Beiträge von Caius Duccius Callistus

    Audaod hatte nach dem Ende der Hochzeitszeremonie erst einmal dafür Sorge tragen müssen, dass Diverse Notwendigkeiten erledigt wurden. Die Schwerter mussten zurück in die Casa gebracht werden, ebenso die verschiedenen Opferutensilien. Wenn man das ganze Zeug jetzt schon wegräumen konnte, ersparte man sich immerhin für den folgenden Tag einen Teil der Arbeit.


    Als Audaod dann gratulieren wollte, hatte sich schon eine beträchtliche Schlange gebildet. Viele hatten sich schon eingereiht, andere warteten noch auf einen späteren Zeitpunkt aus Unlust am Schlangestehen. Audaod stellte sich zunächst brav an, verlor aber schnell die Geduld.
    "Hrmpf", grummelte er und spähte an seinem Vordermann vorbei, um erkennen zu können, wer denn da so lange palaverte. Petronius, Domitius, Matinius, alle schon abgehakt. Jetzt standen da...ach egal. Audaod war wichtiger! "Entschuldigung? Darf ich mal? Achtung bitte, ich muss hier mal eben...dankesehr. Pardon? Verzeihung. Äh...darf ich eben? Jap, genau da vorbei. An dir. Danke. Bin der Sohn des Bräutigams, bin wichtig! 'Tschuldigung, ich müsste mal kurz... Hallo, Duccius beim Durchmarsch! Jap, danke." Geschickt stahl er sich an den Leuten vor ihm vorbei und duckte sich unter jenen verärgerten Leuten durch, die ihn am Drängeln hindern wollten.


    Jetzt stand vor ihm nur noch ein Kaufmannskollege seines Vaters, der überschwänglich Witjons Glück hervorhob und Octavenas Schönheit pries und überhaupt, jetzt könne es nur noch bergauf gehen. Auaod rollte genervt die Augen und wippte ungeduldig auf den Füßen hin und her, bis er endlich an der Reihe war. Nicht ohne Protest der von ihm Überholten, versteht sich.
    "Vater, Octavena", wandte Audaod sich schließlich an das Brautpaar. "Meinen Glückwunsch zu eurer Vermählung", sagte er förmlich. Irgendwie fühlte es sich etwas seltsam an, eine so junge Stiefmutter zu haben. Trotz der förmlichen Anrede umarmte er die beiden dennoch herzlich und bekam auch ein schiefes Grinsen auf die Lippen. "Äh...ich hab' hier natürlich auch eine Kleinigkeit für euch...äh...also jeweils für jeden von euch..." Eilig nestelte er an einem Beutel an seinem Gürtel herum, aus dem er zwei kleine Gegenstände hervorholte.


    "Das hier", sagte er dann zu Octavena und hielt ihr einen kleinen Anhänger hin, "ist für dich. Ein Talisman, er soll dich beschützen und Unheil von dir abwenden. Ist...äh...vielleicht etwas ungewohnt für dich, aber er zeigt Eira, Dienerin der Göttin Frigg, und jene ist für Heilung und Genesung bekannt. Also, falls es dir mal...äh...schlecht gehen sollte...na, du weißt schon." Er übergab Octavena den silbernen Talisman, der eine kleine flache Figur der Göttin darstellte und zeigte weiterhin sein schiefes Grinsen, welches nun eindeutig Verlegenheit offenbarte. Im Geschenke machen war Audaod noch nie besonders gut gewesen.
    "Vater, für dich habe ich eine besonders nützliche Kleinigkeit." Er hielt einen Ring in die Höhe, golden, mit einer kleinen verzierten Fläche. "Es ist ein neuer Ring, der dir deine Geschäfte erleichtern beziehungsweise...öhm...verschönern wird. Bittesehr." Der Ring war ein Siegelring, der das Zeichen der Sippe zeigte sowie Witjons römische Initialen NDM aufwies. Audaod hielt auch seinem Vater den Ring hin und bekam das schiefe Grinsen nun gar nicht mehr aus dem Gesicht heraus.

    Während Audaods Vater und Octavena sich näher kamen, versuchte Audaod möglichst anderweitig Ablenkung zu finden. Er sah nun ebenfalls schweigend aus dem Fenster und versuchte irgendwelche Gebäude zu identifizieren, die man dort erkennen konnte und versuchte bloß nicht, die Geräusche zu beachten, die langsam davon kündeten, dass das Brautpaar miteinander im Bett gelandet war und zur Sache ging. Aber mit fortschreitender Zeit war nahezu unmöglich zu überhören, dass Witjon und Octavena die Vereinigung ihrer Sippen gelgungen über die Bühne brachten und dabei offensichtlich auch noch Spaß hatten. Audaod konnte nicht umhin gelegentlich zu lünkern, denn als Zeuge war er ja eigentlich sowieso ganz offiziell dazu verpflichtet.


    Als das Stöhnen lauter und die Bewegungen vehement schneller wurden, konnte Audaod dann langsam seinen Blick nicht mehr abwenden. Fasziniert sah er zu, wie sein sich Vater schlussendlich auf die Seite rollte und Octavena mit einem Gesichtsausdruck absoluter Entspannung und Zufriedenheit zurückließ.
    "Dann...äh...haben wir wohl alles nötige gesehen", raunte Audaod Marcus zu und wollte schon den Raum verlassen, als ihm das eigentlich wichtigste noch einfiel. "Ach, moment. Wir müssen ja noch...äh...das Laken?" Fragend sah er seinen Vater an, der Luft holend da lag und ebenfalls nicht gerade unglücklich aussah.

    Audaod hatte auch schon gut getankt, als es dann schließlich hinauf in den "Turm" der Casa Duccia ging. Er hatte bestmöglichst versucht, die Menge an Bier und Met, die er in sich hineingeschüttet hatte, mit Wasser zu strecken. Letzten Endes war er aber schon ganz schön angetrunken, so dass er sich an der Wand abstützen musste, während er die Treppe hinter Marcus Petronius Crispus heraufstapfte.


    Oben angekommen hatte Audaod nicht so sehr den Blick für die Dekoration. Vielmehr suchte er sich gleich mal einen Platz am Fenster, wo er sich gemütlich an die Wand lehnen konnte. Octavenas Onkel allerdings schien sich verbal nicht mehr so gut kontrollieren zu können - oder war der immer so drauf und Audaod hatte es nicht bemerkt? - weshalb der Sohn des Bräutigams den Pontifex sachte zum Fenster hin zog und einen verzweifelten Versuch startete, dem Brautpaar einen Moment Verschnaufpause vor lästigen Menschen zu verschaffen.
    "Schau mal, Marcus. Von hier aus hat man einen fabel..." - Aufstoßen unterdrücken! -
    "...haften Ausblick über Mogontiacum. Da vorne ist das Forum, siehst du?"
    Mit einem verstohlenen Blick über die Schulter zeigte er hinaus auf die Häuserdächer, wo man im abendlichen Halbdunkel eigentlich nur noch beleuchtete Fenster und Schatten erkennen konnte.

    Diese Vermählung rührte Audaod schon ein bisschen, wenn er das auch nicht zugeben wollte. Zunächst zwar verfolgte er die Gebte und Opfer des Goden und des Pontifex nur mäßig gebannt. Doch als sein Vater und seine zukünftige Stiefmutter - die nicht wesentlich älter sein konnte als Audaod selbst! Verrückte Welt! - sich gegenseitig Liebe und Treue schworen, spürte der Sohn des Bräutigams plötzlich etwas seltsam schwummriges in seiner Magengegend. Und sein Hals wurde auch noch trocken. Schnell noch ein Schluck Bier...oh nein, jetzt war auch noch sein Becher leer!


    "Wenn ich meine Mannbarkeit zelebriert habe, suche ich mir auch so ein wunderbares Weib", ließ er Dagwin flüsternd wissen. "Und dann...mach' ich ihr zehn Kinder. Mindestens." Es folgte ein Zwinkern, dann widmete er seine volle Aufmerksamkeit wieder der Zeremonie, wo gerade Thorger vorgetreten war und nun den feierlichen Abschluss der Vermählung einleitete, der dann hoffentlich zügig im anschließenden Fest münden würde.

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    Original von Faustus Duccius Decula
    [...] Als der Matinier mit einer Kopfbewegung auf das Brautpaar deutete, folgte die Gruppe kurz seinem Blick. Decula lehnte sich ein wenig zurück, sodass er an Pacatus vorbeischauen konnte, kniff die Augen zusammen, um das Bild von der Braut schärfer zu stellen. Nach einigen Augenblicken begann er an zu nicken "Gute Titten." ließ er für die anderen völlig unvorbereitet vom Stapel.
    [...] "Pass bloß auf oder ich stecke Marga, dass du sie anhimmelst!" Dabei verpasste er seinem Vetter einen Klapps auf den Hinterkopf.
    [...] Die Traube um die Brautleute schien sich in Bewegung zu setzen, was sein Vetter auch verbal signalisierte. Scheisse.. fluchte Dagwin innerlich und trank seinen Becher aus, um ihn für den Weg zur alten Eiche und für das Ritual noch einmal zu füllen. Zusammen mit den anderen setzte er sich folglich in Bewegung.


    Audaod hörte "Gute Titten", ohne die zugehörigen Lippen sich bewegen zu sehen, aber er wusste genau, wer das nur gesagt haben konnte. Der junge Duccius, der bald Stiefsohn dieser Braut mit den guten Titten sein würde, ballte seine Hand zur Faust und holte weit aus.


    *ZACK*


    Dagwin kassierte eine kräftige Kopfnuss.


    Und als wäre nichts gewesen, erläuterte Audaod im Anschluss gegenüber dem Matinier und dem Domitier beiläufig seine Rolle bei der Vermählung: "Es wird nämlich alles nach germanischem Ritus ablaufen, nicht nach römischen Heiratsbräuchen. Und da muss jemand die Bitte der Braut annehmen, in die Sippe des Bräutigams aufgenommen zu werden." Er grinste breit. "Das mach' ich heute. Und dann...wird gemampft."


    "Ach, Marga", tat Audaod dann Dagwins Geschwafel ab. "Jeder himmelt Marga an."


    Es blieb zum Glück keine Zeit mehr, sich weiter stumpfsinnige Wortgefechte zu liefern, denn nun wurden sie tatsächlich im Sog der Gäste fortgezogen. Audaod wurde langsam ein kleines bisschen nervös, hatte aber keine Zeit mehr, sich über sein Lampenfieber wirklich Gedanken machen zu können. Jetzt ging es los, jetzt heiratete sein Vater!

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    Original von Petronia Octavena
    Als schließlich ihr Einsatz kam, wandte sie sich brav den Ducciern zu und betete ihren Spruch herunter genau so wie sie es sich von Gunda hatte beibringen lassen: "Durch Feuer, Wasser und Erde bin ich vorgetreten, um zu vollenden, was ich geschworen habe. Ich bin Petronia Octavena. Als Jungfrau trete ich vor euch, ihr Edlen aus dem Stamm des Wolfrik, und erbitte euer Einverständnis zur Heirat mit Witjon, Sohn des Evax."


    Audaod war nicht weniger nervös als es das Brautpaar wohl sein musste. Die zwei Becher Bier, die er in sich hineingeschüttet hatte, konnten dem leider noch nicht abhelfen, weshalb er jetzt, da die Vermählung im Ritualkreis begann, das Herz vor Aufregung in seinem Hals pochen spürte. Dann fing Octavena auch schon an und es war an Audaod, die entsprechende Erwiderung aufzusagen:


    "Octavena, Tochter des Lucius Bassus von den Petronii. Du bist hier vor uns getreten und fragst, ob wir dir Witjon Evaxsohn zum Ehemann geben. Sei versichert, dass wir ihn dir geben, wenn du dafür deine Sippe mit unserer verbindest. Wenn ihr euch verbindet, werden unsere Sippen dies auch tun und wir alle werden eine große Familie sein. Die Götter mögen euch segnen und euch viele Kinder schenken, auf dass unsere Familie noch größer werde. Denn es ist die Natur von Mann und Weib, dass er und sie austreiben wie es die Bäume und Blumen tun. Und so, mit dem Segen der Götter und der Natur, hast du auch unseren Segen und wir geben dir Witjon zum Ehemann."


    Als er die auswendig gelernten Worte vorgebracht hatte, fiel Audaod ein gigantischer Stein vom Herzen. Dass er hier gerade seinen eigenen Vater einer Frau zur Hochzeit gab, mochte vielleicht merkwürdig erscheinen, machte aber insofern Sinn, als dass Audaod schon seit Jahren darauf vorbereitet wurde die Führung der Sippe einst von Witjon zu übernehmen. Da zu dieser Pflicht auch die Vermählung von Familienmitgliedern gehörte, stellte sich dieser Tag als eine weitere Übung für kommende Tage dar.

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    Original von Titus Matinius Pacatus
    "Beim Hades, nicht bloß zwei Duccier, sondern sogar zwei vergnügungssüchtige Duccier auf einmal! Danke für das Bier, Duccius Decula". Mit einer Kopfbewegung deutete er in die Richtung, wo gerade Braut und Bräutigam aufeinander zu gingen. "Das da hinten sieht so aus, als würde die arme Braut gerade in die lebenslange Gefangenschaft Eures Sippenhäuptlings geraten. Aber es sieht nur so aus. In Wirklichkeit kann man, wenn man genau hinguckt, deutlich sehen, wie Euer Sippenhäuptling mit Freude im Blick in eine aufgestellte Falle tappt. Für Euch beide hat das Schicksal auch schon solche schönen Fallen vorbereitet. Ich kann Euch nur raten, lebt Euch aus, bevor es Euch auch erwischt. Und wenn es im Navaliorum ist, egal."


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    Original von Faustus Domitius Massula
    "Salvete miteinander", rief ich, "habt ihr noch ein Bier für mich alten Knochen übrig?"


    "Keine Sorge", lachte Audaod. "Ich leb' mich schon ausreichend aus, das verspreche ich dir." Er gab Decula einen Stoß mit dem Ellenbogen. "Bei dem hier bin ich mir allerdings nicht so sicher..." Sein Blick glitt wieder herüber zum Brautpaar. "Najo, aber bei so einer feinen Braut würde ich vielleicht auch jetzt schon in Gefangenschaft gehen", schmunzelte er in Fortführung von Pacatus' Gedankenanstößen, als schließlich Domitius Massula mit schweißbeperlter Stirn zu ihnen hinzutrat und freundlichst um ein prickelndes Erfrischungsgetränk bat.


    "Faustus. Domitius. Massula.", begrüßte Audaod eben jenen in besonderer Betonung einer jeden Namenssilbe. "Ich begrüße ich herzlich im Garten meiner Familie zu diesem fröhlichen Anlass. Hier ist dein Bier. Auf unsere Knochen?" Er reichte dem Decurio schnell einen Becher und prostete dann der Runde zu. Sie wurden immer mehr und das Bier immer weniger. Konnte es denn besser kommen? Achja, Essen. Aber das gab's erst nach der Vermählung, also mussten sie mit dieser jetzt mal in die Gänge kommen. Das Brautpaar war doch jetzt so weit, wenn er sich nicht irrte?


    "Ah, ich glaube das Brautpaar ist jetzt tatsächlich bereit für die Zeremonie. Dann sollten wir uns vielleicht sputen. Ich muss zufällig heute meinem Vater bei seiner Hochzeit zur Seite stehen. Wortwörtlich..." Womit er in die Richtung wies, wo die Gäste die alte Eiche finden würden.

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    Original von Titus Matinius Pacatus
    "Eh, gleich zwei Duccier auf einmal. Prost, Duccius Callistus! Prost, Duccius Decula! Ich werde mir gleich noch ein zweites Bier nehmen müssen. Ja richtig, ich bin Matinius Pacatus, Magister Vici. Allerdings vom Vicus Navaliorum, nicht gerade die beliebteste Gegend von Mogontiacum. Aber die Ecke hat auch ihre guten Seiten, wie zum Beispiel einen unverbaubaren Rhenusblick und niedrige Immobilienpreise. Schließlich gehöre ich absolut nicht zum mogontinischen Geldadel und da reicht's eben nur zum Navaliorum. Aber garantiert, da wohnen nette Leute und für die vergnügungssüchtige Jugend von Mogontiacum gibt's einen ganzen Haufen urige Kneipen".

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    Original von Faustus Duccius Decula
    Bei dem Wort Kneipen horchte er allerdings sofort auf.
    "Kneipen sagst du?" er stieß seinen Vetter an "Was denkst du Audaod? Da könnten wir doch mal vorbeischauen.." Es war etwas ungewohnt mit seinem Vetter auf Latein zu reden, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es unhöflich war vor Rörmern Germanisch zu reden, hielt er sich an die höflichen Gepflogenheiten. Zudem war er auch noch nüchtern.. noch.


    Audaod trank einen kräftigen Schluck und musste dann erstmal grinsen. Dieser Matinier hatte Humor, das gefiel ihm. "Vergnügungssüchtig, wo denkst du hin?", feixte er daraufhin und als sein Vetter mit einstieg, musste er leider gleich ehrlicherweise den halbherzigen Bluff aufgeben: "Wovon redest du? Ich bin schon zig mal da gewesen! Hahaha!" Er breitete wie ein Unschuldiger die Arme aus und meinte dann: "Naja gut, ich geb's ja zu. Vielleicht ist die hiesige Jugend ja doch vergnügungssüchtig. Aber macht ja nichts. Hier, nimm erstmal dein zweites Bier." Er zeigte auf den Becher, den Decula Pacatus gleich mal vorsorglich gefüllt hatte. "So, wenn es in Navaliorum so viele Kneipen gibt, weißt du ja wie man feiert. Das erproben wir heute mal", provozierte Audaod augenzwinkernd. Vielleicht stellten sie ja heute Abend einen neuen Rekord an abgefüllten Römern auf.

    Audaod war ebenfalls bereits unter den Gästen, als Pacatus sich gerade neben Decula am Bier zu schaffen machte. Er hatte gerade seinen (irgendwie entfernt verwandten) Vetter entdeckt und entschuldigte sich eiligst bei einem Bekannten, um dann zu Decula hin zu eilen.


    "He, Dagwin!", rief er gut gelaunt und gab dem so Adressierten einen kräftigen Schlag auf die Schulter. "Haste noch so'n Bier für mich übrig?" Er grinste breit und nahm sich einen Becher. Pacatus konnte sich nun denken wieso hier so ein Lärm herrschte, wenn vermeintlicherweise alle Germanen sich so laut begrüßten.


    Audaod bemerkte den Typen, der da neben ihm stand, auch relativ schnell. Den kannte er doch irgendwoher, nur wo war das noch gewesen? Und wie hieß der noch gleich? "Salve", sagte er schonmal, so als Start. Denn römisch war Pacatus wohl gekleidet und so sprach Audaod ihn lieber gleich auf Latein an, bevor es zu Kommunikationsschwierigkeiten kommen konnte. "Du bist doch...Matinius...äh..." Er überlegte angestrengt. Ja, die Vereidigung! "...einer unserer Magistri Vici, wenn ich nicht irre?" Er reichte dem Mann die Hand, in der er keinen Bierbecher hielt, welche seine rechte war nachdem er die Bierbecherhand gewechselt hatte, und schüttelte das matinische Handpendant. "Caius Duccius Callistus. Das hier ist mein Vetter Faustus Duccius Decula. Prost."


    Audaod hatte keine Zeit mehr, auf Lucius Worte in angemessener Weise zu reagieren. Das verhinderten sein Vater und Octavenas Onkel. Was Lucius da so von sich gab, war genug um Audaods Laune deutlich zu trüben, aber das wurde schnell wett gemacht durch die frohe Botschaft, die nun verkündet wurde.


    "Auf uns", prostete Audaod ebenfalls in die Runde und konnte auch nicht umhin zu lächeln, als sein Vater und seine baldige Stiefmutter - verdammt, wer konnte sich bitte so einer heißen Stiefmutter rühmen? - fröhlich losplauderten.


    Lucius' Vater überraschte Audaod schließlich mit seinem Vorschlag, Jagen zu gehen. Wortlos sah er von Marcus Petronius zu Lucius Petronius, bis ihm ein Einfall kam. Mit einem Seitenblick zu seinem Vater schlug er vor: "Also, wir haben da sowieso schon etwas geplant, diese Woche..." Er warf seinem Vater nochmal einen Blick zu, von dem er ein zustimmendes Nicken erhielt. "Eine Wolfshaltz!", rief er also aus und war plötzlich wieder richtig guter Laune. Lucius' Gequatsche war auf einmal vergessen. "Die Bauern hatten echte Probleme mit einem fiesen Wolfsrudel, nur knapp eine Reitstunde südlich von hier. Und wir wollen dieses Problem beseitigen." Audaod strahle Lucius an. Das konnte doch nur ein riesen Spaß werden.

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    Original von Lucius Petronius Crispus
    So verdrehte er nur die Augen und fragte sich, ob es im germanischen Adel üblich war, dass man Handwerk betrieb - sein Vater hatte ihm schon früh deutlich gemacht, dass sich das für einen guten römischen Adligen (was man als Decurio ja auch irgendwie war) eine sehr unangebrachte Tätigkeit war. Uneingedenk der Tatsache, dass solch eine Frage vielleicht etwas unangebracht war, fragte er deshalb


    "Ist dieser Silvanus ein naher Verwandter? Oder seid ihr alle Handwerker?"


    Über die erste Frage musste Audaod erstmal kurz nachdenken. "Er ist mein Vetter. Aber entfernt verwandt. Ein Abkömmling des Bruders meines Urgroßvaters." Soweit er den duccischen Stammbaum jetzt richtig im Kopf hatte. Genauer konnte er momentan nicht werden, aber das erwartete Lucius vermutlich auch nicht von ihm. Hoffentlich.


    Die zweite Frage ließ Audaod schließlich seine Stirn in Falten legen. "Wie darf ich das verstehen?", fragte er mit einer guten Portion Überraschung in der Stimme. Lucius musste doch wissen, dass Audaods Vater kein Handwerker war. Und Audaod ebenso wenig. Was sollte also diese Frage?

    "Bei Tyr, soll ich etwa der nächste Usurpator sein?", gab Audaod kurzzeitig erschrocken ob dieser Idee zurück. Aber ihm war ja klar, dass Eldrid ihn damit nur verspotten wollte, weshalb er daraufhin nur ärgerlicher wurde. "Du wärst jedenfalls die erste auf meiner Proskriptionsliste", grinste er hämisch und hätte in einem Anflug von Albernheit beinahe die Zunge rausgestreckt.


    Auf ihre Rückfrage hin wollte Audaod schon ganz clever kontern, als ihm Albins Starren auffiel. Der Alte war in seiner Bewegung erstarrt und erwartete offensichtlich genauso gespannt wie Eldrid seine Antwort. Was zum...? Audaod rief sich seine Worte in Erinnerung und schlagartig wurde ihm - erst jetzt! - die Doppeldeutigkeit seiner Worte bewusst.


    "Äh...", stammelte er deshalb erstmal im Versuch, die Situation irgendwie zu retten, ohn sich völlig lächerlich zu machen. "Das..." ...war doch gar nicht so gemeint! "Ich mein doch nur, dass..." Was, Audaod? Was meinst du? "...ich als Mann in Rom was werden kann, verdammte Axt!" Grandios. Dass er dieses Wortgefecht durch eigene Leistung verloren hatte, musste Audaod sich in diesem Moment wohl bereits eingestehen. Sein Ärger hatte sich urplötzlich in Scham verwandelt und seine Wangen schienen auf einmal zu glühen wie die Feuer in Witjons Werkzeugschmiede.

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    Original von Petronia Octavena
    Octavena stieg auf der Stelle auf Callistus' Toast ein und hoffte dabei im Stillen, dass sie es nun hinbekommen würden, zu vermeiden, dass es noch einmal zu einem Streit kam. Na ja, eigentlich waren sie gerade da noch haarscharf dran vorbei geschrammt.
    "Gute Idee!", stimmte sie mit einem Lächeln dem Duccius zu und schaffte es sogar, sich einen sarkastischen Kommentar zu Lucius nichtssagendem Ausspruch zu verkneifen. Damit war sie auch schon wieder sehr zufrieden mit sich, jetzt würde dem Gespräch nur noch ein Themawechsel gut tun...
    Nachdenklich fuhr sie sich an den Hals beziehungsweise viel mehr an die Kette, die dort auf ihrer Haut lag. Eine Gewohnheitsbewegung, um etwas zwischen den Fingern zu haben und so besser nachdenken zu können.
    Und das wiederum brachte sie auf einen anderen Gedanken. "Ach, Duccius, das habe ich vorhin völlig vergessen zu fragen, aber du weißt nicht zufällig, wer diese wundervolle Kette gemacht hat?" Die Frage interessierte sie tatsächlich. Vielleicht war das eine Eigenart ihres Wesens, aber wenn ihr etwas Schönes unterkam, wusste Octavena nun einmal gerne, woher es stammte. Informationssammlung. Denn wie so vieles andere konnte man auch da nie wissen, wozu es einmal gut sein konnte.


    Audaod war froh, dass wenigstens Octavena nicht noch einen Spruch hinterherdrücken musste, wie es Lucius machte. Er trank einen ordentlichen Schluck vom Wein und schwieg dann, weil er nicht wusste was er noch sagen sollte. Zum Glück kam Octavena auf etwas völlig anderes zu sprechen, wozu der junge Duccius sogar Auskunft geben konnte.


    "Oh ja, das kann ich dir sagen. Die Kette wurde von Brix gefertigt, unserem Goldschmied. Er betreibt schon lange unsere Goldschmiede und hat sogar meinen Vetter Rod...äh...Lucius Duccius Silvanus zum Goldschmied ausgebildet. Vielleicht hat der auch ein bisschen mitgeholfen, dem gehört nämlich seit ein paar Jahren der Laden. Naja, jetzt weißt du's. Brix."


    Audaod lächelte verschmitzt. Sollte er noch mehr erzählen? Und wenn ja, was? Nein, er schaute lieber in seinen Becher und befreite diesen dann vom letzten Rest Wein darin. Einer der petronischen Sklaven würde gewiss wieder auffüllen und so hatte er etwas Zeit, sich irgendetwas weiteres Sinnvolles auszudenken, was er noch sagen könnte.

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    Original von Petronia Octavena
    "Das meine ich ja genauso. Nur steckt auch hinter Architektur erst einmal Theorie bevor es zur Praxis kommt."
    Den leicht missgelaunten Unterton konnte sie sich dann aber doch nicht verkneifen. Warum konnte Lucius aber auch nie von selbst es einfach mal gut sein lassen?


    Audaod war mitten im Krieg gelandet. Dass Octavena und ihr Vetter sich so wenig mochten, hatte er nicht geahnt. Aber so irritierend die Szene erst war, so amüsant wurde sie.


    "Äh...wir sind uns also einig, dass ohne Geometrie keine Architektur und ohne Architektur keine prächtigen Gebäude möglich sind. Ist doch wunderbar." Er grinste schief. "Darauf ein Prosit?" Er hob seinen Weinbecher in der Hoffnung, dass einer der beiden ein weniger konfliktträchtiges Thema auf den Tisch bringen würde. Vielleicht kamen sein Vater und der Hausherr ja auch bald mit guten Neuigkeiten zurück in den Raum.

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    Original von Petronia Octavena
    "Na ja, korrigiert mich, wenn ich mich irre, aber nach dem Bisschen, was ich bisher über Geometrie weiß, muss es sich dabei ja auch um ein eher trockenes Thema handeln." Sie zuckte mit den Achseln. "Ich für meinen Teil glaube jedenfalls, dass ich mich dafür auch eher weniger begeistern könnte. Das ist alles so theoretisch. Da nutze ich meine Zeit doch lieber für einen Spaziergang über das Forum an der frischen Luft."


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    Original von Lucius Petronius Crispus
    "Spazierengehen? Gehst du auch gern 'Spazieren', Duccius?"


    fragte er mit einem spöttischen Lächeln - solche Zeitverschwendung war nicht einmal einem Duccier zuzutrauen!


    "Ich...äh", stutzte Audaod für einen Moment, denn Lucius' spöttischer Kommentar überraschte ihn. Der Petronier hatte wohl nicht sehr viel dafür übrig. Aus seinem Mund klang das Wort beinahe wie eine Krankheit. "Also, Spazieren um des Spazierens Willen liegt mir auch nicht unbedingt, gebe ich wohl zu. Aber gegen einen gelegentlichen Rundgang durch die Straßen habe ich auch nichts einzuwenden, denn man trifft ja immerhin viele Bekannte und kann hier und dort auf die Einladung zu einem Becher Wein oder gar für eine gemeinsame Cena hoffen. Ich hörte, so verdienen sich manche Leute sogar tagelang ihr Abendessen." Er zuckte mit den Schultern. War doch eigentlich ganz nett, Umgang mit anderen zu pflegen. Besonders, wo es bei manchen Leuten zuhause in den eigenen vier Wänden nicht immer so schön war wie auf der Straße, wo immer Abwechslung herrschte.


    "Zur Verteidigung der Geometrie muss ich aber noch sagen, dass sie nicht so theoretisch ist, wie du denkst", sagte er dann noch zu Octavena. "Immerhin können nur mit ihrer Hilfe derart gerade Straßen, so präzise Rundbögen oder detailreich gestaltete Häusereingänge und Säulenpassagen errichtet werden. Die Geometrie sichert das Bestehen der Architektur." Er lächelte Entschuldigend ob dieser Belehrung, fügte dann jedoch noch hinzu: "Aber wenn man die ganze Schose lernen soll, ist es trotzdem manchmal recht dröge..."

    "Ach, was weißt du schon davon?", gab Audaod patzig zurück. Kurz wirkte er, als wolle er gar nichts mehr dazu sagen. Dann jedoch nahm er Brust-raus-Bauch-rein-Haltung an und erklärte: "Ich, Kleine, werde jedenfalls der erste Wolfrikssohn sein, der Consul wird. HA! Ich überhole Alrik einfach im Cursus Honorum." So klang jugendliche Selbstsicherheit. Oder Selbstüberschätzung.


    "Und mein Sax bekomme ich schon noch, du wirst schon sehen. Lang dauert's nicht mehr, ich bin ja schon fünfzehn Sommer alt. Bald bin ich ein Mann und dann kannst du was erleben!" Was genau er damit nun sagen wollte, wusste Audaod selbst nicht so genau, aber es klang jedenfalls nach einer Herausforderung. Challenge accepted?

    Dass der alte Petronier und Audaods Vater den Raum verließen, nutzte Audaod um noch ein paar Honigfrüchte in seinen Mund zu stopfen, bevor die Reste abgeräumt wurden. Dumm nur, dass ausgerechnet mit ihm nun Lucius reden wollte. Und worüber! Geometrie, das war definitiv nicht Audaos Lieblingslernstoff.


    "Mhmh", machte er und versuchte schnell zu schlucken, damit er normal reden konnte. Das war ihm zwar nun doch etwas peinlich, besonders vor Octavena. Aber die schien sowieso gerade nicht so gesprächig zu sein, also antwortete Audaod einfach hastig: "Zwangsläufig, ja", bejahte er die ihm gestellte Frage und erkannte dann, dass er wohl noch etwas mehr dazu sagen sollte, wenn das Gespräch nicht gleich wieder versiegen sollte. "Also, neben dem Unterricht beim Grammaticus - Cinadon heißt der, kennst du ihn vielleicht? - also da hatte ich jedenfalls noch einen anderen Lehrer, der mir Geometrie beibringen sollte. Aber so richtig viel Erfolg hatte der - das muss ich wohl eingestehen - nicht." Er zuckte mit den Schultern und setzte ein entschuldigendes Lächeln auf. Dass Lucius ein besonderer Fan der Geometrie war, ahnte er nicht.

    "Schmackhafter als du ist er auf jeden Fall", ätzte Audaod beleidigt zurück, als Eldrid sich so über ihn lustig machte. Er hatte immerhin noch Träume.


    "Und Alrik ist überhaupt noch gar nicht Senator", sagte er dann weiter. "Der muss erstmal zum Senator erhoben werden, das hat nämlich dieser Vescularius nicht gemacht. Und warum sollte ich nicht Senator werden, wenn Alrik es schon ist? Vater ist ja auch Duumvir von Mogontiacum geworden, obwohl das schon andere Duccii gewesen sind!" Trotz. Das war jene Emotion, die Audaod in diesem Moment beherrschte. Mit grimmigem Stirnrunzeln fixierte er Eldrid, deren blödes Grinsen ihn arg nervte.

    Audaod benahm sich im Laufe der Cena wie es sich für einen Civis beim Essen gehörte. Das Huhn a la fronto wurde ordentlich zerpflückt und die Überreste - Knochen, Hautfetzen, Knorpel - lässig auf dem Boden des Hauses verteilt. Zuhause in der Casa Duccia würde Audaod sich hüten sich dermaßen zu benehmen, denn von Marga konnte er im Anschluss vermutlich eine ordentliche Tracht Prügel erwarten. Ganz zu schweigen davon, dass sie ihn später zum Wischen verdonnern würde.
    Aber wozu war man denn auch bei Römern zu Gast, wenn nicht um sich deren Tischsitten gemäß zu benehmen? Und deshalb rülpste er ebenfalls herzhaft, um seine Zufriedenheit zu demonstrieren und sparte auch nicht am Wein, der ihm angeboten wurde. Und während sich sein Vater mit Lucius über Rechtsprobleme stritt, verschlang Audaod Hühnchenfleisch und warf hin und wieder einen Blick auf die schöne Octavena, von der er den Blick bei Wodans wachsamem Auge nicht lassen konnte!
    Schließlich wurde dann noch Süßes aufgetischt. Das war großartig, Audaod liebte Süßigkeiten! Umso emsiger griff er also hier zu. Da es im Gespräch nun aber auch nicht mehr um die Juristerei ging, gab er ebenfalls seinen Senf dazu: "Ich würde gerne einmal selbst erleben, wie warm es südlich der Alpes tatsächlich ist. In Italia ist es doch auch so warm wie in Hispania, oder Achaia? Oder Asia? Mein Grammaticus sagte immer, dort werde es im Sommer um einiges heißer als hier. Das kann ich eigentlich kaum glauben..."

    Koks und Nutten. Beziehungsweise: Met und Lupae. Audaod grinste nur. Er wüsste tatsächlich einige Möglichkeiten, Beute und Plündergut in Windeseile zu verprassen. Würfelspiel, Wetten auf Hundekämpfe, gutes Essen. Hach, das Leben konnte so prall sein, wenn man nur das nötige Kleingeld besaß.


    "Was ich in Rom will?", wiederholte er den Sinngehalt der abschließenden Frage, die Eldrid ihrem Vetter da so unvermittelt stellte. Darüber musste er tatsächlich erstmal einen Moment lang grübeln. "Tja, das...weiß ich noch nicht so genau..." Er kratzte sich ratlos am Kinn und schob sich dann erstmal zwei, drei Löffel vom Eintopf in den Mund. Beim Kauen grübelte er weiter. "Rom ist groß. Rom bietet viele Möglichkeiten. Eldrid, ich könnte alles werden." Jetzt konnte man ihm ansehen, wie sich langsam eine Idee bildete. "Ich könnte ein großer Kaufmann werden, mit duccischen Glaswaren oder unserem schmackhaften Met handeln. Oder in den Staatsdienst gehen als Eques, als irgendein Procurator. Oder..." Ja, oder? "...ich werde Senator." Audaod grinste wieder. Das wäre doch was. Ein duccischer Senator in Rom. Eine Sensation!