[Ludi Palatini] Eröffnung und Hinrichtungen

  • Verstehend nickte ich dem Claudier zu, ich wusste er machte sich Sorgen um unsere Factio. Ich selber hatte aber zu meinem eigenem Missfallen keine Idee wie ich helfen konnte. Als der Consul mir seine Idee erklärt hatte, schaute ich ihn bewundernd an.
    Das ist ja wie zwei Fliegen mit einer Klatsche erwischen. Es fördert nicht nur den Konkurrenzkampf in der Praesina und damit den Siegesdrang der Einzelnen, nein mir erscheint es noch als ein gutes Geschäftsmodell. Fast wie in einer Gladiatorenschule. Da brauchten wir nur noch den richtigen Werbespruch um junge Männer anzulocken. Obwohl wer träumt als Junge nicht davon ein berühmter Wagenlenker zu werden?
    Kurz überlegte ich und grinste.
    Dann sagt man hoffentlich bald, komm zur Praesina und du wirst Sieger in jeder Arena.

  • Wenig später erschienen Hermippus und Athenodorus in der Loge. Wenn der Veranstalter rief, konnte man schließlich schlecht Nein sagen, auch wenn man gerade andere Dinge im Kopf hatte. Außerdem konnte es sicher nicht schaden, in der Loge des Veranstalters gesehen zu werden. Sowas steigerte im Allgemeinen den Marktwert.

  • "Vom Sieger in jeder Arena sind wir aktuell weit entfernt", erwiderte Menecrates schmunzelnd, dann entdeckte er zwei junge Männer, die sich zielstrebig seiner Loge näherten. Es musste sich um die beiden Wagenlenker handeln. Er wartete, bis sie heran waren, dann begrüßte er sie mit einem Nicken.


    "Hermippus und Athenodorus, ich mache es kurz: Ich bin bereit, euch ein ähnliches Angebot wie Syennesis zu machen. Zwar kenne ich eure Leistung nicht, aber ich bin bereit, ein gewisses Risiko einzugehen. Ich biete euch beiden nach den Ludi ein Engagement im Rennstall der Praesina: Das Angebot umfasst ein monatliches Gehalt von jeweils 700 Sesterzen und eine Einmalzahlung von 1.500 Sesterzen sowie eine Startzusage für heute, noch unter neutraler Flagge. Wie steht ihr dazu?"


  • Keineswegs war mit dem unprofessionellen Fechten der Delinquenten bereits die Klimax jener durch den jungen Flavius ersonnenen Exekution erreicht, obschon mancher bereits sich wieder seinen Erfrischungen mochte zuwenden. Denn während die Aufständischen auf der Rennbahn noch um ihr Leben stritten, verteilten sich ihre kommenden Opponenten bereits auf klandestine Weise unweit der winzigen Arenen: Eine Weile hatte der Quaestor gemeinsam mit dem Magister Ludi des Ludus Magnus disputiert, wie kurzweilige Kämpfe für Menschen waren zu produzieren, welche bereits in gänzlicher Desperation nur ihres Todes harrten. Final waren sie deshalb schließlich bei jenem Modus verblieben, in dem man den Gefangenen ihr Schicksal verschwieg und jene Saat der Hoffnung säte, welche man in der ersten Runde der Hinrichtung hatte gesät. Glaubten also die nunmehr sich ihrem vorläufigen Triumphe zustrebenden Delinquenten, ihre jeweilige Arena lebend zu verlassen, präparierte sich bereits ihre Nemesis in Form kampferprobter Gladiatoren, verdeckt unter langen Kutten, unweit jener Schlachtzonen.


    Als dann endlich die letzten Kämpfe gefochten waren und die bisweilen schwer lädierten Überlebenden sich hoffnungsvoll erhoben, während die an jedem Gatter befindlichen Knechte den getöteten Delinquenten beiseitezerrten, ergriff aufs Neue der Herold das Wort:
    "Einen Teil der Mörder, die Rom unsicher machten, hat den Tod gefunden und die Medizin geschmeckt, die sie selbst unschuldigen römischen Bürgern verabreichten!
    Aber was ist mit den anderen? Sollen sie Gnade erfahren?"

    Wütendes Krakeelen erhob sich in den Rängen, als jene, welche ihre Familiaren und Freunde während des Sklavenaufstandes hatten verloren, die Perspektive der Gnade erkannten. Für eine Weile ließ der Herold jenes Pfeifen und Schimpfen in den Rängen erschallen, ehe er und mit ihm zahllose weitere Herolde an allen Enden des Circus wieder Ruhe geboten:
    "Nein! Nein, habt keine Angst! Auch diese Männer wird die Gerechtigkeit Roms treffen!"
    Furchtsam blickten nun die Delinquenten auf der Rennbahn um sich. In diesem Augenblick warfen die Gladiatoren ihre Mäntel von sich. Darunter präsentierten sich Murmillones, Thraeces, Hoplomachi und Samnites in voller Staffage, jeder von ihnen bewaffnet mit seinem charakteristischen Schwert samt Schild. Mit schweren Schritten bewegten sie sich auf die Gatter zu, welche die Knechte ihnen bereitwillig öffneten.
    "Auch sie sollen erfahren, wie es ist, wehrlos einem schwer bewaffneten Mörder gegenüber zu stehen! Auch sie sollen um ihr Leben kämpfen!"
    , kommentierte der Herold und aufs Neue erklangen die Fanfaren, um die zweite und finale Runde der Hinrichtung zu initiieren.


    Waren die vorhergehenden Kämpfe bereits höchst ungleich gewesen, so boten sich dem Publikum nun noch disparatere Kampfpaare, denn während auf der einen Seite schwer bewaffnete Berufskämpfer standen, beschränkte sich die Kampferfahrung jener nackten, lediglich mit einem ärmlichen Dolch bewaffneten Sklaven zumeist auf nicht mehr als die Tage des Aufstandes. Die meisten ließen folglich nun jedwede Hoffnung sinken.


    Einer von ihnen, ein Jüngling, dem sein überwundener Mitaufwiegler augenscheinlich in der Kraft der Desperation die Nase hatte gebrochen, versuchte etwa sogleich, Reißaus zu nehmen und wandte sich dem Gatter zu. Anstatt selbiges zu überwinden (worauf die Praetorianer ihn erwartet hätten), traf ihn jedoch lediglich hart die Peitsche der Knechte, während hinter ihm der Gladiator, ein Thraex seine Sica emporhob und mit schweren Schritten auf ihn zuhielt. Da der Sklave indessen unbeirrt versuchte, die Absperrung zu übersteigen, traf ihn hart ein Schlag des dort bereitstehenden Knechtes, weshalb er zurücktaumelte, ehe ihn die Waffe des Gladiatoren in den Rücken traf.


    Unweit davon gerierte der Delinquent sich hingegen geschickter: Einem Hoplomachus gegenüber duckte er immer wieder sich unter den Hieben des schwer gerüsteten Gladiatoren hinweg und schreckte hier und dort immer wieder vor dem Kurzschwert des Kämpfers zurück. In jener Weise bewegte er sich so leichtfüßig durch die Parzelle, dass man dafürhalten mochte, er habe jene Strategie ersonnen und sein gesamtes Leben exerziert. Zunehmend ermattete jene Strategie den Hoplomachus, wie erfahrene Kenner der Materie leichtlich mochten erkennen. Hinzu trat eine gewisse Fahrlässigkeit, welche der Delinquent nach einer Weile des Tänzelns geschickt nutzte: Mit einem Male sprang er vor und stieß seinen Dolch am Rundschild des Gladiatoren vorbei in dessen Magenregion. Getroffen taumelte der Hoplomachus zurück und riss seinen Schild hoch. Mit einem Schrei stürzte er nun sich aufs Neue auf den bisherig von Fortuna favorisierten, der wiederum mit einem desperaten Sprung sich an dem massigen Gladiatoren vorbei rollte und lediglich am Rücken von dem Kurzschwert gestreift wurde.
    Ungerechte Hilfe erlangte der Hoplomachus nun jedoch von jenseits dem Gatter, denn die dortig befindlichen Knechte schlugen nun mit ihren Peitschen nach dem geschickten Sklaven, der unter jedem Treffen zusammenzuckte und von der letalen Bedrohung innerhalb seiner Parzelle abgelenkt wurde. So nahm es nicht wunder, dass nach einem besonders guten Treffer der Peitsche er mit schmerzverzerrten Antlitz sich krümmte, als plötzlich ein Tritt des Gladiatoren ihn erreichte und er getroffen zu Boden stürzte. Voller Zorn ob jener unwürdigen Darbietung rammte der Hoplomachus sein Schwert in den Brustkorb des Delinquenten und vereinte seinen Schrei mit dem Johlen der Menge.


    Zwischen jenen Polen bewegten auch die übrigen Gefechte sich in dieser zweiten Runde. Keiner der Delinquenten vermochte gegen die wohlexerzierten Gladiatoren zu bestehen, obschon mancher den Berufskriegern ein admirables Duell lieferte. Früher oder später obsiegte jedoch die Kondition der Gladiatoren, respektive die ungerechte Unterstützung durch die Peitschen der Knechte, über die bereits von der ersten Kampfrunde ermatteten Sklaven, weshalb nach einiger Zeit überall bisweilen blutende, doch stets lebendige Gladiatoren im Triumph ihre Waffen gen Himmel reckten.


    "Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan! Der Quaestor Consulum Manius Flavius Gracchus Minor dankt euch für eure Geduld und wünscht euch viel Spaß mit dem zweiten Vorlauf!"
    , erklärte der Herold die Exekution für beendet, während auf der Rennbahn die Praetorianer und Knechte bereits emsig die Barrikaden beiseite räumten, während andere Staatssklaven die getöteten Delinquenten an scharfen Haken von der Bahn schleiften. Alles musste schnell gehen, denn binnen Kurzem sollten nun wieder die Gespanne über die Bahn eilen!

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Hermippus und Athenodorus, ich mache es kurz: Ich bin bereit, euch ein ähnliches Angebot wie Syennesis zu machen. Zwar kenne ich eure Leistung nicht, aber ich bin bereit, ein gewisses Risiko einzugehen. Ich biete euch beiden nach den Ludi ein Engagement im Rennstall der Praesina: Das Angebot umfasst ein monatliches Gehalt von jeweils 700 Sesterzen und eine Einmalzahlung von 1.500 Sesterzen sowie eine Startzusage für heute, noch unter neutraler Flagge. Wie steht ihr dazu?"


    Die beiden Fahrer sagten erst einmal nichts und hofften, dass der jeweils andere als erster den Mund auf machte. Athenodorus konnte ohnehin nicht viel zu dem Angebot sagen. Sein Cousin kümmerte sich um seine finanziellen Angelegenheiten. Er hatte einfach ein besseres Händchen für Geld. "Das muss ich mit meinem Cousin besprechen", war dann folgerichtig auch sein einziger Kommentar.


    Hermippus war diesbezüglich selbständiger, aber deshalb auch misstrauischer. Das Angebot kam ihm dubios vor. Nach den Ludi ein Engagement, aber jetzt ein Start unter neutraler Flagge? Und überhaupt, warum standen sie jetzt schon hier, wenn das Angebot erst nach den Ludi gelten sollte? "Das ist eine interessante Information", sagte er daher erst einmal nur. "Verstehe ich es richtig, dass das eigentliche Angebot also erst nach den Ludi erfolgt? Und auch dann erst verhandelt wird?"

  • Die Zuschauer nutzten die Pause unterschiedlich. Während die einen aßen, vertraten sich andere die Beine. Der überwiegende Teil tauschte jedoch seine Gedanken mit dem Sitznachbarn aus. Die Hinrichtungen waren dabei ebenso Thema wie die ersten beide Vorläufe. Im Rennoval - nahe der Tore - wurden unterdessen lange Gitterzaunteile hochkant aufgestellt und eins mit dem anderen seitlich verbunden, sodass nach und nach ein transportabler Großkäfig entstand. Viele Hände halfen und doch nahm das Unterfangen erheblich Zeit in Anspruch. Die Sicherheitsanforderungen an die Umzäunung erforderten eine penible Montage. Einige Gitterteile in Tunnelform standen auch bereits am Rand. Ihre Montage würde zuletzt erfolgen.


    Die Überwachung leisteten Helfer, der Consul brauchte sich nicht darum kümmern. Er konzentrierte sich auf das Gespräch mit den factiolosen Wagenlenkern. Er nahm Hermippus' Auskunft zur Kenntnis und erläuterte für Athenodorus noch einmal das Ansinnen.


    "Du bist..." Er musste raten, denn die Fahrer hatten sich nicht vorgestellt. "Athenodorus?" Dieser Name lag ihm mehr, den anderen konnte er sich nur bedingt merken. "Das Angebot erfolgt nicht nach den Ludi, sondern jetzt. Eine Übernahme in die Praesina kann jedoch erst nach den Ludi erfolgen, weil die Fahrer der Praesina heute schon gestartet sind und somit keiner von euch mehr an der Start gehen könnte. Es sei denn ... ihr startet unter neutraler Flagge. Und ich gehe doch davon aus, dass ihr hier seid, um möglichst Fahren zu können." Er blickte beide fragend, aber nicht unfreundlich an, wobei er keine Bestätigung erwartete. "Kein Start heute bedeutet gleichzeitig keine Chance auf den Einzug ins Finale, somit auch kein Start morgen, keine Erfahrung und kein Bekanntmachen der eigenen Person. Wenn ihr euch präsentieren wollt, dann geht das bei den Ludi nur unter neutraler Flagge."
    Er ließ die Erklärung etwas wirken, dann erklärte er nochmals sein Angebot. Er hatte Verständnis für die Verwirrung der jungen Fahrer, immerhin mussten sie, ohne vorbereitet zu sein, eine bedeutende Entscheidung fällen.
    "Die Situation ist nur deswegen so wie sie ist, weil eine Factio nicht angetreten ist. Ansonsten hätte ich lieber im Vorfeld der Ludi verhandelt. Es ist aber wie es ist. Wir verhandeln wie gesagt heute, genau genommen jetzt. Ich biete dem Schnellentschlossenen eine Anstellung bei der Praesina mit 700 Sesterzen monatlichem Gehalt und eine Einmalzahlung von 1.500 Sesterzen. Mit wem ich einig werde, der erhält heute einen Startplatz und der andere geht wissentlich leer aus. Das ist die Situation, wobei ich durchaus Interesse an euch beiden hätte."
    Nach einem Atemzug fügte er an: "Ich kann verstehen, dass jeder lieber große Entscheidungen länger durchdenken möchte. Allerdings steht keinem von uns diese Zeit zur Verfügung. ICH muss so schnell wie möglich die beiden letzten Fahrer für den dritten Vorlauf melden, IHR habt mit euch selbst zu klären, was ihr verliert und was ihr gewinnt."

  • "Nein, ich bin Athenodorus", meldete sich jener, als der Consul die beiden Fahrer verwechselte. Mehr sachdienliches hatte er allerdings nicht beizutragen. Hermippus hörte derweil der neuerlichen Erklärung zu. Ganz schlüssig erschien sie ihm weiterhin nicht. Das Angebot wurde dadurch nicht reizvoller. "Mag sein, dass ich das Problem nicht verstehe, aber was hindert dich daran, uns jetzt unter neutraler Flagge starten zu lassen und erst hinterher zu verhandeln? Ich kann doch nicht als Fahrer unter neutraler Flagge starten, wenn ich schon einen Vertrag mit euch habe!"

  • Die Gitterteile auf der großen Freifläche vor den Toren formten nach und nach einen Raubtierkäfig. Es nahm Zeit in Anspruch, Teil für Teil im Boden zu verankern. Extra für diesen Zweck in den Sand eingelassene Verankerungen wurden freigelegt. Sie befanden sich einen halben Fuß unter der Oberfläche, damit sie zu keinerlei Behinderung für Pferde und Wagen führten, was bedeutete, dass nach dieser Hinrichtung fleißige Helfer den Sandboden wieder geradeziehen mussten.
    Als das gesamte Gebilde stand, wurde mit der Montage der Gittertunnel begonnen. Sie führten vom Käfig weg zu einem der äußeren Tore, aus denen normalerweise Wagenpferde stürzten. Beide äußere Tore wurden für die Vorläufe nicht benutzt, sodass kein Wagenlenker eine Benachteiligung sehen könnte, weil ausgerechnet seine Pferde wegen des Raubtiergeruchs nervöser als andere an den Start gingen. Der Tunnel nahm seinen Fortlauf im Innern des Gemäuers und führte letztendlich zu Transportkäfigen. Der ungewohnten Umgebung und dem hektischen Treiben geschuldet, erklang in regelmäßiger Folge wütendes Fauchen aus verschiedenen Kehlen.


    In der Zwischenzeit lief die Unterredung des Consuls mit den Lenkern weiter. Menecrates quittierte seinen falschen Tipp bei der Namenszuordnung mit einem interessierten: "Ah." Ab jetzt konnte er das jeweilige Gesicht mit dem passenden Namen in Zusammenhang bringen. Er konzentrierte sich nunmehr auf Hermippus, der aufgeschlossener wirkte.
    "Mein Geschäftssinn hindert mich daran, erst hinterher zu verhandeln“, erwiderte er offenherzig. Einem ausgefuchsten Schlitzohr hätte er diese Antwort nie gegeben, aber er ging davon aus, dass er mindestens einen der beiden würde gewinnen können und legte von Anfang an viel Wert auf eine offene und vertrauensvolle Basis im Umgang miteinander.
    "Natürlich könnte mir eine Demonstration eures Könnens bei der Bewertung helfen. Vielleicht ist ja einer von euch ein Ausnahmetalent und der andere ist auffallend schlecht. Das ist mein Risiko und somit EIN Nachteil, den ich eingehe.
    Wenn ich euch allerdings ohne vorherigen Vertrag starten lasse, erhöht sich mein Risiko und ich müsste ZWEI Nachteile in Kauf nehmen. Erstens steigt im Allgemeinen der Preis eines Fahrers je mehr Erfahrung er besitzt und zweitens beabsichtige ich nicht, einem späteren Fahrer der Konkurrenz zu mehr Erfahrung zu verhelfen. Das wäre dumm von mir."
    Menecrates war gewillt, beide Nachteile zu vermeiden. Die Praesina stand schlecht genug im Vergleich zu anderen da. Weitere unkluge Schachzüge würde sie kaum verkraften können, denn irgendwann brach auch der dickste Fan mit seinem Rennstall, wenn ihm nichts außer Frust geliefert wurde.


    "Als langjähriger Arbeitgeber kann ich euch versichern, dass es nicht unüblich ist, Anstellungsverträge mitten im Monat zu schließen und den Arbeitsbeginn auf den nächsten Monatsanfang zu legen. Das ist sogar eher die Regel als die Ausnahme. Von daher spricht nichts dagegen, wenn du heute unter neutraler Flagge startest, obwohl du einen rechtsgültigen Vertrag in der Tasche hast. Der Vertragsbeginn ist hier das Ausschlaggebende."
    Es gab kein rechtliches Hindernis, aber die Unentschlossenheit bremste die Fahrer aus. Leider besaß Menecrates nicht alle Zeit der Welt, er wollte zu einem Ergebnis kommen.


    "Ich möchte gern verhandeln und bin bereit, mein Angebot anzuheben: 800 Sesterzen monatliches Gehalt plus 1.800 Sesterzen Einmalzahlung. Wer ist dabei?"

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Zwischen jenen Polen bewegten auch die übrigen Gefechte sich in dieser zweiten Runde. Keiner der Delinquenten vermochte gegen die wohlexerzierten Gladiatoren zu bestehen, obschon mancher den Berufskriegern ein admirables Duell lieferte. Früher oder später obsiegte jedoch die Kondition der Gladiatoren, respektive die ungerechte Unterstützung durch die Peitschen der Knechte, über die bereits von der ersten Kampfrunde ermatteten Sklaven, weshalb nach einiger Zeit überall bisweilen blutende, doch stets lebendige Gladiatoren im Triumph ihre Waffen gen Himmel reckten.


    "Der Gerechtigkeit wurde Genüge getan! Der Quaestor Consulum Manius Flavius Gracchus Minor dankt euch für eure Geduld und wünscht euch viel Spaß mit dem zweiten Vorlauf!"
    , erklärte der Herold die Exekution für beendet, während auf der Rennbahn die Praetorianer und Knechte bereits emsig die Barrikaden beiseite räumten, während andere Staatssklaven die getöteten Delinquenten an scharfen Haken von der Bahn schleiften. Alles musste schnell gehen, denn binnen Kurzem sollten nun wieder die Gespanne über die Bahn eilen!


    Während auf dem Sande der Rennbahn die ehemals Aufständischen um ihr Leben fochten, saß der Quaestor in der Sekurität seiner Loge und kam neuerlich ins Sinnieren über die Necessität der Strafe, spezifischer jener spektakulären Exekutionen, in welchen der Delinquent im Grunde ohne Notwendigkeit zusätzliche Pein wurde bereitet, indem man entweder sie verbrannte (obschon das Verstummen der Schreie darauf hindeutete, dass jener Tod nicht allzu lange dauerte), sie um ihr Leben fechten ließ, womöglich wider ihre eigenen Gefährten, oder auf andere Weise ermordete. Gewiss entsprach dies den Mores Maiorum, gewiss verlangte dem Volk nach Crudelitäten, wie sie in der langen Tradition des Gladiatorenkampfes, der Tierhatz und selbst bei den Wagenrennen, in welchen immer wieder Einzelne in spektakulärer Weise den Tod fanden, wurden gepflegt. Ebenso hatten die Täter (obschon er noch immer hinsichtlich der Christen, die Tiberius Verus in der consularischen Kommission ein wenig unklar inkulpiert hatte, seine Zweifel hegte) durchaus Schuld auf sich geladen, welche es zu sühnen galt, ja hatten nicht alleinig dem Imperium getrutzt (wofür der Jüngling noch ein Verständnis mochte aufbringen), sondern unbeteiligte, simple Zivilisten, ja selbst Frauen und Kinder ohne Not getötet und gequält. Insofern mochte eine spektakuläre Hinrichtung als adäquate Form der Abschreckung dienen, um all jene, denen die Sedition in den Fingern juckte, vor selbiger abhorreszieren zu lassen. Und dennoch verspürte er ein Unbehagen, als er dort unten (seine Loge war in größter Nähe zur Rennbahn, sodass er selbst die furchtsamen Antlitze der Delinquenten zu studieren vermochte) jene Gefechte erblickte. Es erschien ihm pervers, jene nackten Unseligen der blutlüsternen Menge zur Freude zum Blutvergießen zu nötigen, ja er fragte in jenem Augenschlage sich gar, was es über seine gesamte Gesellschaft, das römische Volk aussagte, dass sie sich an derartigen Taten ergötzten. Es erschien ihm ungerecht, die zarte Hoffnung auf Rettung zu erwecken, um sodann sie als Getäuschte doch noch dem Tod ins Auge blicken zu lassen. Und es erschien ihm bedenkenswert, dass man Gefährten auf Gefährten hetzte, womöglich selbst Freunde mit der falschen Hoffnung auf Rettung entzweite und sie gar nötigte, sich im immediaten Nahkampf gegenseitig des Lebens zu berauben.


    Auch fragte Manius Minor sich schlagartig, wie er reagieren würde, würde man ihn nötigen, einen anderen Römer, ja gar einen Freund wie seinen teuren Licinius Carus, um seines eigenen Lebens willen zu töten. Würde auch er sich sogleich auf ihn stürzen, eingedenk seiner korporalen Inferiorität, um sich durch rasche Reaktionen einen winzigen Vorteil zu verschaffen? Würde er sich verweigern und lieber mit Peitschen flagellieren lassen, als auf sich die Schuld eines Mordes um seiner Selbst willen zu laden? Epikur hätte wohl diese Variante präferiert, da er doch die Freundschaft schätzte und den Tod, ja sämtliche korporalen Befindlichkeiten verachtete. Doch wie würden es die Götter ponderieren? War auf ihre Gnade zu hoffen, wenn man sich jenen Christen gleich vor sie in den Staub, um betend in die Unterwelt zu gleiten? Oder würden sie, wie er es von den Germanen hatte erfahren, lediglich einen furchtlosen Krieger in die Gefilde der Seligen aufsteigen lassen, selbst wenn er seinen Mut nackt und mit einem Dolch gegen einen Landsmann bewährte?


    Der Jüngling vermochte all jene Fragen nicht recht zu beantworten, warfen seine Gedanken doch stets nur weitere Fragen auf, weshalb endlich er sich erhob, um an die Brüstung zu treten und grüßend dem Volk sich zu präsentieren, ein versonnenes, äußerliches Lächeln auf den Lippen, während in ihm er eher Dunkelheit als Stolz verspürte.


  • Hermippus hörte sich auch die weitere Erklärung an. Die Motivation wurde ihm nun durchaus klarer. Allerdings war für ihn damit genauso klar, dass er unter diesen Umständen ganz sicher keinen windigen Vertrag vorab unterschreiben wollte und fortan wohl um Offerten der Praesina eher einen Bogen machen würde. "Ich nicht", beantwortete er die abschließende Frage daher wahrheitsgemäß und knapp.


    Athenodorus fühlte, dass nun wohl Blicke auf ihm ruhten, aber er konnte sich von vorher nur wiederholen. "Ich muss das mit meinem Cousin besprechen. Der ist nicht hier." Letzteres war offensichtlich, denn der Fahrer stand ja alleine da.

  • Die Überraschung über den Ausgang des Gesprächs ließ sich der Consul nicht anmerken. Für diesen Fall hatte er zwar schon eine Alternativbesetzung für das letzte Vorrundenrennen parat, allerdings dachte er nicht, dass er darauf zurückgreifen musste.
    Menecrates wollte neben der Unterhaltung der Zuschauer bei den Ludi auch daran denken, dass die Factio Praesina im iefsten Keller lag. Trotz Syennesis waren sie die schlechtesten von allen im gesamten Imperium. Hinzukam, ganz gleich, wo Hermippus und Athenodorus einmal unterzeichnen würden, diese ohnehin bessere Factio würde mit ihnen noch einmal mehr besser. Menecrates sah darin keinerlei göttliche Gerechtigkeit.


    "Richtet Strabax aus, dass er einen Startplatz erhält", entschied der Consul und gab seinen Liktoren zu verstehen, dass sie die beiden Fahrer aus der Loge geleiten sollten. Faustus hielt er am Arm zurück.
    "Marsyas wird noch einmal starten, wenn auch außer Konkurrenz. Das wird den ganzen erfolgreichen Factiones möglicherweise nicht schmecken, aber ich werde keinen factiolosen Fahrer hier groß machen, der unsere Position noch weiter in den Keller drückt als sie nicht ohnehin schon ist. Außerdem", er wiegte den Kopf, "Marsyas ist fast noch ein Kind und stellt keinerlei Gefahr für die etablierten Fahrer dar. Er wird das Schlusslicht des Feldes bilden, aber auch daraus kann er für sich Schlüsse ziehen."

  • "Bitte wieder die Plätze einnehmen", baten die Herolde und kündeten damit den Fortgang der Spiele an. "Als letzte Todgeweihte am heutigen Tag betreten fünf Verurteilte - zwei Frauen und drei Männer - den eigens zu diesem Zweck errichteten Raubtierkäfig.
    Römer und Römerinnen, Freie und Unfreie, liebe Zuschauer, hier und jetzt wird es in der Tat Überlebende geben!"
    Die Herolde warteten, bis die Geräusche abebbten, denn aus dem Murmeln vieler Münder erwuchs eine beträchtliche Geräuschkulisse. "Jedes einzelne der wunderschönen Raubtiere wird am heutigen Tag den Käfig lebend verlassen!" Zumeist erlagen die Raubtiere am Ende jeden Kampfes irgendwelchen Leiden. Ihr Überleben am heutigen Tag demonstrierte einmal mehr, wie radikal Roms Vergeltungszug gegen alle als Unruhestifter und Mörder Überführte ausfiel. Die Raubtiere sollten demonstrativ überleben. Dafür wurde ihnen der Tunnel errichtet, der sie sowohl in die Kampfarena als auch zurück zum Transportkäfig gelangen ließ, ohne dass sie Personen gefährdeten. Noch befanden sie sich außer Sichtweite und niemand konnte ihr nervöses Fauchen hören.
    Vielleicht mit Ausnahme der Todeskandidaten, die durch einen seitlichen Zugang in den Tunnel getrieben wurden. Stöcke, die durch das Gitter gesteckt wurden, trieben sie nach vorn, bis sie das Tageslicht erblickten. Sie steckten noch im Tunnel, als die Sklaventreiber von ihnen abließen. Ihre Aufgabe war erfüllt, denn den weiteren Trieb veranlassten die Raubkatzen, die in der Ferne und doch so nah ihren Unmut über die Treiberei der Menschen um sie herum zum Ausdruck brachten. Tatzen prallten an Gitterstäbe, Zähne verbissen sich in selbige, fette Samtpfoten schlenderten Richtung Startbox und plötzlich sprang ein junger Löwe über einen anderen hinweg in den lichtdurchfluteten Teil des Käfigtunnels. Sein Fauchen drückte das Unbehagen aus über das grelle Tageslicht, das Gejohle auf den Rängen und das Kreischen von Einzelpersonen, die sich nur wenige Doppelschritte vor ihm im Tunnel befanden.

  • Ein Hornsignal erklang, was auch den Letzten auf den Beginn der Hinrichtung aufmerksam machen sollte. Da Raubtiere in der Regel nicht auf ein Startsignal warteten, sondern ihre eigene Zeitplanung besaßen, richteten die Herolde schon vor dem Eintreffen der restlichen Tiere das Wort an den Consul.
    "Wir bitten den Consul Claudius die Kampfarena für eröffnet zu erklären und damit die Vollstreckung des Todesurteils zu befehlen.“
    Der Consul erhob sich. Er richtete den Blick zunächst auf den Raubtierkäfig und anschließend auf den Gittertunnel, in dem an hinterster Stelle ein Löwenmännchen mit dem Schwanz peitschte, während es die vor ihm befindlichen Menschen fixierte. Diese rückten langsam und in gebeugter Haltung Richtung Käfig vor, ohne den Blick vom Raubtier zu lassen. Haltsuchend krallten sie sich aneinander fest. Kein Schrei erklang, sie schienen innerlich erstarrt, was sich schlagartig änderte, als ein zweites Löwenmännchen aus der Dunkelheit in den Tunnel sprang. Jungtier und Altlöwe fauchten sich zunächst an, bevor sie beide nach vorn zu den aufschreienden Todeskandidaten blickten.


    Höchste Zeit für den Consul, die Freigabe zu erteilen.
    "Lege age!", sagte er, was die Herolde weiter verkündeten und das Schauspiel begann. Zuschauer grölten. Während diejenigen in Nähe des Schaukäfigs eher still und voller Erwartung saßen, erzeugten diejenigen mit schlechter Sicht einen höllenartigen Lärm. Sie konnten die Nuancen des Geschehens nicht wahrnehmen, sie benötigten bewegungsfreudige Aktionen.

  • Auch wenn man auf der Rennstrecke erbitterter Gegner war, zwischen den Rennläufen und ganz abseits der Rennen kannte man sich natürlich und unterhielt sich auch miteinander. Allein schon, um so wie jetzt, die Wartezeit zu überbrücken.


    Und so saßen die Fahrer der Albata beim Warten zusammen mit den Fahrern der anderen Factiones und unterhielten sich hier und da. Vor allen Dingen Proteneas als langjährigen Champion hofierte man ein wenig in der Hoffnung, von ihm doch den ein oder anderen Tipp noch zu bekommen, was man denn an der eigenen Fahrweise noch verbessern könnte. Aber natürlich unterhielt man sich auch mit den factiolosen Fahrern, die ja bald entweder Kollegen oder Gegner sein könnten. Ja, so als Auriga war man nicht ungesellig.


    Und so wunderten sich Pepe, Lusorix und Pigor Secundus auch, als auf ein mal ein Bote vom Consul zu ihnen kam und mit Syennesis sprechen wollte. Man wünschte ihm natürlich viel Glück, gehörte der Consul doch auch zu einer Factio. Aber so ein bisschen fragte man sich schon, was das denn sollte, so kurz vor einem Rennen. Mit den anderen Fahrern hatte der Consul schließlich auch nicht gesprochen.
    Dann wurden auch noch Athenodorus und Hermippus hoch gerufen. Spätestens da fragten sich die Fahrer der Albata ganz offen untereinander, was denn los war. Immerhin sollten diese Fahrer, soweit man wusste, gleich gegen sie antreten. Da war das schon mehr als komisch.
    Als schließlich Syennesis zurück kam, umringten die drei ihm natürlich auch gleich, um Neuigkeiten zu erhalten. “Unde? Wasse wollte die Consul?“ fragte Pepe mit seinem schnurrenden Akzent. “Bisse du nu verde? Äh – grün?“


    Kurz später kamen dann auch Athenodorus und Hermippus zurück. Lusorix wandte sich auch gleich an die zwei. “Und? Was gab es? Was wollte der Consul von euch?“




  • Syennesis hatte nicht vor gehabt, aus seinem Vertrag mit der Praesina ein Geheimnis zu machen, so dass ihm die direkte Nachfrage geradezu in die Karten spielte. "Ja, bin ich", antwortete er mit einem zufriedenen Grinsen. "Also, nicht sofort. Die müssen wohl erst noch einen Wagen grün anmalen oder so. Aber ab dem nächsten Rennen dann. Das Warten hat sich gelohnt. Das erste Angebot war ja echt mies, aber jetzt haben sie gut nachgelegt." Mit dem genauen Betrag wollte er natürlich nicht rausrücken. "Falls du auch mal gefragt wirst: Verhandeln lohnt sich. Wenn die wollen, scheinen die echt Geld zu haben."


    Wenig später stießen dann auch Hermippus und Athenodorus dazu, die die Einlassungen von Syennesis daher natürlich nicht mitbekommen hatten. "Ein doofes Angebot unterbreiten", gab Hermippus daher mit deutlich weniger euphorischem Tonfall wider, was der Consul von ihm gewollt hatte. "Ich könnte jetzt als Neutraler starten, wenn ich mich für danach bei der Praesina verpflichte. Ne, ohne mich. Entweder Vertrag und für die Grünen, oder neutral fahren und hinterher verhandeln." Er spuckte auf den Boden. "Aber jetzt ist es eh durch. Für die Grünen fahre ich nicht. Heute sowieso nicht."

  • Meine Augenmerk lag zur Zeit bei dem Schutz des Consuls und auf unserer Factio. Da ich Der Meinung war, ich besäße kein geschäftliches Geschick, beschränkte ich mich auf Beobachtungen. Der Claudier hatte Hermippus und Athenodorus sein Angebot unterbreite und nun beratschlagten sie miteinander.
    Syennesis trat zu ihnen und tat wohl auch noch seine Meinung kund. An Gestik und Mimik meinte ich zu erkennen, dass die Beiden sich eher abfällig äußerten. Natürlich konnte ich mich auch irren.
    Nach einiger Zeit des Grübelns räusperte ich mich, wandte mich zu dem Claudier und meinte,
    ich glaube wir sollten es lassen, das Abwerben meine ich. Wir leben zwar in Rom, wo dies durchaus üblich ist, aber ehrlich gesagt ist es noch die harmloseste Art und Weise neue und vor allem gute Wagenlenker zu gewinnen. Drohungen und Erpressungen sind dabei auch an der Tagesordnung und wer kann schon sagen, was den Fahrern, die du anwerben wolltest, geboten wird um unserer Factio zu schaden. Ich befürchte, das Missgunst und Neid hier schnell Blüten treiben lassen. Versuchen wir doch lieber, auch wenn der Weg der längere ist, mit jungen Fahrern eine neue Elite für unsere Truppe aufzubauen. Dann starten wir eben jede Woche ein Trainingsrennen. Die Factio Praesina wird schon wieder groß werden, auch wenn die Konkurrenz es bestimmt befürchtet. Ich möchte natürlich auch schnell Gewinne sehen, dennoch glaube ich bei dem längeren Weg fühle ich mich noch besser, denn so haben wir es uns selber erarbeitet. Durch gute Verträge, die du schließlich machst, binden wir die Fahrer auch an uns und der ein oder andere Fahrer wir nach einem Abwerbeangebot auch auf den Boden spucken.
    Suchend schaute ich mich um.
    Ich brauche einen Schluck verdünnten Wein, etwas Käse und Brot. Du auch?

  • Sim-Off:

    Ich weiß nicht, inwieweit die baulichen Eigenheiten eines Hippodroms bekannt sind. Aber von diversen Logen oder anderen Bereichen der Tribüne besteht keinerlei Sichtverbindung zu Räumlichkeiten für Akteure, Handwerker, Ärzte und dergleichen. Dazwischen liegen einige Mauern ;) Um zu beobachten, müsste man sich also direkt dort hin begeben.


    Pepe runzelte stark die Stirn. “No comprendo? Grün anmale? Wenn du habe Vertrag, du nicht mehr factiolos. Wenn jede Factio kann machen Angebot, dann du bist neutral. Wenn du hast unterschrieben Vertrag, dann bist du in Factio!“
    Auch die anderen Fahrer wunderten sich über diese Einlassung und deren Bedeutung.


    Als dann aber die anderen beiden Fahrer kamen und berichteten, wurde die Situation doch durchaus klarer. “Das heißt, ihr dürft jetzt nicht starten, weil ihr euch darauf nicht eingelassen habt?“ fragte Lusorix noch einmal etwas ungläubig nach.


    Pepe wiederum verstand noch weniger und bat daher seinen alten Kollegen Pigor Secundus, für ihn einmal zu übersetzen. Das tat Pigor Secundus dann auch, soweit es ihm möglich war: Der Consul versuchte, seine eigenen Regeln zu brechen und unter neutraler Flagge ein zweites Team für die Praesina antreten zu lassen. Und weil sich Hermippus und Athenodorus geweigert hatten, bei diesem Betrug mitzumachen, durften sie nicht fahren.
    Kurz war Pepe sprachlos und stand mit offenem Mund da. Ungläubig zeigte er auf die beiden jungen Nachwuchsfahrer und blinzelte, und dann platzte es aus ihm heraus. “FRAUDE! Es grande fraude!“ Und danach ergoss sich ein Katarakt an Beschimpfungen aus seinem Mund, welches selbst eingefleischte Muttersprachler vor eine Herausforderung gestellt hätte, bei seinen Teamkollegen allerdings nur aufgrund der Heftigkeit überhaupt eine Intention hinterließ.
    “Pepe! Beruhig dich! Calma te!“, versuchte Pigor Secundus seinen Kompagnon zu beruhigen, während dieser wild fuchtelnd durch den Raum stapfte und seinem Unmut Luft machte.
    Lusorix versuchte dennoch, sich weiterhin zu unterhalten. “Aber das kann er doch nicht einfach so machen? Ich meine, das ist doch offener Betrug bei seinen eigenen Spielen? Das fällt doch selbst dem letzten Dödel im Publikum dann auf?“
    Fraude!“ erschallte es aus dem Hintergrund immer wieder.
    “'Und wenn ihr jetzt nicht fahrt, wer fährt denn dann jetzt überhaupt gegen uns? Wie soll das überhaupt gehen?“


    Inzwischen hatte Pepe sich einigermaßen wieder beruhigt und saß auf einer kleinen Steinmauer. Er schnaufte noch einmal tief durch und schüttelte den Kopf. “Nein, Pepe isse ein ehrlicher Fahrer. Wenn Pepe verliert, dann, weil die Götter die roten Wagen lieben und den häßliche große Mann“, dabei deutete er auf Bagoas, “immer lasse gewinnen. Wenn Pepe gewinnt, dann gewinnt Pepe ehrlich. Ohne Betrug. Pepe nicht mache mit bei Betrug! Noch dazu in die Name von Concordia! Nein, Götter werden sein seeeeeehr zornig, wenn sie hören, Pepe betrugt im Name von Göttin Concordia. Nein, Pepe das nicht mache!“
    “Keine Sorge, Pepe, da machen wir alle nicht mit. Oder, Jungs?“ Pigor Secundus sah fragend zu den anderen Fahrern, auch denen der anderen Factiones.
    Und zumindest Lusorix sprang ihm auch sogleich zur Seite. “Nein, die Albata betrügt nicht und macht bei sowas auch nicht mit! Wenn der Consul möchte, dass wir gleich starten, dann nur gegen wirklich neutrale Fahrer, wie das Los es bestimmt hatte! Entweder, er hält seine Zusage gegen Athenodorus und Hermippus ein und... Strabax ist ja auch hier. Das sind factiolose Fahrer, gegen die fahren wir gerne. Aber wenn er betrügen will, dann fahren wir nicht!“


  • Schon am Vortag war Tisander durch die Stadttore Roms gekommen und hatte sich nach der Wegbeschreibung seines Cousin gerichtet, um dann den Göttern sei Dank, zum Ludi Palatini zu finden. Um seinen Plan durchführen zu können, hatte er einiges angespart. So hatte er sich eine billige Unterkunft genommen, nur um am nächsten Morgen mit den Ersten eingelassen zu werden. Er interessierte sich nur für die Rennen. Die Hinrichtungen waren schon sehr interessant, vor allen Dingen Abwechslungsreich, dennoch, er war gekommen um der Fahrer der Zukunft zu werden.
    Bewundernd sah er die Gespanne der oft siegreichen Factio Russata einfahren. Die anderen Lager Purpurea, Veneta, Albata, Praesina und Aurata, hatten aber auch einiges zu bieten.
    Zu gerne wäre Tisander näher an Pferde und Wagen herangekommen um alles genau zu begutachten. Das ihm dies verwehrt würde wusste er auch, deshalb wählte er seinen Platz so, dass er eine gute Übersicht hatte.
    Vier Factiones waren angetreten. Es stand nur noch der Enscheid zwischen Albata und Aurata aus. Bisher hatten sich alle gut geschlagen, nur von der Praesina war er enttäuscht.
    Die Hirnrichtungspause nutzend machte er sich auf die Suche nach einem kleinen Imbiss. Diese Zeit würde er nutzen um abzuwägen welche Factio bisher sein Favorit war.

  • Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    “Keine Sorge, Pepe, da machen wir alle nicht mit. Oder, Jungs?“ Pigor Secundus sah fragend zu den anderen Fahrern, auch denen der anderen Factiones.
    Und zumindest Lusorix sprang ihm auch sogleich zur Seite. “Nein, die Albata betrügt nicht und macht bei sowas auch nicht mit! Wenn der Consul möchte, dass wir gleich starten, dann nur gegen wirklich neutrale Fahrer, wie das Los es bestimmt hatte! Entweder, er hält seine Zusage gegen Athenodorus und Hermippus ein und... Strabax ist ja auch hier. Das sind factiolose Fahrer, gegen die fahren wir gerne. Aber wenn er betrügen will, dann fahren wir nicht!“


    Marsyas schüttelte zuerst den Kopf, dann ging er dazwischen.
    "Sagt mal, hört ihr euch eigentlich selbst zu? Ihr aus der Albata steht an der Spitze der erfolgreichsten Fahrer des Imperiums, habt im Vorfeld zusammen mit der Purpurea und der Veneta trainiert wie die Blöden und noch mehr Erfahrung für jeden einzelnen eurer weißen, blauen und purpurnen Fahrer angehäuft, während die Praesina auf dem letzten Platz liegt und darum gekämpfte hat, überhaupt erst einmal auf eure Mannstärke zu kommen. Wie gierig muss man eigentlich sein, um so zu hetzen?"


    Marsyas war wütend über diese erfolggewohnte und zugleich missgünstige Meute, vor allem, weil sie ihn, den Unerfahrenen, rauskegeln wollten.
    "Ich bin in meinem ganzen Leben erst einmal gestartet und ihr gönnt mir kein zweites Rennen außer Konkurrenz? Warum eigentlich nicht?"


    Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    "Pepe nicht mache mit bei Betrug! Noch dazu in die Name von Concordia! Nein, Götter werden sein seeeeeehr zornig, wenn sie hören, Pepe betrugt im Name von Göttin Concordia. Nein, Pepe das nicht mache!“


    Marsyas schnaubte wütend aus, bevor er trotz aller Abneigung, die sich gerade entwickelte einen Hinweis gab. "Falls ihr es noch nicht gemerkt habt: Das sind die Ludi Palatini und heute ist der dritte Tag der Ludi. Mit Concordia hat das nichts zu tun. Würde man wissen, wenn man hier geboren wäre."

  • “Weil die Regeln für ALLE gelten, deshalb!“, schnappte Lusorix ganz einfach zurück. Es war doch nicht sein Problem, dass die Praesina nicht trainiert hatte? Hätte sie auch nur ein einziges Mal nach einem gemeinsamen Training gefragt, hätte die Albata oder auch jeder andere ja sogar sicher ja gesagt. Aber erst nicht trainieren und sich dann darüber beschweren, dass die anderen es doch taten, das galt nicht.
    Auch Pigor Secundus stimmte dem zu. “Der Consul hat zu Beginn bestimmt, dass jede Factio nur einmal komplett startet und ihr Start durch das Los bestimmt wird. Entweder hat er also gelogen und nicht gelost, oder aber er hält sich nicht daran, was das Los bestimmt. So oder so, er hält sich nicht an seine Zusagen. Von der Erpressung gegenüber Hermippus und Athenodorus ganz zu schweigen.
    Wenn du trainieren willst, dann können wir das gerne machen, auch gemeinsam. Überhaupt kein Problem. Aber bei einem Rennen gelten Regeln, und die gelten für alle, ganz gleich, ob die ein oder hundert Rennen gefahren sind, ganz einfach. Und in einem Vorlauf startet jeder Fahrer nur ein Mal.“


    Klar, dass der Praesina-Fahrer seinen Rennstall verteidigte. Aber Betrug war es trotzdem, da konnte der Junge schimpfen, was er wollte.


    “Consul hat gesagt, er veranstaltet Spiele zu Ehre von Göttin Concordia. Hat gestanden so in die Ankündigung. Hat Ausrufer so geschrien den ganzen Tag lang, bis Pepe haben geklingelt die Ohren! Auch wenn heute nicht ihr Festtag, Consul hat so gesagt!“
    Den fremdenfeindlichen Quatsch überhörte Pepe dabei gekonnt. Wenn ein Peregriner sowas einem anderen vorwarf, hatte das schon etwas ganz Lächerliches an sich.


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