Beiträge von Gnaeus Marcius Coriolanus

    Bereits früher als sonst, mussten die Männer an diesem Tage antreten, denn immerhin war es auch ein besonderer Tag und man wollte lieber nichts dem Zufall überlassen. Nachdem die Männer vor den Quartieren angetreten waren, konnte Gnaeus seinem Centurio Meldun machen, der daraufhin die Männer zur Aeternitas führte. Gleichsam war die Centurie bereits ergänzt durch einige Tirones, die nun ebenfalls mit nach Ägypten kommen würden.


    Wieder erblickte Gnaeus an diesem Tage die Aeternitas, wie sie im Schein der Morgensonne strahlte. In der Zeit vor der Abreise konnte er sich während der Verladung zum ersten Mal ein richtiges Bild von ihr machen. Es war ein wahrhaft majestätisches Schiff, welches die Fahrt bis nach Alexandria mit Leichtigkeit meistern sollte. Der Centurio Classicus führte die Männer bis zum Schiff und gab dann das Kommando an Bord zu gehen und die Ausrüstung zu verstauen. Coriolanus sollte noch warten und den Einzug der Männer auf das Schiff überwachen. Die Miles wurden Reihe führ Reihe losgeschickt, so dass sie hintereinander und Mann für Mann das Schiff betraten. Während Coriolan einerseits auf die an Bord gehenden Männer blickte, wandten sich seine Augen auch immer wieder auf das, was für viele so lange ihre Heimat gewesen ist. Die Unterkünfte, der Hafen, überhaupt ganz Misenum und all das, was sie nun hinter sich ließen.

    In den Tagen vor der Abreise nach Aeternitas erhielt Coriolanus von seinem Centurio noch den Beefehl, die Reihen durch einiges Tirones aufzufrischen. Die Centurie hatte derzeit noch nicht ganz die Stärke, die sie benötigte. Ihre Centurie genoss jedoch Vorrang, da sie die ehrenvolle Aufgabe hatte, die Aeternitas nach Alexandria zu führen und auch dort in voller Stärke ankommen sollte. Der Optio hatte eine Liste dabei mit Namen von Neulingen, die nun ebenfalls versetzt wurden. Er schritt die Quartiere ab und rief nacheinander einige Name auf: "Tiro Battus, Tiro Iugurtha, Tiro Sirius, Tiro... Vor den Quartieren in einer Reihe antreten!" Coriolanus stellte sich vor die Männer und sprach mit einem Lächeln. "Ihr seid gerade erst in der Classis angekommen und schon wird euch eine hohe Ehre zuteil. Ihr werdet zur Truppe versetzt, die in fünf Tagen nach Ägypten aufbricht und fortan in der Classis Alexandria eure Grundausbildung absolviert. Ihr werdet bei der Verladung helfen und gemeinsam mit den Miles an jedem Morgen antreten. Herzlichen Glückwunsch." Gnaeus konnte sich durchaus vorstellen, dass dies für einige ein ziemlicher Schlag war. Immerhin dachten sie sicherlich, sie würden hier in Misenum bleiben, doch manchmal kommt ein neuer Lebensabschnitt schneller als man denkt.

    In den letzten Tagen wurde seine gesamte Centurie stetig in Atem gehalten. Als verkündet wurde, dass sie allesamt mit der Aeternitas nach Alexandria versetzt wurden, gab es positive und negative Stimmen. Einerseits wog der Stolz auf einem solch schönen Schiff bis nach Alexandria zu fahren, andererseits war es eben auch Alexandria und nicht Italien, wo sie nun ihren Dienst ausführen sollten. Doch als Soldat konnte man sich das nun einmal leider nicht immer aussuchen. Etwas geschafft vom vielen Verladen und den Vorbereitungen, die getroffen werden mussten, war es für die Männer sicher noch eine kleine zusätzliche Belastung, dass sie am Abreise-Tag noch einmal besonders früh aus den Federn mussten. Coriolanus machte persönlich die Weckrunde und wiederholte hier und da gelegentlich so kräftig wie möglich die Worte: "Aufgewacht! Heute geht es endlich nach Ägypten. Packt alles, was ihr noch an persönliche Ausrüstung auf den Stuben habt, zusammen und tretet vor den Quartieren an." Anschließend würde sie der Centurio in Empfang nehmen und auf das Schiff führen. Coriolanus selbst, wartete im Gang in der Nähe der alten Stube, in der Flavus und bis vor kurzem noch er selbst wohnte. Als Flavus vorbeizog, hielt er ihn noch ganz kurz auf mit den Worten. "Ich werd aufpassen, dass du nicht zum Putzen des Schiffsdecks eingeteilt wirst." Er lächelte und musste dann aber auch schon wieder weiter, um dafür zu sorgen, dass die Männer auch richtig aufgestellt waren, wenn der Centurio kam.

    Etwas erschrocken von dem Mann, der ihm im ersten Augenblick gar nicht aufgefallen war, wandte er sich um und half dem Mann natürlich gerne. Das wäre wohl seine erste etwas väterliche Aufgabe, die er als frischgebackener Optio hatte. "Ah, willkommen Rekrut. Ja, manchmal muss man sich bei den Leuten hier etwas stärker bemerkbar machen." Er wandte sich etwas vertraulicher an den Neuling: "Die Leute, die für das Materiallager eingeteilt sind, sind meistens nicht sehr glücklich mit dieser Aufgabe." Nun wandte sich Coriolan dem Miles zu, der für die Materialausgabe verantwortlich war. "Hey Soldat, der Mann hier brauch seine Ausrüstung. Wäre doch schade, wenn er seine Grundausbildung in Zivil ableisten müsste." Der Miles räusperte sich ein wenig, ehe er damit Begann vor sich zwei Tabulae zurechtlegte. "Sollst du zur Marineinfanterie gehen oder wirst du zum Nauta ausgebildet?", fragte der Mann in Richtung von Sirius.

    "Die Aeternitas? Das ist eine große Ehre!", sprach der neue Optio mit heller Begeisterung. Das Schiff hatte er vor kurzem noch voller Respekt angeblickt, ja, sich nicht einmal gewagt dieses edelste aller Schiffe überhaupt zu berühren und nun konnte er auf diesem dienen. Die Meldungen überschlugen sich derzeit. Dass es nach Alexandria gehen würde, das wusste er zum Glück schon, sonst wäre dies wahrlich zu viel auf einmal gewesen. "Wie heißt der Centurio, an dessen Seite ich stehen werde?" Dass es Massa nicht sein würde, konnte er den Worten erschließen. Offenbar war auch jener befördert worden, doch welcher der Centurios nun ebenfalls mit nach Alexandria kam, das wusste Gnaeus noch nicht. Er musste sich besser sobald wie möglich bei diesem melden. "Es ist eine große Aufgabe, aber ich werde mein Bestes tun, um sie zu erfüllen. Ich freue mich jedenfalls sehr auf Alexandria." Und ja, der Decima hatte offenbar tatsächlich darüber nachgedachte und ein Lächeln breitete sich auf Coriolans Gesicht aus. "Es ist nach wie vor mein Wunsch, dass du mein Patron wirst. Ich werde dir ein guter Klient sein und hoffe mich schon bald für deine Bemühungen erkenntlich zeigen zu können." Da spielte er natürlich auf die von Massa eingeleitete Beförderung an. Massa hatte schon bevor das Klientelverhältnis überhaupt begang, etwas für seinen Schützling getan. Allein dies machte dem Optio schon sorgen, die vielen Erwartungen, die auf ihm lagen, nicht erfüllen zu können.

    In seiner Rolle noch kaum hineingefunden, wurde er auch schon zum Centurio Massa bestellt. Ob seine Beförderung irgendetwas mit dem kürzlich stattgefundenen Gespräch zu tun hatte? Im Grunde war es ja naheliegend. Allerdings hatte der Decima die Anfrage sein Patron zu werden, vorerst noch abgelehnt, weshalb er eigentlich keinen Grund hatte Coriolanus besonders zu stützen. Aber vielleicht war er ja diesbezüglich nun zu einer Entscheidung gelangt.


    Er betrat die Unterkunft des Centurios und machte Meldung "Optio Gnaeus Coriolanus meldet sich wie befohlen!" Optio... ein komisches Gefühl es auszusprechen. Er konnte sich an das Wort noch gar nicht richtig gewöhnen.

    Gnaeus hatte es noch gar nicht richtig realisieren können. Er musste sich mehrmals kneifen, während er auf den aktuellsten Aushang blickte. Nicht nur, dass er zum Optio befördert wurde. Das allein hätte eigentlich schon vollkommen gereicht! Gleichsam erfuhr er auf diesem Wege, dass er offenbar nach Alexandria versetzt werden würde. Dass es wohl Versetzungen geben würde, hatte sich bereits gerüchteweise herumgesprochen. Doch, dass er einmal selbst dazugehören würde, hätte er sich wahrlich nicht erträumen lassen. Noch schien kaum jemand über die aktuelle Lage informiert zu sein und auch Coriolanus selbst, musste sich erst einmal zurechtfinden.


    Als erstes schaute er jedoch im Materiallager vorbei, damit er seine entsprechende Ausrüstung abholen konnte. Da er noch keineswegs wusste, wann er denn nun genau aufbrechen müsste, wollte er trotzdem erstmal noch seines Ranges entsprechend herumlaufen. Man wusste ja nie, was er hier noch unternehmen sollte. Viel neu war allerdings nicht, lediglich der Optio-Stab war das auffälligste neue Instrument, was er nun gebrauchen würde.

    "Wow Alexandria?", war dagegen die etwas verblüffte Rekation, die Coriolanus auf die Gerüchte hatte. Natürlich war ihm sofort klar, dass dies wohl nur die höhere Offiziere betreffen konnte. Zumindest war derzeit noch kein Grund ersichtlich, weshalb dies auch die Mannschafter betreffen sollte. Sicher wollte der Kaiser seine militärischen Einheiten ein wenig umgruppieren, bzw. Personal austauschen, um sich Loyalitäten zu sichern. Das hatte sicherlich seinen Sinn. Bisher zog Gnaeus aber noch keinerlei Konsequenzen aus dem bisher gehörten.


    Stattdessen verbrachte er eine relativ unbekümmerte Zeit mit seinen Kameraden. heute war er zum Glück einmal nicht mit Kochen dran. Die letzten Tage in den Baracken waren auch mehr als entspannt. Nach dem Kriege gönnte man ihnen allen schon einmal etwas mehr Pause. Des Weiteren wusste niemand so recht, welche Aufgaben jetzt auf ihre Einheit zukommen würde. Alles sortierte sich noch. Es waren somit zwar ungewisse, aber immerhin auch sehr entspannte Zeiten, die da gerade für sie anbrachen.

    Zitat

    Original von Appius Decimus Massa
    " Vermutungen, Spekulationen, ich weiß so gut wie nichts. Was im Kopf des Kaisers vorgeht erst recht nicht. Misenum ist wie aus er Welt geschnitten. Keine Meldungen keine Mitteilungen. Ich werde mich in den nächsten Tagen bei den Officien umhören." Der Sand rann elendig langsam durch die Sanduhr. Länger untätig hier zu sitzen, ich hielt das nicht mehr aus. " Lass mir ein paar Tage, dann gebe ich dir meine Entscheidung bekannt." mit einem Ruck erhob ich mich. So ging es nicht weiter. Jemand musste wissen was da lief und wie es weiter ging. " Also sehen wir uns in ein paar Tagen." beendete ich das Gespräch.


    Viele Fragen, das hatten sie wohl derzeit alle. Auch die Vorgesetzten schienen derzeit kaum zu wissen, wie es weiterging. Da konnte Coriolan natürlich verstehen, dass der Centurio seine Entscheidung noch nicht treffen konnte. "Ich verstehe und du solltest dir in jedem Fall all die Zeit nehmen, die du brauchst", gab er zur Antwort. "Wer weiß, vielleicht wissen wir in ein paar Tagen tatsächlich schon mehr darüber, wie es weitergeht." Zumindest war dies eine vage Hoffnung. Gnaeus stand auf. "Vale Bene, Centurio". Er grüßte und marschierte ab.

    Coriolan nahm die Einladung sich zu setzen, dankend an. Es war ja auch abzusehen, dass dieses Gespräch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. "Überlegt habe ich lange. Du bist der wichtigste Mann den ich kenne." Und das sagte Gnaeus völlig unspektakulär und ohne die Absicht zu schmeicheln, denn es war tatsächlich die schlichte Wahrheit. "Wir standen auf derselben Seite und sind nun auch in derselben Lage. Trotz der Tatsache, dass es deine Gens wohl sehr schwer haben wird, so ist es wahrscheinlich trotzdem wichtig, dass gerade diejenigen sich stützen und zusammentun, deren Zukunft im Moment fraglich ist." Das betraf den kleinen Soldaten sicher deutlich weniger als den schon lang gedienten Centurio, aber Coriolan fühlte sich natürlich ebenso in der Luft hängend. "Wenn du dir Bedenkzeit nehmen möchtest, so kann ich das natürlich verstehen, auch wenn ich mich über eine Zusage natürlich sehr freue würde." Für Coriolan hatte dies natürlich auch eine besonders persönliche Bedeutung, wahrscheinlich deshalb, weil sein Vater früh starb und er ihn deshalb nie kennenlernte, fehlte ihm zeitlebens ein Figur, an der er sich orientieren konnte. "Hast du denn Vermutungen, was der Kaiser noch mit der Classis vorhaben könnte?", fragte er neugierig, denn die großen politischen und militärischen Zusammenhänge blieben ihm als halben Jüngling immer noch weitgehend verborgen.

    Der Miltes rührte sich und wirkte dabei gleich wesentlich entspannter. Der erste Schritt war getan und Massa schien durchaus interessiert, was er zu sagen hatte. Also begann er erst einmal und holte wohl, um noch mehr Sicherheit zu gewinnen etwas weiter aus: "Es waren sehr anstrengende Zeiten und Soldaten haben alle sehr viel durchgemacht. Ich bin sehr froh, dass ich den Krieg überlebt habe und dass ich immer noch hier vor dir stehen kann. Doch auch ich merke, dass sich jetzt vieles im Umbruch befindet und dass vieles unsicher ist. Nun ist auch unser Praefect hinfort, der uns durch die Schlacht von Misenum geführt hat und dem viele ihr Leben verdanken." Coriolan atmete etwas durch und hoffte nun bald auf den Punkt zu kommen. "Ich sehe, dass es nur noch wenige Konstanten gibt, die dem Wandel nicht unterliegen. Eine dieser Konstanten bist zweifellos du, Centurio. Du hast mich einst für die Classis geworben und ich bin dir unendlich dankbar dafür, denn ich habe hier Essen, Unterkunft und Kameradschaft gefunden. Von Anfang an habe ich auch gesehen, dass du ein wirklich guter und fähiger Offizier bist. Ich weiß, dass die Römer alle untereinander ein Klientelwesen betreiben. Jeder ist irgendwie Patron oder Klient von irgendjemandem und das gibt ihnen Sicherheit, weil sie sich so wohl immer aufeinander verlassen können. Ich denke, dass auch ich ein solches Band in diesen Zeiten des Wandels brauche und möchte dich deshalb fragen, ob du mein Patron sein möchtest?" So hatte Gnaeus die Frage hervorgebracht und er war sehr gespannt, wie Massa darauf reagieren würde.

    Gespannt betrat Coriolanus die Räumlichkeit und sah den sitzenden Centurio. Gnaeus trat hervor, stand stramm, grüßte militärisch und machte Meldung. Aufgrund der Unischerheit machte er dies besonders laut und deutlich. "Miles Classicus, Gnaeus Coriolanus. Ich wollte mich erkundigen, ob du einige Minuten Zeit hättest, weil ich ein paar Fragen an dich hätte, die meine Person betreffen, Centurio Decimus." Coriolan war sichtlich ein wenig angespannt, weil er auch nicht so recht sicher war, ob der Centurio ihm tatsächlich weiterhelfen konnte oder wollte. Er hoffte nur, dass er sogleich bequem stehen konnte und dem Centurio sein Anliegen bzw. die entsprechenden Fragen vortragen konnte.

    In letzter Zeit spuckten viele unterschiedliche Gedanken in Coriolans Kopf herum, darunter auch das ein oder andere Problem, bei dem ihm seine Kameraden, so hilfreich und gut sie auch waren, ihm leider nicht weiterhelfen konnten. Irgendwann entschloss sich Coriolan deshalb zu seinem Centurio persönlich zu gehen. Er hoffte, dass er ihn für ein kurzes Gespräch empfangen würde. Wahrlich konnte sich der Centurio nicht mit den Problemen und Wehwehchen jedes Einzelnen seiner Leute auseinandersetzen. Schließlich hatte er für soetwas ja auch seine Optiones. Aber Coriolan hoffte, dass sein Fall etwas anders gelagert war. Schließlich kannten er und der Centurio sich schon etwas besser. Einerseits hatte er ihn für die Classis in einer Taverne geworden, andererseits wählte er ihn des Öfteren für besondere Aufgaben aus, wie einst als sie nach Rom gingen. Und schließlich wurde Coriolan im Bürgerkrieg ausgezeichnet, was ihm hoffentlich einen Bonus gegenüber anderen Soldaten verschaffte. So klopfte er an die Tür der ersten Kammer, worin sich das Officium von Centurio Decimus befand in der Hoffnung, dass dieser ihn für einen Augenblick empfangen könnte.

    Erstaunlich aufgeregt war Coriolan, als er hörte, dass das neue Schiff nun endlich fertig sei und zu Wasser gelassen wird. Wohl alle Mitglieder der Classis freuten sich wie kleine Jungen, wenn ein neues Schiff in ihren Dienst gestellt wurde. Es waren ja schließlich so etwas wie ihre 'Spielzeuge', obwohl dieser Begriff wohl kaum die Leidenschaft zum Ausdruck brachte, die viele Soldaten empfanden. Ganz klar, diese neue Trireme würde gehegt und gepflegt werden. Jeder würde ein wachsames Auge auf sie haben. Coriolan traute sich auch fast gar nicht es zu betreten und begutachtete es lieber von außen mit dem komisch anmutenden Gedanken, das Holz durch die dreckigen Sandalen besser noch nicht zu beschmutzen. Aber das war ja an sich Unsinn, denn wozu war das Schiff da, wenn man es nicht benutzt? Wenn es nur im Hafen herumstehen würde, wäre der Zweck dieses prächtigen Baus sicherlich verfehlt.


    Hoffentlich würde dieses Schiff auch seinem Namen alle Ehre machen und auf ewig auf See fahren können. Wenn er nur daran dachte, wie es sich in den Wellen brechen würde und sich den Weg durch das Wasser schneidet. Ein herrliches Gefühl musste es sein, wenn sie zum ersten Mal damit fahren würden. Manchmal wünschte sich Gnaeus, dass er auch etwas mehr über das Fahren von Schiffen erlernen würde, als das Basiswissen, welches einem als Miles vermittelt wurde. Manchmal kam er durchaus ins Grübeln, ob er nicht doch lieber auf den nautischen Zweig der Classis hätte wählen sollen. Dann könnte er sich sicherlich noch deutlich eindringlicher mit dem ganzen Drumherum der Schifffahrt beschäftigen. Aber vielleicht konnte man sich ja auch so noch das ein oder andere Wissen aneignen. Wo sonst, wenn nicht in der Classis, sollte er dafür besser Möglichkeiten finden?

    Wie aus heiterem Himmel und wie gerufen kam dieses wunderbare Angebot ins Lupanar eingeladen zu werden, was Coriolan völlig überschwänglich begrüßte und schon längst losgehen wollte, um endlich die wohlverdiente Erholung zu erhalten. Doch was war das? Die skeptischen Fragen des Urbaners wären dem naiven Nauta überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Ein bisschen war schon dran, aber am liebste hätte er in dieser Situation gesagt: "Komm schon! Wir dürfen uns diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen lassen!" Als sich der Junge dann auch noch abwandte, hörte man ihn schon einen Seufzer ausstoßen, doch zum Glück kam Ahenobarbus selbst wieder zur Besinnung und hielt ihn zurück. "Ja, wir kommen auf jeden Fall mit!", sprach er dann noch bekräftigend, auf das der Junge ja nicht wieder abzog. "Als ehrenhafte Soldaten wissen wir dein Angebot selbstverständlich zu schätzen." Erleichtert atmete Coriolan auf und konnte es kaum erwarten und blickte lächelnd auf seine Begleiter. "Wenn das kein Spaß wird. Mehr Glück können wir doch gar nicht haben."

    "Du musst wahrlich komische Bekannte haben. Sei froh, dass du jetzt vernünftige Leute durch die Classis kennengelernt hast", kommentierte Coriolanus nur noch nebenbei auf das Gesagte und den bleichgewordenen Titus. Zum Glück konnten sie wieder bessere Themen anschneiden und Flavus hatte sich wohl auch wieder einigermaßen im Griff. "Ich glaube ja, diese Legionäre aus Germanien sehen immer so fürchterlich aggressiv aus. Bedenke doch Titus, die müssen sich ständig mit der Gefahr an den Grenzen auseinandersetzen und dann kamen sie auch noch aus der Schlacht von Vicetia, einer Schlacht, die nicht durch Verhandlungen beendet wurde, wie die unsrige. Ich glaube einfach, die sind gegenüber alles und jeden etwas grimmiger." Es mochte zwar auch sein, dass die 'Überläufer-Einheiten' etwas skeptischer betrachtet wurden, aber so grundsätzlich fühlte sich Gnaeus zum Glück nicht schlechter behandelt als alle anderen, von daher glaubte er schon an seine These von den grimmigen Legionären aus Germania. "Sag mal", wandte er sich speziell an Ahenobarbus: "Du kennst dich doch hier sicherlich aus. Wenn zwei Nautae, wie ich und Flavus ein kleines Abenteuer mit ein paar Frauen suchen, wo gehen wir da am besten hin?" Sie redeten zwar die ganze Zeit darüber, aber man sollte auch irgendwann mal zur Tat schreiten, dachte sich Coriolan.

    "Sei gegrüßt, Marcus Sempronius", sprach er dann auch zum Begleiter von Domitius, nachdem er diesem die Hand gegeben hatte. "Ja, derzeit ist wirklich alles etwas unübersichtlich. Wir selbst sind auch froh, dass wir Ausgang nach Rom bekommen haben. Andere aus unserer Einheit hatten nicht so viel Glück.", plauschte er dann auch munter darauf los.


    Nur Flavus schien irgendwie etwas abwesend zu sein oder hatte schon wieder nur Flausen im Kopf. Da Half mal wieder nur ein kräftiger Schlag auf die Schulter "Hey, alles klar bei dir? Das Mädel ist weg, die siehst du bestimmt nie wieder bei den vielen Menschen, die in Rom leben." Ja, Gnaeus dachte immer noch, dass es um etwas so triviales ging. Ihm wäre auch beim besten Willen nicht eingefallen, was den Kameraden denn sonst bekümmern könnte.

    Der Becher Wein, der Coriolan zuteilwurde, schmeckte wirklich hervorragend. Das tat besonders gut. Nach und nach hielten auch immer mehr Decimer Einzug in das Atrium. Eine wirklich interessante Konstellation. Massa schien wirklich viele Familienangehörige zu haben. Coriolan selbst ist nach dem Tod seiner Mutter niemand mehr geblieben. Allein schlug er sich nun durch und blickte schon fast neidisch, auf diese Menschen, die alle jemanden hatten.


    Das Angebot zu helfen, welches Titus unterstrich, konnte Coriolan nur benicken, obwohl ihm selbst irgendwie gar nicht bewusst war, dass hier irgendetwas fehlen würde. Der Centurio schien es wohl auch erst einmal nicht weiter für relevant zu halten.


    Irgendwie schien der etwas ältere Decimer ihre Ankunft mit etwas Schrecken aufgefasst zu haben. Er blickte sie jedenfalls recht entgeistert an und Coriolan konnte sich eine solche Wirkung, die sein Erscheinungsbild verursache, gar nicht vorstellen. Sie waren doch anständige Soldaten, sogar mit Auszeichnungen dekoriert. Das sollte einem doch sicher keine Angst machen, aber zur Sicherheit hielt Gnaeus den älteren Mann besser im Auge. Wenn es ihm so schlecht ging, dass er sich nicht mehr auf den Beinen halten würde, konnte Gnaeus ihm vielleicht gleich helfen und dafür sorgen, dass er nicht unangenehm zu Boden sank.

    "Ah, ich glaube, ich habe dich schon einmal in Misenum gesehen. Freut mich, dass du auch hier bist." begrüßte er den Urbaner. "Unser aller Wege scheinen sich öfter zu kreuzen. Seid ihr gerade auf Patrouille?" Es musst schon spannend sein, in Rom für Ordnung zu sorgen, dachte sich Coriolanus. Aber vielleicht auch nur halb so schön, wie auch einem Schiff zu fahren.


    Etwas bedauernd blickte er der Frau nach, die den Stand inzwischen verlassen hatten und sich wegbewegte und zuckte mit den Schultern in Richtung Titus. "Naja, vielleicht die Nächste."

    Bisher hatten sie sich ja stets nur in ihrer Fantasie ausgemalt, wie es wäre in Rom herumzuspazieren. Da ging im Prinzip schon seit dem Marsch von Misenum so. Immer wieder diese Träumereien und diese ganzen Sachen, die man sich vornehmen wollte. Alles wollte Coriolan mal gesehen haben! Sei es das Capitol, das Forum Romanum oder das Marsfeld. Erst recht wollte er sich einmal einen Ausflug in die Thermen gönnen, falls dazu Zeit war. Aber jetzt musste er wohl erst einmal wieder herunterkommen.


    "Sieh dir nur diese vielen Händler an und dazu dieses Geschrei!" Ja, überall versuchten sie lautstark ihre Waren loszuwerden. "Die Marktplätze in Ostia waren ja nichts dagegen." Die Märkte in Misenum konnte er leider nicht beurteilen, da er nie die Möglichkeit fand, sie in Augenschein zu nehmen, aber sie würden sicher nicht besser sein.


    "Klar doch.", sprach er und probierte von den Trauben. "Naja, geht so, ich hol mir lieder noch etwas eigenes." Und so kaufte sich Coriolanus ein paar Datteln für den Weg. So eine zuckerhaltige süße Dattel brachte einem Nauta die nötige Kraft, um den heute noch den ganzen Tag in Rom herumlaufen zu können. Noch während er eine davon aß, erblickten seine Augen eine recht hübsche junge Frau, die gerade an einem anderen Stand mit einem Händler um irgendwelche Stoffe feilschte. Er stubste den Kameraden an, auf das dieser seinen Blick auf sie wenden sollte. "Nä, wär die nicht was für dich?"