Beiträge von Lucius Helvetius Falco

    Der Offizier hatte ihn erkannt, obwohl man einander nie vorgestellt worden war. Es wurde also zumindest im Stab seine Ankunft besprochen.


    "Salve Tribunus Vitamalacus."


    Er richtet sich in seinem Militärsattel auf.


    "Das ist korrekt. Ich reite mit Euch. Bis Cyprus werde ich die Erste begleiten."


    Macht eine Pause.


    "Die Moral der Truppe scheint mir gut zu sein ...."


    Falco versuchte vorsichtig zu sondieren wie die Stimmung in der Legio war, generell und zwischen den hohen Offizieren.

    Falco hatte beim Legaten im Praetorium gut geschlafen und gut gegessen. Die Laute, Töne und Rufe eines Heerlagers hatten ihm gefehlt. Einige Zeit hatte er ihnen nur gelauscht.


    Er war bereits früh aufgestanden. Die Legionäre machten sich marschbereit. Es ging los. Romas Stolz zog Parthias Trotz entgegen. Bei deren Aufeinandertreffen würde der Kriegsdonner auch die Götter aufmerken lassen.


    Falco trug sein Bündel vor sich her. Gladius, Pugio, Kleidung, Papiere, ein wenig Verpflegung und Kochgeschirr. Er trug eine ältere weiße Tunika mit Ritterstreifen. Ein Feldflasche mit Essigwein hatte er sich eben besorgt. Nichts war durstlöschender.


    Falco hatte sich von Livianus verabschiedet und sich für die Gastfreundschaft bedankt. Man würde sich in Ravenna sehen. Falco wollte die Männer beim Marsch beobachten.


    Er verließ das Praetorium und ging an Valetudinarium und Horrea vorbei zu den Stallungen. Bald hatte er seinen Rappen Tantalos gefunden. Er war bereits fertig gemacht worden. Falco warf dem Tiro, der es für ihn gemacht hatte einen Sesterz zu und führte das Pferd am Zügel hinaus. Er folgte dem Intervallum und schritt durch die Porta Principalis Sinistra auf den Campus. In der Nähe des Tribunals blieb er stehen und beobachtete den Aufmarsch. Er erblickte einen senatorischen Offizier, das musste der Tribuns Vitamalacus sein. Er nickte ihm zu.

    "Ich danke Dir für Deine Gastfreundlichkeit. Ja, der Aufenthalt wird sicherlich hier in Mantua recht kurz.


    Nun ja, ganz sicher bin ich mir nicht, ob diese Entscheidung nur die Kapitäne treffen. Soweit ich den Alten verstanden habe landet er absichtlich in Caesarea. Der Sammelpunkt Süd ist ja in Zeugma. Eigentlich also noch ein guter Marschweg. Aber er will durch Syria ziehen, unter Trompetenschall. Die Provinz soll mitbekommen, dass er da ist. Vor Damascus halten wir und dann ab nach Zeugma zum Heer. Das ist mein Stand. Und der Kaiser schien sich recht sicher damit.


    An Bord wird sich sicher noch Zeit für vieles finden, ja.


    Was den Ablauf nach der Landung angeht. Wie gesagt. Caesarea. Dann den Heerstraßen folgend gen Damascus. Der Marsch erfolgt dann natürlich noch unter Friedensbedingungen und mit guten Straßen. Wir sollten also 20 Meilen am Tag schaffen. Zwischendurch natürlich dann Marschlager, darauf wird der Alte bestehen. Zum einen zur Übung unter den klimatischen Bedingungen und zum anderen, weil unser Gegner hoch mobil ist. Und der Alte geht da auf Nummer sicher, von Anfang an.


    Dann sehr bald gen Zeugma, wo die anderen Legionen Euch erwarten werden. Julian dachte kurz daran die Legio Prima in das dortige Standlager einzuweisen, hat das dann aber fallengelassen. Er meinte zwar, dass die Prima dies natürlich verdient hätte, allen anderen Legionen vorgezogen zu werden. Aber er fand es bedenklich, wenn seine Lieblingslegion sich in den Schutz von festen Befestigungen begibt und versteckt und andere draußen lagern. Den Ruf lässt er dann lieber den dortigen Truppen. Die Erste wird also ihre Zelte beziehen. In Zeugma wird dann die aktuellste Lage sondiert, religiöses zelebriert und eventuell Gesandtschaften empfangen. Zu diesem Zeitpunkt wird der Nordflügel des Heeres bereits in Armenia eingedrungen sein. Nach außen hin, um unseren Verhanldungs...partner ein wenig unter Druck zu setzen. Aber tatsächlich ist es reine strategische Notwendigkeit. Attianus wird von Tarsus aus bedeutend schneller in Satala sein, wo sich das Nordheer ja versammelt. Er wird dann bald einmarschieren. Armeinia ist sehr gebirgig, wir werden langsamer vorankommen als ihr im Süden. Dafür starten wir eben früher. Wir stoßen durch Armenia auf Artaxata zu. Dann gen Süden und treffen Euch in Nisibis. Das ist der Plan. Der zeitversetzte Einmarschstart soll eine einigermaßen übereistimmende Ankunftszeit dort garantieren. Aber Pläne überleben selten den ersten Kontakt mit dem Feind, das wissen wir beide."

    Nachdem Falco beim Legaten gewesen war, war er durch das Lager geschlendert um den Geist und die Moral der Truppe in sich aufzunehmen. Und er war beeindruckt. Man hatte der Ersten schon länger unterstellt einen Ruf zu genießen, der schon lange nicht mehr verdient sei. Solche Sticheleien kamen in der Hauptsache stets aus Germanien. Des Kaisers Eingreiftruppe, ohne Grenzkontakt. Und schon länger ungenutzt. Die Vorwürfe konnte auch er nie gänzlich zurückweisen, wenn sie aufkamen. Doch vorm Kaiser durfte solches keiner äußern. Er nahm die Legio Prima immer in Schutz, jederzeit und gegen jeden. Eine Beleidigung dieser Einheit nahm der Alte sehr übel. Die Männer hier machten aber bislang keineswegs den Eindruck einer im Frieden verweichlichten Truppe. Mehr Handwerker, denn Kämpfer. nein, sie brannten geradezu darauf wieder in den Kampf zu ziehen. Den alten wohlverdienten Lorbeeren endlich frische und neue hinzuzufügen. Den Ruf, den man sich mit Schwert und Feuer erworben hatte neu zu begründen. Moral und Motivation waren scheinbar hoch. Man war die Speerspitze des Feldheeres und sich dessen auch bewusst. Diesen Ausbildungsgrad erhalten zu haben, obwohl die Einsatzlage der Vergangenheit dünn war, war eine beachtenswerte Leistung.


    Falco hatte seinen Spaziergang zeitlich glänzend gesetzt. Es war ein Antreten angeordnet. Der Expraefect hielt sich abseits davon. Die Männer waren ausgezeichnet eingedrillt. Die Mienen strahlten Einsatzbereitschaft, Mut, Stolz und Kraft aus. Wieder bemerkte er, wo die Kraftreserven des Reiches lagen. Auf diesen stahlbewehrten Schultern ruhte das Wohl und Weh der Nation. Und jeder Politiker, der sich zu stark von den Herzen dieser Soldaten entfernte würde sich mehr und mehr von der Macht entfernen. In Rom glaubte man stetig mehr in Gremien, Hinterzimmern und auf Gelagen die Geschicke des Landes zu bestimmen. Doch das war Irrglauben. Die große Geschichte wurde noch immer mit dem Gladius geschrieben.

    Falco nickte ihm zu und nahm Platz.


    "Das klingt sehr gut. Wenn Legion und Flotte bereit sind wird es keine Verzögerungen geben. Meines Wissens ist der Kaiser noch in Gesprächen mit den Fetialpriestern gebunden, wird aber nach dem Ritual spätestens in Ravenna zu uns stoßen. Er möchte ztu den Männern sprechen, doch als ich abreiste, da war er sich noch nicht sicher, ob er dies nur zur Ersten auf italienischem Boden tun möchte oder vorm gesamten Heer an der Front. Wir werden sehen.


    Bis dahin bin ich Dir als Berater zugeteilt. Verfüge also über mich, wenn Du dies wünschst. Ich bräuchte eine Unterkunft für diese Zeit.


    Die Flotte landet meiner Information zur Folge in Caesarea. Oder wurde dies geändert? Jedenfalls werden zwei Schiffe bei Zeiten den Verband verlassen. Ich und Attianus landen dann in Tarsus um an die armenische Front zu gelangen."


    Falco hatte alles ihm bekannte relevante übermittelt. Alles weitere lag nun bei seinem Gegenüber. Und später dann bei Attianus ....

    Falco griff nach der ausgestreckten Hand und schüttelte sie.


    "Salve Legatus Livianus. Verzeih meine Verspätung aus Roma. Ich kam nicht so zügig dort weg, wie ich gehofft hatte. Dafür brachte ich einen neuen Rekruten mit."


    Lacht.


    "In welchem Stadium befinden sich denn die Vorbereitungen, Legat?"

    Nachdem Falco einen Calo davon überzeugt hatte, dass sein Pferd Zugang zur Pabula verdient hatte ging er langsam auf die Principia zu. Der Via Praetoria folgend, am Forum vorbei und zwischen den Häusern der Tribunen hindurch betrat er schließlich den Hof der Principia.


    Falco fühlte sich reichlich nackt, als er zwischen den Legionären einherging. Eine bloße weiße Tunika mit Ritterstreifen. Mehreren Offizieren konnte er ansehen, dass sie ihn für einen nichtsnutzigen Zivilisten hielten oder einen neuen Halswurst von ritterlichem Tribun. Nicht zum ersten Mal sehnte er sich nach alter Größe.


    Sein Weg führte ihn nicht zum Cornicularius oder Praefectus Castrorum. Er ging direkt zum Officium des Legatus Legionis. Dort angekommen fragte er nach dem selbigen und wartete.

    Vor gut einer Stunde hatte sich Falco von Marcellus getrennt. Dieser war direkt zum Lager geeilt. Falco hatte zunächst erstmal die Lage etwas sondiert.


    Nun ritt Falco auf das Legionslager zu. Porta Praetoria. Er sah den Doppelgräben entlang und fixierte die Doppeltürme des Tores. Er atmete tief ein. Soldaten Roms. Er hatte sie immer gerne um sich gehabt.


    Vorm Tor steig er ab und näherte sich langsam den Wachen.


    Dem Wachhabenden händigte er seine kaiserliche Kommandierung aus, die aussagte, dass er als Praefectus Augusti dem Legatus als Berater zugeteilt war.


    Dann wartete er auf Einlass.

    Nickt nur wohlwollend lächelnd über ihre erste Erklärung. Er hatte es auch nurmehr beiläufig ausdrücklich erwähnt.


    "Fünf Jahre bereits getrennt? Eine lange Zeit. Ich wünsche Dir ein schönes Wiedersehen."


    Falco war sich sicher, dass sie etwas anderes fragen wollte. So viel Zögern und Zieren nur wegen dem Abendessen? Normalerweise hätte er nachgebort, aber es hatte noch ein paar dringende Gespräche zu führen.


    "Albia braucht nicht auf mich warten, es könnte spät werden."


    Geminus ging es nicht gut? Hm, bedenkenswert, aber mehr war ihm nicht zu helfen, also möge der Götter Wille geschehen.


    "Ich danke Dir, dass Du Dich so gut um ihn kümmerst. das ist sehr hilfreich und freundlich von Dir! Ich weiß, dass hier alles in guten Händen ist, wenn Du Dich darum kümmerst. Du nimmst mir damit eine große Last ab. Der Bankier ist bereits angewiesen worden, Dir Gelder für den Haushalt auszuzahlen, während ich nicht hier bin. Und ich werde bald aufbrechen. Gibt es noch Dinge, die zu besprechen wären?"

    "Ich denke schon, dass Du sie besuchen kannst. Ich sehe dabei kein Problem. Aber nimm ein paar Sklaven mit, alleine erscheinen geziemt sich dann wirklich nicht ...."


    Denkt an Minervina, der das egal war. Warum auch immer. Sittenlosigkeit oder Kalkül?

    Falco schätze Marcellus so sein, dass dieser eher defftigere Speisen bevorzugte. Und Minervina schien ihm nicht die Frau zu sein, die zugreifen würde.


    Biede würden dies wohl auch von ihm annehmen. Und nur um unberechenbar zu erscheinen griff Falco zu und nahm sich etwas Käse.

    Falco hatte alles gepackt. Papiere, Waffen, zumindest in dem Umfang, der seiner Stellung gerecht wurde, also offiziel nichts. Etwas Verpflegung, Kleidung, Geld.


    Er wollte schon alleine aufbrechen, als er von Marcellus Ankunft erfuhr.


    Es war alles geklärt. Er hatte mit Laevina und Severina gesprochen. Sie durften alle hier bleiben, ebenso Gracchus. Der Bankier hatte Anweisung ihnen Geld auszuzahlen, so sie dies wollten. Die Sklaven würden gehorchen. Musa blieb hier.


    Im Atrium traf er auf Marcellus.


    "Ich grüße Dich. Deine Versetzung ist dann wohl offensichtlich durch. Wir können also zusammen aufbrechen. Hast Du ein Pferd, oder soll ich Dir eines geben?"

    "Salve Helvetia Laevina ..."


    Er wartete einige Augenblick, damit die beiden anderen Namen und Gesicht des Mädchens zusammenbringen konnten.


    "Dies hier sind Tiberius Helvetius Marcellus, mein Bruder und Rediviva Minervina."


    ... seine Bekannte ungewissen Grades.


    "Nun, mein Kind, ich sagte aus gutem Grunde nichts über die beiden. Ich wusste weder von seinem, noch von ihrem erscheinen im Voraus."


    Er machte eine kurze Pause während der Begrüßungsbekundungen der anderen.

    Er schien den Gedanken zu mögen in die Legion zu gehen. Das freute Falco. Denn außer von der Garde und dem Heer selbst hatte er von den anderen Teilen des Exercitus Romanus nicht die allerhöchste Meinung.


    "Natürlich, bitte bei den Urbanern um Versetzung. Das sollte eigentlich positiv beschieden werden. Es würde mich sonst sehr wundern.


    Wenn es Dinge gäbe, die Du unterstellen müsstest so tue dies ohne zu zögern hier. Gut, ich erwarte also die Entscheidung der Cohortes.


    Ja, ich hoffe die Zeit die anderen Dinge zu klären wird sich finden."

    Zitat

    2. Wozu dann die Großprovinzen überhaupt? Welchen Sinn können die haben außer verwaltungstechnische Vereinfachung?


    Das mußt die RPRler fragen, was sie sich dabei gedacht haben :D


    /edit: Hm, stimmt nicht, das war ja noch früher. Also wird es nur noch Geminus selbst wissen.



    Denn nur der hatte sichs ja mal ausgedacht.


    Die Großprovinzen hatten nur den einen Grund. Idealziel war immer, dass alle Provinzen offen und bevölkert sind. Das mit dem historisch korrekten Provinzschema um 100 n.Chr. zu schaffen war utopisch. Mit den Großprovinzen war es nur sehr unwahrscheinlich, aber möglicher. *g*


    Letztlich also nur Vereinfachung und Verschlankung.