Beiträge von Helvetia Vera

    Ein bunter Hund oder Paradiesvogel? Die Bezeichnungen wären eine ungefähre Umschreibung Varias körperlicher Farbgebung. Vera schüttelte sich, besonders abstoßend fand sie die Wunde auf Varia’s Wange. Commodus hatte ganz schönes Unheil angerichtet. Ah, sie bewegte sich. Vera kniff die Lippen zusammen und litt innerlich mit, als sie Varia’s Versuch aufzustehen, mitverfolgte. Dieses „ Ich lebe noch“ war gefühlt übertrieben. Das Aufstöhnen, huuuu, eine Gänsehaut nach der anderen rannte Vera’s Arme hinunter. Spürbar bis in die Haarspitzen, der Schmerz der von Varia ausging. Der fiebrige Blick aus den geröteten Augen. Vera trat näher ans Bett. „ Du lebst noch….mehr oder weniger.“stellte sie fest. Das Commodus so rabiat sein konnte. Vera schüttelte es. „ Warum hast du meinen Bruder angegriffen?“ Restlos davon überzeugt war Vera nicht, dass Varia aus heiterem Himmel angegriffen hatte.

    Nach 4 Tagen hatte sich Vera durchgerungen nach Varia zu sehen. Sie hoffte Varia sah nicht mehr ganz so zugerichtet aus. Etwas naiv, jedenfalls half das Einreden, sie dazu zu bewegen zu ihr zu gehen. Vera öffnete zögerlich die Tür zu Varia’s Raum und lunzte hinein. Ziemlich ruhig stellte sie fest. Auf Zehenspitzen trat sie ein und streckte den Hals Richtung Bett. Langsam und leise ging sie hin. „ Varia?“ Ihr Herz schlug bis zum Hals. Was, wenn Varia wie eine Furie aufsprang und sie angriff? Vera schalt sich ein, wie hatte ihr Bruder gesagt? Dummerchen. Varia war keine blutrünstige Bestie. Bis ans Bett war es noch ein Schritt. Vera blieb stehen und „ Varia? Wie geht es dir?“

    Am Platz angelangt, ließ Vera das Ambiente auf sich wirken. Sie registrierte Commodus Bestreben sie vorzustellen. „ Salve und einen spannenden Abend wünsche ich.“ Nahm Vera das Tun Commodus auf und setzte sich. Endlich die Gladiatoren. Mit Begeisterung wurden die Kämpfer empfangen. Vera sah wie gebannt in die Arena. Einer gegen zwei, das versprach Spannung pur. „ Sieh Commodus, wie schnell er sich bewegt. Das könnte Varia auch.“ Das Aufschlagen der Steine wurde durch das Publikum mit lauten Ausrufen kommentiert. Die Kämpfer wurden angefeuert. Die zwei Schildträger bekamen die ersten Schmährufe. Vera versuchte ruhig zu bleiben. Ihre Finger vergruben sich im Chiton. Ihre wachsende Begeisterung war nicht zu übersehen. „ Wie heißt der mit dem Dreizack? Ich weiß, ich weiß, das hast du mir alles schon ein paar Mal erklärt. Übe Nachsicht Bruder, das sind meine ersten großen Spiele.“ Schon war sie wieder vom Geschehen gefesselt und musste laut los lachen, als der Secutor nach hinten taumelte und sich in den Sand setzte.

    Auf den Rängen war richtig was los. Vera wurde vom Trubel mitgerissen. Dass das Rennen bereits in vollem Gange war störte sie nicht. Aufgeregt rutschte sie auf ihrem Platz hin und her. „ Wie? Welche Farbe? Der da, der Rote, sieh wie schnell er seinen Wagen über die Bahn lenkt.“ Vera biss sich vor Aufregung auf die Unterlippe. „ Nein, sag wer ist wer. Lass uns wetten 10 Sesterzen auf den Roten ganz vorn. Erklär mir alles, ja?“ Vera stand auf, nichts hielt sie auf ihrem Platz. Genau das war es, was sie erleben wollte. Fantastisch, die schreienden Massen. Anfeuerungsrufe und Schmähungen, alles bunt durcheinander. Aus den Rufen heraus hatte sie mitbekommen, wie man die Roten nannte. „ RUSSATA !! RUSSATA!! „ rief sie begeistert und hüpfte auf der Stelle. Mit einem begeisterten Seufzer setzte sie sich, um gleich wieder zu stehen und mit zu fiebern. „ Wie heißt der Fahrer ganz vorn? Ich brauche unbedingt ein rotes Tuch.“ Vera war ganz außer sich. Wie aufregend das hier war. „ Commodus, das ist ….das ist ….. RUSSATA…RUSSATA!!“ rief Vera wieder begeistert und verfolgte ganz gespannt das Geschehen auf der Bahn. Ringsherum hatte sie alles ausgeblendet.

    Zu den Spielen! Vera war aus dem Häuschen. Was anziehen? Welchen Schmuck? Wozu waren sie und Commodus einkaufen? Das aus der Kiste und die Ohrringe aus der anderen. Wo lag der Gürtel? Vera wühlte ihn unter dem Chiton auf dem Bett vor. Die Haare wie üblich zu ihrer Lieblingsfrisur hergerichtet. Die geflochtenen Zöpfe hoch gesteckt. Vollends ausgestattet und zufrieden mit ihrem Aussehen ging sie heute die Treppe hinunter ins Atrium. Kein Hüpfen und Springen, nicht um die Säule schwingen. Heute ging es an der Seite von Commodus in die Öffentlichkeit. Sie freute sich riesig auf die Spiele. " Commodus, ich bin fertig für unsere Unternehmung." ein freundliches Nicken zu Varia.

    Nicht ihr Typ, aus Stein und schon im Elysium, für sie kaum von Belang. Die Einschätzung von Vera was Gaius Marius betraf. Ein Nachstrebens Wertes Vorbild, für Commodus ganz bestimmt. Ihren Gedanken zum Trotz, tat sie sehr interessiert. „ Er war ein herausragender Politiker seiner Zeit.“ Politik was für ein undurchsichtiges Geschäft. Ihre Intention war völlig anders gelagert und lag nur einen Steinwurf weit von ihnen entfernt. „ Dem Geleisteten dieser Männer nachzustreben, sehr lobenswert Commodus. Senator Helvetius Commodus hört sich gut an. Die hohen Männer haben sicher Verständnis für mich. Ich denke das verschieben wir bis nach unserem Einkauf.“ Sie umschlang Commodus rechten Arm und zog ihn sanft aber bestimmt Richtung Stände und Geschäfte.

    Seine beschwichtigende Geste, ließ Vera aufatmen. Als Dummerchen bezeichnet zu werden, naja Männer… Sie hörte darüber hinweg. Manchmal war es von Vorteil es im Raum stehen zu lassen. Bei seiner Erklärung für diesen Ausbruch roher Gewalt, zogen sich ihre Augenbrauen für den Bruchteil einer Sekunde zusammen. Varia, die Amazone, hatte ihn angegriffen und er hatte nur eine Platzwunde an der Lippe davon getragen? Sie tupfte gedankenverloren etwas fester an der Lippe. „ …Die Knie, die Hände, der Kopf. Wo bitte hattest du keine Schramme? Zum Glück war ständig dein persönlicher capsarius um dich.“ sie kicherte. Vera Tröster und Versorger von „schweren“ Kriegsverletzungen beim Spielen. Das waren Zeiten. Ein Kriegsheld kurz vor den Tränen. Eine kleine Schwester, die ihm einredete, er wäre der Tapferste. Nicht so eine Heulsuse wie der doofe Azyntos. Das bewirkte, dass Commodus die Tränen wegschniefte. Die Verletzung heute, eine Ausnahme. Eindeutig den Kindertagen entwachsen.


    „ Die erste Sklavin mit Brandzeichen im Hause Helvetia.“ Äußerte Vera beiläufig mit einem missbilligenden Unterton. Nie gab es so schwerwiegende Vorfälle, dass man dieses Mittel in Betracht zog. Mit dem Schwur, dem Sinn und Zweck musste Vera auf den Grund gehen. Na gut, erstrebenswert oder nicht. Einen Menschen mit den eigenen Händen zu töten, das überstieg Vera’s Vorstellungskraft. Sie befand sich nie in einer Situation, die es erforderte darüber nachzudenken oder eine derartige Entscheidung zu fällen. Dementsprechend ratlos stand sie da.


    Wie bitte? Na typisch großer Bruder, die kleine Schwester vorschicken. „ Mein lieber Dominus Commodus…..“ setzte Vera an. „ ....Immer bleibt es an den kleinen hängen.“ Schmollte sie gespielt. Commodus hätte kein Wort sagen brauchen, Vera wäre alleine gegangen. Ein bisschen Sorge um Varia war schon mit im Spiel und außerdem konnte sie sich die Sklavin nicht als mordlustige Bestie vorstellen. Vera witterte ein Abenteuer. „ Sie ist wirklich deine Sklavin?“ fragte Vera scheinheilig. „ Du weißt was Mutter immer gesagt hat. Wer mit seinen Sachen nicht pfleglich umgeht, hat sie nicht verdient.“ …um es gedanklich weiter zu spinnen…. Und somit bekommt sie ein anderer, der besser damit umgeht. „ Ich gehe nachsehen und du gehst in dich.“ Mit spitzbübischem Lächeln wandte sie sich von Commodus ab. " Ich geh dann mal..."

    Die Sonne lockte an diesem Tag. Eigentlich nichts Besonderes für Vera, sie war fast täglich im Hortus oder außerhalb des Hauses unterwegs. An manchen Tagen aber vergrub sie sich in ihrem cubiculum, machte ihre Handarbeiten. Heute hatte sie dies nicht vor. Die Entscheidung wohin, war auf den Hortus gefallen. Sie mochte es heute ruhiger, wollte die Sonne genießen und sehen wie weit die Reben waren. Vera hüpfte auf ihre eigene Art die Treppe nach unten, lugte an der Säule vorbei ins Atrium. Keiner zu sehen. Vera legte die Hände auf den Rücken und ging zur Porta in den Hortus. Einen majestätischen Blick über das üppige Grün werfend, nahm sie in der heimeligen Ecke Platz, als wäre sie die Herrin des Hauses und Herrscherin über alles Grün hier im Hortus. Zurückgelehnt in die Polster, die die Sklaven jeden Morgen her legten, sah sie einer Hummel zu, die in eine Blüte kroch. Das Brummen der Hummel wurde von einer Stimme übertönt. Nicht laut aber deutlich zu vernehmen. Auf einer der Bänke, nicht allzu weit von der heimeligen Nische entfernt musste die jenige welche sitzen. Vera wandte sich von der Hummel ab und strengte sich an zu verstehen, was da gesprochen wurde. Gespräche belauschen, Vera dachte sich nichts dabei. Für sie war es ein kleines Abenteuer. Mucks-Mäuschen-still blieb sie sitzen und wartete ab. Die Frage bedeutete, dass eine zweite Person anwesend sein musste. Vera war gespannt, wie es weiter ging.

    Was machte Commodus in seinem cubiculum? Hatte man ihn überfallen, versuchte man ihn umzubringen? Ihre ersten Gedanken zum herüber dringenden Lärm. Ein Frauenstimme….das klang nicht wie ein einvernehmliches Gespräch. Commodus war regelrecht außer sich. Gepolter, wieder Schreie…das ging Vera zu weit. Hier im Haus wurde keiner um sein Leben gebracht. Mutig schritt sie zur Tür und stockte. Sollte sie hinüber gehen? Ihr Mut drohte sie zu verlassen. Sie trat kräftig mit ihrem rechten Fuß auf. Eine Helvetia ließ sich nicht gleich verschüchtern. Mit Schwung öffnete sie die Tür und rannte hinüber bevor sie es sich anders überlegte und sich nicht traute. Entsetzt stand sie in der sperrangelweit geöffneten Tür und sah wie Commodus Varia zurichtete. „ Commodus…“ flüsterte sie. „ COMMODUS!....“ schrie sie laut. „ HÖR AUF!“ Wie konnte er so die Fassung verlieren. Einen Sklaven bestrafen ja, aber nicht tot prügeln. Vera’s Körper hatte sich gestrafft, angespannt richtete sie ihren Blick auf Commodus. Keine Silbe kam über ihre Lippen. Sie sah nicht zu Varia. Ihr Anblick war nicht zu ertragen. Innerlich aufgewühlt, wartete Vera, dass Atermas und Shani Varia hinaus brachten. Vor den Sklaven über seinen Wutausbruch zu diskutieren und seine Handlungsweise in Frage zu stellen war unangebracht.
    Endlich waren sie draußen. Vera schloss die Tür, lehnte sich für einen Augenblick an sie und ging zu Commodus. „ Welche Furien haben dich geritten, die Fassung vor einer Sklavin so zu verlieren. Ich habe regelrecht Angst vor dir bekommen. So wie du über ihr gestanden hast. Was hat sie verbrochen, dass ein Brandzeichen nötig ist?“ Keinen Widerspruch duldend, griff sie nach seinem Kinn. „ Zeig her…halt still.“ Ein vorwurfsvoller Blick. Mit ihrem Tuch tupfte sie die Lippe ab. „ Das solltest du kühlen und Kräuter auflegen lassen.“

    Vera ließ sich von ihrem Bruder in die Sänfte helfen. Die ersten Minuten hatte sie keine Zeit für ihre Umgebung. Der Chiton musste gerückt und gezupft werden, hach es klemmte vorn und hinten. Das gemächliche schaukeln zeigte an, dass sie in Bewegung waren. Alleine in einer Sänfte, am Anfang schön, dann wurde es langweilig. Sie öffnete den Vorhang einen Spalt. Die Straße war voller Menschen. Der Weg bis zu Basilica zog sich hin. Eine kleine Ewigkeit, viel von der Umgebung sah sie nicht. Die an den Sänften vorbei strömenden Menschen verhinderten einen Blick auf die Gebäude an denen es vorbei ging. Das Schaukeln hörte auf, die Sänfte hielt. Commodus stand zum Glück bereit ihr aus der Sänfte zu helfen. Sie stand schnell auf ihren Füßen. Ein geübter Blick, alles war am richtigen Platz. „ Ein langer Weg bis zur Basilica. Da gebe ich dir recht.“ Die Langeweile erwähnte Vera nicht. Ihr Bruder hatte es selbst mitbekommen wie öde es alleine in einer Sänfte ist. „ Ja, das ist besser. Man kann sich dann über dieses und jenes austauschen.“ Sie sah sich um. Menschen, Menschen, Menschen. In der Weitläufigkeit wirkten die Menschenmassen nicht erdrückend. Vera drängte es gleich bei den Händlern einzutauchen und sich der Faszination der schieren Masse an den verschiedensten Waren zu ergeben. Das einzige was sie daran hinderte war die unbekannte Umgebung und die vielen Menschen. Artig blieb sie bei Commodus und nahm sich vor nicht von seiner Seite zu weichen. „ Du bist der Führer. Zeig mir was die Basilica zu bieten hat.“ Aufgeregt, die eine Hand an der Palla, die andere am Arm ihres Bruders, war Vera bereit in das Gewühl einzutauchen.

    Huuuiiiiiiiiii....an der Säule um die Ecke. Während des Laufens, prüfte sie den Sitz ihrer Ohrringe, am Rechten störte etwas. So beschäftigt, hielt sie auf ihren Bruder zu. " Kann ich so gehen? " Immernoch zuppelte sie am Ohrring. Endlich saß er richtig. " Ich brauche ein paar andere. Mit dem rechten habe ich jedes Mal diesen Kampf." Vera blieb vor ihrem Bruder stehen. Stütze die Linke Hand in ihre linke Seite, schob die linke Schulter etwas vor, legte den Kopf leicht nach links. Die rechte Hand in die rechte Seite gestützt. Ein verführerisches Lächeln auf den Lippen, ein kurzes Aufblitzen in ihren Augen. " Was denkst du?" Nur einen kurzen Augenblick hielt sie diese Position. Schon war sie wieder mit ihrem Ohrring beschäftigt. " Ggrrrrrrr...." hörte man es leise. Entnervt gabVera es auf. Ihr Bruder und die Basilsica warteten. " Gehen wir." sagte sie bestimmt.

    Schnell, schneller, in Windeseile zog sie sich um. Die Ohrringe angelegt, die Palla über die Schultern geworfen und hastig zu recht gezupft. Hier merkte man, dass Vera jung und unbedarft war. Ihr fehlte die Ruhe und Eleganz einer römischen Matrone. Wie man sich in der Öffentlichkeit benahm wusste sie, aber in den eigenen vier Wänden ging es für sie locker zu. Schließlich war sie noch jung und wer wollte ihr schon was Vorschreiben. Die Frisur aufgefrischt, alles saß, ging sie, nein rannte sie die Treppe hinunter ins Atrium.

    Vera unterbrach ihr Wühlen in den Kisten. „ Gut dass ich da bin. Wie viele solche Festlichkeiten ließest du dir entgehen. Denk an deine Karriere. Vielleicht kann ich dich ein wenig unterstützen.“ Vera zog einen hellblauen Chiton aus der rechten Kiste. Wühlte den Beutel mit den dazugehörigen Broschen heraus. Eine farblich abgestufte Palla, lag nach ihrem nächsten Griff in die Kiste gleich daneben. Das hatte sie als für den heutigen Tag in die Basilica für angemessen festgelegt. „ Die Basilica Ulpia, eine blendende Idee. Darauf wäre ich auf die Schnelle nicht gekommen. Dort soll man ja wahnsinnig gut einkaufen gehen können.“ Die Aussicht auf einen, nein zwei neue Chiton, neue calligae oder eine Palla, schürte ihre Vorfreude. Sie hüpfte zu ihrem Bruder und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „ Du bist der beste Bruder der Welt.“ Mit beiden Händen schob sie ihn übermütig zur Tür. „Ich muss mich umziehen, husch.“

    Das mit dem Haus und der Größe der Zimmer regelten die Männer unter sich. Vera würde sich erst bei der Ausgestaltung zu Wort melden. „ In die Albaner Berge….eine gute Idee. Die würde ich Ilva aus reiner Neugier vorziehen.“ Sie ließ Commodus sofort los, als er ihr offenbarte, dass er heute und morgen Zeit für sie hatte. Aufgeregt lief sie auf und ab, kaute nervös am Fingernagel ihres rechten Mittelfingers, überlegte fieberhaft. Wohin zuerst. Es gab so viel, was sie sehen und erleben wollte. Rom war für Vera ein unerschöpflicher Pool an Abenteuern. „ Wagenrennen, ja Wagenrennen. Hhmmm, NEIN… Gladiatoren..., Bestien……, Theater….ja ein Schauspiel.“ Sie war sich nicht schlüssig was zuerst. „ Gladiatorenkämpfe !! Ich will die Gladiatoren sehen und Morgen Wagenrennen oder zuerst die Wagenrennen und dann die Gladiatoren. Meinst du das geht?“ Sie war so aufgekratzt. „ Was zieh ich nur an? Dunkelblau oder grün. Ein helles blau oder zartes Rosa?“ Vera begann in ihren Kisten zu wühlen. „ Commodus hilf mir, du weißt was mir am besten steht.“

    Die Tür fiel ins Schloss. Im Sommer sollte man sie aushängen. Vorhänge reichten, die Luft konnte bei offenen Fenstern durchziehen. Das machte das Raumklima erträglicher. Das stellte sich Vera jedenfalls vor. Rom war eben nicht Paxos und das fing bei der Größe ihres Zimmer’s an und setzte sich bei den verschiedensten Dingen fort. „ Mit der tatkräftigen Unterstützung von Varus Sklaven hab ich mich von den Strapazen richtig gut erholt. Jaaa…, das cubiculum ist kleiner als meines auf Paxos, aber ich liebe es. Selbst eingerichtet ist viel schöner als ein Raum, in dem einem alles fremd und kein bisschen an eigenem Geschmack eingeflossen ist." Sie fuhr mit der Hand über das Gemälde an der Wand. " Der Ausblick auf den Hortus... ja, das würde mir gefallen.“ Vera überflog ihre Einrichtung und drehte dabei ihre Runde um ihren Bruder. Als sie hinter ihm war überfiel sie ihn und schlang ihre Arme um seinen Hals. Sie lehnte ihren Kopf an seinen und flüsterte ihm ins Ohr. „ Hast du ein kleines bisschen Zeit für mich? Ja, bitte, bitte. Unternehmen wir was?“ bettelte sie. „ Lieber großer und allerbester Bruder Commodus.“ Schickte sie ein Löffelchen Honig hinterher. So hatte er sich früher immer erweichen lassen.

    Eine Pause vom Webstuhl machend, ging Vera zum Fenster und sah hinaus auf die Straße. Das Klopfen wurde vom Lärm der Stadt beinahe vollkommen geschluckt. Sie zog sich vom Fenster zurück, ging zur Tür und öffnete. „ Commodus….“ Vera war nicht entgangen, dass ihr Bruder schwer beschäftigt, an irgendetwas gearbeitet hatte. Umso erfreuter sein Anblick vor ihrer Tür. „ Ich freue mich dich zu sehen.“ Sie sah ihn mit leicht schief gelegtem Kopf und einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen an. Sein Gesicht wirkte angespannt. Es war wie früher. Er brauchte Ablenkung. „ Was kann ich für dich tun Brüderchen? Willst du meine Fortschritte beim Weben begutachten?“ Sie hielt ihm die Tür auf. Dass, das nicht der Grund seines Klopfens war und ihn noch weniger interessierte, war ihr bewusst. Sie freute sich einfach ihn wohlauf zu sehen.

    Die Träger mit den Korbstühlen und dem Regal führte sie in ihr cubiculum. „ Das Regal unter das Gemälde auf der rechten Seite und die Korbstühle ans Fenster, links und rechts von dem kleinen Tisch bitte.“ Eine Korrektur war nötig. „ Das Regal etwas weiter nach vorn.“ Die Leute arrangierten alles nach ihren Wünschen. Für ihre Geduld wurden sie mit 3 Sesterzen belohnt. Als Vera alleine in ihrem cubiculum war, strich sie mit einem zufriedenen Lächeln über das neue Regal. Aus einer Truhe holte sie eine Diana Statuette und einen Herkules und stellte sie auf ihr neu erworbenes Möbelstück. Eine kleine Schale dazu und eine Vase für Blumen.
    Zwei Sitzpolster für die Korbstühle. In einem machte sie es sich bequem. Ihr Blick ging durch ihr cubiculum. So entsprach es fast ihren Vorstellungen.

    Heute war der Tag aller Tage. Ein Bote kündigte die Lieferung aller gekauften Möbelstücke an. Bis diese eintrafen hielt sie sich im Hortus auf. Klopfen und ein Poltern lockten sie ins Atrium. Ihre Möbel wurden gebracht. Sogleich setzte sie ihren Plan um. Sie dirigierte die Männer mit den halbhohen Säulen in den hinteren Bereich des Atrium. Eine in die linke und eine in die rechte Ecke. Auf ihnen wurden zwei ausladende Blumenschalen platziert. Bepflanzt waren sie schmückendes Beiwerk. Eine Bank wurde direkt an das Impluvium im Atrium gestellt. Eine Sitzmöglichkeit, für alle Gelegenheiten. Links und rechts von einer hohen, mit griechischen Motiven bemalten, Vase begrenzt. Das Atrium sah nicht mehr kahl und leblos aus. Vera war mit sich zufrieden.

    Ein angenehmer Morgen. Vera hatte ausgezeichnet geschlafen und war bei bester Laune. Die neuen Decken und Kissen, das zusätzliche auswechseln der Matratze waren für ihren Schlaf sehr förderlich gewesen. Das Fenster geöffnet, sah sie für einen Moment auf die Straße. Mittlerweile ein kleines Ritual. Katzenwäsche am Morgen, später am Tag ging es in die Thermen. Vorausgesetzt sie hatte alles, was sie sich für heute vornahm erledigt. Der Gang ins Balneum blieb ihr auf jeden Fall. Ihr Haar gekämmt und geflochten, dezent geschminkt ging sie nach unten.

    Was Shani erzählte, machte Vera Hoffnung in kürzester Zeit ausgesuchte Möbelstücke käuflich zu erwerben. Vor der Werkstatt standen fertige Stücke, die ihren Geschmack in etwa trafen. Sie nahm sich Zeit sie zu betrachten. Shani hatte recht, der Mann verstand was vom Möbel bauen. Beim Eintreten kam der Inhaber auf sie zu. „ Salve. Ich brauche einen kleinen runden Tisch, 2 Korbstühle, ein Regal für Schriftrollen.“ zählte Vera ohne Umschweife auf. „ Am Eingang der Klapphocker und die Truhe aus diesem dunklen Holz gefallen mir. Die würde ich meiner Bestellung hinzufügen.“ Vera sah sich weiter um. Eine riesige Auswahl an Hölzern. „ Den Tisch aus diesem Holz und das Regal aus dem dunklerem Holz. Bei den Korbstühlen lasse ich dir freie Hand.“ Vera’s Vorstellungen waren sehr konkret. Sie wusste was sie wollte. „ Was willst du für die Truhe und den Klapphocker?“