Beiträge von Titus Flavus

    Auch wenn es im Grunde nur um ein Spiel, um ein paar Eimer mit Wasser ging, so hatte der Ausgang dieses kleinen Wettstreits doch auch einen handfesten, sichtbaren Effekt. Die Männer, welche in der "Gewinnerkette" waren hatten nun das Privileg, als erste Wasser für ihr Contubernium zu holen, welches zum Waschen und Kochen benötigt wurde. So bildeten sich nun hinter den zwei Fässern zwei Reihen, aus welcher jeder nach und nach Wasser holen konnte.


    Titus war als erster dran und holte sich einen Eimer voll mit Wasser. Er wollte sich nun endlich Waschen nach dieser schweißtreibenden Angelegenheit. Er taucht den Eimer tief in das Fass ein und holte ihn dann wieder hoch. Das Wasser tropfte noch von der Außenseite des Eimers in das Fass zurück und sorgte für ein niedliches Spiel aus Wellen, während Titus den Eimer scherzeshabler wie eine Trophäe in die Höhe hielt. Dabei musste er selber beginnen zu Lachen und er nahm den Eimer herunter und schleppte ihn in Richtung seines Contuberniums. Dabei klopften ihm seine Kameraden, welche mit ihm in der Gruppe gewesen waren lachend auf die Schulter.


    Hach, was für ein Gefühl in einer Gruppe zu sein und akzeptiert zu werden. Langsam begannen die Vorsätze von Titus, sich einfach unauffällig zu verhalte, seine Zeit abzusitzen und dann als Bürger die Classis zu verlassen zu bröckeln. Es gefiel ihm hier.


    Mit dem Eimer in der Hand betrat er sein Contubernium.....

    Auf die Aussage, dass große Seeschlachten wohl vorbei waren runzelte Titus etwas die Stirn, so wie er es fast immer tat wenn er nachdachte und sah zu Boden. Dann wandte er seinen Blick wieder Coriolanus zu und antwortete ihm:


    "Es scheint aber so dass es doch immer wieder zu Seeschlachten kommen kann. Sieh dir doch nur die jetzige Situation an. Wenn Rom sonst keine großen Feinde mehr hat, dann schlagen wir uns gegenseitig die Schädel ein. Bruder gegen Bruder."


    Titus machte eine kurze Pause ehe er fortfuhr:


    "Ich komme aus Alexandria. Dort ist ebenfalls eine Classis stationiert. So wie ich gehört habe ist Alexandria zu den Rebellen übergelaufen und wie es mit den anderen Classis aussieht weiß ich nicht. Wenn wir Pech haben kommen wir auf ein Schiff und müssen gegen Römer kämpfen."


    Für Titus war dieser ganze Bürgerkrieg irgendwie einfach irgendetwas unfassbar Dummes. Er verglich den Vescularier und den Cornelier gerne mit zwei kleinen Kindern die sich um ein und dasselbe Spielzeug stritten. Nur würde er dies nie ganz so offen sagen. In der heutigen Zeit konnte einem so etwas wohl schneller als Verrat ausgelegt werden, als einem lieb war.

    Titus hatte insgeheim schon gehofft, dass sie nach dem Training mit dem Gladius endlich zur ruhe kommen könnten, doch dem war noch nicht so. Im Gegenteil, mussten sie sich jetzt noch im Umgang mit der Parma üben.


    Titus versuchte das vom Centurio gesagte gedanklich sofort zu erfassen, doch seine heutigig Aufnahmefähigkeit wurde von seiner Müdigkeit ein wenig eingeschränkt. Der Schweiß tropfte förmlich von seiner Stirn und seine Arme schmerzten vom Umgang mit Parma und Gladius. Doch hütete er sich davor nachzulassen, bzw. eine Form der Schwäche zu zeigen. Er wollte nicht wie seine Kameraden für Tage Latrinendienst bekommen. Diese Arbeit lag ihm nicht.


    So befolgte er die Anweisungen von Centurio Palmidis. Parma an Parma. Er stellte sich so wie ihm die Ausgangsstellung in einer vorherigen Übungseinheit erklärt worden war neben seinen Kameraden und knallte sein Schild an jenes seines Nachbarn. Im Rücken spürte er wie der Mann hinter sich mit seinem Parma, welches ihm tatsächlich halte gab. Wie vom Centurio angefordert stützte er den Schild mit seinem linken Knie ab. Es war irgendwie ein erhabenes Gefühl Teil eines großen Ganzen zu sein. Einen Fehler machte Titus aber immer noch, er hatte seine Nase zu nahe am Schild. Über sich selbst fluchend behob er diesen Makel und wartete gespannt, bis der Centurio die Reihen abgeschritten war.


    Als dieser dann endlich abtreten ließ für heute merkte man förmlich wie die Anspannung von den Tirones abfielt. Titus ließ sein Scutum zu Boden gleiten und stützte sich erstmal darauf ab um sich den Schweiß aus den Augen zu wischen. Dann begab er sich mit seiner Ausrüstung ins Contubernium wo er allerdings erst noch seine Ausrüstung pflegen musste, bevor es ans Essen und Schlafen ging.


    "Endlich"


    endglitt es ihm leise

    Titus war am Verhungern. Die Übungseinheiten die ihnen Centurio Palmidis auferlegte waren alles andere als einfach wegzustecken. Dennoch musste er zugeben, dass sie Wirkung zeigten. Er war nun einige Zeit hier und merkte selber wie er Muskeln aufbaute. Hatte ihm die erste Woche einfach jeder Muskel in seinem Körper dermaßen geschmerzt, dass er nicht mehr richtig schlafen konnte, so wich dieser Schmerz nun mehr Muskelmasse. Mit einem verschmitzten Lächeln betrachtete er dabei seine Oberarme und dachte sich, dies müsse bei den Frauen gut ankommen.


    Aber wer Muskeln aufbaute, der bekam auch einen größeren Magen so schien es ihm. Seit er hier war aß er Unmengen, was er zu Beginn gar nicht mehr gewohnt war. Auf seinem Weg von Alexandria nach Misenum war er beinahe verhungert und so hatte sich sein Magen erst an den Umstand gewöhnen müssen, dass es nun wieder regelmäßige Mahlzeiten gab und diese auch sättigten. Nach seiner ersten größeren Portion Puls, da bekam er Bauchschmerzen die Seinesgleichen suchten. Doch jetzt hatte er damit keine Probleme mehr, im Gegenteil.


    Von der letzten Trainingseinheit zurückgekommen legte Titus zunächst seine Ausrüstung im Voraum des Contuberniums ab und legte bzw. hängte diese fein säuberlich an ihren Platz. Dann ging er in den Schlaf- und Kochbereich. Zunächst machte er ein Feuer an der Feuerstelle. Während er darauf wartete, dass dieses ordentlich entfachte, da Nahm der die Getreidemühle und begann damit das Getreide zu mahlen. Genüsslich pfiff er dabei ein altes Kinderlied, welches ihm noch aus seiner Kindheit bekannt war. Nachdem er das Getreide das erste Mal gemahlen hatte, stellte Titus die Mühle zur Seite und setzte den Kessel mit Wasser auf das Feuer. Während er darauf wartete, dass sich das Wasser erhitzte, begann Titus das Getreide zum zweiten Mal zu mahlen, damit sich auch alle Getreidekörner öffneten.


    Als er mit dem Mahlen fertig war sah er sich noch in den Rationen um. Einfacher Puls ohen irgendwas drinnen, darauf hatte er heute wirklich keine Lust. Er fand noch einige Zwiebeln und etwas Fleisch. Da sie ohnehin bald wieder neue Rationen aus dem Horreum erhalten sollten, war es unnütz dieses noch aufzubewahren und so schnitt er alles klein und gab es zum Getreide und Wasser in den Kessel. Damit nichts anbrannte rührte er fleißig um und kostete immer wieder......

    Die anderen Tirones formierten sich hinter Flavus.


    Ein gutes Gefühl wenn einem jemand gehorcht


    dachte er bei sich und grinste leicht. Mit kräftigen Zügen am Seil holte er den ersten Eimer Wasser nach oben und reichte diesen weiter. Während der Eimer weitergereicht wurde und dabei so mancher kostbare Tropfen Wasser verloren ging da der Eimer zu sehr geschaukelt wurde hatte Flavus bereits den nächsten Eimer am Haken befestigt, nach unten schnellen lassen und zog diesen nun nach oben. Eimer um Eimer folgte und auch das weiterreichen funktionierte nun wesentlich besser. War beim ersten Eimer nur die Hälfte des kühlen Nasses angekommen, so waren die Eimer welche nun in das Fass geschüttet wurden mittlerweile noch nahezu bis zum Rand gefüllt.


    Beinahe zeitgleich hatte sich ihnen gegenüber eine zweite Gruppe formiert, welche ebenfalls Wasser hochzog und es allem Anschein nach ernst nahm. Nach und nach entwickelte sich ein wahrer Wettstreit darum, wer als erster das Fass gefüllt hatte. Die beiden Eimerketten beobachteten sich gegenseitig argwöhnisch.


    Als Titus dann gerade dabei war wieder einen Eimer unter Hochdruck heraufzuziehen und diesen gerade weiterreichen wollte, ertönte es vom Ende seiner Eimerkette:


    "FERTIG!"


    In diesem Moment wandte sich auch Titus in die Richtung seiner "Gegner" um zu sehen wie weit diese waren. Als er sah, dass diese begannen zu fluchen da sie das Fass noch nicht ganz voll hatten, da rief Titus triumphierend zu seinen Kameraden:


    "Gewonnen, haha."


    Augenblicklich begannen sich die Tirones um Titus gegenseitig abzuklatschen. Ein Ausenstehender mochte meinen, hier handle es sich um einen haufen kleiner Kinder, doch bei der Eintönigkeit die während der Ausbildung herrschte, da war jede Abwechslung willkommen.


    Titus jedenfalls genoss den Augenblick des Triumphes......

    Titus genoss die letzten Minuten seiner wohlverdienten Mittagspause. Er schlenderte durch das Lager in welchem er nun schon geraume Zeit lebte und kam am Tor vorbei. Wie gerne würde er dieses Lager einmal verlassen, hatte er doch bisher noch keinen Ausgang erhalten. Einen Abend sich mal wieder so richtig gehen lassen. Doch dazu müsste er und die anderen Männer die auch nach draußen wollten erstmal an der Wache am Tor vorbeikommen. Doch das war nicht so einfach. Er hatte mit zwei Nauta gesprochen, mit denen er mittlerweile etwas regeren Kontakt hatte und diese hatten ihm den heutigen Wachhabenden genannt der gegen ein paar Münzen ofmtals dafür sorgte, dass man ungesehen aus dem Lager kam und Nachts wieder ungesehen herein, solange man nichts veranstaltet hatte. Doch war es Titus mulmig zumute. Trotzdem wollte er es versuchen bevor er doch noch den Lagerkoller bekam. Zudem konnte er jetzt nicht zu den Anderen zurückkehren ohne es versucht zu haben. Dann würde er nämlich den Rest seiner Dienstzeit als Feigling oder gar als Verräter gelten. Ganz unauffällig sprach er deshalb den Wachhabenden an:


    "Salve, nicht viel los heute?"


    Titus war die Angespanntheit ins Gesicht geschrieben. Er wusste noch nicht recht ob er es riskieren wollte oder besser doch nicht. Dann überwand er sich dann doch. Er hoffte nur das die Nauta die ihm den Tipp gegeben hatten recht behielten mit diesem Mann. Er hielt nur für den Wachhabenden sichtbar einen Beutel mit Münzen vor sich, die er unter einigen Probati gesammelt hatte die ebenfalls für eine Nacht nach draußen wollten um sich ein kleines "Fenster" zu kaufen. Fasst schon flüsternd fuhr er fort:


    "Ich habe gehört, dass es für uns arme Tirones für eine Nacht die Möglichkeit gibt nach draußen zu kommen. Stimmt das?"


    Das Herz schlug Titus bis zum Hals. Wieso gab er sich eigentlich dafür her. Hätte er stattdessen nicht auch einen Anderen gehen lassen können? Scheiße.....

    Wie der Centurio angekündigt hatte standen am nächsten Morgen zwei Fässer auf dem Platz die allerdings noch leer waren. Titus war allem Anschein nach der erste, der auf den Hauptplatz gekommen war. Er streckte seinen Rücken durch und stieß dabei einen leichten Stöhner aus. Er war das harte Bett hier noch nicht gewohnt und sein ganzer Körper schmerzte. Er hatte das Verlangen sich zu waschen, doch allem Anschein nach hatte der Centurio es Ernst gemeint und sie musste sich das Wasser erste noch besorgen bevor dies möglich war. Da bisher noch niemand auf die Idee gekommen war dies anzugehen, meinte Titus zu den anderen Tirones die nach ihm so langsam kamen:


    "He Jungs, an die Arbeit. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig als uns das Wasser zu besorgen. Alle Mann zur Eimerkette formieren."


    Je früher sie es erledigt hatten, umso früher konnten sie sich waschen. Titus nickt Coriolanus zu und ging mit gutem Beispiel voran. Er stellte sich an den Brunnen und begann den ersten Eimer voll Wasser hochzuziehen. Diesen reichte er dann Weiter......

    Titus war noch außer Atem durch die vorhergehende Übung mit dem Scutum als der Centurio zum ersten Mal die Reihen durchforstete und verbrannte Erde hinterließ. Latrinendienst hier, ein Anpfiff der sich gewaschen hatte da. Als der Centurio dann zu ihm kam hatte er überraschenderweise nichts auszusetzen, was Titus leicht verdutzt dreinschauen ließ. Stattdessen wurde er einem neuen Trainigspartner zugewiesen und dies war ausgerechnet Coriolanus, den einzigen der Männer hier die er bisher einigermaßen kennengelernt hatte. Das würde aber nichts an seiner Einstellung ändern. So, wie das Training und sein bisheriger Aufenthalt hier verlaufen war gab ihm Recht. Es war wohl das beste sich einfach zurückzuhalten und nicht aufzufallen. Das bewahrte einen vor Fettnäpfchen, aber auch davor als Held dazustehen. Da er ohnehin nicht vorhatte als Held aus der Classis auszuscheiden, sondern einfach sein Bürgerrecht zu erlangen war dies für ihn der beste gangbare Weg.


    Als es dann an die Übungen mit dem Gladius ging gesellte sich Titus zu Coriolanus und Seneca. Er stellte sich als zweiter neben Coriolanus in die Reihe und folgte dessen Angaben


    UNTEN - OBEN - RECHTS - OBEN - EIN KURZER VERHASPLER NACH UNTEN - SCHNELL AUSBESSERN - OBEN - RECHTS .....


    Je länger die Übungseinheit dauerte, umso mehr bemerkte Titus das er nicht wirklich durchtrainiert war. Nicht daran, dass der Schweß ihm wie in Bächen über die Stirn floss, sondern daran dass er gedanklich nicht mehr so schnell war wie es erforderlich war um die Übungen perfekt auszuführen. Er gab zwar sein Bestes, doch schlichen sich nach und nach kleine Aufmerksamkeitsfehler ein. Doch lange war ja nicht mehr bis Feierabend.....

    Titus stimmte mit einem stummen Nicken zu. Für ihn war es auch lieber und besser wenn sie nicht all zu viel über seine Vergangenheit sprachen. Die Frage von Coriolanus war dann allerdings recht interessant. Darum antwortete er prompt und ohne Umschweife:


    "Ich fand es recht interessant. Schließlich wollen wir ja nicht auf einem Schiff stationiert sein und auf dem Meer verbrennen, oder?"


    Für Titus war der Gedanke auf dem Meer zu verbrennen irgendwie abstrus, doch wenn man genauer darüber nachdachte und in betracht zog wie auf hoher See Krieg geführt wurde, dann war es nicht mehr ganz so sonderbar


    "Aber sei mal ehrlich, wusstest du was Feuerpatschen sind?"


    Titus musste bei diesem Wort schmunzeln, genau so wie bei der Übungseinheit als er dieses Wort zum ersten Mal gehört hatte....

    Titus mochte Coriolanus. Allem anschein nach war dieser wirklich in Ordnung. Er schmunzelte ein wenig über die Ausführungen seines Gegenüber, dieser schien wirklich gerne zu reden. Titus konnte den Auführungen beinahe schon nicht mehr folgen.


    Titus legte die Hand auf die Schulter von Coriolanus und antwortete ihm lächelnd:


    "Das können wir versuchen. Wenn du mich beim Spielen erwischt, dann hälst du mich davon ab. Vielleicht nützt es ja was."


    Auf die abschließende Frage seines Kameraden wollte Titus zunächst nicht richtig antworten. Er zog seine Hand weg von dessen Schulter und antwortete dann erst etwas schmallippig:


    "Darüber möchte ich lieber nicht sprechen. Noch nicht. Vielleicht später irgendwann. Nur soviel: Ich habe lange Zeit wirklich gut davon gelebt, doch irgendwann kommt ein Tag, an dem nicht alles so funtkioniert wie es soll und man in Schwierigkeiten kommen kann."


    Titus traute Coriolan noch nicht genug um ihm alles zu erzählen. Schließlich konnte dieser ja ein Mann seines Gläubigers sein, auch wenn dieser Gedanke sehr unwahrscheinlich war und schon in Richtung paranoid ging. Doch eines hatte Titus in den letzten Monaten gelernt; vorsichtig zu sein.
    Zudem hatte er Dinge getan, auf die er nicht sonderlich stolz war um nicht zu verhungern.

    Nachdem Coriolan seinen Anpfiff für heut bekommen hatte war nun Titus an der Reihe. Als der Ausbilder vor ihm stand wurde er nervös. Instinktiv umklammerte er sein Scutum noch fester, sodass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. *Nur nicht die Vitis* dachte sich Titus und erstaunlicherweiße hatte er zunächst auch nicht viel auszusetzen. Dann doch noch etwas. Ob er sich die Nase brechen wollte? Nein natürlich nicht. Aber was... Ach so, natürlich. Das Scutum war zu nahe an seinem Gesicht. So streckte er seinen Linken Arm ein wenig weiter von sich um mehr Platz zwischen seinem Gesicht und der Kante des Scutum zu bringen.


    Dann wurde es spaßig. Sie sollten sich paarweise zusammenfinden und sich Gegenseitig nach hinten drängen. Wer einen Schritt zurückmachte hatte verloren. Titus freute sich wie ein kleines Kind und grinste breit, doch als er dann seinen Gegenüber sah, da wurde ihm ganz mulmig in der Magengrube. Ausgerechnet er musste gegen Faustus, einem Hüne von Mann antreten. Faustus war gut zwei Köpfe größer als er selber und muskelbepackt von Oben bis Unten. Titus schluckte als sie das Scutum aneinanderlegten. Als es dann losging war es auch schon wieder vorbei. Faustus drückte einmal kräftig dagegen und Titus verlor auf der Stelle das Gleichgewicht und wich einen Schritt zurück. Beschämd sah er sich um ob diese Aktion jemand gesehen hatte, er hoffte nicht. Auch der zweite Versuch sah nicht viel besser aus. Titus stemmte sich zwar mit vollem Gewicht gegen den Druck von Faustus, doch es nützte nichts. Obwohl er zunächst nur nach hinten geschoben wurde und somit im Grunde keinen Schritte gemacht hatte war es wenig später dann doch wieder passiert. Faustus drückte mit dem Scutum leicht nach oben, was Titus der mit vollem Körpergewicht auf einen frontalen Druck reagierte wieder aus dem Gleichgewicht brachte.


    Titus schäumte vor Wut, während sich Faustus köstlich amüsierte. Beim dritten Mal hatte Titus dann entgültig die Schnauze voll und rammte mit zwei Schritt Anlauf sein Scutum gegen jenes seines Gegners. Dieser war überrascht und verlor kurz das Gleichgewicht. Titus setzte sofort nach und drückte weiter. Der Riese konnte sich dann nicht mehr halten und musste auch einen Schritt zurückweichen. Titus freute sich wie ein kleines Kind und grinste wieder breit bis hinauf zu den Ohren......

    Nun ging es also zum ersten Mal ans Eingemachte. Der Centurio ließ keine Pause aufkommen und ging mit seinen Ausführungen weiter. Titus hörte gespannt zu und versuchte sich alles zu merken. Er hatte zwar Erfahrung im Umgang mit einem Gladius, doch im Zusammenspiel mit einem Scutum hatte er diesen noch nie benutzt und er musste sich eingestehen, dass es doch etwas völlig anderes war in Formation zu kämpfen als alleine gegen einen Gegner. Darum versuchte Titus all das umzusetzen was ihnen Centurio Palmidis erklärte und befahl.


    Titus stellte sein linkes Bein leicht nach vorne, während er den rechtn Fuß einen Schritt zurückstellte und quer in den Boden rammte. Den Scutum umklammerte er mit festem Griff und hielt in so wie erklärt auf Nasenhöhe, sodass die Nase beinahe den Schild berührte.


    Diese Stellung war nicht wirklich angenehm, vor allem für einen untrainierten jungen Mann wie es Titus noch war. Der Schild in seiner linken Hand war schwer und der Arm begann nach kurzer Zeit zu schmerzen. Einerseits nervös, andererseits gespannt wartete Titus darauf bis der Centurio zu ihm kam. Hoffentlich hatte dieser nicht all zu viel auszusetzen an seiner Haltung. Doch zunächst testete dieser seine Kameraden durch und der ein oder andere saß schneller als ihm lieb war im Dreck und bekam die Vitis des Centurios zu spüren. Bald schon stand der Centurio vor seinem Stubenkameraden Coriolan und testete auch diesen indem er mit der Schulter gegen den Schild rammte.....

    Auf die Antwort hin, dass er ja einfach ein wenig kürzer treten und nicht ganz aufhören müsse, da hatte Titus zunächst nur ein süffisantes Lächeln übrig.


    "Man merkt, dass du wirklich noch nie gespielt hast. Das wäre so als ob du einem verdurstenden in der wüste einen vollen Eimer Wasser hin stellst, ihm aber sagst, dass er nur einen Becher davon trinken dürfe."


    Naja, das war nun etwas krass ausgedrückt, doch so empfand es Titus im Moment. Auf die zweite Frage antwortend gab der junge Mann zurück:


    "Ich habe meinen Lebensunterhalt damit verdient."


    Dieser Satz vermittelte unterschwellig, dass er ein kleiner Trickbetrüger gewesen war, doch würde er dies nie offen aussprechen. Zudem hat es ihm nichts als Schwierigkeiten eingebracht wegen denen er nun hier gelandet war, doch darüber wollte er nun nicht weiter sprechen, geschweigedenn dieses Thema vertiefen.

    Titus sah zu seinem Stubenkameraden. Zuerst etwas mürrisch, dann allerdings hellte sich sein Blick auf. Er ging zwei Schritte auf Coriolanus zu und begann dann zu lächeln. Mit einem tiefen Seufzer zu Beginn sprach er mit seinem Kameraden:


    "Sieht so aus. Fortuna konnte mich wohl noch nie sonderlich leiden."


    Dann setzte er sich neben die zwei Männer und sah etwas zu den anderen, die immer noch weiterspielten. Titus hatte noch immer das Gefühl das er über den Tisch gezogen worden war, doch konnte er keine Unregelmäßigkeiten erkennen, auch jetzt nicht wo er nur beobachtete.


    In sich gekehrt sprach er weiter mit Coriolan:


    "Ach, besser wäre es wenn ich mit diesem Banditenspiel aufhören würde. Das Würfeln hat mir bisher nur Pech gebracht. Ich sollte es eigentlich besser wissen."


    Eine späte Einsicht des jungen Mannes und zudem war fraglich ob diese auch lange Bestand haben würde. Titus war einfach ein kleiner Spieler, der nie so richtig wusste wann es genug war.....

    Jetzt ging es plötzlich Schlag auf Schlag. Der Centurio sprach von Dingen, von denen Titus bisher noch so gut wie gar nichts gehört hatte. Feuerpatschen? Nie gehört. Axtmänner? Nie gehört. Zum Glück für Titus erklärten sich manche Dinge dann von selbst, wieder andere murmelten sich die Tirones gegenseitig zu. So verstand auch Titus nach und nach alle Anweisungen ohne eine Dumme Figur machen zu müssen. Er wollte sich gar nicht ausmalen wie der Centurio wohl reagiert hätte, wenn er als einziger eine dumme Frage gestellt hätte.


    Was Titus noch allerdings nicht verstanden hatte war, ob er nun zu den Axtmännern oder zu den centornarii gehörte. Er beschloss erstmal abzuwarten, vielleicht ergab sich dies ja noch von selbst. Er konnte sich ja noch der Gruppe anschließen, wo ein Mann fehlte. Hoffentlich hatten nicht mehrere Kameraden denselben Einfall.


    Dann aber ging es daran mit den Übungswaffen zu trainieren. Da der Befehl lautete, dass die ersten in der Reihe die Waffen auszugeben hatten reichte Titus, nachdem sie zum kleinen Magazin marschiert waren den Männern hinter ihm jeweils ein Scutum und ein Holzgladius. Dann marschierten die Tirones wieder weiter zu den Übungspfählen. Tief in seinem Inneren freute sich Titus schon darauf, auf den Pfahl einzudreschen....

    Die anderen Männer zeigten kein Erbarmen. Titus verlor ein Spiel um das andere und war nach wenigen Runden bereits einen halben Monatssold los. Schließlich reichte es ihm . Sich über seine eigene Dummheit und sein Pech ärgernd feuerte Titus die Würfel auf den Boden und fluchte:


    "Bei den Göttern, leckt mich doch am Arsch."


    Er stand auf und ging etwas zur Seite um sich abzureagieren, während seine "Mitspieler" sich köstlich amüsierten. Eigentlich hätte Titus es besser wissen sollen, hatte ihn seine Spielsucht erst in die Lage gebracht, in welcher er sich zur Zeit befand. Er hatte einen Berg Schulden angehäuft und konnte diesen nicht zurückzahlen. So mancher fand dies gar nicht lustig. Doch das er ein Problem mit Spielen hatte, das würde Titus so nie zugeben.


    Wild schnaubend lehnte er sich an eine Wand und schaute eine Weile den anderen zu, welche ganz unbeeindruckt weiterspielten. Lange überlegte er hin und her ob er es noch einmal versuchen sollte. Unauffällig kramte er seine Münzen hervor und beschloss dann angesichts des kläglichen Restes diesen nicht auch noch zu riskieren. So beschränkte er sich nun auf das Zusehen...

    Titus sah den Centurio an ihm vorbeihuschen und sofort ging die Ausbildungseinheit los, als dieser an seiner gewohnten Position vor ihnen stand. Natürlich schritt er als erstes die Formation ab. Da kein Gebrüll und keine Erniedrigung folgte, schloss Titus aus der Reaktion des Centurios, dass sie sich ganz passabel aufgestellt hatten. Natürlich würde der Centurio dies niemals zugeben. Für Titus allerdings war klar, dass wenn man nichts hört, dann war alles in Ordnung. Diesen Eindruck hatte er zumindestens in seiner ersten Zeit hier gewonnen.


    Als der Centurio dann von der Brandbekämpfung zu sprechen begann, da konnte Titus nicht mehr ganz folgen. Er versuchte den Centurio im Blick zu behalten, wagte es dabei aber nicht seinen Kopf zu bewegen. Spontan hätte Titus geantwortet was der Centurio gleich mit seinem ersten Satz als Trugschluss abtat: Wasser drauf und aus ist es. Warum man ein Feuer nicht mit Wasser löschen sollte erschloss sich Titus noch nicht ganz. Als er dann aber etwas nachdachte, da kam ihm etwas in den Sinn was ihm sein Vater einmal beigebracht hatte: Wenn Öl brennt, dann ja nicht mit Wasser löschen, denn das macht es nur schlimmer. Natürlich hatte Titus als kleiner Junge genau das Gegenteil versucht und hätte somit beinahe das Haus seines Vaters abgefackelt. Bei diesem Gedanken musste Titus breit Grinsen. Vielleicht war ja dies etwas, was der Centurio meinte.


    Als er dann Eimerkette hörte wurde es dann auch für Titus interessant. Dieses Worte hörte sich nach Arbeit an. Als der Centurio dann seinen Stubenkameraden Coriolanus fragte ob dieser mit einer Axt umgehen könne, da fragte sich Titus für sich selber wozu man jetzt eine Axt brauchte. Doch wohl nicht um Holz zu hacken, um ein Feuerchen zu löschen, welches sie erst entzünden mussten?

    Das Antreten funktionierte mittlerweile schon erstaunlich schnell. So empfand es zumindestens Titus. Trotzdem sah er den Centurio schon vor seinem inneren Auger rumbrüllen, dass es immer noch alles zu langsam ging. Bei diesem Gedanken und dem Bild das er in diesem Moment vom Centurio hatte musste er breit Grinsen.


    Es waren noch einige wenige Trippelschritte zu hören, als sich alle fertig ausrichteten. Der eine musste ein wenig weiter nach vorne, der andere etwas zurück. Bei wieder anderen stimmte der Abstand zum Nebenmann noch nicht ganz, doch richtete sich in kurzer Zeit alles aus. Hier hatte Titus wieder den Vorteil, dass er als erster Mann in der Linie stand und somit sich nach niemanden orientieren musste, außer an seinem Vordermann Decimus Seneca.


    Gespannt wartete Titus auf die Worte des Centurios zur Aufgaube dieser Trainingseinheit Brandbekämpfung. Irgendwie hörte sich dieses Wort für den jungen Mann so an als müsste er den ganzen Nachmittag wohl eimerweise Wasser schleppen....

    Titus kam angelaufen und musste sich erst orientieren. Nachdem noch nicht alle hier waren nahm er ungefähr dort Aufstellung, wo er bei der ersten Übungseinheit auch gestanden hatte. Vor ihm musste Decimus Seneca stehen, dann eine Armlänge Abstand.


    Diese Schritte ging er im Kopf noch einmal durch, genau so wie es ihnen in der ersten schweißtreibenden Einheit mit Centurio Palmidis eingetrichtert worden war. Nachem er sich dann postiert hatte wartete Titus gespannt darauf was nun kommen würde. Brandbekämpfung hörte sich jetzt ja nicht wirklich spannend an.