Beiträge von Iullus Flavius Fusus

    "...wie? ...was? Abzureisen? Mitnichten, Manius! Sollte ich...?" Verblüfft blinzelt Fusus und sieht Gracchus über die Schulter hinweg fragend an, ehe ihm langsam und allmählich der Anlass dessen Worte ins Bewusstsein sickert. "Oh, achso... Aber das müsste mich doch nicht zwingend davon abhalten, mir ein kleines Andenken zu erstehen...?" Mit einem honigsüßen Lächeln strahlt er seinen Oheim lieb an, als brauche er zum Kauf dessen gnädige Erlaubnis. Die Intention des Jünglings hat ihn trotz der initialen Widerworte erreicht und die Begeisterung für seine Idee eines Souvenir-Bechers nimmt deutlich ab. Er besieht sich das Objekt noch eine Weile und stellt es dann etwas wehmütig wieder auf der Auslage ab. Dem zu diesem Zeitpunkt eifrig herbeieilenden Händler winkt er nur beiläufig ab. "Mach dir keine Mühe..."


    So schnell will sich der Verkäufer wiederum aber nicht abwimmeln lassen. "Aber, Herr... Für Euch ist mir die Mühe doch keine Mühe... Ich habe noch viele andere, wunderbare Kleinodien, falls Euch der Becher nicht zusagt." Eine einladende Geste seiner beider Arme umfasst die am Stand präsentierte Auslage. "Ich habe auch wunderschöne Öllampen, exquiste Amphoren, feine Schalen und Teller... Allesamt von den kundigsten Händen des Reiches bemalt!" So preist er seine tonlastige Ware an, den hoffnungsvollen Blick auf jenem kauffreudigen Patrizier ruhend. Fusus zögert indes noch den Stand zu verlassen, wenn er auch die Hinweise seiner Sklavin vernommen hat. "Ich weiß ja nicht... scheint er doch geneigt, dem Werben des Händlers nachzugeben und sich weiterhin mit dessen Angebot auseinanderzusetzen.

    Gänzlich ignorant ob der mangelnden Geneigtheit seiner beiden diesbezüglich schweigenden Gefährten, sich zum Einkauf in das Getümmel zu stürzen, zieht es Fusus bereits wie von unsichtbarer Hand gezogen zu den ersten Auslagen. "Für den Geschäftssinn bist doch du zugegen, lieber Bruder. Das eine oder andere schmückende Kleinod wäre deiner Eleganz aber gewiss auch noch zuträglich...", erwidert er Scato in freundlichem Tonfall. Es bleibt indes an seiner Sklavin Vulpes, ihm rasch nachzufolgen und auch den Schutz eines flavischen Leibwächters heranzuwinken. Während dieser somit etwas verspätet aufschließt, könnten die drei dem Ordo senatorius angehörigen Patrizier bereits vereinzelt in die Aufmerksamkeit wachsamer Taschendiebe gerückt sein. Das nahe der Geschäfte zunehmende Gedränge würde einem etwaigen Übeltäter die unbemerkte Annäherung zudem erleichtern.


    Der junge Fusus verschwendet hieran gegenwärtig jedoch keinen Gedanken, sondern beugt sich interessiert über eine Auswahl an mehr oder minder kostbaren Gefäßen. (Man hätte es wohl ahnen können, dass er keineswegs ein zielstrebiges Vorgehen an den Tag legt, sondern sich vom ersten Moment an leicht von reizvollen Angeboten ablenken lässt. So sie nicht zu gegebener Zeit einschreiten, werden Scato und Gracchus wohl einen langen Tag vor sich haben.) "Oh, seht nur... Ist das nicht ein hübscher Becher?" Bei seinem ersten Fundstück handelt es sich um ein tönernes Trinkgefäß, welches weniger durch seinen materiellen Wert besticht, allerdings rundherum von einem detaillierten, bunt bemalten Fries verziert wird. Jenes setzt sich - eingerahmt von einem zierenden Rahmen - aus Darstellungen von Szenen römisch-städtischen Lebens zusammen und stellt eine Gruppe von Senatoren, den Kampf zweier Gladiatoren sowie die Darbringung eines Opfers an die Götter dar. Fusus nimmt das Objekt seines Interesses auf und begutachtet es gutgelaunt von allen Seiten. "Ich habe noch gar kein rechtes Andenken an die Ewige Stadt! Wäre dies wohl ein geeignetes? ...oder vielleicht doch einen anderen?" Er späht wieder über die restliche Aussage, ehe sein Blick zu dem Becher zurückkehrt.

    "Bestimmt wäre das angebracht", stimmt auch Flavius Fusus der Idee eines Opfers zu, nicht dass er selbst über das übliche Maß hinaus bewandert in diesen Dingen wäre. Doch einfache Gaben an kleineren Altaren vermag selbstverständlich auch er als wohlerzogener Römer darzubringen. "Hast du denn angesichts deiner außerordentlichen Erlebnisse ein besonderes Opfer für einen bestimmten Gott im Sinn, Domitilla? Oder dachtest du vielmehr an einen Dank für die Laren im lararium der Villa?" Mit einer leichten Geste beider Arme durchmisst er die Räumlichkeit des sie umgebenden Atriums, stellvertretend für das flavische Anwesen.


    Nachdenklich schürzt er hernach die fein geschwungenen Lippen, als man sich von ihm eine Auskunft über die römischen Theaterprogramme erhofft. "Uff... Leider nein, Manius. Über einen solchen Überblick verfüge ich nunmehrig nicht. Ich muss auch gestehen, dass die modernen Komödien und ihre Handlungen mich manches Mal mit Befremdnis erfüllen. Versuchen will ich es euch zuliebe freilich gern." Ist Fusus auch ein recht heiterer und lebensfroher Zeitgenosse, so bereiten die streckenweise obszönen und vulgären Themen der zeitgemäßen römischen Komödie häufig Unbehagen und wecken statt seinem Amüsement eine gewisse Irritation. Für die Sexualität als solche ist der junge Mann trotz seiner 19 Lenze und einer ersten, aufgenötigten Erfahrung noch nicht entbrannt und steht ihr mit einer skeptischen Distanz gegenüber, empfindet vieles an daran als unsauber und schmachvoll. Die ebenso häufig in Komödien persiflierten Untaten und Delikte wiederum erinnern ihn unangenehm an Aspekte der Realität, welche aus seinem idealisierten Weltbild allzu häufig verdrängt werden. Empfänglicher ist er für derartige Eindrücke allein in dezenterer Präsentation als es die offensiv vorgehenden Komödien pflegen. Somit bringt er an dieser Stelle einen alternativen Vorschlag an: "Allein der Sinn stünde mir auch danach - so sich dies ermöglichen ließe - abermals eine der großen klassichen Tragödien wie etwa den Oedipus Rex zu attendieren. Freilich will ich euch dies' Ansinnen aber nicht aufzwingen und schließe mich zu unserer gemeinsamen Unternehmung euer beider Entschluss an." Er lächelt freundlich und willens sich den Wünschen und Vorlieben seiner Verwandten in dieser Sache einmal anzuschließen.


    "Wir sollten unbedingt Auskunft einholen lassen, welche Optionen sich uns in Rom derzeit bieten." Bei diesen Worten fokussiert der Flavier kurzzeitig fragend den Sklaven Patroklos, der schon zuvor von Gracchus Minor als potenzielle Auskunftstelle angesprochen ward.

    Flavius Fusus seinerseits erfährt hingegen - obschon die meisten gegebenen Informationen annähernd allgemein bekannt seien - noch einiges an Neuigkeiten, da er sich bislang mit derlei Details über einzelne Bauwerke mitnichten auseinandergesetzt hat. Entsprechend aufmerksam lauscht er seiner Sklavin und nimmt die sich ihm bietenden Eindrücke mit großer Hingabe auf. "Ein Markt als Staumauer! Solche Konzepte vermögen wohl nur in der Ewigen Stadt zu entstehen und in die Wirklichkeit umgesetzt zu werden!" Dieses Faktum beschäftigt ihn während des Weges eine ganze Weile, während vor seinem geistigen Auge anstelle der Land- auch Wassermassen gegen das Bauwerk antreten lässt.


    Vor den Mercatus angekommen hält es Fusus nicht länger in seiner Sänfte. Sobald selbige den Stillstand erreicht hat, beginnt der junge Mann bereits aus ihr herauszuklettern und seine Blicke begeistert über das Getümmel schweifen zu lassen. "Welch eine Fülle von Ware und Angebot! Oh, wir müssen unbedingt etwas kaufen! Ich würde mir zu gerne einige hochwertige Stoffe ansehen... Vielleicht findet sich auch eine kleine Statuette, welche wir später noch als Opfer darbringen könnten...?" konfrontiert er seine Reisegefährten unvermittelt mit seinen Wünschen und Ideen.


    Mit einem strahlenden Lächeln blickt er sich schließlich zu seinem Oheim und Freund Manius Minor um, diesen mit dem ersten - womöglich enttäuschenden - Gedanken konfrontierend, welcher Fusus zu dieser Eröffnung in den Sinn gelangt. "...du meinst jenen Rhetor Publicus, dessen Unterricht dein Vater dir arrangieren wollte? Oh, welch formidable Vorstellung! Man könnte vor und nach einer jeden Unterrichtsstunde die Märkte frequentieren und auf neue, exotische Waren sichten!"

    Erstaunt blinzelt Flavius Fusus, als dieser Vorschlag auf für ihn überraschend große Gegenliebe stößt. Ursprünglich hatte er diese Informationen hauptsächlich für sich selbst in Auftrag gegeben, um sich später nicht vor seinen weltgewandten und in Rom längst angekommenen Verwandten zu blamieren. Umso größer ist jedoch seine Freude, dass sich hieraus womöglich eine tatsächliche Bereicherung des Ausflugs ergeben hat. "Sehr gerne. Je größer das Publikum, desto lohnender der Vortrag." Gut gelaunt beansprucht er zuerst selbst ausschließlich die Dienste seiner Sklavin, während sie ihm zwar in die Sänfte nicht hineinhelfen muss, im Anschluss aber wieder einmal ohne explizite Aufforderung die Toga zu richten hat. Selbst im Liegen duldet Fusus es nicht auszusehen wie versehentlich dahingegeossen.


    Kurz darauf ist der nicht allzu kleine Tross wieder aufbruchsfertig und die Trägersklaven nehmen die drei Sänften auf. Während sie angehoben werden, weist der Flavier seine Sklavin an: "Beginne mit deinen Ausführungen, wann immer es dir am passendsten erscheint. Es wäre allerdings schön, wenn sie uns die Wegezeit noch ein wenig verkürzen könnten." Wie in vielen Dingen lässt er auch hier Vulpes weitgehend freie Hand bei den Details der Erledigung ihrer Aufgaben. Ein Umgang, welcher das Resultat einer bereits längerwährenden und von Vertrauen geprägten Zusammenarbeit der beiden ist.

    Fusus lacht kurz auf und öffnet schon seinen Mund, um angesichts dieser Idee auf etwaige Perspektiven zu verweisen, welche sich aus der dem frischgebackenen Mann bereits angekündigten Heiratskandidatin in reiner Theorie womöglich ergeben könnten. Ehe diese Referenz ihm jedoch über die Lippen kommt, besinnt er sich der distanzierten Einstellung Gracchus Minors zu dieser Verbindung, welche sich ihm zu einer früheren Gelegenheit offenbart hatte. Daher klappt er seinen Mund lediglich wieder zu und lächelt verschmitzt, lenkt nach einer kurzen Pause stattdessen ein: "Nicht doch... Wir sind schließlich sehr zufrieden mit unserem Augustus, nicht wahr? Als bescheidene Caesaren unter seiner weisen Führung sollten wir uns zufrieden geben."


    Er zwinkert dem jüngeren Gracchus zu und klopft ihm dann freundschaftlich auf die Schulter. "Nun aber genug der hehren Pläne, mein Lieber. Das Programm für deinen heutigen Ehrentag ist schließlich noch nicht abgeschlossen... Was wäre im Übrigen eigentlich der geeignete Moment, um dir ein kleines Präsent zu diesem Anlass zu überreichen?" erkundigt er sich ganz direkt und frei heraus. Bislang hat er jenes nämlich in der Obhut seiner zuverlässigen Sklavin belassen, um den richtigen Zeitpunkt abzupassen.

    Um die erste Stufe, das Vigintivirat, noch suo anno absolvieren zu können, würde sich der 19jährige Fusus hinsichtlich der notwendigen Vorbereitung etwas sputen müssen. Allein hegt er in diesen Tagen nur selten annähernd konkrete Gedanken zu solcher Kandidatur - ein Umstand, den er bemüht ist seinen erwartungsvollen Verwandten nicht auf die Nase zu binden. Erst kürzlich ließ sich dies gegenüber dem älteren Gracchus indes nicht vermeiden, sodass er aus diesem Gespräch doch mit ersten Anstößen hinsichtlich der Erwägung eines zielstrebigeren Lebenswandels herausging. Diese sind es jedoch nicht, welche ihn gerade zu derart hochgegriffenen Spekulationen treiben, sondern vielmehr ein kleiner Anflug von Übermut.


    "Das wäre wahrlich etwas. Man würde unsere Amtszeit vermutlich bald als die zweite große Flavische Ära bezeichnen." Amüsiert zucken Fusus' Mundwinkel nach oben. "Wir müssen nur Acht geben, dass wir den Augustus nicht in den Schatten stellen. Denn nichts läge uns ferner, nicht wahr?" Nicht, dass einer der Umstehenden auf die Idee kommen sollte die im Scherze gesprochenen Worte fälschlicherweise negativ auszulegen und zu interpretieren.

    Erfrischt und inspiriert durch diesen ersten, eher besinnlicheren Halt ihrer kleinen Expedition strahlt der Flavier seine beiden Verwandten gut gelaunt an. "Oh, jetzt folgt ein Programmpunkt, welcher zu diesem hier in ziemlichem Kontrast steht. Ich hatte Vulpes gebeten die Reihenfolge unserer Ziele noch hinsichtlich der günstigsten Wegezeiten zu optimieren. Daher werden wir nun der Via Nomentana weiter folgen, die Porta Sanquaris passieren und sodann nach rechts wenden für einen Besuch der Mercatus Traiani!" eröffnet Fusus nicht ohne Begeisterung, ist das Stöbern in käuflich erhältlichen Waren erlesener und exotischer Herkunft, wie er sie sich auch von jenem noch relativ neuen Marktgelände so nahe des eigentlichen Forum Romanum erwartet, doch eine von ihm sehr gerne und intensiv verfolgte Tätigkeit.


    "Auf dem Weg dorthin werden wir noch einige Tempel passieren... Doch mich zieht es heute nicht in jeden einzelnen von ihnen. - Wäre euch dies so genehm? Wenn ihr das wünscht, könnte meine Sklavin überdies noch eine kurze Erläuterung über die Mercatus Traiani vortragen. Ich will aber euch nicht langweilen, da ihr in dieser Stadt schließlich schon länger zu Hause seid und das meiste vermutlich schon zur Genüge kennt...?", bietet der Flavier an. Er selbst hatte hinsichtlich der Vorbereitung dieses Ausfluges natürlich persönlich die anzustrebenden Ziele ausgesucht. Doch mit vielen organisatorischen Details war letztlich Vulpes beauftragt gewesen und hatte ihre Ergebnisse abschließend lediglich Fusus noch vorgestellt und von diesem absegnen lassen.

    Fusus zeigt ihm die Zähne in einem breiten Grinsen und stimmt in das kurze Lachen mit ein. Er bemerkt es sicherlich, dass der junge Mann sich so ungewohnt gelöst und froh verhält, und mutmaßt die Ursache in der Erleichterung den förmlichsten Teil seiner 'Mannwerdung' erfolgreich hinter sich gebracht zu haben. Doch um ehrlich zu sein, denkt Fusus in diesem Moment gar nicht so intensiv über diese Kausalitäten nach, sondern erfreut sich einfach an der guten Laune seines Freundes.


    "Das hätte ich mir wohl denken können, dass du dir sogleich den 'Principis' sichern willst. Aber darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, mein Freund. Der Glorie des 'Principis' wäre auch ich nicht abgeneigt!" bietet er freundschaftlich scherzend die Stirn. Dann zwinkert er Gracchus (Minor) verschwörerisch (im übertragenen Sinne!) zu und meint: "Spätestens über das Konsulat sollten wir uns dann aber doch einigen können."

    "Oh, das macht nichts. Das genügt mir, diesem Ort eine erhabene Bedeutung beizumessen!" entgegnet Fusus, welcher von Vulpes seine Münze ausgehändigt bekommen hat und mit dieser in seiner Hand noch einige Schritte in den Raum hinein geht, um dessen Aura und Atmosphäre in sich aufzunehmen. "Ihre Asche allein mag schon gesichtsträchtig genug sein, als dass sie diesem Tempel etwas ganz Besonderes geben."


    Andächtig betrachtet Fusus den Marmor und die aus ihm geformten und herausgebrachten Figuren. Er braucht dazu eine Weile, in der Sklaven und Anverwandte wohl oder übel auf ihn warten müssen, so sie nicht selbst den Moment in ähnlicher Form genießen. Schließlich kehrt der Flavier wieder um und zu den am Eingang wartenden zurück, um sein eigenes bescheidenes Opfer darzubringen. Mit der gebotenen Würde lässt er seinen Denarius sanft in den Opferkasten gleiten. Ein verhalten gemurmeltes "Age..." begleitet diesen Vorgang in Remniszenz an die von Fusus bislang beobachteten öffentlichen Opfer.

    Mit einem strahlenden Lächeln nickt Fusus zu den Worten seines Onkels. "Wahrlich. Und so Fortuna uns hold ist, eines Tages gar in der Toga Candida?" Kurz ist ein helles, melodisches Lachen von ihm zu vernehmen, sieht er diesen Tag für sich selbst doch noch ach so fern. Ferner empfunden als für den jüngeren und doch ungleich zielstrebigeren Gracchus (Minor). "Weiß man es, mein lieber Manius? Vielleicht dienen wir dereinst dem Imperium Seite an Seite... Unter den Tresviri capitales... Oder als Quaestor Principis und Consulum... oder Urbanus... Und werden vielleicht eines Tages gemeinsam auch in der Toga Praetexta wieder über das Forum Romanum zur Curia Iulia schlendern." Er ergeht sich sekundenlang in dieser emotionalen Attraktivität dieser Vision, ohne sein Gemüt just von deren Gravität beschweren zu lassen.

    Ein Anflug von Bedauern befällt den jüngeren Flavius, als er die endgültige Absage von Gracchus an die öffentlichen Thermen vernimmt, und schlägt sich in einer betrübten und etwas enttäuschten Mimik seinerseits nieder. "Wie schade...", seufzt er verhalten und meint dann mit einem etwas schiefen, jedoch tapferen Lächeln und aus Prinzip geborenem Optimismus: "Es werden sich gewiss noch andere Gelegenheiten finden etwas Zeit miteinander zu verbringen." Darüber hinaus will Fusus sich dem Senator für den Moment nicht weiter aufdrängen und stellt sich etwas widerwillig dem weniger geliebten Thema seiner Zukunftsplanung. Die große Herausforderung für den jungen Mann ist es in diesem Zusammenhang, gleichsam keinen Unmut herauszufordern und dennoch seiner selbst und der ihm eigenen Direktheit und Ehrlichkeit treu zu bleiben.


    Er atmet einmal tief durch und macht eine Pause, in welcher sein Blick nachdenklich durch den Raum gleitet - hie und da an einem Einrichtungsstück, einem verwaisten Stilus, einem unbestimmten Punkt an der Decke hängen bleibt - und sich schließlich wieder auf Gracchus richtet. "Ich werde mich bemühen, dich nicht zu enttäuschen und verspreche in jedem Fall zumindest ein offenes Ohr zu haben für Empfehlungen und Hinweise, was eine spezifische Betätigung oder auch eine mögliche Ehegattin anbetrifft." Zumindest so viel kann er guten Gewissens versprechen. Schließlich hat er selbst mitnichten schon einen Überblick hinsichtlich der ihm offen stehenden Möglichkeiten oder gar der sich anbietenden Heiratsoptionen. Beides ist Fusus zudem kein gänzlicher Graus, aber eben auch nichts was er gerade aktiv anstrebt oder wonach eine Sehnsucht ihn treibt.


    "Es ist bereits ein gesetzter Punkt auf meiner Agenda für die nächsten Tage und Wochen, mich über meine Optionen bei den Sodalitäten zu informieren und diese Wahl möglichst bald zu treffen. Mein Betreben ist es, nicht blind den Spuren meines Vaters zu den collinischen Saliern zu folgen, sondern meine eigene Entscheidung zu treffen. Ich dachte daran, dass neben den allfälligen Herausforderungen im Dienste der jeweiligen Gemeinschaften ebenso ein wichtiger Faktor sein mag, welche Sodales ihnen bereits angehören und sich als neue Kontakte vorzugsweise anbieten. Womöglich ergibt sich daraus eine ungeahnte Empfehlung...?" Selbst ist er natürlich recht überzeugt von seiner Argumentation und der dahinter stehenden Idee. Folglich lächelt er Gracchus hoffnungsvoll an, ob dieser sein Vorgehen loben möge anstatt es zu verurteilen.

    Bislang war Fusus auf einen Platz etwas abseits des Zentrums der Aufmerksamkeit verbannt und darüber aufgrund seines beregenten Zustandes ausnahmsweise kein bißchen unglücklich gewesen. Bis kurz vor dem Austausch mit dem amtierenden Praetor Urbanus hat seine Sklavin noch eifrig bemüht die Falten seiner Toga zurechtgelegt und die gröbsten Wasserschäden am Haupte des Flaviers behoben. Leidlich restauriert hat er gebannt den Verlauf des - im nüchternen Sinne betrachtet - Verwaltungsaktes verfolgt und sich die Bedeutsamkeit des Moments für Gracchus Minor vergegenwärtigt.


    Als jener sich wieder seinen Gästen zuwendet, zaubert dessen Vollendung schließlich ein Lächeln auf Fusus' Lippen und wie auch einige andere erkennt er den Moment als gegeben und günstig, nun selbst wieder in Erscheinung zu treten. Sein noch feuchtes Haar und die durch den erfrischenden Regenguss und mangelndes Puder geröteten Wangen schlichtweg hinweglächelnd tritt er auf den frischgebackenen Mann zu und streckt ihm zur Gratulation seine Rechte entgegen. "Meine herzlichsten Glückwunsche, lieber Manius. Ich wünsche dir alles Gute auf deinem weiteren Lebensweg und verspreche, dir stets als treuer Freund zur Seite zu stehen." So lange man ihn nicht eines anderen belehren würde, wird er wohl fortfahren seinen Onkel mit dessen Praenomen anzusprechen. Ein 'Schicksal', welchem die allermeisten seiner Anverwandten zum 'Opfer' fallen.


    Den stolzen Vater mit einbeziehend, fügt er an Gracchus Maior gewandt hinzu: "Auch dir herzlichen Glückwunsch, lieber Gracchus. Auf dass du auch an jedem künftigen Tage so stolz auf deinen vorzüglichen Sohn sein kannst, wie du es heute bist." Für Fusus besteht an der Korrektheit und Erfüllung dieses Wunsches in diesem Moment nicht der geringste Zweifel.

    "Formidabel! Gewiss werden sie sich daran erfreuen!", stimmt Fusus seinem Oheim zu und strahlt erfreut und erleichtert, dass sein Versäumnis zu keinen nachhaltigeren Konsequenzen geführt hat. Einladend winkt er noch einmal dem zurückhaltenderen Flavius Scato und eilt sich dann, den Anschluss zum jüngeren Gracchus nicht zu verlieren. So tänzelt der Jüngling - eingeschränkt von seiner Toga - über das Pflaster hinweg zum zentralen Rundbau und gibt beiläufig die gutgelaunte Anweisung an seine Sklavin: "Eine Münze, Vulpes. Such mir eine heraus!"


    Langsamer wird der etwas jungenhafte Mann schließlich erst, als er die Schwelle zum Inneren des Tempels erreicht und sich dort mit großen Augen staunend umblickt. Auch wenn dies nicht eines der pompösesten unter den römischen Bauwerken sein mag, so ist Fusus doch sehr empfänglich für die Atmosphäre und den erhebenden Gedanken, dass dieser Tempel mit seiner eigenen Familie und seinen eigenen Vorfahren eng verbunden sei. Unbewusst beginnt er daher zu flüstern und in leisem, ehrfürchtigem Tonfall zu sprechen: "Man stelle sich vor... Dives Vespasianus und Dives Titus... Die Erbauer des legendären Amphitheatrum Flavium... Wer wohl schon alles über diese Schwelle hier gegangen oder getragen worden sein mag..."

    "Werden denn auch die in jüngerer Zeit verstorbenen Flavier - oder zumndest einige von ihnen - an diesem Ort bestattet?" erkundigt Fusus sich heiter, während er ein wenig vorprescht indem er mit nun geordneter Toga sich gemächlichem Schrittes dem Rundbau zu nähern gedenkt. Kurz darauf hält er jedoch wieder inne, um die Entfernung nicht auf ein Maß zu erhöhen, welche zur Fortsetzung der Unterhaltung ein unbotmäßiges Anheben der gesprochenen Lautstärke erfordert hätte. Dabei wendet er den beiden anderen Flaviern sein Gesicht zu, um deren Verbleib zu rezipieren.


    Scato erntet ob seiner Bemerkung dabei ein schiefes Grinsen von seinem kleinen Bruder. "Ich höre deine Worte, Caius... Meine Ankunft in Rom scheint bei meinen lieben Verwandten ja einiges an Erwartungen geweckt zu haben." Er schmunzelt verhalten, nimmt dies jedoch ganz offensichtlich keineswegs übel wenn es ihn auch in eine gewisse Bedrängnis bringt. Dieser gedenkt Fusus sich jedoch hier und jetzt noch nicht zu stellen. "Möchtet ihr den Tempel denn nicht auch von Innen besichtigen? Die Darbringung eines Opfers erschiene mir wohl durchaus als angemessen... allein muss ich gestehen, die Vorkehrungen dazu nicht bedacht zu haben." Er schürzt nachdenklich die Lippen. In den vergangenen Tagen waren seine Gedanken allzu sehr von den Erwartungen hinsichtlich des - von ihm schon auf Kosten von Minors Nerven so vielbesungenen - Forum Romanum beherrscht gewesen.

    Aufgeklärt um die adäquate Anrede erhellt sich Fusus' Miene und er scheint es keineswegs als schlimm zu empfinden, vom Prae- auf den Cognomen verwiesen zu werden. "Selbstverständlich! Ich danke dir, Gracchus. Du magst mich Fusus oder auch Iullus nennen, ganz wie es dir beliebt." Der gar nicht so dezente Hinweis auf den Cursus Honorum entlockt ihm ein schiefes, leicht gequältes Lächeln. "Ach, herrje. Ich fürchte, dass eine Kandidatur meinerseits zum aktuellen Zeitpunkt noch kaum absehbar ist. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich ungeachtet meiner gewiss prädestinierenden Herkunft der richtige Mann für eine solche Aufgabe wäre." Etwas kleinlaut wird er bei der Vervollständigung dieses Satzes. Denn ohne selbigen vorher zu Ende gedacht zu haben, beschleicht ihn der ungute Verdacht den verdienten Senator damit potenziell gegen sich aufbringen zu können. Und nichts läge ihm doch eigentlich ferner.


    Die vorübergehend melancholische Anwandlung seines Oheims entgeht dem Flavier indes nicht. Allein hat er nicht augenblicklich ein geeignetes Rezept parat, wie mit einer solchen Situation umzugehen sei. So reagiert Fusus letztlich so, wie es seiner Natur am nächsten liegt und er sich folglich nicht verstellen muss - mit Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft. "Ich will euch und natürlich auch insbesondere dir, lieber Gracchus, in jedweder mir irgend möglichen Weise zur Seite stehen." Gemeint sind freilich vor allem private und persönliche Sorgen der Familie oder einzelner Mitglieder. Den ausdrücklichen Bezug belässt er jedoch bei den anonymeren und damit leichter zu besprechenden 'Wunden des Imperium Romanum': "Auch wenn es häufig nicht so erscheinen mag, so liegt mir das Wohl des Reiches doch nicht weniger am Herzen als jedem anderen guten Flavius." Damit gelingt ihm wieder ein heiteres, aufmunterndes Lächeln.


    "Selbstredend bietet diese Villa ein mehr als hinreichendes Maß an Komfort und Einrichtung um sich der Körperpflege ausgiebig zu widmen... Jedoch empfinde ich persönlich den Besuch der öffentlichen Thermen stets und insbesondere als äußerst wohltuend, um neben dem Körper auch dem Geist ein wenig Abwechslung und Freizeit zu gönnen. Dort fällt es mir für gewöhnlich leichter, auf neue Ideen und Inspirationen zu kommen, die gewohnten Pfade der eigenen Gedanken zu hinterfragen und neu zu beleuchten. Es mag natürlich sein, dass dies einer persönlichen Veranlagung meinerseits entspringt... fühle dich gleichwohl in jedem Fall auf das Herzlichste eingeladen, mich bei Zeiten in die Thermae Agrippae zu begleiten und mein ortskundiger Führer zu sein." Sicherlich würde Fusus sich allein auch dorthin wagen. Allerdings in Gesellschaft, gerade durch einen so angenehmen Geist als den er Gracchus empfindet, erschiene ihm diese Perspektive doch noch um einiges verlockender. Der Gedanke, dass jener die Öffentlichkeit gar bewusst meiden könne, kommt Fusus nicht einmal ansatzweise in den Sinn.


    Defensiv fällt seine Reaktion zur Frage nach seinen persönlichen Zielen und einer Heirat aus. Zum ersten Mal seit sie einander gegenüber sitzen, senkt der junge Mann kurz den Blick als ihn ein kurzer Anflug von Scham befällt. Zwar verspürt Fusus selbst nicht das Bedürfnis, sich einer großangelegten Karriere zu widmen, doch da er nun einem Senator gegenüber sitzt, erreicht auch ihn die unterschwellig vorhandene Erwartungshaltung. Schuldbewusst ob dieses ihm am Rande bewussten Versäumnisses sieht er dann wieder zu Gracchus auf und antwortet vollkommen ehrlich: "Mein künftiger Werdegang entbehrt leider auch in seiner Planung noch wirklich fest gefassten Zielen. Tarquitius sah es nie so recht als seine Aufgabe an, mich diesbezüglich besonders anzuleiten oder eine Ehe zu arrangieren - worüber ich in beiden Fällen im Grunde auch nicht unglücklich bin. Über Mutters Vorstellungen bin ich mir nicht gänzlich im Klaren..." Verlegen und auch etwas nachdenklich blickt er hinab in seinen eigenen Schoß, in dem sich seine ineinandergelegten Hände einander angespannt kneten. Hoffentlich käme Gracchus nun nicht auf die Idee, ihn sogleich mit verantwortungsvollen Aufgaben und Posten zu konfrontieren. "Ich muss gestehen, dass es mich derzeit nicht gerade nach Amt und Würden dürstet. Vielmehr bin ich darauf aus, das Leben in der Ewigen Stadt kennenzulernen und zu erfahren, sowie mich den schönen Künsten zu widmen. Womöglich könnte ich mir eines Tages eine Tätigkeit beim Cultus Deorum vorstellen..." bringt er nun doch ganz vorsichtig seine eigenen Vorstellungen an und sieht erst anschließend wieder auf. Dass es sich bei Gracchus selbst um einen eingefleischten Priester handelt, spielt dabei für die Motivation der geäußerten Präferenz keine Rolle. Vielmehr liebt Fusus einfach die spektakuläre Schau und den Pomp, den er zuweilen bei größeren öffentlichen Opfern und Zeremonien hat besichtigen können.

    Mit großen, leicht besorgten Augen späht Fusus zunächst aus der Sänfte hinaus gen Himmel. Seinen Geist vermag das Wetter an diesem Tag zwar nicht zu bewölken, doch ist er nicht immun gegen die Sorge um eine mögliche Demolierung seines Äußeren. Mithin zögert er eine ganze Weile, während die indes kontinuierlich beregnete Sklavin Vulpes als sein stetiger Schatten seitlich der Sänfte wartet, ihm hinaus zu helfen und alsbald die Toga nachzurichten. Schließlich gelingt Fusus doch die Überwindung. Er klettert einigermaßen geschmeidig aus dem zuvor noch getragenen Kasten heraus und eilt in schnellem und daher leider nicht allzu gravitätischem Gang die wenigen passus hinüber zum überdachten Areal vor der Basilika - etwas abseits von den eigentlichen Protagonisten dieses Anlasses.


    Unvermeidlich hat der Flavier dabei seinen Anteil am Regenguss abbekommen und wirkt darüber ganz und gar unglücklich, entgegen seinem sonst und auch zuvor in der Villa noch so sonnigen Gemüt. Ein tiefer, trauriger Seufzer entfährt ihm, während er die angefeuchteten und derangierten Falten seiner Toga in Augenschein nimmt. Seine jeglichem expliziten Befehl vorauseilend gehorsame Sklavin beginnt sogleich fleißig mit der Restauration und bekämpft zuallererst durch vorsichtiges Tupfen mit einem sauberen Tuch die Nässe in Haar und Gesicht. Fusus' Bestürzung über den Zustand seines Aussehens tut dies jedoch so schnell keinen Abbruch. Mit einer schmollenden, leicht anklagenden Miene blickt er hinauf zu dem verregneten Himmel, während seine Sklavin anschließend beginnt die Falten seiner Toga zu restaurieren.

    Freilich fühlt Iulllus Flavius Fusus sich in diesen Momenten insbesondere an seine eigene 'Mannwerdung' erinnert, welche nur wenige Jahre in der Vergangenheit liegt. Dass Gracchus Minor diesen Schritt in vergleichsweise jungem Alter begeht, kommt ihm aufgrund dessen durchweg so gesetzten und von ihm als regelrecht erwachsen empfundenes Gebaren gar nicht erst bewusst in den Sinn. Infolgedessen nimmt er dessen körperlich eher kindlichen Züge in diesem Kontext auch kaum mehr wahr und verfolgt die Zeremonie seines Oheims mit einem Gefühl der Richtigkeit - wenn nicht gar Überfälligkeit.


    Mit einem freundlichen, wohlwollenden Lächeln verfolgt er so den Ablauf und atmet schließlich auf, als die erste Phase des offiziellen Teils - durch den Ortswechsel bedingt - ohne nennenswerte negative Zwischenfälle in eine Pause hinsichtlich des stillen Lauschens übergeht. Mit den anderen Gästen schickt auch Fusus sich freilich an, dem Tross zu seiner nächsten Station zu folgen. "Er macht sich gut in der toga pura, nicht wahr?" kommentiert er im Aufbruch an die Adresse seines Bruders und seiner Tante, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.

    Engagiert und mit Hingabe bemüht Fusus sich vorzustellen und nachzuvollziehen, wie das Erleben solcher Schicksalsschläge sich am eigenen Leibe anfühlen mochte. Er presst währenddessen in angespannter Konzentration leicht die Lippen zusammen, scheitert jedoch an mangelnder eigener Erfahrung hinsichtlich ernstlich negativer Ereignisse. So bleibt ihm vorläufig kaum etwas anderes übrig, als sich einem vagen Mitgefühl zu ergeben und Onkel und Tante mit etwas betrübter Miene anzusehen. Betrübt nicht nur wegen deren Erlebnisse, sondern auch wegen seinem eigenen Unvermögen diese in angemessenem Maße nachzuvollziehen. Wenngleich sein persönlicher Horizont und Blickwinkel noch relativ eingeschränkt sind, beseelt ihn doch der Wunsch diese zu weiten und ein ungefähres, grundsätzliches Verständnis für die Welt zu entwickeln.


    "Es tut mir sehr leid für euch, dass ihr solch' Unbill am eigenen Leibe erfahren musstet. Man kann wohl wahrhaftig froh sein und Fortuna danken, dass es uns schlussendlich vergönnt ist, zumindest körperlich unversehrt hier zusammen zu stehen. Gibt es denn noch andauernde Folgen für Gegenwart und Zukunft, derer ich momentan nicht gewahr bin? Geht es euch beiden an Leib und Seele wieder gut? Sollte man den Versprengten noch irgendeine Form an Zuwendung oder auch Hilfe angedeihen lassen?" runzelt Fusus fragend seine makellose Stirn und wirkt etwas überfordert mit der Situation. "Oder... kann ich auch euch mit irgendetwas helfen oder zur Seite stehen?"