Beiträge von Caius Flavius Scato

    Die Sklavin tat gut daran Scato schnellstmöglich aus den Augen zu treten schließlich hatte sie ihm direkt nachdem sie Reue zeigte direkt wieder zu viel gesprochen als der Flavier es erwartet hatte.
    Auf dem Weg zum Balneum hatte sich sein Zorn bereits etwas gelegt doch trotzdem war er nicht sonderlich erfreut über die Worte seines lebendigen Möbelstückes.
    Als er das Balneum betrat und das Bad sah, würdigte er das nett angerichtete Ambiente keines Wortes. Stumm entledigte er sich seiner Kleider und ließ sich ins Becken mit Meerblick gleiten bevor er sich ein paar Trauben griff und schweigend in die Ferne blickte. Das Bad roch angenehm und dennoch wägte Scato innerlich pflichtbewusst ab ob Iduna nicht doch eine Strafe oder ein wenig Disziplin eingeprügelt bekommen müsste. Auf der anderen Seite war sie eben auch wegen ihres Aussehens in seinen Diensten und Peitschenhiebe würden nur hässliche Spuren hinterlassen. Es war ein Jammer, dass Scato seine Zeit mit derartigen Gedanken verschwenden musste. Iduna selbst ahnte sicherlich wenig von seinen Überlegungen, schließlich schaute er sie nicht einmal an.

    In dem Moment als Iduna zu Boden ging blickte Scato etwas peinlich berührt aufs Meer hinaus. Wenn er etwas noch mehr hasste als widerspenstige Sklaven dann war es übertriebene Unterwürfigkeit. Seine Sklaven sollten dezent sein, wissen wann sie was sagen sollten und wann nicht. Darüber hinaus sollten sie wie gute Möbelstücke agieren, unauffällig und kaum bemerkbar.
    "Steh auf. Dieses Betteln ist einer flavischen Sklavin nicht würdig." sagte Scato kühl und etwas pikiert während er noch immer auf das Meer hinausblickte.
    "Ich vergesse deine Worte nicht. Ich weiß, dass du und die anderen Sklaven meine Taten und Worte nicht versteht und nicht gutheißt. Doch Rom verlangt Opfer und Rom verlangt Spiele mit Siegern und Verlierern, egal in welchem Bereich des Lebens. Ich bin ein Gewinner, ich werde ein Held der meinen sein, und darüber werden sie über all das Blut und die Leichen über die ich gehen musste hinwegsehen." Scato malte diese blutige Metapher für seine politischen Dünkel fast schon erschreckend ruhig obwohl es sich so gar nicht in die mediterrane Idylle Pyrgis einfügen wollte.
    "Und jetzt wisch dir die Tränen aus dem Gesicht und bereite mir ein Bad vor. Diese ganze Fahrt hierher hat mich etwas ausgelaugt und ich fühle mich etwas schwitzig."

    Aufgrund seines nicht ganz von der Hand zuweisendes Interesses an der Claudia und auch, weil Scato nicht ganz mit seinem jüngeren Verwandten einig war, immerhin hatte er selbst weder ein gesteigertes Interesse noch große Lust am Militärdienst, fühlte sich Scato genötigt der Claudia sprachlich zur Hilfe zu eilen. Darüber hinaus vertrat sie ja auch noch einen ähnlichen Standpunkt wie er selbst es tat, sodass er auch dort schon einmal eine gemeinsame Basis entdecken und ausbauen konnte.
    "Obgleich deine Metaphern und Vergleiche so passend wie einleuchtend sind Manius muss ich dir in Teilen widersprechen." entgegnete Scato dem Burschen und holte dann seinerseits aus, nicht ganz so weit aber dem Zweck gebührend Rechnung tragend...
    "Die römische Politik verstand sich schon immer als Zusammenspiel von Feder und Schwert. Der eine Mann versteht es die Feder geschickt zu führen. Rom wurde groß durch Bündnisse und erst diese Bündnisse ermöglichten es dem Schwert mit voller Kraft zuzuschlagen. Ein Krieger vermag die Feder ebenso wenig zu schwingen wie ein Diplomat das Schwert. Roms Armeen verstehen ihr Handwerk, und Roms Senatoren sollten das Handwerk der Diplomatie verstehen." verdeutlichte Scato seinen Standpunkt und fügte an "Ich sage nicht, dass es schadet im Militär gedient zu haben, doch halte ich die Idee eines verpflichtenden Dienstes ganz gleich ob moralisch verpflichtend und gesetzlich verpflichtend in Zeiten der Berufsoffiziere und Soldaten für überholt und nicht effektiv. Die Ehre die es in den Legionen zu erringen gibt steht natürlich dennoch außer Frage."


    Ein kurzer Blick zu Sassia und ein Schluck Wein hinterher, wohlwissend, dass seine Antwort in der Runde der eher konservativen Patrizier nicht unbedingt auf Gegenliebe stoßen würde. Aber Scato legte seine Argumente eben (prä-machiavellistisch) so wie sie ihm gelegen kamen.

    "Bitte, belehre mich was die normalen Bürger von der Macht und der Herrschaft verstehen. Belehre mich aus deinem reichhaltigen Fundus des Wissens. Ich habe ganz vergessen, dass römische Staatenlehre in den Wäldern Germaniens ein Pflichtstudium darstellt." spottete der immer noch angefressene Scato über seine germanische Sklavin welche ihm wohl einen Esel für ein Pferd verkaufen wollte und ihre rebellische Phase ausgerechnet in seiner Gegenwart ausleben musste.
    "Ich denke diese Lektion hast du gelernt. Du weißt jetzt welches Erbe ich auf meinen Schultern trage und welche Ambitionen ich hege. Du kannst dich glücklich schätzen in dieser Familie gelandet zu sein und nicht beim Plebs, wo du nur ein lästiges Maul wärest dessen Bauch es zu stopfen gilt bis du in die Steinbrüche geschickt wirst. Erinnere dich daran wenn du das nächste Mal an meinen Worten und Taten zweifelst." zischte er sie erneut an, während er subtil aber bewusst eine Drohkulisse aufbaute welche ihr die Konsequenzen von Ungehorsam aufzeigte.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    Manius Minor hatte den Beschluss gefasst, zukünftig die Götter intensiver zu ehren, weshalb er bereits den nächsten sich bietenden Feiertag nutzte, um seine neue Pietas den Unsterblichen zu präsentieren. An der Seite seines Vetters Scato hatte er sich zum Tempel der Iuno Februata aufgemacht, was ihm insonderheit adäquat erschien als Neubeginn seines Cultus Publicus, nachdem er privatim bereits den Manes Flavii hatte geopfert, da sie ihr eine reinigende Funktion wurde zugeschrieben. Und so erhoffte er in der Tat, nun gänzlich gereinigt zu werden von der Droge des Opium wie auch sämtlichem Gift des Epikureismus, welches sein ewigliches Schicksal so schändlich hatte gefährdet.


    So verfolgte er durchaus ein Anliegen, als er in der (für flavische Umstände) schlichten Kleidung eines Mitgliedes des Ordo Senatorius vor dem Heiligtum sich in der Menge platzierte.
    "Scato, ist dir bekannt, wer heutig das Opfer wird vollziehen?"
    , fragte er unbefangen seinen Vetter, da der Herold noch nicht zu schweigen hatte geboten.


    Natürlich hatte Scato auch den Dienst an den Göttern im Sinn, doch auch bei derartigen Veranstaltungen stand das sehen und gesehen werden nicht unweit hinten an, ging es doch auch darum potenzielle Wähler und Kontakte zu knüpfen. Scato war mit seinem Verwandten zu Gast beim Opfer, hatte aber wenig bis gar keine Idee von den personellen Details dieser Veranstaltung, sodass er die Frage seines Begleiters verneinen musste.
    "Ich befürchte, dass ich dir hierzu nichts sagen kann. Eine Priesterin die dieser Göttin dient ist mir nicht bekannt." entgegnete der Flavier recht trocken, denn sie würden es ja bald erfahren.
    Derweil entdeckte er Claudia Sassia in der Menge und schaute sie etwas länger an als geplant bevor er seinen Blick wieder abwandte und sich erneut seinem Verwandten widmete, "Wo hast du eigentlich deinen Vater gelassen?" fragte Scato ihn, schließlich war Gracchus eigentlich stets nicht weit wenn sein Sohn sich auf derartigen Zusammenkünften blicken ließ.

    "Mir gefällt es wenn ich meinen Willen bekomme ohne große Anstrengungen unternehmen zu müssen. Das gilt für die Politik genauso wie bei meinen Sklaven." entgegnete Scato trocken, schließlich musste man Iduna hin und wieder daran erinnern welchen Platz sie in der Gesellschaft einnahm und welchen Platz er einnahm. Es lagen praktisch Welten dazwischen.
    "Chaos verursacht alles. Chaos verursacht Veränderung, Dynamik. Freude, Leid, Glück und Pech. Ohne das Chaos gäbe es nur Stillstand und Stillstand ist die Krankheit die jedes große Schaffen von innen zerfrisst. Die Patrizier sind nicht die Schicht die alleine herrscht, doch sie sind die Schicht die das Herrschen versteht und es nicht durch duselige Ideale verklären will." erklärte Scato mit einem fast schon glühenden Blick während sich vor dem inneren Auge seine Visionen von Macht und Größe ausspielten, Iduna verstand ihn nicht und er sie nicht, doch letztlich konnte ihm ihre Meinung ja auch egal sein...
    "Meine Familie brachte Konsuln, Legaten und Imperatoren hervor. Mein Großvater allein war ein größerer Mann als die meisten Römer, derartige Menschen kennt man sonst nur aus Geschichten. Wage es nicht die Herkunft und die Zukunft meiner Familie zu hinterfragen Sklavin." fauchte Scato bedrohlich als Iduna den Bogen für ihre Position überspannte. Noch ein paar Sätze in diese Richtung und sie müsste doch einmal Bekanntschaft mit den flavischen Erziehungsmethoden machen..

    "Nun, manchmal ist es gar nicht so schlecht wenn man gefürchtet wird. Oder als Feind wahrgenommen wird. Veränderung entstand schon immer aus Konflikten, aus Chaos. Durch Wohlgefallen und Bequemlichkeit wurden noch keine Imperium erschaffen nicht wahr?" konterte Scato den Einwand seiner überraschend besorgten Sklavin mit einer Gegenfrage und reflektierte damit auch die Geschichte Roms selbst. Rom wurde durch den Konflikt groß, wenn es nicht so gewesen wäre, wäre Rom nur eine Stadt von vielen in Italia.
    Ihren besorgten Kommentar ließ Scato im Raum stehen. Er glaubte nicht daran das seine Sklaven wirklich um ihn besorgt waren. Die einzige Sorge die sie wohl hatten, war die Aussicht auf einen noch schlimmeren Besitzer sollte er mal nicht mehr sein.
    "Ein Spielmacher würde ich nicht sagen. Eher ein Spieler der sein Spiel gut beherrscht. Ein Gewinner." gab sich Scato narzisstisch kühn und erstickte dann sämtliche revolutionären Gedanken seiner Sklavin im Keim "Der Plebs mag in der Überzahl sein doch die Patrizier haben immer schon mehr Einfluss besessen. Die Gesellschaft basiert auf dieser Hierarchie und es ist die Aufgabe eines jeden aufrechten Römers diese Ordnung zu bewahren." erklärte Scato prompt und ließ natürlich offen, dass auch die Sklaven in der Überzahl sind, ihre Aufstände jedoch allesamt gescheitert waren.

    Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    "Was haltet ihr jungen Männer denn von der Ableistung eines Tribunats im Rahmen eurer politischen Karriere?“
    Er blickte zu Sassia und lächelte. "Oder was meinst Du? Hat ein Mann in Uniform nicht auch bei Frauen Vorteile?


    Es war fast schon ein dankbarer Akt des älteren Claudiers das Eis zu brechen, welches immer zu entstehen drohte sobald die förmlichen Begrüßungsrituale abgearbeitet worden waren. Der Flavier neigte seinen Kopf ein wenig abwägend zur Seite. Einerseits war ein Tribunat natürlich stets mit Ehre und einer gewissen Stärke behaftet, andererseits erkannte Scato den Sinn eines kurzen Ausfluges in die Legionen nicht, war ein Tribunat als Laticlavius doch letztlich auch nur ein Verwaltungsposten in einem etwas unzivilisierterem Umfeld...
    "Nun, ich schätze natürlich die Leistungen und den Dienst den die Legionäre Roms für Volk und Imperator an den Grenzen leisten. Jedoch denke ich, dass jeder politische Aspirant seine Stärken dort nutzen sollte wo sie dem Imperium am dienlichsten sind. Ein mit den Göttern verbundener Mann sollte genauso wenig Truppen befehlen wie ein geborener Soldat den Frieden mit den Erntegöttern wahren soll. Ich für meinen Teil sah mich immer in Rom, doch wer weiß schon welche Pflichten mir noch zu Teil werden. Ein Mann mit deiner vielseitigen Vita vermag jedoch einen objektiveren Blick auf die Dinge zu haben Claudius, glaubst du, dass die jüngeren Politiker ihren Vorgängern nicht gerecht werden?"

    "Ich bin die Gefahr." entgegnete Scato mit seinem typischen, eiskalten Blick während er zu verarbeiten versuchte, dass sich seine germanische Sklavin tatsächlich Sorgen um ihn zu machen schien. Wie konnte das nur sein? Um fair zu bleiben, im Gegensatz zu den anderen Sklaven hatte Iduna noch nie Bekanntschaft mit den flavischen Peitschen machen müssen da sie sich einerseits noch keiner derartigen Verfehlung schuldig gemacht hatte und andererseits mehr ein Zierstück denn ein Arbeitssklave war, welches der Flavier nicht durch hässliche Narben zu verunstalten gedachte.
    "Wer das Spiel in Rom nicht mitspielen kann mag in Gefahr sein doch ich beherrsche es besser als die meisten." gab er sich selbstsicher und blickte dann wieder aufs Meer "Die patrizischen Familien haben schon immer das Spiel bestimmt und dabei wird es bleiben." erklärte er kategorisch und schnaubte innerlich wenn er an die ganzen plebejischen Emporkömmlinge dachte welche sich mittlerweile in mächtigen Positionen tummelten.
    Als Iduna auf die kleinen Figuren seiner Ahnen zu sprechen kam zog Scato kurz die Augenbrauen hoch, er war Magister eines Cultus, also warum nicht eine kleine Lehrstunde in römischen Riten geben?
    "Nur von meinen nahen Verwandten. Und den Laren sowie dem Genius." erklärte Scato beiläufig die Figuren welche auch die Hausgeister beinhalteten.
    "In der Regel gedenken wir der Ahnen über die Totenmasken welche du sicher schon in der Villa gesehen hast. Die Figuren sind etwas persönlicher. Ich kann sie mitnehmen."

    Die Gäste betraten den Raum und wie nicht gänzlich überraschend ergriff der altgediente Senator Claudius auch umgehend das Wort, was Scato weder als unhöflich noch als Beleidigung ansah und deshalb aufrichtig erwiderte...
    Senator Claudius, welch Freude dich in der Villa Flavia zu wissen. Keine Sorge, der Anlass ist ein gänzlich unspektakulärer, eine Cena unter gleichen, etwas Gesellschaft beim abendlichen Mahl hat noch nie geschadet nicht wahr?" fragte er höflich und in der Tat hatte er natürlich Interesse an der jungen Claudia, doch würde er hier und heute keine Vereinbarungen dahingehend suchen. Sollte sich trotzdem etwas ergeben so würde er es letztlich doch erwägen.
    Nachdem er den ältesten im Bunde begrüßt hatte, wandte er sich Sabinus zu.
    Claudius Sabinus, willkommen! Ich kann es kaum erwarten von deinen Ambitionen zu hören. Gracchus Minor hier wandelt auf einem ähnlichen Pfad ihr werdet euch also noch häufiger sehen. stellte er den jungen Flavier vor und sorgte somit für erste Gesprächsthemen bevor er sich an Sassia wandte...
    "Claudia Sassia, bist du auf dem Markt fündig geworden? Es freut mich außerordentlich, dass du unser Haus mit deinem Charme aufwertest. versuchte er sich in Avancen und löste die Begrüßungsrunde anschließend auf..
    Bitte setzt euch. Iduna, der Wein! wies er die von ihm unbemerkt träumende Sklavin an, bevor er wartete um als letzter Platz zu nehmen.

    Das Ganze entglitt dem Flavier mehr und mehr zu einer Lehrstunde in allgemeiner Lebensweise und weniger zu einer Lektion in flavischer Familiengeschichte wie er es eigentlich geplant hatte. Aber sei es drum, sowohl im häuslichen wie auch im politischen Leben Roms galten die gleichen Regeln, ein kurzes Tutorium in Politik wäre auch ein Tutorium für ihr Verhalten innerhalb der flavischen Mauern.
    "Du bist eine Sklavin und hast keine Macht. Was würde wohl passieren wenn du nun auf den Markt gehen würdest um auf der Rostra für Steuersenkungen zu argumentieren? Würde man dich, wissend um deinen nichtexistenten Einfluss verspotten oder würden die Männer mit zahlreichen Klienten und Ländereien den Worten einer Serva einen Wert beimessen?" fragte Scato bewusst rhetorisch, schließlich lautete die Antwort eindeutig nein.
    "Wenn jedoch ein Senator, möglicherweise sogar ein Konsul oder Legat mit Erfahrungen, Namen und Stärke hinter sich selbiges täte so würde dieses Thema diskutiert werden. Macht ist Macht. Die Macht Dinge zu ändern und zu kontrollieren." So simpel war das. Und genauso simpel war es auch im privaten Bereich. In der Villa Flavia waren es eben die Flavier welche die Senatoren ersetzten. Die Sklaven blieben die Sklaven.
    Scato war sich sicher, dass es nun geklickt haben müsste, denn er hatte das Prinzip der Macht ja nun eingehend erläutert und Iduna müsste nun auch wissen warum er versessen darauf war seine Macht zu erweitern und zu festigen.
    Die Fragen seiner Eltern versuchte der Flavier jedoch weitestgehend beiseite zu schieben, schließlich war das Verhältnis zu ihnen nicht schlimm aber auch nie wirklich einfach gewesen.
    "Mein Vater starb auf Sicilia. Es wäre zu weit gewesen um seinen Leichnam ins flavische Familiengrab zu überführen. Es liegt deshalb in der Natur der Sache, dass ich sein Grab nicht allzu oft besuchen kann. Für die Pflege ist jedoch gesorgt und ich habe eine Figur von ihm wie von meinen anderen Ahnen welche ich in meine religiösen Riten einbeziehe."

    Die Naivität die Iduna teilweise an den Tag legte erstaunte den Mann aus patrizischem Hause schon häufig denn er vergaß zu oft, dass sie in den germanischen Wäldern bei den Barbaren aufwuchs und eben nicht in der zivilisierten römischen Welt. Umso mehr verwunderte ihn der Einwurf einer Sklavin hinsichtlich seiner Ambitionen die sie scheinbar nicht verstand und sogar eher negativ sah, ein Umstand der in Scatos Augen keinem wahren Römer geschehen könnte. Er blickte Iduna mit erhobenen Augenbrauen an, er verstand sie wohl genauso wenig wie sie ihn verstand. Sein Vorteil war jedoch, dass er sie überhaupt nicht verstehen musste was umgekehrt schon eher der Fall war...
    "Nur um Macht u.." Scato konnte beinahe nicht greifen was er da zu hören bekam. Wusste sie denn nicht, dass er Senator war? Hatte er ihr nicht gerade erzählt welch Bürde und Erbe er mit sich herumtrug?
    "Man braucht Macht um großes zu leisten. Großes zu leisten bringt Ansehen. Und der Zweck heiligt die Mittel." erklärte Scato erneut kleinschrittig seine Auffassung der römischen Lebensweise und seiner Pflicht unter zur Hilfenahme seiner Hände und hoffte, dass Iduna sich an diesen Gedanken gewöhnte.
    Die Frage nach seinen Eltern ließ erneut ein wenig Anspannung im Gesicht des Flaviers aufkommen und er blickte aufs Meer hinaus. Das Meer änderte sich nicht, es sah noch immer so aus wie damals als er ein Junge war und zwischen den Felsen spielte. Sein Vater war ein guter Vater gewesen doch darüber hinaus hatte er wenig vorzuzeigen, sodass sich Scato seinen zu überwindenden Schatten bei seinem Großvater hatte suchen müssen..
    "Nun, meine Mutter lebt in einer Situation die sie zufrieden stellt. Sicher, ich sollte sie häufiger besuchen doch unsere Beziehung ist zufriedenstellend. Mein Vater lebt schon lange nicht mehr. Vermissen trifft es nicht so ganz. Es wäre mir lieber wenn er noch leben würde doch ich blicke nicht allzu häufig zurück."
    Natürlich wusste er, dass Iduna ihre Eltern schmerzlich vermisste. Doch sie war eine Sklavin und Scato hatte gelernt, dass es der Beziehung zu Sklaven nicht allzu zuträglich war wenn man allzu tief in ihre Gefühlswelt eindrang. Sie sollten hauptsächlich funktionieren und Scato hatte sowieso keine Lust auf Gefühlsduselei.

    Nachdem die Gäste aus dem Hause Claudia die Villa erreicht hatten, wurden sie von einem Sklaven ins große Triclinum der Villa geführt, wo Scato sie bereits erwartete. Natürlich hatte er auch die anderen Bewohner der Villa Flavia zur Cena geladen, es sollte schließlich ein kleines Festmahl unter Patriziern werden, jedoch waren die Herrschaften (und Damen) ebenfalls noch nicht erschienen.
    Hinsichtlich der Versorgung der Gäste hatte sich Scato freilich nicht lumpen lassen. Neben zahlreichen Fleischsorten, vorwiegend Schwein und Gans, gab es noch allerlei Gemüse und Obst, teilweise auch von der exotischeren Sorte, welches der Flavier auf den zahlreichen Märkten der Stadt hatte beschaffen lassen. Darüber hinaus gab es noch eine reichhaltige Auswahl an Weinen, sodass niemand auf seinen Lieblingstropfen würde verzichten müssen.
    Scato selbst hatte seine feinste Tunika herauslegen lassen und stand nun, verziert mit seinen senatorischen Standeszeichen, im Triclinum um die Gäste aufrichtig und würdig zu begrüßen.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Acanthus war natürlich informiert was natürlich nicht hieß, dass seine Laune irgendeine bemerkenswerte Veränderung nach oben erahnen ließ. Er öffnete die Porta und musterte die Claudier kurz bevor er zur Seite trat.
    "Seid gegrüßt. Der Dominus erwartet euch bereits." Erklärte der den Gästen und ließ sie durch die große Porta auf das Gelände der Villa.

    Die Worte seiner Sklavin ließen Scato aufhorchen und beinahe umgehend formten sich seine Kiefermuskeln durch die innere Anspannung zu einer markanten Prägung. Der Flavier hatte nicht vor über seine kleine Liebschaft mit Prisca zu sprechen, vor allem nicht da Iduna ihr in Rom beinahe jeden Tag über den Weg lief und das Risiko eines kleinen Eklats zu groß wäre als das er die Verantwortung einer jungen Sklavin übertragen würde einfach nichts zu sagen.
    "Das habe ich nicht gesagt." kommentierte Scato den Glückstreffer seiner Sklavin knapp und ließ dabei offen ob sie recht hatte oder nicht während er den Blick von ihr abwandte.
    Ihre Kommentare hinsichtlich ihrer Heimat ließ Scato einmal so stehen, schließlich war er selbst nie in Germanien gewesen und kannte nur die Erzählungen von Soldaten und Senatoren welche Germanien stets als raues Pflaster und äußersten Außenposten der römischen Zivilisation beschrieben hatten. Der Flavier selbst hatte keinerlei Intentionen nach Germanien zu reisen was für Iduna natürlich indirekt bedeutete, dass sie ihre Heimat auf absehbare Zeit wohl auch eher nicht wiedersehen würde. Aber der Flavier wusste wie nah sie am Wasser gebaut war und wollte ihr deshalb auch ihre Illusion nicht nehmen, hauptsächlich weil er keine Lust auf Tränen hatte.
    "Nun. Wie dem auch sei. Olivenhaine und diese Küsten wird man dort wohl dennoch vergeblich suchen." drückte sich Scato diplomatisch aus und kam dann zurück zu den Themen die ihn eigentlich interessierten..
    "Nur Rom? Nur Herrschaft?" fragte Scato ruhig aber ein wenig spöttisch, "Rom ist die Zivilisation. Macht ist Rom. Macht ist Zivilisation." baute Scato seine logisch schlüssige Argumentation auf und fuhr fort "Seit den jüngsten Tagen des Imperiums ist es Familien wie meiner bestimmt dieses Imperium zu führen. Die patrizischen Familien haben die Aufgabe Rom gemeinsam mit dem Imperator zu Wohlstand und Größe zu führen und ich habe nicht vor mich vor meiner Pflicht und meiner Bestimmung zu drücken." nüchtern legte er seine Argumente da, er war eben kein Mann von großen Emotionen wenn sie nicht zwingend nötig waren.
    Nachdem sich Iduna hingesetzt hatte und er einen Schluck Wein getrunken hatte, begann er dann letztlich damit Iduna in Sachen Familiengeschichte zu unterrichten.
    "Ich habe zwei Brüder, Dexter und Fusus. Sie beide weilen jedoch nicht in Rom sondern in Ägypten und Achaia." erklärte Scato die wenigen Informationen die zu seinen Brüdern relevant wären, schließlich hatten beide nicht allzu viel erreicht, ähnlich wie sein Vater, welcher in Scatos Augen den Taten seines Großvaters nicht gerecht wurde.
    "Mein Vater war Titus Flavius Milo, ein Patrizier der sich dem Cultus verschrieb und ein Leben im Dienste der Götter führte, welches ihn allerdings nicht in allzu hohe Posten brachte. Meine Mutter heißt Aemilia Lepida und sie lebt etwas südlich von Mantua. Sie und die Flavier verstehen sich nicht unbedingt gut weshalb wir es für das beste hielten sie nicht nach Rom zu holen. Darüber hinaus schätzt sie das Anwesen ihrer Familie auch zu sehr." erläuterte Scato seine elterlichen Hintergründe und kam dann zum interessanten Teil..
    "Mein Großvater ist einer der größten Römer die das Reich je erlebt hatte. Secundus Flavius Felix, er lebt weitab von Rom und ich habe länger nichts von ihm gehört, doch seine Sklaven würden es uns schon mitteilen wenn irgendwas passiert sein sollte. Er ist Senator, war sogar Princeps Senatus und lange Zeit der Legat Italias. Er ist es dem nicht nachzueifern gedenke, dem es sich nachzueifern lohnt und der für mich die Größe und die Pflichten eines Flaviers verkörpert."

    "Wie vieles im Leben ist auch das eine Sache der Anschauung." kommtierte Scato die Gegenfrage seiner Sklavin, schließlich verband er in jüngerer Zeit vor allem die Erinnerungen an Prisca mit diesem Anwesen und diese war mittlerweile seine Tante, was absolut grotesk war hinsichtlich der Erinnerungen welche sie hier teilten.
    "In jüngeren Jahren hat mir dieses Anwesen viel Freude bereitet. Mit dem Alter kommt die Verantwortung und die Komplexität." fügte Scato noch hinzu ohne sein damaliges Liebesdilemma welches für ihn ebenso absurd wie überraschend war näher zu ergründen.
    "Ich hörte bereits von vielen Männern, dass Germanien durchaus eine ansehnliche Seite hat. Ich kann mir jedoch einen vergleichbaren Ort beim germanischen Klima beim besten Willen nicht vorstellen. Deine Erinnerungen seien jedoch deine Erinnerungen, solange du das hier und jetzt nicht vergisst."
    Zuckerbrot und Peitsche waren schon immer bewährte Mittel zur probaten Erziehung der Dienerschaft und wenn Scato zumindest einen Hauch Interesse zeigte würde die Loyalität seiner Sklavin sicherlich steigen "Und während ich das Leben hier sicherlich einmal im Alter in Betracht ziehen werde, fühle ich mich zu größerem bestimmt als der Verwaltung eines Landgutes. Es gibt ein Imperium zu verwalten und mein Name soll einst eine zentrale Rolle dabei spielen. Rom ist der einzige Ort an dem ich sein kann und sein muss." gab Scato bestimmt zu bedenken schließlich war er nun einmal Senator und nach oben war noch viel Luft. Der Himmel war das Limit würde man tausende Jahre später sagen.
    Nach seiner kleinen Ansprache betrachtete Scato nun sein Mittagessen. Obst, Brot, Wein... Das Leben auf dem Land hatte eine urige Leichtigkeit.
    "Gut. Schenke mir ein und dann nimm Platz. Es ist wichtig, dass eine Sklavin des Flavius Scato auch etwas über die Geschichte seiner Ahnen kennt. Es wäre unangenehm wenn dein Wissen nach meinem Namen enden würde."

    Scato genoss die Ruhe und den Ausblick auf das Meer, welches sich unterhalb des auf den schroffen Klippen gelegenen Gartens befand und heute ungewöhnlich ruhig war. Nur ein paar kleine Segler, vermutlich von den lokalen Fischern, wühlten die See auf und in ihrer Gischt funkelten die reflektierten Sonnenstrahlen und tauchten das Meer somit in einen dezenten Glanz.
    Die Ruhe wurde nach einer ganzen Weile von Iduna durchbrochen was den Flavier jedoch nicht störte, da dieser sowieso etwas Hunger hatte und das leichte Mahl daher recht gelegen kam.
    "Wie ich sehe findest du dich zurecht." befand der Flavier knapp noch bevor er seinen Blick vom Wasser nahm und die Sklavin mit seinen Augen fixierte "Mein Vater ließ dieses Anwesen errichten. Ich verbinde viele Erinnerungen mit diesem Gut. Sowohl positive als auch negative. Doch es sind beide Seiten der Erfahrung welche einen großen Mann prägen nicht wahr?" fragte der Senator etwas rhetorisch, schließlich erwartete er nicht das Iduna irgendetwas philosophisches Beisteuern konnte, auch wenn sie eine Ausbildung in der Kunst der Rhetorik erhalten hatte.
    "Es ist ein Kontrast zu Rom. Man spürt die Einfachheit und die Abwesenheit der Machtdünkel. Ab und an genieße ich es durchaus das Leben eines einfachen Bürgers zu führen." hauptsächlich hörte Scato sich natürlich selbst gern reden. Darüber hinaus war das ausgedehnte Anwesen mit den zahlreichen Sklaven und eigenen Wirtschafts- sowie Ziergärten wohl kaum mit dem einfachen Leben der hiesigen Fischer und Bauern zu vergleichen aber der Flavier kannte es ja auch nicht wirklich anders..
    "Nun Iduna, was bringst du mir?" fragte er nun da sein Magen deutliche Signale sandte.