Beiträge von Tiberia Lucia


    Stesichoros


    Schon nach Kurzem wurde die Tür geöffnet und ein eilfertiger Stesichoros km zum Vorschein. Mit geübten Blick schätzte er den Besucher ein und fragte schlicht: "Ja bitte? Womit kann ich helfen?"

    Tiberius Helvetius Varus, ich bin ja nur selten mit Sergia einer Meinung, eigentlich so gut wie nie... aber hier hat sie Recht! Wie sollen Frauen Kontakt zu dir aufnehmen, wenn dein Posteingang überfüllt ist? Entrümpel mal! :D :app:

    Leider keine Fälschung? Manlia plusterte sich bei der Wortwahl des Mannes sichtlich auf. Wollte der ihnen etwa unterstellen, dass sie es nötig hätten…?
    Doch Lucia war zu glücklich, als dass sie auf solche Kleinigkeiten achtete. „Danke!“, trällerte sie also fröhlich, immer noch das breite Grinsen im Gesicht. „Lasst euch nicht zu lange Zeit damit! Denn los werden wir es sowie so sehr schnell wieder! Manlia und ich haben einiges mit diesem Geld vor! Die Händler der Stadt werden sich freuen!“, am liebsten hätte Lucia nun detailliert berichtet, was genau sie damit vorhatte, doch Manlia schnappte sich ihren Arm und bugsierte sie zur Tür.
    „Vale bene!“, verabschiedete sie sich noch im Hinausgehen.

    Natürlich hatte Lucia nicht das Geringste gegen die Sitzplatzverteilung. Zum einen würde sie ihrem Bruder nie widersprechen, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, zum anderen gefiel ihr ihr Klinen-Nachbar. Auch wenn seine Fragen sie eben noch ins Schlingern gebracht hatten, schätze Lucia doch einen wachen Geist. Silanus schien darüber hinaus noch Humor beisteuern zu können. Da hatte Lucia schon ganz andere Sitznachbarn gehabt! Dies hier würde wohl eine angenehme Abwechslung.


    „Es wäre mir eine Freude!“, sprach sie also und schlenderte gemeinsam mit den anderen ins Triclinium. Auf dem Weg versuchte sie Augenkontakt zu Verus aufzubauen, einfach um ihm ein freundliches Lächeln zu schenken, doch dieser schien tief in Gedanken zu sein. Erst als sie ihre Plätze eingenommen hatten schien er seine Umgebung wieder wahrzunehmen. Während der Vorstellungsrunde versuchte Lucia wieder Augenkontakt mit ihrem Verwandten aufzubauen und ihm nunmehr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken. Verus kam ihr immer so bedrückt vor. Aber vielleicht lag das auch nur an den seltsam offenen Gesprächen die sie vor seiner militärischen Laufbahn hatten.


    Bei diesem Geplänkel zu Beginn des Essens konnte Lucia als Frau nicht viel beisteuern. Ihr oblag es den gerade sprechenden Männern aufmerksam zuzuhören und ihnen das Gefühl zu verleihen, als wären ihre Worte das Salz in der Suppe. Das war ein wenig schwierig, wenn sie der Beitrag auf zwei Worte beschränkte, die noch dazu durch ein Zögern und ein ‚ähm‘ getrennt wurden. Dieser Petronius Crispus schien kein großer Redner zu sein. Leicht verwirrt fragte sich Lucia, was ihr Bruder dann wohl an dem Mann fand. Bisher hatte es zumindest eine Konstante in Lepidus Bekanntschaften gegeben: Sie alle waren in der Rhetorik mehr als bewandert. Nachdenklich musterte Lucia diese Ausnahme der Regel und nahm sich vor ein wenig mehr über ihn in Erfahrung zu bringen.


    Silanus hingegen konnte man sehr gut zuhören. Lucia hatte keine Probleme dabei ihm ihre volle Aufmerksamkeit zu schenken. Manlius sprach schließlich seine Bewunderung für den Werdegang aus, so dass sie nur bestätigend nicken konnte. Auf seine eigenen Ambitionen musste Lucia aber zumindest ein paar bekräftigende Worte loswerden: „Ach, lieber Manlius! Du hast keinen Grund dein eigenes Licht so unter den Scheffel zu stellen. Ich bin mir sicher, dass du dich selbst überraschen wirst!“ Zwar hatte Lucia keine Ahnung, wie zuverlässig Manlius bei seiner Arbeit war, doch er war ihr sympathisch und somit verdiente er in ihren Augen die Bestätigung.


    Lepidus schaffte es nun mit wenigen, passenden Worten auch noch Verus und diesen Mucius Scaevola vorzustellen. Bei letzterem hatte Lucia ein seltsames Gefühl im Bauch. Er schien zwar ein wirklich guter Freund ihres Bruders zu sein, aber er war immer so laut und so forsch und… Das waren aber auch andere, mit denen sich Lucia wiederum gut verstand… Sie konnte den Finger nicht darauf legen, aber irgendetwas störte sie an Scaevola. Das hielt sie doch nicht davon ab, ihrer Pflicht als Frau in so einer Runde nachzukommen. Sie hörte ihm also lächelnd zu und tat gebührend beeindruckt, als er in ihre Richtung blickend von seinen Plänen berichtete. Doch irgendwas an Scaevolas Blick brachte Lucia dazu rasch die Augen wieder abzuwenden. Ihr Bruder würde seinen Freund schon gebührend unterhalten!


    Sie wollte eben wieder das Wort an Silanus richten, als dieser von Petronius angesprochen wurde. Wirklich? Mathematik? Lucias Augen weiteten sich verwundert. Weil es ein so ungewöhnliches Thema war, konnte Lucia sich aber auch nicht einfach abwenden und mit einem anderen Gast plaudern. Fasziniert griff sie nach einer Kichererbse nach der anderen und wartete auf die Unterhaltung, die sich aus dieser Frage entspinnen würde.

    mal so als IR-Frau gesprochen:


    Ich hab mich in dem Wissen um die begrenzten Möglichkeiten bewusst für eine weibliche ID entschieden. Für mich persönlich waren die fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten kein Hinderungsgrund. Eigentlich fand ich diese Situation sogar ganz reizvoll. Im echten Leben hat man doch genug Verpflichtungen... Selbst wenn Frauen jetzt die Aufstiegsmöglichkeiten eingeräumt würden, würde ich diese vermutlich nicht ergreifen.


    Ich hab nichts gegen die Lockerung, ich zweifel nur daran, dass sie großen Nutzen bringt.

    Warum wirkte Lucius so seltsam erleichtert, nachdem Lucia von ihren Treffen mit Avianus berichtete? Ihre sonst so makellose Stirn legte sich in sanfte, verwirrte Falten. Wenn sie mit Lucius nun tatsächlich so vertraut gewesen wäre, wie ihre Anrede es für Außenstehende implizieren mochte, hätte sie wohl direkt nachgefragt. Doch hier und jetzt war das leider undenkbar. Auch kam Lucius ihr mit seinen nächsten Worten jeder weiteren Reaktion zuvor.
    Daran hätte sie nun aber auch selbst denken können! Natürlich hatte Lucius in seinem Amt sehr viel am und im Palatium Augusti zu tun. Da hätte sie aber auch wirklich mit einem genaueren Nachhaken rechnen können. Mist… Auch wenn sein Angebot sehr freundlich war, kam es Lucia grade äußerst ungelegen.
    „Das ist ein sehr großzügiges Angebot, Lucius, ich danke dir dafür!“, ging sie also lieber erst auf diesen Teil ein. Vielleicht schaffte sie es ja sogar ihn von der anderen Hälfte abzulenken. Einen Versuch war es wert! „Ich hoffe aber doch, es wirkte nicht so, dass ich unsere kurze Bekanntschaft gleich ausnutzen wollte. Das war keinesfalls meine Absicht! Es tut mir leid, wenn dieser Eindruck entstanden ist!“ In einer bekümmerten Geste legte sie ihre Hand an die eigene Wange. „Ich kann mir denken, dass viele nur wegen deiner Position deine Bekanntschaft suchen.“ Ein ablehnendes Kopfschütteln begleitete ihre Worte. „Aber das war wirklich nicht meine Absicht!“ Sie merkte, dass sie sich schon zu wiederholen begann und lächelte verlegen.


    Unsicher schweifte ihr Blick von ihrem Gegenüber weg und blieb an einem in ihre Richtung starrenden jungen Mann hängen. Irgendwie kam dieser Lucia bekannt vor, doch sie konnte den Finger nicht darauf legen. Doch er war einer von Lepidus Gästen und die galt es zu bezaubern. Also schenkte Lucia dem jungen Mann ein strahlendes Lächeln ehe sie sich rasch wieder an Lucius wandte.


    „Ich meine, dein Angebot ist äußerst großzügig, aber du musst dich nicht dazu genötigt fühlen… Ach, ich kann mich schon wieder nicht recht ausdrücken!“ Manchmal wünschte sie wirklich die Wortgewandtheit ihres Bruders zu haben! Sie fürchtete grade mit ihren peinlich berührten Worten Lucius nur unnötig gekrängt zu haben, indem sie sein generöses Angebot so verschmähte.

    Ihr Bruder hatte Lucius also eingeladen, ohne ihn persönlich zu kennen? Irgendwas schien Lepidus von diesem zu wollen. Lucia hätte nur zu gerne gewusst, was ihr Bruder sich von dem Kontakt mit dem Iunier versprach. Sicher war er allein wegen seines Postens interessant, aber ob das schon alles war? Sie würde Lepidus nach diesem Abend wohl mal fragen, wenn sich das nicht von selbst aufklärte.
    „Und dadurch begegnen wir uns hier wieder… Wie klein Rom doch ist!“, kommentierte sie mit einem amüsierten Blick. Ihr war natürlich bewusst, dass ihr Zusammentreffen mit dem Iunier um einiges ungewöhnlicher war als ein beruflicher Kontakt, aber darauf musste sie ja nicht weiter eingehen.


    Das gleiche hatte sie auch für ihre Bekanntschaft mit Lucius Verwandtem gehofft, doch da schien einfach die Neugierde ihres Gegenübers zu groß zu sein. Verlegen strich sich Lucia eine nicht vorhandene Strähne hinter das Ohr und musste kurz überlegen, wie sie das am besten beantworten sollte. Sie wollte nicht unbedingt von ihren dauernden Besuchen bei der staatlichen Lotterie reden, wenn es sich vermeiden ließ, also wie das am besten formulieren?
    Ihr zögern war schon mehr als deutlich, als sie endlich zu sprechen begann: „Das kommt darauf an, wie man ‚gut kennen‘ definiert. Ich bin ihm davor erst zwei Mal kurz begegnet.“ Sie zuckte abwiegelnd mit den Schultern und erklärte weiter: „Ich war ein paar Mal beim Palatium Augusti, er stand dort zusammen mit einer weiteren Wache am Tor und wir hatten eine kleine… Diskussion, darüber was für eine Waffenkontrolle als gründlich genug gilt.“ Eine feine Röte hatte sich während Lucia sprach auf ihre Wangen geschlichen. Als ihr klar wurde, wie diese Worte auch ausgelegt werden konnte, fügte sie hastig hinzu: „Aber es war sein Kollege, über den ich mich aufregte, nicht dass du jetzt einen falschen Eindruck bekommst. Avianus war… schlagfertig, mehr nicht.“ Mit einem erneuten Schulterzucken wollte sie die ganze Geschichte abschütteln. „Und am Festtag der Concordia sah ich ihn dann zufällig, wissen die Götter, wie ich ihn unter den ganzen Prätorianern erkennen konnte.“ Jetzt auch noch zuzugeben, dass sie ihn hatte ärgern wollen, ihm die Sache am Tor ein wenig heimzahlen wollte, das ging dann doch zu weit.

    Jetzt hatte Lucia schon einige Zeit alleine am Rande der Gesellschaft herumgestanden und nicht so recht gewusst, wie sie auf die Matinier zugehen sollte. Hin und wieder nippte sie an ihrem Weinglas, in der Hoffnung darin eine Idee Mut zu finden. Das sah ihr so überhaupt nicht ähnlich! Normalerweise hatte sie nicht die geringsten Probleme damit auf Leute zuzugehen. Aber das hier musste gut laufen! Sie brauchte eine Erfolgsmeldung, um den Schock, den Lepidus noch bekommen würde ein wenig abzumildern.
    Sie war sich inzwischen relativ sicher, wen ihr Bruder gemeint haben musste. Die Frau trug wirklich ein beinahe verboten rotes Kleid. Lucia fand es großartig! Ihr selbst würde diese Farbe niemals schmeicheln, aber die junge Frau wirkte darin regelrecht verführerisch – sofern man das als Geschlechtsgenossin beurteilen konnte. Dazu kam noch, dass dieses Kleid in Lucias Augen ebenfalls dafür ausgewählt schien der Braut ein wenig die Show zu stehlen. Das machte die junge Frau Lucia gleich sympathisch. Wenn sie aber nicht so langsam was tat, würde sie selbst noch als die verrückte Schnepfe in der Ecke abgestempelt werden! Also tief durchatmen und los! Zu Lucias Glück kam in diesem Moment auch noch der junge Mann, den Lepidus ebenfalls als Matinier einschätzte dazu. Sehr gut, dann würde sie zumindest kein laufendes Gespräch unterbrechen müssen.


    Leicht verlegen trat Lucia also auf die kleine Gruppe von zwei Herren und der jungen Frau im roten Kleid zu und machte mit einem „Verzeihung?“ auf sich aufmerksam. Mit einem entschuldigenden Lächeln blickte sie in die Runde und sprach: „Ich hoffe ich störe nicht. Aber mir lässt schon seit einer geraumen Weile eine Sache keine Ruhe.“ Ihr Blick streifte die beiden Herren und blieb an der jungen Frau hängen. „Ich musste dir einfach zu deiner großartigen Wahl gratulieren!“Bewusst ließ Lucia eine kleine Pause, ehe sie mit strahlenden Augen auf das Kleid verwies. „Dieses Kleid ist einfach fantastisch! Die Farbe steht dir außerordentlich gut!“ Im Stillen hoffte Lucia nicht zu dick aufzutragen, aber ihr hatte einfach keine andere Idee für eine Annäherung kommen wollen. „Ich hoffe ich bin nicht zu aufdringlich. Aber ich muss einfach die egoistische Frage stellen, wo du den Stoff erworben hast!“

    Lucius Silanus also… die junge Tiberia wiederholte den Namen in Gedanken rasch ein paar Mal hintereinander. Sie hatte das Gefühl auf diese Weise Namen eher behalten zu können. Doch sein unblasiertes Angebot ihn beim Praenomen zu nennen, lenkte sie gekonnt ab. Da jedoch auch er bei ihrem Namen Probleme zu haben schien, musste sie ihre Gedanken dazu kurz hintenanstellen.


    „Lucia. Tiberia Lucia. Wenn du willst, reicht Lucia ebenfalls. Dann können wir gemeinsam strahlen.“


    Mit diesem kleinen Scherz versuchte sie über ihre leichte Verwirrung ob der raschen Vertraulichkeit hinwegzuspielen. Zwar war sie vom Stand wohl über ihm, doch er war eindeutig älter und hatte eine bedeutende Position inne. Aber jetzt war es geschehen und im Nachhinein darauf herumzureiten brachte ohnehin nichts.


    „Darf ich fragen, woher du meinen Bruder kennst, Lucius?“


    Lucia zwang sich bewusst ihren Gegenüber beim Praenomen zu nennen, denn jetzt wieder zu Iunius zurückzufallen wäre wohl beleidigend gewesen.

    Sim-Off:

    Tut mir leid, ich scheine die Szene hier unnötig ausgebremst zu haben. Sorry dafür!


    Lucias Grinsen wurde – wenn das denn ging – noch ein wenig breiter. Der Iunier ging tatsächlich auf ihren kleinen Spaß ein. Sie glaubte sogar, dass er beinahe die gleichen Worte wählte, wie auf der Feierlichkeit der Concordia. Wenn sie nur noch wüsste, was genau sie darauf geantwortet hatte… Aber das war ja relativ egal, ging es doch darum diesmal zuzustimmen!
    „Das habe ich in der tat.“ Sie blinzelte ihm verschwörerisch zu und blieb schließlich mit leicht schräg gelegtem Kopf vor ihm stehen. „Nur war unser letztes Treffen leider viel zu kurz. Ich fürchte ich habe mir deinen vollständigen Namen nicht merken können, werter Procurator a libellis.“, gab sie ohne Verlegenheit zu. Den Titel hatte sie sich hingegen merken können, was für ein seltsames Konstrukt das Gedächtnis doch war! „Wärst du so freundlich und würdest mich erinnern?“
    Lucia musterte interessiert das Gesicht ihres Gegenübers und versuchte dessen Alter einzuschätzen. Das war alles andere als einfach. Offensichtlich war der Iunier irgendwo zwischen 20 und 40, einen Zeitraum, in dem Männer nicht zu altern schienen. Fältchen? Krähenfüße? Sie suchte auch am Haaransatz nach einem Grauschimmer oder einem Zurückweichen der Haare, welche ihr weiter helfen könnten. Vermutlich näher an den 40 als an den 20, dachte sie sich, war sich aber alles andere als sicher. Lucia war so sehr in das kleine Spiel hier vertieft, dass sie die Blicke, welche Petronius ihr zuwarf überhaupt nicht wahrnahm. Da sie aber vorhatte mit jedem der Anwesenden ein paar höfliche Worte zu wechseln, ehe der Abend vor bei war, würde dieser wohl auch noch in den Genuss ihres Charmes kommen.

    Lucia folgte dem Opfer, wartete gespannt und klatschte dann erleichtert. Sie war heute eindeutig nicht ausgelassen genug, um in die ‚Palma‘-Rufe mit einzustimmen, doch sie applaudierte ihm herzlich. Diese ganze Zeit strafte sie Iunius mit Schweigen, oder zumindest hoffte sie, dass ihm ihr Schweigen eine Strafe war - Befürchten tat sie das Gegenteil.
    Nachdem schließlich das Opfer angenommen war – den Göttern sei Lob und Dank – und Palma noch eine kurze Ansprache gehalten hatte, begann das Fest. Jetzt sollte es doch nicht mehr allzu lange dauern, bis sie zu ihrem Bruder stoßen konnte. Doch noch war er da oben auf der anderen Seite der Prätorianer.
    Bunte Schnipsel regneten auf sie herab und Lucia sah begeistert nach oben. Kurz ihre Umgebung vergessend versuchte sie kindlicher Weise ein paar der Papyrusschnipsel aufzufangen. Ihre Finger schafften es tatsächlich ein paar der bunten Fetzen habhaft zu werden, ohne dass sie sich groß von ihrem Platz fortbewegte. Diese nun in der Hand hatte sie eine Idee, wie sie die restliche Zeit rumbringen konnte. Einfach noch ein wenig Iunius ärgern.
    Sie drehte sich wieder zu ihm herum und warf die Schnipsel über ihn, so dass sie auf ihn herabregneten. „Mach doch mal ein fröhliches Gesicht!“, forderte sie ihn dabei mit einem frechen Grinsen auf. „Das Opfer ist angenommen, das Fest beginnt.“ Natürlich wusste sie, dass er sich keinen Meter fortbewegen konnte. Umso schöner war es ihn nochmal zusätzlich darauf aufmerksam zu machen, dass andere jetzt feierten.

    Oh nein – oh nein – oh nein! Sie war zu spät! Lucia versuchte nicht in ungebührliche Hast zu verfallen. Das bearbeiten ihrer Haare mit der Brennschere hatte doch länger gedauert, als sie dachten, weil Arsinoe einfach noch nicht so geübt wie Sekunda war. Mit aller Selbstbeherrschung richtete Lucia die Falten ihres hellblauen Kleides, während sie an der Porta und im Atrium schon die ersten Gäste hören konnte. Arsinoe flatterte wie ein Schmetterling um sie herum, richtete hier noch etwas, zupfte dort noch kurz. Nur Sekunda stand in augenscheinlicher Ruhe im Hintergrund und beobachtete die junge Sklavin genau. Als Lucia dann endlich fertig aus ihrem Zimmer trat, bekam Arsinoe von der alten Sklavin einen Klaps auf den Hinterkopf, weil sie zu lange gebraucht hatte. Wurde jedoch sogleich mit lobenden Worten zur Seite genommen, da sich das Ergebnis sehen lassen konnte.


    Mit einem entschuldigenden Lächeln betrat Lucia schließlich das Atrium, in dem sich ihr Bruder schon der Gäste angenommen hatte. Die Tatsache ein wenig zu spät zu sein, bedeutete nun, dass sie gewissermaßen einen kleinen großen Auftritt hatte. Ein Nebeneffekt, den sie zu genießen gelernt hatte. Es gab doch nichts Schöneres als ein paar bewundernde Blicke auf sich zu spüren. Gleich am Anfang traf sie auf Lucius Manlius Acidinus. „Wie schön, dass du es geschafft hast! Mein Bruder hat dich sicher schon willkommen geheißen, aber lass es mich bitte wiederholen! Fühl dich ganz wie zu Hause und mach Laeva, wenn du ihr hiervon erzählt ein wenig eifersüchtig!“ Ein freches Zwinkern folgte und die beiden wechselten ein paar Worte.


    Da fiel ihr Blick auf jemanden, den sie so hier nicht erwartet hatte. Die Verlockung war einfach zu groß und Lucia musste das Missverständnis von ihrem ersten Treffen nachstellen. Also trat sie ein paar Schritte auf diesen zu und rief halblaut: „Iunius!“ Mit einem breiten Grinsen wartete sie darauf, dass er sich zu ihr umdrehte.

    Gleich bei der Beschreibung der Matinier blickte Lucia über die eigene Schulter. Das war zwar nicht grade unauffällig, aber sie hoffte die Frau mit dem dunklen Haar und der roten Tunika direkt zu sehen, denn so präzise war die Beschreibung ihres Bruders auch wieder nicht. Sie glaubte tatsächlich die Frau zu sehen, war sich aber nicht sicher. Meinte Lepidus, wenn er rot sagte denn auch wirklich rot? Könnte es nicht vielleicht auch Korall- oder Aprikosenfarben sein? Wenn Lucia diese Möglichkeiten miteinschloss, sah sie zwei Frauen, auf die die Beschreibung passen könnte. Warum konnten Männer keine eindeutigen Farbangaben machen? Sie drehte sich wieder zu ihrem Bruder, der inzwischen weiter geredet hatte. Nützliche Verbindungen knüpfen ließen sich hier sicherlich und wenn die Frau nicht grade arm aussah, könnte das Gespräch mit ihr auch ohne eine Verwandtschaftliche Beziehung interessant werden.
    „Das ist tatsächlich eine wenig verwegen…“, kommentierte Lucia zunächst die Vermutung ihres Bruders. Doch nach kurzem Überlegen zuckte sie sachte mit den Schultern und meinte: „Aber möglich könnte es sein. Also warum nicht. Wenn ich einen der beiden wieder finde, werde ich meinen Charme spielen lassen“ Lucia blickte nochmal über ihre Schulter, konnte die Frau nun aber überhaupt nicht mehr sehen. „Vielleicht kannst du mir die beiden ja nochmal zeigen, ehe du hier arbeiten musst. Ansonsten werde ich sie schon irgendwie finden. Zur Not rede ich einfach mit allen dunkelhaarigen Frauen mit rotem Kleid.“ Ein wenig Sticheln ob der ach so genauen Beschreibung musste sie dann doch.

    Lucia war sich nicht ganz sicher, ob sie sich über Sergia amüsieren oder ärgern sollte. Das Ganze war viel zu leicht! Diese Frau musste ein Ego so groß wie ein Elefant oder ein Hirn so klein wie ein Floh haben, um zu glauben, dass die Worte über das Kleid irgendetwas mit ihrem Aussehen darin zu tun hatten. Um dem Spielchen hier nicht die Würze zu nehmen, ging Lucia mal lieber von Ersterem aus. Mit einem großen Ego glaubte Lucia umgehen zu können. Ein wenig missfiel es ihr aber doch, dass Sergia aus dieser Banalität so ein Geheimnis machen musste. Mit Mühe hielt sie sich davon ab die Augen zu verdrehen. Einfach weiter lächeln. Immer weiter lächeln! Lucia schaffte es ihre höflich, interessierte Maske aufrecht zu erhalten und sprach beinahe spöttisch: „Keine Sorge, das kann ich verstehen…“ Eigentlich wollte sie noch eine spitze Bemerkung über gut kaschierende Kleider hinzufügen, doch ihr Bruder schien der Meinung zu sein, dass der Worte genug gewechselt waren. Mehr oder weniger willig ließ sich Lucia von ihm davonführen.


    Wieder mit ihrem Bruder alleine – sofern man das inmitten so vieler anderer Menschen sein konnte – drehten sich Lucias Gedanken wieder nur noch darum, wie sie ihm es am besten beibringen könnte. Seine humorvollen ersten Worte würdigte sie dennoch mit einem amüsierten Schnauben durch die Nase. „Ich auch!“, erwiderte sie aus vollem Herzen. Das Folgende ließ sie aufhorchen. Was hatte ihr Bruder denn jetzt schon wieder vor? Neugierde mischte sich mit Hoffnung. Vielleicht wäre danach ja endlich der richtige Zeitpunkt gekommen... „Natürlich, was kann ich für dich tun?“

    Lucia musste den lieben Beamten hier leider tief enttäuschen. Er sollte keine Gelgenheit bekommen sich über seine beiden Gäste lustig zu machen. Mit einem breiten Grinsen und einem zutiefst befridigendem Gefühl zog Lucia ihr Los hervor. Daheim hatte eine ihrer Sklavinnnen extra das richtige Los herausgesucht. Das war ein bisschen schwierig, da Lucia jede Woche auf die gleiche Zahl gewettet hatte und das mit dem richtigen Datum gefunden werden musste.
    Nun überreichte Lucia das richtige Gewinnlos und sprach: "Nichts leichter als das!" Sie presste die Lippen zusammen, konnte aber das breite Grinsen, das gar nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen wollte, auch nicht zurückhalten. Wie ein kleines Kind verschränkte sie die Finger hinter dem Rücken ineinander und hibbelte unruhig, während sie auf die Bestätigung für ihren Gewinn zu bekommen.

    Die Arbeit ist abgegeben und der Kater weitestgehend auskuriert :D :dafuer:
    gebt mir ein oder zwei tage zum wieder einlesen und ich bin wieder voll dabei!
    (schreibt mich an, wenn sich irgendwas wichtiges neues aufgetan hat, oder jemand ganz schnell ganz dringend ne antwort möchte ;) )

    Ich hab ehrlich gesagt gedacht, dass es schon längst so wäre, wie ihr es jetzt vorschlagt :D


    Aber ist es im IR, auch wenn die Gens und Familie eigentlich was anderes bedeuten, nicht eigentlich so dass die meisten einer Gens hier auch zu einer Familie gehören? Einfach weil man sich von Anfang an eine Verwandtschaft ausgesucht hat. ?(
    (Die einzige Gens wo mir bisher mehrere Stammbäume aufgefallen wären waren die Decimas /-ae - bitte steinigt mich jetzt nicht wegen der Endung :D )


    Wenn ihr jetzt aus den momentan noch einzelnen weit verzweigten Stammbäumen neue Familien machen wolltet, wie weit würde diese Familie denn reichen? Vater-Mutter-Kind? Großeltern und alle Enkel? Die gleichen Urgroßeltern?