Beiträge von Susina Alpina

    Alpina beeilte sich dem Centurio zu erklären wie er ein Dekokt herstellen konnte.


    "Du lässt genug Wasser aufkochen, dass es für einen mittelgroßen Becher reicht und wirfst eine Priese der Kräuter hinein. Nach einiger Zeit, vielleicht etwas so lang wie es dauert bis Du Dir einen einfache Cena bereitet hast, kannst du die Kräuter abseihen. Dann ist der Trank fertig. Wenn Du möchtest, kannst Du ihn mit Honig süßen. Honig hat ohnehin eine unterstützende Wirkung bei Erkältungen. Diese Menge dürfte für 3 Tränke ausreichend sein."

    Alpina nickte eifrig und packte dem Centurio eine Dose mit Wundheilsalbe ein. Sie riet ihm die Salbe zweimal täglich aufzutragen und schenkte ihm noch eine Probe ihrer Kräutermischung zur Behandlung von Erkältungskrankheiten.


    "Bei dem feuchtkalten Wetter momentan wirst Du sicher noch froh drum sein. Kann ich sonst noch was für Dich tun?"

    Alpina sah überrascht auf, als ein Centurio in vollem Ornat die Taberna medica betrat. Er wirkte respekteinflößend. Und auch wenn Alpina durch ihren Vater an den Anblick von römischen Offizieren gewöhnt war, musste sie doch zunächst tief durchatmen, bevor sie ihr freundlichstes Lächeln aufsetzte.


    "Tritt nur ein, Centurio!", forderte sie den Mann auf. "Sicher suchst Du eine Wundheilsalbe oder einen Trank gegen Schmerzen, um Deine Blessuren von den Waffengängen zu kurieren, oder?"


    Alpina musterte ihn noch einmal von oben nach unten. Dann schob sie noch eine weitere Bemerkung nach.


    "Oder ist es eine meiner Spezialmischungen für die venusischen Lebensfreuden, die Dein Interesse wecken?"

    Alpina rückte die letzten Probepäckchen mit Heilkräutermischungen auf dem Tresen ihrer Taberna Medica zurecht. Die Tür und den Tresen ihres Ladens hatte sie mit Girlanden aus immergrünen Zweigen und bunten Schleifen dekoriert und eine Tafel mit der Aufschrift

    Eröffnungstag! Tretet näher! Tut etwas für Eure Gesundheit und Euer Wohlergehen!


    aufgestellt. Sie hatte zwei verschiedene Kräutertränke hergestellt, die sie zum Probieren ausschenken konnte. Zum einen ihren im Winter sehr gefragten "Trank zur Behandlung von Erkältungskrankheiten" und zum anderen einen "Trank zur Behandlung von Verdauungsstörungen".


    Jetzt wartete sie gespannt darauf, ob sich Interessenten einfinden würden.

    Alpina lächelte Pacatus offen an. "Sehr gern geschehen!" Und sie stellte fest, dass es genau so war, wie sie gesagt hatte. Sie mochte Pacatus. Er hatte so eine bedingungslos freundliche Art. Es schien keine aufgesetzte Freundlichkeit zu sein, sondern von Herzen zu kommen.
    "Dann will ich mal die letzten Vorkehrungen für die Eröffnung treffen. Es würde mich freuen, dich morgen wiederzusehen."
    Sie schenkte ihm ein letztes Lächeln und verließ dann das Officium auf dem Weg, den sie gekommen war.

    "Salve Aedil Pacatus." grüßte Alpina. Sie lachte. "Nein danke, ich komme nur, um mich bei Dir für die prompte Erteilung der Approbatio zu bedanken. Ich hatte nicht erwartet, dass es so schnell gehen würde. In Augusta Vindelicum, wo ich herkomme, waren alle Verwaltungsakte mit langen Wartezeiten und meistens auch mit pecuniärer Nachhilfe verbunden. Zum Dank habe ich Dir eine Probe meiner Heilkräuter gebracht. Es ist ein Kräutergemisch zur Herstellung eines Trankes gegen Erkältungskrankheiten. Bei den kalten und feuchten Wintern in Germanien ist es immer gut, wenn man so etwas zuhause hat. Sicher wird er Dir noch von Nutzen sein, wenn ich auch hoffe, dass Du verschont bleibst."


    Sie reichte ihm lächelnd die Tüte mit der Teeprobe.


    "Außerdem wollte ich Dich zur Eröffnungsfeier der Taberna Medica Alpina morgen einladen. Falls Deine Amtsgeschäfte Dir Zeit lassen, komm doch vorbei und sie Dir an, welche heilsamen und interessanten Kräutermischungen und Salben ich habe."

    Alpina lächelte den Mann an, von dem sie annahm, dass er der Scriba war.
    "Eigentlich suche ich den Aedil Pacatus. Er hat mir unlängst sehr schnell und unbürokratisch die Approbatio für meine Taberna medica erteilt. Als Dankeschön bringe ich ihm eine Probe meiner Produkte, eine Kräutermischung zur Behandlung von Erkältungskrankheiten. Das kann man in dieser Jahreszeit ja immer gebrauchen, nicht wahr?"

    Nachdem sich niemand zeigte, der für den Tempel zuständig zu sein schien, begab sich Alpina zu einem der Brunnen, die auf dem Tempelareal zugänglich waren. Sie wusch sich Hände und Gesicht und umwanderte dann den Tempel dreimal. Dabei sprach sie ihre Gebete an Merkur und Rosmerta.


    "Mercurius, Gott des Handels, Beschützer der Kaufleute, trickreicher Patron der Ladeninhaber, nimm gnädig mein Opfer an und stelle meine Taberna medica unter Deinen Schutz. Gewähre mir Erfolg und beschütze mich vor Dieben! Lasse die Münzen in meiner Kasse ebenso klingen wie in Deinem marsupium! Rosmerta, Göttin des Wohlstands und der Fruchtbarkeit, gewähre auch Du meiner Taberna medica Deine Gunst und sorge dafür, dass meine Kasse gut gefüllt ist, dann werde ich auch Deine Opferschale regelmäßig füllen."


    Das langsame rituelle Umschreiten des Tempels und das rhythmische Sprechen der Gebete erfüllte Alpina mit einer feierlichen Stille. Sie fühlte sich den Gottheiten ganz nah. In dieser feierlichen Stimmung betrat sie die Cella des Tempels.
    Vor den Statuen der beiden Göttern standen ein Opfertisch und eine Räucherschale mit glühenden Kohlestücken. Alpina betrachtete den gütigen Gesichtsausdruck Rosmertas. Es schien ihr als ermutigte sie die Göttin zu ihrem Vorhaben. Dankbar für dieses Gefühl der Zustimmung, wiederholte sie ihr Gebet und stellte die Patera mit dem Obst zu den anderen Opfergaben auf den Tisch. Alpina griff nach der bereitstehenden Schale mit Schmalz und begann die Götterstatue damit einzureiben, wie es ein alter Brauch vorsah. Auch Mercurius schien ihr Anliegen zu billigen und so warf sie einige Körner des Weihrauches in die Glut. Der würzige Qualm stieg auf und umhüllte die Götterfiguren. Er trug Alpinas Gebete direkt zu Mercurius und Rosmerta.
    Erfüllt von dem Gefühl tiefer Dankbarkeit verließ Alpina das Heiligtum.

    Alpina hatte ihre neue blaue Tunika und die weiße Palla darüber angezogen, um den Göttern zu opfern. Für eine gelungene Eröffnung ihrer Taberna medica wollte sie den Segen des Götterpaares Merkur und Göttin Rosmerta erbitten.
    Nun sah sie sich im Fanum des gallischen Umgangstempels um. Sie suchte den Aeditus oder einen Priester, der ihr beim Opfer an die Götter helfen würde. In ihrem Korb hatte sie Obst in einem irdenen Gefäß und ein wenig Weihrauch für die Weihrauchspende.

    Nachdem Alpina in der Basilika einen Aushang mit der Ankündigung der Eröffnung ihrer Taberna Medica angebracht hatte, sah sie noch beim Aedil Pacatus vorbei. Sie hatte für ihn ein kleines Probepäckchen mit einem Kräutergemisch zur Behandlung von Erkältungskranheiten gepackt.
    Dann klopfte sie an die Tür des Scriba, um ihr Werbegeschenk abzugeben.

    Neueröffnung!


    Im Vicus Apollinensis eröffnet in der Casa Atia die

    Taberna Medica Alpina


    Alle, die Beschwerden jedweder Art auf natürliche Weise mit Kräutertränken und Salben behandeln wollen, können sich hier untersuchen und beraten lassen. Die Inhaberin Susina Alpina steht gerne mit ihrer Fachkenntnis zur Verfügung. Kommt doch vorbei und überzeugt euch selbst von den Angeboten der

    Taberna Medica Alpina

    Mit weinigen Hammerschlägen befestigte Alpina das Brett mit ihrer Approbatio an der Wand hinter dem Verkaufstresen. Zufrieden betrachtete sie die Grundlage ihrer Selbständigkeit.


    APPROBATIO


    IN NOMINE CIVITATIS MOGONTIACENSIS
    erteile ich der Peregrina
    SUSINA ALPINA

    die Erlaubnis zum Betrieb der
    TABERNA MEDICA ALPINA

    mit Wirkung vom
    PRIDIE NON FEB DCCCLXIV A.U.C.(4.2.2014/111 n.Chr.)
    T. Matinius Pacatus
    Aedil | Civitas Mogontiacensis

    Der Metzger, der Würste und Schinken für die Ala lieferte, übergab einen Brief an den Decurio Paullus Atius Scarpus.


    An Paullus Atius Scarpus,
    heute habe ich bei Aedil Pacatus die Taberna Medica Alpina angemeldet. Er war sehr freundlich und meinte, dass die Genehmigung wohl schon morgen bei mir sein könnte. Deshalb wollte ich mich so bald als möglich mit Dir besprechen, wann wir die Eröffnung des Ladens bekanntgeben sollen. Vielleicht kannst Du in den kommenden Tagen einmal nach Mogontiacum kommen.
    Deine Alpina

    Alpina nickte dankbar.
    "Vielen Dank für Deine Hilfe Aedil Matinius Pacatus. Dann werde ich jetzt die nötigen Vorkehrungen für die Eröffnung der Taberna treffen und auf Deine Genehmigung warten. Gibt es irgendwo auf dem Forum oder an der Basilika eine Möglichkeit einen Aushang aufzuhängen, der die Eröffnung der Taberna medica ankündigt?"

    Alpina nickte wieder. Sie versuchte sich alle Informationen gut zu merken.
    "Ich werde mit meiner Mutter gemeinsam die Taberna medica führen. Sie soll Taberna medica Alpina heißen. Meine Mutter spricht allerdings noch nicht so gut Latein, also werde ich wohl die meiste Zeit anwesend sein müssen. Da wir beide aber auch als Obstetrices tätig werden wollen, wird es wohl vorkommen, dass nur sie oder ich in der Taberna sind, während die andere eine Schwangere oder Wöchnerin besucht. Entbindungen nehmen wir üblicherweise gemeinsam vor. Dann müssen wir eben ein Schild vor die Tür hängen, dass geschlossen ist. "
    Alpina besann sich der anderen Fragen: "Wir haben einen Verkaufsraum und einen kleinen Lagerraum im Keller des Hauses. Ich weiß nicht, wie viele Passus der Raum an Länge und Breite hat... Du kennst doch das Haus... wieviel mag es sein?"

    Alpina atmete erleichtert auf. Matinius Pacatus war ein freundlicher Mann. Sie hatte nicht zu hoffen gewagt, besser behandelt zu werden als in der Principia der Legio II. Doch sie hatte Glück.
    Alpina nickte zustimmend und bestätigte Pacatus Angaben.
    "Genau so ist es. Dort liegt die Casa Atia. Mein Name ist Susina Alpina. Brauchst Du sonst noch Angaben von mir?"