlung unseres gemeinsamen Freundes Frugi auf mich zukamst, bin ich bereit, dies auf 900 Sesterzen abzusenken. Dafür wirst du uns in Zukunft weiterempfehlen, wenn jemand auf dich zukommt und eine Theatergruppe sucht.


    Wieder nickte Ocella.


    Abgemacht.


    sagte er knapp und blickte dem Turier dann tief in die Augen.


    Wie lang wird das Stück ungefähr dauern?


    Der Turier überlegte kurz und antwortete dann geduldig.


    Etwas mehr als 75 Minuten.


    Das wird ausreichen.


    schob Ocella dann nach blickte kurz auf die Bühne, die derzeit noch vollkommen leer war und fixierte dann den Turier wieder.


    Du hast von dem letzten Stück gehört, das auf dieser Bühne gespielt wurde?


    Ein kleines Blitzen war in den Augen des Helvetiers zu sehen, während sein Blick starr auf dem Gesicht des Turiers lag.


    Ich glaube ja, Duumvir. "Prometheus in Ketten" produziert von deinem Amtsvorgänger Iulius Dives.


    antwortete der Turier vorsichtig.


    Und dir sind auch die Umstände dieser Aufführung bekannt?


    fragte Ocella weiter ohne den Blick von dem Turier abzuwenden.


    Ansatzweise.


    wurde der Turier sogar nur noch einsilbig.


    Damit hier von Anfang an eines klar ist: Ich wünsche bei dieser Aufführung keinen Skandal. Es soll ein leichtes Unterhaltungsstück werden, damit die Besucher sich von ihren schweren Tagesgeschäften entspannen können. Die Besucher sollen Spaß haben, sie sollen lachen und sie sollen sich danach gut unterhalten fühlen. Wenn sie nach Hause gehen, sollen ihre Gedanken darum kreisen, dass der Duumvir Helvetius ihnen einen angenehmen Tag bereitet hat. Und ich möchte nicht, dass der Text des großen Plautus für irgendwelche Demonstrationen missbraucht werden. Haben wir uns soweit verstanden?


    stellte Ocella mit einem leichten Anflug von Schärfe klar. Plautus schrieb Komödien. Diese sollten unterhalten. Und Ocella würde seinen Namen nicht für eine Zuschaustellung der politischen Ansichten eines Theatermenschen hergeben.


    Natürlich, Duumvir Helvetius.


    antwortete der Turier daher freundlich aber dennoch mit dem Wissen darum, dass es wohl Ärger geben würde, wenn er sich nicht daran hielte.


    Gut, die Bühnenaubauten werden zwei Tage vor der Aufführung abgeschlossen sein. Danach könnt ihr das Theater frei nutzen, wobei ich darum bitte, eine Übersicht, über die Proben- und Vorbereitungszeiten zu erhalten. Solltet ihr in irgendeiner Weise in eurer Arbeit hier in Ostia eingeschränkt sein, lass es mich umgehend wissen. Ich werde dann dafür sorgen, dass ihr euch wieder voll und ganz auf eure Aufführung an den Portunalia konzentrieren könnt.


    führte Ocella dann noch aus bevor er sich dann erhob und dem Turier die Hand zum Abschied reichte..


    Nun, ich habe jetzt noch einen Termin. Falls noch etwas sein sollte, findest du mich in meinem Officium in der Curia.


    Der Turier erhob sich ebenfalls schüttelte dann die Hand des Duumvirs. Ocella wiederum verließ das Theater auf direktem Weg und machte sich auf, zur Curia, wo noch einige Termine auf ihn warteten.

    Am frühen Abend hatte sich Ocella zum Forum Boarium begeben, um Mercurius ein kleines Dankopfer dazubringen. Ocella hatt vor dem Gespräch mit dem viel beschäftigten Senator Duccius eine kurze Bitte an den Gott geschickt. Und trotz des engen Terminsplans des Senators, war es dennoch möglich, ein Gespräch mit ihm zu führen, das, aus Sicht des Helvetiers, auch recht gut verlaufen war. So hatte er etwas Räucherwerk, einen süßen Kuchen sowie eine Kanne Wein besorgt, die er, neben den obligatorischen Münschen, opfern würde.


    So stieg Ocella die Stufen zum Tempel hinauf, reinigte sich in dem Wasserbecken sorgfältig, stülpte seine Toga über den Kopf und trat dann in den Tempel ein. Im Innern war es, wie meistens, recht düster. Es brannten einige Kerzen und das Kultbild des flügelbeschuhten Gottes lag etwas im dunkeln. Jedoch zückte immer wieder der Lichtschein einer der Kerzen über das Gesicht der Statue.


    Der Helvetier entzündete etwas Weihrauch in dem dafür vorgesehenen Gefäß und schon stieg ihm der süßlich-rauchige Geruch in die Nase. Der Rauch verbreitete sich um das Kultbild herum und erfüllt bald die gesamte Cella. Dann stellte der Helvetier den Kuchen vor das Kultbild und die Kanne Weis daneben. Schließlich atmete er einmal tief durch, ließ einige Münzen in den dafür angebrachten Schlitz fallen, wartete ab, bis das Geräusch der fallenden Münzen verklungen war, streckte die Hände mit den Innenflächen nach oben vor sich und begann das Gebet.


    Oh, Mercurius, Schirmherr über die Beredsamkeit und Schenker des Glücks und des Erfolgs. Du, der du jenen den Erfolg ermöglichst, die danach streben.
    Ich, Titus Helvetius Ocella, Sohn des Marcus Helvetius Cato, trete heute vor dich. Ich möchte dir danken, dass du mir das Gespräch mit dem Senator Titus Duccius Vala, den ich mir als Patron ausersehen habe, ermöglicht hast und es gut verlaufen ließest.
    Dafür bringe ich dir diese Münzen, diesen Kuchen und diese Kanne Wein als Dankopfer dar.


    Auch den Wein schüttete er in eine dafür vorgesehene Öffnung, nahm wieder die Gebetshaltung ein und fuhr fort.


    Stehe mir auch weiter bei auf meinem beruflichen Weg. So verspreche auch ich, dir weitere Opfer darzubringen.


    Zum Abschluss wandte er sich nach rechts ab und beendete so das Gebet.

    Ocella erhob ebenfalls seinen Becher und trank grade einen Schluck Wein alsdie Blicke der beiden anderen, auf ihn gerichtet, eine Antwort zu möglichen Verlobungsplänen erwarteten. Unvermittelt verschluckte er sich und musste mehrfach husten, bevor er auch tatsächlich antworten konnte.


    Ob es bei mir schon erste Verlobungspläne gibt? Nein, keineswegs. Zumindest nichts, was der Rede wert wäre.


    Sofort musste der Helvetier an die Liste seiner Mutter denken. In einer ruhigen Stunde hatte diese eine Liste potentieller Heiratskandidatinnen erstellt und sie Ocella gegeben. Der hatte diese Liste dann dezent in den Schrank seines Cubiculums gelegt, um sie vorerst aus dem Blickfeld zu haben. Ocella atmete tief ein und aus und ließ dann ein Stück Huhn in seinen Mund wandern. Das war ein ganz schlechtes Thema. Dass Dives aber noch keine Anstalten machte, zu Heiraten, verwunderte Ocella dann aber doch. Denn als Senator war man in der Regel verheiratet. Aber der Iulier wusste schon was er machte. Und es war auch nicht Ocellas Aufgabe, ihn an seine anstehenden Pflichten zu erinnern.


    Doch letztlich kam das Thema doch auf die Veneta und Ocella hörte interessiert zu. Offensichtlich stünden dort in der nächsten Zeit strukturelle Änderungen an: Der ehemalige Principis Aelius, den Ocella natürlich vom Namen her zuordnen konnte, müsste wohl ersetzt werden und ein Senator der Germanica sollte diesem folgen, zumindest wenn es nach Dives ginge. Zumindest hatte Ocella jetzt die Möglichkeit, seinen Beitrittswunsch einzustreuen.


    Jetzt, wo die Veneta vor solchen strukturellen Veränderungen steht, wird es sicherlich nicht so einfach, dort ein Beitrittsgesuch zu stellen.


    antwortete der Helvetier daher auf die letzten Ausführungen des Iuliers und blickte dann zuerst dem Germanicer und dann zu Dives.

    Ocella bediente sich nun am Lamm, steckte sich ein Stück Fleisch in den Mund und tunkte dann etwas Brot in die Soße, was er dann ebenfalls aß. Dann hörte er gespannt zu, was der Germanicer zu berichten hatte. Tatsächlich tat er dann gut daran, das Vergangene hinter sich zu lassen und nach vorne zu schauen. Zum Beispiel seine anstehende Verlobung mit einer Quintilia.


    Diese hatte Ocella natürlich schon in Ostia kennengelernt und ihr von der Verhaftung ihres Verlobten in spe berichtet.


    Na dann, herzlichen Glückwunsch zu deiner Wahl, Germanicus.


    antwortete Ocella dann freundlich.


    Ich durfte deine zukünftige Verlobte bereits kennenlernen, als ich nach deiner Verhaftung deine Habitatio aufsuchte, um jemanden deiner Familie ausfindig zu machen. Allerdings waren die Umstände natürlich alles andere als glücklich.


    fuhr Ocella dann fort. Das Gespräch war alles andere gut verlaufen und Ocellas letzter Stand war, dass sie nach Rom reisen wollte. Offenbar war dies aber nicht geschehen, es sei denn, sie wäre bei den Quintiliern untergekommen.


    Als der Germanicer dann auf die Veneta zu sprechen kam, blickte Ocella wieder auf. Er trank einen Schluck Wein und wartete dann ab, wie sich das Gespräch in diese Richtung weiterentwickeln würde. Denn jetzt bot sich dem Helvetier die Möglichkeit, einen Beitritt zur Factio zu forcieren, denn es saßen zwei Mitglieder bei ihm.

    Eigentlich war das Thema "Classis" mittlerweile nur noch lästig. Ocella hatte sich die Akte zur Classis ins Officium bringen lassen, um den letzten Stand dazu in Erfahrung zu bringen. Der Bürgerkrieg war schon relativ lange vorbei und dennoch war noch immer eine Flottencenturie unter dem Befehl des unmöglichen Centurio Menenius Planta im Hafen stationiert. Wenigstens war diese nicht mehr der Sicherheit der Stadt beauftragt und die Bürgerwehr machte alles in allem gute Arbeit, doch sollte dies ja auch kein Dauerzustand sein. Schließlich wären sowohl die Soldaten der Classis froh, wenn sie nach Misenum zurückkehren könnten, und die Stadtverwaltung könnte einen riesigen Haken hinter dieses Thema setzen, wenn die Classis weg wäre und die Bürgerwehr durch die reguläre Vexillatio der Stadtkohorten ersetzt werden könnte.


    Konsterniert las sich Ocella daher die Akte durch: Eine Chronik gegenseitigen Misstrauens und einseitiger Aktionen. Der letzte Eintrag stammte von Ostianus, der notiert hatte, dass sich der Kommandeur ebenso unkooperativ gezeigt hatte, wie schon gegenüber Ocella und seinem iulischen Vorgänger. Kurz überlegte Ocella, ob er nochmal persönlich das Marschlager der Classis aufsuchen sollte, las dann aber nochmal zwei Sätze, aus dem Gedächtnisprotokoll des Ostianus: "Stadtkohorten? Was hat die classis damit zu schaffen? Die Duumviri sollten wissen, bei wem sie deswegen nachfragen müssen." und "Die Vigiles? Das solltest du den Kommandeur der Vigiles selber fragen. Wo die sitzen, weißt du ja. Sonst noch was?" Solche Sätze brachten Ocella schon wieder auf die Palme. Ja natürlich wusste die Stadtverwaltung, wer da der Ansprechpartner war. Doch war man ja immer noch auf eine gesunde Koexistenz aus, was aber von den Soldaten der Classis immer und immer wieder untergraben wurde.


    Der Helvetier hatte sich vorgenommen, sich weniger zu ärgern und ruhiger an gewisse Situationen ranzugehen. Ärger über die Classis war nur verschwendete Energie. Wenn sie wollte, dass sie übergangen werden, könnte man in der Stadtverwaltung auch zur nächsthöheren Instanz gehen. Ocella würde noch ein paar Tage warten, ob Nachricht aus Rom käme. Danach würde er einen Brief an den Stadtpräfekten aufsetzen lassen, der dann hoffentlich dazu führen könnte, dass die Classis endlich Richtung Misenum verschwinden könnte.

    Sim-Off:

    So, jetzt, wo die konstitutiven Dinge erledigt sind, komme ich auch dazu. ;)


    Ocella setzte sich entsprechend auf den Platz zu linken von Dives und warf einen kurzen Blick auf die angerichteten Speisen, und die Auswahl war schon sehr groß für eine Cena in solch kleinem Rahmen. Doch schon kam der Iulier auch auf die anstehenden Wahlen zu sprechen.


    Ja, in der Tat scheinen meine Chancen recht gut zu stehen. Zumindest sagte mir mein Wahlkampfleiter vor kurzem erst, dass er bereits von einigen Bürgern und Decurionen die Sympathie für meine Kandidatur in Erfahrung bringen konnte. Allerdings soll man Fortuna auch nicht herausfordern, weshalb ich bei diesem Thema vorsichtigen Optimismus walten lasse. Jedenfalls sind bereits einige Wahlkampfauftritte in Planung.


    führte der Helvetier darauf aus. Viel zu oft war es die Hybris gewesen, über die Personen des öffentlichen Lebens gestolpert waren. Zu diesem frühen Zeitpunkt wollte Ocella nicht zu jenen gehören, die dadurch zu Fall kämen. Er goss sich etwas Wein ein, der er sogleich verdünnte und bediente sich dann zuerst am Brot.


    Sodann schloss er sich auch nochmal der Frage des Iuliers an und erwartete dann interessiert die Antwort des Germanicers.


    Ich hoffe du hast dich nach deiner Freilassung wieder einigermaßen von dem Arrest erholen können?

    Die letzten Worte des Senators implizierten, dass der Senator bereits eine Entscheidung getroffen hatte, ob er Ocella als Klient übernähme. Doch solange dies nicht explizit geschehen war, wollte der Helvetier erstmal abwarten. Als sich Ocella dann umschaute, sah er bereits die Curia. Sie waren fast am Ende ihres Weges.


    Das werde ich tun, Senator.


    stimmte Ocella dem weiteren Vorgehen zu und wartete dann darauf, ob der Senator noch etwas zu besprechen hatte, zumal es ohnehin beim Senator lag, den inhaltlichen Teil des Gesprächs zu beenden. Sollte der Senator nichts mehr besprechend wollen, würde der Helvetier noch die Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme klarstellen, bevor er sich dann den restlichen Angelegenheiten des Tages widmen würde.

    Wieder hörte Ocella aufmerksam zu - eine seiner Stärken: Zuhören, Aufnehmen, Memorieren - und antwortete mit verstehendem Nicken. In seiner unmittelbaren Familie gab es ab dem jetzigen Zeitpunkt niemanden, an dem er sich orientieren könnte. Die stattfindende Lektion des Senators nahm er daher dankbar an, da er sich nun das erste Mal ein genaueres Bild von seiner Karriere machen musste.


    Ja, das ist richtig, Senator. Ich strebe sozusagen nach oben hinaus.


    Aus seinem Familienstamm war er tatsächlich ein Homo Novus. Der Hauptstamm der Helvetia hatte eine Reihe wichtiger Persönlichkeiten hervorgebracht, die auch höchste Ämter bekleideten. Die Mitglieder seines Stammes jedoch waren zumeist in die Provinzen ausgewandert, hatten sich da eine Basis aufgebaut, konnten sich aber nicht hier in Rom und Italia festigen. Er wäre, sofern er das richtig zuordnen konnte, sogar der erste seines Stammes, der die Standesgrenze zu den Rittern überschreiten würde.


    Tatsächlich möchte ich nicht ins Militär denn damit konnte er überhaupt nichts anfangen sondern möchte auch weiterhin in der Verwaltung arbeiten. Nachdem ich mich im Amt des Director Ludi hervorgetan habe was ja durchaus länger dauern dürfte. Denn von Ämterhopping hielt Ocella auch nichts möchte ich mich nämlich für das Amt des Curator Kalendarii bewerben.


    Und das war für Ocellas schon das Non-Plus-Ultra. Als ritterlicher Stellvertreter des Curator Rei Publicae hätte er sozusagen sein Traumamt erreicht, das ihm sowohl eine Fülle von Aufgaben eröffnete, als auch rein verwaltungstechnischer Funktion war.

    In aller Eile überbrachte ein Bote aus Ostia eine Nachricht an die Hausbewohner und machte sich dann wieder auf den Weg.


    Ad
    Villa Urbana Tib. Helvetii Vari
    Roma, Italia


    Seid gegrüßt Commodus und Varus!


    Ich freue mich, euch mitteilen zu können, dass mich die Bürger Ostias bei den vergangenen Wahlen zum Duumvir von Ostia gewählt haben. Hier in Ostia wurde mich damit eine große Ehre zuteil, mit der ich die Nachfolge meines Großvaters Publius Gracchus antrete.


    Aufgrund einiger städtischer und persönlicher Angelegenheiten werde ich in nächster Zeit nach Roma reisen und hoffe, dass ich für einige Tage bei euch in der Villa Urbana unterkommen kann.


    Valete bene,


    Titus Helvetius Ocella
    _____________
    Duumvir Ostiensis


    [Blockierte Grafik: http://img716.imageshack.us/img716/9771/85964148.gif]

    Ocella zog eine Augenbraue hoch. Klar, der Beitritt sollte nicht allzu leicht gemacht werden, damit keine Personen in die Societas hineinkamen, die keine Ahnung von dem hatten, was sie erwartete. Denn es kamen ja nicht nur Rechte auf die Mitglieder zu, sondern auch Pflichten. Dass aber ein Beitrittswilliger so verunsichert wurde, schien dem Helvetier doch schon reichlich unvorteilhaft.


    Nun, Sergius, es gibt natürlich auch den Magister und seinen Stellvertreter, wobei der Magister, Iulius Centho, meines Wissens nach länger abwesend ist, sodass dessen Stellvertreter, Iulius Dives, die Geschäfte der Vereinigung führt.


    führte der Helvetier erstmal aus. Das waren aber auch Sachen, die der Sergier selbst hätte in Erfahrung bringen können.


    Und die Iulier findest du, selbstredend, in der Casa Iulia hier in Rom.


    Und auch das war eigentlich redundant. Und selbst wenn Dives dort nicht untergebracht war, könnte man ihm dort sagen, wo man den Vicarius Magistris der Societas finden könnte.


    Aber vielleicht noch eine persönliche Frage: Bist du vielleicht in direkter Linie mit Sergia Fausta verwandt?


    fragte Ocella neugierig. Mal schauen, wie sein Gegenüber darauf reagieren würde.

    Ocella nahm die erste Zusicherung nickend zu Kenntnis. Sollte dies wirklich so schnell gehen, müsste er sich deutlich weniger Gedanken machen, wie es mit Ämtern aussieht, für die nicht der Ordo equester notwendig war. Und schon kam auch schon das Thema des Praefectus Vehiculorum zur Sprache. Der Duccier schien davon wenig begeistert.


    Nun, Senator, wenn der Standesaufstieg schnell möglich wäre, würde ich natürlich auch das standesgemäße Amt des Director Ludi bevorzugen.


    rechtfertigte sich der Helvetier erstmal. Natürlich wäre das obsolet, wenn er den Standessprung frühzeitig machen könnte.


    Was die Verwandtschaft zu Senator Titus Geminus betrifft ist diese nur sehr entfernt. Er stammt aus dem Hauptstamm der Familie, während ich aus einem Nebenstamm komme.


    Das Theme der Familienstämme und -zweige war bei den Helvetiern recht kompliziert und bei seiner Verwandtschaft zu den Helvetiern um den alten Geminus blickte Ocella manchmal selbst nicht ganz durch. Allerdings war Ocella kein direkter Erbe des Senators, das war ihm zumindest klar.


    Und zu deiner zweiten Frage: Mein Vater Marcus Cato diente als Vigil hier in Rom und brachte es bis zum Centurio. Mein Großvater Publius Gracchus begann in der Regionalverwaltung und startete danach die Karriere in der ostiensischen Stadtverwaltung, wo er das Duumvirat bekleidete.


    Die unausgesproche Frage des Ducciers beantwortete Ocella dabei nicht: Nein, weder sein Vater, noch sein Großvater hatten es in den Ritterstand geschafft.

    Ocella stand grade vor dem Stand eines Schneiders, der seine solide verarbeiteten Tuniken zum Kauf anbot. Mit dem geübten Blick eines ehemaligen Aedils prüfte er Qualität und Verarbeitung der Ware und ließ sich dann mehrere Ausführungen zeigen, als er von der Seite angesprochen wurde. Die Stimme der jungen Frau konnte er nicht zuordnen; so blickte er sich um und sah eine junge Nubierin. Sofort fing er an in seinem Gedächtnis zu kramen, scheiterte jedoch, da er zuerst in seiner "Peregina"-Schublade suchte, in der er natürlich nicht fündig werden konnte. Damit die Pause nicht zu lang wurde - was ihm, wenn er gewusst hätte, mit wem er es zu tun hatte, wohl nicht so unangenehm gewesen wäre - setzte er erstmal sein "Freundliche-Begrüßung"-Lächeln auf.


    Salve! Ja richtig, ich bin Helvetius Ocella, Duumvir von Ostia.


    stellte er sich erstmal vor, inklusive Amt, um vielleicht dadurch in Erfahrung bringen zu können, mit wem er es zu tun hatte. Derweil ratterte sein Gehin weiter und ging die möglichen Namen durch.


    Mir geht es ganz hervorragend.


    antwortete er dann noch schnell auf die Frage der jungen Frau, als es plötzlich Peng in seinem Kopf machte. Er hatte die Nubierin im Haus von Varus gesehen. Sie müsste eine Sklavin von ihm sein. Ha! Und wieder einmal hat das Namensgedächtnis des Helvetius Ocella gesiegt! Ein leichtes, triumphales Lächeln auf dem Gesicht des Helvetiers ab, bevor er sich dann wieder der Nubierin widmete.


    Du bist sicherlich unterwegs, um einen Auftrag meines Cousins zu erfüllen?

    Ocella war erleichtert, dass der Senator in als Klienten in Betracht zog. Doch konnte er auch verstehen, dass der Duccier erstmal darüber nachdenken wollte. So ein Klientelverhältnis war ja keine triviale Sache, sondern ein langfristiges Abhängigkeits- und Unterstützungsverhältnis zweier Personen. Es würde den Helvetier nicht wundern, wenn der Senator noch Informationen über ihn sammeln wollte. Denn natürlich wollte sich der Senator auch kein faules Ei ins Nest legen. Ocella war jedoch überzeugt davon, dass es keine belastenden Informationen über ihn gab. Er hatte seine Aufgaben stets nach bestem Wissen und Gewisse erfüllt und sich nichts zu Schulden kommen lassen. Ganz im Gegenteil hatte er nicht nur einmal seine Möglichkeiten in den Dienst Ostias gestellt, bedenke man nur die Marktordnung oder die Einrichtung eines Reparaturfonds für die Stadt.


    Es freut mich, dass du mich als Klienten in Betracht ziehst, Senator.


    antwortete er dann auf die Einlassung und hörte sich dann an, was der Senator noch zu bedenken gab.


    So ist es, Senator. Doch habe ich den Ordo bislang noch nicht inne. Da müsste ich also noch eine Erhebung anstreben.


    antwortete Ocella erstmal auf die für ihn drängendere Frage. Die meisten mittleren und höheren Verwaltungsämter waren Equestres vorbehalten und nach Ocellas Informationen gäbe es nur eine Handvoll Ämter, die er alternativ übernehmen könnte, um sich als als Eques zu qualifizieren. Wenn er Glück hatte, würden allerdings die Amtszeiten in Ostia bereits ausreichen, sodass er sich auch schneller als gedacht für mittlere Verwaltungsämter bewerben könnte. Das hinge aber davon ab, inwieweit der Ordo überhaupt kurzfristig in Aussicht stünde.


    Als ersten größeren Schritt hatte ich dabei das Amt des Praefectus Vehiculorum in Italia oder, je nachdem, wie schnell eine Standeserhebung möglich ist, ein Amt als Director Ludi im Blick.


    führte Ocella dann aus und machte damit deutlich, dass er schon recht klare Vorstellungen hatte, wie es mit ihm weitergehen sollte. Inwieweit der Duccier dadurch vielleicht abgeschreckt oder dies vielleicht sogar dessen Entscheidung zu Ocellas Gunsten wenden konnte, musste sich zeigen.

    Auch als Duumvir ließ es sich Ocella nicht nehmen, seine regelmäßigen Besuche auf dem Marktplatz durchzuführen. Denn der Helvetier wusste nur zu gut, dass er seine erfolgreichen Wahlen der Händlerschaft zu verdanken hatte, die ihn stets umfangreich unterstützt hatten. Auf ihnen ruhte sein Einfluss und Ocella wusste, dass er da regelmäßig etwas zurückgeben musste. Der einzige Unterschied zu früher war, dass er nun vier statt zwei Liktoren bei sich hatte, die sich jedoch entsprechend seiner Anweisungen dezent zurückhielten, wenn er an einem Stand halt machte, sich die Waren anschaute und auch mal etwas kaufte. Natürlich war die Auswahl der Händler bei solchen Besuchen nie zufällig. Ein Halt gebührte immer seinem guten Freund und Wahlkampfleiter, dem Weinhändler Lutatius Frugi. Die übrigen Zwischenstopps galten dann Wahlkampfunterstützern und Spendern, die teilweise ganze Aktionen mitfinanziert hatten. Bei Großspendern verweilte Ocella immer etwas länger und kaufte auch in der Regel eine Kleinigkeit, was nicht selten zu einem großen Rummel um den jeweiligen Stand führte. So wussten Ocella und seine Unterstützer, dass die jeweiligen Stopps ihre Wirkung nicht verfehlt hatten.