Beiträge von Angus

    Zum Glück hatte ich heute meinen freien Tag. Es war ja eine verdammt ansträngende Woche gewesen. Eigentlich hatte ich vor gehabt, eine ruhige Kugel zu schieben. Vielleicht irgendwo ein gemütliches Cervisa und dann noch einen Happen zu essen. Aber dann war ich auf diesen Wisch aufmerksam geworden, der an einer Hauswand hin. Dann dachte ich mir, die paar Sesterzen könnte man mitnehmen. Zwar war ich kein Gladiator, doch mit dem Kämpfen kannte ich mich aus. Also, nichts wie hin zur Villa Claudia. Das Cervisa konnte warten. Und überhaupt, vielleicht gab es dort noch etwas viel besseres, als das!


    Als ich schließlich den Seiteneingang der Villa erreichte, stand da schon einer. Ich hatte mir schon fast gedacht, dass ich nicht der Einzige sein würde, der sich von diesem Aufruf angesprochen fühlte. Dieser Kleiderschrank dort wirkte schon ein wenig Respekt einflößend. Aber so einen konnte ich doch ohne weiteres schaffen. Ich nickte dem Mann höflich zu. Dann klopfte ich an der Tür und wartete.

    Zitat

    Original von Lucius Flavius Furianus
    Bin wohl unter die Fänge der Lectiones geraten. War eigentlich nicht die Absicht. Bitte korrigieren.


    Merci.


    Dem kann ich mich nur anschließen! Bitte den armen Angus aus seinem Desideratus- Status befreien. DANKE! :)

    Sim-Off:

    Sorry für´s Warten. Ich bin zur Zeit sehr eingespannt.


    Ich nickte leicht bei der Nennung seines Namens. Vielleicht hätte ich vor ein paar Tagen nicht so gelangweilt in der Ecke stehen sollen, als Marcius bei Scato vorgesprochen hatte. Andererseits, was musste es mich kümmern, wen sich Scato ins Haus holte? Solange dieser jemand sich ordentlich verhielt und keine Schwierigkeiten machte, konnte mir das alles ziemlich schnuppe sein.
    Wenigstens war er nicht sehr wählerisch, was seine aktuelle Umgebung betraf. Wie sagte er so schön? Er könne sich mit der Situation arrangieren. Ich konnte mir dabei ein knappes Grinsen nicht ganz verkneifen. Ich wusste zwar nicht, wie gut oder schlecht ostiensische Tavernen waren. Doch mit Sicherheit war dieser Ort hier besser als die übelste römische Spelunke. Auch mit der Wahl seines Getränkes übte er weiter Zurückhaltung.
    Ich nahm einen Schluck Posca, den ich mir zuvor in meinen Becher eingeschenkt hatte und verzog etwas das Gesicht dabei. Irgendwie konnte ich mich nach all der langen Zeit, seitdem ich nun hier war, nicht an dieses Zeug nicht gewöhnen. Dieser säuerliche Geschmack so früh am Morgen schüttelte mich.
    „Seit fast zwei Jahren,“ begann ich zu antworten und stellte besorgt fest, wie schnell doch die Zeit verging. Zwei Jahre, in denen ich die Lauen der Götter voll zu spüren bekommen hatte, in denen ich für einen kurzen Moment die höchsten Höhen erleben durfte, um danach jedoch in die dunkelsten Tiefen hinab gestürzt zu werden.
    „Nun ja,“ räusperte ich mich dann, „ich glaube, ich kenne ihn inzwischen ganz gut.“ In diesen zwei Jahren hatte ich die verschiedensten Seiten Scatos entdecken können. Die scheinbar undurchdringliche und abweisende Schale, an der man sich wirklich die Zähne ausbeißen konnte. Aber schließlich war es mir doch gelungen, irgendwann zu seinem Kern vorzudringen. Dorthin wo der „Mensch Scato“ sich verborgen hielt. Allerdings würde ich diesem Fremden davon nicht viel preisgeben. Dafür musste er sich erst einmal als würdig erweisen. Er sollte den Flavier am besten erst genauso kennenlernen müssen, wie das bei mir der Fall gewesen war. Also ließ ich ihn erst noch ein bisschen zappeln.

    „Mhm,“ brummte ich nur als er mir gleich unter die Nase rieb, er würde nie zu spät zur Arbeit kommen. So viel Tatkraft war ja fast schon krankhaft! Hoffentlich sprang das nicht auch noch auf mich über. Und natürlich, wenn man vor so viel Tatendrang fast platzte, hatte man natürlich zu Hause schon ordentlich gefrühstückt. Höchstens etwas zu trinken. Und nur einfaches Wasser. Junge Junge, wenn du wüsstest, welche Köstlichkeiten die Flavier in ihrem Weinkeller hüteten, dann würdest du sofort auf das Wasser pfeifen. Aber richtig, der junge Mann war ja nicht zum Trinken, sondern der Arbeit wegen hier.„Na, dann komm mal mit!“


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    Gemütlichen Schrittes schlappte ich voraus, durch einen üppig gestalteten Gang, der uns zwangsläufig zum Atrium brachte. Doch das Atrium ließen wir links liegen und gingen weiter. Als dann der Gang plötzlich nicht mehr so schön ausgestaltet war und jemand den Marmor des Fußbodens mit plumpen Steinplatten ausgewechselt hatte, war wohl jedem klar, dass wir uns nun unweigerlich den Wirtschaftsräumen der Villa näherten.
    Um diese Zeit wuselten schon etliche Sklaven arbeitsam durch die Gegend. Doch davon ließ ich mich nicht aus der Ruhe bringen. Ich brachte schließlich Scatos neuen Angestellten in den Speiseraum der Sklaven. Dort bot ich ihm an einem Tisch einen Platz an und holte zwei Becher, ein Kanne mit schnödem Wasser und eine mit Posca. Dann setzte ich mich zu ihm und schenkte mir etwas Posca ein. Sollte er sich selbst einschenken. Vielleicht änderte er ja noch seine Meinung und gab auch der Posca den Vorzug.
    „Ja, genau! Mein Name ist Angus,“ bestätigte ich. „Na ja, so was in der Art.“ Schließlich gab es ja immer noch Lupus, mit dem ich um die Gunst Scatos buhlte. Wie es schien, hatte ich seit unserem abendlichen Treffen wohl auch schon wieder einen Stein bei ihm im Brett. „Und wie war gleich dein Name? Ach ja, ich hoffe, es geht für dich in Ordnung, dass wir hier sind.“ Konnte ja auch gut sein, dass er glaubte, was Besseres zu sein. Andererseits war er ja hier nicht zu Besuch.

    [Blockierte Grafik: http://www.niome.de/netstuff/IR/nsc/Acanthus.png| Acanthus


    Der Ianitor besah den jungen Mann für eine Weile schweigend, dann rümpfte er die Nase. „Das kann man wohl sagen! Um diese Zeit empfängt der Dominus für gewöhnlich noch niemanden.“ Am einfachsten wäre es gewesen, ihn noch einmal wegzuschicken. Dann hätte er seine Ruhe und musste sich nicht noch um übereifrige Scribae kümmern. Andererseits konnte ihm dadurch auch Ärger drohen. Heutzutage war es ja in Mode gekommen, sich gleich wegen jeder Kleinigkeit zu beschweren. „Deine Mutter war eine kluge Frau! Warte hier kurz, ich lasse nach jemandem rufen, der sich um dich kümmert.“
    Acanthus schickte seinen jungen Gehilfen Phoebus los, der einen von Scatos Sklaven herbeischaffen sollte. Sollten die sich doch um den Schriba kümmern! Kurze Zeit später kehrte der Sklavenjunge wieder zurück. In seinem Schlepptau befand sich ein hochgewachsener blonder Sklave mit wirrem Haar, der noch einmal herzhaft gähnte, bevor er zur Porta gelangte.


    ***


    Natürlich erkannte ich den Kerl sofort wieder. Es war dieser Typ, der erst letztens bei dem Flavier gewesen war und den ich zum Schluss dann zur Tür gebracht hatte. Dabei hatte er mich mit großen Augen angestarrt, als ob er gerade einen Geist gesehen hätte.
    „Salve! Du bist ganz schön früh dran! Man erwartet dich erst in einer Stunde. Aber komm erst masl rein!“ Ich wollte den armen Tropf ja nicht draußen vor der Tür Wurzeln schlagen lassen. Allerdings fragte ich mich auch, wohin ich mit ihm sollte. Ich konnte ihn ja kaum eine geschlagene Stunde im Atrium sitzen lassen! „Wie sieht´s aus, hast du Hunger? Willst du was essen?“ Mit etwas Glück bekam er noch eine Portion Puls ab. Andererseits konnte ich eventuell auch meine guten Verbindungen in die Küche spielen lassen…

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    "Wer zum Henker..." entfuhr es dem flavischen Ianitor, der gerade dabei war, den Rest seines Pluses aus einer Schale mittels eines Holzlöffels herauskratze. Mürrisch stelle er das Geschirr zu Seite und öffnete die Tür.
    "Wer bist du und was... Ach du schon wieder! Also was willst du?" fuhr Acanthus den jungen Mann, den er wiedererkannte. Erst vor wenigen Tagen war er doch schon einmal hier gewesen. Zum Glück hatte ihn sein wachsames Auge und sein geschultes Gedächtnis nicht im Stich gelassen. Ob der Kerl überhaupt wusste, wie spät es war? Wahrscheinlich nicht! Um diese Zeit hatte man wahrlich schlechte Karten bei den Herrschaften. Es sei denn, der Kerl kam aus einem ganz anderen Grund.

    Bisher hatte ich nur dekorativ die hintere Ecke links des Cubiculums ausgekleidet und hatte dabei meine Gedanken schweifen lassen. Das Geschwafel dieses Fremden interessierte mich nicht die Bohne. Jedenfalls solange er nicht ausfallend wurde oder gar gewalttätig. Da dies aber beides nicht zutraf, machte ich damit weiter, was ich gerade machte – dekorativ rumstehen.
    Als mein Name jedoch fiel, war ich sofort wieder präsent. Ich trat hervor und wartete darauf, bis Scatos frischgebackener Scriba sich erhob, um sich zu verabschieden und zu gehen. Wahrscheinlich würde ich den Kerl von nun an öfters zu Gesicht bekommen.

    Dieser Mica war doch schon ein seltsamer Vogel. Alleine schon, wie er sich in den Zuber setzte. Unbequemer ging´s anscheinend nicht! Aber das war zum Glück nicht mein Bier. vielleicht war er das ja so von Baiae gewohnt. Eines wusste ich in diesem Augenblick ganz genau, nie würde ich es zulassen, dass man mich eines Tages nach Baiae verfrachtete! Lieber würde ich sterben oder abhauen, was allerdings fast das Gleiche war, falls man mich danach erwischen sollte.


    Die seltsam klingenden Namen und der des Scribas hatte ich längst schon wieder vergessen. Mein Kopf musste für andere, viel wichtigere Dinge frei sein. Und auch die Namen dieser beiden Sklaven, die mir Mica nannte, wären eigentlich auch beide schon wieder gelöscht gewesen, hätte der Sklave aus Baiae nicht so ein belämmertes Gesicht gezogen. Er schien richtig erschüttert zu sein, weshalb ich dachte, die drei wären Freunde gewesen. Überraschenderweise aber erklärte er dann, dass sie eigentlich nicht wirklich seine Gefährten gewesen waren.
    Tja, ein bisschen blöd kam ich mir dann schon vor. Eigentlich wollte ich etwas nettes, aufmunterndes sagen aber mir viel nichts besseres ein als: „Na, dann ist´s ja nicht so schlimm!“ Hinterher hätte ich mir selbst in den Allerwertesten beißen können, wenn das mit viel Glück und akrobatischem Können möglich gewesen wäre. Er hingegen schien ein wahrer Meister dieses Faches zu sein! Denn nun wurde ich Zeuge, wie er sich aus seiner seltsamen Hocke heraus die Haare wusch. Dass dabei einiges an Wasser danebenging, interessierte mich herzlich wenig, da ich ja nicht für die Reinigung des Balneum servorums zuständig war. Das erledigten die kleinen grauen Putzmäuse, die auch sonst überall die Böden der Villa schruppten.


    Mica erhob sich aus der Wanne und griff nach einem Handtuch. Das war ein gutes Zeichen, denn nun näherte sich mein „Badedienst“ seinem Ende. Das hoffte ich zumindest. Doch als er sich abgetrocknet hatte, ging es genauso weiter, wie zuvor, denn schon wieder wollte er ja keine Umstände machen oder gar aufdringlich sein. Neiiin, überhaupt nicht!
    „Ne neue Tunika? Äh, da muss ich mal nachschauen!“ Natürlich hatte ich keinen blassen Schimmer woher ich jetzt eine Tunika nehmen sollte. Aber eines war von vorneherein klar: von meinen würde er keine kriegen! Und während ich mir noch mein Hirn zermarterte, wurde seine „Wünsch-dir-was“ –Liste immer länger. Er faselte irgendetwas von einem Schreiben, das er dem Ianitor in die Hand gedrückt hatte und nicht mehr wiederbekommen hatte. Irgendwas wichtiges, keine Ahnung! Auf jeden Fall brauchte er den Wisch wieder.
    „Äh ja, was? Nein, eine Flavia Agrippina kenn ich nicht.“ Allerdings sagte mir der Name „Agrippina“ etwas. Hieß nicht so die Kleine, die in diesem Brief erwähnt wurde, den ich dem Flavier vorgelesen hatte? Ja sicher! Jetzt musste ich schmunzeln, denn ich konnte mich auch noch gut daran erinnern, dass ich mich gewundert hatte, der Name klinge wie eine ansteckende Krankheit.
    In diesem Fall aber war „Agrippina“ auch noch mit „Flavia“ verbunden, was darauf schließen ließ, dass man mit einer ziemlich seltsamen Mischung rechnen musste.


    „Weißt du was? Bleib einfach hier, ich besorg dir ein paar frische Klamotten und hole dir deinen Wisch bei Acanthus ab.“ Ich konnte nicht glauben, was ich eben gesagt hatte. Aber da ich es gesagt hatte, gab es auch so schnell kein Zurück mehr. Also trottelte ich brav aus dem Bad.


    Da ich die Sache mit der Nachricht als einfachere der beiden Aufgaben erachtete, lief ich zuerst zur Porta. Auch wenn ich eigentlich davon überzeugt war, dass der Ianitor den Brief schon längt weggeworfen oder aufgefressen hatte und es einiges an Überredungskünsten kostete, ihn zum Nachdenken zu animieren, wo denn der Wisch abgeblieben war. Ich war dann auch gar nicht überrascht, als er mir dann einige Flüche an den Kopf warf und mir nahelegte, mich schleunigst zu verpissen. Letztendlich aber entdeckten meine Augen ein zusammengeknülltes Stück Papyrus auf dem Boden, was sich dann tatsächlich als des gesuchte Objekt erwies.
    Eigentlich hatte ich inzwischen die Schnauzte schon gestrichen voll. Deswegen zauderte ich auch nicht mehr lange und schlappte direkt zur Sklavenunterkunft, um Mica eine von meinen besseren Tuniken auszuleihen. Möglich, dass sie nicht wie angegossen passte. Aber das war mir im Augenblick so was von egal.


    Als ich wieder zueück war hielt ich in der einen Hand die Nachricht und in der anderen meine Tunika. „Hier! Da hab ich eine Tunika für dich und das ist dein Wisch.“ Oder das, was von ihm übrig geblieben war.

    Junge, Junge, der tat gerade so, als wäre in der Tasche ein Schatz versteckt. Er hatte doch nicht etwa ein paar von den Silbertellern aus Baiae mitgehen lassen, um sie hier in Rom zu verticken?! Allerdings, machte er nicht gerade den Eindruck, als könne er einer Fliege etwas zuleide tun.


    Dann redete er so komisches Zeug, das ich nicht verstand. Wer oder bitte was war den Aspergillus? Vielleicht der Typ, der die Wände verputzt hatte? „Kenn ich nicht!“, bemerkte ich beiläufig denn er begann gleich darauf zu erläutern, was denn nun wirklich in der Tasche war. Die Last des Wissens also! Aha, das war ja mal interessant! Buchrollen und Notizen von den großen Meistern, also. Bevor ich ihn fragen konnte, ob er sie vielleicht auch in Baiae hatte mitgehen lassen, fuhr er fort und meinte, er hätte das Zeug alles selbst gesammelt und würde es immer noch studieren. „Tja“, was sollte man denn da sagen? „Das ist ja echt toll. Und wozu soll das gut sein? Ich meine, weil du das ja anscheinend ständig überall mit dir herumträgst.“
    Kaum hatte ich meine Frage formuliert, da kleisterte er mich mit irgendwelchen Namen voll, von denen ich aber auch keinen kannte. Oder vielleicht doch? „Pedanios? Na klar, den kenn ich! Der ist hier im Haus Scriba! Eigentlich ein netter Kerl, bloß ab und zu etwas anstrengend. Meint immer er wär was besseres, weil er Grieche ist.“


    Der Sklave tauchte seine Hand ins Wasser. Zuerst hatte ich noch die Befürchtung, er würde sich erst mal beschweren, weil ihm die Warm – Kalt- Mischung nicht passte. Aber anscheinend hatte ich doch die Richtige Temperatur getroffen. Dann begann er sich zu entkleiden und legte seine Klamotten, die er zuvor fein säuberlich zusammen gefaltet hatte, neben die Wanne. Ich sah ihm dabei nur interessiert zu, weil ich einen wie ihn noch nie gesehen hatte. Seine Sachen waren doch dreckig! Warum also diese penible Orndng? Seltsam, wirklich seltsam!


    „Ich heiße Angus,“ antwortete ich ihm, nachdem er mir seinen Namen verraten hatte und mich nach meinem fragte.
    Immer noch verfolgte ich aufmerksam sein Tun, bis er mich nach zwei Namen fragte. Der eine sagte mir gar nichts und der andere… nun ja. „Artomaglos? Kenn ich nicht. Aber diese Asny. Den Namen habe ich schon mal gehört. Die ist vor ein paar Wochen gestorben. Warum? Waren das deine Kumpels?“

    „Nein, noch nie, hicks,“, erklärte ich, so gut es noch ging, denn allmählich breitete sich die Wirkung des Alkohols auch auf mein Sprachvermögen aus. „Sie is meine Freundin, weisdu. Da bezahlt man nix für.“ Als er dann aber konkreter wurde und meinte, sie mir „richtig“ kaufen zu wollen, sozusagen als seine Sklavin, damit ich und sie… Also ,ich musste das erst mal kurz sacken lassen, zumal es inzwischen ein bisschen länger dauerte, bis das Gehörte ins Hirn vordringen konnte. Irgendwie fühlte sich das schon komisch an, andererseits war es DIE Chance für uns.
    „Du bis irgendwie schräg! Weisdudas?“ Aber waren sie das nicht alle, die Römer –irgendwie schräg? Nur hätte ich es unter normalen Umständen wohl kaum gewagt, es einem direkt ins Gesicht zu sagen.
    Als ob ich nicht schon genug gehabt hätte, nahm ich mir noch einen Becher voll Wein, obwohl ich schon ahnte, ich würde es noch bereuen. Wenn nicht jetzt, dann spätestens Morgen, wenn mich mein Kater plagte.
    „Na klar! Da schnappst du dir eine und heiratest sie gleich mit!“ Was den Vorteil gehabt hätte, sich den ganzen Aufwasch mit der Planung und Durchführung des Festes zu sparen. Mal ganz abgesehen von den Kosten! Eine wirklich schöne Vorstellung, wenn man mal bedachte, welch riesiger Aufwand dahinter steckte… und überhaupt…
    „Boah scheiße is mir schlecht! Ich glaub, ich muss kotzen!“ Oh nein, wollte ich denn etwa schon die Waffen strecken? Vor einem Römer auch noch?! Und dann in diesem mehr als fragwürdigen Ton! Aber gegen das blümerante Gefühl in der Magengegend war ich einfach machtlos!

    Ich war nicht zurück zur Villa gegangen. Nein, ich war dorthin geflohen! Ganz bestimmt nicht hätte ich mir das je einmal träumen lassen. Nun aber war es aber der einzige Platz, zu dem ich noch gehen konnte. Ich mochte zwar nicht willkommen sein, aber dennoch wurde ich geduldet, solange ich meinen Pflichten nachkam. Meinen verdammten Pflichten!


    Morrigan hatte mich demontiert, und zwar so richtig. Ihre Worte wollten mir einfach nicht aus dem Sinn gehen. ‚Es wäre die Hölle für uns beide‘ Oh ja, die Hölle! Inzwischen kannte ich mich mit den römischen Jenseitsvorstellungen so gut aus, um zu wissen, was sie damit gemeint hatte. Die Hölle oder auch Tartarus genannt, musste ein ziemlich schrecklicher Ort sein. Wenn nicht sogar der Schrecklichste. Wer hier landete, hatte es richtig verbockt! Der Strafort der Unterwelt, sozusagen. Der Ort der ewigen Qualen.
    Mein Traum vom Zusammenleben war wie eine Seifenblase zerplatzt. Zurück blieb nun nur noch Katerstimmung .Das ernüchternde Ende eines weinseligen Abends. „Flavische Zucht“ hatte sie es genannt. Ja, mich zu lieben hätte womöglich zur flavischen Zucht geführt. Neue Sklaven für den Flavier, Früchte meiner Lenden...


    Morrigan war nun frei. Aus ihr war Helvetiana Morrigan geworden. Alleine daran hätte es schon scheitern müssen. Mit einem wie mir hätte sie sich wahrscheinlich sowieso nicht eingelassen. Ich war doch nur ein verdammter Sklave! Ein Nichts! Einer, der erst fragen musste, ob er zu ihr gehen durfte. Wenn das nicht zum Lachen war!


    Nein, ich konnte nicht mehr! Ich hatte ein für alle Mal genug! Jetzt war Schluss! Und zwar endgültig Schluss! An göttliche Fügung glaubte ich nicht mehr. Meinen Glauben hatte ich verloren und falls es sie doch irgendwo geben sollte, spotteten sie nur über mich. Oh nein, die Götter würden mich nicht mehr länger zum Narren halten! Ich war es müde, auf die göttliche Hand zu warten, die mich erlöste. Nein, bereits in Morrigans Gegenwart war der Entschluss herangereift. Ich würde das jetzt selbst erledigen!


    Der Tod durch das Schwert wäre ein angemessener Tod, dachte ich mir. Erstrebenswert und edel. Wenigstes zum Schluss bekäme ich dann meine Ehre wieder zurück! In meinem aufgebrachten Zustand, in dem ich in der Villa ankam, fand ich natürlich auf Anhieb kein Schwert. Diese verdammten Flavier! Alles hatten sie! Wirklich alles – nur keine Schwerter!
    Also musste eben ein großes Küchenmesser dafür herhalten. Nachdem ich noch einmal seine Schärfe geprüft hatte, eilte ich hinaus in den Garten. Dorthin, wo mich keiner störte. Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt und die verfluchten Vögel hatten endlich aufgehört, so unverschämt fröhlich zu singen. Zu dieser Zeit würde sich eh niemand mehr hier draußen herumtreiben.


    Ich war fast entschlossen bis zum anderen Ende des Gartens gelaufen und hatte mir ein „passendes Plätzchen“ gesucht. Wenn es denn für das, was ich vor hatte, überhaupt so etwas gab.
    Nahe einem Buschwerk ließ ich mich kniend nieder. Das kühle Gras unter meinen Schienbeinen war angenehm, doch es hätte mich nicht aufhalten können. Mich hielt nichts mehr hier in dieser Welt. So nahm ich das Messer und richtete es mit der Spitze seiner Klinge gegen meine Brust. Nur einmal fest zustechen, sagte ich mir.
    Mein Puls raste, nervös strich ich mit meiner Zunge über meine Lippen. Auf drei! Eins… Zwei…
    Ein Rascheln! Ich hörte ein Rascheln. Es musste aus einem der Büsche kommen. Schnell ließ ich das Messer sinken und sah mich um. Aber da war niemand! Es musste wohl der Wind gewesen sein… oder irgendein Tier.


    Wieder griff ich zu dem Messer und lenkte es wieder in die vorhergehende Ausgangsposition. Nur nicht die Nerven verlieren, sagte ich mir. Dann atmete ich noch einmal tief durch. Mit beiden Händen hielt ich den Griff fest umschlossen. Ich zog die Waffe ein kleines Stück von mir weg, um sie mir dann mit aller Wucht in die Brust zu rammen. Soweit mein Plan. Wieder zählte ich auf drei. Eins… Zwei…
    „An deiner Stelle würde ich das nicht machen!“, flötete plötzlich eine vorlaute Kinderstimme scheinbar aus dem Nichts.
    „Was?!“ rief ich vor Schreck auf und ließ ich das Messer fallen Dann sah ich mich in alle Richtungen um. Aber wieder konnte ich nichts erkennen. Das mussten meine Nerven sein! Jetzt hörte ich auch schon Stimmen!
    Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, wiederholte ich die Prozedur von Neuem. Wieder war ich so weit, um auszuholen. Diesmal würde ich es schaffen! Diesmal musste ich es schaffen! Sonst würde mich endgültig mein Mut verlassen und ich wäre in diesem Leben weiter gefangen. Auf drei! Eins.. Zwei…


    „Zweieinhalb!“ war plötzlich kichernd zu hören, obwohl ich doch nur für mich in meinem Kopf gezählt hatte! „Du wirst einen riesen Ärger kriegen! Das kann ich dir versprechen!“
    Wieder ließ ich das Messer fallen, doch diesmal stellte ich mich sofort auf meine Füße. Erneut sah ich mich um, und konnte wieder niemand entdecken. Doch damit gab ich mich diesmal nicht zufrieden! Wine Mischung aus Wut und Verzweiflung brachte mich dazu, nun auch in den übrigen Büschen nachzusehen. Aber außer einem Kaninchen, welches Reisaus nahm, als es mich sah, war dort nichts.


    „Wieso sollte ich Ärger kriegen?“ Ich ließ mich nun auf dieses perfide Spiel ein, um die Richtung ermitteln zu können, aus der die Stimme kam.
    „Na, wer soll denn den Dreck weg machen? Das ganze Blut und alles! Morgen soll an dieser Stelle ein Zelt aufgebaut werden. Für die Hochzeit!“
    So sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte nicht herausfinden, woher die Stimme kam. Jedesmal wenn ich geglaubt hatte, den richtigen Busch erwischt zu haben, musste ich feststellen, das dort nichts war.
    „Das ist mir doch egal. Dann bin ich doch schon tot!“ ,rief ich. Ach herrje, diese verdammte Hochzeit! Alleine dafür lohnte es sich bereits, sich ein Messer zwischen die Rippen zu rammen!


    „Nein, bist du nicht!“, ertönte die naseweise kindliche Stimme wieder.
    „Ach ja?! Wer bist du? Oder besser gefragt, was bist du eigentlich? Ein Irrwisch?!“, fragte ich den Busch, vor dem ich stand. Aber wider erwarten kam diesmal keine Antwort. Entweder spielte hier jemand ein böses Spiel mit mir oder ich war bereits völlig durch den Wind. Natürlich zog ich es auch in Betracht, ein unnatürliches Wesen vor mir zu haben, das mir die Götter gesandt hatten… so aus Rache eben.
    Verständnislos schüttelte ich den Kopf und ging zu meinem Platz zurück. Wieder kniete ich micht hin, nahm das Messer, holte aus. Auf drei! Eins.. Zwei… Dann verharrte ich einen Moment, weil ich eigentlich schon damit gerechnet hatte, wieder gestört zu werden. Aber diesmal blieb alles ruhig. Also hatte ich mir alles nur eingebildet. Das war nur die Aufregung, sagte ich mir.


    „Ach Angus, das Leben ist doch viel zu schön, um es einfach wegzuwerfen!“, flötete die Stimme plötzlich altklug, genau in dem Moment, als ich zustechen wollte. Völlig entnervt, ließ ich wieder das Messer sinken.


    „Ach ja wirklich?“, fragte ich ungehalten. Wieder ließ ich mich auf das Gerede des Irrwischs ein. „Das war ja jetzt als Scherz gemeint! Oder? Mein Leben ist eine permanente Aneinanderreihung von Katastrophen! Ich wüsste nicht, was daran schön sein soll!“
    "Du übersiehst das Wesentliche, Angus!", kam prompt die Antwort.


    Ach, mir wurde das alles zu bunt! Wütend stand ich wieder auf, warf das Messer achtlos in einen Busch und kehrte zurück zur Sklavenunterkunft. Nicht mal in Ruhe umbringen konnte man sich in diesem Irrenhaus!

    Als sie es erlaubt hatte, küsste ich sie noch einmal. So intensiv, als ob ich vor hätte, noch lange davon zehren zu wollen. Wie gerne wäre ich noch länger bei ihr geblieben. Doch ich wusste, wie aussichtslos es war, noch länger hierzubleiben.


    „Leb wohl, mein Herz!“, sagte ich zu ihr mit ersterbender Stimme. Dann wandte ich mich zur Tür um und blickte nicht mehr zurück. Das hätte ich nicxht überstanden. Stattdessen rannte die Treppe hinunter und dann nur noch hinaus zur Straße. „Vor wem rennst du denn weg?“ rief mir der Türsteher noch lachend hinterher. Doch ich ignorierte ihn.

    Ich war noch immer sprachlos. Mir konnte einfach kein Wort mehr über die Lippen kommen. Dafür sprach Morrigan umso mehr. ‚Es wäre die Hölle für uns beide‘ und ‚flavische Zucht‘ waren wohl die beiden Bemerkungen, die mich am meisten trafen. Unwillkürlich fielen mir Vulpes Worte wieder ein, was sie mir damals erzählt hatte, als ich sie kennenlernte. Vulpes war auch ein Produkt der flavischen Zucht gewesen. Das Ergebnis eines erzwungenen Beischlafs zweier Sklaven, die nicht das Geringste für einander empfunden hatten und die man nur zusammengeführt hatte, damit sie sich paarten und neue Sklaven daraus entstanden.
    Aber so war es doch nicht zwischen uns! Wir liebten uns doch!Jedoch, ich verstand schon ihren Einwand der Kinder wegen. Ich wusste, sie wären dann auch Sklaven gewesen, so wie ihre Eltern es waren. Aber selbst das spielte ja nun auch keine Rolle mehr, da Morrigan inzwischen frei war.


    Letztendlich machte sie mir einen Vorschlag, wie wir doch noch unsere Liebe aufrecht erhalten konnten, da sie anders nicht mit mir zusammenleben konnte. Natürlich, ich konnte den Flavier fragen, oder einfach so herkommen. Stundenweise, so wie früher. Doch all das war nicht das, was ich mit so gewünscht hatte.
    „Ja…ja, du hast rech. Die ganze Sache war dumm von mir,“ antwortete ich schließlich und klang dabei ein bisschen wie ferngesteuert, denn eigentlich ging ich bereits ein anderes Szenario in meinem Kopf durch, von dem ich Morrigan aber nichts erzählte.
    „Ich… ich werde ihn fragen, .. gleich heute Abend. Wenn er es wirklich gut mit mir meint, wird er zustimmen“ Nein, ich würde ihn wohl nicht mehr fragen, denn in mir manifestierte sich ein ganz bestimmtes Vorhaben, Stück für Stück.
    „Darf ich dich noch einmal zum Abschied küssen, bevor ich jetzt wieder gehen muss?“ Ich machte wieder einen Schritt auf sie zu und versuchte dabei ein Lächeln zu imitieren. Morrigan sollte von alldem nichts mitbekommen, wozu ich mich soeben entschlossen hatte.

    Irgendwie hatte ich es ja bereits geahnt! Als der fremde Sklave mir mit ‚ich will ja keine Umstände machen‘ kam, da wusste ich genau, was es geschlagen hatte. Denn genau solche Typen, die angeblich keine Umstände machen wollten, machten erst recht welche und zwar nicht zu wenig!
    Und die Bestätigung meiner These folgte auf dem Fuß.


    Da! Hatte ich es nicht gesagt? Da fing es schon an! Ich sollte ihm sagen, wo er seinen Kram abladen konnte. Oder anders gesagt ‚hier nimm mir mal meine schwere Tasche ab und stell sie irgendwohin, wo das Zeug darin nicht nass wird‘. Dabei hatte er diesen Gesichtsausdruck von kleinen Hundebabies, der irgendwie herzerweichend war und dem auch ich mich natürlich entziehen konnte.
    „Ach gib schon her, ich bring sie raus und stelle sie vor die Tür. Da passiert deinem Zeug nichts.“ Eigentlich wartete ich nicht, bis er mir die Tasche gab, ich nahm sie ihm direkt von den Schultern und brachte sie, so wie ich es versprochen hatte, nach draußen.
    Das Ding war ja verdammt schwer! Ob da noch eine Ladung Steine drin war? Gleich neben der Tür stellte ich die Tasche ab. Bei der Gelegenheit besorgte ich ihm auch gleich noch ein Handtuch. Sonst kam er garantiert gleich mit dem nächsten Anschlag auf mich zu.


    „Was hast du denn in deiner Tasche? Die war ja ganz schön schwer!“, stellte ich fest, als ich wieder bei ihm zurück war. Mein griesgrämiger Ton, war längst vergessen. Im Grunde konnte der Kerl ja nichts dafür! Nebenbei reichte ich ihm das Handtuch und war schon ganz auf seine Geschichte gespannt. Auch wenn ich immer wieder davon gehört hatte, dass alle, die aus Baiae kamen, mehr oder minder einen Sprung in der Schüssel hatten. Und dabei sollte es angeblich kaum einen Unterschied machen, ob es sich dabei um Sklaven oder Herrschaften handelte. Selbst hier gab es unter der Sklavenschaft ein paar glänzende Beispiele dafür, die diese Gerüchte erhärteten. Ich dachte da nur an Candace zum Beispiel, oder Vulpes, die zumindest in Baiae geboren worden waren...

    In ihrem Gesicht spiegelte sich keine Freude wieder. Nichts war darin außer Fassungslosigkeit. Sie taumelte zurück, als sei ihr nicht gut. Als habe ich ihr etwas angetan. Sie musste sich setzen und starrte mich nur an, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
    Doch dann aber brach es aus ihr heraus. Ein regelrechter Schwall aus Worten, die scharf wie Klingen waren. Die das, was ich ihr erzählt hatte, Stück für Stück auseinanderhieben. Mein Konstrukt für unsere gemeinsame Zukunft krachte, einem Kartenhaus vor meinen Augen in sich zusammen. Übrig blieb nur ein Haufen Scherben.
    Immer wieder hatte ich versucht, dagegenzuhalten. Doch Morrigan ließ mir keine Möglichkeit dazu. Sie nannte mir tausend Gründe, weshalb es für sie außer Frage stand, einzuwilligen.
    „Er … er ist nicht so, wie du denkst.. Er ist…“ Anders? Vielleicht hatte Morrigan ja sogar recht. Scato war besoffen gewesen. Aber es musste doch wenigstens einen Grashalm geben, an den ich mich noch klammern konnte!
    Als Krönung des Ganzen präsentierte sie mir dann eine Tabula, die sie mir in die Hand drückte, damit ich sie las. Das tat ich dann auch.
    Frei, sie war frei! Versiegelt und verbrieft! Er, dieser Helvetier hatte sie frei gelassen! Mich allerdings hatte sie damit in einen tiefen Abgrund gestürzt!. Ich gab ihr die Tabula zurück und sagte erst nichts. Dazu war ich einfach zu überrascht. Nun sah sie mich fassungslos da stehen. Sie hatte mir mit einem Schlag all meine Aussichten genommen und vor meinen Augen zertrümmert.

    Mir war es gelungen, sie wenigstens für den Moment zu besänftigen, so dass sie nicht mehr ihre Krallen ausfahren konnte, um sie mir anschließend in den Leib zu rammen. Anfangs schien sie nicht zu begreifen, was ja durchaus auch verständlich war. Woher auch hätte sie nur ahnen können, wie die Dinge sich entwickelt hatten. Als sie sich dann vom Zustand meines Rückens überzeugte und sie nun auf Nummer sicher gehen konnte, dass ich ihr nichts vormachte, begannen meine Worte langsam zu ihr vorzudringen.


    „Äh was? Nein, der Flavier hat mir nicht die Freiheit geschenkt. Das wird sicher noch eine Weile dauern.“ Wenn überhaupt! Und überhaupt, wie kam sie denn auf so was? Natürlich hatte er mich nicht freigelassen! Dafür lag meine Schuld zu tief. Ich würde mich erst wieder von Neuem beweisen müssen und ihm treu dienen, bis eine Freilassung überhaupt einmal in Erwägung gezogen werden konnte.


    „Aber, wir haben uns ausgesprochen, sozusagen von Mann zu Mann und er erklärte mir, wie wichtig ich für ihn sei und wie sehr er meine Meinung schätzt.“ Ich ließ an dieser Stelle besser unerwähnt, wie betrunken er und ich an jenem Abend gewesen war.


    „Und ich habe ihm von dir erzählt. Dass ich dich über alles liebe und wie dumm ich gewesen war, dich einfach gehen zu lassen. Er meinte daraufhin, ich solle dich besuchen, denn ich hätte doch alle Möglichkeiten, für immer vereint zu sein, mit dir, mein Herz. Er erklärte mir, er wolle dich kaufen – für mich! Damit wir beide vereint sein können, eben wie Mann und Frau!“ Anfangs war ich ja ein wenig skeptisch gewesen, als er erklarte hatte, sie mir kaufen zu wollen, wie ein paar Schuhe oder irgendeinen anderen Gebrauchsgegenstand. Doch dann erkannte ich die Vorteile darin.Wenn das keine guten Nachrichten waren! Ich strahlte über beide Ohren und war so voller Hoffnung.
    „Mein Dominus muss also mit deinem nur einen Handel abschießen und dann gibt es nur noch dich und mich! Sind das nicht hervorragende Nachrichten, mein Herz?!“

    Als ich sie nun in meinen Armen hielt, sie küsste und ihr abermals meine Liebe gestand, schmiegte sie sich nicht an mich, so wie sie es sonst immer getan hatte. Sie verharrte stattdessen in einer unnatürlichen Starre. Widerstand regte ich in ihr, erst leise, dann heftiger und schließlich entlud sich ihre Abneigung mir und meinen Liebesbezeugungen gegenüber auf ungestüme Weise. Sie schupste mich von sich weg und schrie mich an, was mir denn einfiele. Ich war ganz perplex und verstand die ‚Welt nicht mehr. Ich war es doch! Ich, der sie über alles liebte. Und diesmal war ich doch gekommen und hatte eine reelle Perspektive für uns dabei. Eine Chance, Seite an Seite zu leben, wie Mann und Frau. Aussichten, die ich vor einigen Tagen bei meinem letzten Besucht nicht einmal zu träumen gewagt hatte.


    Schließlich wich ich zurück, als sie drohte, zur Furie zu werden. „Aber Liebste, so beruhige dich doch! Es hat sich alles zum Guten gewendet! Hörst du nicht? Vor einigen Tagen glaubte ich, es gäbe keine Zukunft mehr für dich und mich, weil ich keine Zukunft mehr für mich sah. Ich hätte dir nichts als eine leere leblose Hülle bieten können, da ich glaubte, dazu verdammt zu sein, für den Rest meines Lebens dahinzuvegetieren... Und außerdem habe ich niemals behauptet, dich nicht mehr zu lieben! Meine Liebe zu dir ist noch immer heiß, wie Feuer! So wie am ersten Tag und jede Faser meines Körpers seht sich nach dir, mein Herz!“ Wie hatte sie nur glauben können, ich liebe sie nicht mehr? Wegen Aislin? Aber Aislin war doch tot! Und selbst wenn sie noch lebte, hätte ich diese Liebe nicht einfach ignorieren können.


    „Sieh dir meinen Rücken an, Liebste. Er ist übersät von Narben der Peitschenhiebe. Doch das war nicht die einzige Strafe, die mir mein Dominus auferlegt hat. Durch meine Verfehlungen gegenüber ihm, glaubte ich, meine Hoffnung auf eine Freilassung verwirkt zu haben. Deshalb kam ich, um es für dich leichter zu machen, mein Herz. Du hattest so viele Pläne und ich hatte dir versprochen, dich mit in meine Heimat zu nehmen, wenn irgendwann für dich und mich der Tag der Freiheit gekommen ist. Ich hätte mein Versprechen nicht halten können und deshalb wollte ich dir nicht im Wege stehen. Doch nun gibt es eine echte Chance für uns, zusammenzuleben! Mein Dominus hat sich versöhnlich gezeigt und mir verziehen“ Ich schaute sie voller Erwartung an, was sie dazu sagen würde.

    Das balneum servorum war nicht gerade ein Lichtblick römischer Innenausstattung. Die Wände waren in einem einfachen Grau gehalten und der Boden nicht beheizt. Der Raum wirkte ziemlich dunkel und es roch muffig. Aufgrund der schlechten Belüftungsmöglichkeiten, hatte sich an den Wänden bereits Schimmel gebildet. Eine Öllampe sorgte wenigstens für etwas Licht. In der Mitte des Raumes fand sich ein großer Bottich, der erst noch gefüllt werden musste.


    Mit den Worten „Ich werde alles weitere Notwendige veranlassen, verließ der kleine Scheißer das Sklavenbad und lief mir direkt in die Arme. Tja, das hatte ich jetzt davon, dass ich mich um diese Zeit hier herumdrückte.
    „Ah Angus, gut dass ich dich treffe! Du könntest warmes Wasser besorgen. Im Balneum wartet ein wichtiger Sklave aus Baiae, der später noch zu Dominus Gracchus geführt werden musst. Du müsstest das jetzt übernehmen, denn ich muss wieder zurück. Acanthus wartet bereits auf mich!“ Komisch, der Kurze brachte sonst kaum ein Wort heraus und nun sprudelte es aus ihm, wie aus einem Wasserfall.
    „Ähm ja ähh!“ Eine wahrhaft glanzvolle und intelligente Äußerung brachte ich da zutage und verpflichtete mich dadurch automatisch, mich um das Bad und den darin befindlichen Sklaven zu kümmern.
    Phoebus war bereits auf dem Sprung. Ich konnte also gar nicht mehr anders. Zähneknirschend und seufzend, da ich meinem Schicksal nicht entfliehen konnte, kümmerte ich mich also um das warme Wasser. Damit auch noch andere Sklaven ihren Spaß hatten, engagierte ich gleich noch ein paar meiner Schicksalsgenossen, die weitere Eimer zum Balneum servorum trugen.
    „Salve,“ sagte ich zugegebenermaßen etwas unwirsch und kippte das Wasser in den großen Bottich. Die anderen Sklaven taten es mir nach und verschwanden dann wieder. Ich jedoch blieb, denn ich sollte mich ja un diesen ach so wichtigen Sklaven aus Baiae kümmern!
    „Brauchst du noch was?“ Vielleicht war der Kerl ja so wichtig, dass man ihn waschen und danach noch hinter den Ohren kraulen musste.