Beiträge von Apolonia

    Als Apolonia so da stand und auf eine Regung oder gar Antwort von ihrem Gegenüber wartete, kam ihr in den Sinn, dass sie eigentlich einen Fehler oder besser gesagt eine Unterlassungssünde begannen hatte. Wie konnte sie das aber auch vergessen. Sie hatte nicht darauf geachtet, worum es in diesem Schriftstück eigentlich ging. Zu sehr war sie damit beschäftigt ihre Lesekünste zu verbergen.
    Wirklich ärgerlich, bestimmt hätte ich dies bei irgend einer Gelegenheit nutzen können. Das Schriftstück noch einmal zurück zubekommen, wird mir bestimmt nicht mehr vergönnt sein, spukte ihr durch den Kopf.
    Überhaupt scheint er hier, für keinerlei Reize empfänglich zu sein, war die nüchterne Erkenntnis von Apolonia.



    Ad
    Decemvir
    Marcus Iulius Dives
    Basilica Ulpia, Roma





    Auch im Fall meines verstorbenen Enkels Tiberius Claudius Romanus nehme ich die Erbschaft an.
    Für die Beileidsbekundung bedanke ich mich.




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    gez. H. Claudius Menecrates




    ANTE DIEM V ID FEB DCCCLXIV A.U.C. (9.2.2014/111 n.Chr.)


    Oh, das ging ja schnell, das hätte ich jetzt nicht erwartet, dachte sich Apolonia. Schon hatte sie die Türe geöffnet und stand im Raum. Die Türe brauchte sie nicht zu schließen, denn wozu hatte sie Morrigan mit geschleppt. Nur hoffentlich vergaß sie es nicht, denn in dem Zustand wie diese gerade durch die Gegend träumte, “Salve”, flötetet sie mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen, “Ich komme im Auftrag von Claudius Menecrates und soll dieses Schriftstück überbringen.” Noch immer lächelnd streckte sie dem Decemvir die Schriftrolle entgegen.
    Halt dich zurück meine Liebe. Denk dran, du bist sozusagen auf Bewährung unterwegs. Du kannst ja nicht gleich bei deinem ersten Auftrag, von diesem würdevollen alten Herrn übertreiben, schwirrte Apolonia gleichzeitig durch ihren Kopf.

    Endlich war Apolonia mit Morrigan im Gefolge an der Basilica Ulpia angekommen. Was sich als gar nicht so leicht entpuppte, da die Straßen bis zum Forum Traiani mal wieder hoffnungslos verstopft waren. Immer wieder musste sie stehen bleiben und auf Morrigan achten. Es schien als wäre diese mit ihren Gedanken ganz woanders. Ab und an musste Apolonia sie am Handgelenk fassen und mit sich ziehen damit, sie nicht in dem Gedränge verlorenging.
    Vor den Treppenstufen wandte sich Apolonia zu Morrigan und meinte: “Jetzt reiß dich zusammen, wir haben es bald geschafft, danach können wir ja zurück zu dem Sklavenmarkt gehen wenn dich die Wilde so sehr interessiert.”
    In Gedanken fügte sie hinzu, natürlich wenn wird’s mit meinen Haaren geklärt haben. Überhaupt verstand sie nicht, was auf einmal mit Morrigan los war. Noch in der Villa war sie von dieser, so was von angefahren worden und nun musste sie deren Kindermädchen spielen.
    Jetzt versuchte sie möglichst elegant die Treppenstufen hochzusteigen.
    Voller Schrecken hielt sie oben inne. Wohin musste sie eigentlich. Ihr Auftrag lautete von Menecrates lautete, einen Brief in der Basilica Ulpia ab zu geben. Aber wo und bei wem?
    Entsetzen breitete sich in ihr aus. Konnte das bedeuten sie hätte versagt, sie musste zurück zu ihrem alten Herren, das sie ihre erste Aufgabe nicht erfüllen konnte. Sie schaute auf die Schriftrolle in ihrer Hand und dann zu Morrigan. Ob die ihr helfen konnte bestimmt nicht, dass war doch auch nur eine ehemalige Wilde.
    Tief einatmend entschloss sie sich zu dem letzten Schritt. Hoffentlich würde ihre Begleiterin nichts bemerken, denn eigentlich sollte niemand es wissen.
    Nachdem sie sich umgeschaut hatte, huschte sie schnell sie zu einem versteckten Winkel, entrollte das Schriftstück und las. Ja sie las und das sollte niemand wissen.
    Als Kind hatte sie heimlich der Tochter ihrer Herrin beim Lernen zugeschaut und mit gelernt, so kam es das sie auch lesen konnte. Was jedoch niemand wusste. Das war auch gut so, es hatte ihr schon manchen Dienst erwiesen.
    Ah da stand es, zu Marcus Iulius Dives. Mit einem schmunzeln, gepaart mit einem Augenleuchten, las sie das. Ein hübsches Kerlchen dachte sie dabei.
    Schnell war die Schriftrolle wieder zusammen gerollt und weiter ging es. Nach kurzem suchen standen sie vor der Türe. Ohne zu zögern klopfte
    … Klopf… Klopf…
    sie an und legte gleichzeitig ihr Ohr an die Türe.
    Nicht das sie hier umsonst rum standen und es befand sich keiner in dem Officium.

    Na bitte, dachte Apolonia, das war ja nicht anders zu erwarten. Morrigan himmelte das weibliche Ungeheuer an. Ob sie überhaupt meine Frage mit bekommen hat?
    Apolonia schaute sich um und wirklich Morrigan stan noch immer da wie festgewachsen. Ich brauch die doch, dachte sie verzweifelt, zumindest bis meine Haare den Ansprüchen genügen. Obwohl ich nach wie vor finde diese sind so in Ordnung und für meine Zwecke viel besser geeignet. Welcher Mann liebt es nicht, in solche Haarpracht zu greifen?
    Seufzend drehte sich Apolonia um und ging zu Morrigan, ergriff deren Arm und zog sie einfach mit. “Nun komm endlich Menecrates wartet”.
    Das dieser nicht auf Morrigan wartete und nur auf sie, spielte für Apolonia keine Rolle. Für sie zählte nur sie und ihr Vorteil.

    Apolonia wollte aber weiter. Menecrates hatte so etwas wie, der Auftrag eilt gesagt, also musste sie sich sputen. Solch eine Versteigerung dauerte, wie sie aus Erfahrung wusste. Sie konnte in aller Ruhe zur Basilica Ulpia gehen und danach noch diese Fachfrau aufsuchen. Ob Morrigan so eine war oder ob sie eine solche bezahlen konnte. Sie schien ja den Claudiaschen Haushalt zu schmeißen.
    Apolonia schluckte, um sich dann mit Mühe dazu durch zu ringen und Morrigan zu fragen, ob sie mit kommen würde.
    Auf dem Heimweg konnten sie ja wieder hier orbei schauen, bestimmt war dann auch mehr hier los.

    Solch selten dämliche Fragen, dass sah man doch. Jetzt schon genervt von antwortete Apolonia Morrigan ziemlich bissig auf ihre Fragen.: “Natürlich bin ich aus Rom. Ich wurde auch in Rom geboren. Das sieht man doch.”
    Kaum geantwortet schritt Apolonia mit der Schriftrolle in der Hand in Richtung Basilica Ulpia davon. Ob Morrigan mit ihrem Korb mit kam, neben oder hinter ihr ging, interessierte sie nicht weiter, wenigstens tat sie so.


    Die Stimme von Titus Tranquillus war in Rom bekannt und zog die Menschen magisch an. Immer wieder bot er besondere Ware auf dem Sklavenmarkt an.
    So lockte sie auch unweigerlich Apolonia an. Noch war es ziemlich leer und wenige Schaulustige hatten sich bisher eingefunden. Neugierig trat sie so nah wie möglich an das Podest heran und betrachte die dargestellte Sklavin.
    “Da sieht man es wieder, in Ketten muss man die Barbarin hierausstellen. Bestimmt führt sie sich, so bald man sie von den Ketten befreit, wie ein wildes Tier auf. Eine in Rom geborne positioniert sich da doch ganz anders.”
    Hämisch hatte sich Apolonia mit ihren Worten und das nicht gerade leise, an Morrigan gewandt. Auch wenn sie es nicht wusste, so war sie sich sicher das Morrigan auch aus eben solchem Barbarenvolk kam.

    Es war nicht zu glauben, ausgerechnet hier traf Apolonia auf Morrigan. Diese schien für den Einkauf gerüstet zu sein, zumindest sah es so aus, denn sie war mit einem Korb unterwegs, doch bei Sklaven konnte man das nie wissen.
    Die beiden einigten sich dieses Mal friedlich darauf, wenigstens ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen.
    Apolonia wollte zunächst gute Minen zum bösen Spiel machen und abwarten wie sich alles entwickelte.

    Leise, fast lautlos betrat Apolonia das Officium, um die Begutachtung über sich ergehen zu lassen.
    Mit dem dann folgenden Einwand, hatte sie jedoch nicht gerechnet. Unwillkürlich fuhren ihre Hände hoch und strichen über ihre Haarpracht, auf die sie so stolz war.
    Unverständnis kam in ihr hoch. Was hatte der alte Knabe denn an ihren Haaren auszusetzen? Verärgert dachte sie, Fachfrau für eine Frisur, wenn ich so etwas schon höre, dann hätte ja auch Morrigan daran rum machen können.
    Damit keine Spur ihrer Gedanken zu erkennen war, hielt sie ihren Blick gesenkt, was für meisten auch ein Zeichen der Unterwürfigkeit, Demut oder was wusste sie gehalten wurde.


    Zaghaft ergriff sie den Brief und hauchte ein fast unhörbares, “ Ja Dominus, ich weiß wo die Basilica Ulpia ist”
    Schon jubilierte es in ihr, sehr schön, also nach draußen darf ich. Es ist zwar noch früh am Tag, doch man kann ja nicht wissen.
    Mit gesenkten Blick, rückwärts zur Türe, diese leise öffnend und wieder hinter sich schließend, war eine Übung, die sie seit frühester Kindheit beherrschte.
    Draußen vor der Türe atmete sie laut hörbar aus und machte sich auf den Weg zum Seiteneingang

    Da stand Apolonia wieder vor der Türe zum Officium von Menecrates und klopfte an, wie von ihm verlangt und erwartet und wartete bis von drinnen die Aufforderung zum Eintritt kommen würde.
    Morrigan hatte sie, trotz all der Vorkommnisse, wenn auch sehr unwirsch eingekleidet. Mit der Qualität der Kleidung war Apolonia mehr als zufrieden. So gut gekleidet war sie als Sklavin noch nie herum gelaufen. Einzig in den anderen Rollen welche sie von Zeit zu Zeit einnahm.
    Immer wieder hatte Morrigan etwas an Apolonias Haaren auszusetzen, doch dabei blieb diese stur. Sie war nicht bereit ihre Haarpracht besonders zu bändigen, denn sie fand, diese würde so besser zu ihr passen.
    Nun galt es sich erneut zu repräsentieren und gut dar zu stellen.

    Ja bei einer Gens wie dieser, konnte sich Apolonia ihre Zukunft schon gut vorstellen. Sie war gerade bei dem Gedanken angekommen, wem dieses Zimmer wohl gehöre und wer sonst noch von der Familia hier wohne, da schrak sie zusammen. War da einer? Schon schoss sie hoch wie ein Pfeil. Gleichzeitig jedoch ertönte, in nicht gerader angenehmer Lautstärke, in einem ganz üblem Ton ein, “aufstehen” von einer weiblichen Stimme. Ganz langsam vorsichtig schauend drehte sich Apolonia in Richtung Türe um die Stimmeninhaberin zu besichtigen. Fast hätte sie sich bei ihrem Anblick wieder hingesetzt.
    So etwas wie Enttäuschung aber auch Entrüstung machte sich auf Apolonias Gesicht breit. Es war auch nur eine Sklavin.
    “Was schreist du denn hier rum?” Kam recht brüsk von ihr, dann sah sie aber so etwas wie einen Hoffnungsschimmer am
    Horizont. Um eine Spur freundlicher fragte sie gleich weiter:
    “Du bist nicht zufällig Morrigan? Die suche ich nämlich schon eine ganze Weile. Der Gang durch die Stadt und die Sucherei in der Villa hat mich doch mehr mitgenommen als ich dachte und deshalb wollte ich nur kurz verschnaufen.”
    Apolonia wusste dies war eine sehr schwache um nicht zu sagen sehr dumme Entschuldigung, sie konnte es aber doch einmal versuchen.
    Nun hatte sie sich ganz zu Morrigan zu gewand und versuchte diese einzuschätzen.
    In diesem Augenblick trat auch noch ein Mann in das Zimmer.
    Wer kann das sein, schoss es Apolonia durch den Kopf. Lächeln immer nur freundlich lächeln. Ein Sklave war dies ganz bestimmt nicht. Mit ein wenig Augenklimpern, nicht zu stark, lächelte sie Felix an.

    Apolonia, immer noch auf der Suche nach Morrigan, war im Atrium angekommen und überlegte welche Richtung sie einschlagen sollte. Sie folgte einfach dem nächsten Gang und stand mal wieder vor einer Türe. Kurz innehaltend lauschte sie, nichts zu hören, sicherheitshalber klopfte sie. Apolonia hörte noch immer nichts. Vorsichtig prüfte sie ob die Türe verschlossen war. Zufrieden stellte sie fest das sie endlich ungestört einen Raum betreten konnte. Bisher waren die Räume entweder verschlossen oder irgend ein Sklave werkelte darin herum.
    Langsam und leise öffnete sie die Türe, schlüpfte hineine und zog sie hinter sich zu. Nicht ganz, denn sie wollte hören wenn sich jemand von draußen näherte.
    Staunend blieb sie am Eingang stehen. Der Raum war nicht besonders groß, doch welch eine Pracht war an den Wänden zu sehen. Herrliche Fresken und Regale vollstopft mit vielen kleinen Figuren, Vasen und Schalen, abgesehen von den vielen Schriftrollen. Ein Bett mit seitlich mit einem Dächlein und herunterhängende Gardinen. Außerdem befindet sich noch ein Kline und ein Schreibtisch in dem Zimmer. Ein Fenster zum Garten der Villa rundet das Bild ab.
    Schnell huscht Apolonia zu dem Regal, ihre Finger streichen über die Figuren. Dann überkommt sie der Übermut, sie geht zur Klina und rekelt sich darauf.
    Schnell ist sie in der Vorstellung gefangen, das dies ihr Reich ist und vergisst ihre Umwelt.

    Ach der Klotz, dachte Apolonia während sie ihren Gegenüber betrachtete. “Tut mir leid, such dir einen anderen Packesel, mein Auftrag von Menecrates ist wichtiger“, sprach’s und drehte sich um und ging weiter auf die Suche nach Morrigan.

    Nach einigem zögern verließ Apolonia dann doch leise das Officium und machte sich auf die suche nach Morrigan.
    Wie konnte sie aber Morrigan in der riesigen Villa finden, wenn sie nicht wusste wir diese aussah.
    Schulterzuckend schlug sie vor der Türe einfach eine Richtung ein. Hier an eine Türe klopfend dort eine Türe vorsichtig einen Spalt öffnend rannte sie kreuz und quer durch die Villa.
    Sklavinnen die sie traf stellte sie nur die Frage: “Morrigan?” Meist bekam sie nur ein Kopfschütteln zur Antwort. Eine meinte: “Im Hortus”, eine andere antwortete: “Atrium” und die dritte gab die Auskunft, nachdem Apolonia vergeblich an diesen Orten gewesen war: ”Vorratskammer oder Wäschekammer”. Prima dann geh ich eben dort auch noch nach ihr suchen, dachte Apolonia, nur war die Frage wo denn diese Räume waren.
    Just in diesem Augenblick kam ein stattlicher Sklave vorbei. Ein verzweifelt, hilfloses Gesicht aufgesetzt, im Auge eine Träne schimmernd sprach sie diesen mit einem fast schluchzendem Unterton in der Stimme an. “Kannst du mir weiterhelfen und mich zur Vorratskammer bringen? Ich bin neu und soll auf Anweisung von dem Pater Familias, Claudius Menecrates Morrigan aufsuchen, diese soll im gerade in der Vorratskammer sein.”
    Mitleidigschaute der Sklave an, wobei nicht zu erkennen war ob das Mitleid dem Umstand, dass sie neu im Hause Claudia war oder dass sie Morrigan aufsuchen sollte. Nickend meinte er dann schlicht komm mit. Anschließend bevor sie losgingen ließ er noch einen prüfenden Blick über ihren Körper gleiten. “Wenn du später sonst noch Hilfe brauchen solltest, so melde dich bei mir, mein Name ist Valentino.” Dies ist also das Ergebnis der Prüfung, stellte Apolonia zufrieden fest und folgte ihm auf dem Fuße.
    Dann war es schnell soweit und sie standen vor der Vorratskammer, aus der ein rumoren zu hören war. “Hier ist die Vorratskammer und Morrigan ist da drin”; kam Augenzwinkernd von Valentino ehe er sie verließ. Dankbar lächelte Apolonia ihn an und dachte dann mit einem Blick auf die spaltbreit geöffnete Türe, nun denn Augen zu und durch.
    “Du bist Morrigan?” Schüchtern, fast piepsend stellte sie diese Frage nach dem sie die Türe noch ein wenig mehr geöffnet hatte.

    Ach herrje, hatte Apolonia es doch geahnt, der alte Knabe war ein Übergenauer Hundertprozentiger. Sicher, sie hatte das verstanden, sie war ja nicht von gestern. Nun kam der Bewährungstest. Was sie allerdings dann doch verwunderte, dass sie schon die Villa verlassen durfte. Ob ihr dann jemand hinterher schickte? Natürlich würde sie den Auftrag perfekt ausführen und keinen digitus von den Anweisungen abweichen.
    Also Morrigan ist hier der Hausdrache, den man im Auge halten muss und natürlich den Burschen der die Eingangstüre öffnete.
    Apolonia fand, das sie jetzt schon wichtige Informationen über den Haushalt ihres neuen Herren erhalten hatte.
    Nun noch ein diensteifriges Gesicht aufsetzen mit einem winzigen beflissentlichem Lächeln und leicht unterwürfig antworten und alles würde gut werden. “Ja Dominus”
    Antwortete sie und wartete auf ein Zeichen oder eine Anweisung, dass sie das Officium verlassen dürfte.

    Nach einigem suchen hatte Apolonia, was ihr aber überhaupt nicht ungelogen kam, denn so konnte sie sich in aller Ruhe wieder einmal in der Villa umschauen, den Weg vom Hortus in die Culina gefunden. Dort angekommen setzte sie sich gleich an den Tisch und schaute den anderen Sklaven gelangweilt bei der Arbeit zu.

    Was für ein aufgeblasenes Huhn, dachte Apolonia, als Morrigan, so mit in die Hüfte gestemmte Armen, vor ihr stand und sie angiftete.
    Aber das kante sie ja, kaum hatte die Barbaren sich ein Pöstchen geangelt, fühlten sie sich als Herren der Villa. Warum beschäftigte man die überhaupt in den Häusern? Feldarbeit, Straßenbau, Steinbruch oder Minen dafür waren sie doch wie geschaffen. Na gut ein paar griechische Gelehrten, dagegen war ja nichts einzuwenden aber sonst.
    Na klar das musste ja sein jetzt, noch eine Drohung. Unwillkürlich verharrte Apolonia einen Augenblick, drehte sich um, wirklich die Zicke ging und erwartete allen ernstes dass sie ihr nun folgen würde. Langsam ging sie dann weiter und überlegte. Die würde, das mit dem Wasser und Brot schon durchziehen und so gut kannte sie sich ja noch nicht in der Villa aus, um sich dagegen irgendwie zu schützen. Die anderen Sklaven war bestimmt noch auf der Seite von der Ziege. Es würde noch eine Zeit dauern, ehe sie dazwischen kam. Seufzend drehte sie sich um, es half nichts sie musste vorerst einlenken. Doch so ganz ungestraft, für Anmaßung, würde Morrigan ihr nicht davon kommen. Langsam machte sie sich auf den Weg zur Culina.

    Langsam drehte sich Apolonia um, stand auf und meinte mit betonter sanfter Stimme: ”Nun hör mir einmal zu Liebchen, Solltest du es noch einmal wagen, Fuß oder Hand gegen mich zu erheben so wirst du es bitter bereuen. Du wärst nicht die erste. Und dafür brauche ich keine Gewalt.” Mit einem spöttischen Lächeln und einem nicken, fuhr Apolonia dann fort. “Des weiteren glaube ich nicht das du dich wirklich überarbeitest, danach siehst du nicht aus.” Das du, was sie Morrigan entgegen spuckte, sagte vieles aus. “Dein Gerenne was du hier veranstaltest gehört doch bestimmt nicht zu deinen Aufgaben. Also hurtig ab an deine Arbeit und wasch dich eh du zu dem alten Knaben gehst, dein Gestank ist ja widerlich.”
    Langsam drehte sich Apolonia um und machte sich auf den Weg um ein ruhigeres Plätzchen im Garten zu suchen.

    Schmuckstücke, bei diesem Wort trat ein funkeln in Apolonias Augen. Sie vergaß glatt die Stofffalten, die nun wirklich eine Kleinigkeit für sie waren. Viel wichtiger waren die Schmuckstücke. War sie doch kurz mit einem a statuis befreundet gewesen. Unauffällig glitt ihre Hand über ihren Bauchnabel mit der winzig kleinen Wölbung.
    Reiß dich zusammen und bleib aufmerksam, schalt Apolonia mit sich selber.
    „Ich verstehe mich auf den Umgang mit leichten Laugen, Asche und Pinsel, je nach Art des Schmuckstücks Dominus“, antwortete sie beflissen.
    Ein kurzes verborgenes, leicht ironisches Lächeln huschte über Apolonias Gesicht, als die Sprache auf die vorherigen Herrschaften kam. Diese Frage war ja unvermeintlich welch ein Glück das ihr letzter Herr ein Patrizier gewesen war. „Ich wuchs in der Familie eines reichen Brauereibesitzer auf. Beide Geschlechter waren dort, vom Jugend - bis Greisenalter, vertreten. Für kurze Zeit war ich dann die persönliche Sklavin der Gattin eines Gewürzhändlers, bis diese mich an meinen letzten Herren verkaufte, den du ja selber kennst, Dominus.“
    Apolonia bemühte sich nun um einen möglichst unauffälligen Ausdruck, mit der Hoffnung, dass die Befragung nun endlich vorbei sei.