Ja Britannien! Die meisten Römer, die es dorthin verschlug, zählten die Tage, bis sie unsere herrliche Insel wieder verlassen durften. Es sei oft zu nass und zu kalt, hörte man aus ihren Mündern. Und das Land sei zu unwegsam. Da fragte ich mich doch, weshalb sie sich überhaupt dorthin verirrt hatten! Aber, das war eine andere Geschichte.
Mein Gegenüber hatte zumindest schon einmal etwas über das Essedum gehört – den Streitwagen, mit dem unsere Anführer in die Schlacht fuhren. Die Esseda waren in den letzten Jahren rar geworden, seitdem die meisten Stämme mehr oder weniger befriedet worden waren. Dennoch drangen immer mal wieder wilde Krieger aus dem Norden in die römische Provinz ein.
Außerdem war ein solcher Streitwagen auch nicht ganz billig. Nur die Krieger der Oberschicht konnten sich ein eigenes Essedum leisten.
„Sagen wir´s mal so, wir kämpfen nicht mehr so oft. Na ja, gelegentlich noch ein kleiner Aufstand da oder ein winziger Überfall dort. Aber das war es auch schon!“ antwortete ich grinsend. Noch immer waren wir in den Augen der Römer nichts weiter als tumbe wilde Barbaren, die sich den ganzen Tag gegen die römischen Eindringlinge auflehnten. Dass es mancherorts auch anders war, konnten sich die meisten gar nicht vorstellen.
„Dann hast du einen guten Geschmack!“, meinte ich, als er seine keltische Freundin erwähnte. Wobei eine Keltin nicht zwangsläufig eine Britannierin sein musste. Ebenso gut konnte sie aus Gallien stammen oder aus dem Noricum, oder...oder… oder.
„Aha,“ merkte ich nur kurz an, als er über sich erzählte. Doch die Informationen, die ich über mein nächstes Opfer erfuhr, speicherte ich sofort ab: Trans Tiberim, Mosaikleger. Ein Handwerker also! Keiner der Ahnung vom Kämpfen hatte. Umso besser, dann hatte ich später leichtes Spiel mit ihm.
„Ich bin im Personenschutz-Geschäft tätig.“ Besser konnte man es wohl kaum umschreiben. Allerdings war es nicht mein Geschäft, denn ich verdiente dadurch ja kein Geld. Ich wollte dem Kerl aber auch nicht verraten, dass ich ein Sklave war. Viele Römer reagierten ziemlich hochmütig, wenn sie merkten, dass sie es mit einem Sklaven zu tun hatten.
Nachdem Gwen meinem neuen Freund den Lammeintopf kredenzt hatte und er davon kostete, interessierte es mich natürlich brennend, ob ihm das Essen schmeckte. Die Cervisia trank er ja noch zaghaft. Aber etwas Besseres als Gwens Lammeintopf gab es nicht in der Subura! „Und, wie schmeckt dir der Lammeintopf? Ist doch gut, oder?“