Dies wurde unangenehm, denn Verus hatte seine kaiserlichen Befehle recht weit ausgelegt, um diese Christenverfolgung - zwar getarnt als Ermittlung gegen Aufständische - durchzuführen. Verus musste sich eine saubere Antwort überlegen, da dieser Präfekt weniger leicht beeinflussbar war, als sein Amtskollege. "Mein Scriptorium führt die Akten. Die Akten beeinhalten Ermittlungsergebnisse, Berichte, Verhör- und Befragungsprotokolle, Personenprofile, Nachweise und Listen über Gruppierungen sowie mögliche Verschwörungen, Befehlsbriefe und Sachverhalte. Dazu noch einen Anhang mit Anmerkungen und Bemerkungen durch Offiziere," war der erste Teil der geforderten Antwort, bevor Verus nach einer kurzen Pause fortsetzte, wohlwissend, dass nun der heikle Teil begann. "Ich habe auf Befehl des Imperators die Maßnahmen angeordnet, um den Mord an einem Senator aufzuklären, Aufständische zu verfolgen und den Sachverhalt um die aktuelle Lage in Rom festzustellen. Die Folgen des Aufstandes sind noch nicht abgeschlossen und der Imperator Caesar Augustus erteilte mir persönlich Order in einem direkten Gespräch vor einigen Monaten," erklärte Verus wertschöpfend, indem er die nächsthöhere Authorität bemühte, was nicht einmal gelogen war, denn der Kaiser hatte ihm tatsächlich mittelbar diesen Auftrag gegeben; nur eben nicht explizit gegen die Christen gerichtet und auch nicht soweit konkretisierbar, wie Verus die Lage auslegte. Verus fasste die Verhinderung eines neuen Aufstandes, die Verfolgung von Aufständischen und allgemeine Aufklärung eben sehr weit auf. Zu Verus Glück waren ihm bereits einige Senatoren zur Seite gesprungen, wie Senator Flavius und Senator Claudius, so dass er zumindest auf Teile des Senats bauen konnte und sofern diese Sache politische Gewichtung erhalten sollte, auch Verus sicher sein konnte.
Beiträge von Aulus Tiberius Verus
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Endlich! Es geschah, dass die Infektion sich ausbreitete und die Iunia zum Verrat bereit war. Sie glaubte sich befreien zu können und Verus sah ihr dies an. Ihr Verrat bereitete ihr Schmerzen, die aber vergingen, denn jede Lüge war eine Erfahrung mehr. Der Umgang mit dieser Handhabung war erlernbar, machbar und immer weiter durchführbar, wenn einmal die Mauern zu dieser Art Leben eingerissen waren. Moral war stets flexibel und auch die eigenen Perspektiven mitsamt den Erinnerungen waren manipulierbar, nicht nur durch Angst, sondern auch durch eigene Trägheit. Der trecenarius war ein Meister darin, Schwachpunkte zu erkennen und Menschen zu lesen, damit sie genau in jenes Raster fielen, das er dringend brauchte. Seine Welt bedurfte stets einer Kontrolle und Betrachtung. Es gab kein Entkommen, wenn das Augen der Organisation auf eine Person gefallen war. Nicht nur diese Person würde alsbald bearbeitet werden, sondern auch jeder Mensch, den diese Person kennen konnte. Es war ein Handwerk von Netzen, Linien und Mustern, welche bewegt und verschoben wurden, wie auf einem Spielbrett. Gefühle waren nur Werkzeug, welche benutzt und abgenutzt wurden. Befindlichkeiten waren ebenso ein brauchbarer Schlüssel, wie Umstände und Funktion. Es war der Anspruch der Vollumfänglichkeit der eigenen Bearbeitung, des eigenen Zieles, stets untergeordnet einem staatlichen Dogma und einem persönlichen Fanatismus, der nicht nur kalt, sondern getrieben war. Es gab immer etwas zu suchen, zu finden, aufzuspüren, zu jagen und zu verfolgen. Verus war ein Menschenjäger; oder auch Menschenfinder und auch in seiner politischen Sache Menschenfänger.
Ihm gelang vieles, doch stets um den Preis der eigenen Würde und seiner eigenen Menschlichkeit. Denn er stand längst außerhalb, weit außerhalb gewohnter sozialer Strukturen, die andere ihr eigen nannten. Ihm war längst klar, dass Gesellschaft auch kontrollierbar war und niemals beständig sein konnte. Menschen waren vergänglich, so auch ihre Bindungen. Den Beweis erbrachte auch gerade wieder die Gefangene in seinem Blickfeld. Sie erbrachte vollmundig, zwar unter Tränen, den Beweis, dass Verrat in der Gesellschaft stets präsent war und nur Kontrolle diesen verhindern konnte. Man musste Menschen kontrollieren, lenken und beeinflussen, damit sie Interessen und gewünschten Zielen dienten.
Iunia konnte wahrlich nicht überblicken, wie leer ihre eigene Welt nun geworden war, denn sie war in die Schattenwelt geraten. Die Welt hinter der Welt, die von Personen und anderen, wie Verus, gemacht wurde. Menschen, die ihr Herz aus verschiedenen Gründen, absichlicht verstümmelten und dennoch nicht vollkommen verloren waren. Sie standen zwischen den Welten, an der genauen Trennlinie zwischen kalter Vernunft und eiferndem Fanatismus. Sie waren die Grenzgänger, die sicherlich auch noch menschliche Züge hatten, aber sich beruflich und gemein andienen mussten, damit sie am Ende überleben konnten. Ihre eigenen Leben reduzierten sich zu einem bloßen Überleben. Und Iunias Überleben hing genau an den gewünschten Antworten, die sie bereitwillig gab. Verus war überaus zufrieden, denn dies verkürzte die Bearbeitung des Vorganges ersichtlich. Sein Gesicht mochte nun Wärme ausstrahlen, doch sein Blut war frostig. Der Tod folgte ihm, freudig auf das nächste Opfer lauernd, welches aus der Hassmaschine hervor gebracht wurde. Liebe war hier fremd und fern. Ein Gefühl beschlich Verus, welches er schnell verdrängte. Dieser kümmerliche Zweifel, der ihn schmerzte und sobald er diesem Kerker entkommen war, mit Wein ertrinken wollte. Denn er gab dieser Sachhe alles von sich, was er geben konnte: sein Leben. Ihm war beigebracht worden, ohne Reue zu lügen und das tat er auch sich selbst gegenüber.
"Gut," antwortete der teuflische Magister dieser furchtbaren Lehrstunde von Obrigkeit. "Damit ist der Fall klar," sagte der trecenarius, als er sich vom Stuhl erhob, um näher an die Gefangene heran zu gehen. "Wir sehen die Sachlage ebenso. Wir konnten dich gerade davor bewahren, der christlichen Seuche zu verfallen und haben dich aus seinen Händen errettet," erklärte der Prätorianer nüchtern und trat einmal um die Gefangene herum, wie ein Wolf, der seine Beute umrundete, doch sie war nicht mehr seine Beute, sondern bereits ins Rudel aufgenommen. Ihr Verrat war ein guter Blutpreis für das Rudel. "Die Wahrheit ist damit erbracht," verhöhnte Verus mit einem zynischen Grinsen, und seine Augen fielen dabei wieder in dieses Antlitz von toter Trostlosigkeit. "Eine Sache ist jedoch noch zu tun, damit wir dir wirklich glauben können...," drohte die Stimme des Verfolgers und ohne Zögern, setzte er fort. "Dieser Christ wird heute noch in die Steinbrüche verbracht aber du wirst ihm gleich das Strafzeichen aufbrennen, nachdem wir ihn endbearbeitet haben." Verus hustete leicht, da ihm die Luft an diesem Ort nicht mehr gefiel aber der Gestank verbreitete sich schnell. "Macht die Iunia los," gewonn sie ihren Namen und ihre Person zurück. Er sprach wieder mit ihrem Namen an. Der Teufel hatte den Vertrag fast besiegelt. Die Soldaten packten die Gefangene, drückten sie fest herunter, um den Verschluss der Apparatur zu erreichen, der ihren Halsring hielt. Man löste den Ring heraus. "Auch den Halsring," forderte Verus befehlend und die Handlanger taten, wie befohlen. Mit einem geübten Griff nahmen sie der Iunia auch den demütigenden Metallring ab, dann traten sie zurück, dennoch in der Nähe, um die Iunia bei Widerstand schnell zu erreichen. "Schafft den Christen in den Innenhof, macht ihn am Pfeiler fest und wartet auf uns," sagte er zu den anderen beiden Soldaten, die den Christen, der immer noch bewusstlos war, vom Boden anhoben und aus dem Raum brachten.
"Du hast das Richtige getan," versicherte Verus der iunischen Gefangenen, denn sie war immer noch nicht ganz entlassen. "Du bist eine gute Römerin. Eine wirklich gute Römerin," ergänzte der schäbige Manipulator betonend, damit sich jedes Wort in ihren Ohren verbiss. Dann zog Verus eine tabula vom Gürtel, wo sie bereits die ganze Zeit an einer dünnen Kordel gehangen hatte und notierte sich mit einem Griffel einige Zeilen. Der Bürokratie musste stets gedient werden.
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Philosophie war einst seine Sache aber nun musste sich Verus den harten Fakten einer komplexen Welt stellen, so dass für schöne Ideen kein Platz war. Somit konnte er zwar dem Gedanken des Claudius vollständig folgen aber wollte diesen nicht vollens vertiefen, so dass er weitere Betrachtungen des Begriffes Güte mit einem schlichten Begriff in seinem Schädel bei Seite schob. Philosophie war derzeit bedeutungslos, denn in Verus Arbeit zählten Ergebnisse und Ziele. Man defineirte stets neue Ziele, die es zu verfolgen galt. Und da war keine reale Möglichkeit für eine emotionale Betrachtung eines moralischen Dilemma. Wenigstens erlaubte Menecrates einen Ort für Verus Weltsicht, denn die befehlsgebundene Moral eines Soldaten und Staatsdieners war wohl auch eine Möglichkeit, die Menecrates nicht ausschließen wollte. Der trecenarius nickte ab und ging einheitlich auf die Frage des einstigen Konsuls ein, der ihm so wohlwollend einen Fluchtpunkt bereit hielt, den er wirklich nutzen wollte, denn sein Herz schulg heftig. Er fühlte wieder etwas und alles drängte ihn dazu, dem Claudius zu folgen und zu antworten. Ein wenig Dank zeigte sich in Verus Gesicht, dass der ehrbare Claudius ihn für würdig und bereichernd hielt. Der Senat brauchte in der Tat die harte Linie eines Soldaten, der auch bereit war, für Werte zu kämpfen aber ob Verus stetiger Kampf eine echte Bereicherung war, konnte nur die Zeit entscheiden. Einen echten Kampf zu führen und das konnte Verus mit erstaunlicher Akribie. "Einverstanden," kommentierte Verus schließlich mit einem vorsichtig menschlichen Lächeln, welches fern des Militärs war. "Ich besitze den Ordo leider nicht und bin somit auch nicht in diesen hineingeboren," sagte der flüchtende Soldat mit einer gewissen Emotionalität, die jedoch durch seine Hintergründe abrupt eingeschränkt wurde.
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War dies der Weg, der notwendig war? Diese Parthien Mission konnte nicht nur sein eigenes Ende bedeuten, sondern auch ein Ende seines persönlichen Krieges. Verus fühlte sich verraten, verlassen von seinen eigenen Wünschen, und dieser grausame Hass kochte in ihm auf, dass vielleicht doch alles vergebens war. Es dürfte nicht vergebens sein. Dieser Krieg dürfte niemals enden, denn dann würde seine Bedeutung schwinden. Er selbst hatte nur einen Sinn im Kampf. Ein Soldat im Frieden war bedeutungslos, ein fremdes Überbleibsel in einer Welt, die sich im Alltag vergeht. Doch einen Alltag bewerkstelligen, das konnte ein Soldat selten zufriedenstellend, denn alles wurde mit Disziplin und martialer Macht behandelt. Es fehlte an ziviler Würde, die im Umgang angenehmer war, als sturer Kampf. Doch war in dieser zivilen Welt verloren, wenn er keine Feinde zu bekämpfen hätte. Er war selbst noch weit von einem echten Frieden entfernt, da er mit sich selbst rang. Es gab immer noch Schlachtfelder zu erobern, Gegner nieder zu werfen, und die Macht einer Idee mit Gewalt darzustellen. Seine Wahrheit lag inzwischen dem Griffel und dem Schwert seines Amtes. Und doch war diese Parthien Mission ein Angriff auf seine Authorität, die er hier in Rom mit fester Absicht errungen hatte. Die Christenverfolgung erblühte inzwischen nicht mehr durch seine Tatkraft, sondern auch durch die feste Fixierung des Apparates auf diese Feinde; inzwischen konnte man jede staatsfeindliche Aktivität unter dem Begriff "Christ" zusammenfassen, da Verus in den Köpfen vieler jenen Gedanken etabliert hatte. Seine Beharrlichkeit und Betonung des Feindes, führte zu einer Vergiftung der Vernunft. Nicht nur bei einem Senator, sondern bei vielen. Verus verlor seine Liebe, seine Menschlichkeit und wandelte sich in jenen Dämon, den die Christen fürchteten. Denn Verus verstand nicht mehr, wollte nicht sehen, welches Leid er in Wahrheit bereit hielt. Nicht für die Feinde, sondern auch für die Verbündeten. Krieg war nicht einfach, er war komplex und zerstörte nicht nur Feinde. Doch dieser Krieg war längst ausgebrochen, so dass selbst Verus ihn nicht mehr aufhalten konnte und gerade deswegen wollte er hier in Rom bleiben, um an der Front zu kämpfen und nicht fern und nutzlos sterben. Doch was Verus verkennen musste, war das jener Kampf in Parthien ihm einen Waffenstillstand mit sich selbst bescheren konnte. Die Ferne, die Loslösung von der vermeintlichen Heimat, die er geschaffen hatte, konnte endlich zu einem Umdenken führen, wenn er mit seinem eigenen Tod erneut konfrontiert wurde. Nicht nur in Gedanken, sondern leiblich. Er musste das Gift seines eigenen Hasses trinken, um das Leid zu sehen, welches er wirklich brachte.
Fronten waren dabei einzubrechen, so auch zwischen seinem Kameraden Licinus und ihm. "In der Tat," schloss er den Gedanken ab und verlor sich in einem gleichenj Fatalismus, wie der Iulius. "Du bist ein guter Logistiker, alter Freund," wertschätzte Verus mit einer gewissen Ironie seinen militärischen Bruder. Vielleicht verstand dieser am ehesten, was Verus bewegte. - Und hinderte ihn deshalb daran, diesem Befehl zu entkommen. Ein ehrbarer Tod war stets besser, als eine Entehrung durch Feigheit. Als Feigheit würde man ihm dies auslegen, wenn er einen anderen anstatt seiner selbst schicken würde, um den abtrünnigen parthischen General zu verfolgen und die Aktivitäten des parthischen Reiches aufzuklären. Nebensächlich gab es auch noch die geheime Order der Kaiserin, die eine Sache dort erledigt wissen wollte. Der Caesar befand sich in der Region und Verus war willige Helfer der Machenschaften und Spiele der Kaiserin. Nicht nur aus diesem Grund konnte er diesem Befehl nicht entfliehen. Die Mission forderte alles von ihm, so dass er sich wirklich eingestehen musste, dass er vielleicht auf zu vielen Schlachtfeldern kämpfte. "Ich habe keine Wahl," gestand er und blickte seinen Kameraden trüb an. "Doch wer übernimmt die Bearbeitung der möglichen Aufständischen und Christen?" - fragte er, um sein politisches Erbe in dieser Stadt verwaltet zu wissen, wenn er nicht vor Ort war. Er musste davon ausgehen, dass andere Offiziere nicht diesen Fahndungsdruck auf die Christen aufrecht erhalten würden.
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Verus schmunzelte bitter. "Sie sind nicht fehlerhaft und werden einer Überprüfung durch Außenstehende standhalten. Wir haben uns an die üblichen Bearbeitungsschritte gehalten, wie sie einst unter Nero etabliert wurden, für solche Vorgänge...," erklärte der trecenarius. "... und in der Sache bin ich mir recht sicher, dass auch dir die Akten zusagen, da du scheinbar einen Fakt aus ihnen entnommen hast," bog er wieder zum eigentlichen Thema zurück, um weitere Nachfragen in der Sauberkeit seiner Akten vorerst zu verhindern, denn in Wahrheit hatte er die Berichte erheblich manipuliert, damit nach Außen nicht jene Christenverfolgung als Agenda sichtbar wurde, sondern nur eine erweiterte Aufstandsbekämpfung. Somit war der Begriff vorerst nur ein Nebenprodukt in den Akten, welches bei Zeiten zum Hauptziel erhoben werden sollte.
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Verus Machwerk war ähnlich einer gedanklichen Infektion. Er brachte Menschen den Hass näher, machte ihn brauchbar und annäherungsfähig. Seine Ängste steckten andere Herzen fruchtbar an, so dass sich diese Ängste eifrig vermehrten, bis jene Ängste in Hass reiften, den Verus ohne großen Mühen ernten konnte. Auch dieser Vorgang an diesem Ort kostete ihn nicht mehr viel Kraft, sondern nur Zeit. Es war zu spät. Verus beäugte die gebrochene Iunia, die in einem letzten Aufgebot versuchte, ihre Unschuld zu verkaufen und mit einem letzten Atemzug des Widerstands, sogar Rom verdammte, obwohl sie Verus meinte. Es war kein Genuss, keine Sehnsucht oder wahre Emotion in seinem Gesicht. Hier war nichts, woran man sich festhalten konnte. Denn diesem Mann waren die Dinge einfach gleichgültig. Er war sich selbst gleichgültig, infiziert mit diesem furchtbaren Virus der Angst.
Er war Wirt für eine alte Idee, die nicht viel brauchte, um einem Geschwür gleich zu wachsen. Seine Arbeit war mit dem Geschwür verwachsen, verdorben und dennoch durchführbar, denn er tat sie mit bürokratischem Eifer in einer Gesellschaft, die auf eine Trennung baute. Sklaven zu Herren, Soldaten zu Bürgern, Senatoren zur Gesellschaft und Völker zum Imperium. In Germanien war der Limes nur ein Symbol aber hier durchzog eine Mauer alle Herzen; vielleicht wagte man einen Blick hinüber aber kehrte wieder in den Schoß seiner bewachten Mauern zurück. Sicherheit lag im Kleinen, nicht im Großen und das Große war stets voller Ungewissheit. Verus hatte viele Kriegsverbrechen begraben, versucht zu vergessen und dennoch war der Glauben an sie nicht verloschen, hinterließ diesen kalten Zorn, der ihn so gleichgültig machte. Es war genau diese Gleichgültigkeit, die seiner mächtigen Doktrin den Weg ebnete. Man brauchte nicht viel, sondern musste einfach nur wegschauen und schon gewann Verus. Selbst wenn man sich gegen ihn stellte, verstärkte es nur seine Fronten und je mehr Gewalt im Spiel war, desto mehr gewann das falsche Sicherheitsversprechen, welches der Staat, folglich Verus, genügsam anbot.
Hass war einfach zu einfach. Und Verus hasste die Christen nicht einmal mehr wirklich, sie waren nur Vehikel für ein übergeordnetes Ziel von einem generellen Machtanspruch einer Stadt über die gesamte Welt. Es war ein Wahnsinn, der als kalte Vernunft ein Angebot war, welches man ablehnen oder annehmen konnte. Lügen und Wahrheiten vermischten sich, bis nichts mehr wirklich wahr war. Sichtweisen wurden entscheidend und Verus hatte seine Sicht deutlich schwarz gefärbt, wie viele seiner Kameraden, die den Aufstand und den Krieg kannten. Ein mögliches "Wieder" sollte sich ein "Nie Wieder" wandeln und in dieser mitunter friedlichen Absicht lag die wahre Grausamkeit verborgen. Sie taten dies mit guter Absicht, mit einem überwältigenden Eifer, der in seiner Ironie tiefst bösartig war. Denn es war zu spät, die Wahrheiten und Lügen zu trennen. Ein trecenarius war ohnehin verloren in seinen Netzen und Netzwerken, so dass eine Flucht nicht immer greifbar war.
Iunia hatte nur das Pech zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Verus war dies längst bewusst, alles deutete auf diesen Fakt hin aber er konnte sie nicht ohne einen Gewinn für die gemeinsame Sache gehen lassen. Dies wäre zu einfach. Einfachheit war nicht der Wunsch einer Obrigkeit, sondern Kontrolle. Die Iunia musste sich unterwerfen, was sie wenig später auch tat, indem sie einbrach. Sie gestand mittelbar, dass es möglich war, dass ihr Leibsklave ein Christ war. Das reichte Verus. Diese Sache geriet nicht einmal in einen echten Konflikt, da Verus Vorgehen in seiner Kaltblütigkeit nicht mal alle verfügbaren Mittel auffahren musste. Ein einfacher Sieg, wenn er jetzt aufgab aber es dürfte nicht einfach sein, da die Iunia noch nicht das volle Gewicht der Saat des Hasses in sich aufgehen sah. Sie zögerte noch und dieses Zögern widersetzte sich den großen Zielen des geheimen Orden. Ihr Geständnis war ohne eigene Überzeugung nicht genug wert. Dieses ganze Unterfangen brauchte eine vollständige Legitimation durch Ergebnis. Verus kratzte sich am Kinn, zeigte eine menschliche Geste in dem sonst so frostigen Charakter, den er hier darstellen musste. "Ist er nun ein Christ, oder nicht?" - fragte er bohrend nach und zeigte dann auf die Iunia, die einen Schlag mit der flachen Hand an den Hinterkopf erhielt. Ein heftiger aber bewusst dosierter Schlag, so dass ihr Hals in den Metallring drückte und das kalte Metall konnte sich nicht wirklich an der Frau erwärmen. "Du bist doch eine gute Römerin, du willst eine gute Römerin sein und Mars dienen...," gesellte Verus diese Worte hinzu und schickte sich an die Hand erneut zu erheben, damit die Iunia von einem der Handlanger erneut einen Schlag erhielt. Verus musste nur auf sie zeigen, denn sie war dieser Unmenschlichkeit ausgeliefert und Erlösung fand sie hier nicht. Nicht einmal durch den Verrat an Catullus, der sie vielleicht frei machen würde aber die Gedanken an diesen Verrat würden sie nie mehr verlassen. Und genau das wollte Verus, denn so war die Iunia brauchbar für weitere Gelegenheiten, eben als Spitzel und Agentin.
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Verus nickte unmerklich und war sich der Lage im Klaren. Der bürokratische trecenarius antwortete kühl und betont sachlich: "In der Tat aber keine Sorge. Nur Christen, Fremde und Aufständische." Für ihn selbst war dies die Wahrheit. "Keine römischen Bürger," fügte er hinzu und war sich auch in diesem Bezug recht sicher, da aus seiner Perspektive, viele davon ihr Bürgerrecht längst verwirkt hatten. "Ich muss jedoch ergänzen, dass nicht alle hingerichtet wurden. Einige wurden in die Steinbrüche deportiert oder befinden sich zur weiteren Bearbeitung noch in Haft." So korrekt musste Verus sein, denn 140 Hinrichtungen waren ein deutliches an Arbeit, welche er nicht erledigen konnte; nicht in so kurzer Zeit, so dass er sich den Ruhm dieser Arbeit auch nicht anmaßen wollte. "Die Akten sind sauber und vielleicht schließt du deshalb darauf, dass sie hingerichtet wurden. Ich werde mit meinem Schreiber sprechen, dass wir dies deutlicher herausarbeiten," meinte der trecenarius gewohnt kühl.
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Teuflisch zufrieden war Verus, nachdem er selbst jedes Wort des Senators, wie Opium, aufgesaugt hatte. Dieser Mann war in der Tat ein guter Verbündeter und zu Gunsten der prätorianischen Sache manipulierbar. Der trecenarius hatte endlich jemanden gefunden, der ähnlich dachte und fühlte. Ein Segen in einer Stadt, die vergessen hatte, was sie groß gemacht hatte. Jede Geste und jeden Ausdruck des Flavius beäugte der Tiberius überaus aufmerksam. Denn dieser Tag konnte sich in der Tat zu einem Sieg ausweiten, wenn der Flavius seine eidvolle Unterstützung zusichern konnte. Doch Verus musste in dieser Sache sensibel arbeiten. Den Hass und die Angst sorgsam nähren, damit die Saat nicht im Keim des Übermutes verging. Hass mussste kultiviert werden, wie eine traumatische Erinnerung. Immer wieder musste er erdacht und durchdacht werden. Der Hass war ein erlernbares Gefühl und erst in seiner langen Anwendung wirklich brauchbar. Schneller Zorn verging aber Hass blieb beständig und zersetzte selbst Familien. Wer diesen Hass kontrollieren konnte, lenken musste, konnte alles erreichen und die Christen endgültig verdammen. Verus liebte seine Hassmaschine, da sie ihm so einfach Zugang zu Lösungen verschaffte. Aus diesem Grund, ließ Verus den Senator ausführlich reden und seine Emotionen wachsen.
Der Teufel genoss und schwieg; doch zwischenzeitlich gab er immer wieder ein verständnisvolles Nicken ab, eine wiederkehrende Bestätigung, dass beide Männer gleich dachten. Der höllische Meister musste hier nicht umgarnen, wie eine Spinne, sondern fand sein Ziel gleichsam einfach. Der kleine Sprachfehler des Flavius wurde nicht beachtet aber vermerkt. Verus lächelte dezent. Nicht stark aber beständig. Es war ein zynisches Grinsen, eines Wolfes, welcher seiner Beute auflauerte aber sich einen Spaß aus der Jagd machte. Nein, Flavius war nicht seine Beute aber sicherlich das Herz des Mannes, welches mit Hass zu vergiften war. Rom brauchte ein großes Unterfangen, ein echtes Aufgebot und vielleicht sogar einen Akt der Gewalt, um diese Sachlage endgültig zu klären. Oder zumindest einen Versuch der Klärung, da war sich Verus sicher, denn sein Hass war rein und getrieben durch seine eigenen Unfähigkeiten. Verus verdarb nicht an der Welt, sondern an sich selbst. Die Welt tat nur ihr Schmuck- und Beiwerk. Sein Herz, einst voller Ideale, war zerbrochen an der Missgunst, dem Zorn und der Leere menschlicher Wünsche. Jedes Wort des Flavius hätte auch so von Verus getroffen werden können, so dass der trecenarius genüsslich antwortete: "Ich stimme zu, Senator. In allen Aussagen. Aus diesem Grund arbeite ich schon sehr lange gegen diese Sekte und die mit ihr verbundenen Aufständischen."
Eine Bestätigung, die nicht nur gegen den Flavius gerichtet war. Verus wertschätzte nicht seine Arbeit aber seine Ziele. Ein Rom ohne Aufstände und Christen war ein sicheres und friedliches Rom. Noch dazu konnte er seine eigene Position in diesem neuen Rom definieren, frei von alten Ketten, da diese mit dem Feuer der Reinigung verbrennen würden. Hingegen hoffte der Flavius auf eine Bewahrung, einen Frost, der seinen Glauben und seine Absicht konservieren konnten. Feuer und Eis trafen zusammen, verschworen sich gegen die Gelübde und den Glauben der Christen. Ein gemeinsamer Hass definierte die Grundlage dieses Gesprächs, so dass es wenig Worte brauchte. "Wenn wir nicht konsequent handeln und alle verfügbaren Kräfte mobilisieren, werden wir Rom verlieren," dramatisierte der trecenarius ein wenig. Er wollte den Mann noch ein wenig anstacheln, aufstacheln, bewegen und ermuntern, dass es nur einen Weg gab. "Ich bin bereit dieses Thema mit Unterstützung durch andere Gleichgesinnte vor den Senat zu bringen und ein entsprechendes Gesetz einzubringen, welches das viel zu weiche bestehende Dekret ersetzen muss, damit wir alle nicht mehr um unsere Familien fürchten müssen. Es geht um unsere Kinder und Enkel," war die schließliche Antwort des Mannes, der inzwischen eine gewisse Expertise in der politischen Verfolgung aufwies. "Doch du scheinst mir ein eloquenter Befürworter unserer Sache zu sein, Senator Flavius. Warum erarbeiten wir nicht gemeinsam einen Vorschlag und bringen es gemeinsam vor den Senat? Sicherlich werden uns andere Senatoren unterstützen. Ich kenne bereits einige Gleichgesinnte," war die betonte Ergänzung zur Antwort, die nicht ganz ohne Ertüchtigung herausbrach. Die Gelegenheit war da und günstig, seine eigenen Verfolgungen vollumfänglich legitimieren zu lassen. Ein trecenarius konnte da nicht zurückweichen, wenn sich diese Möglichkeit bot.
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Verus trat am Adjutanten vorbei, direkt hinein ins Amtszimmer des Präfekten. Verus stellte sich gewohnt militärisch auf, nahm Haltung an und schickte sich zum römischen Gruß an. Danach verweilte er einen Augenblick, um seine eigenen Gedanken zu sortieren. Verus war stets darauf bedacht, einen Vorteil zu besitzen und versuchte das Wissen, welches er über den Präfekten besaß, bereit zu halten. Auch um die Sachlage zu klären, warum der Präfekt ihn so unverhofft einbestellte. Es gab einige Gründe. Vielleicht bot sich gleich erneut ein politisches Schauspiel, da die Präfekten oft in die Machtpolitik des Reiches unvermittelt eingegliedert waren; wie auch Verus selbst. Dennoch ging Verus davon aus, dass dieser Präfekt mahnende Worte bereithalten wollte, weil Verus in letzter Zeit erheblich die Verfolgungsbemühungen intensiviert hatte. Oder wollte der Präfekt den abschließenden Parthienbefehl geben, der noch ausstand. Vielleicht war es sogar beides aber Verus war dieser Fortgang der Sache vollkommen gleichgültig, denn er fühlte im Bezug zu seiner Arbeit wenig. Nicht einmal mehr Abscheu oder Hass. Dieses Nichts folgte ihm behändig. Dieser Mann war sich selbst egal. Verus ging seinem Geschäft nach und niemand konnte ihn davon abbringen, die erkannten Feinde des Staates zu verfolgen, selbst in den Reihen der Prätorianer und Legionen. Christen waren überall. Zu seinem Glück hatte Verus bereits Unterstützer im Senat gefunden, wie den Claudius oder den Flavius. Mächtige Mittelsmänner, die nicht nur Geldmittel, sondern auch Einfluss bereitstellen konnten. Der große Kampf begann erst und Verus war seltsam beruhigt durch diesen Umstand. Denn der Claudius und Flavius würden auch ohne ihn weitermachen, da war er sich sicher. Die Saat des Hasses auf diese andersartigen Christen war gesetzt. Sie waren schließlich nicht, wie Römer. "Ave," grüßte der trecenarius. "Trecenarius Tiberius Verus, meldet sich, wie befohlen," war die disziplinierte Vorstellung, die dieses Gespräch erst einleitete und dann fielen die kalten und todeshungrigen Augen des Schattenmannes auf den Präfekten, durchdringend und fordernd.
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Eine Zeit nach der Ansprache vor seinen Männern, wurde Verus unsanft aus seinen trüben Gedanken gerissen. Entfernt war Verus sogar dankbar dafür, dass er aus seinen Gedanken gerissen wurde und somit dieser folgenden Leere entkommen konnte, die ihm beizuwohnen schien. "Ich komme mit," erklärte der trecenarius mit bestimmter Aussprache. Er erhob sich von seinem Platz, um dem Adjutanten zu folgen.
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Bekümmerte es Verus? Verus war bekümmert aber viel mehr von seinen eigenen Ängsten und Nöten, weniger die verblichenen Befindlichkeiten einer jungen Frau. Sie war nur Symbol einer verwirrten Zeit. Einer Zeit ohne klare Linien, verloren zwischen eigenem Wunsch nach Beständigkeit und Existenz und jener Vergänglichkeit, die jedem gesellschaftlichen Unterfangen stets oblag. Veurs kümmerte sich nur auf einer Sachebene um diese Iunia. Sie war ein Bearbeitungsfall und niemals mehr als das. Zwar hatte sie ihm kurz eine menschliche Regung entlockt, da Verus als Person nicht vollständig erfroren war aber die sachliche Konditionierung, die Erziehung eines Soldaten, verbat jedwede emotionale Befindlichkeit im Umgang. Die Prätorianer waren eine gefühlskalte Veranstaltung und jeder der in ihre Fänge geriet, konnte dies schnell erleben. Hier zählten bürokratische Fakten und Obrigkeits gelenkte Absichten. Am Ende zählte nur das, was in den Akten stand und die Wachstafeln, Schriftrollen und Papyri waren sehr geduldig. Kürzlich war Verus selbst bewusst geworden, dass auch er nur eine Akte war. Ein Listentitel, der bei seinem Ableben schlicht neu gefüllt wurde. Bedeutung gab es hier nur in der ausführenden Handlung, welches dem wahrhaftigen Dogma diente, welchem sich Verus aus Angst vor Zweifel und Schuld stets verpflichtet fühlte. Fanatischer Eifer verdarb schnell eine gute Absicht. Der erfahrene trecenarius ahnte um die Lage der Frau, denn er hatte erstaunliche Vergleichswerte, die er beiziehen konnte. Ein Bezug zu vergangenen Bearbeitungen und Fälllen, die vieles erklärbarer machten oder zumindest kontrollierbarer. Und vielleicht war dies für den emotionale Krüppel reizvoll, dass er die Kontrolle behalten konnte. Wenigstens in seiner Arbeit, wenn schon sein Herz kränkelte.
"Unschuld und Schuld sind zwei absolute Begriffe, Gefangene. Nichts in der Welt ist absolut. Es gibt noch nicht einmal ein Gut oder ein Böse, sondern nur Entscheidungen und Umstände," kommentierten der soldatische Meister dieser dunklen Einrichtung mit einem süffisanten Ton, der durch jeden Knochen peitschte. Ein Frost durchfuhr Verus erneut. "Es gibt charakterliche Eigenschaften, Persönlichkeiten und Emotionen, die für dich Entscheidungen und Umstände erzwingen können aber eine absolute Betrachtung verbietet sich," erläuterte der Prätorianer, während die Frau von seinen Untergebenen streng bearbeitet wurde. Schnell legte man ihr jene Handfessel erneut an, doch dieses mal aus Stahl, welche sich eng um ihre Handgelenke schloss. Das Metall ächzte als man den Haltebolzen in den Riegel stieß. "Niemand ist unschuldig," schloss Verus aus seiner eigenen Ausführung und betrachtete die geübte Arbeit seiner ebenso erfahrenen Mitsoldaten. "Es geht nicht darum, dass du gehorsam bist, sondern es geht darum, dass du gehorsam sein willst und dich nicht mehr gegen Rom stellen kannst," drohte der trecenarius mit beißender Stimme, die sich zwar nicht überschlag einen Sachverhalt unmissverständlich klarstellte. "Es gibt kein Zuhause, denn es gibt nur eine Heimat, unser Rom," erklärte Verus abermals. "Unser Rom verlangt einzig und allein Loyalität. Und du wirst begreifen, dass dein Zuhause Rom ist und nicht eine Familiencasa," meinte der finstere Sachbearbeiter der prätorianischen Macht, als man die Frau schließlich packte.
"Was ich will, ist nicht von Bedeutung," sagte Verus bitter und blickte die Iunia kaltfrostig an, als man diese an ihm vorbei führte. "Was ich vorhabe? Unbedeutend," kommentierte der emotionale Krüppel trostlos, während er jede vernünftige Angabe von Herz und Emotion vergaß. Ihre Angst war nur das Öl in einem großen Getriebe. Diese Hassmaschine arbeitete ohne Unterlass. Es geschah, wie er befohlen hatte und man verbrachte sie in das Zimmer. Verus selbst folgte ruhigen sowie ungehetzten Schrittes. Denn er hatte hier alle Zeit der Welt. Im Raum angekommen, fand die Iunia einen Tisch mit zwei Stühlen. Der eine Stuhl wirkte merkwürdig, da dieser eine Vorrichtung für ihren Halsring besaß. Die Gehilfen drückten die Gefangene auf den Stuhl, ließen den Halsring in die Vorrichtung fallen, so dass sie gefesselt war und nicht mehr aufstehen konnte. Eine unbequeme Position, da immer noch ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren und sich ihre Schultern leicht überdehnten. Verus selbst nahm auf dem Stuhl gegenüber Platz, während seine beiden Helfer ihre prankenhaften Hände auf die Schultern der Gefangenen legten. Ein dritter Mann nahm in einer Ecke des Raumes Position ein. Die Tür blieb offen. Der trecenarius räusperte sich. "Bringt den eben verhörten Gefangenen herein," befahl Verus und aus der geöffneten trug man einen sichtlich zerschlagenen Sklaven herein. Es war ihr Leibwächter, das konnte die Iunia sofort erkennen. Er trug die Wunden von Kämpfen und Schlägen. "Ist er ein Christ?" - fragte Verus schließlich und blickte die Gefangene eindringlich an, als man ihren Leibsklaven achtlos neben ihren Stuhl warf, wo er regungslos liegen blieb. Seine Handfesseln hatten sich tief ins Fleisch geschnitten. Niemand war hier stark genug. Nicht einmal Verus, um gegen diese Maschine anzukämpfen. Nun konnte sie wahre Ergebenheit erweisen und Verus, der ihre Signale entsprechend bewerten konnte, wollte das sie ihren eigenen Sklaven opferte, damit er in dieser Sache erste Ergebnisse vorweisen konnte.
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Sein Augenlicht verschwamm in einem diesigen Nebel, der diesen Ort zu umgeben schien. Verus fühlte sich verfolgt, heimgesucht von dieser Macht, die er einst im Tempel gesehen hatte. Der unsichtbare Geist war wieder hier, der an den Wänden kratzte und diesen Nebel vor seine Augen legte. Mit einer Handgeste ließ er seine Wachen zurück, um mit ein wenig Würde und Mut vor den Senator zu treten. Dennoch war Verus angeschlagen. Die letzten Nächte ließen keinen Zweifel daran, dass diese Verfolgung und Heimsuchung der Christen auch an seinem Gemüt zerrte, wie die Ketten der Gefangenen in den Kerkern. Verus hetzte von Pflichttermin zum nächsten, um diese Hassmaschine am Laufen zu halten, die nicht nur die Christen mit Folter und Unterdrückung bestrafte. Es war der Wahnsinn, der stets nach allgemeiner Verunsicherung folgte, wie einer großen Unruhe oder einem Aufstand. Verus als erfahrener Offizier wusste solche Lagen stets für das eigene Geschick zu nutzen. Und die Prätorianer folgten willens den dunklen Lichtern, die Verus und auch andere in die Nacht stellten. Ihre persönliche Macht lag nicht nur in ihrer Hierachie, sondern auch schlicht in ihrer Deutungshoheit über Worte und Personen. Ihr Urteil konnte nicht nur Namen und Lebensleistungen hinwegwischen, sondern auch ganze Familien. Ungerechtigkeit war ein Mittel der Teilung aber ein intellektuelles Dogma war eine echte Waffe gegen die Herzen.
Angst folgte stets den Worten, die sie alle wie Giftpfeile schossen, um bloß nicht ihre eigene Position zu untergraben. Es war ein System des Selbsterhaltes, dass in dieser Form kein Ende kannte. Verus kannte die Menschen nicht nur in guten Lagen, sondern auch in vielerlei schrecklichen Umständen, die er nicht selten mit beeinflusst hatte. Krieg, Folter und Mord waren ihm nicht unbekannt. Sicherlich war er ein guter Mann seines Fachgebietes und beliebt bei seinen Auftraggebern, wenn auch selbst der Kaiser diesen Mann zu fürchten schien. Der Imperator mied seinen trecenarius letztlich und kommunzierte oft nur über Boten. Verus verwunderte dies nicht, denn ihm selbst haftete ein gewisser Dunst des Todes an; eine Unsauberkeit und etwas war anders, wenn er im Raume war. Verus akzeptierte diesen Fluch, denn er war unausweichlich und sogar nützlich für seine Arbeit. Sollte man ihn doch verfluchen und hassen, solange man das tat, was er verlangte.
Ein Soldat tat dort Dienst, wo man ihn hinsetzte. Ihm waren die Statores und Speculatores zugefallen. Trotzdessen wuchs in ihm ein Keim des Zweifels, da diese Welt nicht mehr zusammen passen konnte. Etwas verhielt sich unpassend. Etwas fehlte dem trecenarius, damit seine Arbeit letztlich als vorerst abgeschlossen betrachtet werden konnte. Der diesige Dunst vor seinen Augen lichtete sich unmerklich aber beständig, als er schließlich vor den Hausherren trat. Die verborgene Waffe konnte der Flavius nicht sehen aber Verus trug versteckt seinen pugio (Militärdolch). Ein Prätorianer war nie unbewaffnet, wenn er sich unbekannte Einrichtungen wagte. "Salve," grüßte Verus etwas steif und ungelenkt, da er dieses zivile Protokoll nicht mehr ganz verstand und oft dadurch auffiel, dass er sich sehr militärisch verhielt. Mit schnellen Augen durchsuchte er die Umgebung nach Hinweisen über die Person, die ihn gerade begrüßte. Die schnelle Auffassungsgabe half ihm und erblickte ein paar dezente Hinweise auf die Persönlichkeit des Flavius, wenn auch nicht konkretisierbar, während der Flavius den Tisch umrundete, um seinen Platz zu finden. "Gerne," war die deutlich geblaffte Antwort des Tiberius, bevor er sich tatsächlich setzte. Die Bewegung wirkte mechanisch und schließlich saß der Mann, der viele Christen zur Hinrichtung geführt hatte.
Immerhin stellte der Senator sicher, dass sie vorerst ungestört waren, was Verus mit einem Nicken dankbar wertschätze. Die kalten Augen des trecenarius fixierten nun sein Gegenüber. Auf dem Stuhl selbst konnte man nun im Licht des Raumes deutlich die Narbe im Gesicht des Tiberius erkennen, die sich auf seiner Wange zeigte und auch die trockenen sowie rissigen Lippen. Auch die Augenlider waren umspielt von einem tiefen Schatten, der auf Schlaflosigkeit hinweisen konnte. Ferner verschränkte Verus die Arme vor der Brust, so dass für einen Augenblick die Narben an den Handrücken erkennbar wurden. Schnitte und Verbrennungen hatten ihre Zeichen hinterlassen und sangen ihr eigenes Lied vom Krieg, ohne das Verus dies bedeutsam ansprechen musste. Verus war ganz Soldat und seine Lebensgeschichte stand nicht allein in seinen kalten Augen, sondern auch in seinen Narben geschrieben. Der Krieg schien ihm auch hier zu folgen. Der trecenarius würde noch nichts essen oder trinken, dafür war noch nicht genug Vertrauen gewachsen. Giftmorde waren ihm bekannt und auch nicht fremd. "Wie könnte ich eine solche Einladung ablehnen," kommentierte Verus und rang sich in bitteres Lächeln ab, so dass sich ein wenig der vertrockneten Haut von der Lippe löste und von seinem Mund herabfiel. Verus war nicht hässlich aber seine Arbeit hatte ihm diese dämonische Erscheinung gegeben, die hier deutlich zu Tage trat. Gerade im direkten Augenkontakt. Verus versuchte den Flavius mit seinem vorhandenen Wissen einzuordnen und gleichsam zu bewerten. Denn der trecenarius war gespannt darauf, was der Senator erwartete. Er deutete bereits an, dass dieser Anlass kein freudiger war und damit hatte Verus schon gerechnet. Man lud den trecenariis nie zu einem freundlichen Anlass ein. Und selten kam Verus auch in freundlicher Absicht. Sie waren allein. Der Tiberius versicherte sie dieser Tatsache mit einem Blick herum und starrte dann wieder sein Gegenüber an, der in der edlen Kleidung recht aufgeplustert auf einen einfachen Soldaten wirkte, der nur Leinen und Eisen kannte.
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Verus hatte keine klaren Antworten mehr. Nicht mehr an diesem Tag. Seine gespielte Selbstsicherheit war verflogen, als er kräftig atmete. Sein Atem war konstant aber bemüht. Der Tiberius tat sich immer mehr schwer damit, persönliche Gespräche ohne Bezug zu seiner Aufgabe zu führen. Auch dieses Gespräch hatte eine hohe emotionale Belastung für den gestandenen Soldaten, der nicht nur um die halbe Welt marschiert war, sondern auch die Schlachtfelder dieser Zeit erlebt hatte. Es war dieses alte Gefühl, welches ihn unsicher machte. Ein Gefühl, dass er ratlos war, was er mit sich selbst anfangen sollte, wenn er keine Befehle mehr erhielt und kein Dogma mehr hatte, an dem er sich festhalten konnte. Die Persönlichkeit des Soldaten war verkümmert oder auch verkrüppelt durch seine Lebenszeit. Ihm war zu viel widerfahren, um eine normale emotionale Reaktion im Umgang mit diesem Gespräch zu zeigen. Der Claudius erweckte etwas in Verus, was diesen Mann seltsam zerschlagen machte. Die Haltung brach ein, der militärische Habitus verflog mit einem Augenzwinkern, als ob es diesen nie gegeben hätte und es blieb nur ein Mann ohne Würde zurück. Es gab keinen Fluchtpunkt mehr. Kein Entkommen vor einer Entscheidung. Verus musste sich entscheiden, was er wirklich aus seinem Leben machen wollte, da die Befehle ausbleiben würden. Es ängstigte und diese Angst machte ihn vorerst sprachlos.
"Wie erweise ich Güte?" - fragte er Verus mit schwacher Stimme, hilflos und verwahrlost im Umgang. Er wusste, was Güte und Mitgefühl waren aber diese zombiehafte Gestalt, die er geworden war, verneinte diese konsequent. Luna hatte sie ihm gezeigt, viele Menschen hatten sie ihm bewiesen und doch verneinte die Pflicht eine Güte. Ein pflichtbewusstes Herz war niemals weich aber Verus Pflichtbewusstsein lag nicht in seinem Herzen, sondern in seinem Verstand, welcher abgerichtet und zerrüttet war. Dieser Mann war zu träge, zu gesättigt mit seinem eigenen Ungemach, dass eine Veränderung unmöglich wirkte. Auch fürchtete Verus dieses Gefühl. Diese Erfahrung, dass Güte ihm vielleicht jene verschlungene Macht streitig machen könnte, die gerade sein eigenes Überleben sicherte. Die Situation mochte für einen reichen Claudius einfach sein, da sein Reichtum und Position in der Gesellschaft ihn sicherlich abschirmen konnten, sofern niemand wirklich Interesse an seinem Sturz hatte aber ein trecenarius war nicht abgeschirmt, sonderlich geschützt, sondern allein und ausgeliefert.
Verus musste seinen Kameraden, dem Dogma und dieser verbohrten Idee von Rom folgen; egal, was geschah, Verus war Soldat und niemals ein freier Mann. "Es gibt ein Sprichwort unter uns Soldaten, Claudius," begann Verus, um eine Erklärung zu finden. Etwas, was er sagen konnte, was ihm selbst nicht verlogen erschien. "Wer auf dem Schlachtfeld gestanden hat, wird niemals mehr frei sein. Denn das Schlachtfeld ist fortan an jedem Ort." Der trecenarius gestand damit ein, dass er niemals entfliehen konnte, da der Krieg längst in ihm war. Bei ihm standen Mars und Pluto, jeweils ringend um seine Seele, bis er endgültig von dieser Welt verschwand. Ein Wunsch, den Verus nicht einmal mehr ganz verbarg und insgeheim wünschte sich sein Herz ein Ende dieser Schrecken, die des Nachts kamen.
"Güte ist etwas, was ich sicherlich verstehe aber nicht immer zur Anwendung bringen kann. Schwäche wird bestraft, Claudius. Bei uns wird emotionale Schwäche bestraft. Gnade kennen wir nicht, sondern nur Disziplin. Alles, was in unseren Reihen dient, hat zu vollumfänglich zu dienen. Mit Leib und Herz. Wenn ich müßige Gnade zeigen würde, würden sich die Unrechten und Feinde erheben, die wir mit Gewalt klein halten. Menschen mögen Gnade kennen aber wir Prätorianer nicht, denn wir schützen nicht nur den Augustus, sondern auch diese Ordnung," erklärte Verus aber die Worte wollten nicht so leicht fallen. Sie wollten nicht herausbrechen, wie geübt, sondern waren leise und kraftlos. Der Soldat wollte sich dahinter verstecken aber konnte es nicht mehr. Verus war zu gut, um erneut einfach in diese erlernten Denkmuster zu fallen. Denn der Tiberius verstand inzwischen zu viel, um einfach darüber hinweg gehen zu können. Verus spürte die Hand des väterlichen Claudius.
Ein merkwürdiges Gefühl von Heimat durchfloss Verus, der sich irgendwie erlöst fühlte, weil dieser Mann ohne jeden Zwang ihm Gnade zeigte. Eine Gnade und eine Möglichkeit, die weitaus absolvierender war, als Verus sich je erhofft hatte. Menecrates durchschlug mit einer Geste die letzten Mauern einer falschen Absicht. Verus konnte sich nicht mehr in die militärische Doktrin flüchten und war dem Claudius ausgeliefert; auf eine positive Art. Es gab wieder einen Morgen, nach der langen Nacht. "Ich möchte soweit sein," war die Antwort, die Verus ohne Filter und Brücke sprach. "In den Senat," folgte dann träumerisch. Der Arrn seines fürsorglichen Gegenübers senkte sich. Verus brach ab und war überrascht, dass er das erste mal seit einer Ewigkeit überhaupt einen Wunsch für sich selbst benennen konnte. Es fühlte sich heilsam an. "Obwohl ich als Person wohl ungeeignet bin. Als Soldat wird man mich nicht ernst nehmen und im Allgemeinen wird der Kaiser mir nicht helfen wollen...," relativierte Verus wieder, um sich in seinen Trümmern zu halten, die sein Leben so perfekt einrahmten.
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Die Nacht war unerträglich gewesen. Verus hatte nicht wirklich geschlafen, denn alle Gedanken sammelten sich in einem Abgrund; einer fernen Leere, die immer näher zu kommen schien. Etwas, was ihn heimsuchte und hinab reißen wollte. Müde und mit schweren Schritten durchschritt der unholde Geist dieser Stadt seine Wege, um einer Einladung zu entsprechen, die unerwartet aber willkommen war. Seine beiden Leibwächter hielten einen engen Abstand, um ihren Kommandeur mit fester Absicht zu verteidigen. Ein erneutes Attentat dürfte es nicht geben und doch stand ihnen eine erhebliche Anspannung im Gesicht, da sich der trecenarius mit vielen Gruppierungen dieser Stadt in einem permanenten Konflikt war. Nicht nur die Christen verfluchten ihn, sondern auch die kriminellen Gruppierungen der subura, korrupte Beamte und auch nicht prätorianische Geheimbünde. Verus war eifrig und grausam in vielerlei Bereichen gewesen, so dass sein Ruf und auch Name mit einem steten Flüstern versehen war. Man rief seinen Namen nicht öffentlich, sprach leise von den Prätorianern und schwieg dezent, wenn politisch berührende Themen aufkamen.
Es gab eine neue Trennlinie zwischen erlaubter und unerlaubter Meinung, die Verus mit Blut gezogen hatte. Nicht nur das Verschwinden einiger Menschen, darunter auch wenige Senatoren und Ritter, ließen verstörte Wahrnehmungen zurück. Angst machte sich breit; eine nicht mehr heimliche Furcht vor den dunklen Schatten, die aus dem Nichts kamen und einer nicht immer ganz durchschaubaren Agenda folgten. Es war klar, wem sie dienten und wofür aber es war nie klar, welche Person ein weiteres Ziel sein konnte. Verus hatte sich selbst einsam gemacht, verdammt zu einer ständigen Flucht in erneute Handlungen. Sein Tanz war leer aber fordernd. Der trecenarius war müde, erschöpft von sich selbst und der Arbeit, die sich monoton immer wieder erneut zeigte. Es gab kein Ende in diesem Geschäft, welches auf Furcht und Macht setzte. Eine Macht, die durch korrumpierende Ideen gewonnen wurde. Verus erreichte den Zielort. Die Villa Flavia. Natürlich hatte der Chef der kaiserlichen Geheimpolizei Nachforschungen über den Einladenden angestellt aber dennoch blieb ein gewisser Rest Unklarheit, was der Senator mit diesem Gespräch beabsichtigte.
Verus hatte vor einem Tag einen Boten vorweg geschickt, der den Senator über die Bestätigung der Einladung mündlich informieren sollte. Ein Bote, der nicht nur eine Botschaft brachte, sondern eine klare Anweisung, dass man vertraulich sprechen musste. Im Zweifel unter vier Augen. Verus war vorsichtig, gar panisch paranoid gegenüber unbekannten Orten und Personen. Er kannte den Senator noch nicht und auch nicht sein Haus. Zwar gab es Berichte und bekannte Gerüchte aber genau wusste Verus nicht, was ihn erwarten sollte. Die Vorbereitung musste jedoch ausreichen, um nicht gegenüber dieser alten Eminenz einzubrechen. Vielleicht fand sich ein weiterer Verbündeter im Kampf um Rom. Im Kampf gegen die Idee der Christen. In der Tat nahm Verus diese Absicht an, so dass er trotz Schlafmangel diesen Termin wahrnehmen wollte.
Abgeschirmt von seinen Leibwächtern, trat Verus selbst an die Porta klopfte am großen Riegel an und trat dann in das Vestibül ein, wie es üblich war. Römische Haupttüren waren tagsüber nicht verschlossen, um Klienten, Geschäftsleute und Gäste hinein zu lassen. Erst im Vestibül mit den je nach Lage ausgebauten Sitzbänken wurde die eigentlich Begrüßung durch Sklaven oder bestellte Angestellte durchgeführt. Verus wartete stehend, während seine beiden Soldaten dezent die Umgebung im Blick behielten. Man erkannte sie nicht sofort als Prätorianer aber die soldatischen Stiefel und die Haltung sprachen eindeutig für eine außerordentliche militärische Ausbildung und ausbeutende Konditionierung. Auch Verus zeigte einen deutlichen Habitus, der von einer Ewigkeit im Militär sprach. Mit einer geübten Bewegung richtete Verus seine speziell gefärbte Toga und blickte wartend ins Vestibül hinein. Seine Atmung war flach aber beständig, fast einer Kriegsmaschine gleich.
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Scheinbar ist Germanien ein wenig eingeschlafen.
In Rom könnte Verus Derartiges unverzüglich anbieten aber... obwohl... sind keine Prätorianer unten in Germanien bei der Augusta? Hmmm...
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Es war für viele Menschen schwierig, sich den Fakten zu stellen. Auch Verus hatte lange mit sich gerungen, um die eigene Bedeutungslosigkeit im kosmischen Spiel zu akzeptieren. Dinge mussten keinen Sinn ergeben. Auch Gewalt musste keinem Zweck folgen und dennoch versuchte Verus stets Gewalt mit Sinn und Verstand walten zu lassen. In seinen Lungen brannte dieses kalte Feuer, welches wie ein schweres Gewicht gegen sein Herz presste. Verus hatte am Rande der Gesellschaft, auf den Schlachtfeldern in fernen Ländern, zwischen den Leichen und den Leidenden, etwas gefunden, was andere nur mit Wahnsinn beantworten konnten. Er hatte jene Akzeptanz der eigenen Bedeutungslosigkeit gefunden. Ihm war es vollkommen egal, was diese Frau von ihm dachte und glaubte zu wissen. Denn er selbst wusste, was er war und welchen Sinn seine Taten hatten. Ein guter Soldat war befreit von jener Sehnsucht, dass es etwas anderes außerhalb der geschaffenen Doktrin gab. Ein Kampf konnte alles bedeuten oder auch nichts. Das Leben war ein konstanter Zufall. Willkürlich und niemals beständig.
"Doch mir ist sehr wohl Mitgefühl begegnet," erinnerte sich Verus an seine geliebte Luna, die allen Dingen Mitgefühl gab. Luna kannte eine Liebe zu dieser Welt, die Verus zwar fremd war aber umso mehr bewunderte er diese charakterliche Eigenschaft. Empathie war etwas, was man hatte oder eben nicht. Verus besaß sie aber die bösartigen Umstände verfluchten gelegentlich diese Eigenschaft zur Abstinenz unter dem dogmatischen Fanatismus, den nur ein Soldat wirklich verstehen konnte. Man hatte ihn zu dieser Person gemacht und er selbst hatte dies willfährig zugelassen, um sich vor der Welt verstecken zu können. Es war ein Widerspruch aber Verus verdammte sich selbst zu diesem Schicksal, um der eigenen Vergangenheit mit Zorn und Wut zu entkommen. "Dein Urteil fällst du auf Basis einer Beobachtung? Eines Gedankenspiels, welches sich aus deiner eigenen Unfähigkeit ergibt, diese Situation zu akzeptieren?" Die Augen des diabolischen Advokaten verengten sich. Er dachte nach. Verus dachte oft nach und konnte Sachverhalte schnell bewerten. Eine Fähigkeit, die ihn als trecenarius empfohlen hatte. Er hatte den verdeckten Einheiten der Prätorianer wieder zu jenem niemals gesehenen Glanz verholfen, der Furcht und Panik in die Herzen der Feinde des Staates brachte - und nicht nur in die Herzen der Feinde, sondern auch in die Gedanken und Albträume der beglückten Schichten aus Aristokratie und Wohlstand.
Seine Rolle war deshalb so erfolgreich, weil Verus einen erlernten Zynismus besaß, der so beißend und frostig war, dass ihm schlicht moralische Bewertungen, außerhalb des vorgebenen Spektrums, schlicht egal waren. Und selbst diese Moral war für die politische Sache biegsam. Das Dogma, dieses Rom unter allen Umständen zu erhalten, vertiefte jene emotionale Apathie. Verus war sicherlich privat kein amoralischer Mensch, sicherlich sogar ein Idealist, aber dieser Idealismus trieb ihn tief in diese Schatten, die ihn nun umgaben, wie einen dunklen Mantel. Er war in der Tat über Schlachtfelder marschiert, hatte Völker unterworfen, auf Befehl von ihm fremden Personen. Sein Idealismus hatte sich gewandelt. Er war dieser Zynismus geworden, den er nicht darstellen musste. Gab es Grenzen für ihn? Mit Sicherheit aber diese waren immer abhängig vom erwünschten Ziel. Die Prätorianer pflegten eine Mäßigung und reduzierten den erforderlichen Einsatz von Mitteln gerne, um nicht über das Ziel hinaus zu schießen und Ressourcen zu verschwenden. Ähnlich handhabte der trecenarius auch seine persönliche Investition von Zeit, Aufmerksamkeit und Interesse. Dennoch war dort etwas tief im Fanatismus seiner Sache verborgen: eine feste Absicht, dass wenn er scheitern sollte, jeden mit hinab zu reißen, damit niemand der Sache entkommen konnte. Außerhalb des Dogma dürfte es nicht geben. Der Untergang konnte ebenso Beweis von Loyalität gegenüber einer Sache sein, wenn es keinerlei Handlungsmöglichkeiten mehr gab. Rom war alles - und dieser furchtbare Absolutismus speiste sich aus der Erkenntnis, dass ein Mensch und sicherlich auch alle Menschen bedeutungslos waren. Rom, die Idee, hatte Bedeutung. Sie verlieh Würde und Begründung.
Rom verlangte den Tod von Völkern und Reichen. Die Prätorianer taten nur ihr Übriges und verliehen dem schwarzen Herzen dieser Machtfantasie nur ein Gesicht, was viele Römer nicht sehen konnten. Nicht sehen wollten. Vielleicht war Verus nicht der Verkleidete, sondern die anderen, wie Iunia Caerillia. Dieser Gedanke kam in ihm auf, während er Iunia elegant studierte. Seine eigene Körpersprache war ruhig. Ihre Worte wurden verarbeitet, durchdacht und im Hinterkopf abgelegt. "Was du willst, ist nicht von Bedeutung. Du beurteilst mich und so beurteile ich dich," erklärte der kaltherzig wirkende Prätorianer Tiberius, der sich im Krieg mit der gesamten Welt zu befinden schien. "Du befindest dich nicht in einer Position des Wunsches." Verus achtete in seiner Bearbeitung dieser Christenfälle auf eine gewisse Schematik, die erlernt und erprobt war. Iunia konnte nicht wissen, dass jedes Wort mit einer Absicht verbunden war. Iunia war längst fest verplant und eingeordnet. In der Tat hatte sie keine Wahl mehr. Eigentlich hatte in Verus Welt nicht einmal er selbst eine Wahl. "Du wählst aus den Wahlmöglichkeiten, die wir dir geben," gestand der trecenarius mit einem langen Atemzug, während sich seine Augen wieder weiteten und die iunische Frau im Kerker vernichtend anstarrten. Verus fand Stolz in ihrem Gesicht und Zornesröte. Sie hatte sich genähert und sprach mit fester Stimme den bekannten Widerstand, den Verus belustigend fand.
Es war dieser Stolz, den viele Menschen glaubten zu besitzen, dass sie etwas fordern konnten. Etwas einfordern konnten, weil sie einen Status hatten. Dabei war der Status doch nur eine verliehene Idee in einem zwar komplexen aber geschloßenen System, welches hier andere Stricke zog. "Doch du wirst sehr lange hier sein oder wir werden dich bald mit der Anklage vor einen Iudex bringen, dass du eine Christin bist. Und dazu noch eine Aufständische. Wir haben Belege und Aussagen, viele Zeugen, die ich benennen kann. Nur weil du eine Iunia bist, wird dich das nicht davor bewahren, hier zu sein und das für die Zeit, die wir für richtig halten," sagte der trecenarius ohne wirklich eine emotionale Regung in seiner Stimme transportieren zu können. "Dazu noch unsittliches Verhalten, Falschaussagen gegenüber den Prätorianern, Widerstand gegen den Kaiser und seine Männer, Gewaltanwendung und Verletzung des öffentlichen Friedens," machte Verus weiter, so als ob er aus einem Bericht einige Zeilen vortrug. "Du bist hier allein und dein Name, deine Person, alles, was du glaubst zu sein, sind hier bedeutungslos. Es ist entscheidend, was wir von dir halten. Was wir über dich glauben und was du für uns tun kannst."
Die Oberlippe des Tiberius zuckte kurz, als er erneut überlegte und klatschte dann fast applaudierend einmal in seine Hände, so dass ein leises Geräusch entstand. Im Anschluss sanken die Hände lieblos herab. "Du hast gewählt und dein Mitgefühl beweist erneut, dass du eine Christin bist. Denn die Frau an der Wand ist eine Christin, die erst vorgestern eine römische Patroullie überfallen hat. Sie wurde auf der Flucht gefasst. Du hilfst einer Verräterin und Feindin Roms," schimpfte Verus laut aber seine Wut wirkte gespielt, falsch und verlogen. Natürlich war ein Teil des Vorwurfes konstruiert aber die Lüge war stets ein probates Mittel im Werkzeugkasten der prätorianischen Arbeit. Verus wirkte nun selbstgerecht zufrieden, da seine Augen erneut diesen dämonischen Glanz gewannen, als sie Iunia mental in Ketten legen wollten. Niemand sollte sich dem wahren Dogma widersetzen, welches allein allen Dingen in diesem Imperium galt. Der römischen Ordnung.
"Deine Tat gerade reiht sich gut ein," sprach Verus mit grantiger Tonlage. "Ich finde es immer wieder interessant, wie sie erst an diesem Ort verzweifeln, dann ihren Mut finden und dann aufgeben. Erst in der Aufgabe beginnt die eigentliche Arbeit, Gefangene," war ein dahingeworfener Satz, der schnell kam und schnell wieder ging, da sich Verus Lippen wieder fest verschlossen. Stille. Wieder diese wortlose Stille, die über Iunia hereinbrach, da die Soldaten sie nur wieder anblickten, durchbohrten mit ihren Augen, die mit Sicherheit fast jeden Abgrund dieser Welt gesehen hatten. Widerstand akzeptierten diese Augen nicht. Es dauerte einen langen Moment, der wie eine Narbe in der Zeit lag. "Gut," machte Verus und deutete zu den Soldaten hinter sich. "Holt die Gefangene, welche nicht gekettet ist, aus der Zelle und verbringt sie in Zimmer Duodecima," befahl der trecenarius.
"Die andere Gefangene wird von den Ketten befreit und erhält die Ration dieser Gefangenen." Es war getan und gesagt. Einer der vortretenen Soldaten schrie die Iunia brutal an: "Zurück an die rückwärtige Wand! An die Wand!" Sie machten klar, dass sie auf sie einschlagen würden, wenn sie nicht zurückwich, da die Knüppel aus schwarzem Holz bereits drohend in den Händen lagen. Verus trat mit einer kurzen Bewegung zur Seite, verweilte an eine abseitige Wand gelehnt und ließ seine Handlanger die gewichtige Arbeit machen. Diese Brutalität war ihm eigentlich zuwider aber sie nun mal ein außerordentlicher Bestandteil seines Geschäftes. Überzeugung und Obrigkeit lagen dicht unter dem Schwert sowie den Werkzeugen seiner Amtsausübung. Wieder dieses Gefühl, welches sich breit machte und wie ein vergessener Schmerz in seinem Schädel drückte. Es tat ihm weh. Doch hatte es niemals ein Zurück gegeben. Etwas, was man ändern konnte, sondern nur ein stetiges Weitermachen. Verus zögerte nicht aber etwas ließ ihn zurück. Etwas verließ ihn erneut, so dass diese frostige Kälte durch seinen Körper fuhr und ihn frösteln ließ.
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Zumal die meisten Römer in Rom selbst keinen wirklichen Bezug zu fernen Städten haben. Wer in Rom lebt, bezieht seine Lebenswelt aus dieser Stadt.
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Es schmerzte aber der erfahrene Senator hatte Verus richtig durchschaut. "Ich habe dir Wahrheit versprochen," resignierte Verus und zeigte seit Langem mal wieder jene Schwäche, für die ihn Luna liebte. Eine Schwäche, die eigentlich eine Stärke war. Eine Stärke des Herzens, welches selbst an diesem Leben nicht zerbrechen konnte. Verus musste wenigstens einmal zu dem stehen, was er eigentlich sein wollte: ein Held. Nicht im naiven Sinne, sondern viel mehr eine Person, die für etwas Bedeutsames und Echtes kämpfte. Eine Person, die nicht verzweifelte, sondern dort handelte, wo andere davonliefen. Ein Held, der sich seiner Ideale verdient zeigte. Und in den letzten Jahren war er dies nicht gewesen. Er hatte sich versteckt. Dieser Mann hatte sich an falsche Träume geklammert und in einem Konstrukt Erlösung gesucht, was niemals Erlösung versprechen konnte. Sein Rom konnte nicht existieren. Es war eine Lüge und Selbstbetrug und doch war Verus gefangen. Der Claudier konnte es nicht sehen aber Verus brauchte seine Schatten. Er brauchte dieses Gefühl. Diese Welt machte süchtig. Sie machte abhängig und ließ eine Seele nicht so einfach gehen. "Güte hat mir diese Welt selten gezeigt. Erst du, Claudius, zeigtest mir Gnade und Güte eines Römers. Ich schulde dir tatsächlich mehr," begann Verus ungewohnt emotional, als die Wälle und Mauern einbrachen, die sein Herz vor der erfahrenen Grausamkeit schützen sollten. Der Claudius war ein Vorbild. Nicht nur als Mann, sondern als Römer. Verus verstand und dies sogar sehr deutlich. Schon sehr lange hatte er sich wahrlich meisterhaft vor seiner eigenen Reue und den Zweifeln versteckt. Ein gut gelebter Schatten war er geworden. Und doch war doch noch etwas, was ihn hielt. Noch in diesem Amt hielt. Er war Soldat und sein Eid band ihn an jenen Ort. "Ich brauche deine Hilfe," forderte er nun den Claudius auf. Im festen Vertrauen, dass dieser man seine eigene Dunkelheit in Licht verwandeln konnte. Eine letzte Hoffnung, dass er diesem Strudel aus Abhängigkeiten entkommen konnte. "Hilf mir," kehrte Verus nun eindringlicher ein und nickte Menecrates mit seinen glasig-traurigen Augen zu. Seine eigenen Händen zitterten unruhig und der Soldat funktionierte nicht mehr, sondern der Mensch Verus zeigte sich. "Vielleicht ist es an der Zeit auf die alten und weisen Männer zu hören und deine Worte bewegen mich sehr," offenbarte sich der Tiberius und holte tief Luft. "Es ist mir möglich in dein Klientel zu treten?" - eine einfache aber schwerwiegende Frage, die Verus dort stellte, denn dadurch würde offen einsehbar werden, dass der Stadtpräfekt und der trecenarius gemeinsame Sache machten. Zumindest würde man das denken, wenn ein Claudius einen Klienten im mächtigen trecenarius fand. Geheiminformationen und Meuchelmord schienen dem Präfekten damit als Verfügung garantiert. Er würde somit neben dem Kaiser über eine mächtige Seilschaft verfügen, die auf die Prätorianer zurückgreifen konnte. Aber Verus war nicht naiv. Er selbst versprach sich in der Tat davon einen Ausweg aus den Schatten, in eine zivilere Welt, die Claudius ihm möglich machen konnte. Eine Welt ohne Meuchelei, Intrigen und Grausamkeiten. Eine Flucht in ein anderes Leben schien möglich.
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Etwas seltsam Fremdes geschah an diesem Ort. Etwas geschah hier, was sich einer Beschreibung entzog. Worte konnten nicht ausreichen, welche Schrecken sich an diesem Ort manifestierten. Warnungen über die Prätorianer waren zu oft ungehört verhallt. Warnungen von Männern, die sich panisch ins Exil flüchteten, waren verhallt. Pluto regierte. Und Pluto gewann immer. Am Ende eines Leben eröffnete Pluto die Rechnung. Eine abscheulich kurze Rechnung über zu wenig Zeit und zu wenig Bedeutung. Dennoch kümmerte sich Pluto um jede Seele. Um jedes Lebewesen. Er vergaß niemanden, denn mitunter war er in vielen Sprachen als der einzig wahre Gott bekannt, dem die Menschen niemals entkommen konnten. Was war das für Ton? Ein okkulter Ton, der durch den Korridor fegte und schnell an Kraft verlor, um schließlich zu verstummen. Vielleicht hörte nur Iunia diesen Ton, diese Sonate aus Stimmen und Gesang, denn andere schienen sich nicht um diesen gemischten Ton zu kümmern, der schnell kam und ebenso schnell verschwand.
Die Berührung löste eine einfache Reaktion in der Gefesselten aus. Sie blickte nicht einmal auf aber zuckte mit ihrer Wange zurück, um der Berührung zu entgehen. Nähe machte ihr Angst und ihre Ketten zuckten mitsamt ihrer Kopfbewegung. Kein Wort. Nur ein flaches Atmen, während Schmerz ihre Lippen zusammenpressen ließ. Tränen bahnten sich ihren Weg aus verschlossenen Augen. Die Frau weinte kümmerliche Tränen, da sie bereits für ein ganzes Leben getrauert hatte. Doch die Tränen wollten keine Macht finden und vertrockneten bereits am Augenlid. Ein greller Schrei durchfuhr Iunia als Verus vor die Tür trat. In seinem Rücken standen zwei Soldaten mit Schlaginstrumenten in groben Händen. Sie verhielten sich ruhig und hielten diszipliniert Position, jederzeit bereit einen Befehl auszuführen und Gewalt gegen jeden zu üben. Verus selbst trug keinerlei Waffen und blickte nur mit seinem vernarbten Totenschädel in die Zelle. Der Schrei musste aus der Ferne kommen oder war er nur Einbildung? Die Fratze des Tiberius wurde durch die Öllampe seltsam beschienen, so dass seine Augen wieder diesen düsteren Glanz hatten und seine Mimik verborgen war.
"Mitgefühl," kommentierte Verus spöttisch. "Eine Tugend und auch eine Schwäche. Es kann dich stark machen aber auch ebenso töten," erklärte der teuflische Machthaber und seine Lippen schienen sich dabei nicht einmal zu bewegen. "Du magst vielleicht verwundert sein aber auch ich besitze Mitgefühl und Mitleid," folgte dann, während sich keinerlei Regung in seinen Augen zeigte und die Hände elegant hinter seinem Rücken verschränkt waren. Er beobachtete aufmerksam mit diesen furchtbaren Augen, die alles zu durchdringen schienen. "Umso mehr verwundert es mich, dass sich eine Römerin bereitwillig diesen Christen anschließt. Es schmerzt mich," sagte der diabolische Seelenfänger mit seiner ihm eigenen Betonung. Seine Betonung war nicht kalt aber auch nicht warmherzig, sondern viel mehr ein sachlicher Vortrag ohne wirkliche Beteiligung. "Als Römerin steht dir Wasser und Nahrung zu." Verus beugte sich dezent vor und lächelte spöttisch. "Du kannst dich entscheiden. Ich kann die Verpflegung auch deiner Mitgefangenen zukommen lassen aber dann wirst du heute nichts erhalten," formulierte der Teufel ungemein deutlich. "Aber wie ich das sehe, wirst du ohne Wasser auch nicht mehr lange durchhalten. Ich habe schon viele Menschen verdursten sehen. Es ist ein elender Tod, der vorher in den Wahnsinn führt," meinte der erfahrene Soldat und seine Worte ließen keinen Zweifel daran, dass er wusste, wovon er sprach. "Vielleicht noch vier Tage," fügte er an und zog beide Schultern hoch, wobei er seine Hände nicht hinter seinem Rücken hervor holte. Eine entspannte aber disziplinierte Haltung, eines Offiziers würdig. "Durst ist furchtbar." Er trat heran und grinste Iunia schäbig an. "Du musst dich entscheiden," sagte er und das Grinsen zerbarst wieder in jene frostige Kälte seines Angesichtes.
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Taten. Ein Mann lebte durch seine Taten. "Wie bewertest du meine Taten?" - fragte der trecenarius ehrlich. Etwas, was er wissen wollte und musste. Menecrates war lange in diesem Leben und hatte sicherlich einen gewissen Beurteilungshorizont. "Wie bewertest du mich?" - setzte Verus nach und blickte fast ängstlich in die Augen des Claudius.