Beiträge von Titus Flavus

    Titus und seine Kameraden waren gerade damit fertig geworden ihr Zelt aufzubauen. Sie hatten gerade begonnen zu Essen, als es hektisch wurde. die Rebellen erschienen auf dem Schlachtfeld und baten zum Tanz. Titus legte sofort seine fein säuberlich sortierte und auf Hochglanz polierte Ausrüstung an. Im gehen biss er noch einmal von einem Stück Speck ab und murmelte:


    "Verdammtes Rebellenpack, nicht einmal in Ruhe essen kann man."


    Bei Coriolanus angekommen schloss er gerade die letzten Lederriemen seiner Rüstung während er zu ihm sagte:


    "Dann ist es wohl soweit. Es wird ernst. Wir geben gegenseitig auf uns acht, wie vereinbart. Nicht wahr Bruder?"


    Titus reichte Coriolan die Hand entgegen. Dann machte er sich auf um Formation anzunehmen. Die ersten Befehle drangen zu ihnen durch. Die ersten Kohorten postierten sich an vorderster Front. Titus wollte sich am liebsten anschließen, doch sie wurden allem Anschein nach aus dem Kampf herausgehalten und hatten auf der Anhöhe zu bleiben. Ein Gefühl von Erleichterung gepaart mit Enttäuschung den Kameraden nicht beistehen zu können beschlich Titus. Adrenalin stieg in ihm auf und er war angespannt wie die Sehne eines Bogens. Erste Geschosse der Plänkler schlugen gar nicht unweit der vorderen Geschützmannschaften ein, die sich aber wie es aussah gar nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließen. Titus bewunderte die stoische Ruhe vieler erfahrener Kameraden und hoffte, dass er ebenso selbstbewusst in die Schlacht ziehen konnte.


    Schnell hatte Titus mit seinen Kameraden auf der Anhöhe Stellung bezogen. Das Formationstraining des Palmidis schien also Früchte zu tragen. Titus stand hinter Seneca, so wie es ihnen beigebracht worden war. Dabei streckte er sich ein wenig um zu sehen was vor ihnen passierte. Dann schwenkte er wieder den Kopf zu den Befehlshabern, ganz so als könne er irgendwie verstehen was der Plan war. Doch natürlich konnte er davon nichts hören. Zu weit war er vom Kommandostand entfernt und zu laut war der Marschschritt jener Kohorten die an die vorderste Front mussten.


    Dann sah Titus wieder zum Feind. Ein beeindruckendes Schauspiel. Titus selbst hatte noch nie ein ganzes Heer sich auf einem Schlachtfeld positionieren sehen. Wenn es für ihn und seine Kameraden nicht so brenzlig werden würde, dann hätte er am liebsten eine Cline genommen und dem ganzen Treiben einfach zugesehen. Doch so ging es nun um Leben und Sterben. Wer würde wohl am Ende die Oberhand behalten. Und vor allem: Würden sie in die Schlacht geworfen????

    Der Marsch dauerte gar nicht so lange. Als sie anhielten sah sich Titus hektisch um, musste aber feststellen, dass der Feind noch nirgends zu sehen war. Komischerweise wurde Titus langsam ungeduldig. Man möchte meinen, dass er eigentlich froh wäre den Feind nicht zu sehen und somit wieder mehr Zeit zwischen dem Jetzt und dem Zusammentreffen der Heere lag. Zudem hatten sie nun den Vorteil, dass ihr Befehlshaber das Schlachtfeld wählen konnte (so sah es zumindest Titus in seiner militärischen Unerfahrenheit) und dieser tat dies mit einer Anhöhe.


    "Anhöhen sind immer gut."


    raunte Titus zu Coriolanus hinüber als der Befehl kam, dass sie ein provisorisch Lager einrichten sollten. Titus war froh, endlich das Marschgepäck ablegen zu können. Mit einem lauten Aufstöhnen ließ er das Gepäck auf den Boden gleiten, machte sich dann aber mit seinen Kameraden sofort daran ihr Zelt aufzubauen. Wenn sie sich beeilten hatten sie vielleicht sogar noch Zeit, etwas zum Essen zuzubereiten. Titus bekam allmählich Hunger. Er wollte aber gestärkt in die Schlacht ziehen.

    "Endlich"


    entfuhr es Titus, als sie in Marsch gesetzt wurden. Diese elende Warterei hatte ihm schon langsam aufs Gemüt geschlagen. Er war es ohnehin bisher noch nicht gewohnt gewesen, auf Befehle zu warten. Obwohl das Ganze noch nicht wirklich lange gedauert hatte, so kam es Titus doch wie eine kleine Ewigkeit vor.


    Titus schob das Gladius wieder zurück in die Scheide und setzte punktgenau mit dem linken Fuß in die Marschformation ein. Wie weit würden sie wohl Marschieren? Wo würden sie den Feind stellen? Würden sie zahlenmäßig überlegen sein? War der Feind müde oder ausgeruht? Alle Gedanken kreisten um das Unausweichliche.


    Dies würde also nun seine erste Schlacht werden. Hoffentlich nicht die letzte. Er hatte noch einiges vor in seinem Leben und wollte nicht jetzt schon den Tod finden. Dazu war er nun wirklich eindeutig zu jung. Aber diesen Gedanken würden auf der gegenüberliegenden Seit wohl auch so einige junge römische Bürger haben.

    Die Anspannung war deutlich zu spüren. Adrenalin stieg langsam in Titus auf, auch wenn es vermutlich noch zu früh war. Das seltsame Bauchgefühl welches er ohnehin schon hatte wurde nun immer stärker und kamen schon beinahe Krämpfen gleich. Das Gewicht des Gepäcks wog immer schwerer, er trippelte nervös von einem Bein aufs andere. Mit Gedanken die in die Ferne schweiften versuchte er sich abzulenken: Ein schöner Olivenhain, die Sonne ging gerade am Horizont unter und ein rötlich schimmerndes Licht legt sich über die Olivenbäume. Doch Titus gelang es nicht diese schöne Illusion lange aufrecht zu erhalten. Schon bald darauf schlug wieder die brutale Gegenwart und nahe Zukunft durch.


    Gedanklich spielte er nun wieder alle Bewegungsabläufe durch, welche ihm und den Anderen von Palmidis eingebläut worden war. Deckung, Angriff, Ausfall. Alles eine Frage der Konzentration und der Ausdauer. Titus streckte seine Hände ein wenig nach vorne von sich. Er betrachtete den Handrücken und seine Fingerknöchel. Waren diese Hände dazu da Leben zu nehmen? Er konnte sich die Frage selber nicht beantworten. Aber eines war sicher. Er durfte wenn es soweit war nicht zögern, denn das konnte seinen Tod bedeuten. Er nahm sich insgeheim deutlich vor, dass er wenn es soweit sein sollte nicht derjenige war, welcher sein Leben verlor. Wenn dann sollte es der Feind sein.


    Titus zog sein Gladius leicht aus der Scheide und betrachtete das bland polierte Schwert. Es würde also heute das erste mal sein, dass dieses Schwert in der Hand des Flavus Blut sehen würde. Es war seine Feuertaufe......

    Nachdem das Räucherwerk vollständig abgebrannt war begann Titus damit, sich auf den Abmarsch vorzubereiten. Er musste noch alles zusammenpacken, dann musste die Unterkunft noch geputzt werden, schließlich war der nächste der hier hereinkam froh, wenn es sauber war. Titus startete mit der Aufgabe alle seine Sachen zusammen zu suchen. Groß suchen musste er eigentlich nicht, befand sich doch seine Ausrüstung fein säuberlich gereiht im Vorraum zum Contubernium. Dennoch ging er Anhand einer Liste seine Gegenstände noch einmal durch um sicherzustellen, dass wirklich nichts fehlte. Dabei fand er auch wieder seinen Pugio, ein Familienerbstück der Antonier. Er zog den mit Blattgold verzierten Pugio aus der Scheide und betrachtete sich selbst als Spiegelbild auf der Klinge. Das Stück war noch erstaunlich sauber dachte sich Titus. Sein blick blieb etwas länger auf dem Familienwappen hängen, welches sich auf dem Übergang von Griff zu Klinge befand. Lange starte er auf das Erbstück, packte es dann aber doch zu seinem restlichen Marschgepäck. Im Dienst bevorzugte er es den Pugio, welchen er zur Ausrüstung bekommen hatte zu tragen.


    Nachdem Titus alles zusammengesucht hatte machte er sich daran seine Ausrüstung zu pflegen. Wo es nötig war besserte er Fehler aus, den Rest polierte er auf Hochglanz. Die Klinge seines Gladius und des Pugio ließ er mit Öl ein, um so das Rosten der Waffen zu verhindern. Nur eine rostfreie Waffe war eine gute Waffe auf die man sich verlassen konnte. Titus hatte keine Lust darauf, dass die Klinge während der Schlacht abbrach, da sie durchgerostet war. Ob es wirklich etwas nützte oder nicht, das wusste Titus natürlich nicht, doch bereitete es ihm ein gutes Gefühl zu wissen, dass die Waffen ordentlich gepflegt waren.


    An seiner Parma musste er einige Stellen ausbessern, hatte sie doch einige Schläge während der letzten Übung abbekommen und sah dementsprechend auch aus. Danach machte er sich auch an seine Caligae, welcher einige wenige Nägel fehlten. Diese wollte er noch unbedingt einschlagen, bevor sie in Marsch gesetzt wurden....

    Langsam ebbten die Begeisterungsstürme wieder ab. Wieder zog etwas Ruhe, nein schon beinahe eine gespenstische Stille auf. Titus sah sich um. Er sah viele junge Gesichter. Die Jugendhaftigkeit würden sie aber heute wohl alle verlieren. Er erinnerte sich an einen alten Veteranen, welchen er in seiner Zeit in Alexandria kennengelernt hatte. Dieser hatte ihm oft erzählt:


    "Mein lieber Flavus, hör mir zu. Der exercitus romanus, ein wohl klingender Name. Deine Legion ist dein Zuhause, deine Centurie deine Familie und dein Contubernium deine engsten Freunde. Der exercitus kann dir viel bieten. Aber er kann dir auch viel nehmen. Die erste Schlacht, das vergisst du nie. Junge Männer ziehen unbeschwert, ja euphorisch in den Krieg, kommen aber verändert zurück. Der Krieg verändert Männer. Entweder bricht er dich oder du wirst stärker. Jedenfalls ändert er dich. Du bist nicht mehr der, der du vor dem Krieg warst. Einen Mann mit der eigenen Hand töten, das ist nicht einfach. Doch wenn du in einer Schlacht bist, dann erlangt dein Instinkt die Oberhand. Es ist ganz einfach: Töten, oder getötet werden. Jeder Mann wird sich für Ersteres entscheiden. Schlussendlich ist es aber das beste Leben das wir als einfache Männer führen können. Wenn du Rom dienst, dann dient Rom auch dir."



    Damals hatte Titus diese Worte noch als Spinnerei, vielleicht Propaganda abgetan. Heut an diesem Tag, in diesem Moment allerdings ergaben die Worte des Mannes nun nach Jahren Sinn für Titus. Er musste schmunzeln und sah dabei auf den Boden.


    Langsam schnitten die Schulterriemen das Marschgepäck ins Fleisch. Um etwas Entlastung zu schaffen machte Titus einen leichten Sprung, damit das Gewicht etwas nachließ. Dabei verschob er die Riemen auf eine bisher weniger belastete Stelle. Lange würde es wohl nicht mehr dauern und sie zogen in die Schlacht. Ein ungutes Gefühl, welches sich komischerweise mit etwas Vorfreude mischte, beschlich Titus. Noch mehr musste er jetzt über die Worte des Veteranen schmunzeln, welcher ihm dies vorausgesagt hatte.


    Hoffentlich ging es bald los, damit diese unsägliche Warterei ein Ende nahm. Diese setzte ihm langsam aber sicher mehr zu, als die Möglchkeite heute zu sterben......

    Die Stunde null rückte immer Näher. Dies wurde Titus umso bewusster, als Dragonum seine Ansprache hielt. Sie war gut, das gab Titus unumwunden zu, doch zu solch Begeisterungsstürmen wie viele seiner Kameraden ließ er sich nicht hinreißen. Er sah die ganze Angelegenheit einfach viel pragmatischer:


    Wie oft hatte schon Bürgerkrieg geherrscht im Imperium. Jeder der Beteiligten tat es nicht für das Imperium, tat es nicht für das Volk oder sonst etwas gemeinnütziges. Nein, die Kontrahenten stritten sich meist einfach um Geld, Macht und Einfluss. Wer von beiden nun log, ob Salinator oder Palma, das war Titus eigentlich egal. Im Normalfall lag die Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte. Der einzige unumstößliche Fakt, war die Tatsache das sie gegen andere Römer, gegen Brüder in den Krieg zogen und Römer töteten. Traurig aber wahr.


    Egal wer am Ende dieses Bürgerkrieges an der Spitze des Imperiums stand, für Titus würde sich nichts ändern. Er würde weiterhin Soldat sein, weiterhin seine paar Sesterzen verdienen und weiterhin dort hin gehen wo man ihn hinschickte. Immer vorausgesetzt, dass er diesen Krieg auch überlebte.


    Titus blickte sich in den Reihen seiner Kameraden um. Einige waren wirklich euphorisch, blickten schon beinahe voller Hass auf das was nun kommen mochte. Andere waren nervös, bekamen die Ansprache des Befehlshabers kaum mit und machten sich beinahe in die Hose. Andere wiederum hielten es wie Titus und waren eher pragmatisch und dachten sich Hauptsache überleben. Zumindestens hatte Titus nun ein gutes Gefühl was ihren Befehlshaber anging. Er schien ein erfahrener Mann zu sein, der wusste was er tat.

    "Du hast recht Seneca. Es wird das Beste sein, wenn wir uns auf das verlassen, was uns unser Ausbilder Palmidis beigebracht hat."


    Titus dachte noch einmal zurück an die Momente, in denen er dem Centurio die Pest an den Hals gewünscht hatte, als er ihm am liebsten eine in die Fresse gehauen hätte. Doch jetzt musste er sich eingestehen, dass der Centurio recht gehabt hatte. Im Nachhinein hatte er sie manchmal sogar schon beinahe ein wenig verhätschelt. Er hatte nur das Beste aus ihnen rausholen wollen, etwas hervorkitzeln von dem die Meisten nicht einmal wussten, dass sie es besaßen. So auch Titus; bereits äußerlich konnte man erkennen, dass er sich zum positiven gewandelt hatte. Er war sauber, seine Kleidung war sauber und er hatte sichtlich an Muskelmasse zugeledte. Das Training hatte also Wirkung gezeigt.


    Dennoch war dies alles noch keine Garantie darauf, dass sie alle überleben würden. Alle würden sowieso nicht lebend vom Schlachtfeld kommen. Aber, so hoffte Titus er würde lieber unter jenen weilen, die ihre eigenen Füße noch vom Schlachtfeld trugen. In diesem Punkt war Titus Egoist.


    Aber wer sagte, dass es überhaupt zu einer Schlacht kommen musste?


    "Vielleicht haben wir ja Glück und Palma ergibt sich kampflos. Dann können wir alle gemeinsam einfach ein paar Vinum saufen."


    gab Titus in die Runde, auch wenn sein Gesichtsausdruck und sein gequältes Lächeln eindeutig zeigten, dass er selber nicht so recht daran glauben wollte.

    Vor dem Abmarsch nach Misenum


    Titus war mulmig zumute. Nicht nur wegen des Vinums den sie letzte Nacht in sich hineingegossen hatten, sondern auch weil sie einen Marschbefehl nach Misenum erhalten hatten. Titus war dabei seine Sachen zusammen zu suchen und dachte dabei über dei vergangen Wochen und Monate nach. Es kam ihm nun mittlerweile wie eine Ewigkeit vor, dass er in der Classis war. War es am Anfang nur eine Flucht vor seinem Leben, so fühlte er sich hier rundum wohl. Gebündelt konnte man sagen, dass er einen Sinn in seinem bisher unnützen Leben gefunden hatte. Zudem hatte er hier nun auch zum ersten Mal in seinem Leben Personen um sich, die ihm etwas bedeuteten und denen er etwas bedeutete. Ein gutes Gefühl.


    Titus hob seine Rüstung auf und stellte sie an sein Bette. Einen kurzen Moment hielt er inne und sah sich kurz um, um sich zu vergewissern, dass er alleine war. Dann tat er etwas was er schon lange nicht mehr getan hatte: Er betete.


    Leise murmelte er vor sich hin:


    "Oh Neptun, Herrscher über das Meer und die Wellen. Schenke uns günstigen Wind und ein ruhiges Meer. Geleite uns bei unserer Überfahrt und schütez unsere Leben."


    Titus dachte kurz nach und sprach dann noch ein Gebet, dieses mal gerichtet an Mars, den Kriegsgott:


    "Oh Mars, Gott des Krieges. Schütze meine Kameraden, schütze meine Einheit und schütze mich vor dem was kommen mag. Leite meine Hand in der Schlacht, sei mein Schild gegen den Feind. Schenke uns den Sieg. Lass mich barmherzig sein wo es erforderlich ist, aber lass mich auch entschlossen sein wenn es vonnöten ist. Ich bitte dich o Mars, steh uns bei."


    Titus legte etws Räucherwerk, welches er sich besorgt hatte auf seine Rüstung und entzündete dieses. Ein angenehmer Duft stieg auf und kroch ihm in die Nase. Titus musste daran denken, wieviele es ihm wohl in diesem Moment gleich taten, sei es auf seiten des Imperators, sei es auf Seiten des Ursurpators. Jedem war sein Leben lieb und jeder würde es wohl mit Zähnen und Klauen verteidigen. Zum ersten Mal wurde Titus wirklich bewusst, wie gefährlich die nächsten Tage und Wochen werden würden. Dabei sah er zu wie das Räucherwerk vollstänig abbrannte...

    Sim-Off:

    Wir stehen am Hafen in Marschformation ;)



    *Hoffnung*


    Ein Wort, welches wohl jeder momentan in seinem Kopf hatte oder das wer fühlte. Hoffnung war wohl das, was jeder hegte wenn es um den bevorstehenden Kampf ging. Das einzige auf das man sich verlassen konnte war die Hoffnung, das Glück und seine eigene Ausbildung. Doch Titus war selber noch unerfahren und hatte noch nie einen Menschen getötet, auch wenn er ansonsten einen ziemlich dunklen Lebenslauf aufzuweisen hatte. Doch vor Mord war er immer zurückgeschreck. Doch nun würde er töten müssen. War es Mord, wenn man für einen Herren in dei Schlacht zog? Vermutlich nicht, es war eine größere Aufgabe, so versuchte man es ihnen zumindestens zu verkaufen. In Wahrheit reduzierte es sich auf ein grundlegendes Naturgesetz:


    Fressen oder gefressen werden. In diesem Fall töten oder getötet werden.


    Titus antwortete Seneca, der vor ihm Stand:


    "Wir sind einfach noch zu jung zum Sterben, nicht wahr? Und Palmidies hat es doch auch gesagt: Wir sind Marineinfanteristen, besser als die einfachen Legionäre."


    Ein wenig Zwangsoptimismus sollte nicht schaden. Lieber ein wenig zu optimistisch in eine Schlacht, als sich von vorneherein zu denken ich verrecke sowieso. So dachte es sich zumindestens Titus, auch wenn das Gefühl in seiner Magengrube mittlerweile immer stärker wurde und dieses Gefühl war kein gutes.....

    Bei der letzten Bemerkung von Coriolanus musst Titus leicht lächeln. Es war wohl wahrlich keine gute Idee gewesen sich ausgerechnet zu dieser Zeit zum Militär zu gehen. Auf der anderen Seite würde es jetzt auch nichts mehr bringen lange darüber zu meckern. Sie hatten ihre Entscheidung getroffen und nun standen sie hier, ob sie nun wollten oder nicht:


    "Tja, das hätten wir uns eigentlich schon im Vorhinein denken können, dass es eine blöde Idee ist sich zum Militär zu melden während ein Krieg aufzieht."


    Titus zuckte demonstrativ mit den Schultern. Dann erst ging er auf die Angst vor dem Sterben ein:


    "Du wirst den Stützpunkt schon noch sehen Coriolanus."


    Titus reichte seinem Freund die Hand


    "Du stirbst schon nicht. Ich passe auf dich auf. Dafür gibst du auf mich acht. Wir sind beide noch zu jung zum Sterben und die Weiber müssen uns ja auch noch als hoch dekorierte Soldaten sehen. Kannst du dir vorstellen welche Chancen uns das bei den Frauen geben wird wenn wir eine Menge Auszeichnungen tragen und vielleicht die ein oder andere Narbe?"


    Titus grinste ein wenig. Er hoffte, dass seine aufmunternden Worte bei Coriolanus Anklang fanden, auch wenn er selber ein mehr als nur mulmiges Gefühl hatte.

    Massa, der Centurio, welche sie erst vor kurzem in der Taberna erwischt hatte marschierte an ihnen wortlos vorbei. Titus schielte den Mann kurz an, ohne seinen Kopf zu bewegen. Doch als ihm klar war, dass der Centurio keine Worte an sie richten würde, da stieg in Titus das Gefühl auf, dass es unmittelbar soweit sein würde.


    So fühlte sie sich also an, die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Langsam legte sich die innerliche Aufregung von Titus, dafür kam ein Gefühl auf, welches er nicht so recht beschreiben konnte. Am ehesten traf es das Wort Lethargie. Titus wusste, dass er das Kommende nicht ändern konnte. Es war das erste mal, dass er nicht vor Schwierigkeiten davonlaufen konnte. Das einzige auf was er jetzt noch Einfluss hatte war die Art und Weise wie er sich verhielt. Ob er überleben würde hing einzig und allein vom Segen der Götter und von jeder Menge Glück ab. Sicher, durch sein Training und seine Entschlossenheit konnte er sein Schicksal maßgeblich mit beeinflussen, doch schlussendlich reduzierte sich alles auf zwei Faktoren: Der Segen der Götter und Glück.


    Titus musste sichtlich schmunzeln ob der Gedanken die ihm durch den Kopf gingen. Für ihn waren dies schon Gedankensprünge die beinahe ins philosophische gingen. Um sich abzulenken blickte Titus nach oben. Die Sonnenstrahlen wärmten dabei seine Haut und er kniff ob des Lichtes die Augen leicht zusammen.......

    Da standen sie also nun: marschbereit und keinen blassen Schimmer was auf sie zukommen würde. Titus tappte nervös von einem Bein aufs andere, wechselte zwischendurch immer mal wieder den Schwerpunkt und versuchte einfach die Zeit tot zu schlagen. So richtig wollte ihm das aber nicht gelingen. Die Minuten krochen elend langsam dahin ohne das irgendetwas passierte.


    Plötzlich huschten einige Optiones und Centuriones vorbei, allem Anschein nach ging es zu einer Besprechung. Natürlich würden sie nichts davon erfahren, mussten sie doch einfach gehorchen und sich nicht all zu sehr ums Denken kümmern.


    Die Riemen seines Marschgepäcks schnitten langsam in das Fleisch der Schultern, so versuchte Titus mit ein wenig Druck seiner Daumen die Belastung ein wenig zu mindern. Es war erstaunlich ruhig in den Reihen der Soldaten, jeder war mit sich selber beschäftigt. Nur wenige versuchten ihre Nervosität durch aufgesetzte Scherze oder einem gespielten Selbstbewusstsein zu überspielen. Die ganze Szene wirkte auf Titus irgendwie unwirklich. Er hoffte nur mehr, dass es bald los ginge um dieser Ungewissheit zu entkommen.....

    Die Häuserfassaden von Misenum waren schnell größer geworden, viel schneller als bei seinem ersten Eintreffen in diesem Hafen, welches noch gar nicht einmal lange zurück lag. Dennoch hatte sich mittlerweile viel im Leben des Titus Flavus getan: Er hatte Freunde gefunden, eine Aufgabe erhalten und ihm wurde Disziplin eingetrichtert. Kurzum, sein Leben hatte eine steile Kurve nach oben genommen, auch wenn er zuerst selbst nicht damit gerechnet hatte.


    Trotz alledem war Titus nicht danach zumute Freudensprünge zu machen. Im Gegenteil, sein Magen schien sich zu verknoten. Er war für ihn selbst ungewohnt auffällig still und auch seine ansonsten üblichen Scherze waren ausgeblieben. Zu nah war die Bedrohung, zu nah Tod und Verderben. Als seine Liburne im Hafen anlegte nahm Titus seine nun mittlerweile auf Hochglanz polierte Ausrüstung auf und verließ zusammen mit seinen Kameraden das Schiff, welches ihm derzeit beinahe wie ein wohlig, sicheres Schneckenhaus vorkam.


    Dass sie, kaum vom Schiff gekommen in Marschformation antreten mussten bedeutete wohl nichts Gutes. Im Grunde konnte es wohl nur bedeuten, dass der Feind schon sehr nahe war und sie ihm wohl entgegen Marschieren würden. In Gedanken ging Titus die Ausbildung durch den Centurio Palmidis noch einmal durch. Hatte er ihnen wirklich alles beigebracht was sie wissen mussten? Hatten sie sich genug angestrengt bei den Übungen? Waren sie schon soweit in eine Schlacht zu ziehen? Tausend Gedanken schwirrten durch Titus Kopf, ohne dass sich eine Antwort ergab.


    Zu seinem Freund Coriolanus gewandt meinte Titus trocken und ohne eine Regung zu zeigen:


    "Das sieht nicht gut aus. Ich habe das Gefühl wir marschieren direkt in die Schlacht."

    Titus putzte und polierte, putzte und polierte, putzte und polierte. Immer wieder das Gleiche und immer wieder von Vorne. Es war für ihn eine Art Vorbereitung auf den Kampf, in den sie vielleicht schon bald ziehen würden. Seine Rüstung glänzte mittlerweile dermaßen, dass er sich schon dumme Kommentare anhören musste:


    "Na Titus, willst wohl die Truppen von Palma zu Tode blenden, was?"


    Ein lautes Lachen ging durch die Tirones, Titus blieb allerdings dieses Mal erstaunlich ruhig, auch wenn er ansonsten eher an einem zu aufbrausenden Gemüt litt.


    "Das nicht, aber wenn ich schon verrecken sollte, dann will ich wenigstens in ordentlicher Aufmachung meine Überfahrt ins Reich der Toten antreten."


    Titus setzte ein Grinsen auf und ignorierte die anderen dann. Im Grunde hatte jeder sein eigenes Ritual um sich abzulenken. Keiner wollte so recht an das denken was nun kommen mochte, zumindestens beschäftigte sich kaum einer ernsthaft mit der Tatsache, dass es für sie heute zu Ende sein konnte. Einige blödelten umher, andere taten es Titus gleich und kümmerten sich um ihre Ausrüstung und nur wenige machten sich daran einen Abschiedsbrief zu schreiben und diesem einem Kameraden zu geben, falls sie fallen sollten. Auch Titus wurde ein Brief in die Hand gedrückt:


    "Sollte ich abkratzen, bring das bitte zu meiner Familie nach Roma. Ja?"


    Titus sah sich den Brief zunächst nur zögerlich an und nahm ihn erst mit Verzögerung an. Er nickte nur stumm. Jetzt fiel ihm wieder einmal auf, dass er nahezu alleine auf der Welt war. Es fiel ihm in der schnelle nämlich niemand ein, dem er selbst hätte schreiben können.


    Dann endlich kam Misenum in Sicht.......

    Marcus Tullius Severus


    Severus brachte den Helvetier in den Besprechungsraum und stellte diesen in der Zwischenzeit hier ab, bis er von einem Vorgesetzten erfahren hatte, was er mit ihm machen sollte:


    "Warte hier Aedil, ich hole dir einen Geprächspartner."


    Gesagt getan verließ Severus auch schon wieder den Besprechungsraum um den aktuellen Befehlshaber zu holen....

    Marcus Tullius Severus et Faustus Tasius Metellus


    Während ein Großteil der Männer bereits gegen Süden fuhr, war Severus mit einigen seiner Kameraden zurück geblieben um hier Stellung zu halten. Die Geschäftigkeit war bereits um einiges zurückgegangen, zumindest in der Castra Vexillatio und soh sah die Wache den anrückenden Aedil erstmal recht komisch an. Dann antwortete er die Bitte wiederholend:


    "Ein Gespräch mit Tribunus Fabius Torquatus."


    Dann eine kurze Pause und ein fragender Blick zu seinem Kameraden, welcher mit ihm Wache hielt. Dieser zuckte nur mit den Schultern, gab dann aber den Rest der Antwort:


    "Der ist krank und empfängt zur Zeit niemanden. Um was geht es? Vielleicht können wir euch sonstwie weiterhelfen."


    Man merkte förmlich die Dämlichkeit der beiden Wachen wenn es um logisches Denken ging. Fragend blickten sie den Würdenträger an. Severus schob seinen Helm ein wenig nach hinten und kratzte sich am Kopf. Dann hatte er einen genialen Einfall, so zumindest seine Meinung:


    "Hör mal: Wie wär es denn wenn wir ihn in den Besprechungsraum bringen und dann jemanden dazuholen der was zu sagen hat?"


    Sein Kamerad nickte eifrig:


    "Gute Idee."


    An die Besucher gewandt meinte er dann:


    "Gut, wir bringen dich in den Besprechungsraum. Die beiden Liktoren bleiben aber hier und wir müssen dich auf Waffen untersuchen."


    Nach der Untersuchung bei der nichts gefunden wurde meinte dann Severus ganz stolz ob seiner genialen Idee:


    "Dann folge mir bitte Aedil Helvetius. Ich bringe dich in den Besprechungsraum."


    Dann schritt Severus mit dem Helvetier im Schlepptau voran....

    Titus musste ein wenig schadenfroh lächeln als er Coriolan in diesem Zustand sah. Aber andererseits war er auch froh, dass es mit ihm nicht so weit gekommen war. Er konnte den Einfluss des Vinum selber nicht ganz leugnen, doch im Verhältnis zu seinem Kameraden war er wohl stocknüchtern. Das würde morgen wohl noch einen schönen Kater geben.


    Mehr Kopfzerbrechen bereitete Titus allerdings Centurio Massa. Hoffentlich ließ er sie einigermaßen ungeschoren davonkommen. Jedenfalls war dessen Befehl mehr als deutlich gewesen und so warteten sie alle vor der Spelunke auf ihren Vorgesetzten. Titus fragte sich insgeheim was der Centurio wohl mit dem Fremden zu besprechen hatte bei dem sie nicht dabei sein durften. Insgeheim malte sich Titus schon die infamsten Verschwörungen und Intrigen aus, doch musste er sich selbst eingestehen, dass im Moment wohl etwas seine Phantasie mit ihm durchging.


    Titus jedenfalls stützte Coriolanus und wartete auf den Centurio. Jetzt hieß es bloß nichts mehr falsch zu machen um dem Centurio nicht doch noch einen Anlass zu bieten sie hinrichten zu lassen.


    "Wir müssen noch auf den Centurio warten Coriolanus, dann bekommst du dein Bett."


    redete er deshalb beruhigend auf seinen Kameraden ein....

    Titus beruhigte sich nur langsam wieder, doch er tat es. Nachdem sie alle Amphoren auf die Liburne gebracht hatte und auch die Scherben verräumt waren, da gingen auch sie an Bord. Es wurde eine Fahrt ins Ungewisse. Fuhren sie ihrem eigenen Tod entgegen? Würden sie den Truppen Palmas den Tod bringen. Oder würde es am Ende gar nicht zu einer Schlacht kommen, da sich die Feldherren persönlich einigten indem viel Geld den Besitzer wechselte? Titus wusste es nicht und er beschloss für sich selber, dass es unnütz war sich selber nervös und unsicher zu machen. Schlussendlich hatte er ohnehin keinen Einfluss darauf was nun die nächsten Tage passieren würde. Er konnte nur versuchen sein Bestes zu geben und zu überleben. In dieser Hinsicht hoffte Titus, dass sie ihr Ausbilder Palmidis richtig auf das nun kommende vorbereitet hatte und sie nicht ins Verderben liefen.


    Nachdem Titus lange gerätselt hatte und bevor er wieder zum nächsten Deckschrubbdienst antreten musste versuchte er sich ein wenig zu erholen und legte sich hin. Doch so wirklich schlafen konnte er nicht. Die Aufregung war zu Groß. Deshalb beschloss Titus, sich seiner Ausrüstung zu widmen. Er begann damit diese zu reinigen und zu polieren. Insgesamt war es auf dem Schiff erstaunlich ruhig und alle sehr nachdenklich. Dies erzeugte eine ungewisse Atmosphäre.....

    Titus schleppte gerade die letzte Amphore in Richtung der dafür bestimmten Liburne. Etwa auf halbem Weg wartete Bibulus bereits auf ihn und stellte Titus ein Bein. Dieser sah natürlich nicht auf den Boden, sondern nur auf die Amphore. So stolperte er und fiel der Länge nach auf die Fresse Die Amphore ging natürlich mit lautem Scheppern zu Bruch.


    Titus rannte augenblicklich auf und packte Bibulus am Kragen und hielt ihn schon beinahe in die Luft, so in Rage war er. In Wirklichkeit stellte sich Bibulus aber einfach auf seine Zehenspitzen um so den Griff von Titus ein wenig auszugleichen.


    Wutentbrannt schnaubte Titus seinen Gegenüber an und zischte:


    "Was bei den Göttern willst du Bibulus? Ich hau dir gleich hier eine rein wenn du willst!"


    Titus konnte sich gar nicht mehr richtig einkriegen. Bibulus hingegen war ganz überrascht darüber wie Titus reagierte und sah ihn zunächst einfach nur fragend an ohne sich zu wehren. Titus war schon dabei zum Schlag auszuholen als ihn seine Kameraden die mit ihm auf Achse gewesen waren am Arm und Oberkörper packten und zurückzogen.


    "Beruhig dich Titus, das bringt nur Ärger. Das ist er doch gar nicht wert."


    meinte etwa Faustus. Titus schnaubte verächtlich und versuchte sich loszureißen, doch gelang es ihm nicht gegen seine kräftigen Kameraden anzukommen.


    "Sei froh das jemand dazwischen gegangen ist Bibulus."


    raunte er noch zu seinem Gegenüber bevor er allmählich begann, sich wieder etwas zu beruhigen.....