Beiträge von Iullus Flavius Fusus

    Der ältere Flaver lächelt etwas beschämt, das timide Timbre in diesem Augenblick nicht so recht wahrnehmend. Vielmehr sieht er zumal den jüngeren Gracchus als den vorbildlicheren, strebsameren und gar gebildeteren Schüler an und hatte sich jenen daher als leuchtendes Vorbild hinsichtlich einer extensiven Vorbereitung vorgestellt. "Oh, ähm... Mitnichten... Ich hoffe, dass dergleichen nicht in impliziter Weise dem Studium vorausgesetzt wird. Daher bin ich vielmehr beruhigt, dass dir eine entsprechende Bedingung nicht mehr bekannt ist als mir."


    Durchaus erleichtert erhellt sich seine Mimik daher noch etwas mehr und die Haltung des Patriziers entspannt sich. Er nimmt noch einen genüsslichen Schluck von dem süßen Getränk und stellt seinen Becher dann beiseite. "Schließlich besuchen wir den Rhetor um zu lernen und da wäre es womöglich sogar eine Beleidigung ihm gegenüber, wenn wir die Qualität seines Unterrichts anhand einer zweiten Quelle im Voraus schon in Frage stellten...", entfaltet Fusus seine ganz eigene Logik, um sich diesen speziellen Punkt für den Moment gerade so zurechtzubiegen, wie es ihm gefällt. Tatsächlich funktioniert diese Strategie insofern, als dass sich sein schlechtes Gewissen vorerst verflüchtig und er sein bisheriges Handeln zuversichtlich für korrekt befindet.

    Vergnügt greift Fusus sodann nach den roten Figuren und beginnt ebenso jene auf seiner Seite zu arrangieren. Etwas fällt ihm jedoch ins Auge, was einem derart modebewussten Geist kaum entgehen kann. Daher entfährt dem Flavier ein flüchtiges Glucksen und sogleich teilt er auch die Quelle seines Amüsements: "Wenn ich mir so unsere Umhänge ansehe, hätte die Wahl wohl eigentlich umgekehrt ausfallen müssen!" Mit einem breiten Lächeln deutet er auf den scharlachroten Umhang seines Gegenübers, sowie den eigenen in Dunkelblau gehaltenen.


    Indes hat man die Startaufstellung der Figuren eingenommen und Fusus greift kurz zur Seite, um sich an seinem Getränk zu bedienen. Den ersten Zug überlässt er seinem Gegner und nimmt entspannt einen kleinen Schluck von dem süßlichen Getränk, begleitet von dem Gedanken ob es wohl ein kulinarischer Frevel wäre, sich dies in aufgeheiztem Zustand noch zu wünschen. "Alsbald steht wohl auch unsere erste Unterrichtsstunde bei jenem Rhetor an. Ich muss gestehen, dass ich schon einigermaßen gespannt darauf bin. Bereitest du dich eigentlich in besonderer Weise irgendwie darauf vor, Manius?"

    Etwas später als der dem prandium vorbehaltenen Zeit nutzen zwei Flavier einen frisch angebrochenen Nachmittag, um sich gemeinsam in den jahrezseitbedingt geschwächten Strahlen der Sonne im Garten der Villa aufzuhalten und sich der anlässlich der liberalia des Gracchus Minor und eines dort überreichten Geschenks vereinbarten Partie Latrunculi zu widmen.


    Besagtes Präsent in Form eines Spielbretts und dazugehöriger Figuren befindet sich auf einem kleinen Tisch an windgeschützter Position des Gartens, eingerahmt von zwei bequemen Stühlen und diese jeweils flankiert von einem noch kleineren Beistelltisch zum Zwecke der Zwischenlagerung von Erfrischungen und Naschereien. Freilich befindet sich auf jenen auch bereits eine kleine Auswahl an appetitlichen, leichten Portionen, sowie ein Becher samt Karaffe verdünnten und süßlich gewürzten Weines. Als Bedienung steht zumindest die rothaarige Sklavin Vulpes mit etwas Abstand zurückgezogen bereit, um ihrem Herrn und auch dessen Gesellschaft jedweden Wunsch von den Lippen abzulesen.


    Iullus Flavius Fusus sitzt in einigermaßen bequem wirkender Position auf seinem Stuhl und kommt doch nicht ganz umhin, auch in derart privater und familiärer Atmosphäre gegenüber seinem guten Freund Manius eine einigermaßen elegante und würdevolle Haltung wahren zu wollen. Folglich ist sein Rücken gerade durchgestreckt und auch die Garderobe wohl gewählt, sowie penibelst durch seine Leibsklavin arrangiert worden. Er trägt heute allerdings nicht die von breiten Purpurstreifen gesäumte Tunika als Zeichen des Ordo Senatorius und hat auch auf seine Toga verzichtet. Stattdessen ist die Wahl auf eine vergleichsweise schlichte, jedoch hochwertige und wärmende Tunika heller Farbe gefallen, deren Säume mit verspielten Stickereien von blauem und rotem Garn verziert sind. Dazu trägt der Sohn des Milo - um der frischen Luft weiteres entgegenzusetzen - eine dunkelblaue lacerna, die an seiner Schulter von einer kostbaren Brosche gehalten wird. Auf den calceus verzichtet er freilich innerhalb der Villa zu Gunsten einfacher Sandalen. Selbst wenn er um die eingeschränkte Wahrnehmung seiner Verabredung weiß, so hat er dennoch auch zu diesem Anlass nicht auf einen Hauch von Make-Up verzichtet, um seinen Teint noch ebenmäßiger und etwas blasser erscheinen zu lassen. Sein kurzes, glattes Haar ist sorgfältig um das Antlitz arrangiert und deutet auf der blassen Haut am Ansatz säuberlich gestaltete Locken an.


    Das Spiel für sich ist noch in fast jungfräulichem Zustand. Allein die Figuren wurden bereits sortiert und auf ihre beiden Fraktionen aufgeteilt. "Nun, welche Farbe wählst du, lieber Manius?" wendet sich der an Jahren ältere Neffe an seinen Onkel dritten Grades. Jüngst hatte sich seinerseits im Verlauf der Geschenkübergabe zwar eine gewisse Verstimmung ergeben, jedoch hat es kaum eines vollen Tages bedurft, bis der nur in seltenen Fällen nachtragende Fusus dies wieder vergessen hatte.

    Durchaus beeilt sich Iullus Flavius Fusus unter den gestrengen Blicken ihres neuen Lehrers, sich in den Reihen der Schüler einen Platz zu suchen. Es gelingt ihm dabei zu seiner eigenen Freude einen solchen zu finden, zu dessen rechter Seite noch Platz für seinen ebenfalls flavischen Kompagnon zu finden. Mit einem offenen Lächeln lädt er diesen auf selbigen ein, während er sich um den Verbleib seiner Sklavin nicht im Mindesten zu scheren scheint. Vulpes nimmt daran jedoch keinen sichtbaren Anstoß und platziert sich zu den Füßen ihres Herrn, zieht tabula und stilus hervor, um in stetigem Diensteifer für jenen das Anfertigen von Notizen zu übernehmen.


    So kratzt ihr Griffel schon bald recht eilig über die Wachsschicht ihrer Tafel, während der Flavier seine Aufmerksamkeit und seine Gedanken gänzlich dem Vortrag widmen kann. Für den Anfang ist dieser noch motiviert und freudig bei der Sache. Zumal er zunächst allerlei Begrifflichkeiten vernimmt, mit denen er nicht zum ersten Mal in seinem Leben konfrontiert wird, und denen er dementsprechend gut folgen kann. Allein als die Sprache auf 'harte Arbeit' kommt, nimmt seine Miene einen etwas leidenden Ausdruck an und flüchtig verliert er den Fokus auf die Inhalte. Sein Blick gleitet vorübergehend ab, über die Gesichter der Mitschüler und mit einem lautlosen Seufzen schließlich wieder gen Lehrer. Annähernd geduldig hört er sich die weiteren Worte an und lächelt sogar dem plebejischen Naseweis so unverbindlich wie freundlich zu, als dieser glaubt seinen kleinen Glanzmoment zu erleben.


    Schließlich sieht er sich jedoch veranlasst es ihm in Sachen einer Wortmeldung gleich zu tun und bittet mit einer anmutigen Geste um die Erlaubnis zu sprechen. Sei es aus Ungeduld oder weil er die unmittelbare Reaktion des Lehrers falsch oder gar korrekt deutet, fasst er sein Ansinnen sogleich in gesprochenes Wort: "Magister Quinctius, wirst du uns alsbald mit einem Vortrag aus deiner eigenen Feder beglücken, als vorbildliches Exemplum und gewiss auch zu unserer Erbauung?" Ein freundliches Lächeln und ein Gesichtsausdruck, den kein Wässerchen trüben könnte, begleitet diese hoffnungsvoll intonierte Frage. Gewiss mag dies nicht die vorzüglichste Frage von einem derart 'alten' Schüler sein, doch drückt sie gut Fusus' starken Drang zur erlebten Praxis aus, sowie sein fehlendes Bedürfnis sich nennenswert durch besonders gewitzte oder kluge Fragen zu profilieren. Um sich allerdings in hinreichendem Umfang mit der leidlichen Theorie zu beschäftigen, wird er sich selbst noch einigermaßen quälen müssen.

    Während er den Erläuterungen Gracchus' zum Verständnis der Sodalitäten und ihrer Traditionen folgt, sowie dessen Gedankenanstoß sich mit den Gegensätzen zu befassen, beginnen Fusus' Augen zu leuchten. Begeistert und inspiriert von diesem Anstoß schweigt er nach dem kleinen Vortrag in langen Sekunden andauernder geistiger Auseinandersetzung mit diesem Blickwinkel. "Tradition und Gegensätze... Welch eine interessante Betrachtungsweise! Nur zu gut kann ich mir eine Vorstellung von unseren Ahnen in denn Sinn rufen, wie sie zweifelsohne auch in kriegerischer Manier jene Grundlagen schafften, welche unsere heutige Zivilisation überhaupt erst ermöglichten." Seine blühende Phantasie, bildliche Vorstellungskraft und die Fähigkeit zur Begeisterung, erschaffen vor dem geistigen Auge des jungen Mannes flüchtige Eindrücke eines der Ilias und Aeneis gleichendes Epos zu ihren flavischen Vorfahren. Durchaus auch für den eher feminin geratenen Mann eine erstrebenswerte Impression. "Betrachtet man die beiden großen flavischen Kaiser, so harmoniert mit ihrer Politik der Stärke und der Stabilität wohl der Kult des Quirinus insbesondere... Geht man jedoch noch weiter zurück in die Vergangenheit, so führt kein Weg am Gedanken an Mars vorbei, dessen Kraft das Imperium überhaupt erst zu solcher Größe hat wachsen lassen..." Nachdenklich schürzt Fusus seine Lippen und tippt sich mit dem Zeigefinger gegen das Kinn. "Darüber werde ich noch eingehender reflektieren müssen."


    Enttäuschung macht sich bei dem jungen Flavier breit, als er die Absage des Senators hinsichtlich der Verfügbarkeit dessen Kontakte vernimmt. Traurig schiebt er seine Unterlippe ein Stück vor und ist ob der so rasch zunichte gemachten Hoffnung vorübergehend recht bedrückt. "Welch eine Schande... Wie soll sich mein kultivierter Geist denn nur entfalten, so sich ihm die Gesellschaft für einen niveauvollen Austausch entzieht?" Er seufzt einmal aus tiefster Seele und lächelt erst dann wieder zaghaft. "Umso mehr ein Grund, alsbald selbst den Kontakt zu geeigneten Kreisen zu finden. Ich werde nicht ruhen und gegebenenfalls gar das Abenteuer einer Kontaktaufnahme mit Anhängern dieser Wagenrennen in Angriff nehmen. Womöglich ist Fortuna mir hold und lässt mich den einen oder anderen Diamanten unter ihnen finden." Nun strahlt er auch schon wieder hoffnungsvoll. Derartige rasche Stimmungswechsel sind für Iullus Fusus bei weitem nicht unüblich. "...und so die eine oder andere meiner Bekanntschaften sich als deiner würdig erweist, werde ich einen kleinen Kreis mit Freuden auf dich erweitern." Noch längst hat er es nicht aufgegeben, auch zum älteren Gracchus einen engeren Kontakt herzustellen. Allerdings fällt es ihm alles andere als leicht, einen respektvollen Abstand zu wahren und nicht allzu aufdringlich zu erscheinen. (Es ist allerdings auch nicht so, dass er es sonderlich energisch versuchen würde.)


    Mit leicht schiefgelegtem Kopf lächelt Fusus sein Gegenüber kokett an. "Deine Zeit und Geduld will ich nicht mehr allzu lang strapazieren, lieber Gracchus. Allein eine Bitte liegt mir noch am Herzen... Wäre es wohl möglich, dass ich - wenn sich eine Gelegenheit ergibt, die dir genehm wäre - dich ausnahmsweise zu einer Feierlichkeit des Cultus Deorum wie etwa der Darbringung eines großen Opfers begleite und die Zeremonien an deiner Seite verfolgen darf? Ich dränge nicht auf eine baldige Erfüllung dieses Wunsches, jedoch erschiene es mir ein allzu großer Verlust nicht zumindest ein wenig von deinem großen Wissen zu lernen." Mit hoffnungsvoll geweiteten Augen und einem zuckersüßen Lächeln sieht er Gracchus direkt ins Gesicht. 'Bitte, bitte, bitte...' spricht seine bettelnde Mimik stumm, als sei er eine auf ihren Liebreiz setzende Frau oder auch ein kleiner Junge der von seinem Vater sich etwas erbittet.

    Ernst nickt der Flavier zu den geäußerten Präferenzen seiner beiden Begleiter, während sich in seinem Rücken Vulpes und der Leibwächter ein wenig drängen, im Bemühen die kaum mögliche Distanz zu der sich auf den Märkten tummelnden Menge zu wahren. Gänzlich ignorant ob dieser Tatsache gilt Iullus' gesamte Aufmerksamkeit in diesem Augenblick jedoch seinem älteren Bruder und dem jüngeren Oheim. "Wenn es Caius auch wirklich nichts ausmacht, werden unseren Rundgang fortsetzen. Fern der Märkte sollten die Gefahren gerade hier im Pomerium beherrschbar sein."


    Damit ist es beschlossen. Er nimmt seine Hand wieder von Manius' Schulter und mustert Caius noch einmal etwas besorgt. Erst die Frage des Noch-Jungen hat ihn auf diesen feinen Anklang in den Worten seines Bruders aufmerksam gemacht. "...damals? Dir war zu einem früheren Zeitpunkt bereits etwas ähnliches erfahren? Schauderhaft. Was haben sie dir denn angetan?" Allmählich beginnt die Kraft der Ewigen Stadt doch einen gewissen Schrecken auf Iullus auszuüben. Ein wenig argwöhnisch blickt er sich um. "Wir sollten allerdings nicht mehr allzu lange verweilen. Falls es eine sehr lange Geschichte ist, sollten wir sie uns besser nachher in der Villa anhören."

    Mit großem Interesse lauscht Fusus den vom Imperator geschilderten Eindrücken. Freilich hat er bislang mehr oder minder nur solche Informationen über diesen vernommen, wie sie jedwedem römischen Bürger zur Verfügung stünden. Freilich ist aber just genau diese Persönlichkeit geradezu geschaffen, größtmögliche Neugier bei dem Klatsch und Tratsch keineswegs abgeneigten jungen Mann zu wecken. Ein Umstand, der ihm - laut geäußert - wohl kaum zum Vorteil gereichte. Er reckt sich etwas auf seinem Platz, um auch ja jedes Wort mitzubekommen und widmet sich nach jener zeitintensiven Traube genießerisch einem zarten Stückchen von einem köstlichen Fischlein.


    Des älteren Gracchus' Ermahnung zu besonderer Umsicht schürt seine Neugier. "Den Princeps...? Ob die Gefolgsleute des Vesculariers einen Racheplan ersonnen haben könnten?", knüpft er sogleich an die Frage des jungen Gracchus an. Noch erscheinen ihm diese Vorgänge als so fern und daher vielmehr spannend als beängstigend. Als lausche er einem fesselnden Drama oder einer klassischen Tragödie. Im Geiste ziehen sich unsortierte Parallelen. "Doch wieso sollten sie auch uns etwas Böses wollen?", interessiert er sich in geradezu naiv wirkender Unschuld. Wie allzu häufig lässt er sich nicht jedwedes Für und Wider durch den Sinn gehen, ehe er seine Fragen stellt.

    Selbst noch etwas außer Fassung, wenn er auch die ersten Schritte in die Wege geleitet hat, kommt Fusus mit seinem Bruder bei dessen Sänfte ab. Vorerst verbleibt er noch an dessen Seite und erkundigt sich besorgt: "Ist wirklich alles in Ordnung, Caius? Sollen wir den Rundgang fortsetzen oder möchtest du lieber zur Villa zurückkehren?"


    Die abziehenden Sklaven bedenkt der Flavier mit einem knappen Nicken, nachdem sie ohnehin letzte Instruktionen von ihrem eigentlichen Herrn erhalten haben. Sofern sich Probleme ergäben, würden die Sklvaen sich wohl zu helfen oder zu melden wissen. Dann wendet er sich auch seinem Freund Manius zu, diesen noch einmal aufmerksam musternd. Er legt jenem eine Hand auf die Schulter und erkundigt sich auch hier: "Wie steht es um dich, lieber Freund? Wir sollten künftig wohl etwas vorsichtiger sein... Meiner Treu, mit derlei hätte ich im Traum nicht gerechnet!"


    In Fusus' Gefolge befindet sich weiterhin seine Sklavin Vulpes, sowie der abbeorderte Leibwächter. Geringfügige Entspannung kehrt bei diesen ein, zumal man sich zu den Sänften zurückgezogen ist und damit dem ärgsten Gedränge entwichen ist. Allerdings ist jedem der Bewacher anzusehen, dass man diese Märkte wohl gerne so bald als möglich verließe.

    Anas, dem Sklaven, ist es nicht vergönnt die eigentlichen Baderäume der Thermen zu betreten. Nicht, dass man anderenfalls etwa das Wasser abgelassen hätte... Allerdings fühlte sich Flavius Fusus hinreichend bedient ihn als Aufsicht seiner Kleidung und Habseligkeiten zurückzulassen und den Weg in die Entspannung von da an allein zu beschreiten.


    Alsdann betritt der junge Mann das Tepidarium und verharrt nach wenigen Schritten, um den Raum auf sich wirken zu lassen. Freilich ist er gänzlich nackt und trägt außer den Badesandalen lediglich ein Handtuch über den Arm. Sein Körper ist sehr schlank und wohlgewachsen, entbehrt jedoch auch nennenswerten Muskelpartien und wirkt daher geradezu jungenhaft. Diesen Aspekt unterstreichend, hat er sich jeglicher Körperbehaarung entledigen lassen. Nach kurzem Innehalten setzt Fusus seinen Weg fort und steuert eine freie Liege an, um die wohlige Wärme des Raumes zu genießen und seinen Thermenbesuch langsam angehen zu lassen. Er legt sich darnieder, das Handtuch als genehme Unterlage für seinen Kopf platziert, und beobachtet eine Weile zufrieden das geschäftige Treiben, während die Wärme in seine Glieder kriecht.


    Sim-Off:

    Wer mag, der mag. :)

    Von Aufregung und Neugier erfasst folgt Fusus seinem Oheim zu besagter Taberna und ist vor deren Schwelle einen Augenblick noch stehen geblieben, sich der Lage und Umgebung dieses Ortes zu vergewissern. An seiner Seite folgt ihm wie ein Schatten auch heute seine Leibsklavin Vulpes, der er jedwede von ihr zu bewältigende Aufgabe zu übertragen pflegt. Freilich hat auch dieser Flavier eine gute Grundbildung genossen, doch weilen seine damaligen Lehrer seit seiner Ankunft in Rom nicht länger an seiner Seite, sondern sind im Haushalt seiner Mutter in Tusculum verblieben. Somit ist es an seiner Allzweck-Dienerin, ihm fortan zur Seite zu stehen und bei der Gelegenheit als angenehmen Nebeneffekt für ihren Besitzer ihren eigenen Horizont und damit ihre Fähigkeiten zu erweitern.
    Seit seiner Ankunft in Rom hat Fusus es in Sachen Ausbildung ein wenig schleifen lassen... um nicht zu sagen, sich der Faulheit und weniger sinnvoller Beschäftigung ergeben. Gemessen an Ansprüchen seiner Herkunft hinkt er somit, relativ zu seinem 'fortgeschritten' Alter von 19 Jahren gesehen, dem Bildungsstand seines um Jahre jüngeren Oheims ein gutes Stück weit hinterher.


    Die hellen Wangen leicht gerötet, die braunen Augen erwartungsvoll funkelnd, wendet er sich schließlich ihrem eigentlichen Ziel zu und folgt Gracchus Minor geringfügig verspätet ins Innere hinein. In diesem Augenblick beschleicht den Flavier jäh ein flüchtiger Hauch von Beklemmung. Wenn er die Früchte des bis dahin erlebten Unterrichts mittlerweile auch genießt, so war der Weg dorthin bisweilen mit einigem an Ungemach verbunden. Neben dem unangehmen Zwang über Stunden hinweg, angesichts allzu häufig fad präsentierter Themen fokussierte Konzentration aufzubringen, hat Fusus seinerseits in jungen Jahren immer wieder Streiche und Gemeinheiten seines jüngeren Bruders und dessen Komplizen ertragen müssen.
    In Remniszenz an diese Begebenheiten atmet er einmal schwer und tief durch, während er an Manius' Seite tritt und dessen Blick über die Reihen ihrer vermeintlich künftigen Mitschüler folgt. Er bemüht sich um ein freundliches Lächeln, was ihm sonst deutlich leichter fällt, und wendet sich sogleich ohne Scheu an die Fremden.
    "Salvete!"

    Fusus hat sich an seinem Platz in der Runde bis dahin recht ruhig verhalten und knabbert gerade an einer süßen Traube, während er neugierig den gesprochenen Worten lauscht. Seine wachen, braunen Augen ruhen auf dem jeweiligen Sprecher und zumindest seine Mundwinkel zucken amüsiert ob des von Gracchus Minor projizierten, imaginären Bildes in Erdhütten lebender Senatoren.


    "Wie ist er eigentlich so? Also, der neue Augustus...?" meldet sich der junge Mann dann schließlich unvermittelt zu Wort, nachdem der neue Augustus bereits implizit zur Sprache kam. "Habt ihr ihn schon persönlich getroffen?" Weiterhin etwas sehr graziös (man könnte fast meinen, er habe dies gezielt geübt) an seinem Träubchen knabbernd spricht Fusus damit ganz offensichtlich vor allem die beiden Senatoren an. "Hat er gute Manieren und einen vielversprechenden Sachverstand?" Wenngleich dies gewiss die Erwartungen an ein gutes Staatsoberhaupt sind, so hat die jüngere und ältere Geschichte doch längst gezeigt, dass es sich mitnichten um zwingende Voraussetzungen handelt.

    Nur geringfügig minder schockiert als sein Bruder haften Fusus' Augen an dessen erbleichenden Antlitz und nur dank des Umstandes, dass seine Hände ohnehin bereits auf dessen Schultern ruhen, vermag er sodann rechtzeitig zu reagieren und ohne großes Aufhebens den eigenen Bruder an Oberarm und Ellenbogen einseitig zu stützen. Ein Kraftpaket ist der Flavier zwar nicht, doch für den Moment der Stabilisierung vermag er seinen Teil beizutragen. "Meiner Treu... Wir gehen lieber zurück zur Sänfte."


    Seine Aufmerksamkeit wendet sich derweil dem Sklaven Angus zu, welcher noch immer den Angreifer zu Boden drückt. "Du! Äh... Angus!" Tatsächlich hat Fusus ein recht gutes Namensgedächtnis und entsinnt sich seiner ersten Begegnung mit Angus im Garten der Villa. "Bring ihn zu einer Stadtwache und schildere denen, was hier passiert ist. Kommst du damit alleine klar, oder brauchst du noch Unterstützung?" Etwas Sorge liegt dann doch in des Flaviers Blick, als er die verbleibenden Leibwächter durchzählt. Ungern würde er einen entbehren. Niemals fiele es ihm überdies ein, den Angreifer jemand anderem als den offiziellen Ordnungskräften zu übergeben. Bei allem Schrecken über die Geschehnisse entwickelt er doch keinen Durst nach blutiger Rache.


    Während er Scato an dessen Arm wieder zurück zu besagten Transportmitteln zu dirigieren sucht, wendet Fusus den Kopf zuerst nach Gracchus: "Manius, komm... Wir brechen wieder auf..."

    In seiner Zielstrebigkeit die Geschäfte seiner Begierde zu erreichen, wird Flavius Fusus erst verspätet auf die Unruhe aufmerksam. Schon ist er im Begriff die Treppe zu erklimmen und hat bereits ihre ersten Stufen bewältigt. Als der Ruf hinsichtlich es Messers vernimmt, hält er erschrocken nach der Ursache Ausschau und entdeckt sogleich seinen älteren Bruder mitten im Getümmel. "Caius!" ruft er über die Köpfe der Menge hinweg und beginnt sich dann wieder die Treppe hinabzudrängen - ohne Rücksicht auf die ihm nacheilenden Sklaven an seiner Seite oder auch die derweil verrutschenden Falten seiner Toga. Fusus' Ziel ist der eigene Bruder, ohne sich in diesem Augenblick um seine eigene Sicherheit zu bekümmern - zum Teil aus Sorglosigkeit, zum Teil aus großem Vertrauen in die Verlässlichkeit seiner Bewacher.


    "Caius, geht es dir gut? Hat er dir etwas getan?" Als er Scato erreicht, fasst er diesen sogleich bei beiden Schultern und mustert ihn besorgt. "Was war denn los?" Dann gilt der Blick des Flaviers dem vorläufig fixierten Angreifer, in einer Mischung aus Unverständnis und Sorge. Dann sieht er sich kurz nach Gracchus um, ob diesem auch etwas widerfahren sei.

    Der Schaffensstolz des geringfügig älteren Flaviers bleibt zunächst ungebrochen und einer etwaigen Unschicklichkeit seiner Betätigung scheint er sich mitnichten bewusst. Vergnügt zucken seine Mundwinkel aufgrund des neuerlich lobenden Ausrufs, streckt der Stolz seine Haltung.


    Als Gracchus ihm die Tarnung als Handwerker nahelegt, schnaubt Fusus jedoch kurz - selbst einen himmelweiten Unterschied empfindend, zwischen der von Hand geschaffenem Kunst und dem Handwerk um seiner Zweckmäßigkeit Willen. "Nicht doch...", erhebt der Flavier daher etwas beleidigt Einspruch. "Ich distanziere mich ausdrücklich von gewöhnlichem Handwerk, Manius. Du wirst doch hoffentlich dieses kleine Kunstwerk nicht mit der Einfachheit einer schlichten Amphore oder einem geschmiedeten Topf vergleichen?" Kurz wird er etwas nüchterner und mustert seinen Kameraden skeptisch aus leicht zusammengekniffenen Augen. Sich seines Tonfalls und der unschönen Mimik sehr schnell selbst gewahr werdend, versucht er sich jedoch rasch zu berichtigen. Ganz vergessen hat er diese empfundene Herabwertung seines Werkes jedoch nicht. Das sich anschließende Lächeln ist weniger warm als zuvor.


    "Eine neuerliche Flucht aus Rom sollten wir wohl vermeiden... Das Spiel bewegt sich indes selbstverständlich natürlich im Rahmen der üblichen Regeln. Mir würde es niemals einfallen, mir einen unehrenhaften Vorteil zu verschaffen!"
    Mit Nachdruck gibt er diesen Umstand noch einmal kund. Nicht dass ihn hier irgendwer für einen unehrlichen Gegner halte! Damit nickt er seinem Onkel noch einmal freundlich - oder für den Moment doch nur höflich? - zu und gedenkt sich vorerst zurückzuziehen, anderen Gratulanten den Platz zu überlassen.

    Besorgt runzelt Fusus seine sonst noch so jugendlich glatte Stirn, während er die Einwände des erfahrenen Gracchus vernimmt. Er hört sich aufmerksam an, was der ältere Flavier zu sagen hat und nimmt sich dessen Worte durchaus zu Herzen. Einen kleinen Einwand zu formulieren, wagt er sich dann allerdings doch, faltet nachdenklich seine Hände auf dem eigenen Schoß ineinander und lehnt sich auf seinem Stuhl etwas zurück. "Freilich obliegt es letztlich der Gunst der Sodales, über meine Aufnahme die effektive Entscheidung zu treffen. Auch will ich auf deine Mahnung hören, den Inhalte der jeweiligen Kulte die höchste Priorität beizumessen und diese bis hin zu meiner Bewerbung und der späteren Ausübung zu wahren. - Was mir ohnehin eine Selbstverständlichkeit erscheint. - An meinem Vorhaben zur Informationsgewinnung will ich aber trotzdem festhalten, zumal ein Schaden daraus weder mir noch einem anderen entstehen wird." Man könnte wohl den Verdacht entwickeln, dass es ihm dabei auch ein wenig ums Prinzip geht, seine eigene Idee zumindest noch ein Stück weit weiter zu verfolgen. Mit einem etwas verlegenen Lächeln fügt er noch hinzu: "...außerdem habe ich mich zu diesem Anlass bereits mit Manius verabredet... also, Manius Minor. Er hat sich bereit erklärt, mir hin und wieder als ortskundiger und in den Gepflogenheiten der Ewigen Stadt gewandter Ratgeber zur Seite zu stehen."


    Iullus Fusus seufzt einmal tief, neben seiner vielleicht etwas umständlich wirkenden Beschäftigung mit diesem Thema ein weiteres Zeichen für den empfundenen Schwierigkeitsgrad der Entscheidung. "Auf der Grundlage meines bisherigen Wissens fehlt mir bislang einfach noch jedwede Tendenz, welche eine Präferenz der einen Sodalität über die andere nachhaltig begründen könnte. Besonders verbunden fühle ich mich dem Apoll... aber das hilft mir in dieser Frage wenig weiter. - Dir kann ich nicht zufällig eine Einschätzung entlocken, nach welcher Art ich deinem bisherigen Eindruck zufolge eher komme?" Fragend und mit nachdenklich geschürzten Lippen blickt er seinen Verwandten an. "Mars und Quirinus haben beide so etwas... militärisches an sich. Mit Dea Dia hingegen habe ich mich in Tusculum zugegebenermaßen nicht wirklich intensiv befasst. Was waren denn seinerzeit die Kriterien, welche dich zu den Saliern führten?"


    Die Idee einer Factio beizutreten, erzeugt dem Senator gegenüber einen etwas perplexen Fusus. "Äh, einer Factio...? Ich weiß nicht, ist das wirklich ein geeigneter Umgang? In meiner Vorstellung tummeln sich in solcherlei Kreisen vornehmlich ohne nennenswerten Anspruch zu begeisternde Plebejer, oder auch gar Peregrini und dergleichen...?" Ein wenig rümpft er sein feines Näschen und scheint dieser Überlegung so gar nicht zugeneigt. Gewiss mischen sich auch in den Thermen die verschiedensten Stände untereinander, doch geht man dabei zumindest einer in Fusus' Augen annähernd kultivierten Beschäftigung nach. "Da wäre vielleicht doch eher ein Ansatz adäquat, unter gebildeten Mitgliedern der Gesellschaft eine Art Literatenkreis oder ähnliches ins Leben zu rufen. Ich hörte bisweilen von ähnlichen Einrichtungen, als dass sich Gleichgesinnte zusammentun und im Wechsel ihr jeweiliges Heim als Veranstaltungsort für eine genehme Rezitation oder auch eine kleine Aufführung zur Verfügung stellen." Während er diese Idee noch im Sprechen entwickelt, beginnen Fusus' Augen schon wieder ein bißchen zu leuchten. Ja, das sind die Themen, für die er aus dem Stehgreif heraus Begeisterung zu entwickeln vermag. "Du hast doch gewiss zahlreiche Kontakte zu geeigneten Personen, lieber Gracchus...", spricht er auch schon weiter, im Begriff den Senator mit Haut und Haar kurzerhand in die Angelegenheit einzubinden.

    Die nüchterne Rationalität des vorgebrachten Einwandes verwirrt den von Emotionen getriebenen Iullus Fusus sekundenlang. "Ja, aber...", setzt er an, ohne dem wirklich etwas entgegenzusetzen zu haben. Folglich verstummt er erneut und blickt noch einmal etwas sehnsüchtig auf die bunte Auslage, der regelrecht schreiende Farben eine spürbare Anziehungskraft auf ihn ausüben.


    Vulpes nutzt diesen Moment seiner Unentschlossenheit, um ihrerseits die vernünftigere Argumentation des Gracchus Minor zu unterstützen. Nicht selten nimmt sie derlei Einfluss auf ihren irrationalen Herrn, um seine Entscheidungen subtil zu lenken und weniger chaotische Bahnen zu begünstigen. "Die Märkte können wir auch an einem der kommenden Tage ein weiteres Mal und dann etwas ausgiebiger besuchen, Herr. Erlaubt mir, Euch demütigst an unser noch umfangreiches Programm für diesen Tag zu erinnern, Herr." Sie spricht in unterwürfigem Tonfall und das sehr leise. Allenfalls der nahbei stehende Manius und sein Leibsklave könnten diese kleine Einflussnahme belauschen.


    Flavius Fusus scheint sich an den Worten seiner Sklavin jedenfalls nicht zu stören, leiht ihr sogar bereitwillig sein Ohr. Gewiss konfrontiert sie ihn just wieder mit einer eher unangenehmen Wahrheit, doch haben sich diese Hinweise für ihn bislang eher als vorteilhaft erwiesen. Zudem vermag er auch ihrer Logik keine entkräftigenden Argumente entgegen zu setzen. Nichtsdestotrotz ist er der Kunst der Rhetorik um ihrer selbst willen zumindest so weit zugetan, als dass er sich wenigstens symbolisch zur Wehr setzen will. "Ihr sprecht alle recht und richtig... Allein erlaube ich es mir anzumerken, dass nicht jeder Krieg sich mit der nüchternen Rationalität des Strategen gewinnen lässt! Die wahre Stärke eines Volkes liegt im Mut und der Tapferkeit derjenigen, die mit dem Schwerte in der Hand für ihre Überzeugungen und Traditionen zu Felde ziehen!" Für eine klassische Rede genügt dieses kurze Aufbegehren natürlich nicht, doch dafür wäre dies auch weder die richtige Zeit noch der richtige Ort. Ein wenig trotzig reckt Fusus sein Kinn empor und sieht zuerst seine Sklavin an, wendet sich dann wieder ganz den beiden anderen Flaviern zu.


    "Wohlan! Es wird sich hier gewiss noch die eine oder andere Beute für uns finden." Damit lächelt er auch schon wieder und strebt - dem enttäuschten Tonhändler beiliäufig nur gnädig abwinkend - eine Fortsetzung seines Rundgangs an. "Feinen Schmuck und edle Stoffe kann man ohnehin nie genug haben! Vielleicht finden wir auch für euch etwas Hübsches..." Während seine Blicke noch begierig die kunterbunten Auslagen der benachbarten Geschäfte erfassen, strebt er nun immerhin - geleitet von seiner Sklavin - den Aufgang in die nächsthöhere Etage an. Dabei gestaltet sich der Weg für die drei Flavier im regen Gedränge immer weniger angenehm und insbesondere für die als Leibwächter abgestellten Sklaven zunehmend angespannter und gefährlicher.

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    (...) "Formidabel, in der Tat! Welch famose Idee, jeden Stein individuell zu gestalten!" (...)


    Vor allem anderen überwiegt in Fusus' Gefühlswelt eine große Freude angesichts der positiven Reaktion, welche sein Präsent auf Seiten Minors induziert hat. Begeistert klatscht er einmal kurz in die Hände und strahlt zutiefst beglückt, auch über das Lob für sein künstlerisches Werk. Zugegeben sei, dass er indes noch irrt ob des tatsächlichen Anlasses von Gracchus' spezifischem Kompliment. "Nicht wahr...? Es freut mich, dass es dir gefällt. Immerzu mit den wenn auch bisweilen kunstfertig gestalteten, so doch in ihrer Form stets allzu schlichten Kreisen zu spielen, erschien mir als ein wenig trostlos. So besann ich mich auf die Schönheit der Natur und habe versucht sie nachzuempfinden. Wahrhaftig verhält es sich nämlich so, dass ich dieses Opus nicht von einem gescheiten Künstler erstanden, sondern mit meinen eigenen Händen erschaffen habe."


    Mehrere Abende hat der Flavier höchstselbst mit Farbe, Ton und Schnitzwerkzeug zugebracht, um diese Komposition unter größter Geheimhaltung selbst zu bewerkstelligen. Von den zahlreichen im kreativen Schaffensprozess geborenen Figuren haben etliche das Licht außerhalb seines Cubiculums niemals erblickt. Selbst in dessen Inneren hatte Fusus sehr elaboriert darauf Acht gegeben, dass von diesem klandestinen Projekt auch nicht der Hauch einer Ahnung bekannt werden könne. Stets hatte entweder seine Sklavin die Wächterin spielen müssen, oder das halbfertige Werk an geglaubt sicherem Orte uneinsehbar versteckt. (Ungeachtet der Tatsache, dass der Beschenkte wohl ohnehin niemals auf die Idee gekommen wäre, die privaten Räumlichkeiten seines Neffen zu durchsuchen.)


    "Lass es mich nur wissen, wenn dir danach sein sollte eine kleine Partie mit mir als deinem Gegner zu bestreiten." Verschmitzt zwinkert er dem Neffen zu, ohne jedweden Gedanken an Sieg oder Niederlage zu verschwenden. Für einen wahrhaftig guten Spieler fehlt Fusus bis dato der notwendige Ehrgeiz, seinem jeweiligen Gegner auch wirklich beizukommen. Allzu häufig begeht er derlei Konfrontation noch dazu mit allzu wenig Konzentration und lässt sich allzu leicht von anderen Gedanken und Gesprächen ablenken. Andererseits ist er aber auch ein guter Verlierer und ärgert sich nicht lange über eine wiederholte Niederlage.

    Anders als zuvor nach dem Vorsprechen beim Praetor Urbanus, hat Iullus Fusus es beim letzten, informellen Teil des Anlasses in der Villa Flavia Felix es nicht in die erste Reihe der Gratulanten geschafft. Wiederum ward er aufgehalten von dem Bemühen, nicht allzu derangiert aufzutreten und sich notdürftig von den Spuren des Regens befreien zu lassen. Zu diesem Zweck hatte er sich für eine Weile mit seiner Sklavin aus dem Zentrum der Aufmerksamkeit zurückgezogen.



    Wieder notdürftig getrocknet und das kurze Haar säuberlich arrangiert, tritt er schließlich dem heutigen Protagonisten gegenüber. Seine Hände sind noch leer, allerdings verbirgt sich Vulpes in durchaus verdächtiger Manier hinter ihrem Herrn und trägt für ihn das vorbereitete Geschenk. "Manius! Alles Gute noch einmal..." knüpft er an die zuvor schon ausgesprochenen Glückwünsche an und breitet die Arme aus, um Gracchus Minor zu umarmen und ihm einen Kuss auf die Wange zu geben. "Mit teuren Kostbarkeiten kann ich nicht im selben Maße dienen, wie so manch anderer hier..." sucht er die Erwartungen zunächst gering zu halten, nachdem sein Geschenk bereits im Voraus von einem überaus kostbaren Schreibgerät in den Schatten gestellt wurde.


    Auf einen leichten Wink ihres Herrn hin, reicht Vulpes jenem sodann das mehrteilige vorbereitete Präsent an. Jener nimmt es entgegen, um es aus eigenen Händen an den Empfänger zu überreichen. "...jedoch kommt auch mein Präsent von ganzem Herzen und ich hoffe, dass es dir gefällt." Tatsächlich ist der Materialwert kein hoher, doch hat der Flavier in diesem Fall einiges an Überlegung und eigenhändiger Arbeit einfließen lassen. Wenigen mag es bislang aufgefallen sein, doch mitunter wähnt er sich selbst als tauglichen Künstler und hat sich in dieser Funktion befleißigt, eine eigene Kreation zum Geschenk zu machen.


    Es handelt sich zunächst um ein hölzernes Spielbrett, auf welchem von feinen, ausgemalten Furchen getrennt 8x12 quadratische Felder abgesteckt sind. Kurz darauf folgt dieser ersten Gabe ein kleines Säcklein, welches eine Vielzahl von Kleinteilen enthält. Bei näherer Untersuchung handelt es sich bei jenen um tönerne Spielsteine zweierlei Art, welche sich in Form und Farbe voneinander unterschieden, sowie unter diesen zwei herausragende Figuren. Summa summarum ergibt sich daraus ein Latrunculi-Spiel und damit eines derjenigen, welche - basierend auf dem Einsatz von Verstand und Geschick - nicht unter das Verbot des Glücksspiels fallen.
    Zwischenzeitlich war es freilich im Verlaufe der gemeinsam verbrachten Zeit auch Fusus offenbar geworden, dass Gracchus Minor bei aus der Nähe zu rezipierender Optik konsequent auf Einflüsterungen seines Sklaven zurückgriff. Daraus hat er geschlussfolgert, dass diese seine initiale Geschenkidee noch dahingehend optimiert werden müsse. Sowohl das Spielbrett als auch die Steine wurden daher auf maximalen optischen Kontrast ausgelegt. Die geweißte Spielfläche wird von tiefschwarzen Linien durchzogen, auf deren Feldern sich die Figuren als hellrote Vögel und tiefblaue Fische farblich gut abheben. Die 'Anführerfiguren' der beiden spielbaren Parteien fallen größer aus als ihre 'Untergebenen' und werden jeweils von einer gläsernen Perle geschmückt - die eine hell, die andere Dunkel.
    Im Detail der Ausführung tritt für das geübte Auge dann allerdings doch ein Faktum zu Tage, welches in Fusus' Wahrnehmung keinen Platz findet: Als Handwerker und Künstler ist er unglücklicherweise nur leidlich begabt. Nicht jede der so sorgfältig eingeritzten Furchen des Spielbretts verläuft wie vom Lineal gezogen und so wirken auch manche der 'Vögel' vielmehr wie Enten, während der eine oder andere 'Fisch' an einen Phallus erinnert.


    Mit ob dieser unbewussten Imperfektion ungebrochenem Optimismus hinsichtlich der Rezeption seines Geschenks, blickt der Flavier seinen jüngeren Onkel aus erwartungsvoll funkelnden Augen an. "...und? Was sagst du?"