Beiträge von Angus

    Theoretisch nicht. :D


    Allerdings wurde Jasim bei ihrer Versteigerung nicht verkauft. Angus hat sie nach Absprache mit ihr und der SL "gekauft". Eigentlich wollte er sie danach laufen lassen. Leider wurde das aber von dem Spieler/ der Spielerin hinter Jasmin noch nicht aufgegriffen und ausgesimmt. ;)

    Der Sommer hatte Einzug gehalten und mit ihm war die große Hitze gekommen. Die Stadt stank. Ein fauliger ranziger Geruch lag über Rom. Die Sonne schien unerbittlich herab auf die Stadt und vertrieb jedes noch so kleine Wölkchen. Seit fast drei Wochen hatte es nicht mehr geregnet. Die Menschen dürsteten nach dem Nass. Diejenigen, die es sich leisten konnten, verbrachten diese Zeit des Jahres am Meer oder in den Bergen. Die Anderen suchten die schattenspendenden Gärten ihrer Villen und Häuser auf. Nur die Sklaven waren wie eh und je emsig damit beschäftigt, für das Wohl ihrer Herrschaften zu sorgen. Botengänge versuchte man auf die frühen Stunden des Tages oder kurz vor Sonnenuntergang zu verlegen, um so der unerträglichen Hitze des Nachmittags entgehen zu können.


    Diese Affenhitze machte mir schwer zu schaffen. Die Sonne hatte meine Haut krebsrot gefärbt und mir einen Sonnenbrand verpasst. Besonders nachts schmerzten die verbrannten Stellen und raubten mir den Schlaf. Da half selbst das Olivenöl nicht mehr, mit dem ich mich immer einrieb. Sehnsüchtig träumte ich von den kühlen Wäldern meiner Heimat und dem klaren Wasser des Flusses, der an unserem Dorf vorbei floss. Was hätte ich alles dafür gegeben, jetzt dort zu sein! Stattdessen stiefelte ich mehr als verdrießlich auf dem Markt umher und machte Besorgungen. Ich schleppte bereits eine große Tasche mit Einkäufen mit mir herum. Der lederne Riemen der Tasche hatte sich in die verbrannte Haut meiner Schulter geschnitten. Ich schwitzte und war durstig. Außerdem war mir alles zu viel! Wenn mir jetzt noch einer blöd kam, konnte ich für nichts mehr garantieren.


    Zum Glück fand ich dann noch einen Brunnen, aus dem ein Rinnsal des kalten Nass heraussprudelte. Ich beugte mich hinab und benetzte meine Hände mit Wasser und versuchte mein Gesicht damit zu kühlen. Ah, tat das gut! Am liebsten hätte ich hier noch länger verweilt, doch ich musste weiter. Seufzend richtete ich mich wieder auf und wollte meinen Weg fortsetzten, als mich ein riesen Kerl anrempelte und mich fast zu Boden riss. „He, bist du blind?! Kannst du nicht aufpassen?!“


    Sim-Off:

    Reserviert! :D

    Natürlich hatte man auch den Ianitor über das bevorstehende Eintreffen des claudischen Besuchers informiert. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb er diesmal nicht ganz so grantig war. Als der claudische Sklave an der Porta klopfte, wurde ihm daher ohne Umschweife aufgemacht.
    Da der Claudier in erster Linie ein Gast des Flavius Scato war, hatte man dessen Sklaven Angus dazu verdonnert, den Besucher zu begrüßen und sich um ihn zu kümmern.


    „Salve Dominus!“, begrüßte ich den Claudier und bat ihn freundlich, doch einzutreten. „Bitte folge mir. Du wirst bereits erwartet.“ Schließlich schritt ich voran und führte den Gast zum Triclinium.

    Noch einmal schnellten meine Augen zu dem Flavier. Warum rannte er nicht einfach davon? Das war schließlich nicht sein Streit. Typisch Togaträger!, war mein erster Gedanke, als er sich nicht von der Stelle bewegte. Wozu brauchte man auch so viel Stoff? Völlig unnötig! Doch sicher lag es auch daran, dass der Römer einfach nur wieder zu geschockt war, um etwas Derartiges in Betracht zu ziehen. Ich konnte mich ja noch sehr gut an den letzen Zwischenfall erinnern.


    Cedrecs Männer kamen immer näher, woraufhin ich noch einige Schritte zurück wich, um den Flavier besser schützen zu können. Einen Herzschlag lang überlegte ich, ob ich nicht mein Messer unter der Tunika hervorholen sollte und mich dann todesmutig auf die Angreifer stürzen sollte. Doch ich konnte mir ja meine Chancen ausrechnen. Höchstwahrscheinlich würden Aislin und Scato dabei draufgehen und Cedrec würde auch mein Leben nicht verschonen. Also beließ ich das Messer vorläufig dort, wo es war. Auch wenn ich es dem elenden Mistkerl gerne in die Brust gerammt hätte.
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite!“, antwortete ich gereizt. „Aber wie ich sehe, brauchst du immer noch Handlanger, die die Drecksarbeit für dich erledigen!“ Ich schnaubte vor Wut. Dieser elende Feigling versteckte sich wieder hinter seinen Männern und Aislin, die ihm zweifellos nicht freiwillig geholfen hatte. „Komm her und kämpfe wie ein Mann!“, forderte ich ihn auf. Cedrec aber lachte mich nur aus, was mich noch wütender machte.
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    „Ach nein, lass mal. Das erledigen später meine „Handlanger“. Eigentlich wollte ich ja nur mein Eigentum wieder zurück…“ Dabei legte er seinen Arm demonstrativ um Aislins Taille. „… und da wir dich nun gefunden haben, will ich das zu Ende bringen, wozu die Römer nicht imstande gewesen waren.“ Meine Brust bebte, als seine dreckigen Finger meine Frau anrührten und er sie als sein Eigentum bezeichnete. Aber ich kannte Cedrec nur zu gut. Ich war mir bewusst, dass er mich nur provozieren wollte, damit ich wieder ganz kopflos eine Dummheit beging. Auch wenn es mir schwer fiel, ging ich nicht darauf ein.
    „Dann lass wenigstens den Römer frei. Er hat mit alledem nichts zu tun. Das ist nur eine Sache zwischen uns beiden.“ Eigentlich wusste ich, dass es sinnlos war, denn Cedrec war ein Mann, der es nicht mochte, wenn irgendwelche Zeugen übrig blieben. Sogleich ging sein Blick zu dem Flavier, der noch immer hinter mir stand. Dieser Anblick schien ihn zu amüsieren, denn ein widerliches Grinsen machte sich auf seiner Fratze breit. „Das ist dein Dominus, nicht wahr? Das Leben als Sklave muss sicher eine besondere Erfahrung sein…“, sinnierte Cedrec. „Nein, tut mir leid, den Römer brauchen wir noch.“


    „Du mieser Dreckskerl! Ich schwöre, ich werde dir dein…“ Zu mehr kam ich nicht mehr. Zuerst spürte ich, wie etwa stumpfes meinen Kopf traf, dann kam ein stechender Schmerz hinzu. Schließlich wurde alles um mich herum schwarz und meine Knie sackten ein.


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    Donall, einer von Cedrecs Männern bedrohte nun Scato mit seinem Messer. „Du kommst jetzt mit uns, Freundchen,“ meinte er grinsend.


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    Der Andere - Maddox, der mich mit dem Knauf seines Messers ausgeknipst hatte, versuchte mich wieder hochzuziehen. „Du hilfst mir, ihn zu stützen,“ herrschte er Scato an…


    Cedrec und seine Männer verschwanden mit ihren Gefangenen in einer dunklen Gasse irgendwo in der Subura, dort wo sich die Häuser dicht an dicht drängten und das Tageslicht kaum eine Chance hatte, einzufallen. Irgendwann erreichten sie eine ziemlich heruntergekommene Insula. Dort wurden sie bereits von einem weiteren Mann, der Noalan hieß, erwartet. Wenig später fanden sich die Gefangenen in einem abgedunkelten Raum wieder, in dem außer einer hölzernen Kiste keinerlei Möbel standen. Man hatte ihnen die Hände gebunden. Doch zuvor hatten sie den Römer von seiner Toga befreit und sich mit dem Tuch einige Späße bereitet.

    Innerlich war ich noch ziemlich aufgewühlt. Doch ich versuchte alles von mir wegzuschieben, was meine Aufmerksamkeit gemindert hätte. Allerdings blieb es nur bei dem Versuch. Schließlich begann ich mir Vorwürfe zu machen, weil ich Aislin so eiskalt abserviert hatte. Aber was hätte ich denn machen sollen? Es reichte doch schon, in Scatos Gesicht zu blicken, um zu wissen, dass er mich für einen Lügner hielt… das ich seine Empathie erschlichen hätte. Es war wieder mein Stolz gewesen, der sie mir nun für immer weggenommen hatte. Ich hatte die Hoffnung verloren, sie jemals wieder zu sehen.


    So schritt ich neben dem Römer her, versuchte ihn nicht mit meinen Blicken einzufangen, sondern konzentrierte mich darauf, was sich vor uns auf der Straße abspielte. Einige Schritte hinter dem Römer trotteten Tisander und Alcimenes her. Die beiden tuschelten leise, seitdem wir uns wieder in Bewegung gesetzt hatten. Natürlich wusste ich ganz genau, welches Thema gerade angesagt war. Umso mehr ärgerte ich mich. Es war aber besser, mich unter Kontrolle zu behalten, sonst lief hier alles noch völlig aus dem Ruder. Dann war ich bei Scato völlig unten durch und konnte meine Freiheit endgültig abschreiben. Also beschloss ich, dass dumme Geschwafel der beiden zu ignorieren. Und wie ein Wunder, es klappte sogar. Irgendwann hörte ich die beiden gar nicht mehr, so dass ich wenigstens ein wenig aufatmen konnte. Schließlich kamen wir an eine Kreuzung. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wohin der Römer jetzt gehen wollte. Also verlangsamte ich meinen Schritt und sah dann doch noch zu ihm hinüber. „Wohin geht es jetzt, Dominus?“, fragte ich. Meine Niedergeschlagenheit war kaum zu überhören. Aber nur einen Herzschlag später realisierte ich, dass etwas nicht stimmte... Die beiden anderen Custodes waren nicht mehr bei uns. Panik wollte mich ergreifen.
    „Tisander! Alcimenes! Wo seid ihr?“, rief ich hektisch. Verdammt nochmal, wo waren diese beiden Idioten?! Ich versuchte Ruhe zu bewahren, denn ich wusste, dass Panik nur alles verschlimmerte. Jetzt nur keinen Fehler machen, sagte ich mir immerzu. Behalte deine Nerven!


    Plötzlich, wie aus dem Nichts kommend, standen diese beiden Kerle vor uns. Alle beide hatten Messer in der Hand und sie kamen immer näher auf uns zu. An ihren Messern klebte noch Blut. Schützend stellte ich mich vor den Römern, da ich glaubte, dass die beiden mit dem Flavier noch eine offene Rechnung hatten. Aber dann drang eine wohlbekannte Stimme an mein Ohr, die mein Blut zum kochen brachte.
    „Angus! Wie schön, dass wir uns doch noch einmal treffen! Deine Frau war so freundlich, uns den Weg zu weisen.“ Mein Blick schnellte zu Cedrec, der plötzlich hinter aufgetaucht war. Vor sich her schob er Aislin, die den Tränen nah war.

    Ich hatte mich ja schon länger gefragt, wie es Philemon immer wieder schaffte, dass die Flavier ihm aus der Hand fraßen. Da kam er mal ein ganze Stück zu spät - und was geschah dann? Nicht etwa, dass er was von der Flavia etwas zu hören oder gar zu spüren bekam. Nein, ganz im Gegenteil! Es war ja nicht so schlimm! Aber ich schwor mir, das Bürschchen noch zur Brust zu nehmen, falls er mich hier ins Messer laufen lassen wollte.


    Philemon begann dann auch gleich uns seine Regeln zum bevorstehenden Kampf zu erläutern. Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wer oder was Olympioniken waren, geschweige denn in welchem Stil sie kämpften, waren die Regeln doch ziemlich einleuchtend. Kein Kratzen, Treten oder Schlagen. Wer dreimal zu Boden ging, hatte verloren. Was war daran zu schwer zu verstehen? Ein entschiedenes „Ja“ war dann auch meine Antwort auf die Frage des Schiedsrichters. Klar, dass der Glatzkopf nur die Hälfte mitbekommen hatte und nochmal nachfragen musste. „Hast du was an den Ohren, Kurzer?“, murmelte ich ihm leise zu und wusste, dass ich ihn damit nur noch wütender machte. Aber das war mir egal. „Ich bin auch bereit!“, verkündigte ich ebenfalls. Ja, ich war bereit. Ich wollte mich endlich schlagen… Ach ja, Schlagen war ja verboten!

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    Erst ging sie, dann rannte sie. Die Tränen rannen an ihren Wangen herab und minderten ihre Sicht. Sie hatte sich nicht noch einmal nach ihm umgedreht. Angus, ihr Mann… ihr eigener Mann, für den sie alle Gefahren auf sich genommen hatte, hatte sie davongejagt. Aislin konnte es noch immer nicht fassen! Ihr Schmerz war so groß. Am liebsten hätte sie es laut hinausgeschrien. Stattdessen stieß sie nur einen stummen Schrei aus, der ungehört verhallte. Sie war inzwischen stehengeblieben und ließ sich nun an einer Häuserwand hinab sinken. Ihr schmerzverzerrtes Gesicht vergrub sie in ihren Händen und begann zu schluchzen. Angus Worte, die er an sie gerichtet hatte, kreisten in ihrem Kopf herum und ließen ihr keine Ruhe. Es war so verletzend gewesen. Nie im Leben würde sie etwas Besseres als ihn finden können. Wie sollte sie denn je wieder glücklich werden - ohne ihn?
    Es stimmte, er hatte sich verändert. Er war nicht mehr der Mann, den sie gekannt und geliebt hatte. Das Leben in dieser fremden Stadt hatte ihn anders werden lassen. Und dann dieser aufgeblasene Römer!
    Ailsin wollte sich nicht damit abfinden, dass es so enden sollte. Dass er sie so einfach wegschickte und sich seinem Schicksal ergab. Wo war nur sein Kampfeswille geblieben?
    Langsam rappelte sie sich auf, wischte mit ihrem Handrücken die Tränen aus ihrem Gesicht und wollte weitergehen. Irgendwohin. Nur weg von hier.


    „Na so eine Überraschung! Wenn das nicht meine kleine Aislin ist!“
    Aislin sah erschrocken auf. Diese Stimme kannte sie nur zu gut! Und da war er auch schon – Cedrec. Er hatte sich direkt vor ihr aufgebaut und hatte diesen widerlichen Gesichtsausdruck, der sie nichts Gutes ahnen ließ. Ein, zwei Schritte hinter ihm stehend erkannte sie zwei seiner Männer. Ein er der beiden spielte mit der Klinge seines Messers und grinste sie anzüglich an, als ihr Blick auf ihn fiel. Der andere stand nur da und glotzte. Cedrec machte noch einen Schritt auf sie zu und griff grob nach ihrem Handgelenk.
    „Du kleinen Miststücks wirst mich noch kennenlernen! Du wirst mir nicht noch einmal entwischen! Aber bevor wir uns „unterhalten“, wirst du uns zu ihm führen! Hast du mich verstanden?!“
    Aislin schluckte. Sie zitterte vor Angst. Ihr Handgelenk tat ihr weh. Sie war ihm doch noch in die Falle gegangen und sie konnte ihm nicht entkommen.
    Ängstlich nickte sie. Dann schob er sie vor sich her und trieb sie an, weiterzugehen. Cedrecs Männer folgten ihm. Er war sich nun sicher, dieser Tag würde sein Glückstag sein. Ein Tag, an dem er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen würde…

    Der Sklavenhändler tat das einzig Richtige. Er ging auf den Handel ein. Ich händigte ihm die fünfzig Sesterzen aus und wartete, bis man mir die Sklavin übergab. Die Schergen des Sklavenhändlers hatten sie endlich von den Ketten befreit. Ich hatte mich sowieso schon gefragt, weshalb die Ketten notwendig waren. Die Kleine konnte doch nicht mal einer Fliege etwas zuleide tun.
    „Sollen wir sie noch brandmarken?“, fragte einer von ihnen. Doch ich winkte nur ab. „Ach nein, das braucht ihr nicht. Mein Dominus ist da ziemlich eigen,“ entgegnete ich.


    Schließlich packte ich sie am Arm und zog sie mit mir. Vielleicht war ich ein wenig grob, aber ich wollte hier weg vom Sklavenmarkt und bog wenig später mit ihr in eine ruhige Seitenstraße, wo uns niemand störte und keiner blöde Fragen stellte. Dann ließ ich sie los und musterte sie von oben bis unten. Sie sah ja ganz nett aus, allerdings war mein Herz schon vergeben und außerdem…
    „Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich sie endlich, um das Schweigen zu durchbrechen.

    Es war so rührend, als sie sich richtig Sorgen um mich machte. Ein wenig von ihr erinnerte mich an Aislin. Vielleicht war das der Grund, weshalb die Perserin eine solche Anziehung auf mich hatte und mir mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen war. Ich würde alles tun, um sie nicht zu verlieren. Das hatte ich mir spätestens nach den heutigen Treffen mit ihr geschworen. Liebevoll küsste ich noch einmal ihr Haar. Doch eigentlich wollte ich noch gar nicht gehen. Aber sie hatte sicher Recht damit, dass es besser war, meine kleinen Freiheiten nicht zu überstrapazieren.


    „Ich hoffe, es wird sich bald wieder ergeben, damit wir nicht so lange warten müssen, bis wir uns wiedersehen.“ Ich ergriff ihre Hände und erhob mich ebenso. Als ich dann vor ihr stand, zog ich sie noch einmal zu mir hin und umarmte sie. „Und ebenso werde ich immer dein sein. Ich werde dir niemals wehtun, mein Herz. Du bist für mich das Kostbarste auf der Welt.“Tief in mir drinnen hoffte ich, sie niemals enttäuschen zu müssen. Denn letztendlich konnte ich nicht mehr frei über mein Leben entscheiden. Doch bei einem war ich mir ganz sicher, all meine Liebe gehörte ihr und nur ihr. Absolut niemand würde daran etwas ändern können.
    „Ja, mein Herz, das werde ich. Ich werde mit keiner anderen außer mit dir nach Hause zurückkehren.“ Um mein Versprechen noch mehr Gewicht zu geben küsste ich sie noch einmal. Natürlich würde es nur sie sein, die ich mitnehmen würde… eines Tages, wenn es soweit war. Nur sie bedeutete mir etwas. Und auch wenn ich hie und da einer der Sklavinnen in der Villa schöne Augen machte, hatte das nichts, aber auch rein gar nichts zu bedeuten. Doch dann löste ich mich doch etwas nachdenklich von ihr.
    „Ich hoffe nur, es wird dir dort auch gefallen. Dort ist es nämlich viel kälter, als hier…“

    Dieses seltsame Wechselbad der Gefühle, dem ich ausgesetzt war, endete abrupt als der Flavier mir eine weitere Anschuldigung entgegen schleuderte, die ich so nicht stehen lassen konnte. Ich konnte ja verstehe, dass er sauer war. Schließlich waren gleich drei seiner Sklaven Zeugen geworden, wie leicht ihn die Angst vor einem Übergriff überfallen konnte. Das machte ihn verwundbar.
    „Ja, das dachte ich auch! Ich sah es doch mit eigenen Augen!“, entgegnete ich aufgewühlt. „Es war nie meine Absicht, irgendetwas von dir zu erschleichen, Dominus! Ich schwöre es bei meiner…“ Ehre? So etwas besaß ein Sklave doch gar nicht mehr! Ich spürte, wie alle meine Bemühungen, alles was ich bisher getan hatte, um dem Flavier zu zeigen, dass ich es verdiente, eines Tages freigelassen zu werden, wie von einen Regenschauer davon gespült wurden.
    In diesem Moment hatte ich für Aislin und mich eine Entscheidung getroffen. Im Grunde war es die einzig noch verbleibende Option, die uns übrigblieb. Wie betäubt hörte ich ihm weiter zu, als er sich dann an Aislin wandte und ihr auch noch anbot, für einige Tage in der Villa zu bleiben in den Sklavenquartieren natürlich, wie er besonders noch einmal betonte. Dabei würdigte er mich keines Blickes mehr, wandte stattdessen seine Augen auf die anderen beiden Leibwächter, die eigentlich noch grün hinter den Ohren waren.


    „Ich danke dir für deinen Großmut, Dominus!“, mischte ich mich ein, bevor Aislin etwas sagen konnte. „Aber das wird nicht nötig sein.“ Meine Frau sah mich mit großen fragenden Augen an, einen Blick, der sich wahrscheinlich für alle Ewigkeit in meine Erinnerungen einbrennen würde.
    Dann wandte ich mich an Aislin selbst. Ich versuchte alle meine Gefühle für sie auszubelnden, was mir sichtlich schwer fiel. Doch es musste sein.
    „Warum nur bist du gekommen? Versteh doch, es hat sich alles verändert. Geh! Verschwinde!“ Aislin suchte nach Worten, mir zu widersprechen. Damit hatte sie einfach nicht gerechnet, dass ausgerechnet ich es war, der ihr das Herz brach.
    „Geh! Verschwinde endlich!“, schrie ich sie voller Verzweiflung an. „Du hast etwas Besseres als mich verdient. Fang ein neues Leben an und werde glücklich. Dein Mann wandelt nicht mehr auf dieser Welt. Den Angus, den du einmal gekannt hast, ist längst tot.“ Dann wandte ich mich von ihr ab, um ihr nicht in die Augen schauen zu müssen. Ich wollte einfach nur noch hier weg. Wann gehen wir endlich weiter?!
    „Aber…“ Aislins Stimme erstarb. Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Dach dann ging sie tatsächlich. Wortlos. In die Richtung, aus der sie gekommen war...


    ~~~



    In der Zwischenzeit waren auch vier Männer in die Gasse eingebogen, die deren Verlauf nutzten, um nicht gleich wahrgenommen zu werden. Doch selbst wenn die Gasse übersichtlicher gewesen wäre, hätten wir sie bei all der Aufregung gar nicht bemerkt. Die drei Leibwächter des Flaviers waren dafür zu unaufmerksam gewesen.
    Noch hielten sich die Vier im Verborgenen, um auf den richtigen Zeitpunkt zu warten...


    ~~~



    Als wir unseren Weg endlich fortsetzten, warf ich noch einmal einen Blick zurück. Aislin war weg, sie war spurlos verschwunden, verschluckt von dem Moloch Rom.

    Mit einem Mal fühlte ich mich wieder viele Monate zurückversetzt, zurück zu jenem Tag, an dem der Himmel über mir eingestürzt war. Ich war doch Zeuge dessen geworden, was ihr widerfahren war. Mit eigenen Augen hatte ich gesehen, wie man sie und unseren Jungen tötete. Aus voller Brust hatte ich geschrien, als ich sah, wie sie leblos zu Boden ging und sich nicht mehr rührte. Wie also konnte sie jetzt lebendig vor mir stehen? Ich wusste nicht, ob ich nun ihren Worten glauben sollte oder dem, was ich selbst gesehen hatte.


    Tisander und Alcimenes sahen ratlos zu mir hinüber. Aislin, oder diejenige, die sich für sie ausgab, wand sich noch immer, um aus dem Griff der beiden Leibwächter zu entkommen. Schließlich gelang es ihr doch sich loszureißen. Bevor Tisander oder Alcimenes sie auch noch fassen konnten, machte ein paar Schritte auf mich zu statteinfach zu fliehen.
    „Alles wird gut, Angus. Ich bin nicht tot. Sieh her,“ sagte sie. Ihre zarte Hand berührte vorsichtig meine Wange und streichelte mich liebevoll, so wie sie es früher immer getan hatte. Schließlich küsste sie sanft meine Lippen. Anfangs wehrte ich mich noch dagegen… gegen dieses vertraute Gefühl, welches sich mir schon so lange nicht mehr offenbart hatte. Doch ihre Berührungen und dann der Kuss, ihre Augen, der Duft ihrer Haare und ihre schönen Lippen – alles an ihr war real. Sie lebte und sie war nun hier bei mir. Schließlich erwiderte ich ihren Kuss, erst verhalten doch dann fordernder. Ich umarmte sie und dankte den Göttern, dass ich sie noch einmal halten durfte. Noch begriff ich nicht wirklich, was gerade um mich geschah. Es war, als wähnte ich mich in einem Traum. Doch dann rissen mich die gereizten Worte des Flaviers wieder zurück.
    Sofort löste ich mich von ihr, was einem argwöhnisch musternden Blick ihrerseits auf den Flavier nach sich zog.
    „Angus, wer ist dieser Mann?“, fragte auch sie mich leise ohne ihn aus den Augen zu lassen. Unumstritten musste ihr klar sein, dass sie es hier mit einem Römer zu tun hatte. Diese Tatsache war nicht besonders förderlich für das Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte.


    „Diese Frau… sie hat nicht dich verfolgt, sondern mich… Das ist Aislin… meine Frau, Dominus.“ Ich senkte meine Augen bei diesen Worten, denn nicht nur ich sondern auch sie war nun in seiner Hand. Ihr Erscheinen hatte alles verändert. Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, doch die Freude des Wiedersehens blieb mir im Halse stecken. Wieder dachte ich an das Messer unter meiner Tunika. Mit einem Mal hätte ich zuerst die beiden Leibwächter und anschließend den Römer niederstrecken können, um dann mit ihr in die Freiheit zu entfliehen. Doch ich wusste, dass dies reiner Selbstmord gewesen wäre. Es musste doch auch einen anderen Weg geben.


    „Dominus?!“, echote Aislin entsetzt. Ihr Blick traf mich und er beschämte mich zutiefst Sie hätte es doch wissen müssen!
    „Dies ist Flavius Scato, mein Herz. Er ist mein Dominus… und ich bin sein Eigentum,“ erklärte ich ihr und versuchte, zumindest bei dem zweiten Satz aufmunternd zu lächeln, was jedoch ziemlich danebenging. Aislin sah mich schockiert an. Sie war sprachlos.

    Wir bogen in die Gasse ein, so wie ich es vorgeschlagen hatte. Die Nerven des Flaviers schienen blank zu liegen. Aber auch bei meinen beiden Helfern ging die Anspannung nicht spurlos vorüber. Ich für meinen Teil versuchte einen klaren Kopf zu bewahren. Wenn mein Plan aufging, war unser Verfolger schon bald ausgeschaltet und unser "netter" Ausflug zum potentiellen Wahlvolk konnte weitergehen. Noch einmal ging meine Hand zu der Stelle, an der das Messer verborgen war. Nein, vorerst beließ ich es dort. Wir waren zu dritt, der Verfolger war allein.


    „Da vorne, wir bleiben hinter dem Haus stehen und warten. Von der Gasse aus sieht er uns nicht gleich. Und wenn er sich nähert, werden wir ihn überwältigen.“ Soweit mein Plan. Ich wartete nicht lange, ob er die Zustimmung des Flaviers fand, sondern instruierte die beiden Brüder weiter. „Tisander, Alcimenes, ihr beide greift ihn euch. Ich passe auf, damit dem Flav… äh, dem Dominus nichts passiert.“ Die beiden nickten. In ihren Gesichtern war die Spannung nun nicht mehr zu übersehen. Dann ging mein Blick weiter zu dem Römer. Wahrscheinlich macht er sich vor Angst gleich ins Hemd, dachte ich abschätzig. „Keine Sorge, dir wird nichts passieren, Dominus!“ Aufmunternd zwinkerte ich ihm zu, dann konzentrierte ich mich wieder auf das, was gleich geschehen sollte.


    Es dauerte nicht lange, bis die verhüllte Gestalt erschien. Der Kerl schien nach uns Ausschau zu halten und hatte deshalb sein Tempo etwas verlangsamt. Die beiden Brüder stürzten sich im rechten Moment auf ihn, drückten ihn gegen die gegenüberliegende Häuserwand und hielten ihn fest. Der Verfolger begann sich natürlich zu winden und lautstark zu protestieren. Seltsam, seine Stimme klang so… feminin.
    Tisander fackelte nicht lange. Mit einem Ruck zog er dem Kerl die Kapuze aus dem Gesicht. Nicht nur er schien darüber erschüttert zu sein, was er nun sah. Auch ich glaubte mich plötzlich wieder inmitten meiner schlimmsten Alpträume wieder zu finden. Jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht und ich stolperte ein paar Schritte zurück, bis auch ich schließlich die Hauswand im Rücken spürte.
    „Das ist ja… ein Mädchen!“, tönte Alcimenes und sah erst ganz irritiert seinen Bruder, dann mich und schließlich den Flavier an.
    „Das... das kann nicht sein! Du… du bist nicht echt… Du bist eine Täuschung… Cernunnos, warum treibst du so üble Scherze mit mir? Geh weg! Verschwinde!“, stammelte ich.
    Dieses Trugbild, welches dennoch aus Fleisch und Blut sein musste und meiner toten Frau bis aufs Haar glich, versuchte sich aus den Händen der beiden Brüder zu befreien.


    [Blockierte Grafik: http://s1.directupload.net/images/140505/tnpvoqyh.gif„Lasst mich los, ihr beiden! Ich tue doch keinem etwas. – Angus, ich bin es. Glaube mir, ich lebe! Ich bin´s wirklich, Aislin… deine Frau!“

    Seit einiger Zeit ließ ich keine Gelegenheit aus, die Villa zu verlassen. Mir machte es nichts aus, der Laufbursche für alle zu sein oder um dieses oder jenes zu besorgen. Im Grunde war das ganz praktisch, denn zusätzlich erhielt ich dann meistens ein paar Münzen, die ich behalten durfte. Manchmal bekam ich auch einen Beutel mit Geld in die Hand gedrückt, mit dem Hinweis, dass der Rest für mich sei. Diesmal aber hatte sich entweder die Flavia verzählt oder sie meinte es besonders gut mit mir. Nachdem ich die Seidentunika bezahlt hatte, die sie in Auftrag gegeben hatte, waren noch ganze hundert Sesterzen übrig. Der Rest war für mich… das hatte sie gesagt! Dann war der Rest auch für mich! Mein Herz begann vor Freude zu hüpfen als ich darüber nachdachte, was ich damit anstellen sollte. Vielleicht sollte ich mir den Rest des Vormittags in einer Taberna versüßen… oder vielleicht kaufte ich mir einfach was Schönes… aber eigentlich brauchte ich ja gar nichts. Am besten ich legte das Geld zu meinem Gesparten und benutzte es irgendwann, um mich freizukaufen. Aber irgendwie juckte es mich in den Fingern, irgendetwas zu kaufen. So schlenderte ich über die Märkte und ermüdete langsam, weil ich nichts Passendes fand. Schließlich fand ich mich auf dem Sklavenmarkt wieder. Eigentlich mied ich ja diese Ecke, weil ich an diesen Ort keinen besonders guten Erinnerungen hatte. Ich wollte eigentlich schon weitergehen, doch dann fiel mir das Mädchen auf, das gerade verkauft werden sollte. Eigentlich sah sie ganz passabel aus. Eigenartigerweise hatte niemand Interesse an ihr. Diejenigen, die kurz stehenblieben gingen gleich weiter. Vielleicht lag es ja an dem Gesang, den sie von sich gab… Was der alte Sklaventreiber wohl mit ihr vorhatte, wenn niemand sie wollte? Sicher nichts Gutes!
    Ich weiß nicht, welche Geister mich geritten hatten, als ich schließlich zum Podest vortrat, um dem Händler ein Angebot zu machen. „Na, heute nicht viel los, was?! Mein Dominus würde die Kleine für 50 Sesterzen nehmen! Na, was sagt du?“ Fünfzig für die Kleine und fünfzig für mich und ganz nebenbei tat ich damit auch noch etwas Gutes, wenn auch nicht für mich…

    Gemeinsam mit ihr erklomm ich den höchsten Punkt. Lustvoll keuchend ergab ich mich dem unbeschreiblichen Kribbeln, welches meinen Körper durchflutete und ihn erbeben ließ. Dann sank ich erschöpft nieder.
    Ich blieb noch ein wenig bei ihr liegen, dann rollte ich mich neben sie. Meine Haut war verschwitzt. Langsam beruhigte sich wieder mein Atem. Ich strahlte, denn ich war wohl in diesem Augenblick der glücklichste Mann, den es weit und breit gab. Mein Rabenmädchen lag ganz nah bei mir und ihre Finger spielten auf meinem Körper herum. Dann sprach sie genau das aus, was ich auch dachte. Könnte ich nur hierbei ihr bleiben! Müsste ich sie doch nur nie wieder verlassen. Ich streichelte ihr zartes schwarzes Haar und spielte mit einer Strähne, die auf meiner Brust lag. Ebenso gedankenverloren zwirbelte ich sie um meinen Finger. „Ja, das wäre es, mein Herz,“ seufzte ich leise. Warum nur musste mich die Wirklichkeit so schnell wieder einholen? Ich versuchte, die Verbitterung darüber, dass ich nicht bei ihr bleiben konnte, noch eine Weile von mir fernzuhalten. „Ich bleibe noch eine Weile, mein Rabenmädchen. Sollen sie mich doch dafür strafen! Es ist mir egal, solange ich dafür bei dir sein darf.“
    Sanft küsste ich ihr Haar und legte behutsam meine Arme um sie. „Du wirst für immer Alles für mich sein und eines Tages, das verspreche ich so wahr mir Lug helfe, werde ich für den Rest meines Lebens bei dir bleiben. Dann können wir von hier fort gehen und unser Leben in Freiheit leben.“ Ja, eines Tages… ich war mir ganz sicher, würde es soweit sein. Und es tat gut, sich jetzt schon darauf zu freuen.

    Der Wetterumschwung der letzten Tage hatte doch einigen Türsklaven ein Schnippchen geschlagen. Ähnlich wie sein aurelischer Kollege war auch Acanthus, seines Zeichens flavischer Ianitor, durch eine böse Erkältung außer Gefecht gesetzt worden. Statt seiner war einer der zahllosen Sklaven, dessen Name an dieser Stelle eigentlich unwichtig ist, zum Dienst an der Porta verdonnert.
    Gelangweilt saß er an dem Platz, an dem für gewöhnlich Acanthus seine Zeit absaß und sich mit den wirklich wichtigen Fragen des Lebens beschäftigte. Da dem Ersatzmann solche philosophischen Ergüsse fremd waren, war es in der Tat keine angenehme Aufgabe, die ihm aufgetragen worden war.
    Doch dann klopfte es endlich. Aufgeregt sprang der Sklave von seiner Bank, überlegte noch kurz, was Acanthus an seiner Stelle nun sagen würde und öffnete.
    Mit einem grimmigen Gesicht, welches er sich bei dem "Meister" abgeschaut hatte, begutachtete er nun sein Gegenüber. "Was bist du und wen willst du... äh.. ich meine natürlich 'wer bist du und was willst du'?" Auch das noch, wie peinlich! Nun ja, der Sklave, der für seinen Herrn um Einlass bat, nahm es wohl gelassen. Womöglich hatte er gar nicht seinen kleinen Fauxpas bemerkt.
    "Äh, ja sehr wohl... einen Augenblick! - Phoebus!" Der Aushilfsianitor rief nach dem jungen Sklaven, der sich sonst immer in Acanthus´ Nähe herumdrückte und die Herrschaften ins Atrium begleitete. Dieser erschien dann auch gleich und bat den tiberischen Besuch freundlich, einzutreten.
    "Bitte folge mir!" Phoebus schritt voran und führte den Besuch ins Atrium.

    Von der Porta kommend, erreichte der junge Sklave schließlich das Atrium und bot dem Tiberius an, Platz zu nehmen. Da er in diesen Dingen schon sehr geübt war, veranlasste er sofort, dass sich ein paar Sklavinnen um das Wohl des Besuchers kümmerten. Indes eilte er zum Cubiculum des Flavius Scato und unterrichtete einen seiner Sklaven von der Ankunft des Tiberius.

    Mir gefiel es, wie ihr Körper zu beben begann und sie lustvoll seufzte. Es trieb mich an, sie noch weiter zu führen und ließ mich nur noch mehr den Moment herbeisehnen, bis dass unsere beiden Leiber zu einem verschmolzen. Ihre Hände, die sich streichelnd über meine Haut bewegten, taten dann noch ihr übriges um aus der Sehnsucht so schnell wie möglich Realität werden zu lassen.


    Anfangs sanft, doch mit der Zeit immer bestimmter waren meine Bewegungen. Es war wie ein Sog, der mich stetig anspornte, um zusammen mit ihr den höchsten Punkt zu erklimmen. Oh, wie sehr hatte ich all das hier herbeigesehnt, von dem Augenblick unserer letzten Begegnung, bis zu unserem Wiedersehen auf dem Markt! In ihrer Gegenwart fühlte ich mich wie ein freier Mann, der nichts und niemanden fürchten musste.

    Wenn eben noch sein Hochmut überwogen hatte, schien nun die Angst sich seiner zu bemächtigen. Alleine das gab mir ein gewisses Maß an Genugtuung, die ich verständlicherweise nicht zeigte. Lediglich ein kleines unscheinbares Zucken um meine Mundwinkel offenbarte sich dem Betrachter.
    „Ich habe keine Ahnung, wer das sein könnte, Dominus,“ antwortete ich ihm leise und zuckte dabei mit den Schultern, doch konnte ich mir sehr gut vorstellen, dass es in dieser Stadt vielleicht den einen oder anderen gab, der ihn nicht mochte. „Wir sollten vielleicht in eine der weniger frequentierten Gassen abbiegen, Dominus, dort haben wir bessere Karten, unseren Verfolger stellen zu können. Diese hier zum Beispiel.“ Ich deutete auf eine kleine Straße, die kurz vor uns abzweigte und sie etwas verwinkelt schien und somit nicht gut einsehbar war.


    Tisander und Alcimenes hatten sich inzwischen auch soweit wieder beruhigt. Spätestens seitdem ich unseren Verfolger erwähnt hatte, war ihnen ihr dämliches Grinsen vergangen.
    Einen kurzen Moment führte ich meine Hand zu jener Stelle an der sich unter meiner Tunika ein Messer verbarg, welches ich unerlaubterweise nach dem letzten Zwischenfall nun immer bei mir trug, wenn ich mit dem Flavier unterwegs war. Noch einmal würde ich einen Angreifer nicht mehr zu den Stadtwachen bringen, um anschließend selbst hinter Schloss und Riegel zu landen. Auch der Flavier wusste nichts davon und im Grunde war das auch gut so.

    http://imageshack.com/a/img821/8803/x5z9.gif Getrieben von seinem verletzten Stolz, nachdem Aislin ihm in Lugvalium entwischt war und nicht zuletzt wegen der überaus großen Schmach, die sie über ihn gebracht hatte, sann Cedrec auf Rache. Natürlich hätte er ihr sofort folgen können. Zweifellos hätte er sie nach wenigen Stunden nur stellen und dann töten können. Doch er ließ ihr absichtlich einen Vorsprung. Auf diese Weise führte sie ihn, ohne es überhaupt zu merken, geradewegs zu Angus. Dass dieser an ihm eines Tages Rache nehmen wollte, war ihm durchaus bewusst. Also warum sich abmühen, wenn man mit etwas Geduld zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen konnte? Die junge Frau sollte sich ruhig in Sicherheit wiegen. Sie sollte glauben, ihm entkommen zu sein. Dann würde sie mit der Zeit unaufmerksamer werden und schließlich gar nicht mehr damit rechnen, dass ihr Gefahr drohte. Bestenfalls war sie dann bereits an ihrem Ziel angekommen und wieder mit ihrem Mann vereint. Genau auf diesen Zeitpunkt hatte es Cedrec abgesehen. Im Taumel der Wiedersehensfreude wollte er mit seinen Männern zur Stelle sein und ihnen gegenübertreten würde. Dann würde er Angus töten und auch Aislin sollte es dann noch bitter bereuen, seine Gutmütigkeit auf so infame weise ausgenutzt zu haben.
    Cedrec hatte beschlossen, die lange Reise nach Süden nicht allein zu machen. Der Weg bis nach Rom war weit und am Ende wollte er es nicht dem Zufall überlassen, dass ihm die junge Frau etwa auch noch entwischte. Drei seiner besten Gefolgsleute sollten ihn auf die bevorstehende Jagd begleiten:




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    Da war zum einen Donall, ein mächtiger rotblonder Hüne, der nicht lange nachdachte, sondern am liebsten gleich zuschlug und erst damit aufhörte, bis sein Gegner kein Lebenszeichen mehr von sich gab, wenn man ihn nicht rechtzeitig zügelte. Er war ebenso ein Meister im Schwertkampf, was ihn für Cedrec unentbehrlich zu machen schien. Zuweilen trank er gerne über den eigenen Durst hinaus, was ihn dadurch nur noch unberechenbarer machte.


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    Doch noch sprunghafter war Maddox, der bei jedem der ihn nicht kannte, einen wirren oder gar durchgedrehten Eindruck hinterließ. Dennoch war er einer von Cedrecs treuesten Männern. Zum Leidwesen seiner Gegner konnte er geschickt mit dem Messer umgehen. Er machte sich einen besonderen Spaß daraus, seine Opfer lange und intensiv leiden zu lassen, bevor er ihnen erlösend die Kehle durchtrennte. Er liebte sein Messer über alles und um dies jedermann zu zeigen, neigte er dazu, nach jedem Kampf die blutbeschmierte Klinge seines Messers stets mit der eigenen Zunge zu reinigen.


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    Der Dritte im Bunde war Noalan, den man wohl noch als den pragmatischsten unter Cedrecs Begleitern bezeichnen konnte. Alles was er tat, geschah in leidenschaftsloser Weise, weil man es von ihm verlangte. Er hinterfragte niemals einen Befehl, sondern führte ihn skrupellos aus, ganz gleich was es war. Es war Cedrec durchaus bewusst, was er an ihm hatte. Donalls Hitzköpfigkeit und Maddox´ Hang zum Sadismus wurden durch seine Gradlinigkeit wieder ausgeglichen, so dass seine Männer und er selbst ein gefährliches Quartett bildeten, dem man besser weder bei Tag noch bei Nacht begegnete. Alle vier waren sie erfahrene Kämpfer und fürchteten sich vor nichts - nicht einmal den Tod.


    Mit einem kleinen Arsenal an Waffen und genügend Proviant ausgestattet, der für die nächsten Wochen reichte, nahmen sie zwei Tage später die Verfolgung zu Pferd auf. Den Vieren hatte es kaum Mühe bereitet, Aislins Spur aufzunehmen und ihr zu folgen. Eine allein reisende Frau erregte eben immer und überall etwas Aufsehen und für ein paar Münzen lockerte sich jede Zunge. Stets hielten sie sich im Verborgenen vor ihr, damit sie auch ja keinen Verdacht schöpfte, verfolgt zu werden.
    Auf diese Weise gelangten die Vier ebenfalls nach Rom. In der riesigen Stadt erkannten sie schnell, dass es von Vorteil war, wenn sie sich zunächst aufteilten. Während sich Maddox und Donall mit ihrer unwiderstehlichen Art auf die Suche nach einer geeigneten Bleibe machten, folgten die beiden anderen Männer Aislin nach. Wie Cedrec bereits erwartet hatte, unternahm sie alles, was sie konnte um etwas über den Verbleib ihres Mannes herauszufinden. Doch da der Sklavenhändler, der Angus vor Monaten verkauft hatte, keine große Hilfe war, erhielt auch ihr Ansinnen vorerst einen Dämpfer. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sie nicht aus den Augen zu verlieren, was ihnen allerdings nicht immer gelang…

    Im Grunde interessierte es mich wenig, worüber der Flavier mit seinen potentiellen Wählern sprach und wie er sich ihnen gegenüber verhielt. Einige Wortfetzen von dem was gesagt wurde, drangen trotzdem zu mir durch und ich musste noch mehr grinsen und hätte am liebsten nur verächtlich nur den Kopf geschüttelt. Ich fragte mich, wie er es nur geschafft hatte, gewählt zu werden. Selbstverständlich versuchte ich weitgehend meine Gedanken für mich zu behalten, damit keiner der anderen Leibwächter etwas mitbekam. Mir war ja bereits von früheren „Bädern in der Menge“ bekannt, wie schwer er sich tun konnte, wenn sich ein Bürger dann tatsächlich direkt an ihn wandte. Meistens verströmte er dann nur heiße Luft und speiste ihn mit wenigen Worten ab, statt sich tatsächlich den Leuten und ihren Fragen zu widmen und etwas mehr Zeit zu investieren. So war es heute nicht anders. Gerade noch hatte mein verträumter Blick auf eben jener Straße gelegen, die hinunter zur Subura führte, als sich Scato aus den Fängen seiner Wähler befreit hatte und seinen Weg fortsetzte. Ganz beschwingt setzte auch ich mich wieder in Bewegung, um trotzallem meinen Pflichten nachzukommen. Schließlich war das kein netter Ausflug mit anschließendem Picknick irgendwo in der Botanik.


    Eigentlich hätte ich es mir denken können, dass sich die Laune des Flaviers mittlerweile ihrem Tiefpunkt näherte. Spätestens jetzt wäre es an der Zeit gewesen, mit dem albernen Pfeifen dieser dämlichen Melodie, die mir einfach nicht mehr aus dem Sinn gehen wollte, aufzuhören und mit dem aufkommenden Frust zu partizipieren. Doch meine gute Laune und jenes Glücksgefühl, welches ich seit einigen Tagen empfand, brauchten unbedingt ein Ventil, welches sich eben in dem Pfeifen äußerte. Dass dies dem Flavier missfallen würde, war eigentlich schon vorprogrammiert. Dennoch traf es mich ziemlich unvorbereitet, als er sich mir näherte, um mir leise etwas mitzuteilen, so dass es nur für mich hörbar war. Sofort stellte ich das Pfeifen ein. Meine heitere Miene zerbarst in Scherben, nur ein versteinerter Blick blieb zurück. „Natürlich nicht, Dominus. Entschuldige bitte“, brachte ich ebenso leise heraus und versuchte, meinen Missmut runterzuschlucken.
    Doch er ließ es dabei nicht bewenden uns sprach weiter, diesmal wesentlich lauter, so dass es auch Alcimenes und Tisander, die beiden anderen Leibwächter, die auch noch Brüder waren, hören konnten. Die zwei Jungspunde, die bisher noch nicht besonders viel Erfahrung gesammelt hatten aber dafür über viel Muskelmasse und wenig Hirn verfügten, begannen natürlich sofort feixend in Gelächter auszubrechen. „Da geht er schon von ganz alleine hin, allerdings nicht zum singen,“ prustete Tisander laut heraus, was natürlich auch bei Alcimenes zu weiterem Gelächter führte. Ich schnaubte vor Wut und bereute es bereits unter den Sklaven auch nur ein Wort darüber verloren zu haben, dass ich verliebt war. Natürlich hatte ich niemandem von Morrigan erzählt, sondern Bouadicca, das rothaarige Küchenmädchen aus Britannien vorgeschoben, der ich ab und zu schon schöne Augen gemacht hatte, um eine zweite Portion Essen zu bekommen. Trotzdem hatte ich wusste mich so weit noch im Griff, um mich zu beherrschen. „Nein, Dominus“ , antwortete ich gepresst und warf ihm und den beiden andern Clowns einen düsteren Blick zu. Starr vor mich hinunter blickend setzte ich still meinen Weg fort.


    Als sich dann tatsächlich noch ein paar Bürger fanden, die sich interessiert an den „Hüter der Münze“ heranmachten, um ihn mit Fragen zu belästigen, blieb ich stehen und sah mich genervt um. Dabei fiel mir eine verhüllte Gestalt auf, die sich wohl unterdessen unbemerkt an unsere Fersen geheftet hatte, die stehen blieb, wenn wir stehen blieben und uns mit einigem Abstand verfolgte, sobald wir weiter gingen. Wäre ich nicht so wütend gewesen, hätte ich sie vielleicht schon viel früher bemerkt, doch so fiel es mir erst nach einer Weile auf, dass uns jemand folgte. Nach allem, wie der Flavier mich der Lächerlichkeit preisgegeben hatte, fiel es mir nun umso schwerer, ihn davon unauffällig in Kenntnis zu setzen. „Wir werden verfolgt… schon seit einer Weile,“ raunte ich ihm und den anderen schließlich zu. „Nicht hinsehen!“, zischte ich meinen jungen Kollegen aber auch dem Flavier leise zu.