Audaod hatte nach dem Ende der Hochzeitszeremonie erst einmal dafür Sorge tragen müssen, dass Diverse Notwendigkeiten erledigt wurden. Die Schwerter mussten zurück in die Casa gebracht werden, ebenso die verschiedenen Opferutensilien. Wenn man das ganze Zeug jetzt schon wegräumen konnte, ersparte man sich immerhin für den folgenden Tag einen Teil der Arbeit.
Als Audaod dann gratulieren wollte, hatte sich schon eine beträchtliche Schlange gebildet. Viele hatten sich schon eingereiht, andere warteten noch auf einen späteren Zeitpunkt aus Unlust am Schlangestehen. Audaod stellte sich zunächst brav an, verlor aber schnell die Geduld.
"Hrmpf", grummelte er und spähte an seinem Vordermann vorbei, um erkennen zu können, wer denn da so lange palaverte. Petronius, Domitius, Matinius, alle schon abgehakt. Jetzt standen da...ach egal. Audaod war wichtiger! "Entschuldigung? Darf ich mal? Achtung bitte, ich muss hier mal eben...dankesehr. Pardon? Verzeihung. Äh...darf ich eben? Jap, genau da vorbei. An dir. Danke. Bin der Sohn des Bräutigams, bin wichtig! 'Tschuldigung, ich müsste mal kurz... Hallo, Duccius beim Durchmarsch! Jap, danke." Geschickt stahl er sich an den Leuten vor ihm vorbei und duckte sich unter jenen verärgerten Leuten durch, die ihn am Drängeln hindern wollten.
Jetzt stand vor ihm nur noch ein Kaufmannskollege seines Vaters, der überschwänglich Witjons Glück hervorhob und Octavenas Schönheit pries und überhaupt, jetzt könne es nur noch bergauf gehen. Auaod rollte genervt die Augen und wippte ungeduldig auf den Füßen hin und her, bis er endlich an der Reihe war. Nicht ohne Protest der von ihm Überholten, versteht sich.
"Vater, Octavena", wandte Audaod sich schließlich an das Brautpaar. "Meinen Glückwunsch zu eurer Vermählung", sagte er förmlich. Irgendwie fühlte es sich etwas seltsam an, eine so junge Stiefmutter zu haben. Trotz der förmlichen Anrede umarmte er die beiden dennoch herzlich und bekam auch ein schiefes Grinsen auf die Lippen. "Äh...ich hab' hier natürlich auch eine Kleinigkeit für euch...äh...also jeweils für jeden von euch..." Eilig nestelte er an einem Beutel an seinem Gürtel herum, aus dem er zwei kleine Gegenstände hervorholte.
"Das hier", sagte er dann zu Octavena und hielt ihr einen kleinen Anhänger hin, "ist für dich. Ein Talisman, er soll dich beschützen und Unheil von dir abwenden. Ist...äh...vielleicht etwas ungewohnt für dich, aber er zeigt Eira, Dienerin der Göttin Frigg, und jene ist für Heilung und Genesung bekannt. Also, falls es dir mal...äh...schlecht gehen sollte...na, du weißt schon." Er übergab Octavena den silbernen Talisman, der eine kleine flache Figur der Göttin darstellte und zeigte weiterhin sein schiefes Grinsen, welches nun eindeutig Verlegenheit offenbarte. Im Geschenke machen war Audaod noch nie besonders gut gewesen.
"Vater, für dich habe ich eine besonders nützliche Kleinigkeit." Er hielt einen Ring in die Höhe, golden, mit einer kleinen verzierten Fläche. "Es ist ein neuer Ring, der dir deine Geschäfte erleichtern beziehungsweise...öhm...verschönern wird. Bittesehr." Der Ring war ein Siegelring, der das Zeichen der Sippe zeigte sowie Witjons römische Initialen NDM aufwies. Audaod hielt auch seinem Vater den Ring hin und bekam das schiefe Grinsen nun gar nicht mehr aus dem Gesicht heraus.