"So ist es, Lepidus," antwortete Verus, während er sich bereits leicht zum Tempel hinauf wandte. "Ich werde Geschenk genug sein," scherzte der Tiberius mit einem breiten Grinsen und nickte dann abermals freundlich. "Ein kleiner Scherz," schob er nach, um nicht als kindlicher Witzereißer zu gelten; zumindest nicht vor seinem Verwandten. "Ja, ich werde Minerva noch danken und dann wohl nach Hause aufbrechen, um meiner Frau beim Einrichten zu helfen. Die neue Wohnung entspricht zwar nicht dem Standard unseres Standes aber wir versuchen das Beste daraus zu machen." Ein bisschen Wehmut lag in seiner Stimme. "Wir sehen uns morgen," nickte er ab und ging dann einen Schritt an ihm vorbei aber nicht ohne ein freudiges "Vale!" zu rufen.
Beiträge von Aulus Tiberius Verus
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Verus war sofort aus seiner Insula aufgebrochen, um den Einzug seines "neuen" Augustus zu beobachten. Natürlich mehr oder minder wehmütig, da mit diesem neuen Mann auch Ängste verknüpft waren, die schon mit Salinator verknüpft waren. Tyrannen präsentieren sich erst als grausam, wenn sie auf ihrem Thron sitzen und die Macht in den Händen halten. Wobei Macht in Rom immer etwas flüchtiges war, so viel man so begehrte, um so schneller war sie entschwunden. Macht war ein scheues Reh im Walde. Verus drängte sich vorsichtig durch die Reihen, um einen Blick auf Palma zu erhalten. Seine Frau wollte noch nachkommen, sobald sie Zeit fand, denn die neue Wohnung machte viel Arbeit. Mühsam war der Weg durch die Menschen, doch dann hatte es, nach einigen schimpfenden Blicken, geschafft. Er konnte Palma erblicken. Ein Lächeln zauberte sich auf seinen Mund, denn dieser Mann sah nicht grausam aus. Gut, welcher Mann sah schon grausam aus?
Wie fühlte sich Verus? Aufgeregt, angespannt und auch ein wenig ängstlich. Hoffentlich war dies vor ihm sein wahres Selbst und nicht eine Maske, unter der später ein Dämon Gestalt entwickeln würde. Aus dem Moment heraus, rief er, auch um Palma daran zu erinnern, wer er nun war - ein guter Herrscher - , den alten Ausruf:
"AVE CAESAR! AVE CAESAR!"
Neben ihm stimmte auch ein Bürger in den Ausruf ein, der immer lauter aus Verus Hals dröhnte.
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Verus beruhigte sich in der Tat schnell, da ihm das cholerische Element fehlte, was seinen Vater einst ausgezeichnet hatte. Der junge Patrizier war ein ruhiger Mann, welcher selten aus der Haut fuhr. "Unrpäzise?" Er zog die linke Braue hoch, nickte dann abschließend und deutete vor sich; eine Geste, dass man ruhig sowie entspannt weitergehen konnte. "Belassen wir es. Du wirst meine Frau bald kennenlernen und dir selbst ein Bild machen können," sprach der Tiberier und schloss mit diesem Thema ab.
Der neue Kaiser? Wahrlich ein Thema, das diskutiert werden sollte, auch weil Verus an dieserlei Dinge Interesse gefunden hatte und er gut darin war, Gesellschaften und die Macht darin als solche zu verstehen. Er redete einfach gern über Politik, zumal sie nun in dieser brisanten Zeit immer einen Hauch Spannung bot; im Gegensatz zu seinem sonstigen Alltag, der recht dröge war. "Ich werde mit meiner Familie dann morgen bei dir sein. Sollen wir irgendetwas mitbringen?" Eine normale Frage, da Gastgeschenke in seinen Kreisen üblich waren.
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"Gegönnt? Ich gönne mir keine Ehefrau," sagte Verus mit einem gereizten Unterton, da er es nicht mochte, dass man seine Frau als billige Lupae abtat. "Sie kann keine Verbindungen haben, da sie ja bei mir war und von Salinators Schergen ebenso vertrieben wurde, wie ich. Sie wurde faktisch von ihrer eigenen Familie verraten," musste er klarstellen. "Ich hoffe, dass sie erkennt, dass sie mit ihrer Gens brechen muss, um unsere Ehre rein zu halten." - Schob er noch hektisch nach, um sich selbst ein wenig aus der Affäre zu ziehen und Lepidus zu zeigen, dass er ganz Salinator-Gegner war. Immerhin war dieser Tyrann für seine jetzige Lage verantwortlich und die war bekanntlich miserabel.
"Ich werde mir die Liste gerne ansehen und bei Bedarf einen Advocatus mandatieren," sagte er wieder in einem normalen, sonoren Tonfall, der ihm sein Eigen war. Seine Stimme war zwar jung aber dennoch schwamm eine gewisse Tiefe in ihr; die andere als gute Stimmelage sowie Stimmfarbe bezeichnen würden. Eine Stimme, die deutlich war. "Wenn unser baldiger Princeps, ich will nicht sagen -Herrscher-, wirklich danach handelt, können wir davon ausgehen, dass wir Tiberier die Kriegslast alleine tragen müssen, ohne eine Entschädigung oder einen Neuanfang," sorgte sich Verus offen, denn ein solches Verhalten des Kaisers würde zwar seine Stellung beim Volk stärken aber keine echte Gerechtigkeit herstellen, im Sinne der Iustitia. "Doch leider liegt das nicht bei uns. Wir können nur hoffen, dass es nicht noch schlimmer wird." Wieder seufzte er. Rom entpuppte sich als größer und auch komplexer als gedacht. Umso mehr freute ihn die Einladung von Lepidus, so dass er kurz seine Mundwinkle nach Oben wandte. Er nickte eifrig. "Gerne, ich freue mich darauf," antwortete er forsch. Seine Schwester trug also den Namen -Lucia-. Verus versuchte sich diesen Namen für später zu merken.
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Verus nickte verstehend auf die Ausführungen zu Lepidus' Lebensgeschichte, vorgetragen in einem schnellen Abriss. Eine merkwürdige Erleichterung erfasste Verus. Scheinbar wurden mit dem sanften Wind, der um sein Gesicht zog, die Sorgen hinweg gewischt. Der Patrizier fand in diesem Gespräch wieder Vertrauen ins Leben und auch Vertrauen in Lepidus. Der Moment war seltsam, dass man einen göttlichen Hauch vernehmen konnte, der beide Sterblichen zusammen warf. "Ich hoffe, dass der neue Kaiser dieses Unrecht aus der Welt schaffen wird. Unsere Familie musste viel durchmachen. Die Verluste sollen nicht ungesühnt sein," sagte er noch ernstlich, bevor er in den Himmel blickte. Ein klarer, fast wolkerfreier Horizont erstreckte sich vor ihm. Dieser Anblick machte ihm Mut, denn Verus wusste, dass die Sonne jeden Tag auf das Neue aufging und ihn sowie seine Familie nicht so schnell verlassen würde. Der Tiberier ließ seinen Blick wieder hinabfallen. Er wollte nicht auf die Verluste und Toten der Familien eingehen, da er nicht in die trüben alten Gedanken verfallen wollte. "Wir können nur in die Zukunft gehen. Ich hoffe, dass ich hier ein neues Leben finde," formulierte er ehrlich, während sich seufzend Luft durch seine Nase schob. "Eine große Aufgabe hast du dir vorgenommen, Lepidus. Eine sehr große, will ich meinen. Doch du bist nicht mehr allein. Ich denke, dass ich dich unterstützen werde, sobald ich wirklich in Roma angekommen bin." Er nickte ernstlich und legte seinem Verwandten seine Hand auf die Schulter. "In aller Freundschaft, in römischer Treue, stehe ich dir bei." Es war fast ein Treueschwur, den er dort sprach, während er ihm loyal in die Augen blickte. Verus war es ernstes Anliegen, seine Gens zu unterstützen, da er nie wieder vertrieben werden wollte. Nie wieder sollte Chaos herrschen und nie wieder sollte sich der Pöbel über das Recht stellen. Verus nickte noch einmal ernst, bevor er sich wieder ein Lächeln abrang und die Hand von seiner Schulter zurücknahm. Er fragte nach seiner Familie. Eine willkommene Themenverlagerung. "Wir leben derzeit recht bescheiden in Trans Tiberim in einer Insula. Ja, meine Frau und unsere Nichte. Beides Decima Frauen, welche aber unschuldig in Belangen ihrer Familie sind, dafür bürge ich." Wieder schnitt er den Makel ihres Namens an. Er hatte bereits von vielen Stellen erfahren, dass die Decima auf lange Sicht als illoyale und korrupte Gens gelten wird, die sich einem falschen Kaiser unterworfen hat, um Privilegien zu erheischen. Verus gab zwar nichts auf diese Gerüchte aber auch er kannte die Berichte über die Taten des Praefectus Praetorio oder andere Decima. Kurz schloss er seinen Mund, schwieg und sagte dann: "Meine Frau trägt den Namen Decima Calena und ihre Nichte Decima Flaminina." Warum wechselte er jetzt das personen-anzeigende Fürwort? Von uns zum ihr? Vielleicht fürchtete er sich vor dem Fluch des Namen "Decimus" in diesen wirren Tagen oder auch war er schlicht in diesem Moment zu feige dazu zu stehen. Gedanklich schämte sich Verus, nicht genug Stand bewiesen zu haben und so warf er ein: "Sie sind gute Frauen, die mit Salinator nichts zu schaffen hatten." Jedes Wort war nun zu viel, also brach er ab und schnitt ein anderes Thema an: "Kennst du einen guten Advocatus? Ich möchte vom römischen Staat meine Verluste durch den Verräter Salinator einklagen. Immerhin kann man uns einen Teil aus seinem üppigen Privatvermögen erstatten? Vielleicht auch von den anderen Verrätern, wie den Decima, Iunia, Iulia et cetera? Eine gerechte Sache wäre das." Vielen Namen, die Salinator korrumpiert hatte. Wieder eine rationale Angelegenheit, die Verus beruhigte und das Gespräch in seichtere Gewässer lenkte. Geld - nun redete er doch über Geld, was ihn leicht grinsen ließ.
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Sein Gegenüber vollzog eine seltsame Wandlung. Plötzlich öffnete sich der Römer vor ihm, was Verus erneut ein strahlendes Lächeln entlockte. Immerhin hatte er einen Verwandten gefunden. Zumindest war dies ein Zeichen, dass es mit seiner kleinen Welt aufwärts ging und die Zukunft besser werden würde, so dachte er. "Wahrlich ein merkwürdiger Zufall," kommentierte Verus beiläufig und ging mit seinem neu-entdeckten Verwandten einige Schritte. Es war an der Zeit seine Geschichte zu erzählen aber wo sollte er beginnen? Sie würde den Rahmen dieses Spazierganges sprengen, so denn er sich für die wichtigen Fakten entschied: "Ich stamme aus Achaia, wo unser Familienstamm mehrere Landgüter unterhielt." Ein feiner Anfang, denn er umging so die schwierige Aussage, dass man ihm alles genommen hatte und dieser Bürgerkrieg auch diese Tiberier schwer getroffen hatte. Leider musste er nun die Wahrheit offenbaren, damit Lepidus verstand. Es fiel ihm sichtlich schwer, diesen Satz auszusprechen. "Ich...Wir...wurden vertrieben als der Pöbel des Salinator über unsere Landgüter herfiel und brandschatzend alles vernichtete, was sich Männer unseres Standes aufbauen konnten." Es war gesagt. Seine Augen kämpften mit dem Licht, da sie inzwischen leicht glasig geworden waren. Das Trauma wog schwer. Verus konnte die Flammen nicht vergessen. Er seufzte, blieb stehen und blickte Lepidus ernst an. "Mein Vater war Marcus Tiberius Antoninus, leider verstorben." Ein weiterer Fakt, der schmerzte und die Miene des Patriziers vereisen ließ. Es war die schicksalhafte Trauer, die seinen Verstand überflutete und die Kommunikation belastete. "Wenigstens meinen es die Götter nun gut mit uns, so denn wir einen Teil unserer Gens hier wiederfinden konnten." Verus rang sich ein mutiges Lächeln ab, was nur schwer über die Lippen kam. Vielleicht halfen andere Gedanken. "Tiberius Durus hielt Kontakt zu uns über Briefe und Boten. Hat er nie von uns erzählt? Leider kamen in letzter Zeit keine Briefe mehr." Wieder kamen die Sorgen auf, immerhin kannte Verus Durus grob durch seine Briefe und so blieb nur eine schüchterne Aussage: "Ich weiß von seinem Tod und dem Schrecken des Salinator." Ein falscher Gedanke, der sein Gemüt nicht erhellte. Unstet war sein Geist in diesen Tagen. Seine Augen suchten Halt in den seines Gegenüber, so dass Lepidus erkennen konnte, dass dieser Römer vor ihm durch die sprichwörtliche Hölle gegangen war: eine Flucht, seine Familie war zerschlagen und nur seine Frau und Nichte waren ihm geblieben; sonst nichts, keine Güter und keine Macht, dieses Schicksal schnell zu ändern.
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"Hmmm," machte Verus, da ihm erkenntlich wurde, dass dieser Römer seinem -Smalltalk- nur bedingt folgen wollte. Seine Mimik und auch seine Haltung sprachen für eine gewisse Abwehr. Sollte er fortfahren oder einfach gehen? Verus war nicht die Person, die anderen ein Gespräch aufzwang, wenn diese einem Diskurs abgeneigt waren. Kurz legte er seine Lippen zusammen, ließ die Sekunden verstreichen, bis Lepidus antwortete. Kurz wich er mit seinem Schädel einige Millimeter zurück. Vor ihm ein weiterer Tiberier? Das war unmöglich. Verus lächelte urplötzlich, wie er es immer tat, wenn er peinlich überrascht war. Dieser introvertierte Römer sollte ein Verwandter sein? Er wollte seinen Namen noch einmal hören, also gab Verus seinen vollen Namen preis: "Aulus Tiberius Verus." Knapp formulierte Worte, da es keiner weiteren Worte bedurfte. Es wären nur unnötige Worthülsen gewesen, die eine Antwort zu sehr ins Detail gezogen hätten, da es Verus ohnehin müßig erschien, diesem Tiberius vor ihm, Dinge zu erklären, wenn dieser nur halb zuhörte. Nun nickte Verus erneut, ging einen Schritt vor und versuchte einen genaueren Blick in sein Gesicht zu werfen, um irgendeine Regung darin abzulesen. Es war schon eine Überraschung, dass sich zwei Tiberier plötzlich sowie unerwartet in einem Tempel trafen. Entweder die Götter hatten ihre Hände im Spiel oder Fortunaus Lose waren wieder einmal merkwürdig gefallen. Kurz kniff Verus die Augen zusammen, da die Sonne ihn blendete. Vielleicht sollte er diesem merkwüdigen Römer seinen Siegelring zeigen? In der Tat, eine gute Idee, wenn man bedachte, dass dieser Römer vor ihm, ebenso ein Tiberier war. So streckte Verus seine Faust samt Ringfinger aus und deutete auf das Siegel. "Ein Tiberius," sagte er noch. "Eine göttliche Fügung mag man es nennen, dass wir uns hier begegnen, Tiberius Lepidus." Verus nahm die Siegelhand zurück und überließ nun wieder Lepidus das Feld. Seine letzten Worte waren vielleicht zu viel Gespräch für diesen jungen Tiberier vor ihm, der immer noch sehr introvertiert erschien.
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Verus fühlte sich ein wenig versetzt als der junge Soldat ihn an einen anderen Milites verwies. Dieser nahm ihm weiteres Geld für den Wagen ab und gab ihm eine schlichte Tabula mit der Genehmigung. Der Patrizier las diese mit einem nervösen Blick durch, nickte dann dankend und trat zurück zu seiner Frau sowie seiner Nichte. "Ich denke, dass die administrativen Dinge erledigt sind," sagte er im Gang, während er neben seine bildhübsche Frau trat. Sanft legte er seine Arm über ihre Schultern, um eventuelle Avancen des Soldaten bereits im Keim zu unterbinden. Es war kein Besitzanspruch aber ein deutliches Zeichen, wem diese Frau zuneigt sein sollte. Natürlich blieb die junge Decima, namens Flaminina davon ausgeschloßen und bot freies Feld für den jungen Soldaten. Seine Nichte näherte sich bereits. Verus seufzte. Dabei hatte er dem Kind doch gesagt, dass es nicht schicklich war, Männer so anzublicken. Der junge Patrizier konnte die Welt der Frauen nur bedingt verstehen und hatte das Spiel noch nicht durchschaut. Ihm war dieses Verhalten nur als weibisch bekannt. Nun hieß es warten. Immerhin war das Tor symbolisch gesehen, einen Spalt geöffnet worden und jetzt fehlte nur noch die Kontrolle des Karren. Eine Kleinigkeit im Vergleich zum Gespräch gerade. Jetzt beruhigte sich auch wieder das Herz des Tiberiers, der Schweiß auf seiner Stirn trocknete und er blickte sanftmütig, fast treudoof, zu seiner Frau.
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Der Römer zuckte bei der spöttischen Antwort leicht zusammen. Kurz saugte er hektisch Luft ein, um sich zu fassen. Verus hatte damit gerechnet, dass diese neuen Tage unfreundlich sein würden. Immerhin befand sich Rom im Umbruch. Ein wenig Angst machte sich in ihm breit, da dieser Soldat scheinbar der resoluteren Sorte angehörte. Er wollte einen guten Grund und seinen Namen. Beides Dinge, die er nicht so einfach herausgeben konnte. Immerhin war seine Gens als die Kaisermörder-Gens bekannt, wie er die Gerüchte aus den Tavernen kannte. Verus schluckte und überlegte. Kurz warf er einen Blick zurück zu seiner Frau. Seine Augen suchten Halt bei ihr, bevor er sich wieder an den Soldaten wendete. Geld? Vielleicht würde Geld helfen, die Sache schnell über die Bühne zu bringen. Er kramte in seiner Gürteltasche, zog einige Sesterzen hervor und legte die Münzen versteckt in seine Faust. "Hier- ein kleiner Obolus für eure Mühen," sagte er mit einem traurigen, fast ängstlichen Lächeln, während er die Hand vorstreckte. Nun fehlte nur noch der Name. Verus wollte sich davor drücken aber vielleicht waren diese Soldaten auf Seiten Palmas? Hatte Palma nicht gewonnen? Der Patrizizer überlegte erneut und sagte dann schnell: "Tiberius Verus." Es war gesagt. Sein Name war gefallen. Jetzt waren die anderen Namen kein Problem mehr, da es nun ohnehin keinen Unterschied mehr machte. "Dort hinten befindet sich meine Frau Decima Calena und ihre Nichte Decima Flaminina." Nun schluckte der Tiberier, denn vielleicht hatte er sich nun verraten und verkauft; seine Familie sowie sich selbst in Gefahr gebracht. Nun war es an den Göttern, als auch dem guten Willen der Wachen.
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Verus lächelte dezent auf die Aussage zum Tage. "Geld ist nur ein Wert, der Möglichkeiten schafft. Wie wir diese Möglichkeiten nutzen liegt an uns selbst," erklärte der junge patrizische Denker. "Ein trüber Tag bleibt trübe, auch wenn wir ihn uns schön schminken, mit Ablenkung oder Zerstreuung. Die Wahrheit bleibt. Es wird ein trüber Tag sein." Der Römer beobachtete den anderen Römer, wie er seinen Besitz wieder an sich nahm. Sein stoischer Blick zu seiner Münze verwirrte Verus ein wenig, da er diese Geste als unhöflich empfand. Es zeugte von einem gewissen Materialismus, der Verus bei Weitem fremd war. Auch wenn er wirtschaftlichen Erfolg zu schätzen wusste, da er eine Sicherheit für das Leben bot aber niemals wollte er ausschließlich für Geld leben, egal, wie sicher ein Leben durch Reichtum wurde. Schließlich besann sich der Römer vor ihm seiner Höflichkeit und stellte einen Allgemeinplatz in die Luft. Verus kannte diese aufgesetzten Formulierugen nur zu gut, da er sie selbst zu gerne anwandte. "In der Tat," antwortete der Patrizier aus Achaia sanft. Sollte er diesen Fremden über seine Situation aufklären? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Verus war hin und her gerissen aber er wollte mit einer Person außerhalb seines Familienkreises reden. Es war angebracht sich vorzustellen, um nicht selbst als unhöflich zu gelten, bevor man seine Geschichte erzählte. "Ich bin Tiberius Verus," sagte er also und nickte dem Fremdling zu, der immer noch seine Münze betrachtete, als sei es ein Geschenk der Götter.
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... und dieser jemand war Tiberius Verus.
Verus hatte sich ein wenig Zeit genommen, um Minerva für die überstandene Flucht zu danken und das sie zumindest weitesgehend unbeschwert in Rom angelangt waren. Immerhin war sie Schutzpatron der Handwerker sowie der Denker; eine interessante Kombination, wie Verus fand, denn er selbst war Gewerbetreibender gewesen und zugleich Philosoph oder er interessierte sich zumindest für die schönen Künste. Auch wenn der junge Patrizier nicht sonderlich gläubig war, hielt er die Traditionen aufrecht und war in dieser Hinsicht ganz Römer. Man dankte einfach einer höheren Macht für das Glück im Leben. So vergewisserte man sich seiner eigenen Existenz und zugleich wurde einem erneut bewusst, wie vergänglich dieses Glück war. Es steigerte den Wert des Lebens, so dachte zumindest Verus. Gekleidet in einfache Tunika, die im Grunde weiß-grau war, trat er die Stufen hinauf. Nur an seinen Schuhen war seine höhere Geburt zu erkennen, da es sich um höherwertiges Leder handelte, was kunstvoll gearbeitet war. Das Römer sich selbst über Schuhe definierten, war Außenstehenden oft suspekt aber den Römern war dieser Schuhtick bereits in die Wiege gelegt. Es gab Ritterschuhe, Senatorenschuhe, patrizisches Schuhwerk aus braun-rotem Leder und auch fein gearbeitete Damenschuhe...- Schuhe um Schuhe.
Dennoch machte sich der junge Verus seltener Gedanken um sein Schuhwerk, denn es war Tradition, ein solches Schuhwerk zu tragen. Verus zweifelte nur bedingt an alten Dingen, die sich als konsistent bewiesen hatten. Ferner war dieser Tiberius weniger dem Opulentem zugeneigt und lebte die römische Sparsamkeit, insofern setzte er nur kleine Signale seines Standes, wie mit einem goldenen Siegelring oder einem gut gearbeitetem Ledergürtel, nebst Schuhwerk.
Als die Münze herablief, griff Verus diese auf und betrachtete diese kurz. Er lächelte. "Ich denke, dass du dort etwas verloren hast," sagte er im feinen Latein, ohne einen Gosseneinschlag des Vulgärlatein, welches er in letzter Zeit häufiger gehört hatte. Verus blickte auf, holte tief Luft und streckte seinen Arm in Richtung Lepidus aus. "Alles Geld der Welt könnte uns nicht so einen wunderbaren Tag bringen," formulierte er als die warme Luft in seine Lungen drang. Wenigstens konnte er nun das Feuer verdrängen, was ihm sein Leben genommen hatte und in eine schlichte Insula in Trans Tiberim vertrieben hatte. Gut, das war im nicht weiter wichtig: Ihm war wichtig, dass es seiner Frau gut erging und sie sich hier gut einlebte. Ebenso wie seine kleine Nichte Flaminina, die erst noch ihren Weg ins Leben finden musste. Für dieses Glück würde er heute ebenso opfern, wie aus Dankbarkeit. Verus blickte nun sein Gegenüber an und nickte diesem zu. Ein merkwürdiger Zufall. Diese Person dort vor ihm hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm. Diese Nase und dieses Kinn kannte er von seinem Vater. Auch die Kleidung wieß auf einen anderen Stand hin. Kurz zwinkerte Verus und lächelte dann vielsagend, um die aufkommende Neugier zu verdecken.
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Der Wagen hielt an. Verus befeuchtete seine Lippen mit einem Zungenstrich, während er vorsichtig vom Gefährt herabstieg. Mit einem kratzenden Geräusch betraten seine Sandalen - samt ihm - den Boden von Rom. Der Patrizier blickte zum großen Tor auf und blickte dann ehrfürchtig zu seiner Frau, die ihm gerade noch in die Seite geboxt hatte. "Wartet hier," sagte er leise, so dass sich seine Frau anstrengen musste, es überhaupt zu hören. Seine Frau hatte mal wieder diese Phase, die Verus dazu veranlasste, ihr aus dem Weg zu gehen. Insofern gefiel es ihm, nun mit der Stadtwache zu verhandeln, damit er den Wagen mit nach Rom hineinnehmen durfte. So ging er also zur Stadtwache.
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Verus trat an das Tor heran, zog leicht nervös an seiner Tunika herum und blickte die Wache dann direkt an. "Salve," krächzte er, die ihm plötzlich die Stimme abhanden gekommen war. Er räusperte sich und versuchte eine Stärke zu finden, die ihm sonst unnatürlich war. "Salve," wiederholte er deutlich lauter, bevor er hinter sich zeigte. "Das ist meine kleine Familie. Wir sind Römer und möchten Einlass erbitten. Ich weiß, dass keine großen Kontrollen nötig sind. Leider möchte ich mit meinem Karren in Rom einreisen," erklärte der junge Patrizier vor der Wache. Die Wache konnte hinter ihm deutlich den kleinen Wagen erkennen und die darauf sitzende Decima Calena mit ihrem im Wind aufbrausendem Haar. "Ich kenne die Strafgebühr und werde sie gleich entrichten, um mein Gepäck und meine Frau in Rom unterzubringen," sagte er noch und lächelte dann müde; denn es war aufgesetzt und somit nicht ehrlich. Verus hoffte, dass die Wache gnädig war und er nicht sämtliche Dinge auf die in Rom üblichen Handkarren umladen musste.
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Das mittelgroße Mietshaus inmitten des Viertels lag umschlossen von mehreren Straßen, in Mitten des Lebens. Auch wenn es vornehmlich bessere Bewohner der Stadt beherbergte, war es typisches römisches Mietshaus, genannt Insula. Handwerker und niedere Beamte bewohnten die kleinen Wohnungen im Inneren, während sich im Erdgeschoss eine größere Taverna befand, die mit ihren Garküchen warb. Das Haus war mit gelb-weißem Putz verkleidet und in Richtung Erde mit blutroter Farbe besetzt, welche eine Art Bordüre bildete, die jedoch recht beschmutzt wirkte. Die Fenster der Wohnungen waren mit Holzläden verschlossen oder im geöffnetem Zustand mit Leinen verhängt, um den Staub der Straßen fernzuhalten. Auf den Straßen herrschte reges Treiben, da sich viele Menschen, vorallem Handwerker, durch die engen Korridore drängten, um in dieser Garküche, genannt "die Feine", zu speisen. Der Duft von Garum, Suppen und anderen Lebensmitteln zog in die Wohnungen hinauf und ließ sich in der Form von Düften in den Wänden nieder. Das Wagenverbot galt tagsüber, so dass sich vornehmlich Handkarren rumpelnd durch die Straßen zwangen und bei dem Gedränge schon mal die eine oder andere Amphore fallen ließen. Die Geräuschkulisse war im Vergleich zu anderen Vierteln in Rom noch relativ gering, so dass sich viele "Mittelständler" hier niederließen. Die Stadtwache sorgte im eigenen Interesse für vermehrte Kontrollen und die städtische Magistratur kontrollierte die Bausubstanz der Insula, da bereits einige Insulae eingestürzt waren. An diesem Ort würde sich bald eine kleine römische Familie niederlassen, die eine weite Reise hinter sich hatte. Es war die Familie von Aulus Tiberius Verus mit seiner Frau Decima Calena sowie ihrer Nichte Decima Flaminina.
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Es war seltsam. Seltsam surreal. Verus blickte sich verstört um. Dieser Moment hatte seinen eigenen Rythmus, der ihn verstörte. Vor ihnen lag Rom, ihre neue Heimat und hinter ihnen das Feuer des Krieges, welches ihnen viele Dinge genommen hatte, vor allem ein echtes Zuhause. In diesem Moment erinnerte er sich an die Flammen der Fackeln; mit denen der Pöbel ihre Häuser entfachte. Verus war der Jetzt-Zeit entrissen, während die beiden Frauen über Alltägliches sprachen, wie Salben und diese Kutsche. Verus nahm dieses nicht wahr. Er schloss die Augen, um diesen Moment zu erfassen. So schwieg er, um seinen Optimismus erneut zu finden, den er bei dem Gedanken an das Feuer, welches alles verbrannte, verdrängte. Dessen dunkle Schwaden brachten Dunkelheit und diese Dunkelheit fürchtete er. Bald würden sie alle Rom erreichen. Verus machte sich gefasst darauf, den Boden dieser neuen Heimat zu erst zu betreten. Ein kleines entstelltes Lächeln bildete sich um seine Lippen. Dann öffnete er die Augen wieder. "Wir sind gleich da," sagte er noch. Noch wenige Meter waren vor ihnen. Es war geschafft.
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Das deutliche Murren von Hinten bestätigte Verus Befürchtung, die er bei der raunenden Geräuschkulisse bereits befürchtete. Die junge Decima, die sie unbedingt begleiten wollte, war erwacht. Sie war eine typische Jugendliche ihres Alters, die sämtliche Konventionen gerne im Angesicht der Älteren brach. Verus selbst war nie so gewesen, denn er hatte einen sehr unsicheren aber folgsamen Charakter, ganz im Gegensatz zu den Decima-Frauen an Bord, die ihr feueriges Blut gerne offenbarten, besonders deutlich wurde dies bei Flaminina, die wirklich frech sein konnte. Ihre zischende Frage, die unfreundlich in seine Ohren eindrang, verlangte eine ebenso freche Antwort: "Sobald wir da sind, junges Fräulein." Verus selbst war nicht oft unfreundlich aber nach dieser Reise, konnte er sich nicht mehr beherrschen und es brach aus dem gut erzogenen Patrizier heraus. Der Kommentar der jungen Decima auf den hinteren Plätzen war unangebracht und ließ Verus entnervt hinter sich blicken. Dabei hatte er alles getan, damit es der jungen Dame gut erging: einen Sedes, eine Decke, mehrere Kissen und sogar eine Karaffe mit gesüßtem Wein stand bereit, um sogar ihren Durst zu mildern, dennoch war sie frech. Verus seufzte trocken und ließ den Kopf hängen. Der Wagen rumpelte weiter über die gerade Straße, die inzwischen silbernd in der Sonne funkelte, weil sich auf dem reflektierendem Kopfstein das Licht brach.
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Ihre Aussage über seinen gesundheitlichen Status als Kutscher ignorierte Verus, denn er kannte seine Frau und ihre Einstellung zu ihm. Beide liebten sich, doch hatte die Liebe seltsame Züge von Bevormung ihrerseits angenommen, die er ignorieren musste, um nicht gänzlich seine Liebe zu ihr in Frage zu stellen. Er liebte sie und das genügte, auch um solche Aussagen per se zu dulden. Ja, sie hatte die Macht in dieser Beziehung, da dem jungen Mann nicht daran gelegen war, sein Privatleben sowie seinen Haushalt selbst zu gestalten. Verus war ganz und gar Philosoph, Denker und Patrizier, welcher den Haushalt gerne seiner Frau übertrug, um sich selbst in Kolloquien wieder zu finden,
"Sie ist groß, zu groß," antwortete der Patrizier mit müden Worten auf die Aussage zur Urbs. "Dabei schreckt mich nicht die Größe, sondern, was diese Größe beinhaltet. Rom kann ein Sumpf von Unrecht sowie Gewalt sein, den ich dir und mir eigentlich nicht zumuten möchte." Verus betrachtete seine wunden Hände, strich vorsichtig über seine spröde Haut und versuchte den kratzenden Schmerz zu verdrängen. Der junge Adelige kannte die Gewalt des Menschen und den Hunger nach Macht, denn dieser war ihm sowie seiner Familie vor Kurzem zum Verhängnis geworden. Er musste Gewalt erdulden, weil er seine persönliche Macht und seinen Reichtum nicht teilen konnte. Er war ganz Dominus gewesen. Ein fataler Fehler in solchen Zeiten, wie diesen, wenn man auf die Unterstützung seines engsten Kreises angewiesen war und der Bestand zur damaligen Zeit aus dem blanken Landpöbel, welchem er sich überlegen sah. Diese Gedankenwelt war nun zerbrochen und Verus musste seine Lebensführung neu finden. Er musste sich selbst neu erfinden, um diese chaotische Welt zu verstehen. Er wollte sie verstehen, dann es war in seiner Natur, zu grübeln; man mochte es melancholisch nennen oder auch schwermütig aber wer konnte es ihm in dieser Zeit verdenken? Rom war Hoffnung und Orkus in einem für den Tiberier. Einerseits Hoffnung auf ein neues Leben, andererseits bestand die Angst vor dem Bürgerkrieg, Proskriptionen und noch mehr Gewalt. Verus holte tief Luft und betrachtete stumm die Stadt. Seine Frau sollte sprechen, wie sie es immer tat, wenn er nicht sprechen konnte und die Worte nicht fand, die er brauchte, um das Leben zu definieren. Sein Geist war zu blumig, um Dinge klar zu benennen. Seine Frau war anders und das schätzte er sehr. So wandte er seinen Blick wieder zu ihr, lächelte schüchtern und sagte - fast wortlos: "Es wird besser." Die kraftlosen Worte waren mehr gehaucht als gesprochen, denn sie waren mehr oder minder eine fixierte Hoffrnung. Calena würde besseren Mut für die beiden finden.
Edit - Müdigkeitsfehler ausgebessert
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Ja, er hatte wenig geschlafen, sogar sehr wenig. Verus war körperlich am Ende. Es war zu viel für den jungen Patrazier, der es nicht gewohnt war, zu fliehen oder zu kämpfen. Bis jetzt war ihm alles zugefallen und nun brach seine Welt völlig zusammen. Es war eine wahnsinnige Zeit für ihn, die seine Seele und auch seinen Körper zeriss, sichtbar an seiner Schlaflösigkeit und seinen schwarzen Schatten, die seine Augen zeichneten. Der Blick seiner Calena ließ ihn kurz lächeln. Zwar lag eine Anklage in ihren Augen, die Verus aber nicht sehen wollte und nicht sehen konnte. Ihre Schönheit ließ ihm nur ein Lächeln übrig, da er sich glücklich schätzte, sie wenigstens gerettet zu haben. Calena war alles, was er immer wollte und er hatte sie noch immer. Natürlich war sie kein Besitz für ihn, wie ein Sklave aber er konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne sie zu sein. Ihre Nähe, ihre Worte und auch ihr Angesicht waren das, was er brauchte, egal, wie klagend, flehend oder verbittert dieses war. Verus kannte seine Frau, die mit Feuer im Blut geboren worden war und ihm oft Feuer machte. Dennoch, gerade das liebte er. Er war ohnehin eher ein ruhigerer Zeitgenosse, der darin sein Gegenstück gefunden hatte, was er einfach liebte, für das, was es war. "Es gibt keine Pause in diesen unruhigen Zeiten," kommentierte der Patrazier, der die Situation nicht verkannte. Denn er wusste, dass es Umbrüche in der Welt gab und der Erdkreis sich verändert hatte. Diese Umbrüche zwangen seinesgleichen, sich nach den gesunden Zeiten zurück zu sehnen. Verus wusste, dass er sich in eine Stadt begab, die von Wahnsinn gezeichnet war, wie ein Schlachtfeld von Göttern mit Blut gemalt worden wäre. Dieser Vergleich entstand in seinem Kopf fast sekundenschnell mit den Blickfetzen der vorbeimarschierenden Soldaten. Verus reichte das Leder der Zügel an seine Frau weiter. "Nimm' du bitte die Zügel," sagte er vorsichtig. Immerhin das konnte sie ihm abnehmen, wenn sie bereits eine Anklage für seine Sorge um ihre Sicherheit erhob. So konnten sich seine eingeschnittenen Hände erholen von den Stunden. "Ich mache mir nur Sorgen um dich," schob er nach, wobei er sie nun auch klagend anblickte. "Ich liebe dich und möchte dich schützen." Knappe Worte, die seine Gedanken fast umfassend abbildeten, denn mehr spielte in diesen Zeiten keine Rolle, als einfach zu überleben und das zu retten, was einem am meisten im Leben bedeutete: die Familie. Sie waren noch nicht untergegangen und das ließ im Hoffnung, dass eines Tages wieder Licht auf seine kleine Welt scheinen würde. Die Götter waren vielleicht gnädig mit dem jungen Mann, der sich als guten Ehemann sah.
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Ein kleiner Einwurf: Niederlagen stärken deine ID in ihrer ausgefüllten Rolle nur. Nur Erfolg zu erzielen und sicher von A nach B im Rollenspiel zu gelangen, sollte nicht das Hauptinteresse eines guten Spielers sein. Sein Ziel sollte eine logische und akurate Darstellung sein. Deine Angst ist unbegründet, da der grobe Schaden an deiner ID ausgeschlossen ist, nämlich der Tod. Deine ID wird sich in dieser neuen Phase neu bewähren müssen und darin liegt doch der Reiz am Spiel, oder? Aus dem Off etwas auf eine ID zu pflanzen ist langweilig sowie fad, denn es bedeutet, dass deine ID keine saubere Entwicklung vollzogen hat, die lesenswert und spannend ist. Im Interesse deines Spielspaßes solltest du dich simOn darum kümmern, Kontakte knüpfen, vielleicht flüchten- bis die Lage sich beruhigt hat oder einfach die Seiten wechseln, wobei du immer als illoyaler Soldat gelten wirst. Deine ID hat über viel Zeit simOn von ihrer Tätigkeit profitiert, deine Entwicklung verlief mit diesem Charakter - im Anbetracht zu anderen - überaus gut und nun kommt die unvermeidliche Nemesis auf dich zu und du willst diese nicht ausspielen, sondern umgehen? Ich bitte dich nicht aus Regelgründen, sondern aus Rollenspielgründen, deine ID, auch ihre Niederlagen, auszugestalten und sie daran wachsen zu lassen, zu einem "lebenden" Wesen, was fühlt und atmet; zumindest aus ingame-Sicht.
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Ein Karren voller Hoffnungen, Träumen und Wünsche hatte sich vor einigen Wochen in Achaia auf den Weg gemacht, um in Rom sein Ziel zu finden. Nun auf den letzten Meilen herrschte im Wagen aufgeregte Stimmung, da die Insassen unter dem weißen Tuch, welches den Wagen überdeckte, freudig die Urbs (Rom) am Horizont erblicken können. Das Tuch, welches über dünnes Holzn gespannt war, gab nur nach Vorne einen weiten Blick frei, so dass sich die Augen nur auf die ewige Stadt richten konnten. Das alte Pferd trabte müde über die Decksteine der römischen Straße, die bereits seit mehreren Dekaden unverändert war. Es hatte am meisten auf dieser Reise gelitten, da es die Last des Wagens und seiner Passagiere alleine tragen musste. Das Pferd rumorte wiehernd auf.
Verus hielt die Zügel fest in seinen Händen. Das Leder drückte sich schon seit einigen Stunden in sein Fleisch und hatte einige Striemen hinterlassen, die aber bei der Ankunft schnell vergehen würden. Kurz versicherte er sich seiner Calena, die neben ihm saß. Es war ein dunkler Tag, da die Wolken die Sonne verdeckten, wie das Tuch um sie herum, die Blicke zu den Seiten. Die Luft schmeckte seltsam frisch auf seinen Lippen, stellte Verus gedanklich fest, während seine Augen wieder die Stadtmauern am Horizont suchten. "Wir werden bald angekommen," sagte er nüchtern, da ihm flau im Magen war. Ihm war schlecht. Es mochte an dem alten Obst liegen, welches er vor einigen Stunden verspeist hatte oder auch an der Tatsache, dass er nun Rom betreten würde, die Stadt, die er eigentlich meiden wollte. Nicht nur aus Selbstschutz, da auch er die Gerüchte über die Tiberier kannte, sondern auch aus Angst vor der Größe dieser Stadt. Sie war unvorstellbar groß für einen einfachen Mann, wie Verus einer war. Gut, so einfach war er dann auch wieder nicht, da er ausreichend Bildung genossen hatte, vor allem in Philosophie; dennoch sah er sich nicht als echten Patrazier, der sich bald in die Ränkespiele dieses Pfuhls vor ihm einreihen würde und sich aus seiner einfachen Lebensrolle erheben würde.
Er war bis dato nur Landbesitzer und im Groben Händler, der die Güter seiner Ahnen verwaltet hatte, um mit deren Erträgen ein erträgliches Leben zu finanzieren. Sie waren nie wirklich arm aber hatten auch nie einen Fuß in der Politik. Ihre Macht war allein das Gutsvermogen gewesen, welches ihnen leider vor einigen Monaten vom wilden Pöbel genommen wurde als man in den Wirren des Bellum Intestinum, dem großen Furor, der das Imperium zerwühlt hatte, ihre Güter entflammte. Verus konnte gerade noch seine kleine Familie retten und dies auch nur unter Einsatz seines Lebens, weil er einen Aufrührer, der die Treppe zum Hauptflügel hinaufstürmte, diese wieder hinunterstieß, so dass dieser unsanft aufschlug und verstarb. Doch hatten ihm die Götter einen kleinen Schutzgeist gewährt, der die engsten Sklaven der Familie dazu anhielt, sie zu warnen und den Pöbel kurzzeitig abzulenken. Verus war seinen Sklaven so dankbar, dass er ihnen spontan, ohne öffentlichen Akt, die Freiheit gewährte. Natürlich waren nicht alle Sklaven auf Verus Seite, doch wollten sie keinen Mord begehen und erhofften sich bei den Plünderungen große Beute, wenn der Hausherr einmal geflohen war. So geschah es auch. Verus floh mit seiner Calena aus seinem eigenen Haus. Der Karren war schnell beladen, mit dem nötigsten und wertvollsten, was er finden konnte und dann gab man dem Pferd die Zügel.
Seit diesem Ereignis ist nun einiges an zorniger Zeit vergangen aber es war für Verus immer noch präsent. So präsent, dass er sich fürchtete, in diese Stadt zu gehen, die das Zentrum des blutigen Bruderkrieges war. Am Wegesrand patroullierten bereits Soldaten, die ihm Wagen in kleinen Conternubien vorbeimarschieren. Verus schluckte, befeuchtete seine zittrigen Lippen, die im kalten Wind, der in sein Gesicht schlug, wankten, wie die Selbstsicherheit des fliehenden Patraziers. Die Soldaten beachteten den Wagen weiter nicht, da sie es scheinbar ebenso eilig hatten, in Richtung der Stadt zu kommen. Welcher Partei gehörten diese Milites an? Verus ließ seine Gedanken durch seinen Geist zucken, wie die Blitze vor ein paar Tagen, die ihm aus dem Schlaf gerissen hatten. "Hmmm...", machte er, während er versuchte, die Kämpfer auf der breiten Straße, nicht anzublicken. Wieder blickte er zu seiner Calena, die immer noch leicht im Sitzen döste und sich an die Querstrebe des Stoffdaches lehnte. Sie war ebenso müde, wie er. Leider konnte sich der junge Ehemann dieser Römerin nicht ausruhen, denn an ihm lag es, nun weiter auf das Ziel dieser Flucht zu zusteuern, wie ein Seemann in einen Hafen. Nur wollte Verus diesen Hafen eigentlich nicht sehen. Nicht unter diesen Umständen und zu dieser Zeit. Sein Herz begann zu pochen. Nur noch wenige Momente. "Aufwachen," peitschte er zusammen mit den Zügeln, während er wieder in Fahrtrichtung starrte. "Wir müssen an der Porta den Wagen verlassen," erklärte er noch. Er kannte die Prozeduren von anderen Städten, nur war man in Achaia ein wenig freier und ließ einen Mann auch mit Gutdünken durch. Hier ging er nicht davon aus, da dies Rom war und Rom war nicht bekannt für einen laxen Umgang.