Nachdem sich niemand zeigte, der für den Tempel zuständig zu sein schien, begab sich Alpina zu einem der Brunnen, die auf dem Tempelareal zugänglich waren. Sie wusch sich Hände und Gesicht und umwanderte dann den Tempel dreimal. Dabei sprach sie ihre Gebete an Merkur und Rosmerta.
"Mercurius, Gott des Handels, Beschützer der Kaufleute, trickreicher Patron der Ladeninhaber, nimm gnädig mein Opfer an und stelle meine Taberna medica unter Deinen Schutz. Gewähre mir Erfolg und beschütze mich vor Dieben! Lasse die Münzen in meiner Kasse ebenso klingen wie in Deinem marsupium! Rosmerta, Göttin des Wohlstands und der Fruchtbarkeit, gewähre auch Du meiner Taberna medica Deine Gunst und sorge dafür, dass meine Kasse gut gefüllt ist, dann werde ich auch Deine Opferschale regelmäßig füllen."
Das langsame rituelle Umschreiten des Tempels und das rhythmische Sprechen der Gebete erfüllte Alpina mit einer feierlichen Stille. Sie fühlte sich den Gottheiten ganz nah. In dieser feierlichen Stimmung betrat sie die Cella des Tempels.
Vor den Statuen der beiden Göttern standen ein Opfertisch und eine Räucherschale mit glühenden Kohlestücken. Alpina betrachtete den gütigen Gesichtsausdruck Rosmertas. Es schien ihr als ermutigte sie die Göttin zu ihrem Vorhaben. Dankbar für dieses Gefühl der Zustimmung, wiederholte sie ihr Gebet und stellte die Patera mit dem Obst zu den anderen Opfergaben auf den Tisch. Alpina griff nach der bereitstehenden Schale mit Schmalz und begann die Götterstatue damit einzureiben, wie es ein alter Brauch vorsah. Auch Mercurius schien ihr Anliegen zu billigen und so warf sie einige Körner des Weihrauches in die Glut. Der würzige Qualm stieg auf und umhüllte die Götterfiguren. Er trug Alpinas Gebete direkt zu Mercurius und Rosmerta.
Erfüllt von dem Gefühl tiefer Dankbarkeit verließ Alpina das Heiligtum.