Sichtlich erleichtert über die insgesamt wenig aufgeregte Reaktion des Pontifex, beruhigte sich Alpina wieder. Es war ihr mehr als unangenehm im Zentrum bösartiger und unwahrer Gerüchte zu stehen. Irgendwie hatte diese Phryne sich besonders auf sie eingeschossen. Bot sie soviel Angriffsfläche? Das Schlimmste aber war, dass sie in diesen Strudel auch ihre Freunde Curio und indirekt auch Runa zog. Was Duccius Verus noch nicht wusste und wohl auch nicht ahnte, war ja, dass gerade Curios Ruf als frommer Lehrer Runas für das junge Liebespaar von enormer Bedeutung war. Irgendwann würde er sich auf diesen tadellosen Leumund berufen wollen, wenn er vor dem Pontifex um die Hand Runas anhalten wollte.
"Es ist ungemein erleichternd für mich, zu wissen, dass du den Unwahrheiten, die diese Schlange verbreitet, keinen Glauben schenkst, Pontifex. Ich kann dir nur noch einmal versichern, dass den Aedituus des Apollo Grannus Mogon und mich nicht mehr als eine Freundschaft verbindet. Spätestens mit seinem Umzug in die geplante Casa Helvetia wird sich die Situation sicher auch entspannen. Leider lässt der Umbau wohl noch ein wenig auf sich warten."
Wo sie aber nun schon vor ihm standen und Klartext sprachen, wollte Alpina auch den letzten Schritt gehen und für Runa fragen, ob ihr Vater einverstanden war, wenn seine Tochter mehr Zeit mit Alpina verbrachte. Sie machte eine kurze Pause, sortierte ihre Gedanken und setzte dann erneut an.
"Eine Frage, respektive eher eine BItte, hätte ich noch, Pontifex. Wie du sicher schon weißt, verbindet Deine Tochter und mich schon lange eine tief empfundene Freundschaft. Runa bekundet großes Interesse an Heilkräutern. Schon bei einigen Gelegenheiten hatte ich die Freude, ihr das ein oder andere aus meinem Erfahrungsschatz näherzubringen. Nun, da sich das Ende ihrer Ausbildung zur Aeditua nähert und sie hoffentlich bald nicht mehr so viel Unterricht hat, wollte ich dich fragen, ob sie mir öfter zur Hand gehen kann?"
Mit einem entschuldigenden Blick auf den zwar erst sanft gewölbten Leib, fügte sie hinzu. "Es ist abzusehen, dass ich in einigen Wochen auf die Hilfe anderer angewiesen sein werde. Zumindest in den letzten Wochen der Schwangerschaft und in der Phase des Wochenbettes, wäre ich über Runas feinsinnigen Umgang mit den Schätzen der Natur sehr dankbar. Würdest du das erlauben?"
Mit der Bitte am Ende ihres Vortrages verband Alpina einen sehnsuchtsvoll flehenden Blick, von dem sie hoffte, dass er den Pontifex nicht unbeeindruckt lassen würde.