Beiträge von Titus Pompeius Atticus

    “Weil die Regeln für ALLE gelten, deshalb!“, schnappte Lusorix ganz einfach zurück. Es war doch nicht sein Problem, dass die Praesina nicht trainiert hatte? Hätte sie auch nur ein einziges Mal nach einem gemeinsamen Training gefragt, hätte die Albata oder auch jeder andere ja sogar sicher ja gesagt. Aber erst nicht trainieren und sich dann darüber beschweren, dass die anderen es doch taten, das galt nicht.
    Auch Pigor Secundus stimmte dem zu. “Der Consul hat zu Beginn bestimmt, dass jede Factio nur einmal komplett startet und ihr Start durch das Los bestimmt wird. Entweder hat er also gelogen und nicht gelost, oder aber er hält sich nicht daran, was das Los bestimmt. So oder so, er hält sich nicht an seine Zusagen. Von der Erpressung gegenüber Hermippus und Athenodorus ganz zu schweigen.
    Wenn du trainieren willst, dann können wir das gerne machen, auch gemeinsam. Überhaupt kein Problem. Aber bei einem Rennen gelten Regeln, und die gelten für alle, ganz gleich, ob die ein oder hundert Rennen gefahren sind, ganz einfach. Und in einem Vorlauf startet jeder Fahrer nur ein Mal.“


    Klar, dass der Praesina-Fahrer seinen Rennstall verteidigte. Aber Betrug war es trotzdem, da konnte der Junge schimpfen, was er wollte.


    “Consul hat gesagt, er veranstaltet Spiele zu Ehre von Göttin Concordia. Hat gestanden so in die Ankündigung. Hat Ausrufer so geschrien den ganzen Tag lang, bis Pepe haben geklingelt die Ohren! Auch wenn heute nicht ihr Festtag, Consul hat so gesagt!“
    Den fremdenfeindlichen Quatsch überhörte Pepe dabei gekonnt. Wenn ein Peregriner sowas einem anderen vorwarf, hatte das schon etwas ganz Lächerliches an sich.


    Sim-Off:

    Ich weiß nicht, inwieweit die baulichen Eigenheiten eines Hippodroms bekannt sind. Aber von diversen Logen oder anderen Bereichen der Tribüne besteht keinerlei Sichtverbindung zu Räumlichkeiten für Akteure, Handwerker, Ärzte und dergleichen. Dazwischen liegen einige Mauern ;) Um zu beobachten, müsste man sich also direkt dort hin begeben.


    Pepe runzelte stark die Stirn. “No comprendo? Grün anmale? Wenn du habe Vertrag, du nicht mehr factiolos. Wenn jede Factio kann machen Angebot, dann du bist neutral. Wenn du hast unterschrieben Vertrag, dann bist du in Factio!“
    Auch die anderen Fahrer wunderten sich über diese Einlassung und deren Bedeutung.


    Als dann aber die anderen beiden Fahrer kamen und berichteten, wurde die Situation doch durchaus klarer. “Das heißt, ihr dürft jetzt nicht starten, weil ihr euch darauf nicht eingelassen habt?“ fragte Lusorix noch einmal etwas ungläubig nach.


    Pepe wiederum verstand noch weniger und bat daher seinen alten Kollegen Pigor Secundus, für ihn einmal zu übersetzen. Das tat Pigor Secundus dann auch, soweit es ihm möglich war: Der Consul versuchte, seine eigenen Regeln zu brechen und unter neutraler Flagge ein zweites Team für die Praesina antreten zu lassen. Und weil sich Hermippus und Athenodorus geweigert hatten, bei diesem Betrug mitzumachen, durften sie nicht fahren.
    Kurz war Pepe sprachlos und stand mit offenem Mund da. Ungläubig zeigte er auf die beiden jungen Nachwuchsfahrer und blinzelte, und dann platzte es aus ihm heraus. “FRAUDE! Es grande fraude!“ Und danach ergoss sich ein Katarakt an Beschimpfungen aus seinem Mund, welches selbst eingefleischte Muttersprachler vor eine Herausforderung gestellt hätte, bei seinen Teamkollegen allerdings nur aufgrund der Heftigkeit überhaupt eine Intention hinterließ.
    “Pepe! Beruhig dich! Calma te!“, versuchte Pigor Secundus seinen Kompagnon zu beruhigen, während dieser wild fuchtelnd durch den Raum stapfte und seinem Unmut Luft machte.
    Lusorix versuchte dennoch, sich weiterhin zu unterhalten. “Aber das kann er doch nicht einfach so machen? Ich meine, das ist doch offener Betrug bei seinen eigenen Spielen? Das fällt doch selbst dem letzten Dödel im Publikum dann auf?“
    Fraude!“ erschallte es aus dem Hintergrund immer wieder.
    “'Und wenn ihr jetzt nicht fahrt, wer fährt denn dann jetzt überhaupt gegen uns? Wie soll das überhaupt gehen?“


    Inzwischen hatte Pepe sich einigermaßen wieder beruhigt und saß auf einer kleinen Steinmauer. Er schnaufte noch einmal tief durch und schüttelte den Kopf. “Nein, Pepe isse ein ehrlicher Fahrer. Wenn Pepe verliert, dann, weil die Götter die roten Wagen lieben und den häßliche große Mann“, dabei deutete er auf Bagoas, “immer lasse gewinnen. Wenn Pepe gewinnt, dann gewinnt Pepe ehrlich. Ohne Betrug. Pepe nicht mache mit bei Betrug! Noch dazu in die Name von Concordia! Nein, Götter werden sein seeeeeehr zornig, wenn sie hören, Pepe betrugt im Name von Göttin Concordia. Nein, Pepe das nicht mache!“
    “Keine Sorge, Pepe, da machen wir alle nicht mit. Oder, Jungs?“ Pigor Secundus sah fragend zu den anderen Fahrern, auch denen der anderen Factiones.
    Und zumindest Lusorix sprang ihm auch sogleich zur Seite. “Nein, die Albata betrügt nicht und macht bei sowas auch nicht mit! Wenn der Consul möchte, dass wir gleich starten, dann nur gegen wirklich neutrale Fahrer, wie das Los es bestimmt hatte! Entweder, er hält seine Zusage gegen Athenodorus und Hermippus ein und... Strabax ist ja auch hier. Das sind factiolose Fahrer, gegen die fahren wir gerne. Aber wenn er betrügen will, dann fahren wir nicht!“


    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor


    Aufmerksamkeit war eine Fähigkeit, welcher jeder Politiker bedurfte und gerade für den jungen Flavius, der ja genötigt war, sich so viel als möglich einzuprägen, um seine Fehlsicht zu cachieren, besaß darin einige Übung. Von dem ohnehin eher vernachlässigbaren Malheur des jungen Pompeius hatte er hingegen keine Notiz genommen, weshalb diese Episode auch nicht sein Gewissen konnte belasten.


    Vielmehr beschied er, einer spontanen Eingebung folgend und auf die Qualitäten eines Klienten des ehrenwerten Consulars Purgitius vertrauend, tatsächlich den offerierten Platz einzunehmen und soeben noch das Brechen des Jagdspießes zu verfolgen.
    "Oh!"
    , entfleuchte es ihm ob der animalischen Kraft des Löwen, der nun einem unbewaffneten Jäger sich gegenüber sah. Den Blick weiter auf das Geschehen in der Arena gerichtet bemerkte er sodann an die Adresse des jungen Pompeius:
    "Nun, immerhin gab die Augusta sich die Ehre. Sie ist ebenfalls eine Zierde für jedes Gastmahl, nicht wahr?"


    Kaum war Atticus gerutscht, um dem Quaestor etwas Platz zu machen, da musste er auch schon aufspringen – wie wohl das halbe Publikum – um mit anzusehen, wie einer der Löwen den Speer seines Jägers brach. Direkt danach setzte die Raubkatze auch zu finalen Stoß an, verletzte den Jäger am Bein. Als dieser dann hinfiel, glaubte Atticus schon dessen Tage für gezählt. Aber wie durch eine göttliche Fügung rettete der andere Jäger seinen Kollegen im letzten Augenblick.
    Es fiel schwer, sich wieder zu setzen – wenngleich sich die hinteren Reihen selbstredend darüber beschwerten. Insbesondere, da Atticus so groß war. Als er wieder saß und den kurzen Adrenalinschub verdaut hatte, konnte er sich auch endlich der Frage widmen. Bei der Erinnerung an die Augusta und insbesondere ihr knappes Kleid stieg wärme in ihm auf. Bei der Erinnerung daran, wie er sich vor ihr blamiert hatte, ebenfalls, wenngleich eine andere.
    “Ja, die Augusta war...“ Verzweifelt suchte Atticus nach einer diplomatischen Formulierung für das Wort 'rattenscharf', die man wohl in der Öffentlichkeit aussprechen konnte, aber ihm fiel nichts passendes ein. Außerdem konnte er das sowieso so nicht zugeben. Er war sich nicht einmal sicher, ob es nicht schon irgendwie Verrat war, allein sich vorzustellen, etwas mit der Augusta zu haben, selbst wenn das so nie war und nie so sein würde. Also lächelte er entschuldigend und zuckte die Schultern. “Ich finde keine passende Umschreibung. 'Unbeschreiblich' trifft es dann wohl“, schlussfolgerte er.
    “Sie hat sich auch mit meinem Patron unterhalten und gemeint, sie würde meinen Karrierewunsch weitergeben. Aber bislang kam nichts vom Palast zurück.“ Wieder ein Schulterzucken. Der Quaestor war zwar kleiner als er selbst, aber sicherlich an die zehn Jahre älter als er und damit weit entfernt von der Einstiegsplanung in eine Karriere. Da wollte Atticus ihn nicht langweilen. “Und ist die Quaestur so, wie du sie dir vorgestellt hast?“ fragte Atticus also schließlich doch nach, um das Gespräch am Laufen zu halten.

    Atticus glaubte eher weniger, dass die ausbleibenden Siege der Albata einzig etwas mit Glück zu tun hatten. Warum sollte Fortuna so böse auf sie sein, sie mit Missgeschick zu strafen? Nein, er glaubte weiterhin, dass Training das Mittel der Wahl war. Und immerhin hatte die Albata sich durch dieses definitiv schon verbessert.


    Dennoch wollte alle Welt nur zur Veneta. Aus dem Nichts tauchte noch ein weiterer Amator Venetae auf, der gerne dort beitreten würde. Atticus nahm es aber durchaus sportlich. Man wollte zum Sieger, nicht zum Unbekannten. Eigentlich verwunderlich, dass nicht mehr Leute zur Russata wollten. Vielleicht verteilte die Veneta auch kostenlose Fähnchen an Mitglieder oder dergleichen?
    “Salve, Valerius“, grüßte er dann den Neuen im Bunde und lehnte sich etwas zurück. Irgendwann würden schon auch noch ein paar Freunde der Albata finden. “Falls es nichts werden sollte, die Albata hat frisch gewaschene Fähnchen“, führte Atticus den vorangegangenen Scherz noch einmal weiter und grinste. Es gab keinen Grund, warum die Veneta die beiden jungen Männer nicht aufnehmen sollte. Es könnte höchstens, wie bei Callistus seinerzeit, ein wenig dauern.

    Auch wenn man auf der Rennstrecke erbitterter Gegner war, zwischen den Rennläufen und ganz abseits der Rennen kannte man sich natürlich und unterhielt sich auch miteinander. Allein schon, um so wie jetzt, die Wartezeit zu überbrücken.


    Und so saßen die Fahrer der Albata beim Warten zusammen mit den Fahrern der anderen Factiones und unterhielten sich hier und da. Vor allen Dingen Proteneas als langjährigen Champion hofierte man ein wenig in der Hoffnung, von ihm doch den ein oder anderen Tipp noch zu bekommen, was man denn an der eigenen Fahrweise noch verbessern könnte. Aber natürlich unterhielt man sich auch mit den factiolosen Fahrern, die ja bald entweder Kollegen oder Gegner sein könnten. Ja, so als Auriga war man nicht ungesellig.


    Und so wunderten sich Pepe, Lusorix und Pigor Secundus auch, als auf ein mal ein Bote vom Consul zu ihnen kam und mit Syennesis sprechen wollte. Man wünschte ihm natürlich viel Glück, gehörte der Consul doch auch zu einer Factio. Aber so ein bisschen fragte man sich schon, was das denn sollte, so kurz vor einem Rennen. Mit den anderen Fahrern hatte der Consul schließlich auch nicht gesprochen.
    Dann wurden auch noch Athenodorus und Hermippus hoch gerufen. Spätestens da fragten sich die Fahrer der Albata ganz offen untereinander, was denn los war. Immerhin sollten diese Fahrer, soweit man wusste, gleich gegen sie antreten. Da war das schon mehr als komisch.
    Als schließlich Syennesis zurück kam, umringten die drei ihm natürlich auch gleich, um Neuigkeiten zu erhalten. “Unde? Wasse wollte die Consul?“ fragte Pepe mit seinem schnurrenden Akzent. “Bisse du nu verde? Äh – grün?“


    Kurz später kamen dann auch Athenodorus und Hermippus zurück. Lusorix wandte sich auch gleich an die zwei. “Und? Was gab es? Was wollte der Consul von euch?“




    Dieses Mal war die Albata wenigstens nicht ganz so schlecht wie zuletzt. Das viele Training zahlte sich wohl endlich einmal aus. Zwar war sie immer noch schlechter als die Veneta, aber zumindest mithalten war endlich möglich, nicht mehr nur tumbes hinterherfahren. Das nächste Trainingsrennen mit der Russata oder aber das nächste richtige Rennen würden nun sicher endlich auch ein wenig spannender verlaufen.


    Zitat

    Original von Caius Duccius Callistus
    "Irgendetwas stimmt mit ihm heute nicht. Ist wohl nicht sein Tag, denn sonst fährt er viel souveräner."


    Auf diese Steilvorlage von Callistus musste Atticus aber natürlich eingehen. “Ich hab's ja gesagt: Rheuma“, feixte er und mühte sich dabei sichtlich, eine auch nur halbwegs ernste Miene zu machen.


    Die Schwäche von Prusias Kynegros war aber die Gunst der Albata. Zumindest eine lange Zeit lang, denn in der letzten Runde holte der Blaue noch einmal alles aus seinen Pferden heraus und konnte somit wenigstens ein paar Plätze gut machen. Doch an Pigor Secundus kam er nicht mehr heran, und auch Pericles und Lusorix waren insgesamt gesehen nicht ganz schlecht gefahren.


    “Jap, sehr schönes Rennen. Noch ein wenig Training, dann fährt die Albata, zu der ich gehöre“, beantwortete Atticus noch die Frage des Neuankömmlings, “wieder vorne mit.

    Es war gar nicht so einfach, dem Geschehen in der Arena zu folgen und gleichzeitig seinem Gesprächspartner die nötige Aufmerksamkeit zu zollen. Eigentlich war Atticus ja hergekommen, um zuzuschauen, nicht, um zu quatschen. Aber es wäre wohl schon arg unhöflich, wenn er schon einmal ein Gespräch mit einem Patrizier und Quaestor führte – was soweit er wusste noch nie vorgekommen war – dann die ganze Zeit wie hypnotisiert auf zwei wohl bald sterbende Löwen zu starren. So riskierte er also nur immer wieder einen halben Blick in die Arena und hoffte, nichts allzu wichtiges zu verpassen, während er sich mit dem Flavius unterhielt.
    “Ja, richtig, neben Duccius Callistus und einem der Tiberier.“ Atticus konnte sich aber beim besten Willen nicht mehr an den Namen des Tiberius erinnern. Die beiden hatten kaum Worte gewechselt, und allzu neugierig wollte Atticus ja auch nicht sein angesichts des Schicksals, das die Tiberii überhaupt dazu gebracht hatte, in der Villa Aurelia Zuflucht zu suchen.
    Kurz war sich Atticus nicht sicher, ob es denn ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass der Quaestor sich erinnerte, wo er gelegen hatte. Atticus erinnerte sich nicht daran, wer wo gewesen war. Seine Aufmerksamkeit war nach den diversen Debakeln mit diversen hochgestellten Damen damals stur auf den Teller vor sich gerichtet gewesen und er hatte sich Mühe gegeben, sienen Patron möglichst wenig weiter zu blamieren. Dass der Quaestor sich dennoch an ihn erinnerte, hieß entweder, dass der junge Mann ein sehr gutes Gedächtnis hatte, oder aber, dass Atticus sich so sehr daneben benommen hatte, dass er trotz allem im Gedächtnis geblieben war.
    Glücklicherweise ließ der Flavius ihm nicht allzu viel Zeit, darüber nachzugrübeln. “Nein, ich bin Klient von Consular Purgitius. Er hat mich nur netterweise mitgenommen zu dem Fest, wohl weil es gerüchteweise hieß, der Kaiser könnte kommen. Dann hätte er mich vorstellen können. Aber naja, so war es ja trotzdem auch sehr schön.“
    Atticus überlegte sich, was er den Quastor wohl fragen konnte, um die Konversation am laufen zu halten. Die Gepflogenheiten der Höflichkeit geboten ja geradezu eine Gegenfrage. Aber nun nach dem Patron des Flavius zu fragen erschien ihm doch arg plump. Andererseits, was fragte man so einen Quaestor überhaupt? Konversation war schwierig, Atticus hörte lieber zu, als selbst zu reden.
    Und just in diesem Moment fiel ihm auf, dass der Flavius ja noch immer stand, während er bequem saß. Irgendwie war es doch eine seltsam anmutende Situation, die sich aus all diesen Kleinigkeiten ergab. Atticus versuchte also, sich irgendwie an seine Höflichkeit zu erinnern und etwas nicht ganz dummes zu sagen. Was dabei aber herauskam war ein: “Oh, willst du dich setzen? Wir können rutschen.“ Das erfüllte vielleicht nicht ganz die Kriterien einer wohlgeformten Unterhaltung mit einem Senatorensohn.


    Syennesis hatte wahrlich lange gekämpft und beachtliches für einen so jungen Fahrer ohne Factio geleistet, aber in Runde fünf konnte er seinen Erfolg schließlich nicht mehr halten. Pepe und Lusorix beschleunigten ihr Tempo und kamen immer näher an den factiolosen Fahrer heran, und schließlich in der zweiten Wende hatten sie ihn dann. Von beiden, kooperierenden Wagen nach außen gedrängt konnte Syennesis nicht viel machen und musste sich mit dem dritten Platz dahinter schließlich begnügen. Einzig Pigor Secundus als dritter weißer Fahrer blieb noch hinter ihm zurück, da er den Spurt seiner beiden Kollegen verpasst hatte.


    Dahinter änderte sich im Feld nichts. Menekles fuhr nach wie vor vor Mastanabal, gefolgt von Athenodorus. Einzig der glücklose Pheidon konnte zu Athenodorus letztlich fast aufschließen,w as schon als Erfolg zu verbuchen war.



    Auch in der sechsten Runde änderte sich kaum etwas. Lusoris und Pepe lieferten sich nun ein Duell um die Spitze, in dem mal der eine, mal der andere knapp führte. Am Ende der Runde lagen Lusorix Pferde eine Kopflänge vor denen von Pepe. Syennesis war nach wie vor dritter, dicht gefolgt von Pigor Secundus.
    Danach folgten noch immer Menekles, dann Mastanabal, Athenodorus und als Schlusslicht Pheidon.




    So brach schließlich die finale Runde an! Pepe und Lusorix waren so in ihren Zweikampf vertieft, dass sie dem übrigen Feld regelrecht davonfuhren! Beinahe gleichzeitig gingen sie so schließlich durchs Ziel, wobei Pepe um Haaresbreite vorn lag.
    Dahinter kam Pigor Secundus immer näher an Syennesis heran, der seinen dritten Platz energisch verteidigen wollte. Bis zur Schlussgerade gelang es ihm auch, nur auf den letzten Doppelschritten konnten seine Pferde dann endgültig nicht mehr mithalten. Dennoch blieb er mit Pigor Secundus gleichauf, so dass beide sich den dritten Platz teilten.


    Im Feld dahinter aber gab es Bewegung. Pheidon hatte wohl die Nase voll davon, dem Feld hinterher zu fahren, und wollte wohl unbedingt vermeiden, als letzter durchs Ziel zu fahren. Er gab seinen Pferden die Peitsche zu spüren und rauschte in der ersten Kurve so an Athenodorus vorbei. Doch auch hier war noch nicht Schluss, und so schloss er nicht nur zu den anderen Purpurnen auf, sondern überholte sogar noch Mastanabal. Einzig Menekles hatte genug Vorsprung gehabt und blieb vor ihm auf dem fünften Platz.


    Nun, dieser Jüngling hier hatte keine Ahnung, bis wohin er sich vorgewagt hatte – und wenn er es gewusst hätte, hätte Atticus es wohl als besonderes Abenteuer empfunden, welches an so einem Freudentag durchaus einmal begangen werden durfte. Daher dachte er sich auch absolut nichts dabei, sich wie selbstverständlich vorzustellen: “Ich bin Titus Pompeius Atticus. Wir haben uns vor einigen Wochen schon einmal kennen gelernt, bei der Feier von Aedil Aurelius. Oder, naja, zumindest gesehen. Ich glaube, unterhalten haben wir uns nicht.“ Atticus war sich ziemlich sicher, sich nach dem Debakel mit der einen Aurelia mit niemandem unterhalten zu haben. Nicht einmal mit Callistus hatte er besonders viele Worte gewechselt, obwohl sie auf der Kline nebeneinander gelegen hatten. Aber der jetzige Aedil war damals so sehr in seine Ausführungen vertieft, und außerdem saß die Kaiserin mit am Tisch, da wollte er wirklich, wirklich, wirklich nicht noch einmal negativ auffallen.


    Hier und jetzt waren aber keine Frauen anwesend, vor denen man sich blamieren konnte, da fühlte sich Atticus weitaus freier, einfach nur er selbst zu sein und das Schauspiel zu genießen. Die einzigen Frauen, die er im Blickfeld hatte, waren die beiden Nubierinnen in der Arena, von denen eine schon gegangen war und die zweite, nachdem alle Gazellen erlegt waren – bis auf die eine – auch noch einmal winkte und davonritt. Wirklich schade. Die Löwen, die danach kamen, waren zwar sicherlich stattlich und mindestens genauso tödlich und gefährlich, sahen aber nicht einmal halb so gut aus. Zumindest nicht aus der Sicht eines Jünglings.


    Und noch immer war der Ehrgeiz von Syennesis nicht befriedigt. Immer weiter trieb er seine Pferde an, so dass er schließlich auch den führenden Menekles einholte und überholte. Mit lautem Rufen und Peitschenknallen trieb er seine Pferde noch weiter an, um den ersten Platz zu zementieren und ein wenig Vorsprung herauszufahren.
    Hinter ihm folgten dann Menekles und Pigor Secundus, der den vorherigen dritten Lusorix ebenfalls überholen konnte. Auch dahinter konnten sich die weißen Fahrer gegenüber den purpurnen behaupten, so dass am Ende von Runde drei Pepe mit Lusorix gleichauf waren und nur kurz hinter Pigor Secundus. Erst danach folgten die purpurnen Mastanabal und Pheidon. Das Schlusslicht bildete auch in dieser Runde Athenodorus,




    Auch in Runde vier hielt sich Syennesis weiter an der Spitze und mühte sich, diesen Platz zu verteidigen.
    Aber der zweitplatzierte Menekles konnte das Tempo nicht weiter halten. Seine Pferde wurden langsamer, und so wurde er von dem geschlossenen Pulk der weißen Fahrer einer nach dem andeen überholt, so dass er am Ende sich mit dem fünften Platz begnügen musste. Auch innerhalb der weißen Fahrer gab es ein wenig Bewegung. Alle waren noch immer dicht beieinander, aber am Ende der Runde fuhr Pepe schließlich als zweiter durchs Ziel, gefolgt von Lusorix und Pigor Secundus, die gleichauf waren.
    Menekles folgte wie erwähnt als fünfter, gefolgt von Mastanabal. Auf den letzten beiden Plätzen jedoch gab es ein wenig Bewegung. Athenodorus hatte sich in dieser Runde ein Herz gefasst und seinen Pferden die Peitsche gegeben. Auf der langen Geraden hatte er so auf Pheidon aufholen und ihn in der Kurve schlussendlich überholen können, so dass der Purpurne so nun das Schlusslicht dieser Runde bildete.

    Tja, mit den Fans erwischte Callistus wohl einen wunden Punkt bei der Factio Albata. Wer jahrelang keine Rennen fuhr, konnte nicht darauf hoffen, dass seine Fangemeinde ihm die Treue hielt und zu jedem Training erschien. Aber das würde sich wieder ändern, da war Atticus sicher, und hier und jetzt nahm er es einfach mit Galgenhumor: “Die Fähnchen mussten nach der langen Zeit in der Truhe erst gewaschen werden und sind bei dem Wetter wohl noch nicht wieder trocken.“


    Der ziemlich laute Amator der Veneta kam zu ihnen beiden weiter nach vorne und stellte sich auch vor als Germanicus Cerretanus. Atticus war sich sicher, keine Ahnung zu haben, wer das war. Er wusste zwar, dass die Cousine seiner Mutter einen Germanicus geheiratet hatte, aber der war älter und Senator, und er meinte, dass deren gemeinsame Kinder irgendwie anders hießen.
    Aber auch, wenn der junge Man ein Fan der Veneta war – irgendeinen Fehler hatte ja jeder – begrüßte Atticus ihn freundlich und mit einem jungenhaften Grinsen. “Salve. Ich bin Titus Pompeius Atticus, und dieser freche Kerl hier ist Caius Duccius Callistus, dessen Cognomen ich irgendwann einmal noch in Audax abändern werde, wenn er so weiter macht.“



    Auch die fünfte Runde bot keine Üpberraschung, was das Führungsfeld anging. Hamiris behielt unangefochten den ersten Platz, wenngleich Oxtaius sich bemühte, die Lücke zum Vordermann weiter und stetig zu verkleinern. Ihm dicht auf den Fersen hielt sich auch Pigor Secundus, der ebenfalls das Tempo weiter anzog. Allerdings konnte er nicht ganz mit Oxtaius mithalten, so dass sich die Lücke zu Hamiris zwar verringerte, die zu Oxtaius sich aber zeitgleich vergrößerte.


    Im Feld dahinter allerdings wurde es spannender. Prusias Kynegros hatte nach dem neuerlichen Patzer seinen Rhythmus wieder gefunden und lieferte sich auf der Geraden ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Pepe, dessen rüde Fahrweise zu Rennbeginn er scheinbar noch persönlich nahm. Erst in der zweiten Kurve schaffte es der weiße Fahrer, sich noch haarscharf vor den Blauen zu setzen und so eine Winzigkeit vor ihm die gedachte Ziellinie zu überfahren.
    Lusorix dahinter hielt etwas Abstand zu den beiden Streithähnen, um nicht zwischen ihnen aufgerieben zu werden. So allerdings hatte er auch keine Gelegenheit, an ihnen vorbei zu ziehen.
    Hermippus indes hatte mit dem Spurt in Runde 3 seine Tiere wohl vorzeitig erschöpft. Als Schlusslicht fiel er sogar noch ein Stück zurück und schien keine Gefahr für die anderen Fahrer mehr zu sein.



    Dann in Runde 6 geschah es schließlich: Oxtaius hielt sein beständig hohes Tempo bei und kam so immer näher an Hamiris heran, bis er mit seinem Factio-Kollegen schließlich gleichauf war. Doch noch schienen seine Pferde nicht erschöpft, denn sie liefen und liefen auch bei diesem hohen Tempo zuverlässig weiter. Am Ende der Runde schließlich hatte er sogar den so lange führenden Hamiris überholt und fuhr damit als erstes durchs ziel.


    Der drittplatzierte Pigor Secundus hatte allerdings scheinbar das Rennen um die Spitze aufgegeben und ließ seine Pferde etwas gemütlicher nun gegen Ende laufen. Die Lücke zu den ersten beiden vergrößerte sich wieder, dafür holte das Feld dahinter weiter auf.
    Pepe und Prusias Kynegros lieferten sich noch immer ihren Zweikampf, als in der ersten Runde der blaue Fahrer wieder Schwierigkeiten zu haben schien. Erneut fuhr er einen viel zu großen Bogen, dieses Mal jedoch ohne wirklich berührt worden zu sein. Für die Zuschauer blieb nur die Spekulation, ob die Pferde aufgrund der Wiederholung der Ereignisse gescheut hatten oder ein anderes Problem vorlag.
    Gleich welcher Grund es auch gewesen sein mochte, Lusorix nutzte die so entstandene Lücke und setzte sich nun ebenfalls vor den blauen Prusias, der nur noch vor dem weit zurückgefallenen Hermippus bleiben konnte.

    “Wuff...“ kommentierte Atticus die Freude von Albina über die Namensgleichheit mit einem sehr bemühten Lächeln. Damit war es also besiegelt, dass der Hund wie er hieß. Zum Glück waren sein Patron und er nicht so eng miteinander verbandelt, dass es da zu tatsächlichen Verwechslungen kommen könnte, wenn jemand durch das purgitische Haus laut 'Titus' rief. Wenigstens ein klitzekleiner Trost.
    Auf die Einladung zum Spaziergang verzichtete Atticus dann aber doch. “Ach, das kriegst du schon raus, du bist ja ein cleveres Mädchen. Und ich muss gleich noch weiter.“
    Mit diesen Worten stand Atticus auch wieder auf und wartete, ob sein Patron noch Worte an ihn richten wollte, oder ob sie sich verabschieden würden für heute.

    Tja, da war er nun. Zur zweiten Stunde der Nacht war Atticus jetzt angekommen, sein Bündel über den Rücken, Pontus an seiner Seite, und hatte alle Sklaven damit in helle Aufregung versetzt. Tja, wer konnte es ihnen auch verdenken, wenn auf einmal der älteste Sohn des Hausherren da stand mit Sack und Pack und Einlass begehrte, nachdem jahrelang kein Pompeius im Haus gewesen war und die – nun – Ex-Frau nur dann und wann nach dem Rechten sah?
    Was er wollte, wollten sie natürlich wissen. Tja, was wollte Atticus? Wollte er das hier überhaupt? Wirklich? Eigentlich ja nicht. Aber welche Wahl hatte er schon? Jetzt wieder einen Rückzieher machen, war ja auch lächerlich! Er war ein erwachsener Mann, wurde nächsten Monat sechzehn Jahre alt, war aber so groß wie mancher Zwanzigjährige. Er war der einzige erwachsene Pompeier in ganz Rom! Da war es an der Zeit, dass er auch sein Geburtsrecht einforderte! Oder so zumindest...


    “Tja, ich wohn dann jetzt hier.“ Atticus blickte in verdutzte Gesichter, aber was sollten die Sklaven ihm widersprechen? Sie gehörten seinem Vater und damit irgendwie auch ihm. Sein Wort war sowas wie Gesetz hier.
    Hatte er vor einigen Wochen noch Callistus um sein Domizil beneidet, fühlte es sich nun reichlich bitter an, selbst ein eigenes Haus zu haben. Und Atticus war irgendwie schrecklich müde, “Macht mir bitte ein Cubiculum fertig, Ich will schlafen.“

    Nachdem die Wagenlenker auch hier soweit waren, begab sich Atticus zusammen mit Pontus auf die Ränge. Die Purpurea hatte ebenso wie die Albata nicht das Glück einer ausgedehnten Fangemeinde, aber das würde sich hoffentlich bald geben. Wenn nur alle Rennställe wieder regelmäßig fuhren, würden sich sicher für alle auch wieder Menschen begeistern.


    Auf der Tribüne angekommen, hielt sich Atticus auch nicht lange auf und gab das Startsignal für dieses Trainingsrennen.



    Dieses Mal waren die weißen Fahrer ausnahmsweise die Favoriten, da die Fahrer der Purpurea weit länger bei keinem Rennen mehr mitgefahren waren. Allerdings konnten sie dieser Rolle nur bedingt gerecht werden.
    Pigor Secundus setzte sich zwar schon zu Beginn nach vorne ab, aber der purpurne Menekles folgte ihm dichtauf und hatte auch noch am Ende der ersten Runde nicht einmal eine Wagenlänge Rückstand zum Favoriten.
    Syennesis, den Atticus eingeladen hatte, um seine Leistung als potentieller neuer Fahrer der Albata zu beurteilen, folgte auch im vorderen Feld direkt dahinter. Seit dem Trainingsrennen zwischen Albata und Russata hatte er scheinbar einiges dazugelernt, denn anders als damals fuhr er souverän vorne mit und schickte sich bisweilen an, die zuvorderen beiden Fahrer anzugreifen und überholen zu wollen.
    Danach folgten die Weißen mit Pepe und Lusorix, und die übrigen Purpurnen Pheidon und Mastanabal. Zuletzt fuhr dann auch der noch factiolose Neuling Athenodorus über die Ziellinie.



    Wenn dies in einem richtigen Rennen geschehen wäre, das Publikum hätte wohl vor Spannung und Drama laut aufgeheult! In der ersten Kurve der zweiten Runde geschah es: Syennesis setzte zum Überholvorgang an und wollte sich vor Pigor Secundus und Menekles setzen. Geschickt trieb er seine Pferde erst scheinbar auf die Außenbahn, um sie dann geradezu waghalsig in die Kurve abbiegen zu lassen in einer so engen Kurve, die allgemein wohl als unmöglich gegolten hätte. Die beiden Führenden waren so auf einmal in Bedrängnis und fanden sich weiter außen wieder. Pigor Secundus versuchte noch, die Lücke zu schließen, schaffte es aber nicht rechtzeitig und die beiden Wagen knallten kreischend zusammen. Kurz hingen sie zusammen und es schien schon gewiss, dass beide Fahrer in ihrer Geschwindigkeit wohl den Preis für das Manöver zahlen müssten. Doch mit Fortunas Hilfe löste sich der weiße Wagen noch rechtzeitig, fuhr aber weit nach außen.
    Menekles nutzte die entstandene Lücke und fuhr an die Spitze. Syennesis Wagen zeigte sich als äußerst robust, denn auch er blieb direkt hinter dem Purpurnen. Auch Lusorix fuhr noch an seinem Kollegen Pigor Secundus vorbei, ehe dieser sich wieder eingereiht hatte.


    Pepe, zuvor noch auf Platz 4, war ebenfalls zurückgefallen. Zunächst hatte er gegen Lusorix das Geschwindigkeitsduell verloren, und in der Wende konnte dann auch Mastanabal von den Purpurnen an ihm vorbeiziehen. Das Schlusslicht schließlich bildeten dann noch Pheidon und Athenodorus.

    Rom war manchmal echt ein Dorf. “Ich hoffe, da macht er bessere Vorschläge“, raunte Atticus noch einmal zurück. Wobei er keine Ahnung hatte, was man bei der Pflege von Kreuzungsschreinen schon groß falsch machen konnte. Man putzte sie, man opferte... erschien ihm einfach. Aber er hatte auch keine Ahnung, ihm reichte schon die übliche Opferei, die man eben so über das Jahr verteilt hatte.


    Er folgte also Callistus zu ihren Übersichtsplätzen – natürlich den besten in der Arena. So gut konnte Atticus auch wirklich nur sitzen, wenn er ein Trainingsrennen leitete. Bis er einmal selbst ein Rennen ausrichten würde – und dafür allein schon einen guten Grund fand, neben dem Geld – würde es wohl noch eine Weile dauern. Dass Callistus ihm da auch noch das Startsignal überließ, ließ den ohnehin schon sehr großen Pompeier glatt noch einmal ein paar Fingerbreit wachsen. [b]“Ach, die paar Trainingsrennen“, versuchte Atticus möglichst bescheiden zu klingen. Trotzdem ging diese Anerkennung natürlich runter wie Öl, und er sprang auch gleich auf, um den Arm zu heben und zu warten, bis alle Wagen schön in Reihe standen und die Helfer, die die Pferde gehalten und rangiert hatten, außer Gefahr. Mit einer raschen Abwärtsbewegung war das Rennen damit auch eröffnet.




    Und sofort starteten die Wagen mit lauten Rufen und Peitschenknallen. Bis zur ersten Wende ergaben sich auch wenig Kämpfe, da sich alle Fahrer darauf konzentrierten, mit den Wagen möglichst viel Fahrt aufzunehmen und sich möglichst vor der ersten Kurve von den anderen abzusetzen, um sicher in die Kurve gelangen zu können. Wirklich gelingen wollte dieses Vorhaben aber den wenigsten. Hamiris und Oxtaius von den Blauen waren gleichauf mit Pigor Secundus und Lusorix von den Weißen. Nur Pepe, Prusias Kynegros und der factiolose Hermippus hatten einen schlechten Start erwischt und folgten mit mehr als einer Wagenlänge Abstand dahinter.
    Allerdings hatten die Blauen die Innenbahn bei der Startaufstellung erwischt und somit den kürzeren Weg in der Wende. Nach der Kurve lagen beide so vor den Weißen und trieben ihre Tiere an, diesen Abstand zu halten.


    Das nachfolgende Feld hatte in der Kurve größere Probleme. Der Wagen von Pepe touchierte den des blauen Prusias mitten in dem Manöver, woraufhin dieser kurz auf einem Rad nur fuhr und gefährlich schlingerte. Prusias blieb nicht viel übrig, als die Pferde einen größeren Bogen laufen zu lassen, um sich wieder zu fangen. Dadurch war er nun deutlich hinter den weißen Fahrer geraten, aber immernoch vor Hermippus, der die erste Kurve auch geradezu ehrfürchtig in Angriff nahm und dadurch noch weiter zurückblieb.


    Auch nach der zweiten Kurve hielt sich so die Reihenfolge, mit der die Fahrer auch schließlich ins Ziel gelangten: Zuerst Hamiris, dicht gefolgt von Oxtaius. Eine Wagenlänge dahinter folgten die Weißen Pigor Secundus und Lusorix. Mit größerem Abstand schließlich folgten Pepe, Prusias Kynegros – der den Abstand zu seinem Vordermann zumindest wieder hatte halbieren können – und als Schlusslicht Hermippus.




    Hamiris schien wild entschlossen zu sein, dieses Trainingsrennen für sich zu entscheiden. Immerhin hatte er ja auch seinen Titel als Favorit zu verteidigen, was er allem Anschein nach als Ansporn verstand. So trieb er seine Pferde weiter zu immer größerer Geschwindigkeit an und hatte schon bald einen beachtlichen Vorsprung herausgefahren. Selbst sein Kollege Oxtaius konnte mit dieser Geschwindigkeit nicht mithalten und fiel etwas dahinter zurück. Dennoch blieben beide blauen Fahrer noch deutlich vor den Weißen dahinter.
    Doch die große Überraschung dieser Runde lauerte wie schon zuvor beim blauen Prusias Kynegros. Nach dem anfänglichen Patzer konnte es scheinbar nur aufwärts gehen, und er schien wild entschlossen, das nicht auf sich sitzen zu lassen. Mit knallenden Zügeln holte er mehr und mehr auf und war bei der ersten Kurve schon gleichauf wieder mit Pepe, der ihn zuvor abgedrängt hatte. Doch dieses Mal lenkten beide Fahrer geschickter, so dass eine Wiederholung ausblieb und beide gleichauf aus der Kurve kamen. Nur dass Prusias weitaus mehr gewillt war, seine Pferde zur Erschöpfung zu treiben, denn noch immer trieb er die Tiere mehr und mehr an. Auf der Gerade ließ er so den weißen Pepe hinter sich und schloss zu Lusorix davor auf. An der zweiten Wende hatte er auch diesen eingeholt und setzte sich neben ihn auf die Innenbahn. Gezwungen, die äußere Bahn zu nehmen, verlor Lusorix so Schwung und musste sich dem Blauen geschlagen geben. Beide Fahrer verloren so aber beim Einlauf ins Ziel den Anschluss ans vordere Feld. So war Lusorix am Ende nur noch gleichauf mit Pepe, Prusias Kynegros eine gute Wagenlänge davor.


    Hermippus als Schlusslicht hatte nun scheinbar in seinen Rhythmus erstmal gefunden, denn nach der anfänglichen Zögerlichkeit hatte er zumindest auf das hintere Feld hinter Pepe direkt aufgeschlossen, als die zweite Runde zuende ging.

    Nachdem seine Mutter ja nun Mitglied bei der Purpurea war, hatte Atticus die Gelegenheit genutzt, auch mit dieser Factio ein Trainingsrennen zu vereinbaren. Je mehr Training, desto besser, so seine Devise. Wenn die Weißen nur fleißig genug trainieren würden, würde es sicher nicht mehr lange dauern, bis auch sie einmal den Siegerkranz ihr eigen nennen durften. Und da der Consul ja angekündigt hatte, Wagenrennen veranstalten zu wollen während seiner Amtszeit, konnte es bis zum nächsten Rennen ja allzu lange nicht mehr hin sein. Daher: Training!


    Außerdem war da ja immer noch die schwebende Frage nach einem vierten Fahrer, mit der Atticus ebenfalls betraut worden war – sehr zu seiner Unbill – und so ein Trainingsrennen war die beste Gelegenheit, sich potentielle Fahrer anzusehen. Also waren neben den drei weißen Fahrern und den drei purpurnen auch zwei factiolose Fahrer angetreten.


    Atticus war wieder schon vor Sonnenaufgang da und beaufsichtigte die Vorbereitungen, wies die Fahrer auf ihre Bahnen und dergleichen. Pontus lag wie meistens einfach faul und halbschlafend in seiner Nähe und wartete darauf, dass irgendjemand etwas zu essen für ihn fand – oder alternativ auf Befehle seines Herrchens. Da er aber ohnehin nicht zu den Pferden und den anderen Menschen durfte, blieb der Hund lieber abseits einfach liegen.


    Sim-Off:

    Auch hier gilt: Wer zuschauen will, darf gerne

    Nachdem seine Mutter ja nun Sodalis bei den Purpurnen war, hatte Atticus auch die erwünschte Verbindung zu diesem Rennstall. Was er natürlich gleich genutzt hatte, ein weiteres Trainingsrennen zu vereinbaren. Damit seine Factio-Kollegen aber nicht wieder meckerten, weil er sich um die wichtigen Dinge in Eigenregie kümmerte, und damit hinterher niemand sagte,e r hätte von nichts gewusst, schrieb Atticus diesmal eine kurze Nachricht.



    Werte Sodales,


    ich habe ein Trainingsrennen mit der Factio Purpurea organisiert bekommen. Es findet ANTE DIEM IV ID IAN DCCCLXVIII A.U.C. (10.1.2018/115 n.Chr.) im Stadium Domitianum am Marsfeld in den Morgenstunden statt.
    Ich werde auch ein paar neutrale Fahrer zur Begutachtung einladen.


    Titus Pompeius Atticus
    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/siegel-wachstafelkl2ndqsn.png]


    “Am Anfang durchaus öfter. Wenn er groß ist, dann macht er normalerweise nur morgens und abends Pipi“ erklärte Atticus Albina auf ihre Nachfrage. Aber die kleine Dame fand von selbst eine einfache Lösung für das Problem. Wenn der Hund in den Garten konnte, musste nur ein Sklave gewissenhaft die Tretminen entfernen, die Atticus zu erwähnen tunlichst vermieden hatte.


    Dann aber kam, was fast schon kommen musste. Atticus hatte absolut kein Glück mit Frauen jeder Art. Da war einmal die junge Frau gewesen, mit der er um einen Kuss gewettet hatte, die ihn dann aber nur zum Frosch erklärt und auf die Stirn kurz gebusselt hatte. Dann war noch die hübsche Patrizierin gewesen, die dazu geführt hatte, dass er sich vor der Kaiserin – noch so eine Frau – lächerlich gemacht hatte. Achja, und die Enkelin des Consulars, die sich mit Begeisterung auf seinen Hund gestürzt hatte. Und nun reihte sich Albina nahtlos in die Reihe dieser verwirrenden Wesen ein, die ihn nicht nur durcheinanderbrachten, sondern auch gleichzeitig irgendwie ignorierten. Sie gab dem Hund doch allen ernstes SEINEN Praenomen. Ausgerechnet. Von allen Namen dieser Welt. Nicht irgendeinen Hundenamen. Nein. Seinen.


    Atticus schaute resignierend drein. Venus oder irgendeine andere Göttin musste gerade wahnsinnig viel Spaß haben.

    “Ein ganzer Kerl dank Fleisch und Gemüse!“ grinste Atticus seinen Freund an und war froh, dass dieser nichts gegen den Gastfahrer hatte. Er hatte zwar auch nicht ernstlich damit gerechnet, dass es ein Problem geben könnte, trotzdem war eine Bestätigung immer gut zu hören.


    Auch Atticus wünschte den weißen Fahrern viel Glück und gab dem factiolosen Hermippus kurz mit einem Handzeichen zu verstehen, dass alles wie besprochen stattfinden konnte. Dann schloss er sich auch gleich Callistus bei seinem Weg nach oben an und bemerkte ebenfalls bewundernd, dass sie tatsächlich Zuschauer hatten. Jetzt nicht unbedingt tosende Massen mit Fähnchen und geschwenkten Bändern, aber immerhin ein paar mehr als beim letzten Trainingsrennen der Albata. Das war doch schon was!
    Naja, zumindest solange, bis Callistus seine Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Gast lenkte. Die Euphorie wich einer dezenten Genervtheit. Wurde er jetzt kontrolliert? “Das ist übrigens der, der unbedingt vier Lenker will“, stellte Atticus außerhalb jeglicher Hörweite für seinen Freund kurz vor und winkte mit einem höflichen Winken einmal kurz grüßend in die Richtung seines Factio-Kollegen. Jetzt konnte er nur hoffen, dass die Fahrer sich nicht so blamieren würden wie beim letzten Trainingsrennen gegen die Russata, sonst würde er sich nachher wieder etwas anhören dürfen.


    Sim-Off:

    Ich geb die Setzdaten dann direkt an Purgitius Macer