Kaum merklich atmete Scato einmal tief ein und aus bevor er langsamen Schrittes die Bühne betrat und dabei erst dem Kaiser die Ehre erwies, bevor er sich an Macer wandte und diesen ebenfalls mit einem ehrwürdigen Nicken und einem Gruß würdigte.
Als er auf der Bühne stand, die Masse im Blick, wünschte er sich kurzzeitig das die Menschen nur für um seinetwillen hier stehen würden doch kurz darauf holte ihn sein Pflichtbewusstsein und er setzte an um einer ehrbaren Frau die Dankbarkeit und Würde zuteil werden zu lassen welche ihr zustand...
"Nur wenigen Frauen ist es bestimmt aufgrund ihrer herausragenden Leistungen in die Chroniken unseres Imperiums einzugehen. Die meisten Namen bleiben in Erinnerung als Ehegattinnen wie Terentia, oder ob ihrer Schönheit wie Helena von Troja, sie sind Schall und Rauch, Beiwerk und Mittel zum Zweck in Geschichten welche weitaus größer sind als die Frauen die in ihnen vorkommen."
Scato pausierte bewusst nach dieser kurzen Einleitung in das Szenario welches Tiberia Livia durchbrach und lächelte kurz bevor er fortfuhr…
"Tiberia Livia war Ehefrau, sie war die Gattin eines großen Mannes keine Frage und doch war sie viel mehr als das. Sie war eine Römerin, eine Römerin welche auch den größten Römern Respekt und Anerkennung abringen würde und deren Taten ich nur an der Oberfläche behandeln kann ohne den Rahmen einer solchen festlichen Rede zu überspannen.“ erlaubte sich der Flavier einen kleinen Scherz hinsichtlich ihrer Taten und der Relation in welcher das gemeine Volk stets abbaute sofern die Reden allzu ausführlich wurden…
“Aus Carthago Nova, einer eher provinziellen Stadt in Hispania, machte sich Tiberia Livia auf in die höchsten Kreise des Imperiums. Zunächst machte sie sich in ihrer Stadt verdient, als einfache Scriba und doch trat sie schon früh in der Curia Provincialis in Erscheinung wo sie ihren Weg mit anderen bekannten Gefährten wie dem großen Maximus Decimus Meridius beschritt, ein weiteres Zeichen dafür in welch illustrer Gesellschaft sie sich stets hervorzutun vermochte. Ihre Liebe zur Literatur und dem geschriebenen Wort war es wohl auch die sie schließlich in die Reihen der Acta Diurna führte, einem Herold und Informant des ganzen Volkes, welcher dem Volk den Blick über den eigenen Rand hinaus ermöglichte und das Imperium somit ein Stück näher zusammenbrachte.“ Scato pausierte kurz und schaute zum Boden bevor er seinen Blick wieder hob “Während ich diese Rede vorbereitete kam mir der Gedanke ob nicht diese Arbeit, die Neuigkeiten und Informationen aus allen Teilen des Reiches zusammenzutragen und sie jedem verfügbar zu machen, die größte Errungenschaft dieser bemerkenswerten Frau war. Doch, und es sollte niemanden überraschen, beließ sie es nicht dabei als Leiterin der Acta über die Politik zu berichten. Sie beließ es nicht dabei die großen Taten einiger Römer für Rom wiederzugeben, sondern sie wollte selbst, sie wollte selbst mit ihrem eigenen Verstand und ihrem Ehrgeiz, einer römischen Tugend wenn ich dies einschieben darf, ihren Teil zur Größe Roms leisten. Sie beschritt den Cursus Honorum, welcher zu ihrer Zeit noch von Frauen beschritten werden durfte und sie schaffte den Schritt aus Hispania nach Roma mit Bravour. Sie wurde Quaestor, dann wurde sie zum Aedil gewählt und schließlich diente sie dem Volk von Rom gar als Praetor. An diesem Punkt hatte sie schon mehr erreicht als viele in ihrem ganzen Leben. Doch ihr Wille, ihr Mut und ihr Tatendrang war ungebrochen. Zwischen ihren Amtszeiten machte sie sich um den Postdienst verdient und sorgte dafür, dass Briefe, Erlasse und Informationen mittels eines durch sie immer dichter gewordenen Netzes aus Poststationen schnell in die entferntesten Winkel unseres Reiches gelangten. Sie widmete ihr Dasein und ihr Schaffen dem Ziel Rom und seine Provinzen näher zusammenzubringen und dieses Ziel verfolgte sie mit eiserner Disziplin und Weitsicht. Eine Senatorin welche sich auch in den Reihen der heutigen Senatoren nicht verstecken müsste angesichts ihrer Leistungen und ihrem menschlichen auftreten."
Der Flavier trat einen Schritt zur Seite und betrachtete die noch verdeckte Büste
"Wir erheben heute eine große Römerin zur Seite eines vergöttlichten Kaisers. Ihr Leben soll uns alle daran erinnern zu welchen Taten ein jeder im Stande ist wenn er nur den Ehrgeiz und ein größeres Ziel, Rom, mit sich trägt. Senatorin Tiberia Livia war eine liebende Ehefrau und Mutter, eine großartige Senatorin, ein großartiger Menschen. Mit dem Volk im Herzen, dem Feuer in den Augen und von unbändigen Tatendrang getrieben verkörperte sie das was unser Imperium einst groß werden ließ. Ich verneige mich mit allergrößtem Respekt vor ihrem Werk, ihr Name soll nie vergessen werden."
Mit einer galanten Bewegung enthüllte Scato die Büste und blieb noch einen andächtigen Moment stehen bevor auch er zur Seite trat um seinem Verwandten Gracchus Minor den Rednerplatz freizumachen.