Ich musterte meinen Gegenüber, während er mir antwortete, und tatsächlich ging mir dabei auf, dass die ganze Situation hier bestimmt kein Zufall war. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass ich hier willkürlich von diesem Hector ausgewählt worden war für was-auch-immer-sein-Plan-war. Doch jenes zu glauben, dafür war ich zu misstrauisch. Wer sagte mir nicht beispielsweise, dass dieser Kerl hier ein Auftragskiller war? In Alba Fucens hatte mein zugegebenermaßen noch recht bescheidenes Unternehmen seinen Sitz und verkaufte vornehmlich an weibliche Kundschaft auch diverse Gifte, wie beispielsweise Tollhonig. Was, wenn eine meiner Kundinnen ihren Plan nicht hatte durchziehen können und sich ihr Mann nun nicht nur an ihr, sondern auch an mir rächen wollte? Natürlich müsste man erst einige Nachforschungen anstellen, um mich, Sergia Fausta, mit Fausta Ultrix wirklich gleichsetzen zu können, aber ausgeschlossen erschien es mir in diesem Moment nicht.
Doch genug mit diesem Hätte-Wenn-und-Würde! Ich beschloss in die Offensive zu gehen: "Du scheinst schlecht gefrühstückt zu haben, Hector. Was hälst du davon, wenn ich dir in der Taverna Apicia, hier gleich in der Nähe, etwas Gesellschaft leiste?", schlug ich in misstrauischem, aber selbstsicheren Tonfall vor meine Mittagspause etwas auszudehnen. Ich kannte den Laden, ich kannte die Umgebung und nicht zuletzt hatte ich im Zweifelsfall immer auch ein paar harmlos hübsch aussehende "Bülmchen" mit dabei. Bekanntlich bedurfte die Honigproduktion schließlich auch entsprechender Pflanzen, von denen die Bienen sammelten, was sie für den Honig brauchten. Und dass giftiger Honig irgendwo auch giftig grüner Gewächse bedurfte, lag wohl auf der Hand.... "Wenn du mir verrätst, wer dich.. aus welchem Grund zu mir schickt, dann lade ich dich vielleicht sogar ein.", lächelte ich abschließend dunkel zu meinem Angebot. Dabei kam mir dann auch die Idee: Wenn er mir seinen Auftraggeber zu verraten gewillt wäre, ließe er sich eventuell ja sogar dazu kaufen, es ebendiesem Auftraggeber in meinem besser bezahlten Auftrag heimzuzahlen.... Bei diesem Gedanken wurde mein Lächeln einen kleinen Hauch selbstgefälliger.
Beiträge von Sergia Fausta
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Ehrlich? Diese erste Frage war nicht ganz uninteressant, denn hätte ich mich dazu herabgelassen, darauf zu antworten, dann hätte ich sie gewiss nicht verneint. Immerhin war ich eine Sergia und gehörte damit zu einer Gens, die zwar im Moment (seit gut 170 Jahren) nicht mehr patrizisch war, zuvor jedoch über Jahr-hunderte jenen höchsten Stand innehatte! Hinzu kam speziell bei mir natürlich auch noch mein lieber Großvater Appius (Helvetius Sulla), den ich leider nie kennengelernt hatte, weil er in einem Hochverratsprozess zum Tode durch Erdrosseln verurteilt worden war, nachdem er als eine treibende Kraft neben meinem Adoptiv-Cousin Decimus (Pompeius Strabo) halb Hispanien zum Aufstand gegen Rom getrieben hatte! Solches Blut floss also in meinen Adern, obgleich ich von letzterer Geschichte nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hatte, weil meine Mutter sie schlichtweg von mir ferngehalten hatte. Fakt war jedoch, dass ich auch ohne jenes Wissen meine diversen auch kriminellen Energien kannte. Ich spürte sie und ich wusste ziemlich genau, wozu ich in der Lage war.
Aber ich winkte ab. "Ach, glaub doch, was du willst.", sprach ich dabei noch gönnerisch zu diesem Hector. Denn was in aller Welt kümmerte mich schon die Meinung so eines Peregrinus? Anschließend dann mochte es für solchen Nicht-Römer womöglich so wirken, als würde ich schlurfen. Als jemand, dem aber tatsächlich in nicht geringem Umfang Herrscherblut (wennauch in erklärterweise etwas anderen Art der Interpretation) innewohnte, schritt ich natürlich vielmehr gravitätisch und ein wenig nachdenklich.... neben der zweifellosen Lustlosigkeit, die meinen Gang ausmachte. Und fast hatte ich so die Porta wieder erreicht, da sprach mich der Kerl nochmal an, sodass ich mich mit erhobener linker Augenbraue umdrehte: "Und die würdest du mir also geben? Obwohl du sie gerade erst angefangen hast zu lesen?" Das klang in meinen Ohren wenig überzeugend. Ich ging wieder zwei Schritte auf ihn zu: "Was willst du von mir?", erkundigte ich mich dann und sprach dabei ganz bestimmt nicht nur davon, was er für die Acta-Ausgabe von mir wollte.... -
Auf die Unterstellung eine Konkubine des Kaisers zu sein, lächelte ich nur weiter und vielleicht einen kleinen Tick gehässiger. "Eine was? Da musst du mich verwechseln, denn ich bin keine Konkubine eines Cornelius, sondern über meine Urgroßmutter die Nachkommin eines solchen.", gab ich honigsüß zurück. Dass jener selbstverständlich kein Kaiser gewesen war, brauchte ich nicht auszuführen. Das lag auf der Hand. Und dass meine Urgroßmutter Cornelia Fausta einem plebeischen Cornelier-Zweig entsprang, das verschwieg ich (wie immer) geflissentlich.
Anschließend erklärte mir der Rempler, der sich als Hector vorstellte, dass er der Zeitungskröte die letzte Ausgabe der Acta abgekauft hätte. Na Prima, dachte ich mir und überlegte, ob ich dennoch irgendwie zu einem Käseblatt käme. Denn an dem Jungen ohne Zeitung hatte ich wenig Interesse. Der würde sich anstrengen müssen, dass er morgen und übermorgen und so weiter überhaupt nochmal eine Zeitung an mich loswurde! So einfach war das. Wer nicht wusste, dass man Stammkunden gefälligst bevorzugt zu behandeln hatte, der musste es eben auf die harte Tour lernen. Ich seufzte. Von diesem Hector bekäme ich die Zeitung gewiss nicht, war mir auch ohne fragen klar. Nicht zuletzt hatte er ja angegeben, dass er sie eben erst zu lesen begonnen hatte. Jemand anderes mit Acta sah ich gerade nicht, da konnte ich auch ebenso gut wieder an die Arbeit gehen. Jetzt eine kürzere Pause zu machen, das bedeutete später früher nach Hause zu kommen. Vielleicht bekam ich da ja noch die Neuigkeiten vom Tag zu lesen. "Naja, dann will ich dich nicht weiter aufhalten oder beim Lesen stören, während du nicht aufpasst, wo du hinläufst. Es war mir eine...." Freude? - Bestimmt nicht! "unterhaltsame Begegnung mit dir. Vale.", erklärte ich und drehte mich um zum Gehen. Dann setzte ich wenig elanvoll einen Fuß vor den anderen und würde wieder im Innern des Gebäudes verschwinden, wenn man mich nicht aufhielt. (Dass ich mich durchaus aufhalten lassen würde, machte mein lustloser Gang wohl relativ offenkundig.) -
Ganz wie ich es erwartet hatte, schlug mein frisch Verlobter mir meinen Wunsch nach einer kleinen Wette nicht ab, sondern erklärte ohne große Umschweife, dass er für diesen Brocculus war. Ich grinste. "Für dieses kleine runde.... Pummelchen?", ging meine Stimme amüsiert nach oben. Ob mein Marcus vielleicht sogar eine Vorliebe für solche Typen hatte? Ob sein vorgeblicher "Freund" vielleicht gar.... Aber nein, ich wollte hier ja niemandem etwas unterstellen. "Wenn du meinst.", winkte ich also nur ab. "Dann wette ich auf...." Ich stockte. An dieser Stelle wäre es gut gewesen, wenn ich mich besser informiert hätte. Aber bei all dem Hin und Her mit Marcus (erst war er da, dann verschwand er, dann war er wieder da und machte mir einen Antrag) hatte ich mich ja beim besten Willen nicht darauf konzentrieren können, welche Namen jetzt schon gekämpft hatten und welche erst noch kamen. Und überhaupt hatte ich ja so meine Schwierigkeiten damit, mir die Namen irgendwelcher Peregrini zu merken (weil mir die völlig unwichtig erschienen - nicht nur die Namen, sondern auch die Peregrini dazu). ".... den anderen.", komplettierte ich meinen Satz also ganz allgemein gehalten und hoffte, dass auch für jenen Gladiator jetzt gleich die passende Ansage ertönte, sodass ich nicht länger nur vorgeben müsste genau zu wissen, wen ich damit meinte, sondern auch tatsächlich wusste, wie der Kämpfer hieß.... wennauch nur für diesen einen Kampf. Die Frage danach, warum ich fragte, irgnorierte ich derweil. Man konnte ja nicht auf einen Münzwurf wetten, wenn man sich weder für Kopf noch für Zahl entschied. Das war in meinen Augen absolut trivial - so trivial, dass selbst ein Mann das eigentlich (auch ohne diese dämliche Nachfrage) begreifen musste!
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Ich schaute nach links und schaute nach rechts. Aber den Knirps erspähte ich nicht. Das war doch mal wieder nicht zu fassen! Die Höhe war das, eine Frechheit.... "Pass doch auf, ungeschickter Tölpel!", fauchte ich wütend diesen Idioten an, der mich zu allem Überfluss jetzt auch noch anrempelte, sodass ich gleich zwei Schritte zurück stolperte. "Die beiden Knöpfe in deinem Kopf, die direkt über deiner Nase, das sind Augen. Die sind nicht nur dafür da, dass die Augenbrauen nicht so dämlich aussehen, sondern wenn man sie öffnet, dann kann man mit denen sogar tatsächlich etwas sehen!", reagierte ich mich weiter ab. So eine Blindschleiche! Und von dieser kleinen Zeitungskröte war auch noch immer nichts zu sehen! MAN!
Den Kopf verständnislos schüttelnd atmete ich erneut tief durch und versuchte mich wieder etwas zu beruhigen. Ich hasste es, wenn etwas nicht so ging, wie ich mir das vorstellte! "Du hast eine Zeitung.", stellte ich dann an den Rempler gewandt in neutralem Tonfall fest. "Das heißt, du hast diesen Zeitungsbengel getroffen, der hier um diese Uhrzeit eigentlich immer langkommt, oder?", erkundigte ich mich mit zusammengezogenen Augenbrauen und zog den Schluss, dass dieser Bengel vielleicht auch einfach zu früh hier gewesen war. Für das zu frühe Kommen hatten die Männer ja eine Stärke, wie man sich so erzählte. Der Junge schien also älter zu werden, stellte ich mit Witz fest, konnte darüber aber noch immer nicht lachen. Für ein kleines Lächeln jedoch reichte es. "Bitte verzeih mir meine Manieren mich dir nicht erst einmal vorzustellen. Mein Name ist Sergia und ich warte hier nämlich auf diesen kleinen Rotzlöffel.", tat ich nun ganz lieb und harmlos und verbarg meinen noch immer anhaltenden Ärger jetzt hinter einem verspielten Lächeln. Denn wenn ich etwas wollte, dann konnte ich natürlich auch ganz nett sein. Und just in diesem Moment wollte ich etwas: Wissen, ob diese kleine Ratte hier noch irgendwo in der Nähe war, sodass ich vielleicht doch noch zu meiner Pausenlektüre käme.... -
Sim-Off: Ich habe das Thema mal passend umbenannt.
Es war ein Tag für mich wie jeder andere. Relativ früh am Morgen musste ich in der eher durschnittlich schicken Arbeitskleidung, die hier und dort auch schon einige Tintenkleckse abbekommen hatte (was allerdings kaum auffiel, weil das Kleid selbst ebenfalls blau war), im Officium der Stationarii aufschlagen. Dann hieß es Listen kontrollieren, aufarbeiten, hier und dort auch mal etwas korrigieren und - meine wichtigste Tätigkeit seit kurzem - wieder einen Tag rot in meinem Kalender abstreichen. Wann mein Postpräfekt wohl endlich in den Ritterstand erhoben wurde und ich ihm auf seine persönliche Empfehlung hin nachfolgen könnte? Ja, diese Frage beschäftigte mich vor allem in meinen wenigen Pausen. Denn ich bezweifelte stark, dass es derzeit jemanden gab, der besser für die Nachfolge geeignet wäre! Vom Cursus Publicus in Rom wusste ich das direkt, weil ich die Leute mittlerweile wenigstens vom Gesicht her kannte; vom Postdienst auf dem italischen Lande wusste ich es indirekt, weil ich fest davon überzeugt war, dass ein Landei niemals angemessen den Posten eines Postpräfekten von Italia ausfüllen könnte!In meiner Mittagspause dann ging ich aus meinem Büro nach draußen, weil ich nach so vielen Stunden einfach wieder etwas frische Luft brauchte. So trat ich dann auch durch die Eingangstür der Sedes administrationis Italiae und blieb wenige Schritte weiter erstmal stehen, um einmal tief durchzuatmen. Ich seufzte leise, während meine Augen sich auf die Suche nach dem Zeitungsjungen begaben. Es war langsam an der Zeit, dass vom meinem tollen Wahlkampf, den ich für meinen Verlobten geführt hatte, etwas in der Acta stand, fand ich. Und natürlich hoffte ich auch auf einen kleinen Artikel über die Spiele des Duccius mit einer klitzekleinen Erwähnung meiner Verlobung.... Aber der Zeitungsbengel schien sich heute zu verspäten. Innerlich bereitete ich mich daher schonmal auf eine Ansage vor. Ich konnte schließlich nicht den ganzen Tag hier auf so einen kleinen Rotzlöffel warten!
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Drei Tage nach unserer Verlobung bei den Spielen des Duccius Vala verabredete ich mich erneut mit meinem iulischen Galbnius. Es war an der Zeit, dass wir nach dem Vier-Augen-Versprechen und der öffentlichen Aktion in der Arena nun auch für die römische Bürokratie ganz offiziell Verlobter und Verlobte wurden. Nichts sollte meinem Marcus noch die Möglichkeit zur schadlosen Flucht aus diesem Versprechen geben! Die Devise lautete: "Ganz oder gar nicht!" Und ich hatte mich entschieden: GANZ.
Gemeinsam vor dem zuständigen Büro angekommen, erkundigte ich mich siegesgewiss lächelnd bei Marcus: "Na, bereit?" Mit diesen Worten hakte ich mich bei ihm unter und ließ mich von ihm in das Officium führen.... um nicht zu sagen, dass ich es eigentlich war, die ihn führte. Dann warteten wir, bis wir an die Reihe kamen. -
Tja, da hatten mal wieder einige Damen Pech gehabt! Denn bloß weil ich dachte und das Gefühl hatte, dass meine beiden Freundinnen und ich nun langsam auch etwas Wasser auf unserer Haut vertragen könnten, hieß das ja nicht, dass ich sofort aufsprang und losrannte! Nein, da musste ich meine Neiderinnen, denn das waren solche Geschöpfe ja fast immer, leider, leider enttäuschen. Ich würde sie wahrscheinlich noch ein kleines bisschen länger mit meiner guten Laune und positiven Aura (ja, daran glaubte ich wirklich) stören.
Allerdings käme ich niemals auf die verrückte Idee und würde dies mit meinem Liebesleben tun! Das behielt ich nämlich streng für mich, weil ich der Auffassung war, dass das niemanden etwas anging. Deshalb verneinte ich ja auch meine Bekanntschaft mit dem attraktiven Decimus Aquila, weil ich vielleicht auch irgendwo die Hoffnung hatte, dass sich aus dieser Geschichte noch mehr entwickelte. Aber Iulius Dives? Klar war ich schon ein wenig fasziniert von ihm (vor allem, dass er mich nicht so anziehend fand, wie ich es gewohnt war). Dennoch fiel meine Verlobung für meine Begriffe eindeutig nicht unter Liebe, sondern unter Politik - Ehepolitik! Und als eines der wenigen politischen Themen, über das auch eine Frau etwas offener sprechen konnte ohne gleich blöd angesehen zu werden, fand ich ganz ehrlich, dass ich mehr als nur ein Recht darauf hatte, mich mit meinen Freundinnen in dieser eingeschränkten Öffentlichkeit hier darüber zu unterhalten. Punkt. Warum ich das nun alles gerade dachte? Man sollte besser nicht hinschauen, aber drei Massagebänke weiter war ein fettes Flusspferd (dieses sprachliche Bild stammte noch aus meiner Zeit in Alexandria) gestrandet und blickte böse zu mir und meinen Freundinnen.... (Um Missverständnisse zu vermeiden: Diese Kuh lag von mir aus gesehen nicht auf der Seite, von der ich gleich angesprochen werden sollte.)Während meine Message-Sklavin sich an meinen Beinen zu schaffen machte, stützte ich also meine Ellbogen auf und hob meinen Oberkörper etwas an. Es glaubte ja wohl bitte niemand, dass ich solche Aussichten tatenlos über mich ergehen ließ! Dieses Flusspferd (und die hatte wirklich auch diese lustigen kleinen Öhrchen) runierte mir nicht meinen schönen Tag! "Mädels, ich glaube es ist an der Zeit....", began ich, als mich doch tatsächlich von der erwähntermaßen anderen Seite jemand ansprach.
Ich wandte also meinen Kopf um, erhob mich und lächelte.... etwas eigenwillig, als ich mit "Salve die Damen" begrüßt wurde. Das konnte man ja vielleicht mit dem fetten Wal, der sich jetzt irgendwo hinter mir befand, machen, aber nicht mit mir! Sah ich etwa aus wie mehrere Damen?? (Denn hätte sie auch meine Freundinnen gemeint, hätte sie ja den Plural in ihrer Anrede benutzt und "Salvete" gesagt!) Aber das konnte ich auch: "Salve, die Damen Tiberia. Und salve, Flavia.", grüßte ich honigsüß mit einem Lächeln zurück. "Ich bin Sergia, Sergia Fausta.", stellte ich mich anschließend im Gegenzug vor, während sich meine Freundinnen von ihren Liegen erhoben und bereit zum Abmarsch auf mich wartend noch zu zweit etwas miteinander plauschten. Sie waren ja nicht angesprochen worden........ und dennoch sprach diese hochnäsig-arrogante Tiberia weiter im Plural mit mir! Hinter einem freudig-breiten Lächeln verbarg ich meinen inneren Drang danach, sie mit einem freundlichen Klapps auf ihre Wange zurechtzuweisen. Miststück! Aber ich hielt mich zurück und ignorierte diese erbetene Verzeihung einfach. Ich verzieh doch niemandem auch nur irgendetwas, nachdem ich direkt zuvor beleidigt wurde! Diese Gesprächstaktik war mir, sollte sie ernst gemeint sein, neu. Doch es schien offensichtlich, dass es dieser Patrizierin nicht ernst damit war. Schon direkt im Anschluss meinte sich mich ja belehren zu müssen und führte aus, was ich in meiner plebeischen Beschränktheit (leider gehörten die Sergier ja nicht mehr der Klasse der Patrizier an) nicht alles wissen müsste. Ich schien mal ein ernsthaftes Wörtchen mit meinem Verlobten reden zu müssen, was die Auswahl seiner "Freunde" anging! "Ich danke euch für eure freundlichen Worte.", begann ich ausschließlich an die Tiberia gewandt, bevor ich auch die Flavia mit einbezog: "Ich hoffe doch, dich nicht etwa mit meinem Gespräch hier gestört zu haben?", wies ich auf Paula und Tusca halb in meinem Rücken. "Falls doch, so bitte ich vielmals um Verzeihung, aber die mich durchströmende Freude allein beim Gedanken an meinen Verlobten ist schier überwältigend, sodass ich mich manchmal sogar frage, womit ich das verdient habe.", führte ich aus, ließ eine kurze Pause und löste auf: "Aber dann fällt mir wieder ein, dass ich ja nicht nur die hinreißende Sergia bin, die ich gerade genannt wurde, sondern auch die Nichte des großen Feldherrn Annaeus Modestus, die Urenkelin des Auguren Annaeus Sophus und.... nicht zuletzt.... die Urenkelin einer Cornelia.", erklärte ich und musste mich wirklich zusammennehmen, damit das kurze, unschuldige, dezente Auflachen anschließend auch genau so rüberkam. "Cornelia Fausta, nach ihr erhielt ich sogar meinen Namen.", fügte ich noch halb im gespielten Kichern begriffen hinzu - nur um nochmal den Namen Cornelia zu nennen und meine Verbindung zu dieser Gens zu unterstreichen. Zu den beiden Annaeern sagte ich weiter nichts. Wer die Proskriptionslisten auch nur grob kannte, der wusste, dass mein Onkel Kaeso da als einer der beiden Anführer der germanischen Legionen ziemlich weit oben drauf erwähnt gewesen war. Und ein Augur sprach ja auch für sich selbst. (Dass ich mit Onkel Decimus Varus von den Annaeern und meinem eigenen Großvater Marcus Stephanus auch noch zwei bedeutende Ritter in meiner Verwandtschaft aufweisen konnte, verschwieg ich vorerst. Ich ging nämlich davon aus, dass das die Patrizierinnen eh nicht groß interessierte, und ich wollte hier ja auch niemanden neidisch machen.... Ich doch nicht!)
Nach diesem ernsten Spaß musste ich jedoch auch noch eine Frage loswerden: "Aber wen meintest du eigentlich mit 'er hat nicht übertrieben'? Müsste ich deinen Bruder kennen?" Denn jener erschien mir der wahrscheinlichste 'Er' in diesem Zusammenhang zu sein.
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Zitat
Original von Marcus Iulius Dives
Naja, begeisterte Freude sah schon ein bisschen anders aus. Weil ich aber wusste, dass er diesen Antrag nicht ganz eigeninitiativ gemacht hatte, verzieh ich ihm das und wandte mich nun zufrieden ebenfalls der nächsten Paarung zu. Hier und dort guckte man erst noch zu uns und ich lächelte überglücklich in die jeweilige Richtung, um meine überraschte Freude zu teilen (denn ich war ja wirklich soo überrascht gewesen und hatte wirklich gar nicht mit diesem Antrag gerechnet); dann schien der Fokus der Allgemeinheit tatsächlich auch wieder dort zu liegen, wo er liegen sollte: Beim Geschehn unten in der Arena.Ich hätte beinahe gähnen müssen vor Langeweile, als die beiden Gladiatoren da mehr im Sand miteinander tanzten, als dass sie wirklich kämpften. Aber einige Pfiffe von der Tribüne später (von mir kamen die jedoch nicht) schien aus dem zeitweiligen Theater nun doch wieder ein Amphitheater zu werden. Der Kämpfer mit Netz und Dreizack gefiel mir, denn nach seinem relativen Rückzug war er wie ein Skorpion: Er wich aus, verhielt sich defensiv, beobachtete seinen Gegner genau und wartete taktisch ab. Waren solche Skorpione nicht toll? Ich liebte sie! Der Gegner rackerte sich ab, rannte, griff an und powerte sich aus und die Gelegenheit, auf die der Skorpion gewartet hatte, bot sich: Zack, ein schnelles Manöver. Krawumms, lag der Secutor am Boden. Und schwupp, stand der Retiarius über seinem Gegner den giftigen Stachel bedrohlich zum Todesstoß bereit! Hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich diese Skorpione liebte?
Doch das genüsslich-böse Funkeln in meinen Augen verging zu einem freundlich-milden Glitzern, als der Ausrichter der Spiele dem Sieger des Kampfes sein Finale verweigerte. Naja, sagte ich mir. Ein Kampf stand ja noch aus. Auf den Plätzen hinter meinem frisch Verlobten und mir wurde erzählt, dass das wohl der Höhepunkt der Veranstaltung werden würde. Ich hoffte also, dass es diesmal auch wirklich bis dorthin gehen würde (auch wenn ich mir bei solchen Angelegenheiten eigentlich eh immer die Hände vor die Augen hielt, weil ich das nicht mit ansehen konnte). Aber es ging hier ums Prinzip! Heute waren erst zwei Verbrecher in diesem Sand gestorben, praktisch nahezu kampflos. Sollte das wirklich alles sein? Ich hoffte doch, nicht.Dann wurde ein Brocculus angekündigt und trat ein. Ich wandte mich an Marcus: "Na, Lust auf eine kleine Wette mit deiner Verlobten, mein Bester? Wenn ich gewinne, habe ich einen Wunsch frei; und wenn du gewinnst, dann darfst du dir.... eine Kleinigkeit.... wünschen. Für wen bist du?", lächelte ich ihn an und hatte hoffentlich klar genug gemacht, dass er sich nichts in der Größenordnung der Auflösung unserer Verlobung oder so wünschen könnte. Mir auf der anderen Seite fiel auf Anhieb sogar gleich ein Wunsch ein, den ich weder kaufen noch Marcus abpressen wollte....
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Sim-Off: @ Flaminina: Dem Tabularium nach ist Valentina blond. Lucia ist dunkelblond. Domitilla ist über 20. Ich seh nur eine, auf die die Beschreibung passt - und die fühlte sich offenbar auch angesprochen.
Verwundert schaute Tusca zu Paula und wieder zurück zu mir: "Wie jetzt? Willst du mir sagen, dass ihr euch inmitten des Pöbels verlobt habt??" Es war zu hören, dass sie wenig begeistert von dieser Vorstellung war. "Er hat dir vor all diesen Leuten einen Antrag gemacht? Och, wie toll! Wenn ich daran denke, dass mich mein Titus heute noch manchmal behandelt, als wäre ich eine seiner Sklavinnen...." Tusca korrigierte: "Du meinst wohl keine seiner Sklavinnen, nicht?", spielte sie mit gemeinem Grinsen auf Cupida an. "Ach, hör doch auf! Statt mich zu versuchen zu ärgern, solltest du dich lieber mit Fausta und mir freuen! Fausta, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Das ist einfach so unglaublich...." "billig? Traditionslos? Unstandesgemäß?", schlug Tusca in absolut abtörnendem Tonfall vor. "Hat er sein ganzes Geld in den Wahlkampf gesteckt und dann keines mehr für dich gehabt? Schätzchen, ich würde mir gut überlegen, ob ich mich an diesen Kerl binde!", warnte sie. "Du bist doch nur neidisch, dass jetzt auch die nächste aus unserem Kreis in den Ehehafen fährt, während du noch immer ohne Gatten dasteht, du alte, gemeine Dürrpflaume!"
Höchste Zeit, dass ich auch mal wieder etwas dazu sagte: "Ach, meine Lieben, streitet euch doch nicht immer. Wartet einfach ab, bis ihr den Iulius getroffen und kennengelernt habt. Ihr werdet begeistert von ihm sein! Und damit meine ich nicht nur, dass er mir vor all diesen fremden Menschen einen überwältigenden Antrag gemacht hat und ich mir deshalb schon jetzt absolut sicher bin, dass er mich niemals mit einer anderen Frau hintergehen wird!" Das würde er wahrscheinlich nur mit Männern - bis ich ihn einmal richtig verführt hätte. Denn ich war überzeugt davon, dass der Mann bislang einfach nur noch nicht die Richtige getroffen hatte. Aber jetzt war ich ja da. "Nein, er ist auch verwandt mit dem Censorier Matinius! Der Name sagt dir etwas, Tusca?", funkelte ich hochnäsig in ihre Richtung. "Du meinst diesen alten, reichen Sack, dem halb Hispanien gehört?", wurden nun auch ihre Augen etwas größer. "Es ist sein Großonkel.... oder Urgroßonkel oder so.", bestätigte ich federleicht und versuchte zu überspielen, dass ich das bei seiner großen Verwandtschaft nicht mehr so genau wusste. "Oh, du bist ja soo zu beneiden, meine Gute! Ich kann es kaum erwarten, ihn einmal kennenzulernen!", beteuerte Paula sichtlich überwältigt. "Aber natürlich ist es vor allem diese unglaubliche Leidenschaft zwischen uns beiden, die ihn und mich seit den Iunikalenden vor rund anderthalb Jahren verbindet.", versuchte ich dieses Bild noch einmal zu unterstreichen und bei meinen beiden Tratschfreundinnen festzusetzen. "Also, nicht, dass er und ich schon.... Ich meine, ich bin ja kein billiges Flittchen! Auf jeden Fall werdet ihr ihn bald schon kennenlernen, versprochen!", versicherte ich ohne Genaueres zu wissen. Spätestens auf meiner Hochzeit würden sie meinen Marcus treffen, denn natürlich würde ich die beiden einladen. "Nun, der scheint ja fast zuu gut um wahr zu sein, was?", erklärte Tusca mit deutlichem Unterton und lächelte steif. "Such du dir erstmal einen eigenen Verlobten, ja, bevor du hier über den guten Fang herziehst, den unsere Fausta da gemacht hat! Ich freu mich ja so für dich!", grinste mich Paula anschließend an - so offensiv, dass ich mich hier wirklich genötigt sah ihr mein zufriedenstes Lächeln zurückzugeben. Unterdessen hatte ich das Gefühl, dass unsere Massagen sich langsam dem Ende neigten und wir so langsam bereit waren für ein wenig Wasser auf der Haut.... -
Herrje, waren wir etwa der einen oder anderen Anwesenden etwas zu laut??? Nun, ich für meinen Teil merkte davon nichts. (Denn soo laut waren wir ja auch wirklich nicht!) Und seit wann war es bitte Sitte, dass man in öffentlichen Bädern flüstern musste??? Nein, ehrlich: Wer in öffentlichen Thermen auf der Suche nach soetwas wie Ruhe war, der hatte in seinem Leben vermutlich noch nie eine solche betreten! (Als jemand, der in Alexandria großgeworden war und jetzt in Rom lebte, konnte ich hier natürlich nur für die Großstadtdamen sprechen. Die Situation von armen Landeiern freilich kannte ich nicht - und interessierte mich auch nicht dafür.) Tja, und so ließ ich mich gleich meinen beiden Freundinnen ein wenig massieren und genoss die von irgendeiner Ruhe streng zu unterscheidende Entspannung, die diese Massage mir im Gegensatz zu Tusca verschaffte.
Missgünstig blickte jene Tusca zu Paula: "Was bitte willst du mir damit jetzt schon wieder unterstellen, hm? Dass ich nur auf die Macht eines amtierenden Aedils scharf bin?" Paula grinste gemein. "Das habe ich nicht gesagt! .... Und ich dachte auch eher an deine neugierige "Abenteuerlust", meine Liebe." Darauf konnte ich mir abermals ein dezentes Kichern (denn auch vorhin hatte ich ja nicht lauthals gelacht!) nicht verkneifen. "Du bist ja nur neidisch, dass dein Titus eher eure Dienerinnen ran lässt als dich! Wie hieß diese kleine Hure aus Baetica doch gleich?", giftete eine Freundin die andere an. "Untersteh dich, Tusca!" Doch die dachte gar nicht daran! "Cupida, oder?" Eh die Situation eskalierte, auch wenn ich es liebte zwei Streitenden zuzuschauen und zuzuhören, schritt ich lieber ein: "Beruhigt euch mal. Ihr wollt doch hier keine Szene veranstalten, oder?", warf ich kritisch ein. "Erzähl mir lieber, meine Gute, kennst du den Aedil jetzt eigentlich näher, wenn du verstehst, was ich meine?" Ein neugieriges Grinsen stand mir auf die Lippen geschrieben. "Fausta!" Ich rollte stumm mit den Augen. Die arme Paula schien es mal wieder dringend nötig zu haben! "Ach", seufzte Tusca, "leider nicht, meine Liebe. Die Freundin einer Freundin hat mir zwar erzählt, dass der Kerl eine richtig wilde Bestie sein soll, aber selbst überprüfen durfte ich das leider bisher noch nicht." Ich schloss: Paula schien nicht die einzige in unserer Runde zu sein, die mal wieder ein bisschen Erregung in ihrem Leben brauchte. "Und das, wo ich gehört habe, dass er sich erst neulich ein neues Bett kaufen ließ, weil das alte keinen Platz mehr hatte für neue Kerben seiner Eroberungen....", kommentierte Paula ohne den Wahrheitsgehalt jenes Gerüchts zu kennen. Und vielleicht hatte sie es sogar selbst soeben erst erfunden und in die Welt gesetzt. "Woher du das nur schon wieder weißt.... Ich jedenfalls habe den Mann in letzter Zeit nicht einmal allein gesehen. Ständig hing ihm dieser kleine Tiro in seinen Hacken!", beschwerte sich Tusca, bevor ihr noch einfiel: "Dieser Bengel gehört übrigens zu den gleichen Decimi, wie dieser designierte Consul mit seiner gut 20 Jahre jüngeren Verlobten! Ich habe selbst gesehen, wie er auf dem Forum Wahlkampf für sich und ihn gemacht hat." Das waren ja mal interessante Neuigkeiten! "Ach was.", entglitt mir überrascht. "Ja, wirklich. Kennst du ihn etwa?" Ich stockte. Wenn sie Decimus Aquila meinte, den sie offensichtlich meinte, dann kannte ich ihn tatsächlich. "Ich? Ach, nein. Das war nur, weil mein Verlobter ebenfalls bei den jüngsten Wahlen zum Vigintivirat angetreten ist. Und was soll ich sagen? Ich glaube, so irgendwas über achzig Prozent der Senatoren haben ihn gewählt! Mädels, ich bin schon bald die Frau eines aufstrebenden, jungen, attraktiven, schon jetzt nicht ganz einflusslosen Politikers, der überdies ganz genau weiß, was eine Frau will und glücklich macht!", gab ich siegesgewiss lächelnd mit meinem Marcus an und übertrieb zu diesem Zweck natürlich auch ein bisschen. Zum Beispiel ließ ich gekonnt unter den Massagetisch fallen, dass sich der Punkt mit den Frauen nicht etwa darauf bezog, dass er mich im Bett grandios verwöhnen würde (er küsste mich ja noch nichtmal freiwillig), sondern sich auf seine Liebschaft mit irgendeinem anderen Kerl bezog. (Denn so schnell, wie er sich damals von mir hatte erpressen lassen, stand für mich außer Frage, dass er bestimmt nicht der Aktive der beiden war.)
Das war jetzt auch für Paula und Tusca neu und dementsprechend schauten sie mich staunend an. "Seit wann bist du denn verlobt?", fragte die eine. "Und viel wichtiger: Mit wem?", interessierte die andere. "Seit dem neunten Tag vor den Oktoberkalenden, dem 4-Götter-Festtag, an dem der duccische Aedil auch ein paar Spiele organisierte, bin ich mit meinem Marcus verlobt. Ach, Marcus Dives von den Iuliern....", schwärmte ich gespielt verliebt. "Diese Spiele scheinen mir irgendwie an euch beiden vorbei gegangen zu sein.", stellte ich abschließend abschätzig fest und schüttelte verständnislos den Kopf, während ich mich von meinen Freundinnen abwandte. Ich hätte gedacht, dass sich das etwas mehr herumgesprochen hatte, nachdem damals die halbe Arena auf seinen Antrag aufmerksam geworden war. Aber gut, dann musste ich dem Ganzen auf diese Weise eben noch ein bisschen nachhelfen. Mein Bick kam kurzzeitig auf einer anderen Damengruppe zu liegen. Die schienen sich ebenfalls heute hier zum entspannten Plausch getroffen zu haben und machten soweit eigentlich einen netten Eindruck. Nur gegen die eine Braunhaarige, die mit Sicherheit noch keine 20 war, verspürte ich auf Anhieb eine gewisse Antipathie. Nun gut, ich wandte mich wieder zu meinen Freundinnen....
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Die Ruhe nach meinen Ausführungen war mir irgendwie ein bisschen unheimlich. Und dazu diese Geste mit seinen Händen.... Mein Lächeln wurde härter, während ich befürchtete, dass ich mich vor allem im letzten Teil vielleicht ein wenig zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Natürlich hatte der Postpräfekt sicherlich auch schon auf anderem Wege erfahren, dass ich liebend gerne irgendwann einmal seinen Posten einnehmen würde. Aber das jetzt auch noch so direkt von mir zu hören war bestimmt nochmal ein anderes Kaliber. Oder hatte er mich vielleicht sogar nur deshalb hierher bestellt? Nur, um hoffentlich einen Grund zu finden mich feuern zu können, damit ich mit meiner Arbeit nicht mehr in Richtung seiner Position drückte? Meine Mundwinkel zogen sich zusammen. Denn kampflos würde ich das Feld gewiss nicht räumen! Nicht mit mir!!
Doch es kam anders - ganz anders. Vor Überraschung öffnete sich mein Mund unbewusst und nach einem kurzen Moment der Stille entfleuchte mir ein "Oh". Anschließend, ganz langsam, kehrte dann mein Lächeln wieder zurück und wurde sogar noch ein breiter und wärmer als zuvor. "In diesem Fall hoffe ich natürlich, dass der Kaiser diesen Worten auch die entsprechenden Taten folgen lässt. Denn die Erhebung zum Ritter hättest du dir mit deiner engagierten und aufopferungsvollen Arbeit als Praefectus Vehiculorum von Italia wirklich mehr als nur verdient, mein Präfekt!", gratulierte und schmeichelte ich meinem Vorgesetzten in dieser Situation natürlich erst einmal zu seinen weiteren Karriereaussichten. "Und es wäre mir eine große Ehre und Freude, wenn du mich zu deiner Nachfolge empfehlen würdest. Denn ja, dies läge sehr in meinem Interesse und ich verspreche, dass...." ich mir weiter den A..llerwertesten für den Cursus Publicus aufreiße? - Nein, das war unpassend vulgär. "du es nicht bereuen wirst!", ergänzte ich also unspezifisch. Was auch immer diese Worte aussagen wollten.... -
Sim-Off: Ein schwungvoller Auftritt dreier schwungvoller Damen gegen dieses Schweigen der Lämmer.
Zwei Tage vor meiner Verabredung mit dem attraktiven Aquila von den Decimern gönnte ich mir, nachdem ich lang und breit dazu überredet worden war, mit meinen Freundinnen Paula und Tusca (ja, wir nannten uns natürlich nur beim Cognomen) etwas Entspannung in den Agrippathermen. Das hieß: Ob ich mich wirklich würde entspannen können, wusste ich beim Eintritt in die Thermen natürlich noch nicht. Ganz ehrlich gesagt bezweifelte ich es im Gegenteil sogar, nachdem es auf dem Weg hierher thematisch bislang nur darum gegangen war, dass Tusca von der Frau ihres Onkels wusste, dass die eine Freundin hatte, die neulich auf dem Forum Romanum angeblich jemanden getroffen hätte, der behauptete, dass Aelia Vespa, die Nichte Valerians, mit dem jüngst zum Konsul designierten Decimus Livianus praktisch verlobt wäre. Und ob man(n) es glauben würde oder nicht, fanden wir Frauen so viel darüber zu erzählen, dass wir noch darüber sprachen, als wir die Umkleiden in Richtung Tepidarium verließen.Paula echauffierte sich: "Aber ich habe gehört, der soll gut 20 Jahre älter sein als sie! 20 Jahre!!" Daraufhin verdrehte Tusca die Augen. "Mensch, dafür gehört sie jetzt endlich zur Nobilität. Überleg dir mal, wie lange die darauf schon händeringend gewartet hat: Ihr einer Onkel Valerian war Kaiser, ihr anderer Onkel Aelius ist seit gefühlten hundert Jahren Consular - und nur sie ist die Witwe eines zu früh verstorbenen Ritters." Ich kicherte dezent. "War der nicht zuletzt Prätorianerpräfekt?", hielt Paula etwas beleidigt dagegen. Jetzt musste auch ich mein Garum dazugeben: "Ach, komm!", begann ich von oben herab. "Na hör mal! Da gibt es aber schon noch einen erheblichen Unterschied!", fuhr mir Tusca energisch ins Wort und erkundigte sich danach beiläufig ganz honigsüß: "Wollen wir hier bleiben?" Dabei zeigte sie auf drei Massagebänke, von denen zwei nebeneinander standen und die dritte den beiden gegenüber. Paula steuerte die einzelne freie Bank an, neben der links und rechts wiederum andere Damen lagen und sich verwöhnen ließen. "Also ich würde auch für einen Ritter überlegen, ob ich mich von meinem Titus trenne.", erklärte sie und legte sich auf den Bauch, den Kopf auf ihren verschränkten Armen abgestützt, sodass sie Tusca und mich ansehen konnte. "Liebste Tusca, wenn du mich dann auch einmal zu Wort kommen ließest, statt mir in einer Tour das Wort abzuschneiden?!? Ich wäre dir wirklich seeehr verbunden.", lächelte ich meine geschwätzige Freundin giftig an. "Bitte, bitte, Fausta, nur zu! Ich kann dazu eh nur noch eines sagen: Erstens, dass ich das bei deinem Mann fast schon verstehen könnte, Paula. Zweitens aber wirklich nur fast. Denn so verzweifelt bin ich noch nicht. Und zuletzt drittens hätte ich auch mit so ein paar Jährchen Altersunterschied kein Problem. Der Consular Purgitius zum Beispiel...", war es nun an der Zeit, dass ich die Unterbrecherin war: "Ach, hör doch auf mit deinem Purgitius! Immer diese Leier, wo du ihn bisher doch immer nur aus der Ferne gesehen hast, ihn ja wahrscheinlich gar nur aus der Acta kennst! Ganz zu schweigen davon, dass du im Gegensatz zu mir noch nicht einmal zu Gast in seinem Haus warst, meine Liebe.", wies ich sie zurecht. So oft wie Tusca auch von "ihrem" Lieblingsingle Numero Uno schwärmte, konnte man auch nur davon genervt sein. "Im Übrigen würde ich mir noch einen Gatten suchen, solange ich jung und schön bin und nicht warten, bis ich so alt und faltig bin wie die Dame dort hinten.", nickte ich dezent und natürlich ohne Fingerzeig in Richtung einer mindestens hundertjährigen Schachtel, deren Enkel wahrscheinlich schon wieder Enkel hatten. (Okay, das war vielleicht etwas übertrieben.)
Während meine beiden Begleiterinnen meinem Blick folgten, begannen unsere unauffällig in unserem Schatten gefolgten Sklavinnen mit der Massage und versuchten sich dabei nicht anmerken zu lassen, was sie über unsere bisherige Unterhaltung so dachten. "AU! Drück doch nicht so fest, du dumme Kuh! Da kriegt man ja Pickel!", fauchte Tusca ihre Sklavin anschließend an, bevor Paula die Gunst der Stunde für ihre Revanche nutzte: "Oder du verlierst welche! Wer weiß, was deine Kleine da hinter deinem Rücken macht?" Darauf konnte ich mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen, meinte dann aber: "Also Paula, so wird das heute nichts mit einem entspannten Badetag! Was sagt ihr denn eigentlich zu den Spielen dieses wilden Aedils aus den Tiefen Germanias?", wechselte ich das Thema. "Aufregend! .... Also der Aedil. Die Spiele sind irgendwie an mir vorbei gegangen." Paula seufzte. "Wieso war mir das nur schon wieder klar?"
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Sim-Off: Zwischen meiner PN und deinem ersten Post hier lag 1 Tag. Ich find das fix!
Ganz elegant und gekonnt setzte ich mich also, nachdem mich der Postpräfekt dazu aufforderte, und lächelte dabei hübsch weiter. Und als der Präfekt dann schließlich bestätigte, dass er über meinen Bericht zu sprechen gedachte, verflüchtigte sich auch ein nicht ganz kleiner Teil meiner inneren Anspannung. Denn zwar hatte er jetzt nicht gesagt, dass er nur und ganz ausschließlich darüber mit mir reden wollte, aber er schien auch kein anderes Thema irgendwie anzuschneiden.... vorerst. Ich konnte also völlig beruhigt und entspannt bleiben. "Ja, das Gespräch mit dem purgitischen Sekretär lief tatsächlich sehr gut und endete mit dem Dank des Sekretärs für die so günstige Wertkarte. Doch auch meine Unterhaltung mit dem Decimus über seine Familienwertkarte lief nicht viel schlechter." Ich überlegte kurz. "Er kritisierte zunächst unsere doch schon etwas betagteren Vorschriften und beispielsweise fehlende Verjährungsfristen für solche Fehler seitens des Cursus Publicus. Dabei argumentierte er mit dem Prinzip, dass selbst "Fehler" einer Person gegen das Gesetz in der vorliegenden Zeitspanne verjährt wären.", machte ich eine bedauernde Geste und nickte verständig für diese Ansicht. Dann sog ich etwas Luft ein und ließ sie mit einem seichten Seufzen wieder entweichen. "Ich habe ihm letztlich erklärt, dass der Cursus Publicus von Italia keine Regeln für den Cursus Publicus im gesamten Reich machen könnte. Das geht nach der Abschaffung eines Legatus für den Postdienst ja nur noch über den Praefectus Praetorio, nicht wahr? Allerdings versprach ich, dass ich mich mittel- bis langfristig um ein neues Regelwerk bemühen würde, dem der dann amtierende Prätorianerpräfekt dann hoffentlich zustimmen wird.", erklärte ich ohne rot zu werden. Denn von dem Deal mit dem netten Essen erzählte ich lieber nichts. Was der Chef nicht weiß, das macht ihn nicht heiß, nicht wahr? Und als Praefecta Vehiculorum hätte ich auch in der Tat vor die ganzen Regeln etwas zu entstauben.... Das war also nichtmal ganz gelogen, was ich hier redete.
Aber weiter: "Den gefundenen Kompromiss nun begrüßte der Decimus mit dem zufriedenen Ausruf "hervorragend". Ein Kompromiss deshalb, weil selbst mein Einsatz für ein erneuertes Regelwerk natürlich zu keinerlei rückwirkenden Änderungen führen würde, sodass an der Fehlerkorrektur in diesem Fall hier nichts zu ändern war." Tja, das war in etwa die Gesprächszusammenfassung mit dem attraktiven Decimus. Ich machte eine kurze Pause. Das hieß, vielleicht noch ein Satz zu diesem Punkt: "Weshalb nun versprach ich ein nur mittel- bis langfristiges Bemühen in puncto neuer Vorschriften? Nun, meine Position als Stationaria lässt es mit den diversen Aufgaben und Pflichten einfach kaum zu, dass ich mir da jetzt schon großartig Gedanken drum mache. Es ist kein Geheimnis, dass ich an einem weiteren Aufstieg innerhalb des Cursus Publicus interessiert bin, wo ich glaube, dass man als Praefectus oder Praefecta einen größeren Fokus auf das Große und Ganze zu legen in der Lage sein wird." Nicht, dass mein Chef jetzt glaubte, dass ich glaubte, dass er nur auf der faulen Haut lag und nichts tat, wenn ich davon sprach, dass ich als Praefecta mehr Zeit für ein neues Vorschriftspaket hätte. So war es ja nicht. Das Große und Ganze am reibungslosen Laufen zu halten war bestimmt sogar schwieriger als selbiges in einem nur kleinen Rahmen zu tun. Allerdings könnte man von oben schlicht mehr delegieren, um seinen Fokus dann auch auf Projekte wie ein neues Regelwerk legen zu können. -
.... wünschte ich mir keine Unendlichkeit. Nein, was sollte ich auch mit einer Sache, die ich längst hatte? Ich war schließlich unendlich schön, unendlich klug und raffiniert und nicht zuletzt unendlich erfolgreich! Gut, an dem letzten Punkt konnte man noch deutlich arbeiten, aber der gemachte Anfang war doch schon vielversprechend, nicht? - Ich meine nicht nur, dass ich diesen Iulius Dives in ein informelles Eheversprechen gezwungen hatte, war dieser kleine Galbinus (einmal nachgeforscht bürgerte es sich langsam irgendwie ein, dass ich so über meinen Marcus dachte) mittlerweile mein ganz offiziell Verlobter! Da kam der jetzt ganz sicher nicht mehr raus aus dieser Nummer - und ich bekam meinen Willen. Nicht zuletzt bekam ich den auch gegen meinen Onkel Manius, meinen herzallerliebsten Vormund. Erstaunlich, wie ruhig es um den in der letzten Zeit geworden war, nicht? Aber was hatte ich auch bitte tun sollen, als der mir meine schöne Idee ausreden und zunichte machen wollte? Da musste ich mich doch irgendwie wehren!
Naja, egal. Der Flurfunk sprach davon, dass mein liebes, unschuldiges Onkelchen sich in den nächsten Tagen auf unbestimmte Zeit hinaus irgendwo aufs Land verziehen würde. Denn nein, für einen Mord war die Dosis zu gering gewesen. Ich brachte doch schließlich keinen Sergier um! (Auch wenn ich bei meinem Onkel Agrippa zugegebenermaßen schon ein paar Mal mit diesem Gedanken gespielt hatte. Aber selbst bei dem hatte ich ja zu einem "harmlosen" Mittelchen gegriffen.) Nebenbei erwähnt war das der zweite Grund, aus dem mein Onkel Manius an Tagen wie diesen schlicht nicht tragbar war für mich. Ich brauchte Unterstützung auf meiner Seite und nicht einen Kerl, der auch noch Verständnis für so ein verrücktes Soldatensöhnchen aufbrachte. Wen ich dafür nun gewinnen könnte? Nun, sobald mein Onkelchen aus dem Haus wäre, würde ich Großonkel Aulus Faustulus becircen und ihn zu meinem neuen Vormund bestimmen. Genug Mitspracherecht hatte eine Frau sui iuris ja, obgleich sich mein Großonkel meinem liebevoll Hilfe suchenden Blick auch so sicherlich kaum verschließen würde.Problem registriert, Problem beseitigt, würde ich sagen. An der Vertreibung Agrippas müsste ich natürlich noch arbeiten. Aber den schaffte ich mir auch noch irgendwann vom Hals. Vorerst wichtiger war jedoch, dass ich die Ehe mit meinem Marcus fokussierte und meinen neuen Vormund (wenn er das denn erstmal geworden war) schnellstmöglich auf einen Ehevertrag ansetzte. Immerhin war Marcus jetzt gewählter Vigintivir, wie man sich auf den Straßen Roms erzählte! Ach, hatte ich in diesem Zusammenhang eigentlich schon erwähnt, wem er diesen Erfolg zu großen Teilen zu verdanken hatte? War aus meinen Gedanken bereits hervorgegangen, wer die große Werbeaktion mit Pinsel und Farbe und auch die mit dem Praeco auf dem Forum Romanum beauftragt und finanziert hatte? (Gut, ein paar Kosten waren durch die Passivwerbung für die Grabsteinmetze in Bovillae oder auch die Schiffsjungs aus Ostia wieder rein gekommen.)
Ja, wie gesagt: An Tagen wie diesen brauchte ich mir keine Unendlichkeit zu wünschen. Auch so schienen die Sachen, denen ich mich annahm, mir sehr gut zu gelingen. Morgen stand sogar bei meinem Job beim Cursus Publicus ein Gespräch mit dem Postpräfekten an, wie man mir heute kurzfristig mitgeteilt hatte. Das war ein gutes Zeichen, kein Zweifel! (Das versuchte ich mir zumindest einzureden, weil ich bislang keinen Schimmer hatte, ob es wirklich um meinen eingereichten Ergebnisbericht gehen sollte.) Und siehe da, auch die Geschichte mit meinem zweiten Marcus entwickelte sich doch ganz gut: Er schrieb mir einen Brief. Hatte ich ganz nebenbei erwähnt, dass auch der zum Vigintivirat angetreten und letztlich gewählt worden war, wenn man dem Gerede des Pöbels glauben schenken durfte? Ja, ich befand mich hier eindeutig auf dem richtigen Weg - auf der Straße der Gewinner! (Nur mein Onkel Decimus Varus von den Annaeern schien da an Tagen wie diesen nicht ganz ins Bild zu passen. Aber der Zustand war bestimmt nur temporär, weil mein Onkel nach seiner Präfektur nach Rom zurückkommen und hier dann den nächsten hohen Posten antreten würde, ganz sicher.)Zurück zu dem Brief: Sich zu Anfang erstmal zu entschuldigen kam mir natürlich sehr entgegen, weil es mich ohne Anstrengung in eine höhere Position hob. Das würde ich noch auszunutzen versuchen, beschloss ich, bevor ich meine Leibsklavin zu mir rief, um zu erfragen, ob ich am fünften Tag von heute an am Abend schon etwas vor hatte. Sie klärte mich darüber auf, dass ich in der gesamten Woche abends keine Termine hätte. Leider. Ich überlegte. "Aber hatte ich nicht genau an diesem Abend dieses furchtbar wichtige Abendessen mit einigen meiner cornelischen Verwandten?", erkundigte ich mich. Callisto schüttelte offensichtlich etwas verwirrt den Kopf. Wenn die so weiter machte, dann würde sie auch eines Tages in einer Arena einem Bären und mehreren wilden Kötern gegenüber stehen! "Schätzchen, wenn ich sage, dass ich da diesen wichtigen Termin habe, dann habe ich da diesen wichtigen Termin, verstanden?!?", schaute ich sie belehrend streng an.
Aber die dumme Gans gab sich weiterhin völlig unverständig. "Es sind doch keine deiner cornelischen Verwandten derzeit hier in Rom, oder?", fragte sie vorsichtig, sodass ich nur mit den Augen rollen konnte. "Nein, das ist richtig. Und deshalb werde ich auch schweren Herzens diesen Termin mit meinen cornelischen Verwandten opfern, um diese Einladung hier anzunehmen.", wedelte ich kurz mit dem Papyrus. "Klar?", schob ich in einem Tonfall absoluter Selbstverständlichkeit hinterher, bevor ich die noch immer verwirrt dreinblickende Sklavin links liegenließ. Dummchen! Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen und den vorfreudigen Gedanken daran, sogar mit einer Sänfte von hier abgeholt zu werden, setzte ich mich an meinen kleinen Schreibtisch, um eine Antwort zu verfassen.... -
Eine Antwort aus der Casa Sergia ieß nicht lange auf sich warten....
SERGIA FAUSTA
Ad Marcum Decimum Aquilam
Casa Decima Mercator
Roma - ItaliaSergia Decimo s.d.
Es freut mich, dass du dein Versprechen einer Einladung nicht vergessen hast, obgleich ich zugeben muss, dass ich schon ein wenig in meinen Erinnerungen suchen musste, um deinem Namen auch das passende Gesicht zuordnen zu können. Doch du hast Glück, dass mir emporsteigende römische Adler nicht so schnell in Vergessenheit geraten. Ich gratuliere dir zu deiner Wahl.
Was den Zeitpunkt des Abendessens angeht, so darfst du dich abermals glücklich schätzen. Denn ausgerecht an diesem Tage haben sich ein-zwei Verwandte aus dem hohen Hause Cornelia angekündigt, die meine baldige Hochzeit zu besprechen wünschen. Weil ich einer langweiligen Cena mit tausend und einer Vorschrift, die ich gegenüber meinen Verwandten beachten muss, jedoch einen Abend vorziehe, der deutlich interessanter zu werden verspricht, werde ich mit Freude deine Sänfte vor der Casa Titia (direkt gegenüber, auf der anderen Seite der Via Nomentana) erwarten.
Ich wünsche dir den Segen der Götter, bester Decimus Aquila.
Vale bene!/images/signet/Siegel_Sergia.png
Sergia Fausta
ANTE DIEM IX KAL NOV DCCCLXIII A.U.C.
Casa Sergia | Rom | Italia -
Nachdem diese hinterhältige Kindsmörderin ihr mehr als verdientes Ende gefunden hatte und dieser Programmpunkt damit beendet schien, fehlte mein Marcus noch immer. Alle paar Nase lang belästigten mich zudem mit der immer gleichen Frage, ob der Platz denn noch frei wäre, schönes Fräulein? (es hing mir SO zum Halse raus!), irgendwelche barbarischen Rauschebärte oder aber kleine, kugelrunde Kahlköpfe, die damit modisch eindeutig das Ende der Usurpation verpasst hatten! Aber am schlimmsten blieben dennoch die, die in beide Kategorien einzuordnen waren. Einfach absolut widerlich, diese Gestalten!
So verteidigte ich missmutig aber konsequent den Platz meines abwesenden Begleiters (der damit genau genommen kein Begleiter mehr war, dieser Ar....tischockenschocker!) und versuchte mich auf das weitere Geschehen in der Arena zu konzentrieren, während ich hin und wieder einem Rauschebart die Gesichtsbehaarung anzündete mit meinen feurigen Worten - im übertragenen Sinne, verstand sich. Denn ja, natürlich war ich sauer, dass ich hier einfach sitzen gelassen wurde, und ich wusste echt nicht, wie lange ich das hier noch mitmachen würde. Am Ende wäre noch irgendwo Tratsch zu hören, in dem man sich über mich lustig machte und mich für das Verhalten des Iuliers gar bemitleidete! Doch trotz allen Unmuts entschloss ich mich beim feierlich musikalisch untermalten Einmarsch der Equites, dass ich hier und heute Marcus' Geheimnis nicht in Umlauf bringen würde. Ich brauchte die Drohung es ausplaudern zu können schließlich als Druckmittel gegen ihn!Und so verfolgte ich etwas halbherzig, weil ein wenig in die Gedanken an eine mögliche Rache an Marcus versunken, die ersten Manöver unten in der Arena, während ich meine Laune an diesem und jenem platzsuchenden Troll ausließ. Die waren ja auch wirklich selbst Schuld, wenn sie es nicht schafften pünktlich zu Beginn der Veranstaltung hier zu sein! Dann gab es für sie eben nur noch billige Stehplätze, das verdienten die auch nicht anders! Die Kindsmörderin hatte den Tod hier ja auch verdient, wie Marcus auch noch für sein Verhalten bezahlen würde und wie der grün gewandete Typ auf dem Pferd auch gerade die Quittung für seine Unfähigkeit bekam! Ja, die brauchten sich alle nicht zu wundern!
Während mein Blick nun nachdenklich auf diesem Otho oder wie der hieß (wer war ich, dass ich mir solche wahnwitzig langen Namen des nichtrömischen Packs merkte??) zu liegen kam, begann ich etwas zu grübeln. Warum nannte man eigentlich die Leute, zu denen Marcus gehörte, die Gelbgrünen? Ein Galbinus, zwei Galbini - was hatte es damit auf sich? Die Frage war mir bei der grünen Kleidung des einen Reiters in den Sinn gekommen, denn natürlich hatte ich die Zeit nach meinem letzten Treffen mit Marcus genutzt, um mich über seinesgleichen etwas zu informieren. An der Mode jedenfalls konnte es offenbar nicht liegen. Gelbgrün war eine passable Farbe für einen Mann - ganz anders als scharlachrot oder so ein mauve- bis amethystfarbenes lila, das jeden Mann effeminiert, ja regelrecht weibisch erscheinen ließ. Gedankenversunken legte ich den Kopf schief und starrte auf diesen Otho, der sich gerade aus seinem Sattel heben ließ. War das ein Zeichen, dass ausgerechnet der Kerl in grün in diesem Kampf zweier Männer unterlegen war?Der dumpfe Aufprall auf den Sand der Arena brachte mich mit einem Kopfschütteln zurück aus meinen Gedanken.... und hey, Marcus war wieder da! "Wie man sieht.", ließ ich ihn hübsch einsilbig gleich mal spüren, dass ich seine Aktion mich hier einfach zurückzulassen absolut schäbig fand! Dann jedoch, ich registrierte es zunächst nur aus den Augenwinkeln, weckte er mein Interesse mit dieser Rose und der so förmlichen Anrede sogar noch als Tochter meines Vaters. Der Groll in meinem Gesicht begann zu weichen, obgleich ich hartneckig dagegen ankämpfte ihn zu früh aus meiner Mimik verschwinden zu lassen. So wande ich mich also auch zu Marcus und schaute ihn erwartungsvoll auffordernd an.
Mein unvergleichlicher Charme (oh ja, den hatte ich!), meine sittsame Tugendhaftigkeit (ich musste an Decimus Aquila denken) und mein.... besonderer Witz?? Was redete er da? Meine linke Augenbraue wanderte ein Stück nach oben und entspannte sich erst wieder, als ich das Kompliment jugendliche Schönheit zu besitzen bekam. Das hörte ich nämlich so gern, dass ich dafür auch das Gefasel von Opfern und den Göttern geflissentlich ignorierte. Dann stellte er die Frage der Fragen und ein Siegeslächeln umspielte für einen kurzen Augenblick meine Lippen, bevor ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte. Ohne Marcus aus den Augen zu lassen registrierte ich die vielen Zurufe und genoss jeden Moment, den ich hier gerade im Mittelpunkt stand. Sollte ich ja sagen? Sollte ich nein sagen? War Marcus zu dünn? (Manchen Kommentar des Pöbels überhörte ich auch einfach.) Sollte er für diesen Antrag knien? Was sagte ich nur?
Nun, innerlich kannte ich die Antwort bereits, war ich es doch höchst selbst gewesen, die Marcus überhaupt erst auf diese Idee gestoßen hatte. Äußerlich tat ich allerdings erst einmal etwas unentschlossen. Dann nahm ich die Rose, deren Farbe ich zwar ein bisschen sehr schw....einchenrosa fand, und schnupperte nachdenklich an ihr. Ganz ehrlich: Die roch, wie jedes andere grüne Gemüse.... und ein bisschen nach Apfel. Keine Ahnung, wo das jetzt her kam. Aber solche Kleinigkeiten beeinflussten meinen kühl gefassten Entschluss natürlich nicht mehr. Ich ließ die Rose wieder zwischen uns zur Messing-Iuno fallen und schnellte mit meinen Lippen zu Marcus', um ihn lang und feurig heiß zu küssen. Anschließend hauchte ich ihm ein "Ja, ich will." zu und hielt ihm meine linke Hand entgegen, an dessen vierten Finger (aus irgendeinem Quatsch von wegen direktem Nerv zum Herzen oder so) der Verlobungsring gehörte. Ach ja: Und ich achtete natürlich darauf, dass wenigstens unsere nächsten Sitznachbarn meine Worte der Zustimmung auch noch hören konnten, um sie zu verbreiten. Diese ganze Aktion hier sollte sich schließlich auch lohnen.... -
Sim-Off: Das ging ja fix. Danke!
Heute nun also war es soweit: Das erwartbare Gespräch mit dem Postpräfekten über meine erzielten Ergebnisse stand an und ich musste zugeben, dass ich schon ein bisschen nervös war. Denn natürlich war ich zwar vom Erfolg meiner Taten überzeugt und fand auch den etwas schön gerechneten Abschlussbericht mehr als gerechtfertigt. Aber trotzdem war ich jetzt nicht mehr das unbeschriebene Pergament, das mit ihrem Finger ganz unbeschwert auf manches Problem zeigen konnte, ohne sich dabei selbst angesprochen fühlen zu müssen. Ich arbeitete nun eben doch nicht mehr erst seit gestern hier, sondern schon ein Weilchen länger.
Dennoch nahm ich mich auf dem Weg zum Präfekten und gerade beim Anblick von dessen Vorzimmerschreiber zusammen. Ich war schließlich Sergia Fausta, Enkelin eines Ritters, Nichte eines großen Feldherrn und Senators und.... ja, naja, meinen Onkel Decimus Varus von den Annaeern hatte der neue Kaiser ja als ägyptischen Präfekten entlassen - hoffentlich nur, um ihn schon bald als Praefectus Praetorio einzusetzen. Denn wie sollte ich sonst groß von ihm profitieren, wenn er kein Amt ausfüllte? Was war schon ein Ritter ohne Amt?Aber Schluss damit! Hier ging es heute nicht um meinen annaeischen Onkel oder meine helvetischen Cousins, von denen ich auch schon lang nichts mehr gehört hatte, sondern um mich. Und ehrlich gesagt, war mir das sowieso viel lieber. So schritt ich äußerlich ganz selbstbewusst und nur innerlich etwas flatterich auf den Vorzimmerschreiber zu. "Der Postpräfekt will mich sehen.... und sprechen." Ich grinste etwas schief. Das war nicht die Ankündigung gewesen, die ich eigentlich bringen wollte. Fausta, reiß dich zusammen! "Ich habe einen Termin.", fügte ich leicht säuerlich hinzu, bevor ich breit lächelte. Das war doch schon viel besser.
Wenig später vor dem Chef des Cursus Publicus von Italia angelangt lächelte ich noch immer - etwas weniger breit, dafür jedoch einen Ticken freundlicher. "Sei gegrüßt, mein Präfekt! Du hast mich gerufen und hier bin ich, Sergia Fausta Stationaria in der Mansio Roms.", grüßte und meldete ich. "Ich nehme an, dass es um meinen Ergebnisbericht geht?", fügte ich nach kurzer Pause noch hinzu. Denn genau das nahm ich bislang ja an, weil ich mir nicht vorstellen könnte, dass es um etwas Anderes gehen würde. Oder hatte ich mich mal daneben benommen oder irgendetwas verkehrt gemacht? - Ach, Quatsch! Nein, obwohl der Schreiber, der mir Bescheid gegeben hatte, nichts weiter dazu gesagt hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass es um den Ergebnisbericht ging. Nur eine klitzekleine Restunsicherheit wurde ich partout nicht los (vermutlich war die auch der Grund für diese fixe Frage). -
Sim-Off: Ich bin mal so frei dieses Ausruferthema einfach weiterzunutzen - auch wenn es nicht um irgendeinen Tod geht.
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Ein fülliger und stimmgewaltiger Praeco der Ewigen Stadt, der aufgrund dieser Eigenschaften weder so leicht zu übersehen, noch und erst recht nicht bei seinen Vorträgen zu überhören war, wenn man über das Forum Romanum schritt, hatte auf einem kleinen Holzpodest am Rande des Platzes Aufstellung genommen. Logischerweise hatte ich den Kerl entsprechend vorher bezahlt, denn was bekam man im Leben schon geschenkt? Aber man musste immer die Kosten-Nutzen-Rechnung sehen: Ich hatte dem Fettsack ein halbes Wochengehalt (also eine ganze Goldmünze!) gegeben, erreichte damit aber hier auf dem Forum Romanum unzählige wichtige und auch weniger wichtige Leute. Zweifellos nicht jeder würde darauf hören, was der dicke Klops mit seiner sonoren Stimme von sich gab. Aber es reichte ja schon, wenn einige seine Rede beachteten. Das Motto: Jede Stimme zählt!
Ich stand in sicherer Entfernung an einer Säule gelehnt, als das Fass sich erst räusperte und dann ziemlich eindrucksvoll zu sprechen begann. Die finale Wahlkampfwoche war fast zu Ende:"Liebe Leute, lasst euch sagen: / Es sind Wahl'n in diesen Tagen!
Und traditionsbewusst und jung, / wagt auch der Folgende den Sprung:
Iulius Dives ist sein Name, / zum Decemvir, spricht die Reklame!"Und diesmal sprach die Reklame sogar richtig! Ich grinste in mich hinein.
"Liebe Leut', lasst mich verkünden: / Mancher sagt, die Iulier stünden
treu zu dieser fetten Qualle, / den Palma machte richtig alle!
NEIN! Iulius Dives' guter Ton / ist Vinic. Hungi, sein Patron!"Mein prüfender Blick ging durch die Zuhörer. Einige trugen ein dickes Fragezeichen auf der Stirn, während andere die Abkürzung für Vinicius Hungaricus erkannten und hier und dort für Aufklärung sorgten. Tja, was sollte ich sagen? Es konnte eben nicht jeder einen so handlichen Namen haben, dass man ihn schnell mal eben in ein paar Verse packen konnte! Manche Namen hatten die Dichter (denn es war ja wohl klar, dass diese Lyrik nicht auf meinem Mist gewachsen war!) erstmal zurechtstutzen müssen....
(Und bevor jemand fragte: Natürlich war mein Name mindestens genauso gut lyrisch verwendbar, wie der meines Verlobten. Ich war schließlich Sergia Fausta!)"Liebe Leute, nicht vergessen: / Leben lässt sich nicht bemessen!
Irgendwann ist es vorbei, / dann geht's zum Decemvir, owei!
Beamtenträge Müdigkeit??? / Wählt Iulius Dives, seid gescheit!"Beim einen oder anderen war zu erkennen, dass er oder sie schon ein "Genau!" auf den Lippen trug. Ein junger, energiegeladener Mann, der nicht auf der Seite des Thronräubers stand, sondern mit dem Vinicier einen Consular zum Patron hatte, der sogar verbannt worden war. Das hörte sich doch nicht schlecht an!
"Liebe Leute dieser Stadt, / habt ihr manchmal die Jugend satt?
Eheloses Rumgehure, / lautes Trinken auf dem Flure?
Sittenstreng auch Iulius tobt, / stattdessen Dives ist verlobt!"Das nun war meine absolute Lieblingstrophe, die nicht umsonst in der Mitte des ganzen Werkes stand! Denn wenn man seine komische Neigung zu irgendwelchen Männern oder irgendeinem Mann oder so mal vernachlässigte, dann war mein Verlobter hier ja wirklich vorbildlich: Er schlief nicht mit irgendwelchen Frauen (ja, noch nicht einmal mit mir, seiner Verlobten!) und trank verdammt wenig Wein. Bei unserer Hochzeit würde ich dafür sorgen, dass sich erst letzteres änderte, bevor ich mir dann gute Chancen ausrechnete, dass ich dann auch den ersten Punkt erfolgreich würde abhaken können....
"Liebe Leute, altes Rom, / viel gesehen habt ihr schon:
tatenlose Platzwarmhalter, / kenntnisarme Erbverwalter!
Zwei-mal war Iulius Duumvir / Wählt Dives, ihn, zum Decemvir!"Eine dumme Kuh rempelte mich ungeschickt von hinten an, sodass ich der nächsten Strophe nicht ganz ungeteilt meine Aufmerksamkeit schenken konnte. Blödes Bauerntrampel und billiges Flittchen!
"Liebe Leute dieser Tage, / sagt, was ist euch größ're Plage?
Ein Mann, für den hier Werbung lacht, / der dafür ackert, schuftet, macht?
Oder doch ein Stillgewässer, / das euch ganz fremd ist, wär DAS besser??"Bei den Versen nun gab es andernorts einen Zwischenfall: "Dann lach doch mal!", rief eine dumme Göre kichernd zum Praeco. Zum Glück ließ der sich von solch unqualifizierten Kommentaren nicht aus der Bahn werfen.
"Liebes Volk, Nicht-Senatoren, / wie wählt ihr, trat mir an die Ohren,
so ohne Stimme im Senat? / Ich sag's euch; Stichwort: Patronat!
Wollt Iulius Dives ihr für Rom / als Decemvir? - Auf zum Patron!"Letztlich gab es Applaus, der Ausrufer verneigte sein Haupt ganz kurz (denn zu mehr war er augenscheinlich nicht in der Lage, wollte er nicht vom Podest kugeln), dann war die Vorstellung vorbei. In einer Stunde würde es in die zweite Runde gehen.... später in die dritte und vierte.... und irgendwann, wenn der Klops sein Soll erfüllt hätte, wären auch die Besucher des Forum Romanum diese immer gleichen Verse an diesen Wahltagen los.
Sim-Off: Noch immer stammen die 7x6 Verse nicht aus meiner Tastatur, sondern der meines sim-on-Verlobten.
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>>> Mein Verlobter kandidierte für das Vigintivirat, genauer gesagt für ein Amt in der größten Teilgruppe darin, den Decemvirn. (Das hatte schon ein Weilchen gedauert, bis ich da durchgestiegen war, dass er damit also irgendwie für beides an den Start ging. Naja.) Ich hatte keine Ahnung, ob und falls ja wie viele Leute er zu Zwecken der Wahlwerbung für seine Person engagiert hatte. Aber letztlich war es mir auch egal. Nie hatte ich mich in meinem gesamten Leben jemals auf einen Kerl verlassen - und tat ich es doch, dann war ich in aller Regel verlassen! So entschied ich mich ohne großes Hätte-Wenn-und-Würde dafür, die Sache gleich in die eigenen Hände zu nehmen und gegebenenfalls eben nur für zusätzliche Werbung für meinen Verlobten zu sorgen.
Es war noch genau ein Tag bis zur Wahl, da fanden sich des Nachts still und heimlich mit Pinsel und Farbe bewaffnet mehrere dunkle Gestalten unter anderem an einer Insula der Wassergasse in der Subura ein, um hier unbeobachtet den finalen siebten von insgesamt sieben Wahlkampfsprüchen groß und gut lesbar an die Mauern der Umgebung malen: [>>>]
Liebes Volk, Nicht-Senatoren,
wie wählt ihr, trat mir an die Ohren,
so ohne Stimme im Senat?
Ich sag's euch; Stichwort: Patronat!
Wollt Iulius Dives ihr für Rom
als Decemvir? - Auf zum Patron!empfohlen von den Handwerkern des Aventin:
Wir reißen ein, wir bauen auf!Sim-Off: Die sechs Verse sind aus der Wahlkampfzentrale meines Verlobten "gemopst".