Beiträge von Susina Alpina

    Hallo, da bin ich wieder. Zumindest habe ich meine Prüfungen hinter mir und sehe ein wenig Land. Zeit ist allerdings noch immer Mangelware. Mal sehen wann und wie ich zum Schreiben komme.

    Ich muss mich hier erstmal für die nächsten Wochen entschuldigen. Bin im Prüfungsstress und werde vor Mitte April vermutlich nur selten zum Schreiben kommen. Tut mir leid.


    Gilt ebenso für Plinia Chrysogona.

    Die Aussicht darauf bald die ein oder andere Bewohnerin im Haus kennenzulernen gefiel Alpina. Sie hatte das Gefühl doch zunächst sehr alleine in der Stadt zu sein. Was ja auch zutraf. Nun würde sie vielleicht jemanden finden, der ihr das ein oder andere schöne Plätzchen in Rom zeigen konnte.


    Caesoninus fragte sie ob noch etwas fehlte.
    "Nein, wir haben alles. So viel habe ich ja nicht mitgebracht. Danke für die Hilfe!"

    Überrascht stellte Alpina fest, dass im Haus viel mehr Menschen wohnten als sie gewusst hatte. Vor allem auch einige Frauen. Sie hatte noch keine von ihnen kennengelernt. Deshalb sagte sie zu Caesoninus "Oh wirklich? So viele? Und dazu auch einige Frauen? Könntest du mich eventuell mit der ein oder anderen bekannt machen? Es würde mich freuen, wenn ich sie kennen lernen könnte und vielleicht mag die ein oder andere mich ja auch auf meinen Erkundungsgängen in der Stadt begleiten? Das wäre schön."

    Mit einem dankbaren Lächeln übergab Alpina dem freundlichen Caesoninus einen Stapel Kinderkleider.
    "Das hier könntest du nehmen", sagte sie und ergriff sich ihre Rückentrage.


    Sie wanderten von Caesoninus Cubiculum zum Gästezimmer, in das Ursi und sie ziehen würden.
    "Sag, Caesoninus, wer wohnt denn alles hier in der Casa Iulia?"

    Aber natürlich wusste die schlaue Esquilina wo die Leckereien zu finden waren. Alpina lächelte und lehnte dankend das Angebot ab, sich auch etwas davon zu nehmen.


    Dann kam Licinus auf die vielen Sehenswürdigkeiten der Stadt zu sprechen, die Ursi interessieren könnten. Beim Tiergarten in den Horti Maecenati war sie sich sicher. Der Tempel der Minerva Medica war womöglich eher was für die Mutter. Aber eine so große und prächtige Thermenanlage, wie man sie hier in Rom erwarten durfte, hatte Ursi noch nie gesehen, das war sicher auch für Ursi etwas zum Staunen und letztlich auch zum Plantschen. Der Circus mit den Pferderennen. Ja, das wollte Alpina auch unbedingt einmal erleben.


    "Oh ich habe nicht erwartet, dass du dir Zeit nehmen kannst. Ich käme auch alleine zurecht, denke ich, sobald ich mich einigermaßen orientieren kann. Wenn uns Esquilina aber begleiten möchte, dann freue ich mich sehr und für Ursi wird die Besichtigungsrunde damit nochmal so spannend."


    Zuletzt fragte der Prätorianerpräfekt, ob sie noch etwas für das Zimmer oder den Aufenthalt brauchte. Alpina stutzte. Sie kannte das Gästecubiculum noch nicht. Aber sie war sicher, dass es ihr an nichts fehlen würde, denn großen Komfort brauchte sie nicht. Als er aber auf den Aufenthalt allgemein ansprach, wog sie den Kopf.


    "Nun, sobald ich Soranus gefunden habe und, wie ich hoffe, als Schülerin oder Praktikantin akzeptiert wurde, bräuchte ich sicher eine Tabula und einen Stilus, vielleicht sogar einige Seiten Papyrus, damit ich mir Notizen machen kann und wichtige Grundlagen und Rezepte dauerhaft aufschreiben kann. Also für den Fall, dass du mir so etwas besorgen könntest, wäre ich sehr dankbar. Ich bezahle selbstverständlich dafür."


    Sie sah den Freund eine Weile von der Seite an. Sie war neugierig ihn in seiner vertrauten Umgebung in Rom zu erleben. Wie gab er sich hier? Hatte er viele einflussreiche Freunde? Wie würde sie die römische Gesellschaft erleben? Mit welcher Art Leuten umgab sich Licinus. Sie war neugierig, traute sich aber nicht zu fragen. Wahrscheinlich würde sie lange genug in Rom bleiben, um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen.

    Tatsächlich stand Caesoninus bereits vor der Tür als sie öffnete. Alpina erschrak ein wenig, allerdings nur aufgrund ihrer Überraschung. Sie fing sich gleich wieder und lächelte.
    "Salve Caesoninus, soweit ist alles gut. Licinus hat Ursi und mir ein Gästezimmer gegeben. Dahin werde ich unsere Sachen nun bringen und du kannst wieder in dein Cubiculum. Wenn du magst, kannst du mir beim Tragen helfen?"

    Nachdem Licinus Alpina und Ursi eines der Gästecubicula zugewiesen hatte, machte sich die Raeterin auf, ihre Sachen zu packen und umzuziehen. Ursi war gerade mit Esquilina im Haus unterwegs. Die Mädchen spielten fangen.


    Während die Kräuterfrau ihre wenigen Habseligkeiten packte, hörte sie Caesoninus auf dem Gang. Sie wollte gleich die Tür öffnen um ihm zu berichten, dass er sein Cubiculum wieder beziehen konnte. Außerdem wollte sie sich bei ihm bedanken für die nette Geste.

    Lachend sah die raetische Hebamme zu wie Licinus ein Glas mit Honigkirschen aus seinem Schrank hervorzauberte.
    "Und du bist sicher, dass sie das Versteck nicht kennt? Aber danke für diesen Hinweis, die Gelegenheit zur Belohnung wird sicher kommen."


    Sie war froh, dass Licinus ihr eines der Gästezimmer zuwies. Es war sehr nett von Caesoninus gewesen, dass er ihr sein Cubiculum zur Verfügung gestellt hatte, aber ein eigenes war ihr noch viel lieber.
    "Das ist sehr fein. Danke dir Licinus! Ich freue mich sehr darauf Rom kennenzulernen. All die Plätze von denen man immer hört und die ich nun endlich mit eigenen Augen sehen kann. Ich möchte mir einige Tage Zeit nehmen und mit Ursi die Stadt erkunden. Soweit sie Lust dazu hat. Du weißt ja, in dem Alter gibt es Wichtigeres als die Besichtigung weltpolitisch und historisch herausragender Stätten, aber ich hoffe doch, dass sie mit mir zumindest das Forum besuchen wird. Hast du einen Tipp für uns? Also was ich unbedingt sehen muss und vielleicht auch einen Ort, der für Ursi interessant sein könnte?"

    Mit sanftem Lächeln beobachtete Alpina ihren Freund Licinus wie er davon träumte, eines Tages wieder in Mogo zu sein und alles wäre so wie damals, nur dass die Kinder inzwischen groß wären und bereits den Pfad zum Erwachsenenleben eingeschlagen hatten. Einen Augenblick sah auch sie die Szene vor Augen. Sie sah Ursi mit ernstem Blick in einer Mortarium eine Salbe rühren und Leif, wie er den Palus mit dem Holzschwert bearbeitete. Ein Augenblick nur, aber ein wundervoller Augenblick...


    Als er sich unterbrach mit dem Einwand, dass es nur die Träume eines alten Mannes wären, legte sie ihm die Hand auf den Unterarm.
    "Oh nein, es wäre auch mein Traum... und wer weiß? Wir können nicht wissen, was Fortuna für uns und unsere Kinder bereit hält."


    Dann hörte sie mit Genugtuung, dass es ein Privatleben für Licinus gab. Und damit auch für Esquilina. Sie musste nicht in der Catra leben und hatte eine nette Lehrerin, der sie mit Sicherheit genauso nacheiferte wie einst Runa. Lächelnd und nickend gab sie zu verstehen, dass auch sie die Göttergeschichten Runas vermisste.
    "Es ist schön zu hören, dass Esquilina fleißig ist. Aber ich habe nichts anderes erwartet."


    Dann sprach er den hauseigenen Garten an. "Oh ja, ich habe ihn schon gesehen und du hast Recht. Er ist ein kleines Paradies. Ein Idyll inmitten dieses lärmenden und stinkenden Molochs. Ach, wo du gerade das Gästezimmer ansprichst... äh... ich wohne momentan im Cubiculum von Gaius Iulius Caesoninus. Er wollte mir kein Gästezimmer zuweisen und meinte, seine Kammer sei besser für Ursi und mich. Mir ist das Ganze allerdings etwas unangenehm, zumal ich ja nicht weiß, wie lange ich bleiben werde. Ich muss Soranus erst finden und hoffen, dass er mich als Schülerin annimmt. Außerdem weiß ich nicht wie lang die Ausbildung dauern wird. So lang möchte ich nicht das Zimmer des Guten belegen. Meinst du es wäre möglich in der Casa Iulia ein passendes Gästecubiculum für Ursi und mich zu finden? Ich möchte Caesoninus Cubiculum so bald wie möglich wieder frei machen. Du kennst mich, ich mag nicht, wenn jemand meinetwegen Umstände macht."

    Licinus hörte sehr aufmerksam zu und Alpina konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Wie er versuchte, das Mogontiacum, das er aus seiner Erinnerung kannte, mit dem überein zu bringen, das sie ihm beschrieb.
    Nichts mehr war geblieben wie es war. Für Alpina war eine Welt zusammengebrochen und der einzige Weg aus dieser Einsamkeit und dem Gefühl des Niedergangs zu entkommen war die Flucht nach Rom gewesen. Doch wie sollte sie ihm das erklären.


    Es war schön zu hören, was er über sie dachte, wie er sie einschätzte. Die Raeterin lächelte als er ihre Neigung ansprach von den Menschen, die ihr sehr am Herzen lagen, kein Geld annehmen zu wollen. Diesen Menschen einen Dienst zu tun, war selbstverständlich und brauchte keine Entlohnung. Zumal wie im Falle Esquilinas, wo es doch nicht ihre Kunst war, dass das Kind überlebt hatte, sondern die Gunst der Götter.


    Alpina seufte also tief als Licinus ihre fatalistische Einschätzung des Todes ansprach, sie fragte ob es ihr gut ginge und was mit ihr los sei.
    "Weißt du, es ging mir nicht mehr gut in Mogo. Ich war einsam. Und selbst wenn ich jemanden um mich hatte, fühlte es sich falsch an, weil die Vorstellungen von Gemeinsamkeit nicht passten. Als Soldatenfrau ist man schon ein gewisses Mass an Einsamkeit gewöhnt und ich kann damit auch ganz gut umgehen, aber als dann meine besten Freunde wegbrachen und klar wurde, dass ich vergebens wartete auf Covinus, da habe ich für mich eine Entscheidung getroffen. Ich wollte etwas Neues versuchen. Denn wenn ich hier etwas lerne, das meinen Gebärenden und den Ratsuchenden in der Taberna medica hilft, macht es mich sicher zufriedener. Und für Ursi ist es auch gut, zu sehen, dass es mehr gibt als Mogo. Dort hielt mich nichts mehr. Und das ist vielleicht der Grund für meine Unbekümmertheit bezüglich der Reise. Es wartete niemand mehr dringend auf mich in Mogo. Und wenn ich dennoch entscheide zurückzugehen, dann entscheide ich es für mich, weil ich es möchte. Ich habe hoffentlich noch eine Lebensspanne vor mir. Deshalb ist jetzt der richtige Zeitpunkt für etwas Neues. Jedes Ende birgt die Chance auf einen Neuanfang. Jeder Tod trägt den Funken des neuen Lebens in sich. Es musste wohl ein altes Leben sterben, damit ich ein neues beginnen konnte. Ich danke dir, dass du mir die Chance gibst für diesen Neustart und die Erweiterung meines Horizonts. "


    Sie warf Licinus ein dankbares Lächeln zu.


    "Erzähl mir etwas von Esquilinas und deinem Leben. Habt ihr so was wie ein Privatleben oder bist du nur mit der Sicherheit des Kaiserhauses und des Staates beschäftigt und der süße Sonnenschein mit dem Lernen?"

    Mit der versiegelten Briefrolle betrat Susina Alpina das officium des Cursus Publicus. Sie bat darum die Wertkarte der Helvetier zu belasten und den Brief nach Mogontiacum in Germanien zu senden.



    Ad
    Iullus Helvetius Curio
    Casa Helvetia
    Mogontiacum


    Susina Alpina Iullo Helvetio Curio s.p.d.


    wie überrascht war ich doch, hier in Rom, einen Brief von dir aus Mogontiacum zu erhalten. Fern ist Mogo, mir auch fern geworden. Seit meiner Abreise habe ich Stück für Stück alles hinter mir gelassen, was mich an Mogontiacum gebunden hatte. Und ich dachte auch, dass es in deinem Sinne ist, da du dich so sehr aus unserem Leben in der Casa Helvetia zurückgezogen hattest.


    Mich hielt nicht mehr viel in Germania und da ich die Einladung von Marcus Iulius Licinus bekam, den sein Dienst in die Castra der Praetorianer gerufen hatte, ihn und Esquilina in Rom zu besuchen, macht ich mich mit Ursi auf den Weg. Die Reise verlief, wenn auch anstrengend, relativ reibungslos und so befinden wir uns nun bereits seit ein paar Wochen in der Casa Iulia in der Ewigen Stadt.


    Fortuna lächelte mir zu, als sie mir durch Licinus das Manuskript des berühmten Gynaikologicus Soranus zuspielte, der sich, welch Fügung! gerade in Rom aufhält. Er unterrichtet hier Hebammen und Geburtshelfer sowie Medici in Frauenheilkunde. Ich hoffe, viel von ihm lernen zu können.


    Noch kann ich dir nicht sagen, wann die Ausbildung beendet sein wird und ob Ursi und ich dann nach Mogontiacum zurückkehren werden. Dennoch bin ich froh zu wissen, dass wir in dir dort immer noch einen guten Freund haben. Das ist sehr schön. Ich freue mich sehr von dir zu hören und hoffe, dass du mir in Zukunft auch einigermaßen regelmäßig schreibst wie das Leben in Mogo so ist.
    Sag, wie macht sich Balbus als meine Vertretung? Hast du von Runa gehört? Ich vermisse sie sehr!


    Meine und Ursis herzlicheste Grüße.
    Vale bene,
    Alpina und Ursicina


    Alpina war noch gar nicht lang in der Casa Iulia als sie ein Brief aus der Heimat erreichte. Er trug das Siegel von ihrem Schwager Curio. Überrascht und ein wenig ängstlich ob der Brief eine schlimme Nachricht enthielt öffnete sie das Siegel und las


    Mir feuchten Augen las Alpina die rührenden Worte Curio. Er entschuldigte sich Sie und Ursi, ganz zu schweigen von Runa, im Stich gelassen zu haben. Curio war ihr immer ein sehr guter Freund gewesen und sie verzieh ihm seine Nachlässigkeit. Sie hatte erlebt wie er zerrissen worden war zwischen den Pflichten des Berufes und denen als Familienvater. Und dass Corvinus nicht von seiner Mission zurück gekehrt war hatte es umso schwerer für ihn gemacht.


    Das Gefühl tief empfundene Freundschaft ließ ihr warm ums Herz werden und sie vermisste plötzlich die Heimat. Alpina nahm sich vor, gleich um Papyrus und Tinte zu bitten um Curio antworten zu können.

    Das Essen war lecker und Alpina und Ursi langten hungrig zu.


    Nach dem Essen gingen Licinus und Alpina zum Wein über. Ein süffiger Bacchustropfen aus den Albaner Bergen. Alpina bekam zu spüren wie man in Rom zu leben verstand.


    Esquilina nahm Ursi an der Hand und führte sie durch das Haus. Alpina blieb bei Licinus und hörte aufmerksam zu. Nun, Probleme mit Unterschlagung und Korruption, das klang alles andere als lustig. Zumal diese Soldaten ja alle bis an die Zähne bewaffnet waren und auch wussten wie sie diese Waffen benutzen mussten. Das war keine ungefährliche Aufgabe, wenn man sich dort unbeliebt machte.


    Dann fragte Licinus nach Alpina. Sie hörte bei der Frage: "und bei dir?" einen gewissen Unterton. Licinus war ein alter Freund, sie wusste, dass sie keine Geheimnisse vor ihm haben brauchte.
    "Nun, die Reise war lang und anstrengend. Ich hatte es erwartet. Wir sind den Rhein aufwärts und dann über einen hohen Pass nach Gallia cisalpina hinüber. Oben auf dem Pass lag Schnee. Wir haben in dem dortigen Passheiligtum ein Opfer gebracht. Der Rest der Reise war dann nicht mehr ganz so beschwerlich. Und was Mogontiacum angeht... schwierig. Es sind so viele Umbrüche da gewesen. Iullus Helvetius Curio hat der Casa Helvetia den Rücken gekehrt und auch Duccia Silvana ist ihrer eigenen Wege gegangen. Ich war irgendwann sehr alleine, zumal ich mich nicht für jemanden entscheiden konnte, der um mich geworben hat. Es gab da ein seltsames Erlebnis, dass mir klar gemacht hat, wie sehr ich noch an Ursicinas Vater hänge und wie wenig ich bereit bin, mich erneut zu binden..."


    Sie sah nachdenklich auf den schimmernden Wein in dem Becher vor sich.
    "Das Buch, das du mir schicktest, gab den Ausschlag. Ich entschied mich auf die Reise zu machen. Man kann im Leben nur dazulernen. Ich habe schon abenteuerlichere Reisen überlebt als diese und wenn es wirklich so sein sollte, dass ich nicht wieder zurückkehre. Nun denn, irgendwann ist Proserpina eben da, um einen ins Schattenreich zu geleiten. Doch ich wollte es unbedingt versuchen. Ich möchte noch mehr lernen, noch mehr wissen!"


    "Was hältst du davon?", fragte sie den Praetorianerpräfekten. "Bin ich verrückt?"

    Das Kuddelmuddel das bei der Begrüßung entstand lockerte schlagartig die unangenehme Situation, dass sie unangemeldet in die Cena geplatzt waren.
    Alpina erwiderte die freundschaftliche Begrüßung und drückte Licinus Arme lange. Sie musterte den Freund. Er hatte sich kein Bisschen verändert, nur der Teint war eindeutig mediterraner gebräunt. Kein Wunder, in Mogontiacum hatte er weniger Sonne gesehen als hier in Rom.


    Er bugsierte sie auf einen Stuhl und so musste sie sitzend zusehen wie sich Ursi nur schwer von Esquilina losreißen konnte. Dann aber lief sie mit ebenso ausgebreiteten Armen auf den alten Freund zu und ließ sich herzen. Doch kindliche Interessen sind bekanntlich nicht immer die gleichen wie die der Erwachsenen. So war die Begrüßung schnell erledigt und Ursi widmete sich dem wirklich Wichtigen.
    "Salve, Licinus! Was gibt es zum Essen?"


    "Ursi!!", scharf mahnte Alpina ihre Tochter. Sie schüttelte missbilligend den Kopf. Dennoch war sie sicher, dass Licinus das verstehen konnte.


    Die gemeinsame Cena wurde begleitet vom kindliche Geplapper und Gekicher. Alpina war glücklich. Sie hatte Licinus und Esquilina sehr vermisst. Das Wiedersehen gab ihr ein Gefühl von Heimat, selbst in der Fremde.


    "Es freut mich, dich so gesund und munter zu sehen. Deine Aufgabe hier muss sehr anstrengend sein. Oder täusche ich mich? Ich stelle mir den Princeps Praetorii immer als einen harten Hund vor. Er muss die soldatische Elite des Staates im Zaum halten. Das ist doch eine brenzlige und auch hochpolitische Aufgabe, nicht wahr?"

    Vorsichtig schob Alpina die Tür auf. Licinus "Herrein!" klang nicht sehr freundlich, sondern eher ungehalten. Sie fürchtete, ihn zum unpassenden Moment zu stören.


    Doch kaum war der Türspalt weit genug, dass ein Kinderkopf hindurch passte, zwängte sich Ursi hindurch und lief laut quitschend in das Cubiculum.
    "Esquilinaaaaaa!!!!!"


    Mit strahlendem Lächeln und weit geöffneten Armen rannte sie auf die beiden zu, die sich zum Essen zurückgezogen hatte. Den Princeps praetorii ließ sie dabei zunächst links liegen.


    Da es nun mit dem vorsichtigen Vortasten vorbei war, schon Alpina die Tür komplett auf und betrat den Raum. Zerknirscht und unsicher, wie sie die Begrüßung beginnen sollte, entschied sich die Raeterin für eine vorangeschickte Entschuldigung.
    "Entschuldige bitte, Licinus und "salve!" mein Freund! Ich freue mich so, dich und Esquilina wiederzusehen und hoffe wir kommen nicht allzu ungelegen."

    Es war Zeit für die Cena als der Ianitor kam. Und so war Alpina zunächst nicht überrascht, dass sie gerufen wurde. Als er jedoch sagte, dass Licinus eingetroffen war, freute sich die Raeterin umso mehr.
    "Oh, wie schön!", rief sie aus und sprang auf.


    Ursi tat es ihr gleich. "Ist Esquilina auch da?", fragte die Kleine mit glockenheller Stimme.


    Die Mutter legte den Finger an die Lippen. "Leise Ursi! Gedulde dich! Ja, wenn es keine Umstände macht, würde ich ihn wirklich gerne sehen! ... Und Esquilina selbstverständlich auch, wenn sie da ist."


    Alpina griff hinter sich und zog einen Beutel mit dem Gastgeschenk aus ihrer Rückentrage. Nun war sie bereit, Licinus zu treffen.

    Nun war es an Alpina dankbar zu lächeln. Caesoninus ließ es sich nicht nehmen ihr und Ursi sein Cubiculum anzubieten. Abzulehnen, wo er es quasi als Gastgeschenk betitelt hatte, gehörte sich nicht.
    "Herzlichen Dank für deine Gastfreundschaft Caesoninus. Tatsächlich sind wir müde und würden uns vor allem gerne waschen. Wenn du gerne hören möchtest, wie es uns auf unserer Reise ergangen ist, dann können wir dir das vielleicht später bei der Cena erzählen."


    Ursi plapperte gleich drauf los, wie es eben so kindliche Art war.
    "Wir sind erst mit dem Schiff gefahren und dann erst über die Berge... aber das war so anstrengend.... Ein Glück dass wir endlich da sind!"


    Die Erleichterung des kleinen Mädchens war deutlich spürbar. Plötzlich sah sie sich um.
    "Wo ist Esquilina?"

    Alpina war verwirrt. Sie hatte nicht gewusst, dass es so viele Iulier gab, aber nun vernahm sie, dass sowohl der Hausherr, ein gewissen Lucius Iulius Centho, noch Licinus im Hause war. Und dann wollte Gaius Caesoninus ihr seine Kammer anbieten.
    "Oh, das kann ich unmöglich annehmen!", protestierte die Raeterin. "Es geht unmöglich, dass du dein Zimmer für uns beide räumst! Wo schläfst du denn so lange? Könnten wir nicht in dem Raum schlafen? Wir brauchen weder viel Platz noch viel Komfort!"


    Dann überlegte Alpina, ob sie noch eine weitere Frage stellen durfte. "Ist Licinus auf Reisen? Ich werde in jedem Fall hier warten, wenn es recht ist, denn ich beabsichtige eine Ausbildung in Rom zu machen, bei einem berühmten Gynaikologicus. Soranus ist sein Name. Kennst du ihn?"