Beiträge von Aulus Matinius Agrippa

    Agrippa lächelte. "Ich denke, du hast Recht." Er sah in seinen Becher - der war ja schnell leer geworden! - und schenkte sich daraufhin noch etwas von dem verdünnten Wein ein.


    Avianus würde also gar nicht länger in der Casa bleiben, schade. Doch für Agrippas Fortschritte in Sachen Politik schien er sich außerordentlich zu interessieren. "Ich habe mich schon umgehört, ja. Ich habe eigentlich auch schon einen Patron.." Eigentlich! "Der ist aber aus Rom verschwunden - zu seinen Kindern auf den Landsitz. Ich denke, ich werde mich neu umschauen müssen. Aber das kommt bestimmt nicht gut rüber, wenn man einfach den Patron wechselt.." Dass Publius seine Hilfe anbot, freute Agrippa. Er fragte sich jedoch, wo sein Onkel sich denn umhören wollte. "Danke, ja, das würde mich freuen."


    Sim-Off:

    Sorry wegen der Verspätung :)

    Agrippa hielt sich zurück, während der Discipulus die Innereien des geopferten Lamms untersuchte. Er erinnerte sich, wie er selbst vor nicht allzu langer Zeit sein erstes Opfer in eben diesem Tempel dargebracht hatte. Damals war er noch nicht Aedituus. Es war ein wohliges (und erleichterndes) Gefühl gewesen zu wissen - zu sehen -, dass Iuppiter das Opfer angenommen hatte.


    So gönnte er natürlich Drusus den Moment, als dieser Litatio rief. Agrippa setzte ein breites Lächeln auf und klopfte dem Livier gratulierend auf die Schulter. Auch die Opferdiener freuten sich - schließlich würde es für jeden von ihnen etwas von dem Fleisch geben. Der Discipulus schien keine Zeit verlieren zu wollen und machte sich sofort daran, das epulum vorzubereiten.


    "Sehr! Das hat ja auf Anhieb geklappt!", sagte Agrippa im Tempelinneren, als Drusus ihn nach seiner Meinung zum Opfer fragte. "Ich denke, die praktische Ausbildung hast du gemeistert. Ich werde dem Collegium Bescheid geben, damit auch die theoretische absolvieren kannst." Agrippa sah gespannt zum Livius, der die vitalia noch mit mola salsa bestrich. Gleich würde das Bankett stattfinden.

    "Ganz genau! Was hast du denn für das Voropfer mitgebracht?", fragte Agrippa vorsichtshalber.


    "Du weißt ja bestens Bescheid. Dann gehen wir jetzt am besten in die cella und du bringst das Voropfer hinter dich." Sie betraten den Raum mit dem Kultbild des Merkur. Es war dunkel hier, lediglich ein paar Kerzenflammen erhellten den Raum. Agrippa blieb neben dem Eingang der cella stehen - für ihn gab es ja jetzt noch nicht viel zu tun. Nur falls Plautus Fragen hatte oder Hilfe benötigte, müsste er einspringen. Deshalb hielt er sich hier unauffällig am Rand auf.

    Zu den Cohortes Urbanae war Avianus also versetzt worden. "Ah! Es ist bestimmt vorteilhaft, einen Verwandten bei den Urbanern zu haben, meinst du nicht auch?", sagte Agrippa grinsend. Publius schien aber keine hohe Meinung von der Stadtwache zu haben, wenn er sagte, die größte Gefahr bestehe darin sich zu verlaufen. "Ich hoffe du langweilst dich da nicht!"


    Noch ein Schlückchen Wein, dann beantwortete er Publius Frage. "Naja, ich habe vor es zu tun", sagte Agrippa gedehnt, als Avianus die werte Politik ansprach. Das ganze war gar nicht so einfach! "Ich gebe zu, ich habe mir die Sache viel einfacher vorgestellt. Zur Zeit bin ich jedenfalls Aedituus des Jupitertempels auf dem Kapitol."


    "Wann musst du dich denn in der Kaserne melden? Hast du noch ein paar Tage Zeit?"

    "Was für ein Zufall", sagte Agrippa ironisch und musste ebenfalls lachen. Es stammte schließlich fast jeder Matinier aus der Gegend um Tarraco! Er führte sich den Becher an die Lippen und nahm zwei, drei Schlücke des verdünnten Weins. "Marcella ist Musas Schwester. Sie war kurz hier, nachdem ihr Mann verstarb. Dann ist sie auf ihr Gut gezogen - ganz in der Nähe von Rom, habe aber seitdem nichts mehr von ihr gehört. Sie hat da so eine Hundezucht.." Agrippa machte eine Grimasse um zu signalisieren, was (genauer: wie wenig) er davon hielt.


    Publius war also vor längerer Zeit hier gewesen, und dann nach Mantua gezogen. Warum? "Hast du dich in Mantua den Adlern verschrieben?" Ja, Avianus könnte mit seinem Körperbau durchaus als Soldat durchgehen und wenn sein Vater ebenfalls bei der Legion gewesen war... Gar nicht mal so unwahrscheinlich! "Ich freu mich über deinen Besuch", sagte er lächelnd. "Du ahnst ja nicht, wie das ist, hier alleine zu leben. Was führt dich eigentlich nach Rom?"

    "Gut", sagte Agrippa und klopfte Sergius zufrieden auf die Schulter. Das war aber gut gegangen mit der Entschuldigung. "Also dann, den Widder lassen wir hier." Er nickte dem Tempeldiener zu, der bei ihnen stand. "Man wird ihn etwas schmücken und auf ihn aufpassen, während wir drinnen sind." Dann führte er Plautus die Stufen hinauf. Vor dem Tempeleingang stand ein kleines Becken mit kaltem Wasser, in dem sich Agrippa die Hände wusch. Anschließend bedeckte er sich mit einem Stück seiner Toga den Kopf. "Jetzt du", sagte er dem Sergier und wartete, bis dieser es ihm nachgemacht hatte.


    Danach betraten sie den Tempel, dessen Inneres das Sonnenlicht nur spärlich erhellte. Sie schritten Richtung cella, wo sich das Kultbild des Merkur befand und wo Plautus das Voropfer darbringen würde. "Weißt du, wie man jetzt vorgeht?", fragte Agrippa ihn nun.

    Age! Agrippa bereute es sofort, die Rolle des cultrarius übernommen zu haben. Das Tier blökte, wand sich, spürte den auflauernden Tod. Das arme Lamm! Aber es musste getan werden. (Außerdem waren hier zu viele Leute, um hier das Weichei markieren zu können.) Agrippa packte das Tier und schnitt ihm mit dem culter die Kehle durch. Blut strömte. Das Lamm lag nun leblos auf dem Altar, im dunkelroten Blut.


    Nun, es folgte der nächste Schritt des Rituals. "Jetzt fehlt nur noch die Litatio", flüsterte Agrippa seinem Discipulus zu. Er musterte ihn. Drusus hatte sich bis hierhin sehr gut gemacht. Es war alles einwandfrei gelungen, Minerva müsste also keine Bedenken haben das Opfer anzunehmen. Agrippa schnitt dem toten Tier - es war noch warm - den Bauch auf, und entnahm dem Lamm die Innereien. Dann nickte er Drusus zu, er solle die Eingeweiden untersuchen. Dies war der spannendste Teil des Opfers. Nach dem großen Aufwand wollten schließlich alle Beteiligten und Zuschauer wissen, ob es sich gelohnt hatte, ob die Göttin das Opfer annahm.

    Agrippa nickte. Da gab es also noch weitere Leute, die kontaktiert werden mussten. Oh, dieser elende Verwaltungskram! "Also das Collegium Pontificum und den Curator Viarum müssen wir noch treffen", sagte er, die Ausführungen des Senators zusammenfassend, und gönnte sich noch einen Bissen in das Brot. Neidisch beäugte er das Minzwasser des Curators. "Drei Wochen, das hört sich gut an. Klar, wir müssen den Verkehr lahmlegen, davon werden die wenigsten begeistert sein, aber wenn dafür der Tempel wieder in Ordnung ist.. Meinst du, wir sollten den Pontifex pro magistro direkt kontaktieren? Oder ist da jemand anders zuständig im Collegium? Ich kenne mich da leider nicht aus." Agrippa hatte als Aedituus ja freien Zutritt zur Regia, er könnte sich ja mal umhören.


    Die Absage des Senators hätte Agrippa wahrscheinlich hart getroffen, wenn dieser sie nicht so freundlich formuliert hätte. So aber kam ihm der Germanicer gleich viel sympathischer vor. "Gut, dann nehme ich deinen Rat an." Agrippa lächelte. "Deine Hilfe nehme ich auch gerne an", sagte er dankbar. "Kennst du zufällig jemanden, der bereit wäre einen Tiro aufzunehmen?"

    Aha, sie kannten sich also wirklich nicht. Wenn Avianus ein Neffe von Agrippas Großvater war, war er demnach ein entfernterer Onkel Agrippas. Und er machte den Eindruck, schon einmal hier gewesen zu sein, sich in der Casa auszukennen. "Es freut mich dich kennenzulernen, Publius. Dann bist du ja ein Onkel von mir!" Es war doch in Ordnung, Verwandte mit Praenomen anzusprechen, auch wenn man sie gar nicht kannte? "Das stimmt, ich bin der einzige Matinier, der zur Zeit hier wohnt. Ein bisschen einsam kommt es mir schon vor, das gebe ich zu", sagte Agrippa lächelnd. "Vor allem seit Marcella und Musa wieder ausgezogen sind."


    Avianus kannte also Musa? Das war ja interessant! Warum kannte er ihn nicht? "Musa ist zurück in Tarraco." Agrippa überlegte kurz. "Mehr weiß ich leider auch nicht. Du kennst sie gut?"


    "Gerne, lass uns in den Hortus gehen, wenn es dir dort angenehmer erscheint." Agrippa bedeutete ihm mit einer Handbewegung, vorzugehen. "Ich habe den Verdacht, du kennst den Weg", scherzte er. "Wann warst du das letzte Mal hier?" >>

    "Ich bin in Tarraco aufgewachsen, unter anderem zusammen mit Musa, danach schickte mich mein Vater zu einer Bildungsreise nach Griechenland. Jetzt bin ich hier, um in den Cursus Honorum einzusteigen", sagte Agrippa, als die beiden Matinier es sich auf Korkstühlen im Garten bequem gemacht hatten. "Ah, da kommt ja endlich der Wein!" Eine junge Sklavin brachte zwei Becher verdünnten Weins und eine kleine Schale mit frischem Brot. "Wo kommst du her?", fragte er interessiert. "Du verhältst dich so, als wärst du mit der Casa bestens vertraut..."

    "Ah ja", sagte Agrippa. Nachdenklich schaute er zum Tempel hinüber. Natürlich, die Mauern waren sehr dick. Vielleicht war im Inneren noch alles in einwandfreiem Zustand.
    Der Curator willigte ein, einen Imbiss zu essen. Agrippa zeigte zufrieden in Richtung der Stände. "Sehr gut, gehen wir zu dem Stand dort drüben. Da hole ich mir öfters eine Kleinigkeit zum Knabbern." Auf dem Weg dorthin fragte Agrippa: "Wann denkst du, werden die Arbeiten beginnen?" Als sie an dem Stand ankamen, duftete es bereits nach frischem Brot. Agrippa wählte ein mit Koriander und Sellerie gewürztes Gebäckstück und bedeutete dem Curator mit einem Nicken, sich ebenfalls eins auszusuchen. Das ging dann auf Rechnung des Cultus Deorum. "Mal ein ganz anderes Thema. Ich habe vor, in die politischen Fußstapfen meines Großvaters zu treten. Ich muss noch ein Tirocinium Fori absolvieren - und hatte gehofft, dass du mich aufnehmen würdest, als deinen Tiro Fori."

    Und lange musste der Sergier nicht warten. Agrippa sah Plautus, der ja wie abgemacht ein Opfer für Merkur darbringen wollte, und grüßte ihn herzlich. "Salve, Sergius! Und in Begleitung eines schönen Widders, wie ich sehe", scherzte er, während er dem Tier sanft auf den Rücken klopfte. "Es tut mir leid, dass unser letzter Termin daneben ging. Es ist etwas dazwischen gekommen... Als Entschuldigung lade ich dich zu ein paar Bechern Wein ein, wenn du magst." Hoffentlich war es mit der Entschuldigung getan. Agrippa fühlte sich schuldig. "Naja. Bist du bereit, zur Tat zu schreiten?" Er deutete mit einer Kopfbewegung zu den Stufen, die zum Tempel hinaufführten.


    Es war bereits ein Tempeldiener hinzugekommen, der den Widder vorbereiten wollte.

    "Oh, äh, ja", sagte der Ianitor. Erschrocken trat er zurück. Ein Mitglied der Familie! Das konnte ja übel ausgehen. "Verzeih bitte, Dominus", sagte er demütig. Ob das wirklich ein Matinius war? Ja, konnte sein.. wie auch nicht. Aber die Gesichtszüge, vielleicht. Na, das sollte der Hausherr entscheiden! "Ich bin mir sicher, Dominus Matinius Agrippa wird dich empfangen. Folge mir bitte ins Atrium."

    Der Ianitor führte den matinischen Besucher in das weitläufige Atrium der Casa. Er war noch immer leicht angetan von dem Schrecken und dem Fehler, der ihm unterlaufen war. Hoffentlich würde der Besuch nichts erwähnen. Dann verließ er den Raum, um Agrippa zu holen.


    Plötzlich ertönte ein freundliches "Salve!" von der anderen Seite des Raumes, als Agrippa das vom Plätschern des Impluviums erfüllte Atrium betrat. "Ich habe etwas Wein und Gebäck aus der Küche holen lassen - ich hoffe du hast Zeit", sagte er mit einem Grinsen. Er schritt auf den Besucher zu, musterte ihn und schüttelte dann leicht den Kopf. "Ich muss sagen, dein Gesicht kommt mir bekannt vor. Aber erkennen kann ich dich nicht. Sag, wie ist dein Praenomen? Sind wir uns schon einmal begegnet?" Oh, da fiel ihm ein, er hatte sich ja noch gar nicht vorgestellt. "Ich bin Aulus Matinius Agrippa, ein Enkel von Publius Matinius Agrippa." Einer seiner vielen Enkel.

    Der Ianitor ließ sich Zeit. In letzter Zeit war hier herzlich wenig losgewesen und so überraschte ihn das Klopfen an der Porta. Dass er auf einmal wieder arbeiten musste, das war ja unerhört! Hatte er sich doch auf einen gemütlichen Nachmittag mit einem (aus der Küche gestohlenen) Becher Wein gefreut. Nun denn, seiner Pflicht würde er nachkommen müssen! Er erhob sich von seinem Hocker, verstaute irgendwo den Becher Wein, streckte sich und stöhnte leise - und öffnete schließlich mit einem freundlichen, gutmütigen Lächeln die Porta.


    "Salve!", krächzte er. Er war ja schon alt, in die Jahre gekommen. "Womit kann ich dir weiterhelfen?"

    "Ah, ja...", äußerte Agrippa als Reaktion auf die eigenartige Sprechweise seines Gegenübers. Auf dem Land weilte sein Patron also zur Zeit, so also. Hm, wäre er doch besser mal zur Salutatio gegangen! "Sein Cousin vertritt ihn, ja?" Ob der ihm weiterhelfen konnte? Iulius Dives - nie gehört! Natürlich musste man auch sagen, dass Agrippa ein Ignorant war in Sachen Wer ist wer in Rom? Und ein, zwei Stunden warten, nein, das wollte er nicht. "Nein, lieber nicht. Aber vielleicht schaue ich die Tage bei der Salutatio vorbei. Richte meinem Patron nur aus, dass ich hier war, wenn du ihn siehst." Agrippa wand sich um, und ging.

    Lange hatte Agrippa nichts mehr von seinem Patron gehört. Er hatte beschlossen, diesen in seinem Haus aufzusuchen. Wenn er nicht da war, konnte ihn wenigstens die Verwandschaft des Iuliers darüber informieren, wo sich der Senator denn aufhielt oder was ihn so beschäftigte.
    Es war mittag, als er an der Porta anklopfte. "Salve, ich suche den Senator Iulius Centho. Ich bin sein Klient Aulus Matinius Agrippa", sagte er dem Ianitor, nachdem dieser die Tür geöffnet hatte.

    Der Senator beobachtete das Gebäude einige Augenblicke und kam zu seinem Schluss. Gut, Agrippa wusste, dass der Tempel nicht gut aussah. Aber schnell handeln? Das hatte er nicht für nötig gehalten! "Dann bin ich froh, dass ich dich aufgesucht habe, Curator. Ich hätte nicht gedacht, dass solche Eile vonnöten ist." Seine nächste Sorge galt dem reibungslosen Kultablauf im Tempel. "Du sagtest - als ich das Moos erwähnte -, dass Wasser eingetreten sein könnte. Werden die Arbeiten auch im Inneren des Tempels stattfinden müssen? Nicht dass wir unerwartet bei einer Zeremonie unterbrochen werden!", sagte Agrippa mit einem Lächeln.


    Es war schon der Nachmittag eingetreten, die Sonne machte sich auf den Rückweg. Und Agrippa gelüstete es nach einem kleinen Imbiss. "Darf ich dir einen Becher Wein anbieten? Oder etwas Gebäck?" Der Curator sollte mit seinem Expertenblick weiter den Tempel begutachten, da war etwas im Magen bestimmt hilfreich.