Aquila, der wie bei den meisten dieser Gespräche größtenteils schweigend da gegessen und zugehört hatte, erhob sich ebenfalls, als der duccische Senator es tat. „Vale bene, Senator“, verabschiedete auch er sich und folgte dem Duccius hinaus.
Beiträge von Marcus Decimus Aquila
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„Ganz gut so weit“, antwortete Aquila mit einem leichten Achselzucken, erwiderte den Handschlag und grinste leicht. „Hab viel zu tun im Moment, ich wünscht ich hätt mehr Zeit...“ Vor allem mehr Freizeit. „Aber ich kann nicht klagen. Was ist mit dir?“ Neugierig trat er ein wenig näher an den Tisch heran und musterte die Listen, die dort lagen. Er zog eine zu sich heran und überflog sie kurz, ohne wirklich wahrzunehmen, was darauf stand, während er sich am Kinn kratzte. „Ja, die Aurata ist schon irgendwie ein Familienerbe bei uns.“ Er sah wieder hoch und den Tiberius an. „Mein Großvater hat dafür gesorgt dass ich Sodalis werd, er war lange Jahre der Princeps, vor dem Aurelius jetzt. Vielleicht steh ich auch noch nicht auf der Liste. So wie es hier aussieht, würd ich das nicht für abwegig halten, wenn die Bücher ein bisschen... naja sagen wir nicht ganz aktuell sind.“ Was der nette Ausdruck war für schlampig geführt, was ihm eigentlich auf den Lippen lag, er sich dann aber doch verkniff.
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Man sollte ja meinen, er wäre inzwischen dran gewöhnt Spiele zu erleben, die er mitorganisiert hatte. Und irgendwie war das auch so, zumindest bei den letzten paar hatte sich eine gewisse Routine eingestellt. Trotzdem war Aquila etwas aufgeregt, als nun diese ihren Anfang nahmen, weil sie doch eine ganze Ecke größer waren als das, was bisher gelaufen war. Größere Arena, mehr Besucher, und weil sie anders, das hieß weit besser angekündigt waren vor allem auch wichtigere Besucher. Aquila schickte ein kurzes Stoßgebet zu den Göttern, dass diesmal nichts schief ging... und dass auch die Strategie aufging, die Leute glauben zu machen es sei geplant gewesen, kleine, aber dafür viele Spiele zu machen im Verlauf des letzten Jahres. Die Arena heute war zwar deutlich größer als die, in denen sie bisher gewesen waren, aber immer noch nicht zu vergleichen mit den richtig großen. Und obwohl er schon ein bisschen stolz darauf war, was sie mit den begrenzten Mitteln, die ihnen überhaupt zur Verfügung standen, auf die Beine gestellt hatten, nahm er sich eine Sache definitiv vor: wenn er irgendwann mal Aedil war, würde er klotzen, nicht kleckern. Und wenn er dafür das komplette Vermögen seiner Familie würde verpulvern müssen – aber seine Spiele würden groß werden.
Jetzt allerdings musste er erst mal dafür herhalten, das Programm aufzuschreiben auf einer großen Tafel, während der Duccius genau das gerade lauthals bekannt gab. Es gab mehr als nur einen Moment, in dem er verfluchte, dass der Senator so knapp bei Kasse war, aber wenigstens konnte ihm keiner vorwerfen, er hätte während seines Tirociniums fori nur dumm daneben gestanden und zugeschaut. Und wo er für den Duccius zwar auch einfache Dinge erledigen musste, für die andere vielleicht einen Scriba hatten, ließ er ihn auch an den wichtigen Dingen teilhaben, so dass Aquila tatsächlich einen ziemlich vollständigen Einblick in die Arbeit des Aedils und Senators erhielt erhielt.Die Eröffnung der Spiele ging kurz und schmerzlos über die Bühne, und während der Duccius sich im Anschluss auf den Weg zur nächsten Arena machte, wo parallel ebenfalls Spiele stattfinden würden, blieb Aquila wie vereinbart da, um hier, bei den größten, den Aedil zu repräsentieren. Und dafür zu sorgen dass alles glatt lief. Das Programm wurde gut sichtbar aufgehängt, und die Akrobaten, die vor der Eröffnung für kurzweilige Unterhaltung in den Rängen gesorgt hatten, verschwanden einer nach dem anderen, um dem ersten Teil der Spiele Platz zu machen: den Hinrichtungen. Aquila blieb noch ein paar Momente lang stehen und sah ins Rund hinunter, wo schon alles bereit war für die erste der beiden, die eindeutig die unspektakulärere war: die Verbrennung. Zuerst etwas, um – in zweideutigem Sinn – die Menge anzuheizen, bevor dann das eigentliche Spektakel kam mit der Tierhatz. Es dauerte nicht lang, bis der Peregrinus hereingeführt wurde, immerhin wollte man die Zuschauer nach der Eröffnung nicht mehr warten lassen. Wer nahe genug an der eigentlichen Arena saß, mochte die nackte Panik erkennen können, die dem verurteilten Brandstifter in die Augen geschrieben stand, als dieser an das Kreuz gefesselt wurde, das schon vor ihm gebracht worden war. Für den Moment noch erstaunlich still, begann der Mann allerdings zu flehen, als das Konstrukt mit ihm gemeinsam aufgerichtet wurde. Aquila konnte das Gewimmer hören, auch wenn er von seinem Standpunkt aus nicht wirklich verstehen konnte, was der Verurteilte sagte – wobei es das Üblich sein dürfte: Hilfe, nein, lasst mich gehen, ich will nicht sterben. Aquila stützte sich mit den Armen auf der hölzernen Brüstung vor sich ab und hoffte nur, dass nicht etwa spontan das Öl ausgegangen war oder so. War es aber nicht, und so nahm das Spektakel weiter seinen Lauf: Helfer brachten die Ölbehälter, von denen zwei rechts und links in größerem Abstand des Kreuzes aufgestellt. Auf Aquilas verhaltenes Nicken hin wurden die beiden angezündet, und zwei Stichflammen züngelten hoch in den Himmel, was den erhofften Effekt mit sich brachte: vom Publikum war ein Raunen zu hören und hier und da ein anerkennendes Oooh. Ein flüchtiges Grinsen huschte über Aquilas Gesicht. Kein Geld für Ausgefallenes? Manchmal hatten die simplen Dinge einen fast größeren Effekt, weil sie ganz einfach Eindruck machten... und naja, das Öl hatte so oder so bezahlt werden müssen, das bisschen mehr fiel da auch nicht ins Gewicht. Für einen Moment wurde dem Publikum Zeit gelassen, den Effekt der Stichflammen zu verdauen, dann wurde der Mann mit Öl übergossen, ein Vorgang, der sein Flehen nun gelegentlich in Gurgeln übergehen ließ. Zwei Ölspuren wurden dann zu den beiden Stichflammen gelegt, die munter aus ihren Amphoren weiter nach oben leckten, und schließlich nahmen zwei Helfer eine Fackel zur Hand, entzündeten sie weit ausholend an der Stichflamme, drehten sich einmal damit und präsentierten sie dem Publikum, bevor sie sie dann in einer noch theatralischeren Geste zu Boden senkten und die Ölspuren entflammten. Rasend schnell flackerte das Feuer auf, fraß sich durch den Sand hin zum Kreuz, und nur einen winzigen Moment später stand das Holz und mit ihm der Mann, der daran festgebunden war, lichterloh in Flammen.
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Selbstbewusst war nix dagegen, so wie sie ihn jetzt ansah. War das jetzt ein Zeichen dafür, dass sie wirklich mit dem neuen Kaiser verwandt war? Aquila zweifelte zwar immer noch ein bisschen, aber... er war sich einfach absolut nicht sicher. Schon gar nicht so wie sie trat, so felsenfest überzeugt. Aber immerhin schien er den richtigen Weg gewählt zu haben, jedenfalls blieb sie gut gelaunt, was vielleicht nicht unbedingt der Fall gewesen wäre, wenn er seine Frotzeleien auf die Spitze getrieben hätte. „Dann darf ich mich wohl geehrt fühlen, ein Thema gefunden zu haben, bei dem wir miteinander überein stimmen... wobei ich doch hoffe, dass es nicht bei dem einen bleibt“, grinste er zurück und fühlte sich schon wieder so, als hätte er Oberwasser. Sie hatte zwar nicht wirklich bestätigt, dass es ihr genauso ging, aber sie hatte auch nicht widersprochen, und so eng durfte man das bei Weibern nicht sehen. Schon gar nicht bei solchen wie dieser hier, die doch etwas... naja, kratzbürstig sein konnten. Und so wie sie ihn ansah, schaute sie nun wirklich nicht so drein, als ob sie die Begegnung mit ihm furchtbar fand. Ganz im Gegenteil hatte er sogar den Eindruck, dass es ihr genauso gefiel wie ihm... gut, das mochte auch an seiner grundsätzlich sehr positiven Eigenwahrnehmung liegen, aber mal ehrlich: die Sergia war nun wirklich nicht auf den Mund gefallen. Wenn ihr das Gespräch gerade gegen den Strich ging, hätte sie mit Sicherheit kein Problem damit, ihn einfach hinaus zu komplimentieren. Oder es zumindest zu versuchen.
Beim Thema Verjährungsfristen sah das schon wieder etwas anders aus, irgendwie hatte Aquila da das Gefühl, dass sie nicht sonderlich gut drauf zu sprechen war. Aber er hatte ja eh vor, nachzugeben, wenn sie denn seinem Vorschlag zustimmte... und als die Katze aus dem Sack war, lehnte er sich erst mal wieder zurück, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, beobachtete sie und wartete ihre Reaktion ab. Die ersten Worte klangen nicht wirklich danach, als wollte sie annehmen, was Aquila ein bisschen bedauerlich fand – selbst wenn sie nicht irgendwie mit dem Kaiser verwandt war, hätte er nichts dagegen gehabt ein bisschen mehr Zeit mit ihr zu verbringen, und sei es nur um sich weiter zu zoffen –, aber nun ja, dann konnte er immer noch seine Zustimmung verweigern und die Sache mit den Verjährungsfristen vor irgendein höheres Tier bringen... Bevor er sich in diesen Gedanken allzu sehr vertiefen konnte allerdings sprach die Sergia schon weiter. Andererseits, begann sie. Das klang schon mal sehr gut. Andererseits war quasi ein verkleidetes aber, und nachdem der erste Teil negativ gewesen war, hieß das dass jetzt der positive Teil kam. Und der konnte ja schlechterdings nur aus einem bestehen: einer Zusage. Und tatsächlich! Sie sagte ja. „Hervorragend!“ Aquila grinste siegesbewusst. „Natürlich bist du quasi schon vergeben, wie konnte ich nur denken, eine Frau wie du wäre noch frei“, erwiderte er auf ihren ersten Kommentar hin und verpackte dabei in das Kompliment zugleich auch die Aussage, dass er seine Einladung nicht davon abhängig gemacht hatte, ob sie nun noch zu haben war für eine Bindung. Um ehrlich zu sein: daran hatte Aquila überhaupt nicht gedacht. Aber dass sie quasi schon verlobt war und trotzdem mit ihm essen gehen wollte... das... nun ja... hörte sich vielversprechend an. „Deine Unabhängigkeit ist bewundernswert, Sergia. Es freut mich wirklich sehr, dass du meine Einladung annimmst. Ich werde dir in den nächsten Tagen eine Nachricht zukommen lassen über Zeit und Ort, wenn das in Ordnung für dich ist – so hast du Gelegenheit, erst in Ruhe diesen bedauerlichen Fehler zu korrigieren“, und er seiner Familie zu verklickern, dass er sich darum gekümmert hatte, „und ich werde mir etwas einfallen lassen, das einer Frau wie dir gerecht wird.“
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Hm. Aus der Reaktion, die dann kam, wurde Aquila nicht wirklich schlau. Vorhin hatte sein Senator noch neugierig und offen gewirkt mit seinem Lächeln, jetzt war es eher... schwer zu sagen. Irgendwie anders. Die Ergänzung der offiziellen Antwort war dann gleichermaßen ernüchternd wie erfreulich. Ernüchternd, weil Aquila zuerst ein bisschen den Eindruck gehabt hatte, der Duccius sei... naja, halt irgendwie positiv gestimmt, in jedem Fall so, dass er nachvollziehen konnte, dass man eben einfach mal in Kneipenprügelei geriet und da dann auch nicht einfach kneifen konnte – er war zwar alt, aber vielleicht doch nicht sooo alt, dass ihm das schon völlig fremd war. Erfreulich, weil die Ergänzung, oder besser: die Ausrede echt gut war. Und ihm selbst wäre das gar nicht eingefallen. „Helfershelfer von Larconius, dem Ledergerber, hat mich angegriffen. Verstanden“, nickte er und ignorierte dabei Sirius' missbilligenden Blick, obwohl er dem am liebsten eine rüde Geste gezeigt hätte. Stattdessen grinste er nur wieder. „Und ich hab ihn platt gemacht. Während du Larconius pla, eh, die Leviten gelesen und ihn auf den rechten Weg gebracht hast.“
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Zeit, Zeit, wenn man davon doch mehr haben könnte... Aquila wusste im Augenblick tatsächlich nicht, wo ihm der Kopf stand. So lange er einfach nur Tiro fori des Senators gewesen war, war es ja noch gegangen, obwohl er sich ganz sicher nicht über zu wenig Arbeit hatte beklagen können. Aber jetzt, wo bald die Abschlussspiele laufen würden, und er gleichzeitig irgendwie schon mal versuchen musste weiter zu planen, wie es nach seinem Tirocinium fori weiter gehen sollte mit ihm, nahm das alles irgendwie ein bisschen überhand. Fand er jedenfalls. Er kam ja nicht mal mehr dazu, abends mal in eine Taberna zu gehen und, eh, Spaß zu haben. Ein bisschen was davon erhoffte er sich nun wenigstens in der Factio, in der er über seinen Großvater Sodalis geworden war – Familienerbe, quasi. Er war schon Aurata-Anhänger gewesen, da hatte er noch gar nicht laufen können. Pferderennen hatte er auch schon immer gemocht, und er fand es ja ziemlich schade, dass der Duccius keine hatte veranstalten wollen... oder können... jedenfalls: große Pferderennen in Rom, die hätte er gerne auch mal selbst organisiert, aber das würde dann wohl oder übel warten müssen, bis er selbst Aedil war, irgendwann. Jetzt aber nicht nur einfach stiller Sodalis zu sein, sondern sich tatsächlich in seiner Factio zu engagieren, erschien Aquila im Moment wie zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: er tat was für seinen Ruf, um sich mal wieder irgendwo ein bisschen ins Gespräch zu bringen und bekannter zu machen... und es war hoffentlich etwas, wo er wenigstens ein bisschen Spaß haben konnte. Und da von der Aurata in letzter Zeit wenig zu hören war, war wohl auch noch ein bisschen Herausforderung dabei, die Goldenen wieder auf Vordermann zu bringen. Durchaus ambitioniert also betrat Aquila das Vereinshaus der Goldenen – und war nicht wenig überrascht, als er ein bekanntes Gesicht im Officium entdeckte. „Tiberius. So sieht man sich wieder“, grüßte er ihn mit einem verhaltenen Lächeln.*
Sim-Off: *Ich schlag vor, das hier spielt nach dem Treffen auf Dianium. Okay?
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Es war nicht ganz so einfach, in all dem Trubel, in dem Aquila zur Zeit steckte, etwas Zeit freizuschaufeln... aber irgendwie schaffte er es dann doch. Der Besuch, den er jetzt machen wollte, war sowieso längst überfällig, fand er, als er an die Tür des Atrium Vestae anklopfte.
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Aquila nickte dem Ianitor zu und grüßte den Sekretär, der ihn ins Tablinum brachte, wo er ja schon mal gewesen war – und wo der Consular tatsächlich schon war. Dass er nicht warten musste, fand er schon mal sehr positiv... und beschloss das einfach mal als gutes Zeichen zu werten. „Salve, Consular Purgitius“, grüßte er ihn, als er das Zimmer betrat. „Vielen Dank, dass du so bald schon Zeit für mich gefunden hast.“
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Es war kein großes Kunststück die Termine des jungen Decimus im Kopf zu haben, der im Moment nicht viel anderes tat als jeden Tag mit dem duccischen Senator mitzulaufen. Von daher musste so oder so Zeit für diesen Besuch geschaffen werden. „Er wird mit Freuden diesen Termin wahrnehmen“, erwiderte er also höflich und verabschiedete sich dann.
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Vier Tage später, pünktlich nach der Salutatio – so pünktlich man da sein konnte, hieß das, je nachdem wie viele Bittsteller da waren und um was es ging, konnte es ja hin und wieder durchaus sein, dass sich das in die Länge zog... Aquila machte sich da also trotzdem auf etwas Wartezeit gefasst, weil er lieber zu früh da war als zu spät –, erschien der Decimus vor der Tür der Villa Purgitia und klopfte an. Er hätte ja lieber einen Sklaven gehabt, der das für ihn erledigen konnte... aber irgendwie waren seine Verwandten scheinbar der Ansicht, dass er noch auf einer Stufe stand, wo er ein paar Dinge selbst erledigen konnte und sollte. „Salve“, grüßte er, als die Tür geöffnet wurde. „Mein Name ist Marcus Decimus Aquila, ich habe einen Termin beim Consular.“
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Zitat
Original von Titus Duccius Vala
"Dannnnn...", flötete Vala mit einem verschmitzten Lächeln, "...ist die Sache relativ einfach... komm darauf zurück, sobald dieser Dexter sich einen Namen gebracht hat, dann kann ich diesen auch ins Spiel bringen."
Diese Sichtweise war einerseits relativ einfach gestrickt und auf das Leistungsprinzip aufgebaut: hilf dir selbst, dann hilft dir Vala.
Andererseits sah Vala sein Prestige auch nach seinem fulminanten Aufstieg in der Folge des Bürgerkriegs nicht so stark, als dass er einen Taugenichts in den Ritterstand erheben konnte. Noch es wirklich wollte, schließlich würde es auch auf ihn zurückstrahlen wenn er sich nur mit leistungswilligen und engagierten Aufsteigern umgab.. oder mit Fehlzündern. Nein, er musste da zwangsläufig schon wählerisch sein und sich an einer Liga der extraordinären Homines Novi orientieren.Aquila nickte und lächelte flüchtig zurück. „Werd ich machen.“ Viel mehr als das, was der Senator gerade gesagt hatte, hatte er eigentlich nicht erwartet. Aber immerhin hatte er den Namen seines Vetters schon mal fallen lassen – was vielleicht dazu führte, dass der Duccius sich zumindest schon mal an den Namen erinnerte, wenn er ihn irgendwo anders hörte. Und vielleicht auch dazu, dass er was Positives fallen ließ dann. Mehr konnte er im Augenblick nicht tun für seinen Vetter, und so lief er wieder schweigend mit dem Senator mit, während sie sich der Curia Iulia näherten.
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Zuerst hatte Aquila ja geglaubt, es könnte ganz lustig werden. Wurde es hin und wieder bei solchen Cenae, jedenfalls dann, wenn da viele Leute eingeladen waren. Aber als er hier dann hörte, dass den ganzen Abend lang in Reimen geredet werden sollte... als er dann auch noch hörte, mit welcher Begeisterung Sirius am Reimen war... schickte er seinem Senator einen verzweifelten Blick zu, mit dem er ihn darum anflehte, wieder nach Hause zu können. Was allerdings ungehört, oder besser ungesehen, verhallte – entweder weil der Duccius es tatsächlich nicht sah, oder weil er vorzog den Blick oder dessen Bedeutung zu ignorieren... oder weil er fand, dass er nicht allein leiden sollte. So wie er aussah, war letzteres gar nicht mal so unwahrscheinlich. Was Aquila aber auch nicht sonderlich half, ganz im Gegenteil. Wer auch immer behauptet hatte, geteiltes Leid sei halbes Leid, war ein Idiot in seinen Augen.
Nachdem Sirius ihnen allen also fröhlich den Weg ins Haus gereimt hatte, brummelte Aquila nur missmutig etwas, was man mit viel gutem Willen als Begrüßung verstehen konnte, und trottete Herrn und Sklaven hinterher. Wo es weiter ging. Sirius schien total in seinem Element zu sein und übernahm auch noch das Reimen für seinen Herrn, wenn der Aussetzer hatte, und Aquila begann zu befürchten, dass er dem Kerl im Lauf des Abends noch irgendwann eine reinhauen würde, wenn der so weiter machte. Gab es hier nicht irgendwo eine Statue, die er anschmachten konnte? War nicht weniger verrückt, aber dann hielt er wenigstens die Klappe... Ha! Kaum hatte er das gedacht, da verschwand Sirius auch schon. Vielleicht hatte er ihm ja ansehen können, mit welchen Gedanken Aquila gespielt hatte, und hatte sein Gesicht in Sicherheit bringen wollen – egal warum, wenigstens der war weg. „Bist du sicher, dass der Abend dich weiter bringt?“ raunte er dem Senator halblaut zu, als sich eine Lücke auftat – immerhin wirkte der Duccius fast noch gequälter als er selbst. Allerdings war Aquila nicht leise genug und erntete gleich mal einen auffordernden Blick einer mittelalten Frau... der stückweise finsterer wurde, je länger er schwieg. „Eh. Der... eh... wäre nicht eine Cena besser, eh... bei... der man singt?“ rettete er sich irgendwie über die Runden, lächelte der Frau flüchtig zu und drehte sich dann so, dass er sie nicht mehr ansehen musste.
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Als Aquila das verführerische Lächeln sah, musste er unweigerlich wieder an ihr Hinterteil denken, das sie ihm zuvor so wunderbar präsentiert hatte. Entsprechend blieb sein Grinsen auf seinem Gesicht, als wäre es da kleben geblieben. Erst recht, als sie nur mit einem wie du meinst konterte, was für Aquila hieß, dass ihr sonst nichts mehr einfiel darauf. Dafür wälzte sie danach umso mehr aus, dass sie auf dem Palatin tatsächlich öfter war. „Tatsächlich...“ Diesmal klang er ein wenig beeindruckt. Hm. Vielleicht sollte er sich doch zurückhalten... ein bisschen wenigstens. Vielleicht schaffte er es ja auf diesem schmalen Grat zu wandern, wo er noch Spaß hatte, sie aber nicht tödlich beleidigt war. „Unabhängig also... ehrgeiziges Ziel für eine Frau.“ Was von Aquila durchaus als Kompliment gedacht war, eigentlich, auch wenn es vielleicht nicht so klingen mochte. „Offenbar konnte dir keiner diesen Wunsch abschlagen. Was gut ist, sonst wären wir uns kaum begegnet.“
Jedenfalls nicht hier und heute. Wo es um diese leidige Sache ging mit dem Fehler, den eindeutig der Cursus Publicus gemacht hatte, und das eindeutig vor einer halben Ewigkeit. „Vielleicht sollte dann endlich eine Verjährungsfrist eingeführt werden. Mit diesem Beispiels als Präzedenzfall. Es kann doch nicht angehen, dass der Cursus Publicus vielleicht sogar noch die Kindeskinder belangen kann für Fehler, die bereits Jahrzehnte zurückliegen, während ein wahrhaftes Verbrechen bereits nach wenigen Jahren nicht mehr bestraft werden kann.“ Aquila spielte tatsächlich für einen Moment mit dem Gedanken, es einfach darauf ankommen zu lassen. Von ihr verlangen, dass der Cursus Publicus die Kosten trug, die ja nun wahrlich nicht hoch waren, für die Post noch weniger als für seine Familie vermutlich. Beschwerde einlegen, falls sie die Wertkarte nach Gutdünken korrigierte, klagen, wenn es gar nicht anders ging. Andererseits... es war gerade lustig mit ihr. Sie hatte ein nettes Hinterteil, und von vorne war sie auch nicht schlecht anzusehen. Und sie war vielleicht... vielleicht mit dem Kaiser verwandt. Aquila lehnte sich ein wenig nach vorn, und jetzt war er es, der verführerisch lächelte. „Ich mach dir einen Vorschlag. Ich akzeptiere deine Korrektur der decimischen Familienwertkarte, ohne das Thema Verjährung weiter zu verfolgen... wenn du meine Einladung zum Essen annimmst.“
Sim-Off: Tut mir leid, dass es schon wieder so lang gedauert hat – war ziemlich im Stress in letzter Zeit
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Aquila hätte ja mit viel gerechnet... aber nicht mit dieser Frage. Sirius' Reaktion beispielsweise überraschte ihn überhaupt nicht. Obwohl er den Duccius aber mittlerweile auch ganz gut kannte, hätte er trotzdem nicht gedacht, dass der das so locker nehmen würde. Aquila grinste ein wenig schief zurück. „Wie man's nimmt. Die offizielle Antwort lautet: natürlich. Ich hab sie alle fertig gemacht.“ Aquilas Grinsen wurde etwas schiefer... und breiter. „Die ehrliche Antwort wär: ich weiß noch nicht mal, auf welcher Seite ich überhaupt war... aber ich hab ganz gut ausgeteilt.“ Und eingesteckt, wie man ihm ja ansehen konnte.
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Ein Sklave klopfte an die Tür des Hauses und tat kund, kaum dass sich eben jene geöffnet hatte: „Salve. Marcus Decimus Aquila lässt anfragen, ob der Consular Spurius Purgitius Macer in den kommenden Tagen einen Augenblick seiner Zeit für ihn erübrigen könnte.“
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Der Bote nickte und verschwand – und tauchte wie besprochen drei Tage später wieder auf, um das tiberische Geschwisterpaar abzuholen und nach Dianium zu bringen.
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Die Wirtschaftslage blieb klamm. Aber Aquila lernte immerhin aus dem Debakel der ersten Spiele, und bestand bei den nächsten darauf, sich die Gladiatoren vorher anzusehen, die verschiedene in Frage kommende Lanistae zur Verfügung zu stellen gedachten. Das Problem war nur: die Wirtschaftslage war... klamm. Nach wie vor. Und so hatten sie nicht wirklich die Wahl. Lanistae mit wirklich guten Gladiatoren konnte sich sein Senator nicht leisten, und selbst mit besseren wurde es schon schwierig.
Nachdem Aquila in jedem Fall verschiedene kleine Lanistae abgeklappert hatte, hatte er jetzt – nach den zweiten Spielen erst – eigentlich schon die Nase voll davon, so was zu organisieren. Es half nicht im Mindesten, dass er wusste, dass ihm noch weitere Spiele bevor standen... und er fragte sich, ob einmal Riesenspiele zu veranstalten nicht alles in allem doch weniger Arbeit wäre. Aber es war müßig, darüber zu grübeln, immerhin hatten sie die Wahl schlicht und ergreifend nicht – sein Senator nicht, und er damit auch nicht. Immerhin konnte er sich allerdings nicht beklagen, nichts zu tun zu haben. Oder nichts zu lernen. Oder keine neuen Bekanntschaften zu knüpfen. Wie Sirius angekündigt hatte, ackerte der Duccius tatsächlich massiv dafür, seinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen und mögliche Defizite auszugleichen, die er als Homo novus haben mochte – und Aquila profitierte davon durchaus. Es war zwar anstrengend, weit anstrengender als er je geglaubt hätte, und ganz sicher anstrengender – und wohl weniger prestigereich – als es bei einem Senator einer alteingesessenen Familie gewesen wäre... aber er lernte alle möglichen Leute kennen.Die Spiele, die sie zu den Cerialia veranstalteten, fanden in der Arena des Calavius Pola statt. Früher einmal eine der bekannteren Arenen, war sie heute ziemlich baufällig... aber ein bisschen schimmerte noch der alte Glanz durch, weshalb Aquila argumentiert hatte, dieses Mal hierher zu gehen. Bei der Tierhatz zu Anfang waren wenigstens ein paar Füchse im Spiel gewesen – oder zumindest Viecher, die man mit etwas gutem Willen als Füchse erkennen konnte, auch wenn Aquila bei dem ein oder anderen den Verdacht hatte, dass es eine große Katze oder ein kleiner Hund waren, mit rötlich gefärbtem Fell... aber auf die Entfernung konnte man nicht alles so gut erkennen. Und er wollte es auch gar nicht so genau erkennen, denn wenn das der Fall war, hatten sie zu viel geblecht dafür. Die Gladiatoren hingegen... nun ja. Auch hier hatte Aquila sich dafür eingesetzt, es mal mit altem Grandeur zu versuchen – Gladiatoren, die alt waren, baufällig wie die Arena... aber früher einmal wenigstens halbwegs so etwas wie einen bekannten Namen besessen hatten. Es musste einfach klangvoll sein, schon in der Ankündigung, denn worüber würden die Leute später reden? Dass sie diesen und jenen Gladiator, den sie in ihrer Jugend schon bejubelt hatten, jetzt noch einmal im Kampf hatten sehen können, vielleicht sogar in seinem letzten... ja, Aquila wollte voll auf dieses Leder zielen: Schwärmereien für diese Spiele, weil sie Erinnerungen an frühere Zeiten weckten. Was er dem Ausrufer auch eingeschärft hatte. Als er schließlich dann aber in der Arena saß und sich diese Spiele ansah, war er sich nicht mehr so sicher, ob sein Plan auch wirklich funktionierte... das Paar Gladiatoren, dem er gerade beim Kampf zusah, war wirklich nicht mehr taufrisch. Man konnte zwar sehen, dass sie mal gewusst hatten was sie taten, aber jetzt wirkten sie irgendwie... naja. Alt.
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Aquila lauschte mit halbem Ohr der Unterhaltung zwischen seinen beiden Verwandten, während er neben dem Praefectus herlief und versuchte, mit dem ins Gespräch zu kommen. Dessen Antwort war leider weniger ergiebig, als er gehofft hatte... aber wer war er schon, dass er gleich aufgeben würde? Die einfachste Reaktion – widersprechen – kam schon mal nicht in Frage, auch wenn Aquila durchaus Argumente einfallen würden, die ein anderes Vorgehen unterstützen würden. Aber das kam nicht so gut, und im Grunde war es Aquila ja egal – er wollte nur dabei sein, wenn Massa und der Praefectus dem Duccius einen Besuch abstatteten, weil das immerhin sein Senator war. Er war erst ganz frisch dessen Tiro, aber er war es, und damit hatte er das Recht, fand er, dabei zu sein bei so was, und die Vorstellung zu übernehmen. „Wenn wir schon dort sind, sollten wir das auf jeden Fall. Von uns hatte bisher noch keiner die Gelegenheit, mit unseren Verwandten in der Castra zu sprechen...“ Genauer gesagt: es hatte keiner versucht. Aber ob zwei junge Burschen wie Dexter und er vorgelassen worden wären, wagte Aquila bei allem Selbstbewusstsein dann doch zu bezweifeln. „Eine Anfrage von dir wird weit mehr Gewicht haben, Praefectus.“
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Wie üblich seit geraumer Zeit war Aquila in direkter Nähe des duccischen Senators zu finden. In diesem konkreten Fall hieß das: er spielte Gehilfe beim Übertragen der Betriebe. Da die Auktion erst angefangen hatte, gab es allerdings noch nicht allzu viel zu tun, und auch manche von denen, die schon den ein oder anderen Betrieb ersteigert hatten, ließen sich noch Zeit – wollten vielleicht schauen ob sie noch ein Schnäppchen machen konnten. Entsprechend hatte Aquila durchaus die Muse, sich anzuhören, was der Auktionator so verzapfte. Was irgendwie nicht ganz dem entsprach, was er auf seinen Listen zu den Betrieben hatte. „Eh“, machte er ein wenig irritiert. „Senator? Sollten da nicht eigentlich Betriebe versteigert werden, die in Thracia sind?“
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„Noch nicht“, antwortete Aquila, dem bewusst war dass das die schlechtest mögliche Antwort war... der aber zugleich auch keinen Sinn darin sah, irgendwie zu lügen. „Er plant erst mal nach Ostia zu gehen. Sein Vater plant mit ein paar Bekannten eine Händlervereinigung wieder zu erwecken, Dexter bekommt da wohl nen Posten und soll sich vor Ort drum kümmern.“ Er verschwieg lieber, dass Dexter ein kleines Problem hate: dass er zum Militär wollte, sein Vater aber strikt dagegen war. Tat hier ja nicht wirklich was zur Sache, und für die Erhebung in den Ritterstand war das völlig irrelevant. Militärisch konnte Dexter sich vor der Erhebung sowieso nicht engagieren, um so zu zeigen was er wollte... und wenn er erst mal Ritter war, hatte er seinen Vater überholt, was den Stand anging. Was es ziemlich lächerlich machen würde, wenn er sich dann noch von ihm vorschreiben ließ was er zu tun hatte, Patria potestas hin oder her. „Ich geh davon aus dass er daneben auch so versuchen wird, sich in Ostia einen Namen zu machen. Steht also noch am Anfang.“
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Aquila stützte einen Ellbogen auf den Tisch und legte sein Kinn in die Hand, während der Duccius zu erzählen begann. Wegen nullkommanulleins Sesterzen jemanden zu verklagen... das musste man auch erst mal fertig bringen. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er das hörte, und es wurde im Lauf der Erzählung noch besser, weil natürlich – wenn auch mit etwas Verzögerung – der übliche Wortwechsel zwischen Sirius und dem Duccius folgte. Aquila hatte das Gefühl, sich nie satthören zu können an den Sticheleien, die sie sich gegenseitig an den Kopf warfen, während sie es zugleich fertig brachten, sich fast jedes Mal perfekt den Ball zuzuspielen. Wobei er noch ein paar Infos bekam. Dass sein Senator mit dahinter gesteckt hatte, dass Aegyptus sich in dem Bürgerkrieg abseits positioniert und Vescularius zumindest die Treue verweigert hatte, auch wenn sie sich nicht militärisch beteiligt hatten, war ihm noch nicht so klar gewesen.
Als der Becher den Weg auf den Boden fand, kam das für Aquila doch etwas unerwartet, und verblüfft starrte er einen Augenblick auf die Scherben... so was ging in seiner Welt für gewöhnlich irgendeiner Prügelei voraus. Aber Germanen waren anders, War nicht das erste Mal, dass ihm das auffiel. Er hätte auch kein Problem damit gehabt, sich anzupassen... aber spätestens Sirius' Kommentar machte klar, dass er das wohl besser lassen sollte. Er trank selbst einen Schluck von seinem Wein. „Ja. Also...“ räusperte er sich dann, „was den Tiberius angeht: ich hab ein bisschen über den nachgeforscht. Er ist wohl erst nach dem Tod von Tiberius Durus nach Rom gekommen – keine Ahnung warum, nachdem seine Familie eigentlich geächtet war unter dem Vescularier. Der Punkt ist: vielleicht weiß er von dem Ganzen gar nix.“