Beiträge von Titus Flavus

    Titus schreckte förmlich auf als der Optio hereinkam und einen Lärm veranstaltete, bei welchem beinahe ein Toter aufgewacht wäre. Er musste erst noch seine Caligae schnüren, welche er wegen des Steines ausgezogen hatte um den Stein herauszuholen. Als dies erledigt war bewegte er sich im Eiltempo von seiner Unterkunft zum Hauptplatz.


    *Brandbekämpfung?*


    ging es ihm durch den Kopf während er zu seinem Platz lief..

    Titus hatte beschlossen in seiner kurz bemessenen Freizeit sich einmal die Castra etwas genauer anzusehen. Er war erst kurz hier und kannte sich noch nicht sonderlich aus. Als er zwischen den einzelnen Baracken der Manschaftsunterkünfte entlangging hörte er hinter der nächsten Ecke geschäftiges Treiben. Als er dann allerdings um besagte Ecke herumbog wurde es augenblicklich still und einige Nauta sahen ihn prüfend an. Als man ihn dann aber als Tiro erkannte ging das Treiben wieder weiter. Würfel wurden hervorgeholt und es wurde gespielt.


    "Salve, ich bin Titus Flavus."


    stellte er sich vor um dann auch gleich eine Frage nachzuschieben:


    "Darf man mitspielen?"


    Einer der Nauta sah Titus skeptisch an und meinter erst mit leichter Verzögerung:


    "Aber sicher doch. Wir können immer Opfer gebrauchen."


    Augenblicklich lachte die ganze Runde. Titus ließ sich allerdings nicht beirren und setzte sich zur hinzu.


    "Ich bin nicht sonderlich gut in dem Spiel, habt also etwas Erbarmen."

    Titus hörte sich die Geschichten seiner beiden Gegenüber an. Er musste sagen, er fand beide recht sympatisch. Aber es würde sich noch zeigen ob aus ihnen Freunde werden würden oder ob sie einfach Kameraden bleiben würden.


    Auf die Frage von Seneca antwortete Titus:


    "Nun, ich bin irgendwo im Osten geboren, wo genau kann ich nicht sagen. Aufgewachsen bin ich im Armenviertel von Alexandria in Rhakotis. Ein scheiß Leben sage ich euch. Irgendwann vor eingen Jahren ungefähr erhielt mein Vater einen Brief aus Misenum, von der Gens Antonia. Allem Anschein nach stammen wir von dieser ab. Zu jener Zeit hat mich das nicht sonderlich interessiert, doch als mein Vater dann starb und ich überhaupt vor dem Abgrund stand habe ich mich entschlossen diesen Strohhalm zu greifen und nach Misenum zu kommen. Dort angekommen musste ich allerdings feststellen, dass von der Gens Antonia nichts mehr übrig war. Was sollte ich dann groß machen?"


    Titus stellte die Frage rhetorisch und beantwortete sie dann selbst:


    "Ich hatte nichts zu essen, nichts zum wohnen und vor allem hatte ich kein Geld. Da bot es sich an, dass ich mich der Classis anschließe."


    Seine dunkle Vergangenheit und die Flucht vor seinen Verfolgern weil er seinen Partner über den Tisch gezogen hatte ließ Titus bewusst weg in seiner Geschichte. Er hatte nämlich gehört, dass man in der Armee mit Kriminellen nicht besonders zimperlich umging, auch wenn man diese seine Vergangenheit auch als Jugendsünden abtun hätte können.

    Titus erwiderte das Lächeln:


    "Schön gesagt Seneca, wirklich schön gesagt. Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Die Götter werden unseren Weg schon leiten, wohin er dann schlussendlich führen wird, das werden wir noch sehen."


    Er machte eine kurze Pause um das Thema abzuschließen bevor er mit etwas anderem begann:


    "Sagt mal, weshalb seit ihr eigentlich zur Classis gegangen? Vor allem in Zeiten wie diesen?"


    Diese Frage brannte Titus wirklich unter den Nägeln, schließlich wollte er wissen wie seine Kameraden so tickten, ob er sich auf sie verlassen konnte. Zudem war dies eine Möglichkeit um herauszufinden ob der unwahrscheinliche Fall eintrat, dass einer der Männer die ihn suchten sich hier eingeschlichen hatte. Natürlich würden sie ihm dies nicht verraten, doch vielleicht verplapperte sich ja einer von ihnen.

    Titus eilte über den Platz, schlug die Tür auf und sah sich erstmal um. Ja es war der Ort an den er wollte. Schnell sucht er sich einen freien Platz, was sich jetzt nach dem Mittag als gar nicht so einfach darstellte. Ein leichter, beißender Geruch stieg ihm in die Nase als er seine Kleidung zur Seite schob und sich setzte. Etliche weniger vornehme Geräusche später ließen Titus aufatmen und ein Grinsen in sein Gesicht steigen, spürte er doch wie die Spannung in seiner Magengegend nachließ.


    Schon eine knappe Stunde hatte ihn eine hartnäckige Verstopfung geplagt, die vom festen Essen gekommen war, welches er in dieser Form nicht mehr gewohnt war. Fürchterliche Bauchschmerzen waren es, doch nun endlich konnte er wieder aufatmen. Was hätte wohl der Ausbilder Centurio Palmidis gesagt, wenn er sich mit der Begründung einer Verstopfung vom Training freistellen hätte lassen.


    Doch wenn er sich hier so umsah, dann musste er feststellen, dass allem Anschein nach mehrere der Rekruten mit diesem Problem zu kämpfen hatten. Lautes Pressen und Stöhnen drangen in seine Ohren, während er weiteres Material seinen Darm passieren ließ.


    Nachdem er fertig war richtete er seine Kleidung wieder, griff sich auf den Bauch, ganz so als wolle er kontrollieren ob nun wieder alles in Ordnung war und verließ diesen Ort dann wieder ebenso schnell wie er ihn betreten hatte, nur eben etwas leichter....

    Nun, nachdem Titus bereits mit Coriolan bereits einige Worte gewechselt hatte schaltete sich auch Decimus Seneca in das Gespräch ein.


    "Du bist Decimus Seneca, nicht wahr?"


    begann Titus, seinen Namen aus der Quartiereinteilung des Optios ableitend.


    "Du hast recht, wir werden sehen was auf uns zukommt. Vielleicht lassen sie uns auch während des ganzen Bürgerkrieges nur die Scheiße der erfahrenen Männer aus der Latrine wegschöpfen, während diese sich in großen Schlachten beweisen und für Rom, Kaiser und ein paar Münzen Sold ihr Leben lassen."


    Ein gewisser ironischer Unterton war deutlich herauszuhören. Ihm war es schleierhaft wie sehr seine Stubenkameraden sich für Rom und den Kaiser einsetzen konnten, vor allem in Zeiten wie diesen. Rom konnte er verstehen, aber für den Kaiser? Welchen Kaiser denn? Wenn noch nicht einmal die hohen Tiere wussten wer Kaiser ist, dann sollte er sich als einfacher Peregrinus Gedanken darüber machen für welchen Mann er sterben sollte? Das war ihm zu wenig. Das einzige was für ihn selbst zählte war sein Leben und der Gedanke daran aus diesem etwas zu machen.

    Titus hörte aufmerksam zu was Coriolan zu diesem Theman zu sagen hatte, war allerdings nicht ganz seiner Meinung:


    "Nunja, ich denke wir werden auch nicht die erste Verteidigungslinie bilden sollen. Vielmehr wird es zunächst zu einer offenen Feldschlacht kommen und dies vornehmlich mit Legionen. Wenn diese Linie fallen sollten dienen wir dann als Stadtgarnison."


    Allerdings war er kein Feldherr und hatte auch kaum Erfahrung in diesem Bereich, deshalb wollte er sich nichts anmaßen. Er war froh nur Tiro und nicht Befehlshaber zu sein. Vor allem auch die Wahl auf welcher Seite die eigene Einheit stand wollte er nicht treffen wollen, schließlich war es seiner Meinung nach ohnehin nur eine Wahl zwischen dem größeren und kleineren Übel.


    "Unter uns, mir ist es eigentlich egal wer hier gegen wen kämpft. Die da oben interessieren sich ohnehin alle einen Dreck für uns. Die sind alle auf ihren eigenen Machterhalt und ihren eigenen Wohlstand bedacht. Ob Patrizier oder Emporkömmling. Die schieben uns in diesem Krieg sowieso alle wie Figuren in einem Spiel herum. Demnach ist das wichtigste was zählt zu überleben."


    Titus war in diesem Punkt wohl wesentlich pragmatischer als dies Coriolan war.....

    "In Norditalia stehen sie also."


    wiederholte Titus die Aussage von Coriolan über den Stand des Bürgerkrieges. Norditalia war aber schon ziemlich nahe und so standen sie hier in Ostia schon beinahe an der Front. Das bedeutete wohl, dass sie vermutlich schneller in diesen Krieg hineingezogen würden als es Titus geglaubt hatte. Auf die Frage ob sie an diesem Krieg beteiligt sein würden und wenn ja in welcher Form beantwortete Titus mit seiner Meinung:


    "Ich bin sicher wir werden beteiligt sein. Ostia ist strategisch gesehen wohl eine der wichtigsten Städte in Italia. Das bedeutet vermutlich, dass die Classis hier stationiert wurde um die Stadt zu verteidigen. Also könnten wir schneller mit kämpfen konfrontiert werden als uns das lieb ist."


    Titus überlegte kurz. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und in seinem Magen legte sich etwas quer, wusste er doch nicht einmal ob er in diesem Bürgerkrieg nun auf der richtigen Seite stand, oder auf der falschen. Er kannte keinen dieser größenwahnsinnigen Männer die das Reich in diesen Konflikt stürzten und sie waren ihm eigentlich auch egal. Schlussendlich interessierte ihn eigentlich nur sein eigenes Leben und aus diesem das Beste herauszuholen. Was er sicher nicht wollte, war für jemanden anderen zu sterben, den er noch nicht einmal kannte. Aber genug dieser trüben Gedanken dachte er sich und stellte Coriolan noch weitere Fragen:


    "Wie sieht es eigentlich mit den Legionen aus? Wer steht zum Vescularier, wer zum Usurpator? Hast du etwas gehört?"


    In solchen Zeiten war es schwierig zu wissen wer Freund und wer Feind war und das konnte tödlich sein.

    Titus rieb sich weiterhin seinen Fuß während er Coriolan zuhörte. Seinen Aussagen nach gab es also keinen wirklichen Schleifer, welcher es auf die Probati abgesehen hatte. Das war natürlich schon mal gut. Auf die Frage wie er den Ausbilder, Centurio Palmidis einschätze erwiderte Titus:


    "Naja, ich kenne den Mann bisher noch nicht sonderlich. Einen Vormittag lang angebrüllt zu werden reicht noch nicht wirklich aus um sich ein Urteil bilden zu können."


    Dabei musst Titus schmunzeln um dann fortzufahren:


    "Aber alles in allem scheint er ein fähiger und gerechter Mann zu sein. Aber lassen wir uns überraschen. Wirklich einschätzen kann man das wohl erst wenn es das erste mal in der Schlacht ernst wird...... Apropos Schlacht, hast du etwas gehört was mit uns passieren wird, bzw. wie sich dieser idiotische Bürgerkrieg entwickelt?"


    Titus hatte ernsthafte Bedenken, dass sie an vorderster Front verheizt werden könnten. Auszuschließen war dies nicht, auch wenn noch die Möglichkeit bestand, dass sie für Logistik oder sonstiges eingesetzt wurden. Dennoch war es jetzt eine gefährliche Zeit um zur Armee zu gehen, dass war ihm nun endlich klar. Aber besser war es nicht zu negativ zu denken, sondern positiv in die Zukunft zu sehen. Zumindestens würde er hier körperlich wieder auf Vordermann gebracht, dies konnte er nach der ersten Ausbildungseinheit bereits mit Sicherheit sagen.

    Titus wartete gespannt darauf in welchem Contubernium er untergebracht wurde. Nachdem sein Name bereits beim ersten Contubernium fiel war er erleichtert. Jede Minute in der er nicht endlich seine Caligae ausziehen konnte und diesen verfluchten Stein rausholen konnte war für ihn eine Qual. Selbst die vernichtenden Blicke der beiden Probati, welche für ihn und Seneca platz machen mussten waren ihm in diesem Moment egal. Als er dann endlich eintreten durfte und sein Bette erreichte ließ er mit lautem Scheppern seine Ausrüstung auf den Boden gleiten und setzte sich zunächst mit einem lauten:


    "Endlich"


    auf die Bettkante. Es mochte unhöflich sein, doch gab er auf die Worte des Coriolanus zunächst keine Antwort. Vielmehr war er damit beschäftigt seine Caligae aufzuschnüren und auszuziehen und tatsächlich, es fiel ein ziemlich spitzer Kieselstein heraus und klapperte auf dem Holzboden etwa einen Meter weit weg. Nebenbei massierte er seine Fußsohle und spürte, dass etwas Blut an seiner Handfläche haften blieb. Dennoch war es nur halb so schlimm.


    Zu Coriolan schlussendlich aufblickend blieb er noch mehrere Sekunden eine Antwort schuldig, in der er den fremden Mann musterte. Er war immer vorsichtig wenn er es mit fremden Männern zu tun hatte, schließlich konnte er Aufgrund seiner Vergangenheit nie richtig wissen wem er vertrauen konnte und wem nicht. Doch er war nun in der Armee und würde seinen Kameraden vertrauen müssen. Darum antwortete er schließlich doch, allerdings immer noch recht vorsichtig:


    "Ich bin Titus Flavus, freut mich dich kennen zu lernen."


    Auf das Angebot zu Helfen ging Titus zunächst nicht ein, dann fragte er aber doch:


    "Auf welche Offiziere muss man hier aufpassen? Ich meine welche können einem Schwierigkeiten machen?"

    *Wieso ich?*


    seufzte Titus innerlich, als die Wahl auf ihn fiel. Die Götter waren seinem Plan einfach einer unter vielen zu sein und möglichst nicht aufzufallen nicht sonderlich wohlgesonnen. Immer wieder zog es ihn in den Mittelpunkt wo er sich wie auf dem Präsentierteller fühlte. Auf die Kommandos des Centurio Palmidis hin gehorchte Titus allerdings umgehend. Er hatte nicht im Sinn, den Zorn eines Vorgesetzten auf sich zu ziehen. Er hatte von Veteranen, welche sich in seiner Heimat neben seinem Heimatort angesiedelt hatten alle möglichen Bestrafungsmaßnahmen und -dienste gehört. Was davon nun allerdings der Wahrheit entsprach und was frei erfunden, bzw. übertrieben war konnte er natürlich nicht sagen. Zumindestens reichte es bei Titus aus um sich so gut es ging zu konzentrieren.


    Nachdem die Vitis auf ihn zeigte eilte er sodann schnellstens an den Ort, wo er sich zu postieren hatte. Er wartete bis sich Decimus Seneca postiert hatte um dann hinter ihm Aufstellung zu nehmen. Mit seinem Rechten Arm zeigte er nach vorne um den Abstand zu bestimmen. Er hatte ihn recht gut eingeschätzt, musste allerdings doch noch um einen Schritt nach vorne treten um den geforderten Abstand von einer Armlänge einzuhalten.


    Als dann der Befehl zum Antreten in Zweierreihe ertönte und der Centurio mit seiner Vitis jeden Probatus, welcher nicht genau postiert war zurechtrückte war Titus dann allerdings froh, dass er sich als erster postieren musste. Hier konnte er nicht allzuviel falschmachen.


    Die nächsten Stunden zehrten dann allerdings stark an der Kraft des jungen Flavus. Der Schweiß floss in Strömen von seiner Stirn und brannte unerbittlich in seinen Augen. Zudem schmerzte sein Fuß, wo er noch immer einen Fremdkörper zwischen der Sohle und seinem Bein vermutete. All das hatte er sich wesentlich einfacher vorgestellt. Als dann endlich der Befehl zum Abtreten und Mittagessen ertönte atmete Titus aus Erleichterung tief durch. Endlich etwas Pause zum verschnaufen. So machte er sich zusammen mit den anderen auf den Weg zu den Unterkünften.

    Die Worte des Centurio Palmidis ließen die Illusion einer kurzen Pause recht schnell platzen in den Köpfen der Neuankömmlinge. Titus rollte leicht mit den Augen, fand sich aber relativ schnell mit einem anstrengenden Programm ab.


    Die Aussage, dass sie nach ihrer Ausbildung besser sein würden als Legionäre ließ Titus leicht schmunzeln. Das wollte er so noch nicht glauben, aber er hatte diese Aussage schon mehrere Male gehört. Vielleicht war ja doch was dran.


    Gespannt wartete er nun darauf wie es wohl weiter gehen würde. Vom Marschieren hatte er momentan allerdings die Nase eigentlich gestrichen voll.....

    Als Titus mit seiner Gruppe aus Misenum durch das Haupttor auf den Hauptplatz kam sah er, dass bereits einige Männer auf eben diesem bereits angetreten waren. Der Optio führte Titus und seine Kameraden an das Ende der bereits formierten Männer und befahl lautstark, dass sie an die bestehenden Reihen anschließen sollten. Titus konnte die Blicke der Männer an denen sie vorbeimarschierten förmlich spüren. Als sie zum Stillstand gekommen waren blickte sich Titus erstmal um, um einen schnellen Überblick über das Castellum zu bekommen.


    Gespannt wartend auf das was kommen mochte hoffte Titus, dass sie zuerst in die Unterkünfte durften. Etwas drückte gegen seine Fußsohle und bereitete ihm höllische Schmerzen. Entweder hatte sich ein Steinchen verirrt, oder noch schlimmer, ein Nagel drückte durch.....

    Lautes Geklapper der caligae ertönte schon lange bevor überhaupt jemand zu sehen war. Doch dauerte es nicht lange bis die ersten Köpfe zu sehen waren die hinter der Kuppe heraufkamen, bald schon sah man den ganzen Zug mit Tirones. An der Porta angekommen ließ der Optio die Männer stillstehen und wurde bei der Wache vorstellig:


    "Salve, ich bringe noch etwas Frischfleisch aus Misenum für die Ausbilder."


    Titus nutzte unterdessen den Stillstand um etwas durchzuatmen und sich ein wenig umzusehen. Ostia war für ihn eine neue Stadt und er musste gestehen, dass sie einiges zu bieten hatte. Trotzdem war ihm klar, dass er nicht viel von der Stadt würde genießen können die nächsten Tage, nein Monate und Jahre....

    Titus war gehörig ins Schwitzen gekommen. Die Besatzung an Bord der Liburne, mit welcher die letzten Rekruten und ein riesiger Berg an Ausrüstung von Misenum nach Ostia geliefert worden war, hatte es genossen die Grünschnäbel zu welchen auch Titus gehörte so richtig in die Mangel zu nehmen.


    Titus hatte immer noch den Geruch von Erbrochenem seiner Kameraden in der Nase, welche er vom Deck hatte schrubben müssen. Bei diesem Gedanken hätte er am liebsten jetzt noch dem Nauta, welcher ihm die Bürste und den Eimer mit einem breiten Grinsen in die Hand gedrückt hatte eine reingehauen. Doch diese Arbeit war nicht die letzte, zu welcher er herangezogen worden war.


    So war Titus froh als endlich Ostia in Sichtweite kam. Die Stadt wurde am Horizont immer größer. Konnte man zuerst nur grobe Umrisse erkennen, so zeichneten sich langsam die einzelnen Häuser ab und das geschäftige Treiben in den Straßen drang zuerst leise, dann immer lauter in die Ohren. Als die Einfahrt in den Hafen anstand, wurde es an Bord der Liburne noch einmal hektischer, jeder der Schiffsbesatzung eilte auf seinen Posten.


    Als das Schiff festgemacht hatte und die Planke mit lautem Donnern auf das gepflasterte Pier knallte erschall die Stimme des Optios, welcher die Tirones aufschreckte:


    "Auf ihr faulen Säcke. Ausrüstung aufnehmen und dann von Bord und Aufstellung nehmen. Ich will euch schön in Reih und Glied sehen. Los jetzt ihr faulen Hunde!!!!"


    Die Tirones eilten in den Lagerraum und holten alle ihre Ausrüstung. Nachdem diese mehr oder minder gut angelegt und aufgenommen war ging es den gleichen weg zurück bis aufs Pier. Dort angekommen und aufgestellt ging das Gebrüll dann auch schon weiter:


    "Was verdammt noch mal soll das sein? Da rennt ja meine Mutter noch schneller! Habe ich etwa gesagt ihr sollt noch kurz pissen gehen bevor ihr hier Formation annehmt? Das muss schneller gehen. Das Eierschaukeln hat von nun an ein Ende!!!!!"


    Der Optio marschierte die Linien ab während er die Neuen zur Schnecke machte:


    "Zuhören!!!! Ihr seid jetzt ANWÄRTER auf die Mitgliedschaft in der schlagkräftigsten Armee in der von den Göttern beherrschten Welt. Das bedeutet ihr seid zur Zeit weniger wert als die Esel, welche den Nachschub der Truppen transportieren."


    Der Optio legte eine kurze Pause ein um seinen Worten Nachdruck zu verleihen


    "Ich bringe euch nun in die Castra Vexillatio Ostiensis, wo sie euch schinden werden um einigermaßen brauchbare Männer aus euch zu machen, auch wenn ich bezweifle das die Ausbildung bei diesem Sauhaufen etwas bringen wird!"


    wiederum folgte eine kurze Pause


    "Also ihr Memmen!


    STATE!!!!!!


    AD SINISTRAM!!!!


    AEQUATIS PASSIBUS!!!!


    PERGITE!!!!!"


    So sezte sich die Kolonne mit Tirones in Bewegung in Richtung Castra, mit einem Titus im letzten Glied, der sich das alles wesentlich einfacher vorgestellt hatte...

    Allein der Marsch hierher war anstrengend gewesen, obwohl es nur wenige hundert Meter waren. Doch hatte sie der Centurio mehrere Male wieder zurückgeschickt und noch einmal, so wie er es angedroht hatte vom Materiallager aus starten lassen. So oft bis sie einen einigermaßen brauchbaren Gleichschritt beherrschten. Hinzu kam noch das ungewohnte Gewicht durch die Ausrüstung die nun mitzuschleppen war und zur Zeit noch recht unhandlich war. Dieses Problem löste sich allerdings dann an der Liburne, als der Befehl kam sich umzuziehen.


    Titus ließ sich nicht lange bitten und entledigte sich seiner alten, zerschlissenen Kleidung und warf sie auf einen Haufen mit den Kleidungsstücken der anderen. Es dauerte etwas bis er alles zugeschnürt hatte und alles an seinem Platz war. Als er den Rest seiner Ausrüstung verstaut hatte und wieder an der Reling an seinem Platz ankam, verriet der Blick des Optio, dass dieser mit der Geschwindigkeit alles andere als zufrieden war.


    Danach wurden die Grünschnäbel an Deck verteilt und auch Titus suchte sich einen Platz, an dem er glaubte nicht im Weg zu stehen. Doch bereits kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen und dem Einsetzen einer hektischen, aber offensichtlich planmäßigen Geschäftigkeit wurde Titus das erste Mal angerempelt. Titus entschuldigte sich umgehend, beobachtete aber interessiert die Arbeit der Schiffsbesatzung. Es war schon bemerkenswert wie gut und diszipliniert die Mannschaft funktionierte.


    In diesem Moment spürte Titus einen harten Schlag auf seiner Brust und er sah erschrocken in das Gesicht eines Nauta, welcher ihm gerade eine Bürste und einen Eimer Wasser reichte. Grinsend meinte er:


    "Du machst die Sauerei sauber und zwar ein bisschen flott, ist das klar?"


    Dabei zeigte der Nauta nach steuerbord, wo sich gerade zwei seiner neuen Kameraden übergeben hatten. Titus nickte nur bejahend und machte sich kniend an die Arbeit, das Deck wieder sauber zu schrubben. Er musste somit bereits nach kurzer Zeit feststellen, dass sein ursprünglicher Plan die Zeit hier einfach abzusitzen und unauffällig zu sein so nicht funktionieren würde. Er war jetzt mitten drin anstatt nur dabei.......

    Titus nickte als man ihm seinen Pugio brachte. Er hing an dem Stück und wollte es wieder haben. Als dieser auf den Tresen gelegt wurde steckte er ihn zu den anderen Ausrüstungsgegenständen und verließ das Materiallager wieder wo bereits der Centurio wartete. Es schien so als hätte dieser nur darauf gewartet den Grünschnäbeln so richtig zu zeigen wo es lang ging. Die Lautstärke in seiner Stimme nahm drastisch zu und es ging von nun an richtig militärisch zu Sache. Bereits die geringsten Kleinigkeiten wurden bestraft und man bekam die Vitis zu spüren.


    Kaum aus der Porta hervorkommend setzte Hektik ein und Titus reihte sich ein. Als ein lautes


    "STATE"


    erklang nahm Titus Haltung an und richtete seinen Blick starr nach vorne. Mit diesem Befehl hatten die nun vereidigten Tirones noch keine großen Schwierigkeiten, doch bereits mit dem nächsten Befehl


    "AD DEXTRAM"


    waren viele überfordert. Der eine drehte sich falsch, der andere drehte zu weit. Dies quittierte der Centurio sogleich mit lautem Geschrei und einigen Schlägen mit der Vitis. Titus rollte die Augen und dachte für sich:


    *na das kann ja heiter werden bis wir auf der Liburne sind*


    Als es dann ans Marschieren ging konnte man glauben das es sich hier um einen Haufen Hühner handelte. Wie zu erwarten war funktionierte es bei den ersten Versuchen überhaupt nicht. Von einem Gleichschritt keine Spur. Man mochte meinen, dass der ein oder andere Rekrut nicht Links von Rechst unterscheiden konnte. Nach etlichen Fehlversuchen von Felix, der überhaupt nicht zurecht kam beschloss Titus, der neben ihm marschierte seinem Nebenmann zu helfen, auch wenn er sich eigentlich unauffällig verhalten wollte. Er versuchte Felix den Takt vorzugeben:


    "Sinistram, ......., Sinistram, ........, Sinistram, ......., Sinistram, ......."


    So kam Felix nun auch endlich in Tritt und hatte den richtigen Schritt. Nach und nach pendelte sich so alles ein, obwohl so mancher wohl blaue Flecken durch die Schläge der Vitis haben musste....

    Titus sagte lieber nichts mehr. Der Optio schien nämlich nicht sonderlich zu scherzen aufgelegt. Als der Mann mit den Sachen ankam und diese mit lautem Scheppern auf den Tresen knallen ließ und der Staub zwischen den einzelnen Ausrüstungsgegenständen herausgedrückt wurde, schreckte Flavus kurz zurück und hielt kurz den Atem an. Dann begann er die Ausrüstung zu kontrollieren.


    Zuerst zog er das Gladius etwa zur Hälfte aus der Scheide und drehte dieses um beide Seiten der Schneide zu sehen. Zum Großteil war das Schwert in einem guten Zustand befand Flavus, auch wenn es einige Schliffe benötigen würde. Dann machte er sich über die parma her und kontrollierte die nicht überzogene Rückseite auf Sprünge im Holz, welche im Gefecht gefährlich werden konnten, doch auch hier war nichts zu beanstanden. So arbeitete er sich fachmännisch durch sämtliche Ausrüstung. Man konnte erkennen das er sich mit Waffen auskannte, auch wenn dies eher finsteren Machenschaften geschuldet war als dem Dienst im römischen Militär.


    Nachdem er wieder alles zusammengestockt hatte nahm er die Tabula und unterzeichnete den Erhalt der Ausrüstung:



    Ausrüstung Marineinfanterie:


    II hellbaue tunicae
    II Paar caligae
    I lorica hamata / segmentata
    I cassis
    I christa
    I gladius
    I parma (Ovalschild)
    I pugio
    II hasta
    I focale (Halstuch)
    I cingulum militare (Gürtel)
    I mantica (Sack)
    I paenula (Mantel)
    I pera (Tasche)
    I lucerna (Öllampe)
    I patera (Kasserolle)
    I ampulla (Feldflasche)
    I situla (Topf)
    I ligula (Löffel)
    I cultellus (Messer)
    I reticulum (Netz)
    I furca (Tragestange)
    I Fell
    III Lederriemen


    Vollständigkeit: Titus Flavus




    Während er dem Optio die Tabula und den Griffel wieder reichte fragte er etwas nach was wohl hierher gehören würde:


    "Bekomme ich meinen Pugio, den ich an der Porta zum Stützpunkt abgegeben habe wieder zurück? Kann ich auch diesen verwenden? Es ist ein Familienerbstück."


    Er wollte diesen unbedingt wieder zurückbekommen...

    Am Magazin angekommen hieß es für Titus ersteinmal geduldig zu sein. Da immer nur zwei zugleich das Magazin betreten durften und er neben Felix in der letzten Reihe stand dauerte es etwas bis er dran war. An der Porta angekommen an der auch der Centurio stand verweilte Titus mit gelangweiltem Blick geradeaus. Er wippte leicht vom Fersenballen zu den Zehen und wieder zurück. Als er mit Felix dann an der Reihe war trat er an der Seite eiens Optio ein und ging bis zum Tresen, an dem die Ausgabe der Ausrüstung erfolgte. Dort angekommen meinte er scherzhaft:


    "Salve, einmal Marineinfanterie und einen, nein Zwei Vinum bitte."


    Er fand seinen Spruch lustig, der Mann hinter dem Tresen allerdings wohl nicht. Deshalb unterdrückte er sein Grinsen und wartete auf die Ausrüstung......