Beiträge von Tiberia Lucia

    Seneca schien zu verstehen, oder sie zumindest nicht zu verurteilen. Lucia lächelte erleichtert. Sie glaubte sogar aus seinen Worten lesen zu können, dass er es gutfand, dass jemand seinem Verwandten schrieb. Dabei kam jedoch eine sehr überraschende Information ans Tageslicht: "Er hat einen Sohn?!", echote Lucia ungläubig. "Wer ist denn die Mutter?" Sie runzelte verwirrt die Stirn. War das etwa dieses unscheinbare Mädchen, mit dem sie Avianus an der Hochzeit gesehen hatte? Warum war das überhaupt so wichtig? War Lucia etwa ein wenig eifersüchtig? Bei der Selbsterkenntnis blinzelte Lucia verwirrt. Sie hatte doch überhaupt kein Anspruch und erst recht kein Interesse an Anvianus. Warum empfand sie dann so? Ach, diese blödsinnigen Gefühle.
    Und schon traf Lucia die nächste große Neuigkeit: "Tribunat? Tribunat im Sinne von, er ist ein Tribun?" Das hatte Lucia seltsamerweise noch weniger erwartet als ein Kind. Ein Kind konnte mal passieren. Gerade Männer waren, was das anbelangte, alles andere als vorsichtig und wenn eine Frau davon profitieren konnte taten manche auch gerne unvorsichtig und verlangten dann nach Unterstützung des Kindvaters. Diese Geschichten passierten immer und immer wieder. Aber Avianus ein Tribun? Lucia schüttelte ungläubig den Kopf. Nicht, dass sie es ihm nicht gönnte, aber sie hätte es wirklich, wirklich nie erwartet!


    "Manchmal?", wiederholte Lucia wehmütig lächelnd. "Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwelche Gedanken an die Heimat kommen. Es ist hier so anders. Alles ist hier so anders. Selbst die römischen Dinge sind hier anders. Wer würde Rom da nicht vermissen?" Sie gestikulierte zum Fenster. "Nicht nur die Stadt, sondern auch das Wetter..." Sie seufzte. "Aber da ich, im Gegensatz zu dir nicht selbst irgendetwas aktiv daran ändern kann..." den Rest ließ Lucia einfach offen und ignorierte auch den Teil der Frage, der auf das Einleben hier abzielte. Manchmal war es besser nicht die Wahrheit zu sagen.

    Wie jeden Tag fragte Lucia Arsinoe nach ihrer Korrespondenz. Leider war die Antwort darauf, vorallem im Winter, eine sehr nette Umschreibung von "kein einziger Brief" gewesen. Auch an diesem Morgen stellte Lucia die gleiche Frage wie jeden Morgen und diesmal bekam sie von der glücklich lächelnden Sklavin tatsächlich einen Brief in die Hand gedrückt. Der Brief alleine verschönerte Lucias Morgen ungemein, als sie dann las von wem er war, lächelte Lucia warm. "Wollen wir doch mal sehen, was Verus so zu berichten hat! Und Sekunda, heute würde ich meine Haare gerne aus dem Gesicht und vom Hals weg haben. Die ganzen Felle und Tücher scheinen sich immer mit diesen zu verfangen." Die alte Sklavin nickte, gab ihrerseits Anweisungen und machte sich mit zwei anderen an die Aufgabe Lucia herzurichten. Diese vertiefte sich derweil in den Brief ihres Verwandten.




    Tiberia Lucia
    Regia Legati Augusti
    Domus


    Liebe Lucia,


    der Winter war überaus hart. Mehr als das. Wir haben uns hier den Hintern abgefroren und furchtbar gelitten, weil unsere Vorräte zwar ausreichend waren aber sehr einfach. Getreide und ständig getrockneter Schinken sind auf Dauer doch recht langweilig. Scheinbar vergisst das Imperium uns an dieser Grenze. Die Limesbefestigungen sind in einem verlassenen Zustand, obwohl ich dich bitte dies nicht weiter zu geben. Ich versuche mit örtlichem Material zumindest die mir unterstellten Befestigungen zu erhalten. Ich habe das Gefühl, dass es niemanden interessiert und man uns wirklich vergessen hat. Ich diene hier als Offizier aber jegliche Anforderungen wurden bisher abgeschmettert. Es mag auch sein, dass meine Nachrichten nicht ankommen.


    Ich hoffe auf die weiteren Monate und habe schon einen Lichtblick erlebt, als die ansässigen Anwohner uns halfen, die Mauerkrone unseres Kastells neu zu bedecken. Sie haben uns Steine geliefert, in wessen Auftrag auch immer. Scheinbar haben wir einige Gönner in der Region. Ich werde mit der Dunkelheit ebenso wenig fertig. Weißt du, wie dunkel das Barbaricum ist? Ich schon. Ich hasse diesen Ort. Wirklich. Die Götter scheinen mich mit diesem Dienst zu bestrafen. Kommandant eines Abschnittes zu sein, ist doch härter als ich erwartet habe. Auch die Männer leiden mit mir, da sie das selbe durchmachen. Und immer noch keine Sicht auf einen Wachwechsel. Seit Monaten warten wir auf eine Nachricht aus Mogontiacum!


    Könntest du mir auch etwas Met schicken lassen? Er schmeckt wirklich köstlich. Er hilft die Tage hier Oben zu überstehen. Neben den üblichen Angriffen von Freischärlern, dem Schmuggel und den Zollkontrollen passiert hier nicht viel.


    Aquilina? Ich habe sie immer noch nicht kennen gelernt, obwohl wir regelmäßig schreiben. Ich wollte dich immer besuchen. Du weißt ja, dass unsere kleine Familie sehr ausgedünnt ist. Überall sind wir verteilt und scheinen langsam dem großen Namen Tiberius nicht mehr gerecht zu werden. Der Name verblasst. Ich weiß nicht, ob die Götter noch unseren Namen erhalten. Ich weiß nicht einmal mehr, ob er es überhaupt wert ist. Namen haben hier Oben keine Bedeutung. Ich bin bei meinen Männern auch nur der Centurio. Wir haben viel durchgestanden, durchgemacht, um hier zu überleben. Ich kann mir nichts mehr auf diesen Namen einbilden. Ich weiß nur, dass ich Römer in der Fremde bin. Ob mein Name Tiberius noch Bedeutung ist, ich denke nicht. Die Zeiten haben sich geändert und hier am Limes spürt man dies besonders. Rom ist hier so fern, dass all unsere Kultur nur noch Leuchtfeuer in einer Fremde ist. Weißt du was seltsam ist? Neulich besuchte mich eine germanische Seherin und sie sprach von einer Aufgabe, von einer besonderen Bedeutung meiner Person. Ich ließ sie einreisen, obwohl ich nicht wusste, was dies bedeuten sollte. Sie schenkte mir einen Anhänger. Eine Art Hammer. Seit diesem Tag achten mich die Ansässigen und sprechen nicht mehr aggressiv. Es mag auch daran liegen, dass ich mir versuche ein paar Sätze des hiesigen Stammes beizubringen. Es erleichtert die Kommunikation. Irgendwie müssen wir ja zusammenleben. Diese Seherin geht mir seit diesem Tag nicht mehr aus dem Kopf. Ich träume sogar von ihr. Merkwürdig. Mögen die Götter mir eine Erklärung schenken. Auch wenn ich nicht wirklich glaube. Mir fällt nur kein besserer Begriff für eine höhere Macht ein, Lucia.


    Umarme Aquilina! Auch in meinem Namen. Ich vermisse dich. Du warst immer die Sonne in unserer Familie, trotz des allseits machtbewussten Lepidus.


    Die Regia? Das alte Ding? Es ist ein Zweckbau. Ich weiß nicht, ob man den verschönern kann. Gib' dein Bestes! Aber ich befürchte, dass diese Nutz-Architektur von Macht und Bürokratie sich nicht mit deiner feinen Hand vereinbaren lässt.


    Alles Liebe,


    Tiberius Verus


    Seneca mochte rechthaben, vielleicht war sie eine von Fortunas Lieblingen. Die andere Möglichkeit, die Lucia für viel wahrscheinlicher hielt, war, dass die die Göttin etwas gut zu machen hatte. Hieß es nicht „Pech im Spiel Glück in der Liebe“? Nun, vielleicht funktionierte das ja auch anders herum.
    Auf Senecas Ausspruch mit dem Tempel hob Lucia die Augenbrauen. Entweder ihr Gegenüber machte grade einen sehr verwegenen Witz, oder aber er hatte sie falsch verstanden. Wenig später stellte sich das „falsch verstanden“ als richtig heraus. Lucia tat die Sache mit einem Wink und einem Lächeln ab. Doch insgeheim nahm sie sich vor, sich in diese Richtung schlauer zu machen. Vielleicht konnte der wilde Norden doch ganz interessant werden.


    Dann kam eine sehr schwer zu beantwortende Frage. Lucia verzog leicht das Gesicht , strich sich eine nicht sichtbare Haarsträhne hinter das Ohr und griff nach dem frisch befüllten Becher. „Hmm“, war ihr erstes Geräusch, während sie überlegte, was sie erzählen sollte. Die Wahrheit wäre am einfachsten. Aber nicht die volle Wahrheit, bei den Götter, wirklich niemals die volle Wahrheit. Nur das wichtigste. „Ich bin ja mit Vala zu deiner Hochzeit gekommen, natürlich bin ich das.“, begann Luci schließlich. „Nun, relativ zu Beginn des Briefkontaktes zwischen Avianus und mir ist ihm einer der Briefe in die Hände gefallen und er hat mir sehr deutlich gemacht, dass er diese Verbindung alles andere als schätzt. Ich bin um einiges später bei einer von meinem Bruder organisierten Hinrichtung auf Avianus getroffen. Er war sehr hilfreich, als mich dort die Sinne verließen. Ich selbst hab es natürlich nicht mitbekommen, aber meine Leibsklavin erzählt noch heute gerne, wie heldenhaft der“ Lucia schmunzelte über die Formulierung, die sie hier von ihrer Sklavin zitierte. „attraktive junge Offizier mich aufgefangen hat und wie gut er die wild gewordene Meute wieder unter Kontrolle brachte. Leider wurde Vala durch dieses Treffen erneut an Avianus erinnert. Ich entschied also, es wäre weise den Briefkontakt zu unterbrechen. Ich erzählte nur Avianus nichts davon, ich hörte einfach auf ihm zu schreiben. Auf deiner Hochzeit haben wir uns wieder getroffen. Ich mied ihn zunächst, weil es Vala natürlich wieder aufgefallen war. Aber… unsere Wege führen andauernd zusammen. Wir haben noch kein einziges Mal ein Treffen ernsthaft. Es waren irgendwie immer die Götter, die uns zusammenführten. Naja, auf jeden Fall konfrontierte er mich und betitelte mich in etwa als untreue Seele. Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen und … du kannst es dir vorstellen. Wir haben das Ganze dann beendet mit einer scherzhaften Drohung von mir, dass ich im Norden ein viel interessanteres Leben als er führen würde und ihm natürlich davon berichten werde.“ Lucia berichtete die ganze Geschichte möglichst rasch. Teilweise stolperte sie fast über ihre Worte. Sie wusste selbst nicht so genau, warum sie jetzt tatsächlich die Wahrheit gewählt hatte, aber es fühlte sich irgendwie erleichternd an diese ganze vertrackte Geschichte endlich mal aus dem eigenen Standpunkt zu erzählen und klarzustellen, dass es nichts kompromittierendes an sich hatte.

    „Ich habe sogar mehrmals gewonnen.“, gestand Lucia mit einem peinlich berührten Grinsen ein. „Manlia hat irgendwann aufgehört zu spielen, nachdem ich das erste Mal den Hauptgewinn bekommen hatte. Sie war überzeugt, dass wir Fortuna nicht überbeanspruchen sollen. Ich hab dennoch weitergespielt.“ Lucia wirkte bei diesen Worten leicht verlegen. „Ich dachte mir, wenn ich einmal gewinnen kann, kann ich doch einen Teil des Gewinns wieder einsetzen.“ Wohl das typische Denken eines Spielers, auch wenn sich Lucia dessen nicht voll bewusst war. „Und tatsächlich habe ich ein nicht viel später mit der gleichen Zahl ein weiteres Mal den Hauptgewinn gezogen.“ Hier konnte man meinen, dass die Erzählung zu Ende sein müsste und Lucia unterbrach sich auch kurz, um einen Schluck zu trinken. Dann fuhr sie jedoch fort: „Kurz bevor wir nach Germanien aufgebrochen sind hat mich Fortuna dann noch einmal geküsst. Diesmal nicht der Hauptgewinn, aber einer der neu eingesetzten Wochengewinne.“ Man konnte eine zarte Röte auf Lucias Wangen erkennen, während sie in freudiger Erinnerung lächelte. „Ich hätte gerne weitergespielt und gesehen, ob Fortuna mich weiterhin zu ihren Lieblingen zählt. Vor allem da ich ihr nie etwas für diese Gewinne geopfert habe. Ich habe ihr lediglich einmal gedankt.“ Lucia zuckte verlegen die Schultern. „Wüsstest du denn hier eine Möglichkeit..?“, fragte sie Seneca nach kurzem Überlegen zögerlich. Jetzt wo sie so darüber gesprochen hatte, wollte sie nur zu gerne noch einmal spielen. Es musste ja nicht Lotto sein, die Wetten auf die Wagenrennen waren ja auch sehr spannend, auch wenn Lucia da kein einziges Mal gewonnen hatte.


    Lucia nickte auf Senecas Ausführungen. Avianus schien ihm viel zu bedeuten. Wahrscheinlich auch genug um ihn nicht unnötig in eine missliche Lage zu bringen, nur weil man den Briefkontakt zwischen Lucia und ihm als problematisch ansehen konnte. Lucia fasste sich ein Herz. „Ich wollte auch gerne Briefkontakt zu ihm halten.“, gestand sie ein und nahm die Rolle wieder in die Hand. Sie drehte sie zwischen den Fingern. „Aber ich habe gedacht, dass ich vielleicht an deiner Hochzeit zu unhöflich zu ihm war und er mir deshalb nicht mehr antwortet. Jetzt weiß ich es besser.“ Was musste Avianus nur denken, da er die ganze Zeit keinen Brief von ihr erhalten hatte! Lucia verzog bei diesem Gedanken das Gesicht. Dann hob sie denB hoch und sagte aufrichtig: „Vielen Dank dafür!“

    Mit der üblichen Fuhre an Verpflegung und sonstigem benötigten Material kam diesmal auch ein Brief am Praesidio XXII an.


    Lieber Verus,


    ich hoffe du hast den Winter gut überstanden. Ich werde mich nie an diese eklige Kälte und den vielen Schnee gewöhnen. Egal wie lange ich schon in diesem Land lebe. Aber die Germanen haben schon ganz ihre eigenen Wege gefunden mit der Kälte und der Dunkelheit fertig zu werden, findest du nicht? Zum Beispiel die Herstellung des Mets. Ich war erst letztens wieder mit einer Freundin unterwegs und wir haben warmen Met gegen die Kälte getrunken. Wunderbar! Nur fühle ich beinahe noch immer den Rausch der mit diesem Getränk unweigerlich einhergeht.


    Meine kleine Aquilina ist noch immer mein Augenstern und eine der wenigen ungetrübten Freuden in diesem Land. Sie wächst und wächst und lernt jeden Tag etwas neues. Du musst uns bald besuchen kommen, ansonsten lernst du nie das Baby Aquilina kennen, sondern nur die kleine Dame!


    Jetzt wo bald der Frühling seine volle Kraft entfaltet, möchte ich mich einem ehrgeizigen Projekt zuwenden: Ich will die Regia ansehnlich machen. Leider ist meine Finanzierung beschränkt und seid Lepidus mein Grundstück vereinnahmt hat habe ich kaum eigenes Geld, aber das werde ich schon irgendwie hinbekommen. Zunächst einmal werde ich die Front von Grünzeug befreien lassen müssen, dass wir überhaupt sehen, womit wir es zu tun haben. Dann kann ich dir gerne genaueres berichten.


    Ich freu mich auf eine Antwort von dir!
    Alles Liebe
    Lucia

    Wieder zuckten Lucias Mundwinkel. Seneca schien seinen Verwandten sehr gut zu kennen und aus ähnlichen Gründen wie Lucia zu schätzen. Jetzt wo er so direkt gefragt hatte, konnte Lucia gar nicht mehr anders als von ihrem ersten Treffen zu berichten. Sie legte den Brief beiseite und nahm einen Schluck Wein, ehe sie zu sprechen anfing: „Erinnerst du dich noch, als in Rom die Lotterie eingeführt wurde? Meine alte Freundin Manlia wollte unbedingt teilnehmen, wodurch ich auch dazu verpflichtet war.“ So hatte es tatsächlich angefangen. Die ersten zwei Male waren die Lotteriebesuche von Manlia ausgegangen, danach hatte Lucia häufig die Initiative ergriffen und war manchmal sogar alleine gegangen, um eine neue Wette abzuschließen. „Im Grunde hat Avianus überhaupt nicht getan, es war vielmehr sein Kollege. Die beiden hatten die Wache am Tor und sein Kollege… wie hieß er nochmal… wir haben uns so lange über ihn aufgeregt, dass ich eigentlich dachte den Namen nie zu vergessen und jetzt ist er mir doch entwischt.“ Lucia schüttelte den Kopf. „Nunja, die andere Wache war etwas zu begierig meine Freundin und mich zu durchsuchen. Manlia hatte darauf ihren Fächer gezückt und dem Mann damit eine übergezogen. Die Situation war ziemlich angespannt, bis Avianus durch einen eigentlich unangebrachten Kommentar das alles ins amüsante zog.“ Lucia schmunzelte bei der Erinnerung. „Die Geschichte war anscheinend nicht nur für uns unvergesslich, denn ab diesem Zeitpunkt kannten uns viele der Wachen, wenn wir wieder dort hinkamen. Ich fand das recht ungerecht. Jeder schien meinen Namen zu kennen und ich hatte zu diesem Zeitpunkt nur den Namen der anderen Wache mitbekommen. Als wir uns also zufällig nochmal am Tor begegneten habe ich Avianus so lange gefoltert, bis er mir seinen Namen preisgab. Ich hatte einen riesen Spaß an unserem Wortduell.“ Lucia grinste nun. „So hab ich deinen Verwandten kennengelernt. Ich hatte bis eben übrigens nie die Verbindung zwischen dir und ihm gezogen. Wie steht ihr den zueinander?“

    Es war mal wieder Zeit sich bei ihrem Vetter zu melden. Familie war wichtig, auch wenn ihr eigener Bruder nicht der Meinung zu sein schien, so konnte sie doch selbst diese Fahne hochhalten.


    Lieber Verus,


    ich hoffe du hast den Winter gut überstanden. Ich werde mich nie an diese eklige Kälte und den vielen Schnee gewöhnen. Egal wie lange ich schon in diesem Land lebe. Aber die Germanen haben schon ganz ihre eigenen Wege gefunden mit der Kälte und der Dunkelheit fertig zu werden, findest du nicht? Zum Beispiel die Herstellung des Mets. Ich war erst letztens wieder mit einer


    Lucia zögerte. Wie wollte sie die Duccia nennen? Eine Bekannte? Eine Verwandte? Nein, das benötigte alles viel zu viele Erklärungen. Lieber wollte sie es einfach belassen.


    Freundin unterwegs und wir haben warmen Met gegen die Kälte getrunken. Wunderbar! Nur fühle ich beinahe noch immer den Rausch der mit diesem Getränk unweigerlich einhergeht.


    Meine kleine Aquilina ist noch immer mein Augenstern und eine der wenigen ungetrübten Freuden in diesem Land. Sie wächst und wächst und lernt jeden Tag etwas neues. Du musst uns bald besuchen kommen, ansonsten lernst du nie das Baby Aquilina kennen, sondern nur die kleine Dame!


    Hier stoppte Lucia mit einem warmen Lächeln und sah sich nach ihrem Schatz um. Die bunten Bänder, die früher über ihrer Wiege hingen, hatten inzwischen den Weg in ihre Haare gefunden. Ihre kleine liebte es Bänder in ihren Zöpfen zu haben, dabei konnten es gar nicht genug verschiedene Farben sein.


    Jetzt wo bald der Frühling seine volle Kraft entfaltet, möchte ich mich einem ehrgeizigen Projekt zuwenden: Ich will die Regia


    “…wieder ansehnlich machen.“, murmelte Lucia und stoppte. Naja, das Wort „wieder“ würde implizieren, dass sie jemals ansehnlich war. Nein, das würde sie lieber weglassen.


    ansehnlich machen. Leider ist meine Finanzierung beschränkt und seid Lepidus mein Grundstück vereinnahmt hat habe ich kaum eigenes Geld, aber das werde ich schon irgendwie hinbekommen. Zunächst einmal werde ich die Front von Grünzeug befreien lassen müssen, dass wir überhaupt sehen, womit wir es zu tun haben. Dann kann ich dir gerne genaueres berichten.


    Ich freu mich auf eine Antwort von dir!
    Alles Liebe
    Lucia


    Lucia las den Brief nochmal durch und nickte zu sich selbst. Das konnte sie so lassen. Aber irgendwie tendierte sie zu immer herzlicheren und persönlicheren Anreden und Formulierungen. Sie seufzte. Wen wunderte das schon, wenn sie mit all ihren Lieben nur per Brief Kontakt haben konnte. Jetzt fehlte nur noch die Adresse und der Brief konnte auf seinen Weg gehen.

    Lucias Mundwinkel zuckten, als sie sich unweigerlich an das Kennenlernen mit Avianus erinnerte. „Es ist ja auch sehr untypisch und eigentlich sehr amüsant.“, gestand Lucia ein und drehte die Schriftrolle unruhig in ihren Händen. Sie wollte gerne ein paar der lustigen Geschichten erzählen. Bisher wussten nur ihre drei besten Freundinnen von dem amüsanten Kontakt mit dem Soldaten Avianus. Alle drei hatten sich dumme Kommentare nicht verkneifen können. Und wenn schon ihre Freundinnen auf solche Gedanken kamen, wollte sie einem Mann lieber keinen Floh ins Ohr setzen. Am Ende sprach er dann doch noch mit Vala, auch wenn es aktuell nicht so aussah, als ob er das schon getan hätte.
    „Wenn ich mich recht entsinne habe ich diesen Brief vor sechs oder sieben Monaten abgeschickt.“, versuchte sie bei der Klärung zu helfen, wie lange diese Tasche schon herumliegen musste. Auch wollte sie sich mit dieser Aussage ein wenig Zeit verschaffen, in der sie überlegte, was sie nun erzählen sollte und was nicht. Nachdenklich zupfte sie am Siegel. Es schien nicht gebrochen worden zu sein. Fast schade, wenn Seneca den Inhalt gelesen hätte, wüsste er, dass darin nichts Verfängliches stand. Aber wenn sie jetzt zu defensiv wurde könnte er sonst was denken und wenn sie zu offensiv wurde ebenfalls. Wieder bekam Seneca einen fragenden Blick ab.
    „Wann hast du denn zuletzt etwas von Avianus gehört?“, wollte Lucia unverfänglich fragen und verwendete natürlich den Cognomen. Das war dumm. Welche Frau von Stand nannte einen Soldaten schon bei seinem Cognomen, wenn da nichts war? In Lucias Kopf konnte sie gerade wirklich nichts richtig machen.

    Lucia nickte bestätigend auf die Getränkewahl, als hätte sie selbst auch garantiert nichts anderes genommen. Inzwischen war ihr jedoch der Met schon ziemlich ans Herz gewachsen. Das Honig-Getränk bekam bei ihr in letzter Zeit immer häufiger den Vorzug vor dem typisch römischen verdünnten Wein. Jetzt signalisierte sie der Sklavin jedoch, dass sie das gleiche wollte.


    „Mögen Alemona und Parca euch gewogen sein““, wünschte Lucia den beiden von Herzen. „Richte Seiana doch bitte aus, dass sie sobald es ihr gut genug geht mich und meine Kleine jederzeit mit eurem Sohn besuchen kann. Ich würde mich freuen!“ Lucia war zwar nicht klar, woher der Medicus wissen wollte, dass es ein Junge wird, aber vielleicht gab es ja Anzeichen die ihr unbekannt waren.


    Es ging tatsächlich um die alte Tasche. Lucia beobachtete neugierig, wie Seneca eine Schriftrolle herausholte. Ihre Augenbrauen hoben sich, als er meinte ein Brief wäre nicht weiter verschickt worden. Was hatte das mit ihr zu tun? Sie nahm interessiert die Rolle entgegen und las Absender und Adressat. „…zu Konfusion kommt.“ Hallten Senecas Worte in Lucias Kopf nach. „Deshalb hat er nicht geantwortet!“, sprach Lucia ihren ersten Gedanken laut aus. Ihre Stimme klang überrascht und erleichtert zugleich. Dann wurde ihr Mund aber trocken. Warum hatte Seneca nicht auch diesen Brief einfach weiterversandt? Hatte Vala mit ihm geredet? Hatte er selbst die gleichen falschen Schlussfolgerungen gezogen? Lucia blickte kritisch zu Seneca auf und versuchte in seinem Gesicht die Absicht hinter dieser Tat zu lesen.

    Eben fürchtete Lucia noch ihre Gegenüber durch zu viel geplapper und geschwärme über Rom zu verschrecken und am Ende zu beleidigen, aber Duccia brannte ja augenscheinlich förmlich darauf mehr zu erfahren. Mit einem kleinen Grinsen stärkte sich Lucia mit einem Schluck Met, ehe sie zu schwärmen begann.


    „Ach, Rom“, seufzte Lucia wehmütig, während sie noch überlegte, wo sie denn nur bei allen Göttern anfangen sollte! „Du hast recht, es ist so viel größer. Alle Gebäude sind so viel eindrucksvoller, so viel höher, heller. Es ist ein ganz anderes Gefühl dort unterwegs zu sein. Natürlich ist auch viel mehr geboten. Allein die Wagenrennen! Ich gehöre der Factio Veneta an, mit Leib und Seele. Leider waren wir in letzter Zeit nicht von Fortuna geküsst, aber wir sind gerade dabei ein paar junge Talente aufzubauen. Mit uns muss man bald wieder rechnen! Ich hoffe so sehr, dass Dives mir bald ein paar Neuigkeiten von unsren Jungs schickt.“ Lucias Augen strahlten begeistert und ihre Hände untermalten ihre Worte, während sie über die Factio sprach.


    Unbewusst nahm Lucia während des Sprechens immer wieder einen Schluck Met um sich die Stimme zu ölen.


    „Die meisten versuchen tatsächlich im Sommer der Stadt zu entkommen. Das ist noch mit die ruhigste Zeit. Man besucht sich gegenseitig auf den Landgütern, übt die eigenen Künste und fördert andere in ihren. Nichts desto trotz ist man fast immer noch voll im römischen Leben dabei. Es werden Pläne geschmiedet, von Männern und Frauen gleichermaßen. Skandale werden aufgedeckt und weitererzählt. Ich habe immer gerne meine Lieblingsfeindin besucht. Interessanterweise ist sie die Frau eines sehr guten Freundes aus der Factio geworden. Bei ihr wurde es nie langweilig und wird es sicher immer noch nicht. Von ihr habe ich schon einen Brief erhalten. Sie sonnt sich regelrecht darin, dass ich jetzt hier bin und was Klatsch und Tratsch aus Rom angeht von ihr abhängig bin. Dabei war sie mit eine der größten Quellen für diese Geschichten. Ich glaube sie hat es auch mit Freude darauf angelegt, dass in ihrer Umgebung und auf ihren Feiern immer viel passierte. Allein auf ihrer Hochzeit gab es ein gefährlich gutes ägyptisches Kraut, das so einigen die Zunge gelöst und die Sitten gelockert hatte.“ Lucia grinste breit und bremste sich gerade noch, ehe sie am Ende noch auf ihre lockeren Sitten damals zu sprechen kam.


    Wie war sie überhaupt so knapp daran vorbeigeschrammt? Leicht verwundert bemerkte sie, dass ihr Metbecher schon halbleer war und ihr selbst wunderbar warm. Aber sie hatte ja noch so viel mehr zu berichten. Aber eins nach dem anderen.


    „Ich habe sie nicht nur kennenlernen dürfen. Das Kaiserpaar und der junge Caesar waren auf der Hochzeit meines Bruders. Ich habe mich sehr gut mit der Augusta unterhalten. Eine sehr intelligente und edle Frau! Ich hatte damals ähnliche Ausmaße wie du jetzt und natürlich ist es der Augusta nicht entgangen. Sie hat mir alles Gute gewünscht und ich habe mich nach der Hochzeit sehr über die Beachtung gefreut. Ich dachte jedoch, dass dies alles wäre, was ich je über die Augusta erzählen könnte, aber weit gefehlt!“, hier bracht Lucia mit einem vielsagenden Lächeln ab und nahm in aller Ruhe einen letzten Schluck aus ihrem Becher. Auf eine neugierige Nachfrage hoffend, tat sie so, als ob sie hier mit der Erzählung aufhören wollte.

    Das eingeübte Strahlen auf Lucias Lippen wurde mit Senecas Worten weicher und wirkte dadurch ehrlicher und wärmer. „Dem deinen aber auch nicht. Komm setz dich!“ Mit einer einladenden Geste bat Lucia ihn an den Tisch. Der Majordomus raffte eben noch die letzten Zettel zusammen und entfernte sich möglichst unauffällig. Auch Lucia ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.
    Ihr Blick streifte neugierig die Tasche in Iunius Händen, doch zunächst musste der Höflichkeit genüge getan werden: „Was möchtest du trinken? Wein? Wir haben auch Met oder Bier, wenn dir das lieber ist.“, während sie sprach winkte Lucia mit einer grazilen Geste eine Sklavin herbei, damit diese sogleich den Wunsch des Gastes ausführen konnte.
    „Wie geht es dir?“, stellte Lucia schließlich die letzte höfliche Frage, die nötig war bevor sie zur Sache kommen konnten. Sie wirkte dabei jedoch keineswegs ungeduldig, eher ehrlich interessiert.

    Lucias Begleiter wirkten alles andere als Begeistert, als ihre Herrin von Duccia in eine Taverne geführt wurde. Das ruhige Plätzchen hatte den Nachteil, dass gerademal einer von Lucias Sklaven direkt in ihrer Nähe bleiben konnte und das war natürlich die alte Sekunda. Nichts schien die Frau davon abhalten zu können an Lucias Seite zu bleiben. Nach der Fahrt in den Norden hatte die Sklavin sehr geschwächt gewirkt und Lucia hatte sich echte sorgen um die alte Frau gemacht, aber inzwischen wirkte sie wieder rüstig und bereit.
    Die Getränke wurden gebracht und Lucia legte dankbar ihre eiskalten Finger um den warmen Krug. Sie hob ihn auch beim Zuprosten mit beiden Händen und nahm aus Angst sich die Zunge zu verbrennen auch nur einen kleinen Schluck. Es schmeckte köstlich! Angetan leckte sich Lucia über die Lippen und nickte zufrieden.
    Auf Duccias Antwort nickte Lucia interessiert. Ja, deren Vater hatte bei der Hochzeit wie ein echter Römer gewirkt. Umso seltsamer…, befand Lucia, hütete sich aber dies auszusprechen.
    Ob sie sich eingelebt hatte? Lucia hatte große Mühe nicht das Gesicht zu verziehen, es zuckte aber vielsagend um ihren Mund herum. „Ich hab bei der Einrichtung in der Regia meinen Stil durchgesetzt und fühle mich dadurch dort inzwischen recht wohl.“, antwortete Lucia ausweichend. „Auch genieße ich es hier in die Thermen zu gehen…“, so wie Lucia sprach gehörte an diesen Satz eindeutig ein „aber“ dran, sie stoppte sich jedoch. „Ja, Rom ist etwas… ganz anderes.“, auch hier schien Lucia zu zögern. Sie wollte keinesfalls ihre Gegenüber beleidigen, das gehörte sich einfach nicht. Lieber nahm sie noch einen Schluck von dem einzig guten, das die Germanen hervorgebracht zu haben schienen.

    Lucia war sich noch nicht sicher, was sie vom germanischen Frühling halten sollte. Noch war er nicht wirklich angebrochen, die Bäume waren noch kahl, der Boden noch braun und matschig und die Temperaturen schwankten zwischen gerade so erträglich und eiskalt. Aber allein dass der Schnee wegtaute erfreute sie. Es war ein seltsames Gefühl sich über die Abwesenheit von etwas unangenehmen zu freuen und nicht über die Anwesenheit von etwas Angenehmen.
    Nichts desto trotz weckte die langsam aus ihrem Schlaf erwachende Natur auch Lucias Lebensgeister und sie hatte sich ein Projekt ergattert. Sie wollte die Regia wieder ansehnlich machen! Sie hatte kein grandioses Budget dafür, aber ein Ziel vor Augen. Die Front musste gesäubert werden, sie benötigte Ausbesserungsarbeiten und einige Verzierungen und Verschönerungselemente. Gemeinsam mit dem Majordomus saß Lucia an einem Tisch über einer Zeichnung der Front des Gebäudes. Sie unterhielten sich über verschiedene Möglichkeiten, als ein Gast angekündigt wurde.
    „Bringt ihn herein!“, forderte Lucia. Sie stand auf, strich sich ihre Tunika glatt und rückte ihr Schultertuch zurecht. Mit einem strahlenden Lächeln empfing sie Iunius Seneca: „Was für eine schöne Überraschung Willkommen!“

    Die Markthalle klang vielversprechend. Es war eigentlich egal, was Duccia sonst noch versprach. Aktuell genügte tatsächlich die Eigenschaft „warm“, um einen Ort für Lucia attraktiv zu machen. Bisher hatte sie nicht gedacht, dass es außerhalb ihres Hauses noch so viele andere erträglich beheizte Orte gab. Sie hatte sich eigentlich nur zur Opferung rausquälen wollen. Jetzt war sie hier. Der Weg war scheußlich kalt gewesen, wie auch sonst, aber die Halle war wirklich in Ordnung. Nicht so groß und prächtig wie in Rom, natürlich, aber warm und das reichte vollkommen. Man wurde wohl mit der Zeit weniger anspruchsvoll…


    Dann wurde Lucia gefragt, wonach es ihr wäre. Damit hatte sie nicht gerechnet. Doch bei der Auswahl musste sie nicht lange überlegen. „Warmer Met hört sich gut an.“ Sie kannte das Getränk bisher nur in kalter Version. Tatsächlich war es das erste Getränk, das Vala ihr je angeboten hatte. Ob das nun gut oder schlecht war, sei mal dahin gestellt. Das Getränk war reiner Honig. Dieser noch warm, das klang gut.


    Lucia ließ sich von Duccia führen und fragte sie neugierig: „Wie lange dienst du denn schon den Göttern?“ Der Weg hierher hatte Lucia ihren Atem sehen lassen, da hatte sie lieber geschwiegen, aber jetzt wollte sie das schon gerne wissen. Es war Lucia nämlich nicht wirklich möglich die Hochzeit der Duccia mit ihrem Dienst an Iuppiter zu vereinen.

    Es dauerte einen Moment, dann öffnete ein Sklave die Tür und sah sich dem Praefectus Alae gegenüber. Natürlich nahm er sofort an, dass der Mann zum Legatus wollte. „Es tut mir leid, Herr, aber der Legatus ist außer Haus und wird vor heute Abend nicht zurück erwartet.“ Der Sklave musterte die beiden Equites, die den Mann begleiteten. „Wen ihr möchtet, könnt ihr aber gerne kurz hereinkommen und euch wärmen. Kann ich eine Botschaft überbringen?“ fügte er noch hilfsbereit an.

    Sich angenehm an die Heimat erinnert, verfolgte Lucia das Opfer. Die Verwandte von Vala verehrte die Götter auf gekonnte Weise. So verkehrt konnten sie also gar nicht sein. Je länger das Opfer dauerte, umso wohler fühlte sich Lucia in der Gegenwart der Duccia. Ohne es vermutlich selbst bemerkt zu haben symbolisierte sie nun für Lucia ein bisschen Normalität in diesem eiskalten, fremden Land.
    Das Opfer war angenommen! Lucia atmete erleichtert auf und fühlte sich fast augenblicklich wohler in ihrer Haut. Gerne nahm sie dafür in Kauf, dass ein paar Blutstropfen auf ihrer Kleidung landeten. Es waren ja ohnehin ihre Sklavinnen, die sich darum würden kümmern müssen. Bisher hatte Lucia noch all ihre Lieblingsstücke sauber wiederbekommen.
    Lucia wartete geduldig, während sich die Duccia reinigte, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass der Tag noch nicht beendet war.
    Tatsächlich schlug die Priesterin noch eine gemeinsame Aktivität vor. „An sich gerne.“, begann Lucia, doch man konnte schon das „aber“ ahnen „Du musst mir aber versprechen, dass wir uns nicht zu lange in der grässlichen Kälte da draußen aufhalten.“ Das konnte ja auch kaum gut für die Duccia in ihrem Zustand sein!
    Sekunda und Arsinoe begannen schon vorrausschauend ihre Domina wieder in ihre warmen Sachen zu hüllen.

    Lucia nickte zufrieden, da Duccia die Gönnerrolle der Tiberia zu akzeptieren schien. Wenn das weiter so liefe, könnte sie sich sicher an das Leben hier gewöhnen... irgendwie.
    Bei den nächsten Worten musste sie aber verwundert die Augenbrauen heben. "Erster richtiger Winter?", wiederholte sie, dann schien es ihr zu dämmern. "Wenn du damit meinen ersten germanischen Winter meinst, dann hast du recht. Die römischen Winter sind doch um einiges...sanfter. Wie haltet ihr das nur Jahr um Jahr aus?" Selbst wenn die Winter nicht immer so waren. "Ich kann kaum glauben, dass es mal anders sein wird."


    Da war das einleitende Gespräch wohl leider so gut wie vorbei und es ging ans Geschäftliche. "Ich habe an ein kleines blutiges Opfer gedacht. Denkst du denn das würde reichen? Ich weiß wirklich nicht, wie lange ich noch das ganze Weiß ertrage." Lucia blickte nun wirklich gequält drein. "Es würde mich freuen, wenn du für mich sprichst. Ich möchte kein Risiko eingehen und Iuppiter am Ende noch verärgern, dass er noch mehr von dieser Kälte schickt!"