Praefectus Vehiculorum

  • Publius Tantasius Numonianus war nun also fort. Selbst frisch zum Eques ernannt machte er wahrscheinlich gerade.. Urlaub auf irgendeinem Eques-Posten, statt hier, auf meinem neuen Amtssessel! Denn seien wir mal ehrlich: In der ganzen Zeit, in der ich hier als Stationaria geschuftet hatte, hatte ich den Praefectus kaum mal zu Gesicht bekommen. Immer hieß es nur, dass er sich in seiner Villa am Meer erholen müsste. Weichei! Damit war er ja fast schon so schlimm wie mein Verlobter.. wobei der erstens besser aussah, zweitens einen strebsameren Eindruck auf mich machte und drittens die Senatorenwürde anstrebte statt nur den Ritterstand. Ja, ich wusste schon, weshalb ich mit meinem Marcus verlobt war und nicht mit jemand anderem!
    Zurück zum Thema: Tantasius war also weg vom Fenster und ich folgte ihm in sein altes Amt nach. Ich, eine Frau! Wann hatte es das zuletzt gegeben? Hier in Italia? Vor gut 29 Jahren *, also knapp drei Jahrzehnten! Ihr Name: Decima Lucilla. (Diese Gens kreuzte aber auch ständig meinen Weg, oder?) Und wo stand diese Dame heute? Mutter mit Dreikinderrecht, Ritterin aus eigener Ehre und Senatorengattin eines ehemaligen Praetors. Die hatte es zweifellos geschafft. Das musste man ihr neidlos anerkennen. Und sie war damit ein ganz gutes Vorbild für mich. Denn dort, wo sie jetzt war, da wollte ich auch hin. Einzige Sache vielleicht: Ich hätte mich wahrscheinlich nicht einfach aus dem Amt drängen lassen, nur um meinen Vorgesetzten heiraten zu können (denn so ein Dienstverhältnis war ja ein Ehehindernis). Andersherum wäre der Senator für mich von seinem Posten zurückgetreten! Aber wer wüsste schon, welche Gründe die Decima damals vielleicht noch so gehabt hatte. Beeindruckend und vorbildhaft blieb ihr Werdegang dennoch. Die letzte Postpräfektin überhaupt, also auch außerhalb von Italia, war meinen Informationen zufolge übrigens irgendeine Duccia irgendwo in einer der germanischen Provinzen. Aber gemessen an dem, was ich hier über sie hatte herausfinden können, wäre die Decima vermutlich trotzdem ein wesentlich besseres Vorbild. Ob diese Duccia eine Verwandte eines der letzten Aedile war? Keine Ahnung. (Ich wusste ja noch nicht einmal, dass sie für mich selbst sogar die angeheiratete Tante meines adoptierten Onkels dritten Grades.. oder so.. war! - Zu finden im Stammbaum der Annaeer, falls es jemanden interessierte.)


    Egal. Auch die Amtszeit dieser Duccia war bereits fast 26 Jahre * Vergangenheit. Hieß: Ich hatte in meinem ganzen Leben nicht eine einzige Praefecta Vehiculorum im Amt erlebt. Ja, nicht eine. Ich gehörte nicht nur als Nichte meiner Tante, sondern auch ganz allgemein einer neuen Generation an und war deren erste Postpräfektin! Der erste Schritt zum Aufstieg zur bedeutendsten Dame meiner Generation (nach denen der kaiserlichen Familie, verstand sich) war damit getan. Ein weiterer würde mit meiner Hochzeit hoffentlich schon bald folgen.
    Was fehlte mir noch zum Ausbau meiner Bedeutung? Richtig, ein Patron. Aber wo sollte ich mir den suchen? Beim Postdienst, den ich jetzt in Italia eh schon leitete? Blödsinn! Im Senat, mit dem ich sonst selbst nichts weiter zu schaffen hatte? Das ergab nach der Wegrationalisierung des Postdienst-Legatus auch keinen Sinn mehr. Im Ritterstand, den es mal hierher, mal dorthin verschlug? Ehrlich? Nein, ich sah da nur vergleichsweise wenige, sehr spezielle Optionen. Und bei zwei von denen war ich mir mittlerweile wirklich nicht mehr sicher, ob das so eine gute Idee wäre, während die dritte - der Praefectus Praetorio als Chef des Cursus Publicus (man rate, wessen Lebenslauf mich wohl darauf brachte!) - noch immer kein Gesicht hatte, weil sie nicht besetzt war. Kurzum: Entscheidung vertagt. Stattdessen richtete ich mir mein neues Büro im Allgemeinen und meinen neuen Schreibtisch im Speziellen ein, bevor ich mich schließlich einzuarbeiten begann....


    Sim-Off:

    * CH-Zeit (beides): 1 IR-Jahr = 3 RL-Monate


    Ach ja, fast vergessen. Amtshandlung Nummer eins: Dieser ältere Vorzimmer-Stationarius des aus dem Postdienst geschiedenen Präfekten wurde zurück zu den übrigen Stationarii an die Versandtlisten und Co versetzt. Unfähiges Personal konnte ich vor meiner Tür nicht gebrauchen! (Und noch ein Fehler von ihm und auch dieser Stationarius würde den Cursus Publicus verlassen!) Stattdessen belohnte ich Titus Nonius Turbo für seine Arbeit und beförderte ihn zu meinem neuen Vorzimmer-Stationarius und damit auch faktischen Privatsekretär. Das Zeichen war klar: Hier wehte ab sofort ein anderer Wind! Und auch wenn ich eine Frau war: Wer nicht spurte, der wurde abgesägt. - Denn jetzt hatte ich, Sergia Fausta, hier das Sagen!

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    Mein neuer Vorzimmer-Stationarius Titus Nonius Turbo stand zur morgentlichen Besprechung in meinem Büro. Nicht nur ich war mittlerweile nach eigenem Empfinden ganz gut eingearbeitet in meinen neuen Job, sondern auch er machte den Eindruck, dass er mit seinen neuen Aufgabe ganz gut zurande kam. Und so sprach er dann als letzten Punkt der heutigen Besprechung auch an: "Wenn ich noch etwas anmerken darf?" Ich nickte. "Es wäre sicherlich keine schlechte Idee, wenn du dir so langsam Gedanken um eine erste Dienstreise durch Italia machst, Präfektin. Die Stationarii außerhalb von Rom kennen dich noch nicht." Ich blickte ihn gleichgültig an. "Na und?" Was interessierten mich schon diese Landeier, die schon von einer Großstadt sprachen, wenn sie mal zwei Häuser gleichzeitig in ihrem Blickfeld sahen? "Nun ja, du hättest die Möglichkeit dich bekannter zu machen, auch über die Stadtgrenzen hinaus, und könntest unter Umständen sogar die Loyalität der Angestellten gewinnen - umso mehr, so lange der Posten des Praefectus Praetorio unbesetzt ist und bleibt.", merkte er an, während ich bei diesen Aussichten jetzt doch etwas ernsthafter über diesen Vorschlag nachdachte....
    Dann aber fiel mein Blick auf das Fenster und den wolkenverhangenen Himmel, den man dahinter sah. Sofort fror ich und ein Schauer lief mir über den Rücken. "Aber wir haben Winter. Es ist kalt.", argumentierte ich. "Solange kein Schnee liegt und die Straßen frei sind?", antwortete Mister Neunmalklug. "Ich könnte mir den Tod holen!", übertrieb ich und wägte ab, ob es vielleicht das war, was Turbo hier wollte. "Und überleg dir nur, wie du das später zu deinen Gunsten verkaufen könntest: Den Jahreszeiten und allen Widerständen zum Trotz trat die Postpräfektin noch im Winter zu einer ersten Dienstreise an, verschaffte sich einen Überblick über die italischen Mansiones und kontrollierte deren einwandfreien Betrieb im Cursus Publicus von Italia. So könnte man über dich schreiben." In der Acta oder in einem internen Bericht der Kanzlei für den Kaiser. Ich atmete noch einmal tief durch und hörbar aus. "Schön.", gab ich nach. "Aber du hälst mir hier den Rücken frei und informierst mich sofort, wenn hier in Rom irgendetwas wichtiges passiert!" Turbo nickte. "Du, ich verlasse mich hier auf dich und werfe dich achtkandig raus, wenn du mich enttäuschst oder gar hintergehst!", mahnte ich streng und eindringlich. "Ich werde dich nicht enttäuschen, Präfektin, und schon gar nicht hintergehen!", versicherte mir Turbo treuherzig. Das stellte mich für den Moment zufrieden. "Gut, dann mach dich jetzt wieder ab an die Arbeit und bereite hier alles Nötige vor. Ich werde in wenigen Tagen aufbrechen.", meinte ich bestimmt.... und bestieg schon zwei Tage später einen Reisewagen, der mich zunächst nach Osten führte, dann nach Südosten und anschließend planmäßig erst südwestlich, dann nordwestlich über Misenum, Ostia, Pisae und Genua in die Poebene und dort unter anderem auch nach Mantua. Danach sollte es letztlich an der Adriaküste zuück nach Süden und über Alba Fucens, wo ich meine Betriebe hatte, wieder nach Rom gehen. Let's go!


    Sim-Off:

    Damit verabschiede ich mich hier über die Feiertage. Ich werde nur lesend on sein (und natürlich für den Briefversand sorgen). Kleine Verspätungen der Post bitte ich in dieser Zeit zu entschuldigen. 8)

  • Sim-Off:

    Eigentlich wollte ich damit ja bs nach dem Besuch von Commodus und Vera warten. Aber naja.... 8)


    Himmel, Arsch und Zwirn! Diese iulische Sippschaft machte mich ganz krank! Wirklich! Diese Cena mit erst dieser alten Faltenvisage, die zusammen mit seiner Dürrpflaume jetzt zum Glück erstmal irgendwohin an den Arsch der Welt abgedampft war, und dann auch noch diese rotzfreche Göre, die sich meinte mit mir anlegen zu müssen, obwohl sie bisher wieviel im Leben erreicht und geleistet hatte?!? Im Gegensatz zu mir? Nichts! Aber Hauptsache natürlich dieses junge Miststück war hochnäsig bis zum Get-no und machte damit (und das sagte ich hier absolut nicht leichtfertig!) selbst dieser Tiberia ernsthaft Konkurrenz. (Man konnte mich bescheuert nennen, aber mittlerweile ertappte ich mich sogar ernsthaft manchmal selbst dabei, von dieser patrizischen Unperson als echte Freundin und nicht nur als Zweckverbündete gegen diesen ekelhaften - ich verkneife mir hier mal ein Schimpfwort für diesen.. "Faustus" - zu denken.)


    Jedenfalls war mir nun schon den gesamten Vormittag speiübel, sodass ich im Prinzip nach jedem Übergeben nur darauf wartete, dass ich mich gleich wieder übergab. Konzentration auf meine Arbeit? Das konnte ich gerade echt vergessen! "Turbo, antreten!", zitierte ich meinen Vorzimmer-Stationarius in einer Unter-brech-ung meines Er-brech-ens zu mir ins Büro. Er war eine der wenigen treuen Seelen, auf die ich mich hier wirklich einigermaßen verlassen konnte. "Turbo, du hälst hier bis auf Weiteres die Stellung für mich! Ich hab mir scheinbar den Magen verdorben oder irgendeine.. Krankheit ist im Anflug oder so." Dabei hatte ich (nachdem dieser ganze "Spaß" schon direkt nach dem Aufstehen heute losgegangen war) das Frühstück echt voller Heißhunger zu mir genommen: Ein paar süße Datteln im Speckmantel (frisch gegrillt), dazu Brot mit ordentlich scharfem Garum und als Highlight feinstes Honiggebäck mit schwarzen Oliven - der Hammer! Erst beim Geruch dieses leichten Weins mit dieser zart fruchtigen Note war mir wieder speiübel geworden.
    "Weis Callisto", die ich heute aufgrund meiner Befindlichkeiten mit zur Arbeit genommen hatte, "an, dass sie sich um einen Arzt kümmert. Ich werde in der Zwischenzeit die Sänfte nach Hause nehmen." Kurz hielt ich die Hand vor den Mund. Aber Fehlalarm. Es kam nichts. Noch nicht. "Ach, und sorg doch bitte dafür, dass sich einer der Neuen hier um dieses.. Ding kümmert.", wies ich angewidert auf eine einfache Schüssel mit unschön riechendem Inhalt (Mageninhalt, um genau zu sein). Und obwohl ich mich so schlecht fühlte, freute ich mich innerlich schon wieder auf die iulische Küche: Hoffentlich waren noch ein paar dieser leckeren Honigkekse zusammen mit einigen Olivchen da. Damit würde es mir bestimmt bald wieder besser gehen! "Vale.", wünschte ich ihm zum Abschied und schleppte mich nach dem kräftezehrenden Tagesbeginn sichtlich abgemüht aus meinem Officium zurück in meine Sänfte. Diese iulische Sippschaft, die machte mich wirklich ganz krank!

  • Eine Sänfte vor der Tür. Die Träger machten Anstalten sich in Bewegung zu setzen. Ich ging an ihr vorbei, warf nur einen flüchtigen Blick hinüber. Mich riefen meine dienstlichen Pflicht. Ich hatte meinen Bericht für den Praefectus Ägyptii fertig und wollte ihn höchstpersönlich auf Reisen schicken. Die Kaiserin war in guten Händen und die Schiffe traten morgen ihre Fahrt zur Werft an. Die seetüchtigen Liburnen teilte ich kurzerhand einem Konvoi Handelsschiffe zu. Alles lief nach Plan. Heute oder Morgen ging es für mich nach Rom.


    Mit einem lauten "Salve." betrat ich das Officium. Manchmal hatte der Stationarius in den hinteren Räumlichkeiten zu tun und bemerkte nicht, dass vorn jemand auf ihn wartete. Ich hatte mich auch nicht weiter im Officium umgesehen, weil ich mit meinem Geldbeutel kämpfte.

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    Mein Vorzimmer-Stationarius Titus Nonius Turbo hatte den Laden (so ungern ich das zugab) auch ohne mich ganz gut im Griff: "So, Voconius. Erst kümmerst du dich um.. das da.", wies er einen der neuen Postmitarbeiter an. "Anschließend braucht Acisculus noch eine Paar helfender Hände, wenn er heute noch mit der letzten Versandliste fertig werden will." Er bedeutete dem Voconier sich an die Arbeit zu machen und drehte sich erst kurz vor Verlassen meines Arbeitsplatzes noch einmal um: "Ach, und schick diesen Presenteius zu mir, wenn du ihn siehst. Der hat sich schon wieder fünf Fehler in seinem letzten Bericht geleistet. Das geht so nicht!" Der Nonier war ja selbst eher ein gutherziger Mensch, der dergleichen auch gerne mal mit einem zugekniffenen Auge großzügig übersah. Doch wusste er, dass ich gerade zur Zeit dazu imstande war, aus jeder Mücke eine halbe Staatsaffäre zu machen....


    So trat Turbo also aus dem Officium ins Vorzimmer zurück, wo er bekanntlich seinen eigentlichen Arbeitsplatz hatte. Der war zur Zeit nicht besonders aufgeräumt. Dafür zeugte er aber davon, dass hier auch tatsächlich geschuftet wurde. "Ich grüße dich.", nickte der Nonius dem Besuch zu und trat hinter seinen Schreibtisch. "Ich bin Nonius Turbo, der Vorzimmer-Stationarius der Praefecta" Vehiculorum (aber das wusste ein Gast in diesen Räumlichkeiten sicherlich). "Sergia. Wie kann ich dir weiterhelfen, ..eh?", implizierte Turbo zum Schluss die Frage nach dem Namen seines Gegenüber und lächelte freundlich. Dass ich kurz zuvor meinen Posten mit Krankheitssymptomen verlassen hatte, verschwieg er. (Persönliche Befindlichkeiten gingen Fremde und/oder die Öffentlichkeit eh nichts an, war meine viel gepredigte Meinung dazu.)



  • "......Nauarchus Decimus, Classis Augusta Alexandrina." erklärte ich, um dem Postmitarbeiter die Namenlosigkeit zu meiner Person zu nehmen. " Dieses Schreiben muss zum Praefectus Aegyptii nach Alexandria." winkte ich mit der Schriftrolle. Das Dinge hatte mir Nächte lang den Schlaf geraubt. Mein Schreiber war fast verweifelt. Einritzen, wieder glatt streichen, nochmal von vorn. Bis er endlich die Reinform auf Papyrus bringen durfte. " Was kostet die Zustellung?" Der Zahlmeister hatte mir dementsprechend notwendiges Kleingeld ausgehändigt. Hauptsache es war genug. Sehr zahlreich fühlten sich die Sesterzen in meinem Geldbeutel nicht an.



    Sim-Off:

    Den Bericht schicke ich dir per PN

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    Mein Vorzimmer-Stationarius Titus Nonius Turbo nahm noch einmal ganz besonders Haltung an (es war trotzdem nicht mit der Haltung des Soldaten zu vergleichen), als er hörte, dass hier sogar ein Nauarchus höchst selbst vor ihm stand! "Ein Brief. 10 Sesterzen.", kam die Antwort dann auch zügig und auf den Punkt.. bevor.. "Es sei denn natürlich, dass die ehrenwerte Classis Augusta Alexandrina hier in Italia" Okay, der Nonier merkte hier selber bereits, wie irrwitzig das war. "ein' Wertka'e für den Brief'ersand besi'zt.", verschluckte er den restlichen Satz also so halb.
    Das hieß: Nein, Moment! Vom Geistesblitz getroffen wurden Turbos Augen größer. "Wenn ich mich recht erinnere, dann gibt es sogar eine Wertkarte hier in Italia.. eine, die für die gesamte Classis Romana Gültigkeit besitzt." Warum auch immer und wer auch immer auf die Idee gekommen war, das so einzurichten (es gab ja auch für die Legio I und die Legio II getrennte Wertkarten und keine gemeinsame Wertkarte für alle Angehörigen nur irgendeiner Legio). "Wenn du willst, Nauarchus Decimus, dann kann ich dein Schreiben auch darüber - für dich persönlich dann völlig kostenfrei - abrechnen!" Man sah wohl, dass der Nonius ein bisschen stolz war auf diese spontane Eingebung. Mit einem gewinnenden Lächeln sah er den Marinesoldaten an.


    Sim-Off:

    Wäre aber vielleicht mal eine Idee, dass ihre wenigstens die halbe Wertkarte oder 2/3 oder so nach Alexandria überschreiben lasst, damit auch von dort Briefe portofrei verschickt werden können. ;)


  • Der Bursche war auf zack. Es machte Sinn alles unter classis Romana laufen zu lassen. „ Mach es über die Wertkarte. Wann schickt ein Alexandriener Post nach Alexandria? Das ist eher die Ausnahme, denke ich.“ Zwei Sesterzen rollten über den Tisch. „ Kluges Köpfchen, das hast du dir verdient.“ Den Beutel wieder hinter dem cingulum verstaut, hatte ich alles Dienstliche in Rom erledigt. Dieser aufgeweckte junge Mann konnte mir garantiert auch in privater Sache weiterhelfen. Als Römer und Postangestellter wusste er wohin man in Rom gehen konnte. „ Eine Frage hätte ich noch. Ist das Haus „Aedes iste Laetitia“ eines der besseren Häuser? Nach der langen Fahrt will ich mir was gutes gönnen.“ Nicht nur ich. Eine Reihe ausgesuchter Milites sollten heute was Besseres geboten bekommen. Ich lud ein. Ihr Donativum mussten sie dafür nicht angreifen. “ Hast du Lust mitzukommen?“ vielleicht konnte man ihn zu vorgerückter Stunde zum Dienst in der classis bewegen.




    Sim-Off:

    Das lohnt nicht. Der Praefectus Ägyptii ist gleichzeitg Praefectus classis augusta alexandrina. Wird denk ich, alles über die Praefctur laufen.

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    Mein Vorzimmer-Stationarius Titus Nonius Turbo nahm den Brief und nickte. "Ich danke dir, Nacharchus Decimus." Für diese lobenden Worte (die gingen runter wie feinstes kaltgepresstes Olivenöl erster Güteklasse!) und natürlich für das kleine Trinkgeld. Diesen Brief würde der Nonier später noch von einem Tabellarius fix nach Ostia bringen lassen, damit der heute noch gleich mit auf die Reise in den Südosten ging! Für so einen netten und aufmerksamen Soldaten konnte man diesen ungezwungenen Extraaufwand schon mal machen. So würde der Brief dann ein bisschen flotter ankommen und nicht erst in der nächsten Ladung übermorgen übers Meer schippern. Zum Glück legte das entsprechende Schiff heute erst am frühen Abend ab.


    Die nächste Frage erwischte Turbo dann etwas unvorbereitet. "Äh.. oh.. äh.." Was sollte er sagen? Er hatte von dem Laden gehört, war aber noch nie dort gewesen. "Naja." Moment. War nicht irgendein Helvetius der Eigentümer dieses Schuppens? Und war nicht seine sergische Vorgesetzte, moi, eine Verwandte da irgendwie in diese Richtung? "Ich war zwar noch nie dort, ganz einfach weil ich zu Hause alles auch so bekomme, was ich brauche, aber den Namen dieses Hauses kenne ich natürlich! Gehört irgendeinem Helvetius und soll definitiv einen Besuch wert sein.. habe ich mir sagen lassen.", warb er ein bisschen und hoffte, dass er damit später auch Pluspunkte bei mir sammeln konnte. Das verlockende Angebot zum Schluss musste er allerdings ausschlagen: "Tut mir Leid, aber ich kann hier gerade nicht weg. Die Präfektin.. also sie ist gerade nicht da, sondern.. woanders.", druckste er ein wenig herum. "Aber bis sie wieder da ist, muss ich hier noch einige Sache erledigen." Er zog eine bedauernde Miene. "Leider."


    Sim-Off:

    Oh, der ist schon aus seinem "Desideratum" zurück? :D Eure Sache. ;)


  • Die Mitteilung war nicht sehr aufschlußreich aber immerhin. Er hatte davon gehört. Man konnte es wagen in dem Laden einzukehren. " Ah ja zu Hause..." Die Grundbedürfnisse wurden sicher gedeckt, aber Spaß und Wein mit Freunden teilen? Zu Hause? Schwer vorstellbar.
    Zu Schade das er nicht abkömmlich war. Wäre ein richtiger Glückstreffer gewesen. " Ein ander Mal. Falls du in den Genuß kommen solltest nach Alexandria zu reisen. Es lohnt sich in jeder Hinsicht. Vale." verabschiedete ich mich.





    Sim-Off:

    Man, total übersehen, Doll... -.^

  • Mein Kopf war wieder klar. Keine Panik mehr. Ich konnte die Umstände eh nicht beeinflussen. Also nahm ich sie hin und versuchte mit ihnen zu leben. Der Kaiser war tot. Ja. Aber mein Leben ging weiter. Musste weitergehen.


    "Zur Postpräfektin Sergia? Ich habe einen Termin. .. Okay. Bis da vorne und dann.. Verstehe. Danke."


    So fragte ich mich erstmal vom Eingang des Gebäudes (Oder war das sogar ein Gebäudekomplex? Ich hatte keine Ahnung. Es war einfach.. groß.) langsam ins Innere dieses Verwaltungstempels vor.


    "Zur Postpräfektin Sergia? Ich habe einen Termin. .. Okay. Der andere Flur. Verstehe. Danke."


    Dieses Spielchen dauerte ein Weilchen. Aber weil ich glücklicherweise extra ganz pünktlich (mein Patron hatte mich ja sogar nochmal dazu gemahnt) von zu Hause gestartet war, fand ich trotzdem noch zur rechten Zeit den richtigen Gang und meldete mich schließlich im Vorzimmer der Präfektin an:


    "Salve. Ich bin Artorius Rufinus. Ich habe einen Termin mit der Postpräfektin Sergia?"


    Auf eine kleine Wartezeit war ich natürlich eingestellt. Und ganz egal, wie lange es dauern würde. Ich würde warten. So lange, bis ich mein Gespräch mit dieser Sergierin bekam. So lange, bis ich sie davon überzeugen konnte, dass ich ein guter Stationarius wäre. So lange, bis ich hoffentlich diesen Job bekäme. Und vor allem das regelmäßige Einkommen obendrauf.


    Sim-Off:

    Ich bin mal gleich so frei.


    "Salve, Praefecta Verhiculorum Sergia. Ich bin Marcus Artorius Rufinus von den Artorii Rufi. Sohn des Marcus Artorius Uranius. Mein Patron schrieb mir, dass du mich zu einem Vorstellungsgespräch erwartest. Deshalb bin ich hier."


    So eröffnete ich die Unterhaltung, sobald man mich zur Präfektin vorlies.


    "Achso. Mein Patron ist natürlich der ehrenwerte Consular und Praefectus Urbi Decimus Livianus. U..und die Stelle, auf die ich mich hier bewerben will, ist natürlich die eines Stationarius. .. In Rom natürlich."


    Beinahe hätte ich diese Dinge einfach vergessen! Schnell nochmal nachgedacht. Aber nein, ich kam zu dem Schluss, dass ich damit jetzt erstmal alle Eckpunkte vor der Präfektin ausgepackt hatte. Dann wartete ich gespannt auf ihre erste Reaktion.

  • Tatsächlich musste der Artorius nur kurz warten, bis man ihn mir nochmal fix angekündigt hatte. Dann durfte er in meinen Büro eintreten, wo ich entspannt hinter einem leeren Schreibtisch saß. Und während er dann gleich zu reden begann, bedeutete ich ihm mit meiner rechten Hand schon einmal, dass auch er sich gerne setzen durfte auf einen der Plätze vor meinem Schreibtisch. "Natürlich.", kommentierte ich am Ende seiner Worte dann gerade den Schlussteil seiner kleinen Rede. Kurz lächelte ich amüsiert, bevor ich wieder ernster wurde.


    Also: "Ich grüße dich, Artorius, und heiße dich herzlich willkommen hier in den Sedes administrationis Italiae.", sprach ich ohne dabei nun wirklich auch allzu herzlich zu klingen. Mein Tonfall war vielmehr sachlich - passend auch zu diesem eher sachlichen Thema. "Dein Patron, der nebenbei gesagt auch mein eigener ist, hat bereits ganz grob mit mir gesprochen über deinen Wunsch, als Stationarius hier in Rom tätig zu werden." Soweit so gut also. "Natürlich stehe ich deiner Bewerbung erstmal offen gegenüber und bin ihr umso mehr zugeneigt, da ich den Consular Decimus sehr schätze und seinem Urteil grundsätzlich vertraue." Das stimmte so ganz und gar 100-prozentig zwar nicht, aber meine Differenzen mit dem Sohn des Consulars gingen hier und jetzt niemanden etwas an. "Trotzdem möchte ich natürlich schon ganz gerne von dir wissen, wie du dir die Arbeit als Stationarius hier vorstellst und was dich deiner Meinung nach für eine Tätigkeit als Stationarius qualifiziert." Denn auch wenn ich meine Entscheidung eigentlich im Vorfeld schon gefällt hatte, wollte ich natürlich trotzdem erstmal ein bisschen was über diesen Artorier wissen, bevor ich ihn durch meine Unterschrift zum Cursus Publicus holte.

  • Puh, der Einstieg war geschafft. Ich nahm, wie angeboten, Platz.


    "Naja. Ich stelle mir vor, dass man als Stationarius hier viel Schreibkram zu tun hat. Ich hab gehört, dass jeder eingehende Brief in eine große Liste eingetragen werden muss. Und dann müssen ja auch die ganzen Wertkarten verwaltet werden. Die von den Familien und die von den Institutionen. Um das alles auch erledigen zu können, muss ein Stationarius vermutlich auf jeden Fall lesen und schreiben und wegen der Wertkarten auch rechnen können. Ich kann alle drei Sachen."


    Das Super-Totschlag-Argument war das wahrscheinlich jetzt noch nicht. Ich überlegte nochmal kurz, ob mir nicht noch mehr einfiel:


    "Außerdem denke ich mal, dass man als Stationarius auch gesellschaftliche Fähigkeiten beherrschen muss. Denn wenn man die Briefe und Schreiben der Leute annimmt, dann hat man ja direkt mit ihnen zu tun. Man muss also immer freundlich sein, höflich.. ähm.. wissen, wie man einen Römer oder eine Römerin richtig anredet, ohne ihm oder ihr damit auf die Füße zu treten. Sowas eben. Und ich glaube, das liegt mir eigentlich ganz gut, ehrenwerte Praefecta Vehiculorum Sergia."


    Mit der erneuten Nennung ihres Titels und Namens versuchte ich meine Behauptung gleich mal etwas zu beweisen. Dazu schenkte ich ihr ein angetanes Lächeln. (War ja auch nicht schwer, bei ihrem Aussehen von ihr angetan zu sein. Ein heißer Feger, wie sie hier so saß. Vor allem, wenn sie so ernst und sachlich und streng guckte.)


    "Achso, und dann ist natürlich auch wichtig, dass man eine gute Arbeitsmoral hat. Denn die Leute, die hier ihre Postsendungen aufgeben, die erwarten ja auch, dass man sich darum kümmert. Und wenn ein Brief nach Alexandria geschickt werden soll, dann muss man natürlich auch dafür Sorge tragen, dass nicht der Bote nach Londinium den Brief versehentlich mitnimmt. Und solche Verantwortung, die kann ich tragen. Ich habe ein gutes Pflichtbewusstsein und bin eigentlich auch ein sehr pünktlicher Mensch."


    Naja. So ganz war ich selber nicht überzeugt von meinen letzten Worten. Ob der Decimus seiner Klientin auch von meiner ersten Salutatio bei ihm geplaudert hatte? Ich wollte lieber kein falsches Risiko eingehen, weshalb ich ganz von mir ausgehend noch hinzufügte:


    "Dass ich zur ersten Salutatio bei meinem Patron jetzt ein bisschen spät dran war, falls er dir das erzählt hat, das kann ich natürlich erklären. Ich war gerade neu in Rom angekommen und.. ähm.. hatte mich dann ein bisschen verfranzt und verlaufen. Aber normalerweise da bin ich wirklich immer so pünktlich wie heute. Da hab ich in diesem großen Tempel hier zwar auch wieder nicht gleich den richtig Weg gefunden, aber das gibt sich dann ja spätestens bei zweiten Anlauf."


    Denn beim zweiten Anlauf hatte ich den richtigen Weg ja dann schon einmal gefunden. Und wenn man etwas einmal gefunden hatte, dann fand man es auch wieder. Das hatte mein Paps mir mal so oder so ähnlich gesagt. Nur ging es bei ihm immer mehr in die Richtung: Wenn man einmal einen Job gefunden hatte, dann fand man auch wieder einen. Aber besser, ich sparte meine Eltern als Thema hier aus. Beeindrucken konnte ich mit denen nämlich ganz sicher niemanden.

  • Bei den weiteren Ausführungen des Artorius begann ich damit, mir innerlich eine Liste zu machen: Für den Mann sprach, dass er erstens den gleichen Patron wie ich hatte und ich dem Consular Decimus hiermit also einen Gefallen tun könnte. Außerdem hatte er mich schon ganz zu Beginn des Gesprächs ganz selbstverständlich mit meinem Amtstitel angeredet. Er hatte also offenbar kein Problem mit einer weiblichen Vorgesetzten (oder er versteckte es gut), auch wenn ich sehr lange ja hoffentlich nicht mehr meinen Dienst hier tat. Drittens hatte er sich mit dem Aufgabenprofil eines Stationarius offensichtlich auch schon ein bisschen auseinandergesetzt und verfügte viertens (so behauptete er wenigstens - aber ich nahm mal an, dass er die Wahrheit sprach) über die grundlegenden Fähigkeiten des Lesens, Schreiben und Rechnens. Ein Stationarius, der nur eine dieser Fähigkeiten nicht besaß, wäre nicht voll einsatzfähig. Er könnte entweder keine Wertkartenabrechnungen machen, wenn er nicht rechnen konnte. Oder er könnte nicht erkennen, ob ein Brief eine gültige Adresse besaß, wenn er nicht lesen konnte. Oder er könnte die Versandlisten nicht führen, wenn es ihm an Schreibfertigkeiten mangelte. Und sojemanden hätte ich an dieser Stelle direkt wieder nach Hause geschickt.
    Aber auch Negatives registrierte ich sofort: Dieser Mann schien schon eine kleine Labertasche zu sein, wie er erst gleich loserzählte als er dieses Büro betrat und jetzt hier einmal mehr seine großen Reden schwang. Mancheiner mochte das vielleicht gut finden für einen Stationarius. Ich fand es einfach nur nervig. Und dazu kam, dass er seine Verlässlichkeit erst noch beweisen müsste, so wie er mir von seiner ersten Salutation beim Decimus berichtete. Das machte in Summe als ein Verhältnis von 4 guten zu 2 schlechten Eigenschaften....


    Mal sehen: "Ich schätze deine Offenkeit, Artorius." Ehrlichkeit, genau! Das machte also 5 zu 2. "Bevor ich allerdings meine" wie erwähnt längst getroffene "Entscheidung treffe, möchte ich noch zwei Sachen von dir wissen. Als erstes muss ich dich natürlich nach deinem Vater befragen, Artorius.. Uranius. So hieß er, glaube ich. Ist er noch am Leben? Stehst du unter seiner Patria Potestas? Oder stehst du überhaupt unter irgendeiner Patria Potestas?" Wenn der Vater nicht mehr lebte, dann ja vielleicht der Großvater. "Und falls du unter Vormundschaft stehst, unterstützt dein Vormund deine Bewerbung hier?"
    Und Sache Nummer zwei: "Außerdem würde ich gerne wissen wollen, der Consular Decimus erzählte mir, du würdest in der Domus Artoria wohnen? Ist das richtig?" Ich ließ erstmal offen, welche Intention hier dieser Erkundigung lag. Aber vielleicht, soviel sei verraten, brachte ihm die richtige Antwort hier noch einen weiteren Pluspunkt ein..

  • Sie schätzte meine Offenheit. War das ein versteckter Hinweis darauf, dass ich eben zu offen gewesen war? Hätte ich die kleine Verspätungsgeschichte lieber verschweigen sollen? Mein Patron hatte ihr anscheinend nichts davon erzählt. Oder vielleicht doch? Die Sergia sagte ja kaum was. Machte ich einen guten ersten Eindruck auf sie oder nicht? Ich wusste es nicht. Und das machte mich jetzt doch langsam etwas nervöser. Dazu dann auch noch die Frage nach meiner Familie. Was sollte ich darauf bloß antworten..?


    "Ähm.. also.. Marcus Artorius Uranius. So hieß er. Das ist richtig. Aber wie mein Großvater ist auch mein Vater schon eine Zeit lang tot. Ich bin also mein eigener Mann und stehe unter keiner Vormundschaft."


    So hangelte ich mich an den bloßen Fakten entlang. Stets darauf bedacht, nicht zu viel über meinen wenig erfolgreichen Vater auszuplaudern.


    "Und ich wohne in der Domus Artoria am Mons Esquilinus, nordöstlich des Templum Iunonis. Auch das ist richtig. Ich habe die Stadtvilla geerbt, nachdem so einige meiner Verwandten im letzten Bürgerkrieg ihr Leben lassen mussten. Deshalb muss ich jetzt auch sehen, dass ich möglichst bald eine bezahlte Anstellung finde, um die ganzen Kosten, die so ein Anwesen verursacht, auch tragen zu können."


    Ja, bei diesem Thema fiel mir das Plaudern wieder deutlich leichter.


    "Aber gibt es irgendeinen Grund, weshalb du das wissen wolltest?"


    Das mit der Vormundschaft verstand ich ja. Aber wozu musste die Sergia wissen, wo alle ihre Angestellten wohnten? Reichte es nicht, wenn alle jeden Morgen rechtzeitig zu ihrem Dienst hier aufschlugen? Ich war gespannt, was sie darauf antworten würde.

  • Sim-Off:

    Einweisungs-PN gibts gleich. Eintragung ins Tabularium wird sofort beantragt. Und mit etwas Glück kriegst du dann heut sogar schon dein erstes Gehalt. ;)


    Er war sui iuris und ohne Vormund. "Gut.", kommentierte ich das mit einem Kopfnicken. Dann verfiel er wieder einen Moment lang in diesen nervigen Plaudertonfall und erzählte mir Geschichten über Geschichten, die ich gar nicht alle wissen wollte. Mich interessierte nur: Wohnte er in der Domus Artoria, ja oder nein? - Antwort: Ja, er wohnte dort. "Schön, schön.", winkte ich also bei den viel zu vielen unwichtigen Nebeninformationen ab. Dabei notierte ich mir gedanklich dann einen Endstand von 6 zu 2. Das war ganz solide und für seine Aufnahme in den Cursus Publicus mehr als ausreichend!


    Bevor ich allerdings darauf zu sprechen kommen konnte, bekam ich eine Gegenfrage von ihm gestellt: Warum wollte ich wissen, wo er wohnte? Tja, was er scheinbar nicht wusste, ich dafür aber umso besser, war, dass sich unsere Wege hier und heute nicht zum ersten Mal kreuzten. Vor den letzten Wahlen zum Cursus Honorum hatte ich (vermutlich aus irgendeiner Laune heraus) meine Leibsklavin Callisto nämlich mit etwas Geld aus dem Haus geschickt, damit sie ein paar Leute bestach, für meinen Mann ein bisschen Werbung zu machen. Das Ende vom Lied: Ich wusste von Callisto, dass unter anderem auch der Eigner der Domus Artoria diesen Plan von mir unterstützt hatte. Und wer mich so frei heraus unterstützte, mir mit Respekt begegnete und mir keinen Anlass gab missgestimmt zu sein, dem rollte auch ich bestimmt keine unnötigen Steine in den Weg.. "Nun, was soll ich sagen?" Die Wahrheit bestimmt nicht. Denn dieses Wissen wollte ich erstmal noch für mich behalten. "Ich wollte nur wissen, wohin deine Ernennungsurkunde geschickt werden muss. Denn ich heiße dich, Artorius Rufinus, hiermit herzlich willkommen in den Diensten des Cursus Publicus!" Um meine Glaubwürdigkeit nicht infrage zu stellen, schickte ich die eigentlich in einem Schubfach längst vorbereitete Urkunde später dann tatsächlich als Brief in die Domus Artoria. "In drei Tagen kannst du dein Amt als Stationarius dann hier antreten und dich von den dienstälteren Stationarii in deine Aufgaben einweisen lassen." Damit war diese Sache für mich soweit erstmal erledigt. "Am besten, du hälst dich ein bisschen an meinen Klienten Nonius Turbo. Der wird dir den Einstieg sicher um einiges erleichtern können.", gab ich ihm noch einen kleinen Tipp am Rande, bevor ich mich zurücklehnte und abwartete, ob der Artorier sonst noch irgendetwas auf dem Herzen hatte.

  • Hm. Ja, das klang irgendwie logisch. Und auch wenn trotzdem ein etwas komisches Gefühl bei mir zurückblieb nach dieser Frage, ich hatte jetzt einen Job! Als Stationarius. Mit regelmäßigem Einkommen. Hier in Rom. Was wollte ich mehr?!


    "Ich danke dir, Sergia.. Präfekt.. Postpräfektin Sergia!"


    Ruhe bewahren. Tief einatmen. Tief ausatmen. Schön sitzenbleiben. Das Gespräch sanft zu einem Ende führen. Und dann erst außer Reichweite der Sergia in lauten Jubelstürmen ausbrechen. Locker, leicht und unbeschwert waren nämlich sicher keine Eigenschaften, die ich nach der Unterhaltung hier so unbedingt mit dieser Frau verbinden würde.


    "Fragen? ..nein, hab ich eigentlich keine weiter. Deshalb würd ich mich jetzt also auch gern wieder verabschieden.. erstmal. Und alles weitere kann ich ja dann auch in drei Tagen mit diesem Nobo klären."


    Soviel also zu einem sanften Ende. Egal. Ich stand auf und senkte zur Verabschiedung einmal kurz meinen Kopf. Meine Füße trugen mich bis zur Tür. Dort hielt ich nochmal einen Moment inne.


    "Also nochmal vielen Dank und.. äh.. dann bis in drei Tagen! .. Achso und, entschuldige bitte die dumme Nachfrage wegen der Adresse. Ich freu mich schon auf deine Post!"


    Kurz sah ich sie noch an, biss mir auf die Unterlippe und überlegte. Dann lächelte ich nochmal freundlich in ihre Richtung, drehte mich um und ging.

  • Das.. konnte man wohl einen ziemlich holprigen Abgang nennen. Und das war noch nett ausgedrückt. Denn eine Anrede, die erst beim dritten Versuch ordentlich klappte? Ein Verstehen des Namens "Nobo", wo ich von Nonius Turbo gesprochen hatte? Und zum Schluss auch noch ein fluchtartiges Verlassen meines Amtszimmers, wo ich als seine künftige Vorgesetzte ihn doch noch gar nicht aus diesem Gespräch entlassen hatte? (Ich wollte ihn gerade entlassen, ja. Getan hatte ich es allerdings noch nicht.) Ganz sicher: Ein paar Dinge beizubringen waren diesem Artorius-Typ schon noch. Ich konnte nur hoffen, dass ich meine Entscheidung ihn einzustellen nicht noch bereuen würde....

  • Nach dem leidlichen Termin beim Magistraten für Erbschaftsangelegenheiten kümmerte sich Cerretanus nun um seinen weiteren Plan.
    Nachdem er aus dem Dienste der Kanzlei ausgeschieden war, dies wurde nach Absprache im vertrauten Rahmen mit dem Procurator besprochen, hatte der junge Germanicer recht wenig für weitere Unternehmungen übrig. Eine nicht erklärbare Macht rief in in die Ferne und er verbrachte mehrere Monate ausserhalb Roms.
    Schliesslich war es genug und Cerretanus kehrte nach Rom zurück und somit in die Zwänge und Pflichten der Gesellschaft.......


    Im Vorzimmer des Praefectus Vehiculorum angekommen lächelte er nun freundlich den Scriba entgegen.


    "Salve. Ich bin Germanicus Cerretanus und wenn es die Zeit erlaubt so würde ich gerne ein paar Worte mit dem Praefectus wechseln." erklärte der Germanicer knapp seine Anwesenheit.

  • Der Praefectus Vehiculorum Sextus Mallius Numida hatte natürlich einen Schreiberling, der vor seinem Officium Wache hielt. Dieser Schreiberling - ein bleicher Glatzkopf mit eisblauen Augen und einem stets kritischen Blick - musterte nun den eintretenden Germanicus. Begeistert über den unangemeldeten Besucher schien er nicht zu sein.


    "Der Praefectus hat keine Zeit für Plaudereien", schnarrte er unfreundlich und ohne sich vorzustellen. Der Schreiber war offensichtlich eine Art Wachhund. Ob er wohl bissig war? "Wenn's nicht dringend ist, gebe ich dir einen Termin. So wie jedem anderen auch." Abwartend sah der Schreiber Cerretanus an. Was nun?

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