Beiträge von Iullus Helvetius Curio

    Offenbar war Curio mitten in den Eröffnungstrinkspruch für den heutigen Abend geraten, sodass er Alpina, Licinius und seine Frau erstmal zu Ende sprechen und ihre Trinksprüche beenden wollte, bevor er auf die an ihn gerichteten Fragen antwortete, bevor seine Frau an ihn herantrat, ihren Blick allerdings auf Alpina und den Präfekten gerichtet.


    Nein, nein, nur ein wenig länger als gedacht.


    sagte er ruhig zu ihr, legte ihr kurz liebevoll seine freie Hand auf den Unterarm und wandte sich dann an den Iulier.


    Ja, genau, ich komme direkt aus der Curia, wo eine Sitzung des Ordo decurionum stattgefunden hat. Leider ist sie zeitlich ein wenig aus dem Ruder gelaufen, weil einer der Decurionen bei seiner Rede kein Ende gefunden hat.


    erklärte der Helvetier und trank nun ebenfalls einen Schluck aus dem Becher. Es war halt alles sehr unglücklich verlaufen, zumal der Antrag sicherlich durchgegangen wäre, nur leider praktisch totgeredet worden war.


    Wenn du also mal in die Verlegenheit kommst, mit Decurio Seppius Frugi eingeladen zu werden, stell dich auf lange Reden von ihm ein.

    Eigentlich hatte Curio ja schon früher nach Hause kommen wollen, um die heutigen Gäste persönlich in der Casa willkommen zu heißen, doch war die Contio des Ordo decurionum in der Curia mal wieder ein wenig ausgeartet und hatte erst beendet werden können, als der amtierende Duumvir dem dauerredenden Decurio schließlich das Wort abgeschnitten hatte, weil die Sitzung aus rituellen Gründen hatte beendet werden müssen. Spaßeshalber hatte Curios Sitznachbar ihm noch zugeraunt, dass er ja als amtierender Pontifex die Vorzeichen für ungenügend erklären konnte, um dem Amtskollegen das Wort abzuschneiden, doch hatte sich der Helvetier darauf natürlich nicht eingelassen. Dummerweise hatte sich der Decurio damit allerdings seinen eigenen Antrag blockiert, der wohl zweifellos eine Mehrheit der anwesenden Decuriones auf sich hätte vereinigen können, wäre er denn zur Abstimmung gekommen. Tja, dumm gelaufen, konnte man da nur sagen, doch war der Helvetier dadurch in die Verlegenheit geraten, den Beginn der Cena zu verpassen, da er in seiner Toga sicherlich nicht so schnell zu Hause sein würde, wie eigentlich geplant, und auch nicht bereit gewesen war, sich eine teure Mietsänfte zu nehmen, nur weil einer seiner Amtskollegen die Regel nicht kannte, dass man über alles reden konnte, aber nicht über eine Stunde...


    Als Curio schließlich zu Hause ankam, war bereits das laute Lachen der Kinder durch die Öffnung des Atriums zu hören und da er mindestens ein Lachen nicht erkannte, mussten die Gäste also schon da sein, was ihm beim Eintreten durch Liam auch gleich nochmal bestätigt wurde. Curio nickte daraufhin nur, gab seinem Leibsklaven Acanthos die Anweisung, dass er bereits in das Schlafzimmer vorgehen und ihm eine Schale Wasser und eine gute Tunika herauslegen sollte, was er auch sogleich tat. Curio trat indes ins Atrium, wo die drei Kinder grade dabei waren, am Impluvium mit dem Wasser zu spielen. Der erste, der ihn erblickte, war sein Sohn, der auch gleich auf ihn zulief, ihn umarmte und ihm etwas umständlich erklärte, dass der iulische Lagepräfekt da war und das kleine dunkelblonde Mädchen dessen Tochter war. Curio wuschelte ihm lächelnd durch die Haare, freilich nicht ohne ihm noch mit einem väterlichen Schmunzeln zu verstehen gab, dass man seine Worte auch ordnen konnte, bevor sie aus einem heraussprudelten, bevor er auch Ursicina kurz in in die Arme schloss und der kleinen Iulia die Hand zur Begrüßung hinstreckte.


    Allerdings sollten die Kinder ohnehin unter sich bleiben, sodass er sich nun erstmal in sein Zimmer zurückzog, um von der doch eher unbequemen Toga in eine deutlich angenehmere Tunika wechselte und dann mit schnellen Schritten von seinem Zimmer über das Atrium ins Triclinium eilte, wo bereits die Getränke ausgeschenkt wurden.


    Salvete.


    grüßte er erstmal in die Runde und trat auf die drei Erwachsenen zu.


    Entschuldigt bitte meine Verspätung und die, Iulius, herzlich Willkommen in der Casa Helvetia.

    Mit konzetriertem Blick hatte der Helvetier den Aufmarsch der Soldaten verfolgt, der wie jedes Jahr an diesem Tag die doch recht stille Nacht um die Stadt erfüllte. Ntürlich trug auch er anlässlich des Feiertages seine niegenagelneue Toga Praetexta, die er sich angesichts seiner Wahl hatte schneidern lassen. Er kannte die Zeremonien bereits aus den letzten Jahren, auch wenn er sie bis jetzt noch nie von den Ehrenplätzen aus hatte verfolgen können. Auf der Ehrentribüne war grade genug Platz geschaffen worden für die e, die amtierenden Duumvirn der umliegenden Städte, die traditionell an diesem Tag ebenso anreisten wie kleinere Abordnungen aus den gallischen Provinzen, darunter insbesondere die jeweiligen Flamen, Stadtoberhäupter und auch Pontifices der übrigen Städte. Neben ihm stand der alte Racilius, der wohl seinem Zustand nach auch bald ersetzt werden musste, da er schon länger nicht mehr so wirklich auf dem Damm zu sein schien. Theoretisch hätte er auch noch eine Begleitung mitnehmen können und da seine Fraue ja ohnehin im Moment sehr kritisch mit solchen Veranstaltungen umging, hatte er überlegt, seinen Sohn mitzunehmen, sich letztlich aber dagegen entschieden. Vom Straßenrand aus konnte man immerhin jederzeit nach Hause, hier auf der Ehrentribüne war Anwesenheit Pflicht und Cornutus war dafür einfach noch zu jung, als dass er das gesamte Zeremoniell würde durchhalten können.


    Nun hatte Curio sich mit den übrigen Honoratioren erhoben, während die Soldaten ihre Opfergaben dem Feuer überantworteten. Mehrere Objekteflogen durch die Luft und immer wenn sie auf einen Holzscheit fielen, stoben orangene Funken in die Höhe, als würde die Götter sich gleich nach der Übergabe ihren Teil des Opfers einverleiben. Sein Blick glitt mustern über die flackerig erleuchteten Gesichter der Soldaten, erkannte den iunischen Alapräfekten der Secunda, aber auch den iulischen Lagerpräfekten der zweiten Legion. Viele ihm unbekannte Gesichter, aber auch das eine oder andere bekannte Gesicht von Soldaten, die er über seinen Bruder kennengelernt hatte. Irgendwo dort musste auch Tullus Minor mitmarschieren, doch konnte Curio ihn grade noch nicht ausmachen.

    Es dauerte nur kurze Zeit bis Curio seiner Familie ins Triclinium folgte, wo der große Holztisch bereits für das Abendessen vorbereitet war. Als er den Raum durch die dicken und schweren Vorhänge betrat, die ihn in den kühlen Monaten von der Kälte im Atrium abrschirmten, hielt er einen Augenblick inne und betrachtete seine kleine Familie. Der kleine quirlige Cornutus, der jetzt grade ein paar Momente ruhig neben seiner Mutter saß, die sich grade wohl kräftig mit ihm ausgetobt hatte, seine Tochter auf dem Schoß seiner Frau, etwas befremdet, aber dennoch schüchtern mit den geflochtenen Haaren ihrer Mutter spielend und schließlich Runa. Ihre tiefblauen Augen strahlten ihre Kinder an. Sie hatte sich zweifellos verändert, ob zum Guten oder zum Schlechten, das würde die Zeit zeigen müssen, doch letztlich waren da immer noch Momente, bei denen deutlich wurde, dass sie nicht zur Gänze eine unantastbare germanische Seherin war, sondern sie letztlich immer noch die Frau war, die er liebte. Und dennoch hatte ihr Vertrauensverhältnis in den letzten Monaten gelitten, nicht nur durch ihre Alleingänge, sondern auch durch seine längere Abwesenheit. Sie würden wohl daran arbeiten müssen.


    Langsam ging Curio an den Tisch, drückte zuerst seinem Sohn und dann seiner Tochter Küsse auf ihre Stirn und setzte sich dann neben seine Frau.


    Magst du darüber reden, was du in Gernanien gemacht hast?


    fragte er, nahm sich etwas Fleisch und Gemüse auf seinen Teller und blickte sie interessiert an.


    Cornutus und Camilla möchten sicher auch ein paar Geschichten hören, nicht wahr?

    Caius Iulianus Acco


    Der Aedituus hörte der jungen Frau gut zu, nickte an manchen Stellen verstehen oder zustimmend und schüttelte an anderen Stellen den Kopf.


    Dan bestelle doch deiner Freundin erstmal die besten Wünsche des Iuno-Kultes. Doch ja, deine Gedanken sind durchaus richtig. Ich würde diesem Fall auf ein blutiges Opfer verzichten, stattdessen aber zu einem größeren unblutigen Opfer mit Gemüse, Blumen, Opferkuchen und Wein als Opfergaben durchführen. Sowohl Alemona, wie auch Iuna und Lucina nehmen sehr gerne auch solche Opfergaben an, wenn es u komplizierte Schwangerschaften geht.


    führte der Aedituus aus und wartete ab, ob die Tiberia vielleicht sogar um Hilfe beim Einkauf der Opfergaben haben wollte.



    Curio nickte. Bis zu einer möglichen Kandidatur konnte ohnehin noch so viel passieren, das abseits der Tätigkeit Silvanas lag, sodass er es reichte, sich zum jetzigen Zeitpunkt nur einen groben Überblick darüber zu verschaffen, welche Probleme damit noch verbunden sein würden. Zudem war es mittlerweile mehr als offensichtlich, dass seine Frau nun erstmal Ruhe brauchte und sich nach ihrer Reise nicht noch einer Diskussion stellen konnte, in der sie alle möglichen und unmöglichen Szenarien beleuchten würden. Dafür hatten sie noch Zeit.


    Die Kinder werden sich freuen... und... ich freue mich auch.


    antwortete er zurückhaltend auf ihren Vorschlag, dass die Familie die Nacht gemeinsam verbringen sollte. Doch auch dass sie zumindest für den Moment einen Waffenstillstand ausgerufen hatten, hieß noch nicht, dass sie alle Probleme hinter sich gelassen hatten. Es gab noch viel zu klären und sie würden nicht daran vorbeikommen, dies auch zu tun.


    Ja, wir sehen uns beim Abendessen. Ich muss noch ein paar Unterlagen durcharbeiten, dan komme ich dazu, wenn du fertig bist.


    fuhr er schließlich mit einem leichten Lächeln nach.

    Nachdenklich blickte Curio seine Frau an. Sie hatte gesehen, wie die Opfer hier im Haushalt vollzogen wurden und es hatte auch schon Opfer gegeben, die Curio abgebrochen hatte, weil entweder die Voraussetzungen icht erfüllt gewesen, etwas schiefgegangen war und er hatte auch schon negative Nachrichten an die Opferherren weitergeben, mit denen er zu tun gehabt hatte. Es kam doch immer auf den Opferherrn an, wie ein Opfer verlief.


    Du bist selbst ausgebildete Aeditua und in der Lage, Opfer auszuwerten. Als Opferherrin httest du zudem die volle Kontrolle über den Ablauf des Opfers. Allerdings wird es einige Kulthandlungen geben, an denen ich nicht teilnehmen darf, ich denke nur an den Kult der Bona Dea, den du durchführen müsstest. Es läge also alles in deiner Hand, wenn du dich dafür entscheiden würdest. Allerdings werden wir darüber ohnehin erst sprechen müssen, wenn ich mich später tatsächlich für eine Kandidatur entscheiden werde.


    führte er aus und erhob sich schließlich wieder. Offensichtlich müsste er in der nächsten Zei wohl doch nochmal besonders achtgeben auf Korruption im Cultus Deorum von Mogontiacum, ein weiterer Punkt, den er auf seine Liste würde setzen müssen.


    Dann zögerte er allerdings, als er die letzten Worte seiner Frau hörte, wandte sich zu ihr um und blickte sie einige Momente unschlüssig an, bevor er antwortete.


    Nein, du solltest die kommende Nacht bei den Kindern verbringen. Sie mussten schon zu lange auf dich verzichten. Allerdings, wenn es dir lieber ist, werde ich zumindest heute Nacht selber im Gästezimmer schlafen.

    In den frühen Morgenstunden brachte Curios Sklave Acanthos folgenden Aushang am Forum an.


    AUDITE! AUDITE! AUDITE!


    Im Auftrage des Collegium Pontificium von Mogontiacum werde ich in den kommenden Wochen


    alle religiösen Kultvereine


    unserer Stadt aufsuchen, um mich über die ordnungsgemäße Durchführung der Kultveranstaltungen und Rituale auf dem Laufenden zu halten.


    In diesem Sinne bitte ich alle religiösen Kultvereine darum, mir eine Einladung mit einem selbstbestimmten Termin zukommen zu lassen.


    Iullus Helvetius Curio
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    Wieder hörte Curio genau zu, was seine Frauzu sagen hatte, doch wurde nun wohl immer deutlicher, dass es auch ein recht pragmatisches Problem stellte. Wenn sie selbst keine Opfer nach dem römischen Ritus mehr durchführen wollte, fiel sie in Zukunft als Opferherrin komplett aus, aber auch als Herrin über sonstige rituellen Handlungen römischer Ausrichtung. Als Frau eines einfachen Lokalpolitikers kam man damit vielleicht noch durch, als Frau eines Amtsträger jedoch wurde es da schon schwieriger.


    Dann werden wir wohl nochmal ersthaft darüber sprechen müssen, ob eine Kandidatur für Duumvirat überhaupt noch sinnvoll ist. Ich werde dich jedenfalls nicht in die Verlegenheit bringen, ein Opfer ausschlagen zu müssen, weil du mit dem römischen Kult nichts mehr anfangen kannst. Aber es wäre auch wieder ein Problem der öffentlichen Meinung, wenn die Frau des Duumvirs römische Opfer ablehnt. Ich hoffe nur, dass das alles nichts daran ändern, dass du auch weiterhin an den Grundzügen der römischen Religion festhältst und nicht komplett mit ihr brichst?


    Ein wenig fürchtete sich der Helvetier schon vor der Antwort, weil es das Fundament jeglicher öffentlichen Diskussion in der Zukunft sein würde. Es war das eine, wenn die Frau eines römischen Amsträgers ihre germanischen Wurzeln pflegte, doch war es etwas komplett anderes, wenn sie dafür die römische Religion komplett ablehnte.


    Ich kann zur Manipulation nichts sagen. Leider gibt es immer schwarze Schafe und wenn du als Opferherrin sagst, dass du das nicht haben willst, wird das sicherlich auch nicht getan. Aber ich will dich hier in nichts reinreden.


    Man konnte es durchaus Hilflosigkeit nennen, wenn Curio so sprach, zumal er ja ohnehin in der letzten Zeit nicht hiergeweser war und auch nicht sagen konnte, inwieweit diese Praktiken während seiner Abwesenheit genutzt wurden. Wenigstens bauten ihn ihre nächsten Worte ein wenig auf.


    Sag niemals nie, Runa. Es hieß auch, dass kein Bürger es wagen würde, einen amtierenden Aedilen anzugreifen und du weißt, wer vor einigen Monaten den Boden in Alpinas Taberna Medica vollgeblutet hat, nicht wahr? Wir haben zu viel gesehen und erlebt, als dass ich ein solches Thema auf die leichte Schulter nehmen würde. Da muss nur mal jemand was gegen unsere Familie haben oder die Situation an der Grenze destabilisieren wollen - da wärest du, alleine unterwegs im Vertrauen auf den Schutz der Germanen ein viel zu leichtes Opfer.


    Curio schluckte. Es war zu viel passiert und er könnte nicht damit leben, wenn seine Frau irgendwann tot aus einem Straßengraben gezogen werden würde.


    Allerdings haben wir in der nächsten Tagen noch genug Zeit, darüber zu sprechen. Du siehst erschöpft und müde aus und ich glaube, dass du dringend ein warmes Bett brauchst. Ruh dich jetzt erstmal aus, erhol dich und dann werden wir sehen, was die nächsten Tage für uns bereithalten.

    Die Umarmung tat nicht nur Silvana gut, auch Curio war das erste Mal seit seiner Rückkehr wieder deutlich entspannter. Die ganzen Tage, in denen sie weggewesen war, hatten ihm zu schaffen gemacht, ebenso wie Silvana wohl während seiner Abwesenheit auf dem Landgut gelitten haben musste. Curio war froh, sie nun wieder bei sich zu wissen, spürte ihre Kopf an seiner Schulter und auch wenn immer noch gewisse Zweifel in ihm bestanden, wusste er doch, dass sie zusammengehörten und das nun schon über Jahre hinweg ein ums andere Mal bewiesen hatten. Sie waren ein Team und trotz aller größeren und kleineren Meinungsverschiedenheiten, hatten sie es doch immer geschafft sich zusammenzurufen, weil sie wussten, dass sie zusammen stärker waren.


    Für ein paar Augenblicke blieben sie so nebeneinander sitzen, bis sich Silvana aufrichtete und nochmal kurz in ihren Augen und ihrem Gesicht die junge Frau aufblitzte, die er ausgebildet und geheiratet hatte, doch schließlich wurde sie wieder ernst. Ihre folgende Erzählung hörte sich der Helvetier dann mit ernstem, aber verständnisvollem Gesicht an. Er verstand nicht alles, was sie sagte, aber letztlich merkte er schon, dass es wohl nun zu jenem Szenario kam, dass sich über Jahre hinweg angekündigt hatte.


    Nein, das kann wirklich kein Zufall sein. Aber dann ist es wohl nun soweit, nicht wahr?


    antwortete er nach ihrer Erzählung und einer kurzen Pause, in derer seine Gedanken ordnen musste. Es würde mit Sicherheit diverse Probleme geben, die Vorwürfe würden noch zunehmen, je offener sie ihre germanische Herkunft auf Kosten des römischen Lebensweise voranstellen würde.Wahlkämpfe würden schwieriger werden, Angriffe im Ordo decurionum häufiger. Curio atmete durch, drückte dann aber die Hand seiner Frau leicht.


    Es wird viel Unverständnis geben. Etwas, das ich auch im Moment noch nicht absehen kann. Nichtsdestotrotz muss ich Fragen, inwieweit du in deiner neuen Rolle damit umgehen kannst, die Frau eines römischen Politiker und Priesters zu sein, die auch römische Kulthandlungen auszuführen hat und sich an seiner Seite nicht allein als germanische Seherin zu zeigen.


    Es war eine Sache, ob Curio ihr die Freiheit gab, sich in ihrer neuen Rolle zu betätigen, aber eine komplett andere, dass sie diese Rolle nicht allein ausübte. Sie waren verheiratet, Ehefrauen hatten in höheren Ämtern ebenso Verpflichtungen wie die Männer, auch wenn sie vornehmlich kultischer Natur waren.


    Und noch etwas anderes: Ich weiß, dass Seherinnen angesehen sind, aber dennoch... ich habe Bauchschmerzen dabei, die komplett allein losziehen zu lassen. Es gibt nicht nur germanische Banden in der Umgebung, sondern auch solche, die mit dem Glauben an die Seherinnen nichts zu tun haben.

    Silvanas Worte trafen ihn hart und es war noch schlimmer, dass sie ihre Gedankenziemlich genau aus dem herausgezogen hatte, was Curio ihr soeben noch an den Kopf geworfen hatte. Er sah, wie sie sich von ihm abwandte, hörte, wie ihre Stimme dünner, brüchiger und zittriger wurde. Eigentlich hatten sie sich nur Sorgen umeinander gemacht und während sie sich entschieden hatte, diese zu verdrängen, in dem sie ihre Aufgaben übernommen hatte, war die Sorge bei ihm in Ärger auf sie übergegangen. Dabei baute bei ihnen beiden doch alles aufeinander auf. Eigentlich war es einfach, vielleicht aber auch zu einfach, und weil der Helvetier Dinge nunmal gerne verkomplizierte, waren sie nun erneut hier gelandet. Die Ruhe und Stärke seiner Frau brach derweil in wenigen Momenten vollkommen in sich zusammen. Von der selbstbewussten und in sich ruhenden jungen Frau, war nun nicht mehr viel übrig, als schluchzend auf der Bank platznahm. Curio zögerte einen Moment, trat dann aber an die Bank heran, setzte sich zu ihr und schloss sie in die Arme.


    Ich bin froh, dass du wohlauf bist, mein Herz.


    sagte er leise und zog sie an sich heran. Abseits allen Streits und dem Ärger, den er sich gemacht hatte, war es eine Schwäche von ihm, dass er seine Frau nicht weinen sehen konnte.


    Du bist kein Klotz an meinem Bein. Ganz im Gegenteil ich wüsste ncht, ob ich soweit gekommen wäre, wenn du nicht bei mir wärest.


    fuhr er danach fort, nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte.

    Es gab Dinge, die getan werden mussten und auch wenn es vollkommen entgegen seiner Vorstellungen verlief, fertige Curio folgende Urkunde aus.


    IN NOMINE DECURIONUM POPULIQUE MOGONTIACI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ENTLASSE ICH


    Duccia Silvana


    MIT WIRKUNG VOM


    ANTE DIEM V ID SEP DCCCLXVII A.U.C. (9.9.2017/114 n.Chr.)



    AUS DEM DIENSTE DES CULTUS DEORUM ALS
    Aeditua - Mogontiacum




    Iullus Helvetius Curio
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    Wenn man dir so zuhört, könnte man fast glauben, dass du gar kein Interesse daran hattest, dass ich sie als meine Tochter annehme...


    antwortete er auf ihre ersten Worte giftig und wieder musste er sich in Bewegung setzen, damit er . Sie wusste also nicht, ob er es schaffte, sie anzunehmen? Nun, sie hätte einen Einfluss drauf gehabt, wenn sie ihn einfach mal kontaktiert hätte. Sie hatte die Zügel in der Hand gehabt und sie hatte ihre Entscheidungen getroffen und nun wirkt es doch allen Ernstes so, als wolle sie ihm hier die Verantwortung unterschieben. Kopfschüttelnd fiel sein Blick zurück auf seine Frau, die nun aufstand und ihrerseits ein Stück in den kleinen Garten hineinging. Curios Blick folgte seiner Frau. Ihre Aufmachung schmeichelte ihrem Körper nicht grade, sie war eher praktisch, auf Wärme ausgerichtet und offensichtlich dazu gedacht, ihre Bedeutung zu betonen. So wie die lokalen Politiker und Provinzgranden ihre Togen mit deutlichem Faltenwurf trugen, waren es bei ihr Pelze und germanische Schmuckstücke.


    Ich habe dich immer unterstützt, Runa. Bei allem. Ich war sogar mit dir bei diesem Druiden, was für mich, unter uns gesagt, nicht wirklich ergiebig war. Wir haben nach dem gemeinsamen Ritus geheiratet, was mir einige Fragen während der Wahlkämpfe eingehandelt hat, die ich allesamt abgewiegelt habe. Du konntest jederzeit die germanischen Kulte pflegen, ich hab sogar immer versucht, dich in deiner Tätigkeit als Godin zu bestärken. Verdammt, Runa, ich hab dich sogar noch vor dem Ordo decurionum verteidigt, als die vorgeworfen wurde, dem römischen Kult und damit der Provinzverwaltung ihre Autorität abzusprechen. Ich habe dabei Argumente benutzt, die ich von dir und deinem Vater gelernt habe. Und für all das wollte ich nicht mehr, als in deine Entscheidungen einbezogen zu werden. Du bist meine Frau, Runa, und auch wenn ich dir viele Freiheiten lasse, will ich wenigstens wissen, was du tust, nicht nur weil ich eine Person des öffentlichen Lebens bin, die sich sowohl für ihre eigenen Handlungen als auch für die Handlungen seiner engsten Umgebung rechtfertigen muss, sondern weil ich mir verdammt nochmal Sorgen um dich mache, Runa!


    Curio war im Rücken seiner Frau auf und abgegangen, hatte weiter auf sie eingeredet, hielt aber nun inne. Erneut bewegte sich sein Kopf hin und her, bevor er langsam neben sie trat.


    Je mehr du sagst, desto deutlcher wird der Gedanke, dass du allen Ernstes meine Loyalität dir gegenüber in Frage stellst und das finde ich ungerecht, Runa. Du warst diejenige, die entschieden hat, mich auszuschließen von deinen Entscheidungen und dann wunderst du dich, wenn ich mich Frage, wie weit es dann noch mit unseren Versprechen ist?

    Mit jedem Satz, den Silvana fiel es Curio schwerer seine Wut aufrechtzuhalten. Objektiv betrachtet hatte sie womöglich mit vielem recht, aber ihr Verhalten und ihr Auftreten jetzt grade waren es, die in solch einem krassen Gegensatz zu dem standen, was Curio von seiner Frau kannte. Und dennoch sorgten ihre ruhige Stimme, ihr offensives aber in keinster Weise provokantes Auftreten und nicht zuletzt ihre wunderschönen tiefblauen Augen dafür, dass seine Wut nicht nur an ihr abprallte, sondern auch zunehmend an Nahrung verlor. Die Wut, die Curio grade noch erfasst hatte, löste sich auf und zurück blieb nur Trotz, kindischer Irrationaler Trotz darüber, dass hier irgendwas nicht stimmen wollte.


    Ich habe Sie Camilla genannt, da du ja der Ansicht warst, dass sie keinen römischen Namen braucht. Dass das als Tochter eines Helvetius Unsinn ist, dürftest du ja selber wissen.


    sagte er und wandte den Blick kurz von ihr ab, um in den dämmernden Himmel zu blicken. Sie redete die ganze Zeit von Aufträgen von ihrer Bestimmung, von Seherinnen und Stammeshäuptern. Und das beste: Sie wollte auch in Zukunft so weitermachen. Nicht genug, dass sie ihre Familie also einmal verlassen hatte, sie würde es auch ein zweites, drittes und viertes Mal tun.


    Was soll das denn bitte für eine Bestimmung sein, die du dir hier selber zuschreibst? Was glaubst du denn? Dass die Germanen jenseits des Limes auf dich hören, wenn du beim nächsten Mal nicht die gewaltige Macht einer römischen Legion in deinem Rücken hast?!

    Es war nicht so wirklich das, was sie sagte, sondern eher wie sie es sagte, was Curios Stimmung weiter sinken ließ. Sie war praktisch schon tief im Orcus angekommen und trotzdem er seit jeher unter dem Grundsatz der Selbstbeherrschung aufgewachsen und sich diese auf die Fahne geschrieben hatte, entgleisten ihm seine Gesichtszüge nun vollkommen. Er machte einige Schritte auf und ab, bevor er wieder vor seiner Frau stehenblieb. Kurz blieb sein Blick an ihren Augen hängen, diesen wunderschönen blauen Augen, in die er bisher immer einfach nur tief eingetaucht war, und auch wenn sie ihnen einen kurzen Moment fesselten, vermochten sie nicht, ihn von seinem eigentlichen Problem abzubringen.


    Du bist vorausgezogen... ALLEINE?


    Hier wurde er nun das erste Mal laut und wieder brauchte er einen Moment, in dem er sich wieder beruhigte. Er konnte nicht glauben, was sie sagte und wirklich, wirklich nicht, mit welcher Selbstverständlichkeit sie diese Worte aussprach.


    Du bist also nicht auf Bitten der Legion gegangen, sondern aus deiner eigenen Entscheidung heraus. Und damit nicht genug, sondern du lässt auch noch bewusst unsere Tochter kurz nach ihrer Geburt alleine zurück und hältst es nicht mal für nötig, mir deswegen bescheid zu sagen. Habe ich das so richtig verstanden?!


    Vollkommen ungläubig stand er vor seiner Frau und erst jetzt verstand er auch den Rest ihrer Worte.


    Diese Entscheidung hat dein Vater dir bereits abgenommen. Ich werde deine Entlassung aus dem Cultus Deorum in den nächsten Tage in die Wege leiten, zumal es ja auch dein eigener Wunsch ist.

    Curios Wut prallte an Silvana ab wie an einer massiven steinernen Mauer. Sie blieb vollkommen ungerührt von seinen Worten und genau das machte den Helvetier noch wütender. Sie tat ja grade so, als wäre sie nur mal eben für ein paar Stunden auf dem Markt gewesen oder als hätte sie eine Freundin auf der anderen Seite der Stadt besucht. Dabei war sie tagelang, wochenlang einfach verschwunden, hatte ihre Tochter einfach so zurückgelassen, als wäre sie ein überflüssiger Sack Getreide und all das, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, ihm bescheid zu sagen, oder, nein, eigentlich war es sogar noch schlimmer, es sogar aktiv und bewusst zu weigern, ihn zu informieren. Dabei waren sie doch verheiratet und selbst wenn er nicht hier gewesen war, sie hätte ihn doch jederzeit auf dem Landgut erreichen können. Es war für den Helvetier abseits jeder für ihn nachvollziehbaren Entscheiden, was in den letzten Wochen hier passiert sein musste, dass es für ihn schlicht nicht greifbar wurde. Dass nun ausgerechnet auch noch Silvana den Vorschlag machte, hinauszugehen, war nur ein weiterer Hinweis darauf, wie sehr er eigentlich die Bodenhaftung verloren hatte.


    Curio ließ seiner Frau Vortritt und folgte ihr schließlich in den Garten, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Während Silvana sich abe setzte, blieb Curio stehen, blickte sie an, öffnete den Mund schloss ihn dann aber gleich wieder. So viele Gedanken und Fragen schossen durch seinen Kopf, sodass er nicht mal wusste, wo er anfangen sollte. Letztlich fand er dann aber doch seine Sprache wieder.


    Als erstes möchte ich wissen, welcher Legionsoffizier sich erdreistet hat, dich gebeten hat, mit nach Germania zu nehmen, ohne mir auch nur die kleinste Nachricht darüber zukommen zu lassen.


    In der Tat ging es erstmal darum, herauszufinden, welcher Legionsoffizier die Frechheit besessen hatte, sie überhaupt zu fragen, die Stadt zu verlassen, obwohl sie erst vor kurzem ihr Kind zu Welt gebracht hatte und das, ohne ihren Mann und den Vater des Kindes in diese Entscheidung miteinzubeziehen.

    Grabmäler und Häuser sind reines Rollenspiel. Allerdings sollte es natürlich immer einigermaßen realistisch ablaufen. Wahrscheinlich hat Caesoninus nicht schon gleich eine riesige Villa und riesige Grabmäler bekommen natürlich auch eher Leute, die schon irgendwas erreicht haben.
    Wenn du Caesoninus also nicht in die Domus Iulia einziehen lassen willst, kannst du einfach einen neuen Thread im Unterforum der Wohnungen eröffnen, ein eigenes Unterforum gibt es aber pro Stadt nur einmal pro Gens. :)

    Curios Herz setzte einen Schlag aus, als seine Frau den Raum betrat. Natürlich erkannte er sie gleich wieder, denn solange waren sie ja nun auch nicht voneinander getrennt gewesen. Dennoch war da etwas, nein, sogar sehr viel, was ihn an ihr irritierte. Zu vorderst natürlich die Aufmachung, das fremde, rein germanische in ihrem Auftreten, aber auch eine gewisse, ihm vollkommen unbekannte Aura, die um sie herum regelrecht zu schimmern schien. Curio schaute ihr fest in die Augen und hielt ihrem Blick, der zu seiner Verwunderung zugleich distanziert wie verständnisvoll und wissen zu sein schien. Es verwirrte ihn und gleichzeitig merkte er, wie langsam die Wut über ihr Verhalten hochkochte. Ganz automatisch pressten sich seine Lippen zusammen, als sie ihn mehr als nur ein wenig distanziert grüßte und sich dann in Bewegung setzte, um zu der Wiege ihrer gemeinsamen Tochter ging.


    Sie ist grade erst eingeschlafen, weck sie bitte nicht auf.


    sagte er leise mit erzwungener Selbstbeherrschung und erneut biss er sich auf die Lippen, als sie das Mädchen in ihrem germanischen Dialekt ansprach, den Curio natürlich nicht gut genug verstehen konnte, um im einzelnen zu wissen, was sie sagte. Und mit jedem Moment, in dem Silvana so tat, als wäre alles schon richtig so, wie es gelaufen war, fiel es Curio schwerer, seinerseits ruhig zu bleiben. Ihre Feststellung schlug dem Fass schließlich den Boden aus und der Helvetier atmete gepresst ein und aus, um nicht gleich seinem Ärger Luft zu machen, um die Kleine nicht wieder aufzuwecken und sie danach nicht mehr in den Schlaf zu bekommen.


    Darauf kannst du Gift nehmen...


    zischte er schließlich und blickte sie herausfordernd an.