Beiträge von Angus

    | Phoebus


    Nachdem Mica sich von seinem Esel getrennt hatte und sie sich nun auf den Weg ins Innere der Villa machten, wandte sich der Junge, der nicht zum gesprächigsten seine Art gehörte, zu dem Sklaven noch einmal um. Ein wenig Bewunderung ob seines Tatendrangs schwang in seinem Blick mit. Der lange Weg von Baiae auf dem Rücken des Esels musste doch sehr beschwerlich und ermüdend gewesen sein und trotzdem war Micas erster Gedanke seine Pflicht! Dennoch oblag es dem jungen Phoebus, den Neuankömmling erst einmal zu bremsen. „Gewiss wird er das. Doch es wäre sicher von Vorteil wenn du dich zunächst etwas frisch machst. Der Herr mag es nicht, wenn sein Gegenüber nach Tier riecht!“ Und das war eigentlich noch recht freundlich ausgedrückt, denn der Staub der Straße, der Schweiß und nicht zuletzt die Ausdünstungen des Tieres ergaben eine gefährliche Mischung, gegen die jede patrizische Nase (und erst recht jene flavische) sehr empfindlich reagierte.
    „Ein paar frische Kleider wären auch angebracht!“ Denn sein jetziges Erscheinungsbild war nicht nur eine Beleidigung für die Nase, nein auch für die Augen!
    So führte Phoebus den baiaeischen Sklaven direkt zum Balneum servorum und ließ ihn dort vorerst alleine zurück.

    Wie sich herausstellte, stellte die Tür und ihren Bewacher dahinter zu überwinden kein ernsthaftes Problem für mich dar. Man ließ mich ohne großes Tamtam eintreten, nicht wie beim letzten Mal, wo es mich einiges an Überredungskunst gekostet hatte.
    Diesmal führte man mich anstandslos zu Morrigans Zimmer und ließ mich eintreten. Eigentlich hätte ich da schon misstrauisch werden müssen, dass irgendetwas im Argen lag.


    Strahlend trat ich näher. Mein ganzes Wesen schien sich über Nacht schlagartig verändert zu haben. Vor ein paar Tagen noch war ich zu Tode betrübt gewesen und nun grinste ich über beide Ohren. „Morrigan!“ rief ich und in meiner Stimme schwang so viel gute Laune mit, die ich für uns beide mitgebracht hatte. Was ich jedoch sah, ließ alle Fröhlichkeit von mir abfallen. Zwar lächelte sie mir zu, doch sie sah einfach schrecklich aus! Ihre Augen waren gerötet, als ob sie unablässig geweint hatte und, was für mich noch schockierender war, sie hielt sich auf Abstand zu mir.
    Ich musste erst einmal schlucken, um die richtigen Worte zu finden. Das war gar nicht so leicht, obwohl es doch nur gute Nachrichten waren, die ich ihr heute mitteilen konnte.
    Schließlich überlegte ich nicht lange und eilte zu ihr, nahm sie in meine Arme, drückte sie zärtlich an mich und küsste ihr weiches schwarzes Haar, so wie es ihr zustand und sie es auch verdiente. „Nichts Schlimmes ist passiert, mein Herz! Nichts Schlimmes. Außer dass ich erkannt habe was für ein blöder Idiot ich doch gewesen bin, als ich das letzte Mal bei dir war. Und dafür musste mir erst ein Römer auf die Sprünge helfen.Es tut mir so leid, was ich zu dir gesagt habe. Bitte verzeih mir! Für mich gibt es nur dich! Du bist mein Ein und Alles!“

    Nach einem Abend der besonderen Art war ich am Morgen danach bereits kurz vor Sonnenaufgang wach geworden. Seltsamerweise fühlte ich mich relativ gut, obwohl ich viel zu viel Wein getrunken hatte. Ich war sogar beschwingt, als ich aufstand, mich wusch und mich dann anzog. Und wer hätte es noch geglaubt, diese Frohmut, die mich gepackt hatte hielt an!
    Eigentlich hatte ich es immer noch nicht so richtig glauben können, was an jenem Abend im Garten geschehen war. Doch es war passiert! Ein echtes Gespräch unter Männern, na ja so was in der Art eben. Noch nie hatte ich mich so mit dem Flavier gestern Abend unterhalten. Es war fast freundschaftlich gewesen. Und er hatte mir den Rat gegeben, zu ihr zu gehen! Er wollte sie mir sogar kaufen, damit wir zusammen sein konnten… für immer.
    Ja, ich war wirklich ein verdammter Dummkopf gewesen, sie einfach so abblitzen zu lassen. Aber noch bestand ja die Hoffnung, dass ich meine Eselei wieder gerade biegen konnte.
    Sobald sich die Gelegenheit bot, nutzte ich sie und machte mich auf den Weg, hinunter zu Subura. Im Gegensatz zu meinem letzten Besuch war ich diesmal ein ganz anderer. Nein, ich war das krasse Gegenteil davon. Kein Anflug mehr von Kummer und Melancholie und auch keine Hoffnungslosigkeit mehr. Ich hatte wieder eine Aussicht und das allein zählte. Davon musste ich ihr unbedingt berichten! Und vielleicht, so hegte ich nun die Hoffnung, konnte sie schon bald ganz nah bei mir sein.
    Doch zunächst musste ich sie davon überzeugen, dass sie mich überhaupt empfing. Denn mich beschlich so eine Ahnung, dass sie mich vielleicht nun gar nicht mehr wiedersehen wollte, nach allem, was vorgefallen war.
    Dennoch trat ich mutig an die Tür des „Aedes iste Letitia“ und klopfte.

    Dass ich das noch erleben durfte! Er konnte auch lachen! Eine Fähigkeit, die ich in den fast zwei, drei Jahren, die ich nun schon bei ihm war, noch nie zuvor bei ihm bemerkt hatte. Klar, eine Lupa war dem feinen Herr zu wenig. Aber woher sollte ich um diese Zeit eine verdammte Patrizierin hernehmen?
    Noch während ich darüber nachdachte, ging mir dann aber ein Licht auf. Er brauchte nicht jetzt eine Frau, um sich mit ihr zu vergnügen. Er brauchte eine Frau zum heiraten. Natürlich, darum war es ja schließlich auch ursprünglich gegangen. Der Wein fing bereits an, meine Sinne zu benebeln. Und auch bei ihm zeigten sich erste verbale Aussetzer.
    Eine Patrizierin also musste es sein. Warum eigentlich? Aber ja, die Antwort lieferte er mir sofort. Deshalb hatte er ja auch seine Tante verkuppelt. Schon bald würde die Hochzeit sein. Ja, genau! Die Hochzeit! Gerade als mir die Idee mit der Hochzeit eingefallen war, begann er über Morrigan zu sprechen.


    Ja, richtig. Ich war ein Dummkopf gewesen, dass ich sie einfach so hatte gehen lassen. Nicht mal gekämpft hatte ich um sie! Und nun sagte er mir, dass ich sie besuchen sollte. Was war das nur für eine verquere Welt? Sogar kaufen wollte er sie mir. Eine Vorstellung, die vielleicht auf den ersten Blick reizvoll war aber sich irgendwie auch seltsam anfühlte. „Ich weiß nicht, was so eine Lupa kostet. Aber ich habe für sie noch nie bezahlt,“ Sonst hätte ich mir das auch gar nicht leisten können. Mit dem bisschen Peculium konnte man nun auch keine großen Sprünge machen.


    So ein Mist! Der Becher war schon wieder alle! Aber er hatte ja bereits gesagt, ich könne mich gerne bedienen, was ich dann auch tat.
    „Die Hochzeit, Scato, mein Freund,“ brach es dann aus mir heraus. „Auf der Hochzeit hast du die freie Auswahl! Da wimmelt es bestimmt nur so von Patrizierinnen. Da kannst du dir eine aussuchen!“

    | Phoebus


    Phoebus hatte am anderen Tor bereits gewartet. Der Junge war nicht sehr redselig, was keineswegs daran lag, dass er gar unfreundlich war. Lediglich bei Acanthus war dies anders. Der Ianitor war sein großes Vorbild und er hoffte darauf, wenn er älter wurde, irgendwann einmal seinen Platz einnehmen zu dürfen.
    „Salve,“ begrüßte er den Sklaven aus Baiae einsilbig und hielt ihm das Tor auf, damit er und sein Esel eintreten konnten. Sein Gegenüber lächelte ihm zu. Wahrscheinlich war er ein netter Kerl. Aber Phoebus war nicht hier, um Freundschaften zu schließen.
    Mica, so hatte sich der Sklave vorgestellt, war wohl weitaus gesprächiger als er, denn innerhalb kürzester Zeit erhielt er jede Menge an Informationen, wer der Sklave war, woher er kam und was noch wichtiger war, was er hier wollte. Phoebus wusste, wie wichtig es war, die wirklich wichtigen Informationen aus all dem übrigen gesagten herauszufiltern. Nur wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er es noch weit bringen.
    „Dominus Gracchus, der Hausherr ist zugegen,“ entgegnete er. Natürlich waren noch andere Herrschaften im Hause, doch wenn es darum ging, Entscheidungen zu treffen, war man bei dem Hausherrn an der richtigen Adresse.


    Doch zunächst musste das Tier versorgt werden! Phoebus ging schweigend voran und überquerte den Hof. Um diese Zeit herrschte hier hohe Betriebsamkeit. Dutzende Sklaven gingen ihrer Arbeit nach. Manche sahen kurz auf, um den Neuankömmling und sein Tier zu begutachten. Schließlich kam ihnen einer der Stallknechte entgegen, der ihnen den Esel abnahm.


    „Folge mir“, meinte er dann und steuerte das Haus. Er brachte den Sklaven zunächst ins Servitriciuum. Dort konnte er sich erst etwas ausruhen oder etwas essen und trinken. Später dann würde er ihn zum Hausherrn bringen.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Quasi im letzten Moment gelang es dem Bittsteller, den Ianitor von seinem Vorhaben abzubringen, die Tür mit einem lautem Krachen zufallen zu lassen. Noch einmal zog Acanthus die Tür für einen Spalt auf und streckte seinen Kopf dem Fremden entgegen. Domina Agrippina aus Baiae.. ihr letzter Besuch hier in Rom lag lange zurück. Doch allein das Erwähnen des Namens der Domina genügte bereits, um ein Umdenken des flavischen Ianitors herbeizuführen.


    Der Sklave aus Baiae hielt ihm mit zittriger Hand ein Schreiben entgegen. Acanthus griff danach und begann zu lesen. „Hmm… aha.. naja..mhm… na dann!“, brummte er, während er sich das Schriftstück zu Gemüte führte. Kurze Zeit später sah er wieder zu Mica auf und deutete mit seinem Finger auf den tierischen Begleiter des Sklaven. „Trotzdem kommst du mit dem hier nicht herein! Benutze einfach den Hintereingang. Ich schicke dir den Jungen hier,“ er deutete dabei auf den jungen Phoebus, der sich den lieben langen Tag in Acanthus‘ Umgebung aufhielt, um bei Bedarf die Gäste der Villa ins Innere zu führen. „Er wird dir dann hinten das Tor öffnen und dich zu den Ställen führen.“ Kaum hatte der Ianitor dies Mica mitgeteilt, spritzte der Junge auch schon auf und lief zum Hintereingang, um dort auf den Sklaven aus Baiae zu warten.

    Nach vorne blicken war einfacher gesagt, als getan. Dennoch klang es aus seinem Mund irgendwie versöhnlich und hoffnungsvoll. Aber mal ehrlich, was sollte die Zukunft denn für mich noch bereit halten? Dass er mich brauchte, war sogar fast schon ein Kompliment, besonders wenn es von ihm kam. Ein Vertrauter sollte ich sein. Einer der noch seinen eigenen Kopf auf den Schultern sitzen hatte und der vor allen Dingen nicht so ein Schleimbolzen wie Lupus war. Darauf musste ich doch glatt noch einen Schluck trinken!


    Ach ja und dann brauchte er noch eine Frau… Wie? Jetzt gleich? „Ja, das Gefühl kenne ich auch!“ , meinte ich spontan. „Eine Frau braucht jeder einmal. Ich kenne da einen wirklich guten sauberen Laden in der Subura, mit netten Mädchen und einer ganz besonders netten…“ Oh Morrigan! Zwischen ihren Schenkeln konnte man leicht die Widrigkeiten des Lebens vergessen. Für einen kurzen Moment hatte ich tatsächlich auch ausblenden können, was dort erst kürzlich vorgefallen war. „Ja, stell dir vor, als ich sie zum ersten Mal sah, dachte ich ja, das ist sie! Die Frau für´s Leben! Also nicht Aislin, weil ich ja gedacht hatte, sie sei tot.“ Ich musste nur die Augen schließen und jene Saturnaliennacht vor zwei Jahren war wieder ganz präsent, als wäre es erst gestern gewesen. „Sie war das Schönste und Liebste, das du dir nur vorstellen kannst. Wir hatten sogar Pläne für später… Also wenn ich irgendwann einmal…“ ...frei war.„Und ich Idiot lasse sie einfach gehen! Gerade dann, als sie´s am Nötigsten gehabt hätte, sage ich ihr nur, ich wolle ihr Freund sein!“ Noch immer hätte ich mir in den Hintern beißen, weil ich so blöd gewesen war. „Vielleicht ist es doch keine so gute Idee, dort jetzt hinzugehen,“ meinte ich kurz darauf. Morrigan würde mich im hohen Bogen hinauswerfen, weil ich so ein verdammter Idiot gewesen war.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Acanthus saß auf seinem Schemel und sann über die wirklich wichtigen Fragen des Lebens nach, zum Beispiel ‚Bin ich noch tolerant, wenn ich Intoleranz nicht toleriere?`oder ‚Wenn ich jemandem alles Glück der Welt wünsche, bleibt dann für mich nur Pech?‘ Glücklicherweise klopfte es im rechten Moment, so dass sich seine Synapsen nicht noch weiter ineinander verschlingen konnten.


    Das Individuum jenseits der Tür wurde mit einem geschulten Blick ins Visier genommen. Auffallend dabei war der tierische Begleiter des Fremden, der bis obenhin mit Schriften und Schriftrollen beladen war. Schnell kombinierte der Ianitor, dass es sich hierbei um einen Hausierer, einem fahrenden Händler handeln musste, welcher wohl mit Büchern handelte und den flavischen Herrschaften wohl die Encyclopaedia Romana in 250 Schriftrollen aufs Auge drücken wollte.


    „Wir kaufen nichts! Außerdem ist das hier nicht der Lieferanteneingang!“, schnauzte der Ianitor den Fremden an und war bereits im Begriff, demselben wieder die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

    Im Augenblick verspürte ich nur noch den Wunsch, so schnell wie möglich von hier fort zu kommen. Es schnürte mir die Kehle zu, sie so da sitzen zu sehen. Tja,und ich wollte ihr Freund sein! Da war sie ja jetzt auch echt froh darüber. So froh, dass ise hätte heulen können, was sie zwar nicht tat, aber... Aber man sah es ihr an.
    Was sie jetzt dringend gebraucht hätte, wäre ein echter Kerl gewesen, der sie in den Arm genommen und ihr ins Ohr geflüstert hätte, wie sehr er sie liebte. Von diesem Kerl war aber im Augenblick weit und breit nichts zu sehen. Nur ein Verlier wie ich, der dazu auch noch die Hosen voll hatte, war gerade zur Stelle.


    „Ja,“ sagte ich nur und stand auf. Sie hatte etwas geflüstert, was ich aber nicht richtig verstand oder in dem Moment auch nicht richtig verstehen wollte. „Mach´s gut, Morrigan!“ Dann ging ich und sah zu, dass ich wieder zur Villa kam. Ich hatte mich gerade selbst zum Deppen des Jahres gekürt. Nun hatte ich wirklich gar nichts mehr!

    Bevor sie mir antwortete, gab sie mir Wein. Ob ich damit meinen Kummer hinunter spülen oder meine Gefühle für sie ertränken sollte? Der Wein war in letzter Zeit mein einziger Freund gewesen. Wenn ich nur genug von ihm trank, dann schenkte er mir etwas Ruhe in meinem Chaos. Vielleicht war es besser, auch jetzt zu trinken. So nahm ich einen großen Schluck und behielt den Becher weiter in der Hand.
    Morrigan sagte mir dann, sie habe einen Freund in dem Helvetier gefunden. Einen Vertrauten, der sie vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Und sie bot mir das Gleiche an. Einen Freund zu haben war wichtig, gerade dann wenn die Alternative zu ihm der Wein war.
    Doch was war mit meinem Versprechen, das ich ihr gegeben hatte? Meine Träumereien von dem Tag, an dem ich wieder frei sein würde. War das etwa nicht mehr wichtig für sie, da sie ohnehin mit mir nirgendwohin gehen wollte?
    Bevor ich schließlich etwas sagte, leerte ich den Becher auf einmal und stellte ihn weg.
    „Einen Freund zu haben wäre schön. Wenn du wenigstens das noch für mich sein könntest...“ Entmutigt ließ ich meinen Kopf hängen. Warum musste auch immer alles so schrecklich kompliziert sein? Warum konnte ich ihr nicht klipp und klar sagen, dass ich es gründlich verkackt hatte und wahrscheinlich nie wieder irgendwann frei sein würde, sie aber trotzdem noch liebte und begehrte. Genauso wie damals, als wir uns kennengelernt hatten.
    „Vielleicht sollte ich jetzt doch gehen.“ Scheiße, ich war ein feiger Idiot, der lieber im Selbstmitleid badete als Klartext zu reden und damit wenigstens etwas im Leben wieder auf die Reihe zu kriegen.

    Etwas opfern? Ich runzelte die Stirn. Was sollte ich denn opfern? Nein, eigentlich war ich schon davon überzeugt, dass Aislin, ganz gleich wo sie gerade war, mit allem versorgt war, was sie brauchte. Das war ganz sicher nicht das Problem. Und zweifellos hatte sie einen guten Tod gehabt. Viel besser, als an einer quälenden Krankheit zugrundezugehen. Womöglich auch noch zu Hause im eigenen Bett.


    „Dann verstehst du auch, in welcher Zwickmühle ich mich befand? Dass ich so handeln musste, wie handelte?“ Mit einiger Verwunderung sah ich zu Scato auf, nachdem er mir versichert hatte, er würde meinen Verlust bedauern. Und das obwohl ich meine Interessen über seine gestellt hatte? „Wenn ich Cedrec und seine Männer nicht getötet hätte, dann wäre ihr Tod nicht gesühnt gewesen und sie wäre umsonst gestorben. Ich hatte also gar keine andere Wahl!“ Mal ganz abgesehen davon, dass er ein ganzes Dorf auf dem Gewissen hatte.
    „Der einzige Trost, der mir bleibt, ist die Gewissheit wieder mit ihr vereint zu sein, wenn meine Zeit gekommen ist.“ Nein, den Tod fürchtete ich ganz sicher nicht. Ganz gleich, wie er mich eines Tages heimsuchen würde. Darauf musste ich trinken!


    Aber auch Scato schien diese „Frauensache“ weitaus schlimmer mitzunehmen, als ich zunächst gedacht hatte. Und nun, da er deutlicher wurde, konnte ich das auch gut nachvollziehen. Denn wenn man ständig genau das vor der Nase sitzen hatte, was man selbst einmal begehrt hatte, war das wohl die schlimmste Folter. Aber was hätte ich sagen sollen? Ich hatte meine Freiheit verloren und keiner hatte danach gefragt, ob ich mich damit auch arrangieren könnte. Und Morrigan? Mit ihr hätte ich mir einen Neuanfang vorstellen können. Ach ja, Morrigan, eine weitere offene Baustelle in meinem Leben!


    „Aber Gefühle machen dich menschlich. Und das bist du doch – ein Mensch!“, wenn auch ein römischer. Aber selbst die sollten ja ein Herz haben. „Aber ich verstehe schon, was dich bedrückt. Und alles, was ich dir sagen könnte, wird nicht helfen, sie schnell zu vergessen. Doch du kennst die Antwort bereits selbst,“ meinte ich geheimnisvoll. Zumindest hatte ich seine Äußerung, etwas „Frisches“ zu brauchen so interpretiert. „Andere Mütter haben auch schöne Töchter,“ fügte ich noch grinsend hinzu und trank den letzten Rest, der sich noch in meinem Becher befand.

    Natürlich hatte sie genau gewusst, was mit ihr im Falle ihrer Ergreifung geschehen konnte. Dennoch wollte ich ihr doch mein Mitgefühl zeigen. Wer, wenn nicht ich, hätte besser nachvollziehen können, wie sie sich gerade fühlen musste?
    Doch wie sie nun über diesen Varus sprach und was er ihr alles versprochen hatte, ließ in mir die Vermutung wachsen, sie könnte ganz besondere Gefühle für diesen Mann hegen. Gefühle, die deutlich über die normale Dankbarkeit hinausgingen.
    „Das ist schön, Morrigan,“ meinte ich und versuchte ihr aufmunternd zuzulächeln. „Du magst ihn, diesen Varus, hmm?“ Ich hatte bewusst nicht danach gefragt, ob sie ihn liebte. Denn wenn sie das tat, hätte ich wohl kaum das Recht dazu gehabt, sie deswegen zu kritisieren. Schließlich war ich doch mit dem Entschluss zu ihr gekommen, um ihr zu sagen, dass das mit uns hoffnungslos war.

    Inzwischen betete ich dafür, mich endlich entfernen zu dürfen, um mich endlich zu waschen und um mich danach umzuziehen. Mein Gebet aber wurde nicht erhört. Ich musste hier bleiben und mir weiter dieses seltsame Kauderwelsch und das Gerede der beiden Flavier anhören, welches anscheinend nur zwei Themen kannte: Mich und einen gewissen Confusus. Man musste nicht mit übermäßig viel Intelligenz ausstaffiert worden sein, um zu erkennen, dass sie über ihren eigenen Bruder herzogen, der zwar wie so ziemlich jeder Römer nicht alle Latten am Zaun hatte, aber eigentlich ein ganz netter Kerl war. Und ich, ich hätte mich im Moment stattdessen liebend gerne in der Arena abschlachten lassen. Damit wären einige Probleme mit einem Schlag gelöst gewesen.


    Als Scato dann beiläufig erwähnte, sein Lupus hätte meine Bestrafung in die Hand genommen, musste ich verbittert grinsen. Lupus, dieser Schlappschanz hatte diese Aufgabe gut zu delegieren gewusst. Für diese Art von Drecksarbeiten gab es Männer wie Rhascus und Konsorten, die zwar selbst Sklaven waren, aber daran Spass hatten, wenn andere unter ihnen litten.
    „Es war Rhascus, Dominus. Er hat mich diszipliniert. Nicht Lupus,“, warf ich schließlich ein, nicht nur um Dexter damit ungefragt zu antworten, sondern auch um klarzustellen, dass Lupus sich in diesem Fall nicht seine sauberen Fingerchen schmutzig gemacht hatte.

    „Ja, entsorgt.“ Wenn es nach dem Villicus gegangen wäre, hätte er sie sofort weggeschafft. Doch auch der eine Tag, den er mir zugestanden hatte, war längst vergangen. Und auch wenn Scato nun versuchte, großmütig zu sein und versprach, sich nach dem Verbleib ihrer Leiche zu erkundigen, hatte ich wenig Hoffnung. „Das ist sehr freundlich von dir, Dominus, aber glaube mir, sie ist weg. Zu viel Zeit ist seitdem vergangen. Er hat sie zwangsläufig beseitigen müssen.“ Denn schon kurz nach Eintritt des Todes nahm die Natur eben ihren Lauf und nichts und niemand konnte daran etwas ändern. Mir hätte es viel bedeutet, wenigstens ihre Asche in meiner Nähe zu wissen. Und gerade weil sich unsere Bräuche kaum von den römischen unterschieden, glaubte ich, er könne dies nachvollziehen.
    Ungeachtet dessen, ob es mir überhaupt gestattet war, griff ich nun doch zur Kanne, und goss mir etwas Wein in meinen Becher und trank davon.


    Für einen Moment herrschte nur Stille. Lediglich der Wind ließ die Blätter der Bäume und Sträucher des Gartens leise rascheln. Auch mein Blick verlor sich im Garten. Zumindest solange, bis er mich wieder zurückholte. „Die Götter sind mir schon lange nicht mehr wohlgesonnen,“ entgegnete ich mutlos und ich erwartete eigentlich nicht, dass er von mir erwartete, ich könne ihm nun auch einen guten Rat geben, der all seine Probleme in Luft auflöste.
    „Vergiss sie einfach! Wenn sie nicht um dich gekämpft hat, dann war sie es auch nicht wert. Natürlich ist es schwer, das zu akzeptieren. Aber du wirst über sie hinwegkommen… irgendwann.“ Noch einmal trank ich und es schien, als lockere sich meine Zunge dadurch zunehmend. „Lenk dich mit etwas ab! Du hast doch alle Möglichkeiten dazu.“

    Zitat

    Original von Morrigan
    ....
    „Der Claudier... er hat mich erwischt.“ Viel mehr konnte und wollte sie nicht sagen. Wieso sollte sie ihn auch mit den schmutzigen Detail belasten? Er würde sich wohl ausmalen können, was ein Herr mit einer Entlaufenen anstellte. Sie wollte auch nicht darüber reden, zu lange hatte es gedauert damit sie selber die qualvollen Tage vergessen konnte – nun vergessen war wohl kaum das richtig Wort. Verdrängt traf es wohl eher. Aber eine Genugtuung hatte sie. „Er ist nun aber tot Angus, ob es die Götter oder eine Krankheit war, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er mir nie wieder was anhaben kann.“
    Inzwischen saßen beide auf Morrigans Schlafstätte.
    Sie berichtete ihm auch, das der Helvetier es war, der sie nun gekauft hatte, der sie dem Claudier abgekauft hatte. Und so nach und nach erzählte sie dann schließlich doch was geschehen war. Das man sie eingefangen, ein gesperrt, aufgepeitscht, gebrandmarkt hatte und das sie schließlich der Lohn für die Fänger des Claudier war. Morrigan versagte die Stimme nur ganz leise sagte sie. „Du kannst dir kaum vorstellen, zu was die beiden fähig waren.“ Vielleicht konnte er es ja doch, aber Morrigan wollte darüber nun wirklich nicht sprechen, dass konnte Angus sehr wohl erkennen. „Hier bin ich nun aber in Sicherheit, ich bin jetzt die Sklavin von Helvetius Varus. Er hat mir die Leitung des Lupanar übertragen. Alles andere ist Vergangenheit.“ Ob sie nun versuchte ihn oder sich selbst zu überzeugen, dass konnte man sehen wie man wollte, denn nur zu deutlich war wohl zu erkennen, dass sie sehr wohl noch damit rang.



    Der Claudier… Also doch! Sie war entdeckt oder verraten worden und ihr Dominus hatte sich wegen ihrer Flucht grausam an ihr gerächt. Wie grausam die römischen Sklavenbesitzer sein konnten, hatte ich ja bereits selbst am eigenen Leib erleben dürfen. Sofort aber stellte sich mir die Frage, wieso sie denn dann wieder hier war. Doch ich vermied es, sie zu unterbrechen. Sie hatte mir zugehört, nun wollte ich genauso ihr Zuhörer sein.
    Morrigan erzählte mir alles. Wie sie eingefangen worden war und wie man sie gefoltert hatte. Eine unsagbare Wut keimte in mir auf. Warum war ich nicht schon früher für sie da gewesen? Als ihre Stimme zu versagen drohte, strich ich ihr sanft durchs Haar und drückte sich fest an mich. „Es tut mir so leid, Morrigan.“ Wenigstens gab es einen kleinen Trost. Claudius, dieser Dreckskerl weilte nicht mehr unter den Lebenden und konnte ihr nichts mehr antun. Die Götter schienen also doch auch gelegentlich auf der Seite eines Sklaven zu stehen.


    Dann begann sie weiter zu berichten. Ihr Traum von der Freiheit hatte also ein jähes Ende genommen. Sie war zwar ihrem Peiniger entkommen, aber gleichzeitig auch Sklavin eines anderen geworden. „Helvetius Varus?“ Ich überlegte, ob ich den Namen bereits zuvor einmal gehört hatte. Der Kerl war scheinbar der Eigentümer des Lupanars. Wenigstens war sie nicht mehr gezwungen, sich an irgendwelche schmierigen Kerle verkaufen zu müssen. „Und? Ist dieser Kerl gut zu dir?“, fragte ich vorsichtig.


    Inzwischen fand ich mich mit ihr auf ihrem Bett sitzend wieder. Eigentlich wollte ich es soweit gar nicht kommen lassen. Doch ich konnte und wollte nun auch nicht einfach gehen. Auch wenn sich in ihren Augen die Traurigkeit spiegelte, hatte sie ihre Reize, die mich von je her verzückt hatten, nicht verloren. Meine Gefühle, die ich für sie empfunden hatte, waren immer noch da. Also, warum sollte ich jetzt gehen?

    Nein, ich gab mir nun nicht auch noch die Blöße, vor ihm zu Jammern oder gar eine Träne zu vergießen! Zum Glück fing ich mich wieder und als auch er die Götter erwähnte, entwich mir ein schmerzliches Lachen. „Ja, das haben sie!“ Darauf musste ich noch einen Schluck trinken. Diesmal leerte ich den Becher restlos und stellte ihn, zwar nicht völlig geräuschlos, doch wesentlich leiser, als es Scato getan hatte, auf dem Tisch ab.
    Seine anteilnehmenden Worte, so ungewöhnlich sie mir auch erschienen, taten im ersten Moment gut, doch sie täuschten nicht darüber hinweg, dass ich die Schuld trug! Wegen mir war Aislin tot, wegen mir hätte man ihn sogar fast getötet. Mal ganz abgesehen davon, dass ich auf ganzer Linie versagt hatte. Ich blickte ins Leere und schwieg erst. Doch dann nahm meine Stimme eine besondere Schärfe an. „Es ist unverzeihlich, was ich getan habe! Ich habe riskiert, dass sie dich töten, nur weil ich meine Rache haben wollte. Ich habe versagt!“ Ich hoffte nicht, nun eine verspätete Absolution zu bekommen. Das hatte ich wirklich nicht verdient. Ich war dazu verdammt, für den Rest meines Lebens damit leben zu müssen.


    Wieder starrte ich ins Nichts, Meine Gedanken kreisten wieder um die Geschehnisse. So oft ich darüber auch nachgrübelte, ich kam zu keinem anderen Ergebnis. Seine Frage jedoch holte mich wieder zurück.
    „Ich hatte sie an jenem Abend mit letzter Kraft hierher gebracht,“ begann ich nach einer Weile tonlos. „Hätten die Götter mich doch nur an diesem Tag streben lassen!“ Hatten sie aber nicht! Selbst das hatten sie mit nicht gegönnt. „Eigentlich hatte ich dich darum bitten wollen, sie bestatten zu dürfen… Scuirus hat sie „entsorgt“. Einen Tag hatte er mir zugestanden, um die „Sache“ zu regeln... Wahrscheinlich hat er sie in irgendeiner Kloake versenkt…“ Instinktiv griff ich wieder nach dem Becher, doch der war ja leer. Also stellte ich ihn wieder zurück. Wonach hatte er eben gefragt? Nach den Rieten der Barbaren? Also , nach meinen Rieten. „Wir äschern unsere Toten ein und füllen ihre Asche in eine Urne. Die Urne wird dann mit einigen Grabbeilagen beigesetzt,“ erklärte ich ruhig.

    Nein Zuversicht war eindeutig hier fehl am Platz. Denn er ließ sich damit nicht besänftigen. Ganz im Gegenteil! Wenn man ihn so reden hörte, hätte man meinen können, eine zerstörerische Katastrophe sei über ihn hereingebrochen und hätte alles – aber wirklich alles - mit sich gerissen. Dabei bezweifelte ich im Stillen, ob Scato jemals wirklich einen echten Verlust in seinem Leben hatte hinnehmen müssen. Es klang fast, wie das jammernde Schmollen eines Kindes, dem man das liebste Spielzeug genommen hatte.


    „Ja, dieses Gefühl kenne ich auch“, meinte ich leise. Der Wein hilft, ja vielleicht, um den stärksten Schmerzen Herr zu werden, für den Augenblick jedenfalls. Daraufhin nahm ich einen weiteren Schluck.
    Seine Frage aber überraschte mich. Was sollte es denn "Neues" geben, wenn ich das Alte noch nicht überwunden hatte? Angus, der tolle Hecht, der sich an jede Sklavin heran schmiss, den gab es nicht mehr.„Eigentlich gibt es nichts Neues, Dominus.“ entgegnete ich entschuldigend. Das musste für den Flavier mehr als unbefriedigend sein. Doch dann ließ ich mich darauf ein, mir es von der Seele zu reden. Vielleicht ein bisschen nur... um damit ein wenig von der Last abzuschütteln.
    „Es kommt mir so vor, als stecke ich fest. Als trete ich die ganze Zeit auf der Stelle und komme nicht davon los. Ich hatte mich damit abgefunden dass sie tot war und dass ich hier bin... Doch als sie dann wieder vor mir stand, so lebendig, dachte ich, die Götter wollten mir noch einmal eine Chance geben.“ Ich begann den Kopf zu schütteln, denn wenn es eine Chance gegeben hatte, dann hatte ich sie vertan. „Ich hätte sie retten können!“, schluchzte ich und meine Hände begannen sich zu Fäusten zu ballen,

    Mein Versuch, das Schweigen zu brechen war gründlich in die Hose gegangen. Hätte mir jemand etwas von einem „schönen Abend“ erzählt, hätte ich wahrscheinlich ähnlich reagiert. Genauso wenig wie mich die Schönheit des Abends hinaus getrieben hatte, saß er nun hier und versuchte das, was ihn bedrückte, im Wein zu ersäufen. Doch außer einem dicken Kopf am nächsten Morgen würde ihm das nichts bringen.


    Er bot auch mir Wein an. Bevor ich aber ablehnen konnte, schenkte er mir bereits ein. Einen Becher konnte ich ja mittrinken, sagte ich mir und griff nach dem Becher. Ich roch sofort, dass dies kein billiger Fusel war, den ich in meinen schlimmsten Zeiten getrunken hatte. Ein Mann wie Flavius Scato konnte sich einen weitaus besseren Wein leisten, um sich damit zu betrinken.
    Ich wollte gerade ansetzten, um einen Schluck zu nehmen, da brach es heraus aus ihm. All das, was sich die ganze Zeit in ihm angestaut hatte, ließ er nun raus. So manches, von dem was er sagte, kam mir sehr vertraut vor. Es hätte glatt von mir sein können. Ich wünschte, ich hätte die Gelegenheit gehabt, so aus mir herauszugehen. Das hätte es mir vielleicht ein wenig leichter gemacht. So fraß ich alles nur in mich hinein.


    Seine Stimme wurde indes immer lauter. Er redete sich richtig in Rage und ließ dies dann darin gipfeln, indem er seinen Becher auf die Tischplatte knallte.
    „Ja, das muss hart sein,“ entgegnete ich ziemlich unbeteiligt und stellte den Becher erst einmal wieder beiseite. Doch schon kurz darauf hätte ich mich für diesen dummen Spruch selbst ohrfeigen können. „Nein, es ist nicht nur hart… Es ist, als zerspringt einem das Herz! Wenn man hilflos zusehen muss, wie das Liebste, was man im Leben hatte, zerstört wird.“ Jetzt brauchte ich doch einen Schluck, und zwar einen Großen!
    „Doch für dich werden auch wieder bessere Tage anbrechen. Ganz bestimmt!“, meinte ich etwas später und versucht dabei etwas Zuversicht auszustrahlen, was allerdings ziemlich danebenging, weil ich keine besaß.

    Ich hatte es fast schon. Doch dann verfing sich auch noch der Saum der Tunika. „Verdammt,“ fluchte ich leise und versuchte weiter, mich zu befreien. Dann aber hörte ich plötzlich eine wohl vertraute Stimme, die mich aufschrecken ließ. Offenbar war ich heute Abend nicht allein. Als ich mich dann umschaute, von woher die Stimme stammte, hörte ich nur noch, wie der Stoff riss. Zwar hatte ich mich jetzt mit einem Ruck befreit, doch dafür klaffte nun ein mittelgroßer Riss am unteren Teil meiner Tunika. „Verdammter Mist!“, fluchte ich nun etwas lauter.


    Nun entdeckte ich Scato endlich, in einem Sessel sitzend und fragte mich, was er um diese Zeit noch hier draußen machte. Als ich näher trat, erkannte ich noch die Kanne, die auf dem Tisch stand und den passenden Becher, den er in seiner Hand hielt.


    „Salve Dominus,“ grüßte ich ihn und nahm auf dem freien Sessel Platz. Ein wenig Wehmut mochte wohl dabei in meiner Stimme liegen. Nicht etwa, weil er mich hier ertappt hatte. Vielmehr war es die Tatsache, dass diese Art der vertrauten Zusammenkunft mit ihm selten geworden war. Zweifelsfrei trug ich die Schuld dafür. Ich hatte mir alles, was passiert war, selbst zuzuschreiben.
    Betreten sah ich an mir herab und natürlich war es ausgerechnet der Riss, den nicht nur ich zu sehen bekam. „Ein schöner Abend, nicht wahr, Dominus,“ sagte ich schließlich verlegen, damit ich nicht weiter schweigend dasitzen musste.